Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0504
DOI Heft:
März-Heft
DOI Artikel:Bötticher, Hermann von: Unveröffentlichte Scenen aus einem Maria Stuart-Drama
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HERMANN VON BOETTICHER
UNVERÖFFENTLICHTE SCENEN AUS EINEM
MARIA STUART-DRAMA*
ERSTER AKT
ERSTE SCENE
Schloß Holyrood (Staatszimmer)
Der englische Gesandte, Lord Randolph, neben Maria. Lord Lefhing-
ton und James Stuart, Earl of Moray abseits wartend.
Maria: (: mit ruhiger, leiser Stimme:)
Lord Stuard, Earl of Moray, und Lord Lethington
warum verschwören Sie sidi hinter meinem Rücken?
Lethington und Moray:
Wir?
Maria:
Randolph:
Wollt Ihr es leugnen, meine Freunde?
Nun? — Doch nicht! Es hat auch keinen Sinn. —
Lord Randolph, treten Sie hinab zu Ihren Freunden;
idi habe Ihnen Dreien in aller Offenheit etwas zu sagen:
Die Königin von England, meine Schwester, hat,
die, wie Sie alle wissen, idi sehr innig liebe,
mir ihren Vetter, Stuart, zum Gemahl geboten.
Zwar ist's schon lange her, ich glaube fast, —
nun edler Randolph?
Länger als vier Wodien,
ja, länger als vier Wodien.
Maria:
Randolph:
Maria:
Länger als
vier Wodien. Gewiss ’ne lange Zeit! Nun aber, da
idi Darnley, Ihren Vetter Stuart, wirklidi
in meiner Macht besitze und ihn liebe,
fürchtet Elisabeth, die vielbesorgte Schwester,
dal} auch durdi ihn, weil er voll Anhang
nicht nur in Schottland, nein auch in England ist,
mir gröRre Macht erwüchse als ihr dienlich —
wie sie dies schon — Sie wissen’s Lords, — durch den
Infant von Spanien und den Erzherzog befürchtet, —
und bietet deshalb nun, — horcht auf, ihr Schotten —
mir durdi Lord Randolph, diesen edlen Briten,
Lord Dudley, Lcicester, ihren Buhlen zum
Gemahl —
Herrin —
Schweigt Lord! — Wenn Sie in meinem Aug’
jetd Tränen sehen, ist es nicht, weil Amy Robsart,
* Zwei Scenen aus dem vierten Akt des gieidien Dramas wurden mit der bekannten Wirkung am ersten FEUER-Abend vom Dichter vorgelesen.
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UNVERÖFFENTLICHTE SCENEN AUS EINEM
MARIA STUART-DRAMA*
ERSTER AKT
ERSTE SCENE
Schloß Holyrood (Staatszimmer)
Der englische Gesandte, Lord Randolph, neben Maria. Lord Lefhing-
ton und James Stuart, Earl of Moray abseits wartend.
Maria: (: mit ruhiger, leiser Stimme:)
Lord Stuard, Earl of Moray, und Lord Lethington
warum verschwören Sie sidi hinter meinem Rücken?
Lethington und Moray:
Wir?
Maria:
Randolph:
Wollt Ihr es leugnen, meine Freunde?
Nun? — Doch nicht! Es hat auch keinen Sinn. —
Lord Randolph, treten Sie hinab zu Ihren Freunden;
idi habe Ihnen Dreien in aller Offenheit etwas zu sagen:
Die Königin von England, meine Schwester, hat,
die, wie Sie alle wissen, idi sehr innig liebe,
mir ihren Vetter, Stuart, zum Gemahl geboten.
Zwar ist's schon lange her, ich glaube fast, —
nun edler Randolph?
Länger als vier Wodien,
ja, länger als vier Wodien.
Maria:
Randolph:
Maria:
Länger als
vier Wodien. Gewiss ’ne lange Zeit! Nun aber, da
idi Darnley, Ihren Vetter Stuart, wirklidi
in meiner Macht besitze und ihn liebe,
fürchtet Elisabeth, die vielbesorgte Schwester,
dal} auch durdi ihn, weil er voll Anhang
nicht nur in Schottland, nein auch in England ist,
mir gröRre Macht erwüchse als ihr dienlich —
wie sie dies schon — Sie wissen’s Lords, — durch den
Infant von Spanien und den Erzherzog befürchtet, —
und bietet deshalb nun, — horcht auf, ihr Schotten —
mir durdi Lord Randolph, diesen edlen Briten,
Lord Dudley, Lcicester, ihren Buhlen zum
Gemahl —
Herrin —
Schweigt Lord! — Wenn Sie in meinem Aug’
jetd Tränen sehen, ist es nicht, weil Amy Robsart,
* Zwei Scenen aus dem vierten Akt des gieidien Dramas wurden mit der bekannten Wirkung am ersten FEUER-Abend vom Dichter vorgelesen.
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