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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

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Herrmann-Neiße, Max: Sechs Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0044

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SECHS GEDICHTE.

Max Hermann-Neilse,

VISION.


I Ppf URGHS offne Fenster dunkelt die Beschwörung
ä Mit der der Einsame die Wolke lockt,

Vom starren Himmel wird ihm nicht Erhörung
Die Welt hält ein, das Lied der Sterne stockt.
Der Gasse sdiwarze Giebel rücken enger,
Dah kein Gelüst die Sphären mehr vernimmt,
Geblendet schweigen um den Elendssänger
Die Bodenluken, wo der Selbstmord glimmt.
Ihm graut, und plöhlidr sieht er leidverloren
Ein Weib an seiner Brust, einsam wie er,
Und aus der Wolke, die sein Ruf besdiworen,
Durdibohrt sie beide eines Dämons Speer.

GOTTES BOTE MEIDET MEINEN HERD.


ER Bote Gottes bringt den brüderlichen
Entsühnungskuh wie einen Keldi aus Eden:
Und Reinheit rankt sich um die lüderlichen,

Wider, die eigne Scham verlognen Reden.
Er hat ein Lied aus Silber, das im weihen
Wallen des Monds jungfräulich Witwen weidet;
Mord muh zur Hölle, bis für seine heihen
Habfluten Gottes Bote liebend leidet.
Er gibt mir wieder, was ich schon vergab:
Die Bilder, die ich gestern wunsdilos fühlte,
Abgrund der Gegnerschaft und der Vernichtung HaE
Bald werd; idi sdilagen. Zuditlos aus der Zeit,
Die mir nicht Kummer nodr Ekstase kühlte,
Verstohcn. Gottes Bote weht vorüber — weit mir — weit.

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