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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

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September-Heft
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Grossmann, Rudolf: Café du Dôme
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0924

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Architektonik. Gerade weil sie vom Gegenstand loskommen wollten, blieben sie
an ihm haften und bestrichen ihn mit zäher, klebriger Ölfarbe. Es war etwas wie
die Sünde gegen den heiligen Geist, eine fakirhafte Nabelbeschau. Die Kunde

RUDOLF LEVY


»BLUMEN-
STRAUSS«

Düsseldorf, Städtische Kunstsammlungen.

davon drang bis ans andere Seineufer. Ein kubistisches Fest wurde gegeben. In
den alten Bretterbuden am place Ravignan waren die Erzeugnisse der Verneinung
und der Haschischräusche aufgebaut. Schlaue Kunsthändler standen in einer Ecke
und flüsterten sich über ein Bild die gemeinsame Lösung zu. Da krochen plötzlich,
von dem ungewohnt hellen Licht aufgescheuchf, hinter einem eingeklebten Glas-
scherben (man klebte Stücke von Zeitungen und Sdierben in die Bilder), langsam
zwei Wanzen hervor. Sie wollten nach dem anderen Bildrande kriechen, verloren
sich aber im Wesenlosen. Darauf eiliges Rausdien von Roben, ein gut Teil der
Gäste entfernte sich. Vielleicht liegt uns Westeuropäern das Gefühl für Steppe und
Wüste nicht, das dem Slaven vertraut ist und der dafür immer eine Objektivierung
sucht. Vielleicht ist die Ansteckung, die auf Westeuropa übergegriffen hat, nur von
kurzer Dauer, und die neue Parole heilst: Los von der Steppe!
In den lebten Jahren war die Verbindung zwischen Cafe du döme und Montmartre

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