Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0371
DOI Heft:
Februar-Heft
DOI Artikel:Osthaus, Karl Ernst: Renoir,1, Erinnerungen an Renoir
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0371
Auguste Renoir
Ölgemälde, Besitzer August Heye, Bremen
Stilleben'
RENOIR
i.
ERINNERUNGEN AN RENOIR
Karl Ernst Osthaus
Spät war es, im Frühling 1913, als ich Renoir kennen lernte* Der weite
Weg nach Cagnes hatte die Begegnung immer wieder verhindert. Aber ein
Jahr zuvor hatte der Wunsch, ein spätes Bild zu erwerben, meine Gattin zu
ihm geführt. Aus dieser ersten Begegnung war eine Freundschaft erwachsen.
Sie kehrte im selben Jahr nochmals nach Cagnes zurück, und damals entstand
ihr Porträt, das heute im Folkwang hängt. So war ich eingeführt, als ich zum
ersten Mal vor ihn trat, um die Hand, die ich am höchsten verehrte unter allen
Händen, zu küssen.
Es war ein Frühlingsabend, als ich den schmalen Pfad zu seinem Hause
hinanstieg. Fern hinter duftenden Gärten rauschte das Meer, und Cagnes,
das romantische Bergnest mit der ragenden Burg, haftete wie ein Kegel vor
dem Hintergrund der Rivieraberge. Gartenmauern, mit Agaven beseht, be-
gleiteten den Weg, und aus den Agaven schossen die Blüten zu erstaunlicher
315
27*
Ölgemälde, Besitzer August Heye, Bremen
Stilleben'
RENOIR
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ERINNERUNGEN AN RENOIR
Karl Ernst Osthaus
Spät war es, im Frühling 1913, als ich Renoir kennen lernte* Der weite
Weg nach Cagnes hatte die Begegnung immer wieder verhindert. Aber ein
Jahr zuvor hatte der Wunsch, ein spätes Bild zu erwerben, meine Gattin zu
ihm geführt. Aus dieser ersten Begegnung war eine Freundschaft erwachsen.
Sie kehrte im selben Jahr nochmals nach Cagnes zurück, und damals entstand
ihr Porträt, das heute im Folkwang hängt. So war ich eingeführt, als ich zum
ersten Mal vor ihn trat, um die Hand, die ich am höchsten verehrte unter allen
Händen, zu küssen.
Es war ein Frühlingsabend, als ich den schmalen Pfad zu seinem Hause
hinanstieg. Fern hinter duftenden Gärten rauschte das Meer, und Cagnes,
das romantische Bergnest mit der ragenden Burg, haftete wie ein Kegel vor
dem Hintergrund der Rivieraberge. Gartenmauern, mit Agaven beseht, be-
gleiteten den Weg, und aus den Agaven schossen die Blüten zu erstaunlicher
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