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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

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Mai-Heft
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Däubler, Theodor: Wilhelm Morgner
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0646

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WILH. MORGNER SITZENDER JUDE 1912

des Jüngeren von den beiden Meistern besteht, sondern es soll vielmehr heiben:
verwandte Aufgaben sind von verschicdnen Temperamenten an sich gestellt und
auf durchaus andere Art künstlerisch gelöst worden. Auch die neoimpressio-
nistische Technik Morgners erinnert hier und da an einige Augenblicke im Schaffen
vanGoghs, als er mit GeorgesSeurat zusammen grübelte und Werke vollbrachte.
Nur ist das bunte Gefüge des Farbenbeieinanders bei den zwei älteren Malern
rundlicher und man könnte sagen kleinschrotig; Morgners Mosaikhaftigkeiten
hingegen stimmen: grober und quadratisch der Fläche aufgesetzt! Diese Art seiner
Technik geht dann auch mit seiner Auffassung der Perspektive Hand in Hand.
(Wir sprechen noch immer von der gleichen Epoche.) Die Bilder, die er damals
malte, sind durchaus dreidimensional; dennoch aber von so weit her, derart in der
Breite geschaut, dab man einen fast ganz flächigen, sozusagen zweidimensionalen
Raumeindruck gewinnt. Der Hauptgrund zu solcher künstlerischer Wirkung liegt
an jener soeben besprochenen Farbeneinschaltung ins Bild, die immer großzügig
sidi besonders in der Wagrechten verwirklichend, einheithch-flächenhaft erbracht ist.
Durch soldre Malweisen ergeben sich Fernen, die durch Zartheit und ihren Duft
an ganz frühe Sienesen, etwa an Ambrogio Lorenzetti, den ersten groben Land-
schafter Europas, gemahnen. Aber diese weiten Berge und Hügel bleiben uns,

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