Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur (1.1919/1920)

HERMANN ESSIG
MIRA
TRAGÖDIE IN 5 AUFZÜGEN
SZENE AUS EINEM UNVERÖFFENTLICHTEN DRAMA

Konsul:
Mira:
Konsul:
Mira:
Konsul:
Mira:

Konsul:
Mira:
Konsul:
Mira:

Konsul:
Mira:
Konsul:
Mira:
Konsul:

EIN BLUMENGESCHMUCKTES ZIMMER
(Der Konsul triff ein)
Du bist allein hier? So komme doch gleich mit mir herein zur Hodrzeif. (Er zieht
Mira empor.)
(geht einen kleinen Sdrritt, den Kopf auf seine Sdrulter gelegt) Dinas 1 odrfer ist
schon gestorben.
So jung? Das ist freilich tief ersdrütfernd.
Wenn man das alles vorher geahnt hätte, so lebte sie nodr und würde ihr Kind
säugen.
Du muht Dich damit trösten. Immer und überall bringt die Unwissenheit das Ver-
hängnis.
Es ist sdrauerlidr, dah Du redrt hast. Aber warum legt sidr das Sdricksal über uns
wie ein sdrwerer schwarzer Vorhang? Warum fällt dieser oder jener sinnlos einem
Mörder in die Hände? Wenn dem Mörder seine Untat nidrt einmal zum Ziele hilft.
Es ist alles eine FTigung.
hügung, Sdricksal, Verhängnis, ach die viel gefundenen Worte! Lind unser glänzender
Verstand bleibt der Knedrt seiner eigenen Kinder.
So ist es wohl. Nun komme.
Du nimmst das so leidrf hin. Wübtesf Du aber, wie idr mir Vorwürfe mache. Die
Hand, unter der die Seele wie ein Vögeldren entflog, war von mir dahin geschickt
worden.
Wenn Du das denkst, so würde uns mandimal die wohlgemeinteste Hilfe schuldig
nradren. Wir hätten dann kein Redrt mehr, nur eine Viertelstunde lang fröhlidr zu sein.
Nein. Idr glaube, dah das Blut Radre schreit, wo es gewaltsam vergossen wird.
Das ist selbsfverständlidr.
Es kann also niemand Ränke spinnen, unr seinem Unglück zu entgehen.
Nein, ebensowenig wie man mit künstlichen Mitteln das Glück dauerhaft nradren kann.

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