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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

DOI issue:
September-Heft
DOI article:
Weber, Carl Maria: Monolog am Abend
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0928

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Wie es auf zartschlanken Beinen und knabenschmalen Hüften, unter hellduftigem
Sommerkleid, seinen sülzen Körper trug und regte und mit rührend-kindlicher
Gebärde, ganz in sich besdrlossen, aus einer Düte Kirschen in den Mund gab, —


Hannover, Sfadtdirekfor Traum Ölgemälde

rotwangig-zarte, fleischlidr-üppige Kirschen —, da regte sich in mir eine leise Lust,
Besitz zu haben an diesem Wesen, das mir und dieser Stunde geschenkt schien . .
wie eine seltene Blume man besitzen möchte, die den Wegrand säumt, ein erlesenes
Gebild, ganz wie für uns geschaffen» O wie war diese Besiblust schon Sünde.
Wer vermag freventlich das besitzanzeigende Pronomen noch zu bewegen, ohne
sich maßlos zu hintergehen! Wir können ja nicht besitzen, wenn wir uns einmal
entschlossen haben, Ja zum Leben zu sagen — zum Leben in seiner (einzig-
erhabenen!) Rundung, zu dem heiligen Fürsichbestehen jedes erschaffenen

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