Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/1920
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April-Heft
DOI article:Däubler, Theodor: Otto Gleichmann
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OTTO GLEICHMANN BILDNIS 1913
Düsseldorf, C. Friedberg
nicht mehr, denn sie ist ihr Sdiicksal geworden; aber eine Spinne im Plafond, die
man übersieht, [schimmelt weiter. Das gehört nunmehr zur Erziehung, zu unsrer
Bescheidung in unwürdige Wohnungsverhältnisse. Seit fast hundert Jahren hält
der Mensch alles aus. Langsam hat er sich an seine Einspinnungen gewöhnt,
daher büeb man auch so lange in den Schüßengräben! Man konnte es: wir er-
geben uns daher nicht dem Feind. (Selbstmord ist verhältnismäßig noch ziemlich
selten.) Im Schüßengräben unsrer Tagtäglichkeit, in der vierten Etage, Hinter-
haus, ohne Sonne und Wonne, lieben wir schließlidi unser Verschimmeln.
Oder eine Nähmaschine! Wer sie treibt, wer um sie lebt, wer durch sie Ver-
fertigtes trägt, wird schließlich spinnig werden. Sie dient uns zwar, aber wir unter-
liegen ihr. Alle Maschinen müßten zum Heil des Menschen da sein, vorläufig
jedodi zwingt uns die Mechanik. Diese drei bis vier Generationen Niedergedrück-
ter, Mechanisierter, (Mechanisierbarer), zu denen unsre Eltern, Groß-Elfern, wir,
unsre Kinder gehören, hat nunmehr ihre gespenstigen Merkmale. Der Auftakt
von solcher Erkenntnis wurde von Zola gebracht: sogar geschaut! Er pries die
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