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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
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Ar. 248.

Montag, den 24. October

1898

dem

der
Ge-
dem


mit Gewinden geschmückten
sie am Eingänge von den
Unterstützungsvereine, den
empfangen. Bei der Be-

Diner geleitete der Sultan, die Kaiserin am

wäre. Manchmal entfaltete sich die Stimme, wie im zweiten
Finale, freier und makelloser. Daß er musikalisch ist, ward auch
bei seinem Lyonel klar, der trotz des ganz unentwickelten Spieles
und der ständigen nervösen Taktbewegungen dem Sänger vielen
Applaus eintrug.
Frl. Arnold, die Interpretin der Martha, hat gewisse
Vorzüge: eine durch lange Praxis erworbene Routine, eine
hübsche Erscheinung und ein vornehmes, sicheres Spiel. Ihre
Coloratur ist sehr annehmbar, die Stimme nicht unsympathisch
und gut tragend, wenn auch am Freitag, wohl in Folge von
Indisposition, die Höhe lange sehr schwer ansprach. Was einen
aber an ihrem Singen immer uud immer verdrießt, ist der
flackernde Ton, der namentlich in den Cantilenen nicht mehr steht
und ständig vtbrirt. Wegen des verfehlten Einsatzes zum Schluß
sei bei dem schwierigen Tonartwechsel nicht mit ihr gerechtet.
Wenn einmal eine der wenigen existirenden ausgesprochenen
Altpartien wie Nancy mit einer vorhandenen Altistin zusammen-
trifft, erfolgt ein angenehmes Gelingen. Frl- Seebach ist
eine richtige Altistin, die sich einer gesunden, wohlgebildeten Ge-
sangskunst erfreut. Di: Stimme ist sympathisch, in der tiefen
Altlage wirklich schön. Wenn die Dame sucht, den Ton weiter
nach vorn und Heller zu bilden, um das Dumpfe zu beseitigen,
das den Klang zu sehr dämpft und benimmt, wird die Stimme
mehr durchdringen. Sie hat neben vortheilhafter Erscheinung
auch ausgesprochenes Spieltalent. Auf eine gewisse stereotype
Haltung des Kopfes nach vorn möge sie nachhelfend achten. Sie
war eine sehr nette Nancy.
Dem Tristan verlieh Herr Diener wenigstens schauspielerisch
eine genügend humoristische Physiognomie. vr. 8.

Sultans. An den übrigen Tafeln saßen

noch ein Fest bedeutet, auf das man sich schon im voraus freut
und das in der Erinnerung einen schimmernden Glanz behält.
Und dieses Publikum ist anspruchsvoller als man gemeiniglich
anntmmt, es will eine spannende Handlung sehen, sein Gemüth
will angeregt werden, und — Isst, not issst — es muß auch
was zu lachen geben. All diese Eigenschaften weist „Mein
Leopold" in vollstem Maße auf: über das traurige Geschick des
armen Schuhmachermeisters, den die abgöttische Liebe zu seinem
leichtsinnigen Sohne aus dem Reichthum ins Elend bringt, werden
stets ehrliche Thränen vergossen und im nächsten Augenblick will
man sich über den drolligen Musiklehcer, der fortwährend mit
den Händen in der Luft Klavier spielt, wieder rein todtlachen.
— Den genialen Geistern des Jahrhunderts wird L'Arronge
Niemand zuzählen, aber daß er vor Allen es war, der durch seine
Herzenstöne den Patschouliduft der Pariser.Vsmi-Llonäs-Dramen
vertrieb, der sich auf unsere Bühnen in den siebziger Jahren dick
gelagert hatte, ist ein Verdienst, dessen in unseren Literatur-
geschichten besser gedacht werden könnte.
Der Abend gehört stets dem Schuhmacher Weigelt, der bei
einigermaßen guter Besetzung alle anderen Rollen „todt" macht.
Von diesem seinem gutenRechte machte Herr Stettner vollen
Gebrauch und lieferte von Neuem den Beweis, daß er nicht nur
ein ergötzlicher Komiker, sondern auch ein trefflicher Schauspieler
ist. Obwohl er im Anfang nicht recht aufgelegt schien, brachte
er im weitern Verlauf des Abends die prächtige Volksfigur zur
vollsten Geltung und wurde dem bis zur Possenkomik nieder-
steigenden Humor der Rolle ebenso gerecht, als er in der ernsten
Situation wahrhaft zu rühren verstand. Es gibt zwar immer
Leute im Publikum, die offenbar so etwas wie eine gesellschaft-
liche Höflichkeit darin sehen müssen, alle Aeußerungen des Ver-
treters des komischen Faches, auch die tiefernstesten, zu belachen,
und auch gestern Abend machten sich solche geistvollen Persön-
lichkeiten störend bemerkbar.
Nach Herrn Stettner muß in erster Linie Frl. Konrad er-
wähnt werden, die die Emma Zernikow, das frische Mädchen
aus der bescheidenen Beamtensphäre, äußerst liebenswürdig ver-
körperte und uns außerdem mit einer wohllautenden, innigen
Gesangsstimme überraschte. Herr Diener, der, wie wir im

. * Das Romanfeuilleton mußte heute Raummangels wegen
w-gbleiben.

Lokalverhältnisse für den Anmarsch und Abmarsch, sowie
der ungünstigen Unebenheit des Terrains für den Vorbei-
marsch erfolgte dieser ziemlich flott und ohne irgendwelchen
Zwischenfall, was dem Kaiser wiederholt Anlaß gab, seine
Befriedigung auszudrücken. Nach Beendigung der Parade
gratulirte der Kaiser dem Sultan in herzlichster Weise zu
seinen Truppen. Inzwischen überfluthete die rückwärts
stehende tausendköpfige Menschenmenge, das Spalier durch-
brechend, den ganzen Exerzierplatz und bereitete den deut-
schen Majestäten und dem Sultan unter Rufen „Jschok
Jascha" und Händeklatschen eine stürmische Ovation, für
welche die Majestäten freudigst bewegt dankten. Der Kaiser
verlieh nach der Parade zahlreichen Militärs verschiedene
Auszeichnungen. Der Kaiserbesuch erregt bei der türkischen
Bevölkerung eine stetig steigende Freude und Befrie-
digung, was die vielfachen Kundgebungen beweisen.
Der Sultan hatte seine beiden ältesten Söhne dem Kaiser
als Flügeladjutanten zu besonderem Dienst beigegeben.
Nachmittags 4 Uhr traf die Kaiserin in der deutschen
Botschaft ein, wo einige Handelshäuser unter Aufsicht des
Dragomans v. Eckart eine Ausstellung geschmackvoll
ausgewählter prachtvoller Erzeugnisse der türkischen Textil-
stickerei und Zierwaarenindustrie im Gartenpavillon ver-
anstaltet hatten. Die Kaiserin sprach wiederholt ihre
Bewunderung über die Ausstellung aus und machte be-
deutende Einkäufe. Nach 5 Uhr begab sich die Kaiserin
nach dem deutschen Krankenhause.
Als die Kaiserin vor dem
Krankenhause eintraf, wurde
Vorständen der verschiedenen
Aerzten und den Schwestern
sichtigung der Krankensäle erkundigte sich die Kaiserin
theilnehmend nach dem Befinden und den Lebensverhält-
nissen der einzelnen Kranken, besonders in der Frauen-
und Kinderabtheilung. Zum Schlüsse der Besichtigung
überreichte die Vorsteherin der vereinigten Wohlthätigkeits-
vereine eine Huldigungsschrift und ein Album mit Ansichten
des Krankenhauses. Botschastsprediger Suhle gab den
herzlichsten Segenswünschen für die Kaiserin Ausdruck. Die
Kaiserin überreichte den Schwestern Augusta, Luise und
Barbara die Verdienstbroche. Dem Chefarzt Dr. v. Mühlig
wurde vom Kaiser der Rothe Adlerordcn 2. Klasse, dem
Botschaftsprediger Suhle der Kronenorden 2. Klasse, den
deutschen Spitalärzten der Kronenorden 3. bezw. der Rothe
Adlerorden 4. Klasse verliehen.
Abends 8 Uhr fand im Wldispalais ein Gala-
diner zu Ehren des diplomatischen Korps statt, an dem
der österreichisch-ungarische Botschafter wegen tiefer Trauer
nicht theilnahm. Der Sultan empfing das Kaiser-
paar und stellte die Diplomaten und ihre Damen vor.
Die Tafel bestand aus 120 Gedecken und war wiederum
in zwei Sälen aufgestellt. Der Sultan saß an der Schmal-
seite, zu seiner Rechten die Kaiserin, zur Linken der Kaiser.
Neben der Kaiserin saß der Botschafter Cambon. Außer
den Botschaftern mit ihren Damen saßen an dieser Tafel
deutsche und höchste türkische Würdenträger. Der Sultan
trug Marschallsuniform mit den deutschen Orden, der
Kaiser rothe Husarenuniform, die Kaiserin eine dunkel-
rothe Toilette, reich mit Brillanten besetzt, ein Geschenk
des
die ersten Dragomans und türkische Beamte. Nach
dem
Arm führend, das Kaiserpaar nach dem Salon, dann
nach dem Merassim-Kiosk, von wo der Sultan nochmals
mit dem Kaiser zum Cercle zurückkam. Beide verabschie-
deten sich um 10'/r Uhr. Der Sultan sandte hierauf den
Prinzen Burham-ed-Diu zur Kaiserin ab, um sie mit

drei Damen des Gefolges und der Freifrau v. Marschall
zu einem Besuch des Harems abzuholen. Hier war
großer Empfang. Anwesend waren die Mutter des Sul-
tans und fünf Töchter sammt dem Hofstaat. Als Dol-
metscher fungirte die Tochter Arsim Paschas. Die Kaiserin
wohnte dem Concert und den Vorstellungen bis nach Mitter-
nacht bei.
Heute, Samstag, früh erschien die jüngste Tochter
des Sultans bei der Kaiserin und überreichte ihr
mit einer deutschen Ansprache, in der sie die Glückwünsche
des Sultans zum Geburtstag der Kaiserin ausdrückte,
einen prachtvollen Blumenstrauß. Die anmuthige kleine
Prinzessin setzte sich dann ans Klavier und spielte der
Kaiserin „Heil Dir im Siegerkranz" vor.
Das Blatt Sirvet schreibt: Die Os man en waren
schon immer große Bewunderer Kaiser Wilhelms.
Jetzt aber, wo er Gast ihres Souveräns ist, ist seine
Person für sie heilig. Die allgemeine Freude, die der
kaiserliche Besuch hervorgerufen hat, entspringt nicht der
Berechnung, daß die Reise des Kaisers große Folgen auf
politischem Gebiet haben könnte. Sabah bringt anläßlich
des Geburtstages der Kaiserin ein deutsches Gedicht und
einen Leitartikel, der die Wünsche der Osmanen für die
Kaiserin zum Ausdruck bringt. Seit frühem Morgen
wurden überaus zahlreiche Blumengewinde für die Majestät
nach Mdiskiosk gebracht, unter ihnen eines von
Minister des Auswärtigen.
Vormittags 9 Uhr fuhr das Kaiserpaar mit
Schraubenyacht „Teschrific" nach Therapia, nm den
burtstag der Kaiserin in stiller Zurückgezogenheit bei
Botschafter zu begehen, und nahm daselbst das Frühstück
ein. Deutsche Schulkinder brachten ein Ständchen dar.
Der Minister des Aeußern, Tewfik Pascha, erhielt eine
goldene Tabatisre mit dem Miniaturbilde des Kaisers,
der Dragoman Testa eine goldene Tabatisre mit dem
Namenszug. Auch die Kaiserin verlieh zahlreiche Aus-
zeichnungen. Der Kaiser erhielt vom Sultan einen kost-
baren Briefbeschwerer mit großem Smaragd und Edel-
steinen.
Der Kaiser machte dem Sultan einen goldenen Stock
zum Geschenk, der genau dem von Friedrich dem Großen
gebrauchten nachgebildet ist. Ferner stiftete der Kaiser
einen Brunnen nach eigenem Entwürfe.
Viel bemerkt wurde in hiesigen diplomatischen Kreisen,
daß bei dem Empfang des diplomatischen Corps Kaiser
Wilhelm den russischen Botschafter Sinowiew durch
eine besonders lange, huldvolle Ansprache auszeichnete.
Heute Nachmittag reiste das Kaiserpaar ab. Um
2*/, Uhr fuhren der Kaiser und die Kaiserin unter
demselben militärischen Gepränge wie bei der Ankunft von
Mdis und Ceremnie nach Dolma Bagdsche, auf der gan-
zen Fahrt von der Bevölkerung mit „loofloi-c-flaoofla"-
Rufen und Händeklatschen lebhaft begrüßt. An dem in
Dolma Bagdsche stattgefundenen Dejeuner nahmen das
Gefolge, die Mitglieder der Botschaft und die verschiedenen
Würdenträger Theil. Nachher wurde Cercle gehalten,
worauf die gegenseitige Verabschiedung der Sutten
erfolgte. Die Einschiffung des kaiserlichen Gefolges be-
gann um Uhr. Vom Palais bis zum Landungsquai
bildeten drei Züge der Leibkompagnie mit Musik und Fahne
Spalier. Zur Verabschiedung waren der Kriegs Minister,
die Marschälle Ghazi Osman, Zettii und Fuad Edhem
Pascha und zahlreiche Adjutanten zur Stelle. Um 3^ Uhr
erschien am Ausgangsgatter des Palastes die Kaiserin
in gelbseidener Toilette am Arme des Sultans, der
Kaiser in der Juterimsuniform des Gardes du Corps-
Regiments. Das Kaiserpaar durchschritt unter den Klängen

Stadttheater.
Lix Heidelberg, 22. October.
. »Marth a." — Wie viel „freundliche Schwestern" sind wohl
„letzten Rose" schon erblüht? Winterstürme und Wonne-
mond hat sie unzählige Male überdauert und immer weiter
ouiht sie in jedem Opernrepertoire.
Notows überpopuläre komisch-sentimentale Oper hat uns am
äffottag zu der gelungensten und hübschesten der bisherigen
musikalischen Darbietungen verhalfen.
. Schon szenisch machte die Wiedergabe einen frischeren Ein-
oruck, insbesondere durch zwei feinausgeführte neue Dekorationen.
Einem kundigen, umsichtigen Führer folgt das Orchester, das
"'n Freitag die längere Zeit vermißte Harfe wieder beherbergte, in
Herrn Radig. Auch die Bühne beherrscht er stramm und
sorglich und wenn einmal, wie in dem Choreinsatz hinter den
Mouliffen und dem Sptnnquartett, das Tempo bei den Sängern
M Wanken gerathen will, hat er es rasch wieder auf sichere
, eine gestellt. Eine gewisse Neigung des Dirigenten zur Ver-
wngsainung der Tempis fiel auch in „Martha" auf.
, Entschieden die beste solistische Leistung des Abends war die
oes Herrn Geißler als Plumkett. So frisch und ausgiebig
?ot seine Stimme lange nicht geklungen, und so munter und
Mich hat auch der Schauspieler in ihm lange nicht zugegriffen.
A.'diesem herzhaften, kerngesunden, nur etwas zu jugendlichen
Pachter konnte man eine ungetrübte Freude haben.
Mit dem Lyonel ist Herr Gabelmann, dessen Debüt so
»roße Erwartungen erweckte, erstmals mit einer größeren Partie
^orvorgetreten. Man fand wieder das schöne, große Stimm-
Aatorial, das bet seinem Joseph überraschte, aber in seiner Sing-
?o>se hat sich etwas geändert. Er beeinträchtigt sein Organ
°urch zu flache, gepreßte Tongebung, wodurch ein unfeiner
^etklang entsteht und die Stimme, namentlich im Recitatio, nicht
in »8t' Mio man es erwarten sollte. Jetzt muß man ihm rathen,
oce Vokale dunkler zu färben, was sonst ein gefährlicher Rath

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Und December werden bei allen Postanstalten, den Brief-
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and December, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfg., mit
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O Heidelberg, 24. October.
„Mein Leopold". Volksstück in 3 Akten von Adolf
L'Arronge.
„Meine einz'ge Passion ist mein Sohn, ist mein Sohn; meine
einz'ge Passion ist mein Leopold, mein Sohn . . . ." Ein echtes
und rechtes Sonntagsstuck! Ein Stück für den Abend, an dem
die Leute in der Mehrzahl sind, für die eine Theatervorstellung

Das Kaiserpaar in Konstantinopel.
Konstantinopel, 22. October.
Zum gestrigen Selamlik hatten sich in den Straßen
dom Mdiz und in dessen Umgebung viele tausende von
Zuschauern eingefunden. Bei herrlichstem Wetter bot die
Auffahrt durch die mit türkischen Frauen besetzten Straßen,
mit Musik marschirenden Truppen, die unzähligen
Augen und die vielen fremden Uniformen ein prachtvolles
j^ild. In dem Pavillon und auf der Terrasse gegenüber
jjer.Hamidmoschee wohnten sämmtliche Militärattaches in
"uiforin, die fremden Marineofficiere, die deutsche Kolonie
^.ud unzählige Hiesige und Fremde dem glänzenden
Schauspiele bei. Einige Minuten nach 12 Uhr erschien
"er Kaiser und die Kaiserin auf dem der Hamid-
uwschee schräg gegenüberliegenden Pavillon, welcher im Jahre
1889 für die Truppenrevue erbaut worden war. Der
Kaiser trug die Parade-Uniform des ersten Garderegiments
A Fuß und hatte außer seinem türkischen Orden den
schwarzen Adlerorden angelegt. Das Gefolge hatte theils
A der Nähe der Majestäten, theils auf einer angrenzenden
Terrasse Aufstellung genommen. Wiederholt traten der
Kaiser und die Kaiserin an das Fenster, um die Aussicht
"uf das Meer und auf das farbenprächtige Bild zu be-
wundern, das die mit Tausenden von Soldaten und einer
Unzähligen Volksmenge übersäte Mdizhöhe bot. Um 12'/^
ichr traf der Sultan in dem Pavillon ein, und in dem-
ßlben Augenblicke wurden auf dem Pavillon die deutsche
Und die türkische Standarte gehißt. Von dem Pavillon aus
begab sich der Sultan, der Marschallsuniform trug, mit
^haziOsman Pascha unter besonderem Gepränge zurMoschee.
Nach der Ccremonie in der Moschee marschirten die Truppen
nach dem neben dem Mdizkiosk gelegenen Exerzierplatz. Der-
selbe, etwa 1500 Schritt breit und ebenso lang, war mit
puppen umsäumt, hinter denen sich eine vieltausendköpfige
Menge drängte. Bei dem Pavillon, von welchem aus der
Norbeimarsch abgenommen wurde, waren zwei Tribünen
iür die Gäste zum Selamlik reservirt. Die Militär-
nttachss, die deutschen Marineoffiziere, sowie die türkischen
Nnd die deutschen Jnfanterieoffiziere standen vor den Tri-
bünen. Der eine Theil der Truppen formirte sich auf
bem dem Pavillon gegenüberliegenden Theile des Exerzier-
Natzes in Linie. Kurz vor halb 2 Uhr erschienen das
beutsche Kaiserpaar und der Sultan auf dem
Exercierplatz und nahmen alsbald in dem Pavillon Platz,
-än der Mitte des Platzes blieb sodann Marschall Schevket
Pascha als Kommandant der combinirten Paradedivision
üehen, mit ihm Marschall Fuad Eddin Pascha als Divi-
swnskommandant, sowie fünf Generale und Stabsoffiziere,
Ne in Deutschland gedient haben und jetzt als Instrukteure
au der Militärschule fungiren. Der Vorbeimarsch aller
Truppen erfolgte im Schritt. Die Gesammtzahl der aus-
öerückten Truppen betrug etwa 5500 Mann. Um 2^
Uhr war der Vorbeimarsch beendet. Trotz der beschränkten

Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.
Preis
Art Familienblättern
- .'monatlich 50 Pf.
Wei ni'z Haus gebracht.
nrch die Post bezogen
- Kr-rteljährl. 1.25
^srcküießlich Zustellgebühr.
^ephon-Anschluh Nr. 82.

Jnsertionsgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzcfle oder deren Raum.
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ermäßigt.
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Telephon-Anschluß Nr. 8S.
 
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