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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0665

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Sonntags ausgenommen.
Preis
mit FamilienblSttem
^monatlich 80 Vf.
frei in's Haus gebracht.
Durch dir Post bezogen
joierteljährl. 1.25
«asickließlich Zustellgebühr.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xr. 298.


Jnsertionsgebiihr
15 Vf. f>.r die Ispoltige
Pctitzerie oder derer Raum.
Für hiesige Geschäft- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der'Jnserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

Elfter Klatt. Mittwoch, den 21. Delmber

1898.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für das I. Vierteljahr 1899
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agen-
ten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedi-
tion, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in'S Haus
gebracht; durch die Post bezogen, Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
Neu eintretenden Abonnenten liefern wir das Blatt
auf Wunsch bis Ende dieses Monats gratis.
WM- Zur Vermeidung unliebsamer Störungen oder
Verzögerungen in der regelmäßigen und pünktlichen Zu-
stellung des Blattes bitten wir die verehrt. Abonnenten,
die die Heidelberger Zeitung durch die Post beziehen, ihre
Bestellungen möglichst schon jetzt den Briefträgern oder bei
der nächsten Postanstalt aufzugeben.
Kaufmännische Schiedsgerichte.
Der von dem Abg. Bassermann mit Unterstützung zahl-
reicher nationalliberaler Abgeordneter im Reichstage ein-
gebrachte Antrag auf Einführung kaufmännischer
Schiedsgerichte betrifft eine Frage, deren Lösung durch
die Neuerungen, die der bereits am 1. Januar dieses
Jahres in Kraft getretene sechste Abschnitt des ersten Buches
im neuen Handelsgesetzbuch für die Handlungsgehilfen und
Handlungslchrlinge gebracht Hot, dringlich geworden ist.
Zur Zeit werden Streitigkeiten zwischen Prinzipalen und
Handlungsgehilfen und Lehrlingen durch die ordentlichen
Gerichte entschieden. Dabei ist dem richterlichen Ermessen
weiter Spielraum gelassen, namentlich bei der sogenannten
Konkurrenzklausel, bezüglich deren insbesondere zu entscheiden
ist, ob die Beschränkungen der späteren Erwerbsthätigkeit
des Handlungsgehilfen nach Ort, Zeit und Gegenstand auch
innerhalb der Grenzen der Billigkeit stehen. In den meisten
Fällen müssen darüber Gutachten von sachverständiger Seite
eingeholt werden und dazu werden in der Regel Prinzipale
herangezogen. Das Gleiche gilt im Falle der Ueberweisung
dieser Fragen an die Kammern für Handelssachen. Ueber-
steigt der Streitgegenstand den Betrag von 300 Mk., so
wird die Sache an das Landgericht verwiesen, und hier,
wenn auch nur eine der Parteien es verlangt, von der
Kammer für Handelssachen abgeurtheilt, die aus einem ge-
lehrten Richter und zwei dem Stande der Prinzipale ent-
nommenen Handelsrichtern zusammengesetzt ist.
Der Antrag Bassermann beschränkt sich darauf, die
grundsätzliche Forderung kaufmännischer Schiedsgerichte
zu erneuern. Die Entscheidung über die Ausgestaltung der-
selben ist im Antrag offen gelassen. Ueber diesen Punkt
sind sich auch die Meistinteressirten, die Handlungsgehilfen,
nicht völlig einig. Strittig ist noch immer, ob die Gerichte
als selbständige Schiedsgerichte, vielleicht in Anlehnung
an die Gewerbegerichte errichtet oder ob sie den ordentlichen
Gerichten angegliedert werden sollen. Die Vorarbeiten
zur Klärung dieser Streitfragen sind seit geraumer Zeit im
Gange. Schon vor der Einbringung des Entwurfes des
Handelsgesetzbuchs, im Jahre 1896, haben die verbündeten
Regierungen Erhebungen darüber veranstaltet und zahlreiche
Gutachten von Prinzipalen und Handlungsgehilfen veran-
laßt. Die weiteren Vorarbeiten wurden vom Reichsamt
des Innern und dem Reichsjustizamt gemeinsam geführt.
Am 31. Januar dieses Jahres erklärte der Reichsjustiz-
sckretär, das von ihm vertretene Amt werde, sobald man
wieder etwas von den dringendsten Arbeiten aufathmen
könne, sich mit der „näheren Prüfung" der Angelegenheit
befassen; er fügte hinzu, daß die Frage eine „keineswegs so
einfache" sei. Für März d. I. rheilte dann die Regierung

Die Haremskönigin.
Die New-Iorker Gelehrte Mrs. Hander, der es wäh-
rend ihres kürzlichen Aufenthaltes in Marrokko gestattet
war, den Harem des Großpaschas von Tanger zu besuchen,
hat dort zu ihrer Verwunderung die Entdeckung gemacht,
daß die herrschende Favoritin des Paschas eine Lands-
männin von ihr ist. „Gleich bei meinem ersten Besuch,"
erzählt die Reisende, fiel mir ein wunderschönes Weib auf,
das durchaus nicht wie eine Orientalin aussah. Mein
Erstaunen bemerkend, flüsterte mein Führer mir zu, daß
es die Lieblingsgattin des Paschas sei. Ich trat an die
nachlässig in ihre bunten, goldgestickten Atlaskissen zurück-
gelehnte Schöne heran und fragte in Französisch, ob sie
nicht einige der europäischen Sprachen verstünde. Mit
einem entzückenden Lächeln erwiderte sie mir in demselben
Idiom, sie spräche überhaupt nur französisch und englisch.
„Sie sind Französin?" forschte ich mit immer größerem
Interesse. „Nein, ich bin Amerikanerin," war die über-
raschende Antwort. Nun setzte ich das Gespräch natürlich
in englisch fort, und meine holde Landsmännin schien auch
ungemein erfreut zu sein, sich in ihrer Muttersprache unter-
halten zu dürfen. Sie wurde bald sehr vertraut mit mir
und ließ mich ihre ganze Lebensgeschichte hören. Stella
ist das einzige Kind eines reichen Kaufmannes in Brooklyn,
der alljährlich eine Reise nach Europa unternahm. Zwei-
mal begleitete ihn seine schöne Tochter und kam dabei nach
Marokko, wo der Pascha sie zufällig erblickte und sich so-
fort in sie verliebte. Auf welche Weise der Orientale sich
ihr näherte und ihr den Antrag machte, seine so und so

in der PctitionSkommission mit, die Erörterungen schwebten
zur Zeit im Reichsamt des Innern; die von dieser Seite
geführten Verhandlungen mit den Bundesregierungen seien
noch nicht abgeschlossen. Seither find die Vorarbeiten fort-
gesetzt worden, und so läßt sich hoffen, daß der vorstehende
Antrag dazu beiträgt, die Vorarbeiten bald zu einem ge-
deihlichen Abschluß zu bringen.

Deutsches Reich.
— Das Kaiserpaar wohnte am Dienstag Mittag
im chemischen Institut der Berliner Universität einem Vor-
trag des Professors Ramsay aus London über dessen
Entdeckung neuer Elemente in der Luft bei. In
Begleitung des Kaiserpaares waren anwesend Oberhof-
marschall Graf Eulenburg, Hausmarschall Frhr. v. Lyncker
und das sonstige Gefolge, Kultusminister Dr. Bosse, der
englische Botschafter Sir Frank Lascelles u. a. Ramsay
führte aus, wie er zu der Entdeckung des Argon und
Helion gekommen sei. Bei seinen Versuchen mit verflüssig-
ter Luft habe er dann die neuen Gase entdeckt, die er dem
Kaiserpaar in Geislerschen Röhren sowie in ihren Spectren
zeigte. Nach Ende des Vortrages wprde Ramsay vom
Kaiserpaar in ein längeres Gespräch gezogen. Nachdem
das Kaiserpaar sich verabschiedet hatte, dankte der Kultus-
minister Dr. Bosse dem Professor Ramsay, der schließlich
die Versuche den Studenten des Instituts vorführte.
— Der Kaiser empfing am 20. d. den österreichi-
schen Botschafter in Audienz.
— Wie die Berl. N. Nachr. hören, wird der Einwurf
des Hypothek- und Bankgesetzes dem Reichstag an-
fang nächsten Jahres zugehen.
Baden. Karlsruhe, 20. Dec. Morgen treten die Re-
gierungskommissare mit der Just izko mmission
wegen der Grundbuchordnung und des Rechtspolizeigesetzes
zusammen. Die Schlußsitzung findet vor Weihnachten, am
Freitag, statt.
L. 0. Meßkirch, 20. Dec. Gegen das ultramontane
Heuberger Volksblatt sprechen sich nunmehr das
Mannheimer Volksblatt und das Villinger Volksblatt aus,
weil sie in dem neuen Unternehmen eine Bedrohung der
in Radolfzell erscheinenden Freien Stimme erblicken. —
Der Beobachter hingegen läßt sich (offenbar von be-
theiligter Seite) melden, „daß die Probenummern des
neuen Centrumsblattes von den Katholiken der Bezirke
Meßkirch, Pfullendorf, Stockach und Hohenzollern mit
wirklicher Begeisterung (!) ausgenommen wurden."
Bereits seien 1200 (zahlende??) Abonnenten vorhanden
und viele seien noch zu erwarten (?).
— Unter den vom Bundesrath für die Dauer der neuen
Legislaturperiode des Reichstags zu Mitgliedern der Kom-
mission für Arbeit erst atisttk ernannten Herren befindet
sich auch der Vorstand der badischen Fabrikinspektion, Ober-
regierungsrath Dr. Wörrishofer.
Preußen. Der Landtag ist auf den 16. Januar
einbcrufen.

Aus der Karlsruher Zeitung
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Württembergischen Kammerherrn Kurt Freiherrn
Ssutter von Lötzen in Stuttgart die Erlaubniß zur An-
nahme und zum Tragen des ihm von dem Kaiser von Rußland
verliehenen Kaiserlich Russischen St. Stanislausordens 2. Klasse
mit dem Stern, dem Kaiserlichen Oberpostdirektor Geheimen
Oberpostrath Heß in Karlsruhe die Erlaubniß zur Annahme
und zum Tragen des ihm verliehenen Kommenthurkreuzes
2. Klasse des Königlich Württembergischen Friedrichsordens, dem
Oberbürgermeister Gönner in Baden die Erlaubniß zur An-
nahme und zum Tragen des ihm verliehenen Komthurkreuzes
des Großherzoglich Sächsischen Hausordens der Wachsamkeit oder
vielte Gattin zu werden, verschwieg sie; mit tiefem Er-
röthen aber gestand sie, daß sie aus freiem Willen das
Leben im Harem gewählt habe uud es auch nie bereuen
würde. Sie sei jetzt länger als zwei Jahre die herrschende
Favoritin und möchte diese Stellung nicht um Alles in
der Welt mit ihrer früheren als einzige, vielbewunderte
Tochter des reichsten Mannes in Brooklyn vertauschen. Ihr
Vater, der, als sie ihn allein in die Heimath zurück-
kehren ließ, Wittwer gewesen, hätte wieder geheirathet
und ihren Verlust sicher längst verschmerzt. Direkt höre
sie allerdings nie etwas von ihm, und sie wünsche es auch
nicht. Sie fühlte sich sehr glücklich als die angebetete
Gattin des Graßpaschas und hoffte, es auch noch lange
zu bleibeu. Und man kann es in der That der bis zur
Uebersättigung verwöhnten Millionärstochter, die nie wußte,
ob man ihrer Schönheit oder ihrem Mammon huldigend
zu Füßen lag, kaum verdenken, daß sie das laute, nerven-
zerrüttende Hasten und Treiben im schnell lebenden Amerika
mit der paradisischen Ruhe des marokkanischen Harems
vertauscht hat, in den kein Laut der Außenwelt dringt.
Die märchenhafte Pracht, mit welcher der Großpascha sein
seltenes Kleinod umgiebt, entschädigt die schöne Stella reich-
lich für den prahlerischen Glanz im Hause ihres Vaters,
und, last not Isast, die glühende Liebe und sklavische Er-
gebenheit des heißblütigen Orientalen befriedigt sie mehr,
als es die vielleicht zum größten Theile ihrem Reichthum
geltende Leidenschaft eines ihrer materiellen Landsleute ver-
mocht hätte. Ich muß gestehen, daß ich nie ein schöneres
Weib gesehen habe, und ich begreife es sehr wohl, wie der
Pascha sich von den herrlichen, tiefblauen Augen, dem rci-

vom weißen Falken, sowie dem Amtmann Heinrich Hebking
in Baden und dem Bahnverwalter Georg Marggraf in
Karlsruhe die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen des
ihnen verliehenen Offizierkreuzes des Königlich Serbischen Dakowo-
Ordens ertheilt.

Ausland
Frankreich. Paris, 20. Dec. Der Kassations-
hof hat gestern den Hauptmann Lebrun-Renaud über die
Frage der vermeintlichen „Geständnisse" von Dreyfus ver-
hört. Heute werden der Major Forzinetti, ehemaliger
Direktor des Militärgefängnisses von Cherchc-Midi, und
der ehemalige Justizminister Guorin verhört werden. Dem
Matin zufolge hat gestern im Justizpalast der in der neuen
Spionen-Angelegenheit betheiligte Decrion, früher geheimer
Polizeiagent, den Kassationshof ersucht, ihn zu verhören,
da er wichtige Enthüllungen über den Fall Dreyfus zu
machen hätte. Wie es scheint, eröffnet sich eine neue Art
der Entdeckungen.
Paris, 20. Dec. In der neuen Spionenge-
schichte hat bis jest die Untersuchung ergeben, daß der
Hauptangeklagte Decrion ein Abenteurer ist, der zu
allem fähig scheint. Er war Geheimagent im Kriegs-
ministerium und auch in der Polizeidirektion zugelassen.
Anläßlich der Reise des Präsidenten Felix Faure nach Ruß-
land hatte er sich dadurch Geltung zu verschaffen gewußt,
daß er ein anarchistisches Komplott gegen Faure ins
Werk setzte. Er ist auch derselbe, der Sprengstoff in der
Nähe des Nordbahnhofs niedergelcgt hatte und sich als-
dann selbst erbot, die Schuldigen zu entdecken. Eine Unter-
suchung, die aber ohne ihn geführt wurde, brachte die
Entdeckung, daß er selbst der Urheber des vermeintlichen
Sprengverbrechens war. Er wurde aus den Bureaus ent-
lassen und suchte sich dadurch zu entschuldigen, daß er
beweisen wollte, wie er als Gegenspion Dienst leisten könnte.
Dies Vertheidiguugssystem verfehlte indes seine Wirkung.
Die Untersuchung har festgestellt, daß er mehrere Schrift-
stücke über die neuen französischen Schußwaffen durch die
Vermittelung des Brigadiers Griaux über die belgische
Grenze verkauft hatte.
Türkei. Konstantinopel, 20. Dec. Gestern fand
im Mdiz-Palast ein Galadiner zu Ehren des Groß-
fürsten Nicolaus statt. Der Kaiser von Rußland
dankt telegraphisch dem Sultan für den ausgezeichneten
Empfang des Großfürsten.
Aus Ltadt und Land.
Heidelberg, 21. December.
88 Der Heidelberger Schloßverein hielt gestern Abend im
Gartensaale des Museums seine alljährliche Hauptversammlung
ab. Der Vorsitzende, Herr Prof. Buhl, erstattete den Jahres-
bericht für 1898. Er erwähnte darin der Errichtung des Weges
vom Blockbaus uach der Plättelshöhe, der Verbesserung des Weges
unterhalb der Schloßterrasse sowie der Abbildungen, die in der
Brunnenhalle des Schloßhofes zum Aushang kämest. Zur
Erhaltung von Spazierwegen auf Ziegelhäuser und Handschuhs-
heimec Gemarkung wurden 20V Mark ausgegeben, beim Scheffel-
denkmal mehrere Bänke aufgestellt. Der schon wiederholt aus-
gesprochene Wunsch, die Steinbänke auf dem Schloßaltan mit
Holzdecken zu belegen konnte nicht ausgeführt werden, da die. Gr.
Domänendirektion sich hierauf nicht einließ. Nach Erwähnung
einiger Verbesserungen im Stückgarten, theilte der Vorsitzende
noch mit, daß die Hütte am Philosophenweg oberhalb der Hirsch-
gasse einer durchgreifenden Reparatur unterzogen werden solle.
Herr Geh. Hofrath Zange meister berichtete über die Thätig-
keit der Redaktionskommission. Ein neues Heft der Mittheilungeu
des Schloßvereins mit interessantem Inhalt ist in Vorbereitung
und wird demnächst erscheinen. Herr Altoberbürgermeister
Bilabel berichtete über die zum Anbringen einer Gedenktafel
an der Heiliggeistkirche unternommenen Schritte. Ein neuer Ent-
wurf für dieselbe soll angefertigt werden. Nachdem von Herrn
W. Cuntz hierauf erstatteten Kassenbericht betrugen die Ein-
nahmen im Jahre 1898 3286.42 (darunter 631 Beiträge mit
zeuveu, von goldschimmcrnden Locken umrahmten Gesicht
und der graziösen, üppig schlanken Gestalt dieser Iankee-
tochter so bestricken lassen konnte, daß er sie zur Königin
seines Harems machte, in welchem, wie ich mich persönlich
überzeugt habe, keineswegs Mangel au schönen Frauen
herrscht. _
Literarisches.
—8 Die Romanwelt (Berlins, Vita Deutsches Verlags-
haus) behauptet ihren Rang in der erfreu Reihe unserer großen
Wochenschriften. Für das im Januar beginnende zweite Quartal
kündigt sie zwei neue Romane an, den ersten von Maria
Janitschek „Liebeswunder", den zweiten von Georg Wasner „Seine
Liebe" und stellt beide Werke gerade um ihres innern Gegensatzes
willen nebeneinander. Das erste ist aus den intimsten Tiefen weib-
lichen Empfindens geschöpft. Der Roman ist von einer keuschen
Zartheit erfüllt. Das zweite Werk bietet mit herber Männlich-
keit eine sicher und ergreifend gestaltete Lebensgeschichte auf neu-
zeitlich kulturellem Hintergründe, schildert sehr interessant deutsches
Universiräts- und Korpsleben, Börse und Großindustrie. Daneben
wird die kultur-historisch werthvolle und unterhaltsame Lebens-
geschichte des sardinischen Räubers Giovanni Tolu zu Ende ge-
führt und mit Paul Guirands Roman „Lolo's Berufung" ein
eigenartiges Gebiet zeitgenössischen französischen Literaten- und
Bühnenlebens erschlossen. Da außerdem das Feuilleton der
Romanwelt werthvolle Aufsätze und Erzählungen bringt, so bietet
sie nach Inhalt und Menge Anerkennenswerthes und kann dem
bessern Lcsepublikum nur empfohlen werden.
—8 Im Verlag des Bibliographischen Instituts zu Leipzig
und Wien sind zwei weitere Bände der neuen, von dem Berliner
Universitätsprofcssor Dr. Alois Brandl bearbeiteten Ausgabe
von Shakespeares Werken erschienen. Den bewährten
Grundsätzen der Meyer'schen Klassiker-Bibliothek folgend, hat der
Herausgeber in knapp gefaßten Einleitungen und Anmerkungen
unter dem Text und am Schluß jedes Bandes alle für den Ge-
bildeten interessanten Ergebnisse der heutigen Shakespeare-
 
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