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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0671

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frei iu's HiuiL gebracht.
^v.'ch die Post bezogen
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«rsicbließlich Zustellgebühr.
Telephon-Anschluß Nr. 82.
Xr. 299.

HOOkM ZkltllW

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15 Pf. f».r dis Ispaltige
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Für hiesige G^chäfs- und
Privatanzeigen bedeutend
ermässigt.
. Gratis-Änschlog
der Jnserate aus den Plakat-
v tafeln der Heidelb. Zeiümg
und den Plakatsäulen.

Erstes Klatt. Dannerstag, den 22. Deemher

Telephon-Anschluß Nr. 82.


Bestellungen
«ruf die Heidelberger Zeitung für das I. Vierteljahr 1899
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agen-
ten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedi-
tion, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
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gebracht; durch die Post bezogen, Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
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auf Wunsch bis Ende dieses Monats gratis.
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stellung des Blattes bitten wir die verehrl. Abonnenten,
die die Heidelberger Zeitung durch die Post beziehen, ihre
Bestellungen möglichst schon jetzt den Briefträgern oder bei
der nächsten Postanstalt aufzugebcn.
Wochenchronik.
(Vom 11. bis zum 17. December.)
Tec. 11.: Der Kaiser empfängt das Präsidium des Reichstags
und spricht mit demselben sehr lebhaft und anziehend
über die gesammte Weltlage.
„ 12.: Der Großherzog von Baden begibt sich zu einem
kurzen Besuch nach München.
„ 13.: Im Reichstag giebt Staatssekretär v. Bülow
eine Uebersicht über die Beziehungen Deutschlands zu
den auswärtigen Mächten. Dabei weist er in sehr
feiner Weise die deplazirten Aeußerungen des österr.
Ministers Thun über die Ausweisung von Oester-
reichern in Schlesien zurück.
„ 13.: Harcourt legt die Führerschaft der englischen Libe-
ralen nieder.
„ 14.: Die Kaiserin-Wittwe von China empfängt
zum ersten Male die Frauen der europäischen Ge-
sandten.
„ 15.: Der Reichstag begiebt sich in die Weihnachtsferten.
„ 16 : Das Organ des alten Z c ch e n f ü h r c r s Rieger
führt aus, daß die Verhältnisse in Böhmen
nicht haltbar seien.
„ 17.: Die als Organ des päpstlichen Staatssekretärs Ram-
polla geltende Voos ästla Vsrita wüthet gegen die
Politik Deutschlands.

Deutsches Reich.

— Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Der Entwurf des
Fleischbeschaugesctzes ist soweit fertig gestellt, daß
er demnächst dem Bundesrath zugehen kann. Der Zweck
des lange in Aussicht gestellten Gesetzes ist die Entführung
einer allgemein obligatorischen Fleischbeschau für das deutsche
Reich. Es handelt sich also um eine deutsche Angelegenheit,
die uns eine Aufgabe stellt, an deren Erfüllung wir allein
betheiligt sind.
— In Bezug auf die Frage, wo im nächsten Jahre
das Kaisermanöver stattfinden wird, gibt der neue
Heeres-Etat insoweit Auskunft, als darin für das würt-
tembergische 13. Armeekorps für eine große Herbstübung
in den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats gegen-
über den regelmäßig stattfindeuden Uebungen des Armee-
korps 340 000 Mark Mehrkosten gefordert werden. Es
sollen so viel Offiziere des Beurlaubtenstandes und Er-
gänzungsmannschaften eingezogen werden, daß die Truppen-
abtheilungen in der vorgeschriebenen Etatsstärke ausrücken
können.
— Die Anforderungen an die Ausbildung der
Offiziere der Artillerie haben in den letzten Jahren
eine derartige Steigerung erfahren, daß der Unterricht auf
der Artillerieschule in technischer und ballistischer Beziehung
in der bisherigen Weise nicht mehr als ausreichend erachtet
werden kann. Deshalb soll in Zukunft ein größerer Theil
der Offiziere, namentlich der Fußartillerie, zur tech-

nischen Hochschule kommandirt werden, wie es auch
für erforderlich gehalten wird, einen eigenen Lehrstuhl
für Ballistik einzurichten, um die Artillerie in Bezug
auf Geschützkonstruktionen und dergleichen nicht in dem
Maße von dem Civiltechniker abhängig zu machen, wie es
bis dahin der Fall war.
Baden. Karlsruhe, 21. Dec. Die Pfarrdota-
tionskommission will die katholische Dotation um
125 000, die protestantische um 50000 Mk. erhöhen.
Die Entscheidung ist auf Januar vertagt.
Württemberg. In Württemberg ist seit längerer Zeit
an einer Reform der Verfassung gearbeitet worden.
Gestern war nun die Abstimmung darüber in der zweiten
württembergischen Kammer. 48 Mitglieder stimmten mit
Ja, 38 (Centrum und Privilegirte mit Ausnahme des
Kanzlers v. Weizsäcker) mit Nein. Damit ist die Vorlage
ab gelehnt Mangels der erforderlichen ^Mehrheit. Im
April sprach eine Mehrheit von 69 gegen 18 Stimmen
sich für die Verfassungsreform aus. Im Laufe der Ver-
handlungen trat dann aber das Centrum unerwartet mit
neuen weitgehenden Forderungen auf und da es dieselben
nicht bewilligt erhielt, vereitelte es die Reform.
Preußen. Der Vorsitzende der Landwirthschaftskammer
für Schlesien, Staatsminister Graf Zedlitz (der frühere
Kultusminister), ist zum Oberpräsidenten der Provinz Hessen-
Nassau ernannt worden. Der bisherige Oberpräsident
Magdeburg wurde zum Präsident der Oberrechnungs-
kammer ernannt.
— Die Germania verlangt eine „scharfe Rüge"
für den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Herrn Nasse,
weil er in der Adventszcit Einladungen zu einem Ballfest
erlassen und dadurch „eine große Anzahl von Katholiken"
verführt Habs, „die Gebote der Kirche öffentlich zu über-
treten"! Dazu bemerkt die Lib. Korr.: „Wenn eine große
Zahl der Katholiken kein Bedenken hat, im Advent zu
tanzen, so ist es zu viel verlangt, daß der Oberpräsident
kein Ballfest geben dürfe."
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Durch Entschließung Großh. Zolldirektiou wurde Haupt-
amtsgehilfe Otto Z ie g l e r beim Hauptzollamt Mannheim als
Hauptamtsassistent etatmäßig angestcllt.
— Durch Entschließung des Ministeriums des Innern wurden
die Amtsrevidcnten Hermann Klenkler in Schönau zum Be-
zirksamt Konstanz und August Wild in Schwetzingen zum Be-
zirksamt Neustadt versetzt.
— (Amts re v id ent en.) Durch Beschluß des Großherzogl.
Ministeriums des Innern vom 14. December sind auf Grund
der abgelegten Prüfung nachverzeichnete Verwaltungsaktuare als
für den Amtsrevidcntendienft befähigt erklärt worden: August
Strick fad en, z. Zt. in Karlsruhe, Wilhelm Früh, z. Zt. in
Mannheim, Karl Schmidt, z. Zt. in Baden, Richad Kuchen-
müller, z. Zt. in Schönau, Karl Kaufmann, z. Zt. in
Buchen, Hermann Stroh, z.Zt.in Schopfheim, Karl Kistner,
z. Zt. in Offenburg, Karl Dannecker, z. Zt. in Müllheim,
Karl Ki rch e n b a u er, z. Zt. in Bühl.
Karlsruhe, 21. December. Die Großher-
zogin traf heute Vormittag 9 Uhr 25 Minuten
aus Schloß Baden hier ein. Dieselbe empfing im Laufe
des Tages verschiedene Personen und nahm Vorträge ent-
gegen. Um 1 Uhr frühstückte Ihre Königliche Hoheit bei
der Prinzessin Wilhelm. Nachmittags 3 Uhr besuchte Ihre
Königliche Hoheit das Mausoleum und das Ludwig-
Wilhelm-Krankenheim. Die Rückreise nach Baden-Baden
erfolgt 5 Uhr 3/ Minuten. Der Großherzog wird morgen
Abend in Karlsruhe eintreffen und dort den Vortrag des
Präsidenten Nicolai hören. Hierauf wird derselbe der
Weihnachtsfeier des Offiziercorps des 1. badischen Feld-
Artillerie-Regiments Nr. 14 anwohnen.
— Nachdem die Maul- und Klauenseuche in der Bukowina
erloschen ist, hat das Großh. Ministerium des Innern das unterm

31. December 1896 erlassene Verbot der Einfuhr von Schlacht-
vieh (Rindvieh) aus diesem Lande wieder aufgehoben.
Sl u s l a n d
Frankreich. Paris, 21. Dec. Siscle berichtet über
den gestrigen Ministerrath: Mehrere Minister drückten
die Ansicht aus, daß man sie über ihre Absichten hinaus
gebunden habe, und daß die Form und der Wortlaut der
Erklärungen Dupuys und Freycinets dazu angethan wären,
die Ansicht hervorzurufen, daß das Kabinet das gehässige
Abenteuer von 1894 zu wiederholen beabsichtige. Die
Berathung im Ministerrath war sehr erregt, schließ-
lich wurde beschlossen, daß die Unterhandlung mit der
Kriminalkammer des Kassationshofes über die Be-
dingungen, unter denen das geheime Aktenmaterial der
Kriminalkammer und der Vertheidigung mitgetheilt werden
solle, wieder ausgenommen werde. Man kam in der That
dahin überein, daß der Vertheidigung diese Mittheilung
nicht vorenthalten werden sollte. Nur wurde beschlossen,
den Kassationshof zu ersuchen, von dem Anwalt Monard
die Verpflichtung zu verlangen, daß jede Verbreitung der
Akten verhindert werde. „Wir glauben zu wissen", fügt
das Blatt hinzu, „daß gestern Abend der Vorsitzende der
Kriminalkammer, Loew, und der Generalstaatsanwalt
Manau sich in das Ministerium des Innern begeben
sollten, um mit dem Ministerpräsidenten Dupuy und mit
dem Justizminister Lebret über die Art und Weise zu be-
rathen, wie diese Mittheilnng erfolgen sollte."
Paris, 21. Dec. Ein gewisser Koch, der sich eines
Einbruchdiebstahls schuldig gemacht hatte, erklärte, der „alte
Pole" zu sein, der im letzten Jahre mehrere „anarchi-
stische" Mordangriffs verübte. Die Gerichtsbehörde stellte
fest, daß Decri on mit Koch die Niederlegung von Bom-
ben an Stellen, bei denen Präsident Faure vorüberkommen
mußte, verabredete, dann aber selbst die Polizei benach-
richtigte.
Paris, 21. Dec. Der Temps hat dem Grafen von
Tu renne einen Artikel vorgelegt, den Iau ros heute in
der Peiite Republique veröffentlicht hat über eine Unter-
redung zwischen dem Grafen Münster und dem Gra-
fen Turenne. Der Graf antwortete, der Artikel sei im
Grunde richtig, nur habe ihm der deutsche Botschafter
nicht auf sein Ehrenwort versichert, daß der angebliche
Brief des deutschen Kaisers eine Fälschung sei, er habe
ihn auch nicht ersucht, diese Mittheilung der französischen
Regierung zu überbringen. Aus dem Gespräche mit dem
Grafen Münster sei jedoch hervorgegangen, daß ein echter
Brief desdeutschen Kaisers nicht vorhanden sei.
Daher habe er es für seine Pflicht gehalten, eine Persön-
lichkeit der französischen Regierung, zu der er Beziehungsn
hatte, von dieser Mittheilnng des deutschen Botschafters in
Ksnntniß zu setzen.
Amerika. In Havannah (Cuba) ist es zwischen spanischen
und aufständischen Officieren — die Herausforderung ging
von lchtern aus — zu Streitigkeiten gekommen, wobei
ein Kubaner erschossen wurde, während mehrere Personen
verwundet worden sind. Indes scheint man in cubanischen
Kreisen auch mit der Haltung der amerikanischen
Soldateska wenig zufrieden zu sein. Die in Santiago
erscheinende Jndependancia schreibt z. B.: „Es muß den
Vereinigten Staaten zur Schande gereichen, Banditen und
Verbrecher der schlimmsten Sorte (cs sind wahrscheinlich die
schwarzen Soldaten gemeint) nach Cuba gesandt zu haben,
das als civilisirtes Land auf jede Achtung Anspruch hat.
So schlecht auch die Spanier gewesen sein mögen, niemals
haben sie so haarsträubende Akte wie die jüngste Schlächterei
in Santiago begangen." Die amerikanische Militärver-

Das GeheimniH eines Mahdi.
Die jetzt von den Engländern unter Kitcheners Führung
bei Omdurman niedergeschlagene Mahdi-Bewegung hat
schon früher Vorläufer gehabt. Mahdi oder Machdi,
Mechdi bedeutet Führer, Wegweiser, und die Sache lief
auf eine Regeneration des Islam, auf ein kraftvolles Zu-
sammenfassen aller Mohamedaner hinaus. Alles ist aber
bekanntlich schon dagewesen, so auch der Mahdismus.
Im Jahre 1785 trat im östlichen Kleinasien ein Mahdi
auf, der sich den Propheten Mansur nannte . . . ein mit
einem grünen Turban, der für die Nachkommen Mohameds
charakteristischen Kopfbedeckung, versehener einsamer Mann
ritt im März jenes Jahres in ein kurdisches Städtchen ein,
ohne Anhänger, Freunde und Geld. Seine imposante
Gestalt, sein fürstliches Benehmen, sein prächtiger schwarzer
Bart, Alles erregte Aufmerksamkeit. Seine Rede war ge-
messen und würdig, sein Organ klangvoll; in der Begei-
sterung entfaltete er hervorragende Rednergaben und riß
alle Zuhörer mit sich fort. Dieser Reformator des Islam
stellte ein neues Glaubensgesetz auf, dessen Dogmen er von
überallher entnommen hatte, dem Koran der Gläubigen,
der jüdischen Thora, den Satzungen der Heiden — selbst
dem Christenthum; denn der letzte Paragraph des Glau-
bensbekenntnisses, das er verkündigte, lautete: „Du sollst
Gott den Herrn von ganzer Seele lieben und deinen
Nächsten wie dich selbst." Ein Schwärmer! Ein Sektirer!
sagten manche rechtgläubige Mohamedaner und zuckten mit
den Achseln — die Welt des Islam hat von jeher Ueber-
fluß an Geheimbünden, Orden und religiösen Genossen-
schaften gehabt. Doch bald gewann er Freunde, seine

zündenden Worte erregten Begeisterung, sein vorwurfs-
freies Leben fand Bewunderer; und als ihm zwei geheim-
nißvolle Reisende Waffen und Geld überbracht hatten, zog
er am 20. April mit einigen 80 Bekehrten aus, um die
Welt zu erobern.
Ein Schneeball, der von der Höhe des Berges herab-
rollt und zur Lawine wird!
Die tapfere kleine Schaar begab sich nach der Stadt
Taku. Das neue Gesetz ward verlesen und bekannt gemacht;
viele Bürger schlossen sich an, die Widerstrebenden traf die
Schärfe des Schwertes. Unzufriedene aus den benachbarten
Dörfern und Städten strömten herbei, das Heer wuchs,
im Mai zählte es bereits mehr denn zweitausend schlecht
bewaffnete, aber fanatisch erregte Krieger. Man zog gen
Bitlis. eine Stadt von zwanzigtausend Bewohnern; die
Citadelle der Stadt befehligte ein türkischer Pascha, der
mit seinen 500 Soldaten Widerstand zu leisten beschloß.
In einer dunklen Regennacht kletterten die Reformer mit
ihrem Mahdi die steilen Felsen der Feste empor und metzelten
die Besatzung nieder. Wenige Tage nach diesem kühnen
Handstreich zählte die Armee bereits über 5000 Mann —
in raschem Siegeslauf ging es weiter, Stadt um Stadt
fiel, Achalzik ward wie Bitlis erstürmt, mit 40 000 Mann
klopfte Mansur, der Siegreiche, an die Thore Erzerums,
das sich ihm ohne Schwertstreich ergab.
Schon damals war der Türke, der am goldenen Horn
zu Stambul gebot, ein kranker Mann, sein Thron stand
auf morschen Füßen; wäre der Mahdi wider die Stadt
Konstantinopel gezogen, wer weiß, ob er nicht ein neues,
kräftigeres Reich hätte errichten können! Allein die türkische

Diplomatie erwies sich als ihm überlegen. Man wandte
die dräuende Gefahr ab, indem man den Mahdi vermochte,
nach Osten zu ziehen, statt westwärts den Siegesmarsch zu
richten. Heraclius von Georgien stellte sich mit 50 000
Mann, unter denen sich auch ein russisches Hülfskorps be-
fand, dem Gefürchteten entgegen. In blutiger Schlacht
vernichtete der Mahdi dies Heer und eroberte alles Land,
südwärts der Kämme des Kaukasus, auch das prangende
Tiflis, wo er seinen Sitz aufschlug. Es war der Höhe-
punkt seines Glückes.
Der Konflikt mit den Russen vernichtete seine Träume.
Den General Apraxin besiegte er, aber das russische Geld
machte seine Anhänger wanken. In Anapa nahm ihn ein
anderer russischer General gefangen; „jeder Zoll ein
König", so schritt er aus der Festung, stolz und würde-
voll, und ergab sich den Moskowitern, die ihn in einem
Städtchen am Schwarzen Meere internirten. Dort ist er
schon 1798 aus Langeweile oder an gebrochenem Herzen
— ein glühender Ehrgeiz beseelte ihn — gestorben.
Und sein Geheimniß?
Ein Professor hat jüngst seine Selbstbiographie ent-
deckt. Dieser Mansur, der Mahdi des 18 Jahrhunderts,
war ein italienischer Abenteurer Namens Jean Baptist
Boetti. Ein deutscher Händler, Samuel Goidenberg, und
ein Armenier, beide aus Skutari, hatten ihn mit Geld
versehen und ihn dadurch in den Stand gesetzt, die Rolle
als Reformator des Islams zu spielen. In der Turiner
Bibliothek befinden sich die Beweise dieses großartigen
Kompagniegeschäfts. Eine schöne Georgierin, die ihn ins
Exil begleitet hatte, entfloh eines Tages mit einem Ver.
 
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