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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

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April-Heft
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Franck, Hans: Metanoeite
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0621

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MET ANOEITE

HANS FRANCK

Er war bei Tieren fast zum Tier geworden.
Jahraus, jahrein schlief er, wo der Schakal
sein Haupt hinlegt. Dem Tiger, der vom Morden
heimkehrte, hatte er das Opfer mal
um mal aus seinem Maule fortgerissen
und, zu besänftigen des Hungers Qual,
in seine blutige Beute sidr verbissen.
Denn viele Tage kam in seinen Mund
nidrt Trank, nicht Speise, da er, gottbeflissen,
des Leibes vergaß. Erst wenn, gleidi einem Hund,
der Darbende an seiner Kette knurrte,
warf er ihm Fressen vor: Heusdirecken und
Gewurzel, das er aus dem Boden purrfe.
Auch kletterte er wohl auf einen Baum
und leckte — von der Wut, die ihn umsurrte,
nidrt angefochten — gleich dem Bären, Sdraurn
am Munde, Honig aus zerbrochenen Waben.
Das Fell um seine Lenden deckte kaum
die Blöbe zu. Wie — immerhungrig — Raben
bei Pag, bei Nadrt nur Eine Frage krächzen:
frug er, die Seele mit Speis und Trank zu laben,
ein Einziges — mit Jubel heut, mit Ächzen
morgen — hinauf in Gottes HimmelFWann??
Wann wird ER kommen? ER, den wir erlechzen
wie eine Braut den langgeliebten Mann.
Damit ich SEINE Wege recht bereite —
gib Antwort mir: Wann wird ER kommen? Wann???'
Und eines Morgens flammte in die Weite
ringsum von seinen Firnen (er stand da
gleidr einem Berge in der Blachfeldbreite
der Menschen):'Merkt auf! Das Flimmelreidr ist nah!!
Metanoeite!!!'

„Tut BufeE tönten Widerhall die Tiefen.
„Tut BuljeE sprang es von den Höhn herab.
„BuheR — das Schluchzen Derer, die da sdiliefen.


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