zusammen. Die wohl am zahlreichsten vertretenen Ber-
liner bieten (mit Ausnahme etwa Ruch Möllers, Goeschs,
Mußenbechers u. a.) ein so trübes, als bedenkliches
Gesamtbild. Der Düsseldorfer Raum mit Rohlfs,
Wiefhiiditer, Heckhausen u. a. ragt solid und angenehm
hervor. Die Dresdner Böckstiegl und Otto Lange ver-
gibt man nicht leidrt.
In diesem Jahr ist man sidr eigentlidr allenthalben über
das Llnmöglidre des ganzen Unternehmens in jenem
ominösen Lehrter Glaspalaste einig: es offenbart sidr
der Bankerott der neuen Berliner kunstpolitischen
Bestrebungen, es offenbart sidr der Mangel an
sdröpferisdrer Initiative sowohl in der hiesigen
Kiinsflersdiaft als in den bisher veranfwortlidren
Theoretikerkreisen. Geht das so weiter, werden wir
uns übers Jahr mit dieser groben Ausstellung
iridrt mehr zu befassen haben. OSKAR BEYER
KUNSTAUSSTELLUNG BRESLAU 1920. Die
Breslauer Ausstellung ist im wesentlidren als eine
prinzipielle Darbietung, als ein Durdrsdrniff durdr das
Sdraffen der lebten 30 Jahre in Deutsdrland zu werten.
Die Leitung (vor allem der sehr verdienstliche und rüh-
rige neue Direktor des Sdrlesischen Museums, der von
Miindren her bekannte Prof. Braune) will damit dem
bedrohten Deutschtum Schlesiens gewissermaßen den
Zusammenhang mit der bildnerischen Kultur der Heimat
vermitteln; und dieses Ziel ist erreidrt: die Aus-
stellung bietet einen redrt guten Durdrschnitt im-
presSionisfischen und expressionistischen Könnens, die
paritätisdi etwa jeweils auf die Hälfte des Raumes
verteilt sind. Die schöne Sälefludif im Poelzigsdien
Ausstcllungsbau ist mit großem Gcsdimack durch
starkfarbigen Ansfridr und gliicklidies Hängen, durdr
Verteilen der Plastik und Einfassen des Ganzen durdr
Säle für Kunsfgewerbe und Ardrifektur dem vor-
nehmen Zwecke dienstbar genradrt worden.
Wie notwendig diese Kunstsdrau — die anderswo als
völlig zeitgemäß, ja normal nidrt auffallen würde — in
Breslau zu sein sdreinf, beweisen LIrfeile des Publikums,
dem hier zunr mindesten nodr der gemäßigte Expressionis-
mus der »Brücke« und Kokosdrkas als etwas Lhrbegreif-
lidres vorkonrnrt.
Die Anordnung ist derart, daß sidr beiderseits von
einem breiten Gange offene Kojen aneinanderreihen, die
Folge dieser Kabinette aber begrenzt und unterbrochen
wird von größeren Sälen. So hat man Gelegenheit
gefunden, der expressionisfisdren Graphik — mit sehr
schönen Blättern von Mundr, Hedcel, Kirdrner
und Lehnrbruck — einen einleitenden Saal einzu-
räunren und den wesentlichsten Ersdreinungen des
Impressionismus auf der einen, des Expressionismus
auf der andern Seife Einzelkabinetfe zu geben, in
denen entweder ein oder wenige Maler mit Gemälden,
Aquarellen und Handzcidrnungen geschlossene Ein-
heiten bilden.
Von Seiten des Impressionismus sind soldiergesfalf
die Berliner Führer vorziiglidr dargesfellt: Lieber-
mann, Slevogt und vor allen Corinth; daneben
Trübner, meist mit Werken späterer Jahre. Ihm
sdiließen sidr die älteren Mündrner wie Keller,
Habermann und Zügel an, sowie Thonra, der
eine Sonderstellung einnimmt, hinter den gemäßigten
Nadrfolgern des Berliner Impressionismus interessiert
besonders K. v. Kardorff, den Endel! kiirzlidr als
Lehrer an die Breslauer Akademie berief, mit feinen
Landschaften und Bildnissen. Daß man Jäckel mit
einem ungeheuren, zum Überfluß an Kokoschka orien-
tierten Aktbild »Francesca und Paolo« hinzutat,
verstärkt leider nicht die Klarheit des Gesamtbildes,
da solche Zwitterersdreinungcn inmitten einer sonst
ausgewählten Sdiau das Publikum nur irreführen
können.
Auf der Seife des Expressionismus kristallisiert sidr
das Interesse um die Mitglieder der ehemaligen »Brücke«,
die in den einzelnen Kabinetten einen geschlossenen
und sehr guten Eindruck machen. Pe dis fein und
He ekel füllen jeder für sidi eine Kabine; Kirdrner,
S di m i d f - R o f 11 u f f und der an der Breslauer Akademie
lehrende Sdilesier Otto Mueller geben gedrängtere
Ubersidifen. (Man merkt allenthalben, daß in diesem
Jahre eine wahre Hodiflut von großen Expressionisfen-
Aussfellungen cingeseßf hat, und die Künstler können
im einzelnen F'all sozusagen den Bedarf nidif mehr
decken. Wo sind die Zeiten hin — es ist wenige
Jahre her — daß sie in den Jahresaussfellungen nur hier
und da besdieiden geduldet wurden!) In dem Kabinett
von Kokos di ka vertragen sidi seine Ölbilder (da-
runter die in Heft 10 des »Feuer« veröffentlichten
»Heiden«) vortrcfflidi mit Lithographien. Die Malver-
wandtschaft von Purrmann und dem ebenfalls an der
Breslauer Akademie lehrenden Oskar Moll erweist
sidi froh aller befrädiflichen und feinen LInfersdiiede in
der von ihnen gemeinsam gefüllten Kabine; und ihrer
malerischen Sfarkfarbigkeif sdiließen sich die VI ün c h n e r
an, die ebenso wie die Rheinländer mehr noch mit
der alten Maltradifion Zusammenhang fühlen lassen:
Eberz, Davringhausen, Nauen und der ab-
seitige, audi hier groß und still wirkende Paul Klee.
Abgeleitete Talente wie Cesar Klein und Röhricht
fehlen nidif, um das Bild zu vervollständigen.
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liner bieten (mit Ausnahme etwa Ruch Möllers, Goeschs,
Mußenbechers u. a.) ein so trübes, als bedenkliches
Gesamtbild. Der Düsseldorfer Raum mit Rohlfs,
Wiefhiiditer, Heckhausen u. a. ragt solid und angenehm
hervor. Die Dresdner Böckstiegl und Otto Lange ver-
gibt man nicht leidrt.
In diesem Jahr ist man sidr eigentlidr allenthalben über
das Llnmöglidre des ganzen Unternehmens in jenem
ominösen Lehrter Glaspalaste einig: es offenbart sidr
der Bankerott der neuen Berliner kunstpolitischen
Bestrebungen, es offenbart sidr der Mangel an
sdröpferisdrer Initiative sowohl in der hiesigen
Kiinsflersdiaft als in den bisher veranfwortlidren
Theoretikerkreisen. Geht das so weiter, werden wir
uns übers Jahr mit dieser groben Ausstellung
iridrt mehr zu befassen haben. OSKAR BEYER
KUNSTAUSSTELLUNG BRESLAU 1920. Die
Breslauer Ausstellung ist im wesentlidren als eine
prinzipielle Darbietung, als ein Durdrsdrniff durdr das
Sdraffen der lebten 30 Jahre in Deutsdrland zu werten.
Die Leitung (vor allem der sehr verdienstliche und rüh-
rige neue Direktor des Sdrlesischen Museums, der von
Miindren her bekannte Prof. Braune) will damit dem
bedrohten Deutschtum Schlesiens gewissermaßen den
Zusammenhang mit der bildnerischen Kultur der Heimat
vermitteln; und dieses Ziel ist erreidrt: die Aus-
stellung bietet einen redrt guten Durdrschnitt im-
presSionisfischen und expressionistischen Könnens, die
paritätisdi etwa jeweils auf die Hälfte des Raumes
verteilt sind. Die schöne Sälefludif im Poelzigsdien
Ausstcllungsbau ist mit großem Gcsdimack durch
starkfarbigen Ansfridr und gliicklidies Hängen, durdr
Verteilen der Plastik und Einfassen des Ganzen durdr
Säle für Kunsfgewerbe und Ardrifektur dem vor-
nehmen Zwecke dienstbar genradrt worden.
Wie notwendig diese Kunstsdrau — die anderswo als
völlig zeitgemäß, ja normal nidrt auffallen würde — in
Breslau zu sein sdreinf, beweisen LIrfeile des Publikums,
dem hier zunr mindesten nodr der gemäßigte Expressionis-
mus der »Brücke« und Kokosdrkas als etwas Lhrbegreif-
lidres vorkonrnrt.
Die Anordnung ist derart, daß sidr beiderseits von
einem breiten Gange offene Kojen aneinanderreihen, die
Folge dieser Kabinette aber begrenzt und unterbrochen
wird von größeren Sälen. So hat man Gelegenheit
gefunden, der expressionisfisdren Graphik — mit sehr
schönen Blättern von Mundr, Hedcel, Kirdrner
und Lehnrbruck — einen einleitenden Saal einzu-
räunren und den wesentlichsten Ersdreinungen des
Impressionismus auf der einen, des Expressionismus
auf der andern Seife Einzelkabinetfe zu geben, in
denen entweder ein oder wenige Maler mit Gemälden,
Aquarellen und Handzcidrnungen geschlossene Ein-
heiten bilden.
Von Seiten des Impressionismus sind soldiergesfalf
die Berliner Führer vorziiglidr dargesfellt: Lieber-
mann, Slevogt und vor allen Corinth; daneben
Trübner, meist mit Werken späterer Jahre. Ihm
sdiließen sidr die älteren Mündrner wie Keller,
Habermann und Zügel an, sowie Thonra, der
eine Sonderstellung einnimmt, hinter den gemäßigten
Nadrfolgern des Berliner Impressionismus interessiert
besonders K. v. Kardorff, den Endel! kiirzlidr als
Lehrer an die Breslauer Akademie berief, mit feinen
Landschaften und Bildnissen. Daß man Jäckel mit
einem ungeheuren, zum Überfluß an Kokoschka orien-
tierten Aktbild »Francesca und Paolo« hinzutat,
verstärkt leider nicht die Klarheit des Gesamtbildes,
da solche Zwitterersdreinungcn inmitten einer sonst
ausgewählten Sdiau das Publikum nur irreführen
können.
Auf der Seife des Expressionismus kristallisiert sidr
das Interesse um die Mitglieder der ehemaligen »Brücke«,
die in den einzelnen Kabinetten einen geschlossenen
und sehr guten Eindruck machen. Pe dis fein und
He ekel füllen jeder für sidi eine Kabine; Kirdrner,
S di m i d f - R o f 11 u f f und der an der Breslauer Akademie
lehrende Sdilesier Otto Mueller geben gedrängtere
Ubersidifen. (Man merkt allenthalben, daß in diesem
Jahre eine wahre Hodiflut von großen Expressionisfen-
Aussfellungen cingeseßf hat, und die Künstler können
im einzelnen F'all sozusagen den Bedarf nidif mehr
decken. Wo sind die Zeiten hin — es ist wenige
Jahre her — daß sie in den Jahresaussfellungen nur hier
und da besdieiden geduldet wurden!) In dem Kabinett
von Kokos di ka vertragen sidi seine Ölbilder (da-
runter die in Heft 10 des »Feuer« veröffentlichten
»Heiden«) vortrcfflidi mit Lithographien. Die Malver-
wandtschaft von Purrmann und dem ebenfalls an der
Breslauer Akademie lehrenden Oskar Moll erweist
sidi froh aller befrädiflichen und feinen LInfersdiiede in
der von ihnen gemeinsam gefüllten Kabine; und ihrer
malerischen Sfarkfarbigkeif sdiließen sich die VI ün c h n e r
an, die ebenso wie die Rheinländer mehr noch mit
der alten Maltradifion Zusammenhang fühlen lassen:
Eberz, Davringhausen, Nauen und der ab-
seitige, audi hier groß und still wirkende Paul Klee.
Abgeleitete Talente wie Cesar Klein und Röhricht
fehlen nidif, um das Bild zu vervollständigen.
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