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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 175 (1. Juli 1898 - 30. Juli 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0010

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rhnungen in den Wind Magen, der v -L.: Avam Weicy, Liimmermeurer
drei Wahlkreisen verhelfen und dann ) Architekten O.:

Die Licber'schen Ermahnungen in den Wind schlagen, der
Sozialdemokratie zu ! f f
die Vorhalte mit solcher Entrüstung zurückzuweisen — das
ist wirklich grotesk.

Aus der Karlsruher Heilung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Borstand der Gewerbeschule in Wertheim, Rektor Johann Wilhelm
Nuß, nnd dem Vorstand der Gewerbeschule in Konstanz, Rektor
Joses Maier, das Ritterkreuz 2. Klasse mit Eichenlaub des Ordens
vom Zähringer Löwen, dem Pfarrer und Dekan Valentin
Götzinger in St. Leon das Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens
vom Zähringer, Löwen verliehen, den Revidenten Heinrich Häfner
beim Bezirksamt Donaueschingen zum Revisor, den Direktor und
Vorstand der Rechnungsabtheilung der Generaldirektion der Großh.
Staatseisenbahnen, Hugo Schneider, zum Geheimen Rath 3.
Klasse ernannt, den Oberbaurath Adolf Wasmer bei der General-
direktion der Groß.h Staatseisenbahnen, unter Verleihung des
Titels „Baudirektor" zum Vorstand der technischen Abtheilung bei
dieser Stelle und den Oberbetriebsinspektor Rudolf Rag not in
Konstanz unter Verleihung des Titels „Regierungsrath" zum
Kollegialmitglied der Generaldirektion der Großh. Staatseisenbahncn
ernannt.
— Mit Entschließung Großh. Ministeriums des Innern wurde
Revisionsgehilfe Adolf Friedrich Jäger in Engen zum Amts-
revidenten daselbst ernannt.
— Mit Entschließung Großh. Ministeriums des Großherzogl.
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten wurde Expeditions-
assistent Otto Erb in Bretten bis zur Wiederherstellung seiner
Gesundheit in den Ruhestand versetzt.
— Mit Entschließung.Großh. Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen wurde Betriebsassistent Ernst Frey in Singen zum Güter-
expeditor ernannt.
— Durch Entschließung Großh. Zolldirektion wurde der z.Z.
als berittener Grenzaufseher verwendete Hauptamtsassistent Jul.
Strack in Randegg mit der Verwaltung des IL. Grenzcontrol-
bezirks betraut und Revident Johann Baptist Reitze bei der
Zolldirektion zum Hauptamtsassistenten ernannt und dem Haupt-
steueramt Konstanz zugetheilt
— Zur Bequemlichkeit des reisenden Publikums ist mit Be-
ginn des Monats Juli die Einrichtung getroffen worden, daß
bei dem Schnellschtffskurse 22 Bregenz-Konstanz (Bre-
genz ab 3 Uhr SO Min. Nachmittags und Konstanz an 6 Uhr
40 Min. Nammittags) auf der Fahrt von Lindau nach Konstanz
die deutsche Eingangsverzollung des Reisegepäcks auf
Wunsch der Reisenden auf dem Schiffe vargenommen werden
kann. Die näheren Bestimmungen hierüber sind auf dem Schiffe
angeschlagen.

Ausland
Luxemburg. Luxemburg, 1. Juli. Der Groß-
herzog ist gestern zum ersten Male wieder ausgefahren.
Das heutige Bulletin lautet: Die Ausfahrt ist dem Groß-
herzog gut bekommen. Die Lungenerscheinungen schwinden.
Das Allgemeinbefinden ist gut.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 2. Juli.
* Verzeichnis) der Liegenschaftskäufe im Monat Juni 1898.
Verkäufer: Evangelische Kirchengemeinde. Käufer: Dr. Hein-
rich Keller, pr. Arzt. Object: Haus Nr. 1 Sandgasse, 6 »65 qm.
Preis: 35000
V.: Mathias Heuser I , Landwirth, Wittwe. K.: Joh. Jakob
Heuser II., Landwirth. O.: Haus Nr. 61 Ladenburgerstraße,
6 s 92 qm. Pr.: 10000
V.: Ferdinand Sulzer, Metzger, Wwr. K.: Gg. Rollert osv.,
Architekt. O.: 12 a 82 qm Acker in der Schutzackergewann.
Pr.: 1200
V.: Alois Herling, Glasermeister, Ehefrau in Ettlingen.
K.: Gottlieb Sigmund, Victualienhändler. O.: 16 s 65 qm
Acker in der Speyererwegsgewann. Pr.: 2300
V.: Wilhelm Mai, Gastwirth, Wittwe. K.: Rhein. Kredit-
bank Mannheim. O.: Haus Nr. 29 Leopoldstraße, „zum gold.
Hirsch", 4 a 11 qm. Pr.: 140000
V.: Albert Ueberle, Holzhändler und Stadtrath. K.: Peter
Veit, Gärtner. O.: 10 a 98 qm Weinberg im Ober-Kies.
Pr.: 7000
P.: Jakob Arnold, Privatmann. K.: Karl Busch, Landwirtb.
O.: 6 a 12 qm Garten in der äußeren Seelengewanu. Pr.: 9500
V.: Joh. Ludwig Heuser IV, Landwirth. K.: Martin Vogel,
Landwirth. O.: 20 a 19 qm Acker im Unter-Kies und 13 a 92 qm
Acker, Weinberg rc. im Oberen Linsenbühl. Pr.: 3000 und
1800
V.: Georg Michael Frey, Rosenwirth in Rohrbach. K.: Hein-
rich Kaltschmidt, Metzger und Wirth allda. O.: 20 s 71 qm
Acker im Oelberg. Pr.: 2850
V.: Julius Schmitt, Wirth. K.: Gustav Walter, Wirth.
O.: Hans Nr. 44 Kaiserstraße, 4 a 10 qm, und Haus Nr. 46
allda, 4 a 23 qm. Pr.: 75000
V.: Alfred Wcisert, Kaufmann in Heilbronn. K.: Wilhelm
Geiger. Weinhändler. O.: 12 a 59 qm Acker im Galgengrund
und 13 s 48 qm Acker alloa. Pr.: 6300
V.: Friedrich Künzler, Glasermeister. K.: Jakob Künzler,
Glasermeister Ww. O-: Haus Nr. 112, Bergheimerstraße, 10 »
82 qm. Pr.: 20 000
V : Matthias Heuser I., Landwirth Ww. K.: Heinrich
Heuser II , Landwirth u. Cigarrenmacher. O.: 5 a 29 qm Garten
im Ober-Kies. Pr.: 2000
V.: Philipp Krall, Baumeister. K.: Karl Alexander, Kauf-
mann. O.: Haus Rr. 6, Schröderstraße, 1 a 94 qm. Pr.:
38000
V.: Eugen Nimis, Bauunternehmer. K.: Friedrich Moser,
Kaufmann. O.: Haus Nr. 64 Kaiserstraße, 6 a 36 qm. Pr.:
47000
V.: Wilhelm Hormuth, Christoph Sohn, Landwirth. K.:
Jakob Ludwig Barth, Andreas Barth. Anton Winkler, Stefan
Riedler und Nikolaus Riegler, Landwirthe in Eppelheim. O.:
13 s 63 qm Acker und Weg in der Schafwedelsgewann. Pr.:
1800
V.: Friedrich Babel, Schieferdeckermeister. K.: Julius
Schmitt, Gastwirth. O.: Haus Nr. 53, Kaiserstraße, 2 a 39 qm.
Pr.: 49000
V.: Heinrich Riel, Kaufmann. K.: Hermann Hirsch, Kauf-
mann, Eheleute. O.: Etshaus Nr. 52, Ladenburgerstraße, 6 a
22 qm. Pr.: 31000

V^: Adam Wesch, Zimmermeister K.: Georg Rollert jun.
s " " 5 s 36 qm Bauplatz an
der Bergheimerstraße. Pr.: 3330
V.: Pfälzer katholische Kirchenschaffnei. K.: Martin Funk,
Architekt. O.: 3 » 27 qm Bauplatz an der Rohrbacherstraße
und 3 a 17 qm Bauplatz an der Kronprinzenstraße. Pr.: 11560
und 4440
V.: Karl Friedrich Salrein, Kunstgärtner. K.: Heinrich
Schwarzbeck, Lederhändler. O.: 16 s 86 qm Acker an der Allee-
straße. Pr.: 8200
V.: Johann Remler, Baumeister. V.: Georg Dewald, Tag-
arbeiter Eheleute. O.: Haus Nr. 18 Schlierbach, 2 a 95 qm.
Pr.: 5000
V.: Firma P. I. Landfried. K.: Gr. Bad. Eisenbahn-Ver-
waltung. O.: 6 u 40 qm Acker im Hundskopf und 12 » 33 qm
Acker in der vorderen Eppelheimerwegsgewann. Pr.: 5120
und 18345
V.: Pfälzer katholische Kirchenschaffnei. K.: Gr. Bad. Eisen-
bahn-Verwaltung. O.: 47 a 27 qm Acker in der Gewann Haus-
kopf. Pr.: 48000
V.: Unterländer evang. Kirchenfoud. K.: Gr. Bad. Eisen -
babn-Perwaltung. O.: 58 a 48 qm Acker und Weg im Hunds -
köpf und 26 a 39 qm Acker allda. Pr.: 61404 und
26 390
V.: Armand Mieg, Major Ehefrau. K.: August Lang,
Ehefrau. O.: Haus Nr. 24 Ziegelhäuserlandstraße, 36 a 60 qm.
Pr.: 75000
V.: Heidelberger Baugesellschaft. K.: Peter Eschelmann,
Kaufmann Wittwe. O.: Haus Nr. 88 Rohrbacherstraße, 7 a
56 qm. Pr.: 75 000
A.: Johannes Wagner, Hauptmann. K.: Fr. Wilh. Birn-
stihl, Tapezier Wittwe. O.: Haus Nr. 34 Gatsbergstraße, 3 a
01 qm. Pr.: 33 000
V.: Christian Schweikart, Landwirth. K.: Josef Ritter, Land-
wirth. O.: 24 a 04 qm Acker in der Hinteren Oftersheimer-
gewann. Pr.: 1200
V.: Heinrich Hartenstein, Maurer. K.: Stadtgemeinde Heidel-
berg. O.: 22 a 33 qm Kastanienpflauzung und Gebüsch und
25 a 78 qm Acker und Gebüsch im Neurott. Pr.: 1050 „/L
V.: Freifrau Adelheid von Dusch Erben. K.: Baron C.
Robert von der Osten-Sacken, Rentner. O.: Haus Nr. 8 Bunsen-
straße, 6 a 15 qm. Pr.: 75000
V.: Hans Schenk, Bierbrauer. K.: Friedrich Reisig, Essig-
fabrikant. O.: 2 a 13 qm Bauplatz mit Gebäude an der Fahrt-
gasse- Pr.: 15 000
O Kunstverein. Nachdem die Christus-Ausstelluug, welche
hier einen so außerordentlichen Erfolg aufzuweisen hatte, beendet
ist, bietet der Kunstverein heute wieder fast durchweg Neues.
Gleich am Eingang ist eine Kollektion reizender Blumenstöcke der
auch in hiesigen Kreisen bestens bekannten Karlsruher Malerinnen
Helene Slrohmeyer, Sophie Ley, Käthe Roman, Fr. Marie
Hesse, Fr. Anna Jung, denen sich drei flott gemalte Blumenstücke
von Frl. Frieda Apfel hier anschließen, ausgestellt. Ganz hervor-
ragende Leistungen bringt uns der Düsseldorfer Künstler Georg
Macco an seinen 2 Schueelandschafien zur Ansicht. Vorzüglich
gut sind auf dem Bilde „Auf lichten Höhen" die Gletscher, das
ewige Eis und der ewige Schnee dargestellt. Man fühlt förmlich
die Kälte von Schnee und Eis und dabei die sonnige klare Luft,
wie man sie nur auf diese:: Höhen so rein und schön antrifft. Wer
Ichon hohe Berge bestiegen hat, wird sich in die Gefühle unseres
Künstlers theilen können und bestätigen, daß die Aufgabe, die er
sich damit gestellt hat, keine leichte ist. Um so anerkennens-
werther ist diese außerordentlich gute Durchführung. „Aus dem
Rheinthal" ist das zweite Bild bezeichnet, eine Winterlandschaft
von gleich guter Empfindung und Auffassung; sie versetzt uns
in den Winter mit eisiger Kälte. Ein klarer, wolkenloser Himmel
wölbt sich über dem Ganzen und beleuchtet alles mit Hellen,
lichten Tönen. Das dritte Gemälde: „Pic Bernina" schließt sich
den ersten würdig an. Der Künstler sucht, wie man sieht, seine
Motive gern auf hohen Bergen. Wie er in solchen Höhen Mo-
tive für seine Kunst sucht, Haler selbst schon eine bedeutende Höhe
seines künstlerischen Schaffens erreicht. Zum Schluß sei noch auf
2 sehr gut gemalte Gemälde von Karl Weyher hingewiesen, die
sich sehr vortheilhaft zu Ankäufen eignen.
** Hausverkauf. Heinrich Langer's Wittwe Erben verkauften
ihr Haus, Hauptstraße 109, um den Preis von 90 000 Mark
au Herrn Kolonialwaarenhändler Buchwald dahier.
— Polizeibericht. Ein lediger Dienstknecht wurde gestern
wegen Unterschlagung verhaftet.
ff Mannheim, 1. Juli. (Strafkammer.! 1. Der 20 Jahre
alte Fabrikarbeiter Josef Ritz von Rauenberg wurde wegen eines
Sittlichkeitsvergehens im Sinne des Z176 Ziff. 3 zu 9 Monaten
Gefängnis verurtheilt. 2. Die 16 Jahre alten Schlosserlehrlinge
Wendelin Scherer und Karl Knapp von Heidelberg verüb-
ten am 29. Mai d. I. auf der Fahnenwiese bei Neuenheim an
einem neunjährigen Mädchen ein Sittlichkeitsvergehen. Das Ur-
theil lautete auf je 4 Wochen Gefängniß abzüglich 3 Wochen
Untersuchungshaft. 3. Wie ungesund ein Geschäft ohne genaue
Buchführung ist, zeigte sich bei dem Sägemüller Gustav Herr-
mann in Walldorf. Er hatte im Jahre 1876 die fünf Jahre
früher gegründete Sägemühle seines Vaters übernommen. Das
Geschäft ging nicht schlecht, es wurde jährlich, d. h. in der
Sommersaison für ca. 30000 M. Rohmaterial verarbeitet und
auch das nebenher betriebene Zimmergeschäft war reichlich be-
schäftigt, da aber nie Inventar aufgestellt, die anfangs von ihm,
später von seinem Sohne besorgte Buchführung herzlich mangel-
haft war und an das Ziehen einer Bilanz nicht gedacht wurde,
so hatte Herrmann keinen Ueberblick über die Geschäftsentwick-
lung. Er hätte sonst wahrnehmen müssen, daß die rastlose Arbeit
gerade ausreichte, die Zinsen seiner Schuldenlast und die Kosten
des Betriebs zu decken, ihm selbst aber nichts übrig ließ. Seit
Jahren arbeitete er mit Unterbilanz, der Gerichtsvollzieher kam
nicht aus dem Hause; allein trotzdem suchte sich Herrmann mit
aller Zähigkeit zu halten. Am 27. April d. I. wurde über sein
Vermögen der Konkurs verhängt. Nach dem Gutachten des
Konkursverwalters und des Sachverständigen, des Kaufmanns
Stebtnger in Wiesloch, betrug der Umsatz jährlich 70—80000 M.
Die Schulden belaufen sich auf etwa 87000 M., das vorhandene
Vermögen auf ca. 40000 M. Die Gläubiger werden voraus-
sichtlich 19—20 Proz. ihrer Forderungen erhalten. Weil er kein
Inventar aufgestellt, nicht Bilanz gezogen und seine Bücher nicht
ordnungsmäßig geführt hatte, war gegen Herrmann Anklage
wegen einfachen Bankcrotts erhoben, außerdem enthielt die An-
klage noch ein weiteres Vergehen. Herrmann soll im Dezember
v. I Kleeheu, welches ihm der Gerichtsvollzieher Fellhauer für
die Domänenverwaltung Wiesloch gepfändet hatte, seinem Vieh
gefüttert haben. Das Gericht verurtheilte den Angeklagten wegen
einfachen Bankcrotts zu 12 Tagen Gefängniß, welche als durch
die Untersuchungshaft verbüßt gelten und sprach ihn von der An-
klage des Pfandbruchs frei. 4. Bei dem Ostertanz in Gau-
angelloch gerieth der Landwirth Heinrich genannt Jak. Dussel
mit einem der Musikanten, dem Bahnarbeiter Josef Lang, in
Streit und hieb diesem mit einem gewaltigen Prügel den rechten
Arm entzwei. Dussel wurde für seine rohe That vom Schöffen-
gericht mit 1 Monat Gefängniß bestraft. Seine Berufung blieb
ohne Erfolg. 5. Am 11. März d. I. fand in Rothenberg eine
sehr lebhafte Gemeindeversammlung statt. Es handelte sich um
die Bewilligung eines Beitrags von 3000 Mk. zur
Bahn Rothenberg—Waldangelloch, wegen dessen der
Gemeinderath von vielen Bürgern heftig angefeindet wurde.
Man bezichtigte ihn unter Hinweis auf einen Schulhausnenbau,
die Anlage des Schloßbergwegs u. A. mehr der leichtsinnigen
Schuldenmacherei und verflieg sich unparlamentarischer Weise zu
Schmähungen des Bürgermeisters und der Gemeinderäthe. Die
stürmische Versammlung hatte ein Nachspiel vor dem Schöffen-
gericht, welches die Landwirthe Nikolaus Fellhauer und
Peter Greulich wegen Schmähung und Ruhestörung zu Geld-
strafen von je 30 Mk. verurtheilte, sechs weitere Einwohner von

Ouvertüre zum Sommernachtstraum, die eine geradezu meister-
hafte und hinreißende Wiedergabe erfuhr. Eine Marschparaphrase
über Beethoven Ls-Vur Klavierconcert begann und das Cavricio
brillante „Iota aragonssa'- von Glinka beschloß den ersten Theil.
Die letzte Piöce ist vor der Hand noch nicht nach dem Geschmacke
unserer Musikgemeinde, wie sich das auch bei einer früheren Auf-
führung im Museum gezeigt hat. Die einzelnen Theile stehen
darin etwas unvermittelt neben einander und lassen keine rechte
Gesammtwirkung aufkommen. Beethovens Pastoralsymphonie
füllte den zweiten Theil. Herr Radig hat Beethoven genommen,
wie er ist, und ist nicht in den Fehler moderner Pultvirtuosen
verfallen, denselben zu verwagnern. Die Hauptsache des Diri-
genten ist hier, ein einheitliches Gesammtbild zu schaffen, und
das ist Herrn Radig vollkommen gelungen. Man hatte am
Schluffe das befriedigende Gefühl, etwas Ganzes, Zusammen-
hängendes in sich ausgenommen zu haben.
Ein solcher Anfang eröffnet freudige Einblicke in die Zukunft.
Or. Ll.

Handel und Verkehr.
Mannheim, 1. Juli. (Aktien.) Rheinische Kreditbank
146.30 G. Rheinische Hypothekenbank 169.30 G. Oberrh. Bank
— L. 125.20 G. Heidelberger Aktienbrauerei 139.— B. Schrödl-
sche Brauerei-Aktien 142.— G. Portland-Cementwerk Heidelberg
170.- B. Mannheimer Bank 134.25 B. 134.- G. Bad Anilin-
und Sodafabrik 447.— B. Westerregel Alkali-Werke Stamm
202.50 B. Verein deutscher Oelfabriken 106.— G. Waghäusler
Zuckerfabrik 55.—B. 54.—G. Mcmnh. Zuckerraffinerie 112.—G.
Mannheimer Aktienbrauerei 176 G. Eichbaum-Brauerei 174.— G.
—.— G. Brauerei zum Storchen —.— G. Bayr. Brauerei
Schwarz 112.— G. Brauerei Sinner 248.— G. Bad. Brauerei
Stamm 80.50 G., dto. Vorzugs 135.— G. Ganter's Brauerei
Freiburg 123.— G.
Frankfurt, 1. Juli. Effektensocietät. 6-/. Uhr Abends.
Oesterr. Creditaktren 305'/. b. Disconto-Kommandit 199.80 b.
Darmstädter Bank 154.30—40 b. Banque Ottomane 109.90 B.
80 G. Oesterr.-Ungar. Staatsbahn 305 b. Lombarden 69'/, b. G.
Northern 68.90—69 b, 3pCt. Mexikaner 24.30 b. ult., 24.50 b.
cpt- 4'/,pCt. äußere Argentinier 66 b. G. Bochumer 222.50 b.
Oberschles. Eisen 134.80 B. 70 G Concordia 161.50 b. Bank
für elektr. Industrie in Berlin 147.50 b. G. Bank für industr.

Kleine Zeitunq.
— Berlin, 30. Juni Eine große Konferenz der M o r-
Monen Deutschlands soll hier am 3. Juli stattfinden.
— Berlin, 30. Juni. Die Nachricht, daß Professor
Schweninger sich verheirathet habe, wird jetzt als unbegründet
bezeichnet.
Theater- und Kunstnachrichten
Heidelberg, 2. Juli. Der Bach-Verein und academische
Gesangverein werden am Mittwoch, den 13. Juli, Abends 8
Uhr in der St. Peterskirche eine Aufführung geistlicher Tonwerks
veranstalten, die für die hiesigen Musikfreunde neu sind. Zunächst
die Nissa oboralis von Franz Liszt für 4—8 stimmigen Chor
nnd Solostimmen mit stützender Orgel, die ihren Namen hat von
den ihren Hauptsätzen (Khrie, Gloria, Credo) zn Grunde gelegten
Themen aus den: gregorianischen Choral. Sie ist eines der meister-
haftesten Werke Franz Liszt's und ein grundlegendes Werk für
die moderne Kirchenmusik. Ihr ist gegenübergestellt eine der erst
in neuerer Zeit bekannt gewordenen sogenannten Solo-Cantaten
I. S. Bachs, also eine Cantate für eine Solostimme mit Be-
gleitung der Orgel und des Orchesters: „Ich will den Krenzstab
gerne tragen". Die Solocantaten Bachs führen uns in ein ganz
neues eigenartiges Gebiet seiner Kunst. In diesem Gebiete stellt
zugleich der Unerschöpfliche alle einschlägigen Bestrebungen nnd
Leistungen anderer Tonmeister in tiefen Schatten. Die Cantate
besteht aus 4 Sätzen, denen sich ein 4stimmiger Choral anschließt.
Herr Anton Sistermans wird für die Einbürgerung dieser „Novi-
tät" seine künstlerische Kraft einsetzen. Zwischen diesen beiden
Höhepunkten kirchlicher Tonkunst liegt ein Händel'sches Concert
für Streichorchester, 3 concertirende Streich-Instrumente und
Orgel (das hiesige städt. Orchester nnd Herr Musikdirektor
Hänlein aus Mannheim) als eine das Auge erfreuende Aue, der
die schönen Farben der neuen Orgel trefflich zu statten kommen
werden.

Rothenberg aber freisprach. Tas Bezirksamt Wiesloch veran-
laßte gegen dieses Urtheil Einlegung der Berufung, welche aber ;
heute als unbegründet abgewiesen wurde. Die Kosten, auch ine
der Vertheidigung, wurden der Staatskaffe auferlcflt.
ff Mannheim, 1. Juli. Tagesordnung des Großh. Schwur-
gerichts Mannheim für das III. Quartal 1898. Montag, !
4. Juli 1898. Vormittags 9 Uhr: 1) Taglöhner Johann Kalk- !
brenner von Röhrigshof (Kreis Sieg), wegen Körperverletzung mit
nachgefolgtem Tode und Kuppelei. Nachmittags 4 Uhr: 2) Tag-
löhner Georg Cian von Domegge (Italien) wegen Körperverletzung
mit nachgefolgtem Tode. Dienstag, 5. Juli. Vormittags 9.
Ühr: 3) Steinbrecher Karl Weiß und Steinbrecher Adam Seel, j
beide von Steinsfurth, wegen Körperverletzung mit nachgefolgte:::
Tode. Nachmittags 4 Uhr: 4) Josef Diemer von Elchingen
(Württemberg), wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode.
Mittwoch, 6 Juli. Vormittags 8'j, Uhr: 5) Johannes Ebert,
Taglöhner von Heddesheim, wegen Straßenraubs. Vormittags !
9'fl Uhr: 6) Johann Herwes aus Grabow, Josef Marek aus
Biernacice, Stanislaus Lukowski aus Libuffka, alle zuletzt Tag-
löhner in Waldhof wegen Nothzucht. Nachmittags 4 Uhr: 7)
Friedrich Merker, Kaufmann von Sennfeld, wegen Brandstiftung- !
Donnerstag, 7. Juli. Vormittags 81, Uhr: 8) Schneider
Gottlob Pfeiffenbergcr von Korb, wegen Nothzucht und Haus-
friedensbruchs. Vormittags 9 j, Uhr: 9) Landwirth Philipp Adam
Braun von Helmstadt, wegen Meineids. Nachmittags 4 Uhr:
10) Georg Adam Ried von Hirschlanden, Wirth in Mannheim,
wegen betrüg. Bankerotts. Freitag, 8. Juli. Vormittags 81, !
Uhr: 11) Dienstmagd Katharina Beeres von Balsbach, wegen
Meineids. Vormittags 9 !, Uhr: 12) Landwirth Joh- Jakob
Schreiber III. von Altlußheim, wegen Anstiftung zum Meineid.
Nachmittags 3si, Uhr: 13) Steinhauer Josef Sebastian Bleßinger
von Siegelsbach, wegen Nothzuchtsversuchs. Nachmittags 41,
Uhr: 14) Metzger Johann Theodor Pahle nnd Metzger Josef
Heinrich Wörner, beide von Walldürn, wegen Meineids und
Anstiftung dazu.
Mannheim, I. Juli. In seiner Wohnung bat sich
gestern Abend der 31 Jahre alte Kaufmann August Ellgaß
aus bis jetzt unbekannten Gründen erschossen.
Bruchsal, 1. Juli. Bei der gestrigen Marschübung des hies.
Dragoner-Regiments stürzten 2 Pferde von der bei Nußheim
über den Altrhein führenden Brücke mfolge Ausgleitens he ab
und ertranken. Die Reiter kamen ohne Schaden davon. Tie
Schwimmübung über den Rhein verlief ohne Unfall.
Karlsruhe, I. Juli. Auf der Route Appen weier -
Kar lSruhe-Mainz, vermuthlich in Karlsruhe, wurden in
letzter Zeit in den Bahnhöfen oder im Zuge selbst Tuschen-
drebstähle begangen; in einem Felle wurden 400 :n
dcurschem Papiergelde, im anderen Falle niedrere Cook'sche
Cirkularnoien, gestohlen. Verdächtig sind zwei Engländer in
eleganten Reileanzügeu, einer etwas größer, mir ro'chem Ge-
si bt und dunklen: Haar und Schnurbart, der Andere, schmäch-
lig, mit dunklem Haar und obwachem Schnurrbart.
L. 6. Karlsruhe, 1. Juli. Die Verdingung der Bau-
arbeiten des Rheinkanals ist nunmehr auf den 26. Juli
bestimmt. Da die Zuschlagsfrist auf 4 Wochen festgesetzt ist, so
dürfte wohl erst im September mit dem Bau begonnen werden-
Der Erdaushub des Kanalbettes wird auf 2 100 000 obm ge-
schätzt. Die Kanalarbeiten werden im Ganzen verdungen. Die
Bauzeit ist im Projekt des Oberingenieurs B eck er auf 22 Monate
normirt und dürfte, wenn nicht ganz ungewöhnliche Verhältnisse
eintreten, kann: überschritten werden. In: Juli 1900 dürfte also
der von der Firma S i n n e r - Grünwinkel bereits bestellte, für
die Fahrt zwischen der Nordsee nnd dem neuen Rheinhafen be-
stimmte Dampfer „Karlsruhe" — so wird der Sinner'sche Küsten-
dampfer zur Freude des hiesigen Stadtraths getauft — die Resi-
denz anlaufen und den regelmäßigen Verkehr auf dem Rheinstrom
vermitteln. — Zur Erhebung eines weiteren Sachverständigen-
gutachtens über die Bahnhoffrage beantragt der Stadtrath
beim Bürgerausschuß die Bewilligung von 4000 Mark. — Am
19. Juni wurde, wie bekannt, ans der Großh. Bildergalerie ein
Gemälde im Werthe von 1000 Mark entwendet- Der Dieb wurde
gestern in Frankfurt beim Anbieten des Bildes zum Verkauf be-
treten, verhaftet und hierher geliefert.
Oberkirch, 29. Juni. Gestern früh ist der Sparkasseukoutroleur
Hugo Kuß hier unter Hinterlassung von Frau und Kindern
wegen drückender Schuldenlast flüchtig gegangen unter Mit-
nahme von 5000 M., die er vorh:r noch bei der Sparkasse Op-
penau gegen Bürgschaft erhoben hatte. Die hiesige Sparkasse ist
durch Kutz in keiner Weise benachtheiligt worden.
 
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