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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

DOI issue:
Januar-Heft
DOI article:
Hoeber, Fritz: Objektive Kunstbetrachtung und subjektive Kunstpolitik
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0301

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V,
Persönlichkeit und Gesinnung des Kritikers.
Es wurde gezeigt, dab Kunstkritik im Sinn einer normativen Wissenschaft unmöglidi ist, da die
von ihr vorgenommenen Wertungen aufs innigste mit der Persönlichkeit oder einer zum wert-
gemeinsamen Kreis erweiterten Persönlichkeit Zusammenhängen. Wenn gewisse Epochen der Kunst-
geschichte, das gotisdie Mittelalter, Ostasien, Ägypten, durch eine grobe Übereinstimmung der
Wertungen, die sich äuberlidr in straff zusammengenommener Stilisierung kundtut, zunächst erstaunen,
so sei an die streng hierardrisdren Religionen erinnert, auf deren Grund sich alle diese Kunstäuberungen
aufbauen. Wertgemeinsdraft dürfen also auch wir nur auf Grund einer Gesinnungsgemeinschaft
erhoffen. Und ob wir diese erhalten, das ist eine Frage an das Sdricksal, die weit über das
künstlerische Sondergebiet hinausgreift.
So müssen wir uns denn dodr nur an die Werte erkennende Persönlidikeit halten, und diese
sdreint mir in dem Kunstkritiker verkörpert: in ihm hat sich die schöpferische Phantasie, die
allem Bestehenden in Kunst und Kultur gerecht zu werden vermag, mit einem scharfen Verstand
zu verbinden, der die Gesinnung, den ewigen Untergrund des Kunstsdraffens nadr echt und
unedrt unterscheiden kann. Dazu ist natürlich nur ein Charakter fähig, der selbst gesinnungsgemäb
durchaus gefestigt ersdreint.

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