DOI Heft:
November- Dezember-Heft
DOI Artikel:Kahnweiler, Daniel-Henry: Das Wesen der Bildhauerei
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0197
für ein Eigendasein. Nicht so die Rundplastik: sic steht im allgemeinen Raume, mit den übrigen
Körpern, ein Körper, wie sie. An diesem Ergebnis müssen wir festhalten; aus ihm werden wir
uns das wahre Wesen der Bildhauerei erklären können, als die wir einzig die Rundplastik er-
kennen. Die Malerei und das Relief schaffen ihren Eigenraum. Sie entweichen offen -
sichtlich dem allgemeinen Raume. Sic heben ihn auf für ihren Beschauer, indem sie auf einer
Wand sich ihm darbieten. Auf einer Wand: sie begrenzen so den allgemeinen Raum, vernichten
die Tiefe, lassen nur die Fläche bestehen. Auf dieser Fläche säumensie sorgsam ihr Werk durdi
den Rahmen, innerhalb dessen sie einen Scheinraum erstehen lassen, mögen sie nun nadr
hinten Tiefe oder nach vorne Hervortrefen Vortäuschen. In diesem Scheinraume nur leben die
dargestellten Gegenstände, unabhängig vom „wirklichen“ Raume, ohne Beziehungen zu ihm.
Ganz anders
die wahre Bild-
plastik. Im
Raume steht
andern Körpern
in Beziehung mit
wie sie. Man
wie Hildebrand in
nannten Buche —
plastik bezeich-
der Bilder an-
dern um sie krei-
liefert. Nidrt das
Widrtige: dab der
dieser Bilder be-
nem Willen, ist
eine Frage der
duldigen Arbeit,
gebende ist viel-
dieser Bilder dem
Rundplastik in
andern Körpern
das Gemälde und
die Wahl ihres
dem Auge des
allein darbieten,
plastik, die wahre
also so besdraffen
sie überall auf-
mit allen Körpern
treten kann; sonst
Hermann Halle
..Kauernder Abessvnier“
Bronze,
Staatsgalerie Wien.
die Bildhauerei,
hauerei,dicRund-
allgemeinen
sie, von den
ungetrennt, stets
ihnen, ein Körper
darf nidrt —
seinem schon ge-
als für die Rund-
nend die Vielheit
geben, die sie
senden Besdrauer
ist das wirklidr
Bildhauer jedes
stimme nadr sei-
sdrlieblich nur
Technik, der ge-
Das Aussdrlag-
nrehr, dalj jedes
Beschauer die
Ve rb i n d u n g nr i t
zeigt, während
das Relief, durdi
Standorts, sidr
Besdrauers schon
Die wahre Rund-
Bildhauerei wird
sein müssen, dab
gestellt werden,
in Beziehung
wird der Name
»Rundplastik« ihr nidrt zukommen. Wir erkannten schon das Relief als Schaffung eines Sdrein-
raunrs, ebensogut wie die Malerei. Wir nannten es daher mit der Malerei und legten als
Merkmal beider eben die Schaffung eines Sdreinraumes fest. Die bisherige Kunsteinteilung hat
Worte geschmiedet, die schon Bestimmungen in ihrem Sinne sind: im „Maler“ steckt das An-
streidren der Farbe, inr „Bildhauer“ das Heraushauen aus dem Steine unangenehm greifbar.
Aber es hat ja niemand daran Anstoß genommen, dalj man Künstler „Bildhauer“ nannte, die
nie Steine behauten, sondern nur Wachs oder Erde modelten. Picasso wird immer ein Maler
genannt werden, auch wenn er nur noch aus Papier und andern Stoffen zusammengeklebte Bilder
151
Körpern, ein Körper, wie sie. An diesem Ergebnis müssen wir festhalten; aus ihm werden wir
uns das wahre Wesen der Bildhauerei erklären können, als die wir einzig die Rundplastik er-
kennen. Die Malerei und das Relief schaffen ihren Eigenraum. Sie entweichen offen -
sichtlich dem allgemeinen Raume. Sic heben ihn auf für ihren Beschauer, indem sie auf einer
Wand sich ihm darbieten. Auf einer Wand: sie begrenzen so den allgemeinen Raum, vernichten
die Tiefe, lassen nur die Fläche bestehen. Auf dieser Fläche säumensie sorgsam ihr Werk durdi
den Rahmen, innerhalb dessen sie einen Scheinraum erstehen lassen, mögen sie nun nadr
hinten Tiefe oder nach vorne Hervortrefen Vortäuschen. In diesem Scheinraume nur leben die
dargestellten Gegenstände, unabhängig vom „wirklichen“ Raume, ohne Beziehungen zu ihm.
Ganz anders
die wahre Bild-
plastik. Im
Raume steht
andern Körpern
in Beziehung mit
wie sie. Man
wie Hildebrand in
nannten Buche —
plastik bezeich-
der Bilder an-
dern um sie krei-
liefert. Nidrt das
Widrtige: dab der
dieser Bilder be-
nem Willen, ist
eine Frage der
duldigen Arbeit,
gebende ist viel-
dieser Bilder dem
Rundplastik in
andern Körpern
das Gemälde und
die Wahl ihres
dem Auge des
allein darbieten,
plastik, die wahre
also so besdraffen
sie überall auf-
mit allen Körpern
treten kann; sonst
Hermann Halle
..Kauernder Abessvnier“
Bronze,
Staatsgalerie Wien.
die Bildhauerei,
hauerei,dicRund-
allgemeinen
sie, von den
ungetrennt, stets
ihnen, ein Körper
darf nidrt —
seinem schon ge-
als für die Rund-
nend die Vielheit
geben, die sie
senden Besdrauer
ist das wirklidr
Bildhauer jedes
stimme nadr sei-
sdrlieblich nur
Technik, der ge-
Das Aussdrlag-
nrehr, dalj jedes
Beschauer die
Ve rb i n d u n g nr i t
zeigt, während
das Relief, durdi
Standorts, sidr
Besdrauers schon
Die wahre Rund-
Bildhauerei wird
sein müssen, dab
gestellt werden,
in Beziehung
wird der Name
»Rundplastik« ihr nidrt zukommen. Wir erkannten schon das Relief als Schaffung eines Sdrein-
raunrs, ebensogut wie die Malerei. Wir nannten es daher mit der Malerei und legten als
Merkmal beider eben die Schaffung eines Sdreinraumes fest. Die bisherige Kunsteinteilung hat
Worte geschmiedet, die schon Bestimmungen in ihrem Sinne sind: im „Maler“ steckt das An-
streidren der Farbe, inr „Bildhauer“ das Heraushauen aus dem Steine unangenehm greifbar.
Aber es hat ja niemand daran Anstoß genommen, dalj man Künstler „Bildhauer“ nannte, die
nie Steine behauten, sondern nur Wachs oder Erde modelten. Picasso wird immer ein Maler
genannt werden, auch wenn er nur noch aus Papier und andern Stoffen zusammengeklebte Bilder
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