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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

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Hatzfeld, Adolf von: Mann mit Tieren
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0533

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ADOLF VON HATZFELD

MANN A4 I T TIEREN

Einer hockt und hockt den Sonnentag,
sieht nicht Sonne, hört nicht Amselschlag,
Dämon hinten im Genick, der schlägt,
schlägt ans Kreuz ihn, daf> sein Herz die Welt erträgt,
schlägt ihn mit Tantalusqual, zum Narren Gottes, zu des Teufels Lust,
Fra§ des Schicksals, Mörder von Freundschaftslust.
Einer hockt und horcht auf seines Schädels Klopfen,
auf den Holzwurm, der Europa frif>t,
und sein Herz mu| sich veriropfen,
daf> das Grauen nicht das Ende ist.
Wenn er eines Pulsschlags Pause überstellt,
sieht er, wie grau der Himmel ihn umdreht.
Eine Flamme hei| und stammelnd aus ihm ringt,
rot von Herzmohn, hartes Hohngebet,
eine Frage, die zu keinem dringt:
Wann werden meine Himmel sich bespannen mit Blau?
Ging ich nicht gestern mit ihr, die ich liebe, der Frau?
Lobpreisend entstiegst du himmlischer Engelschar.
Goldhaar um dich gebreitet war.
Einer hockt und hockt den Sonnentag,
sieht nicht Sonne, hört nicht Amselschlag.
Wenn der Mond die Waldgebirge überhängt,
sein Gefühl zum Atem der Natur sich drängt,
steht er steil und schweigend, und sein Herzschlag
wirft ihn an das Ufer vom gewesenen Tag.
Narr Gottes, der die Sterne des Flimmels anbrennt.
Immer noch der hündische Mond über ihm rennt.
In dieser Stunde kriechen aus ihm heraus
alle Gefühle wie Bestien in die Nacht hinaus.
Sie machen um ihn die Runde,
dehnen die Glieder, erlöst in Brüllen und Schrein.
Nach einer kurzen Stunde
sperrt er sie wieder ein.

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