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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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Mittwoch, de« 14. Dklmder

1898


ent-

den

Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.

zusammen gehen ohne
werthvoller Be-

Napoleon haben in so eigenartigen, blendenden, schrift-
stellerisch vollkommenen Schilderungen ihrer Person und ihrer
Thaten ein so weit- und tiefgehendes Bild hinterlassen.
Wohl auch keines, welches so fesselnd den Leser in
Beschlag nimmt, von der ersten Zeile bis zur letzten.
Deutscher Reichstag. Berlin, 13. Dez. Weiter-
berathung der ersten Etatslesung.
Abg. Bass er mann (nat.): Das Coalitionsverbot sei bisher
nicht aufgehoben. Er habe auch nicht das Vertrauen, daß der
Minister des Innern seine Aufhebung in Preußen zulassen werde.
Die Nationalliberalen haben darum ihre entsprechenden Anträge
erneuert. In der Socialdemokratie sei eine Wandlung bemerkbar:
alte Parteigrundsätze seien preisgegeben worden. Er erinnere an
die Behandlung der Zollschutzfrage auf dem Stuttgarter Parteitage
und Auers Wort: Liebknecht ein guter Kerl, aber ein schlechter
Prophet! Zur Bekämpfung der Socialdemokratie sei weiterer
Arbeitsschutz nöthig. Auf die Klagen der Landwirtbschaft über
die Vertheilung der Lasten bei dem Unfallversicherungsgesetz müsse
man Rücksicht nehmen. Jede Antastung des Coalitionsrechtes der
Arbeiter rufe Unruhe hervor. Zu einer unnöthigen Verschärfung
der Strafbestimmungen wegen Drohungen gegen Arbeitswillige
sei seine Partei nicht zu haben. Namens seiner Partei würde er
eine einseitige Herabsetzung der Zuckerprämie für Deutschland ab-
lehnen. Zum Schutze der Bauhandwerker müsse etwas geschehen.
In der Lippeschen Angelegenheit sei er nicht der Meinung, daß
der Bundesrath unzuständig sei. Eine Bekämpfung des Anarchis-
mus durch eine energische Polizei sei anzustreben. Es sei zweifellos,
daß die Lehren der Socialdemokratie zersetzend wirken, wenngleich
Socialdemokratie und Anarchismus nicht dasselbe seien. Angesichts
des steigenden Wohlstandes Deutschlands können die Ausgaben
der Hecresvermehrung ertragen werden. Den Forderungen für
den Colonialetat könne seine Partei zustimmen. Bei den Aus-
weisungen müsse vorsichtig und ohne Rigorosität vorgegangen weiden.
Eine Einmischung des Auslandes dürfe man dabei nicht dulden. Die
gestrigen Ausführungen des Staatssecretärs v. Bülow würden
im Lande freudigen Wiederhall finden.
v. Vollmar (Soc.) beklagt die neuerlichen Anleihen. Die
Ursachen der vermehrten Ausgaben würden noch in verschärftem
Maße auf die künftigen Geschlechter fortwirken. Auch die Aus-
gaben für die Flotte würden sich fortwährend vermehren. Jetzt
seien auch Anzeichen für einen Rückgang der Reichseinnahmen
vorhanden, aber an einen Rückgang der Ausgaben sei nicht zu
denken. Die Ausweisungen seren das schlechteste Mittel zur Hebung
des Deutschthums. An der Slavtsirung des Ostens trage allein
das preußische Junkerthum schuld. Er protestire gegen das
barbarische Vorgehen gegenüber Dänemark.
Präsident Graf Ballcstrem ruft den Redner zur Ordnung,
v. Vollmar: Die Sccialdemokratie verabscheue jede Gewalt-
that, gleichviel ob sie von Fürsten oder einem Staatsmann, ob
sie von einem Anarchisten oder einer Regierung ausgeführt werde.
Graf v. Limburg-Stirum (cons.): Die günstige Finanz-
lage des Reiches rechtfertige eine Erhöhung der Beamten-
gehälter. Der Weiterentwicklung der Colonien könne mit
Freuden entgegengesehen werden. Die Ausführungen des Staats-
secretärs v. Bülow seien sehr dankenswerth. Er hoffe, nach
Abschluß der neuen Handelsverträge die gleiche An-
erkennung aussprechen zu können. Gegenüber den großartigen
Rüstungen der Nachbarländer müsse die Armee auf der Höhe ge-
halten werden. Die Ausweisungen an der dänischen Grenze
hätten ihren Grund in den Bestrebungen Dänemarks, die Grenz-
länder wieder von Preußen zu trennen. Man wolle nicht die
Coalitionsfreiheit beschränken, sondern den Coalitionszwang be-
seitigen. Redner dankt dem Präsidenten fist seine Gedenkworte
für den großen Kanzler.
Staatssekretär Frhr. v. Thielmann kann das Schulden-
gesetz nicht für verderblich ansehen. Uebrigens könne er mit-
theilen, daß der Kriegsminister in seinem Etat auf Forderungen
in Höhe von 9 Millionen Mark verzichtet habe, die er nicht für
so nothwuidig gehalten habe.
Nach längeren Ausführungen des Abg. Motty (Pole) über
die Ausweisungen und Maßnahmen gegenüber Polen wird die
Weiterberatbung auf morgen 1 Uhr vertagt.
Schluß 5'/« Uhr
Bade«. Wie der Mannh. Anz. berichtet, hat Herr v.
Buol wegen eines heftigen Nervenleidens Urlaub bis
März 1899 erhalten. Bis zu diesem Termin, wenn
es die Umstände erlauben schon früher, gedenke Herr v.
Buol nach Karlsruhe überzustedeln und sein neues Amt
zu übernehmen.
sischer Natur. Zu einem von den Blechbläsern ^getragenen
Choral steht ein leichteres, mehr spielendes Hirtenmotiv im
Gegensatz. Der nachfolgende Chor ist ungemein wuchtig, mäch-
tig und klangschön aufgebaut. Eine zarte zweite Strophe leitet
über zu
„Maria an der Krippe."
Diese Scene ist ein Musterstück moderner Gesangs-Dekla-
mation, des liebevollen Folgens des musikalischen Ausdruckes auf
den Spuren der auszudrückenden Empfindung. Der Eindruck
würde noch viel bedeutender sein, wenn diese liebevolle Mutter-
klage nicht so breiten Raum beanspruchte. So ermüdet sie bei
aller Schönheit.
„Die Hirten bei der Krippe."
Ein regelrechtes Terzett leitet ein, eine ausgesponnene musi-
kalische Deklamation führt weiter, der Schluß ist kanonisch, sehr
wirkungsvoll ausgestaltet.
„Die drei Könige."
Was Jnstrumentationskunst vermag, hat der Komponist hier
zusammengetragen. Ein pikantes Marschthema, das alle Phasen
instrumentalen Schillerns bis zu dröhnenden Tam-Tamschlägen
durchmacht, entfaltet sich hier zu den Worten des Erzählers.
Wolfrum erfuhr das Glück, daß ihm zum Schluß das Beste
einfiel. Der Schlußchor ist zweifellos der Höhepunkt des Werkes.
Wie Einzelstimmen, Quartett und Chor in einander ver-
schmelzen, wie dieser Chor sich machtvoll aufbaut und in Steige-
rungen überbietet, das bethätigt sich wahrhaft überzeugend. Die
Spitze der Wirkung ist erklommen, wenn sich in dem martialisch,
kanonisch in Nachschlägen sich folgenden Rufe „Jauchzet" eine
sieghafte Glaubensfreudigkeit kundgibt, die wuchtig hervortritt.
Die Kirche, die zum Concertraum umgeschaffen, verbietet den
Beifall. Stumm entfernte sich die Zuhörerschaft. Der Schöpfer
und Dirigent hatte keine Gelegenheit, sich dankend zu verbeugen.
Dafür verbeugt sich stumm in Gedanken diese Zuhörerschaft vor
einer Schaffens- und Willenskraft, die dem Höchsten zustrebt,
dem in Schaffen und Können die Macht des Siegens ver-
liehen ist.
In der Ueberzeugung hüben und drüben liegt der Erfolg,
nicht in der trügerischen Kundgebung. vr. 8.

Symptome sich nicht gegen den Dreibund richten. Der
Dreibund gleicht einer Festung in Friedenszeiten, auf deren
Glacis die Bäume mit jedem Jahre höher wachsen, was
aber nicht ausschließt, daß im Falle der Noth, den ich
weder herbeiwünsche, noch in diesem Augenblick vorausschc,
die Festung in kürzester Zeit sturmfrei gemacht werden kann.
Der Dreibund beruht auf sicherer Basis. Er
ist das Ergebniß des geschichtlichen Werdeganges dreier
großen Staatswesen, die immer in lebhaften Beziehungen
zu einander gestanden haben, die immer in irgend einer Art
und Weise verbunden waren, jetzt aber eine glückliche Form
gefunden haben, bei voller innerer Autonomie und absoluter
Selbständigkeit nach außen fest zusammen zu stehen. Der
Dreibund besteht auf klaren und einfachen Interessen. Jeder
Theilnehmer hat ein gleiches Interesse an seinem Fort-
bestehen, jeder würde durch Aufgabe des Dreibundes in
gleichem Maße verlieren, und da er, weit entfernt, offensive
oder gar aggresive Zwecke zu verfolgen, nichts anderes an-
strebt als die Wahrung des statns yno und die Erhaltung
der bestehenden Ordnung der Dinge, kommt er am letzten
Ende allen Völkern und der großen Sache des europäischen
Friedens zu gute.
Das Verhältniß zu England berührte Herr v. Bülow
nur kurz. Er zeigte da eine gewisse geschäftsmäßige Kühle,
die hoffentlich ernüchternd auf alle Jene einwirken wird,
die da glauben, Deutschland mit schönen Worten und
einigen politischen Freundlichkeiten für England eiufangen
zu können. Herr v. Bülow erklärt: Was unser Ver-
hältniß zu England betrifft, so möchte ich heute
darüber nur dieses sagen — damit glaube ich aber eine
ganze Menge zu sagen —, daß cs allerlei Fragen und
mancherlei Punkte gibt, wo wir mit England zusammen
gehen können und gerne
Schädigung anderweitiger
Ziehungen.
Zum Schluß berührte Herr v. Bülow auch unser
Verhältniß, speciell die Handelsbeziehungen zu Amerika,
indem er ausführte: Was die Handelsbeziehungen
zu Amerika anlangt, so hat mit dem Cabinet von
Washington ein Gedankenaustausch stattgefunden, der ver-
schiedene Differenzen ergeben hat. Die Verhandlungen sind
natürlich durch den Krieg bis zu einem gewissen Grade
ins Stocken gelaugt, sie werden aber wieder ausgenommen
werden, wie dies noch kürzlich von amerikanischer Seite
uns versichert worden ist. Wir glauben nicht fehlzugehen
in der Annahme, daß auf beiden Seiten der gute Wille
besteht, die freundschaftlichen Beziehungen auf commerciellem
Gebiete festzuhalten.

Deutsches Reich
— Die Gedanken und Erinnerungen des Fürsten
Bismarck beschäftigen noch immer die Geister. Interes-
sant ist cs, zu beobachten, wie ein geistvoller Mann, der
oft mit dem Fürsten die Waffen in ritterlichem Kampfe
gekreuzt hat, Ludwig Bamberger, das Werk auffaßt
und beurtheilt. In der Nation spricht er sich also aus:
Den Unbefangenen bleibt kein Zaudern übrig, zu bekennen,
daß um ein höchst inhaltreiches historisches, politisches und
psychologisches Denkmal menschlicher Geistes- und Charakter-
stärke die Weltliteratur bereichert worden ist. Bismarck
hat sich ein schriftliches Monument gesetzt, welches von
keinem ähnlichen Werk unter seinen Vorgängern in der
Herrschaft über Völker und Zeiten übertroffen wird, man
kann wohl sagen, welchem kein solches an Vielseitigkeit,
Zusammenfassung und Darstellungskunst an die Seire zu
stellen ist. Weder Cäsar, noch Friedrich der Große, noch
ganz rein im Ohr haften bliebcn, war die Durchführung in der
Hauptprobe geradezu meisterhaft und tadellos. Irgendwo haben
eben Kräfte ihre Grenze.
Gleich vortrefflich an den beiden Abenden der öffentlichen
Vorführung bewährte sich das Orchester. Der Meister am
Dirigcntenpult hat sich in ihm einen Zauberlehrling zum Ge-
hülfen erzogen, dem er blind seine Wunder anvertrauen kann.
Ein mit der Orgel innig verwachsener Musiker, Herr
Heinlein, behandelte dies köstliche Instrument, das gestern
eitel Wohllaut und Sphärenklang ausströmen ließ.
Zwei weitere Solisten traten mit der
„Verkündung der Engel"
in Thätigkeit, Herr Dürr und Herr Weidt, beide längst
erprobt und sanktionirt. Ihr treffliches Material wurde in
fertiger, stilgemäßer Sicherheit in den Dienst der Sache gestellt.
Die genannte Passage gehört zu den schwächeren des Werkes.
Das Rezept für das Pastorale steht allzu fest. Die Weise der
Holzbläser, der modernere Schalmeiengcsang, hat nichts Ueber-
raschendes mehr.
Auch fühlt man sich durch den Hirtengesang zu unzweideutig
in die „Stngschule" oder die „Johannisnacht" versetzt. Dieser
Stil will sich nicht in das Hirtengewand zwängen lassen.
Wundervoll ist die instrumentale Wirkung (gestopfte Hörner) bei
dem Ruf des Engels.
Fast raffinirt gestaltet sich der flimmernde Engelschor, cin-
geleiret von Harfenglissando „Es bringt Euch rc.", umflackert
von Glockenspiel, dem das eherne „Ehre sei Gott" mit der
chromatischen Baßfigur und den schmetternden Posaunen "
gegen tritt.
Ein freudig bewegter Chor „Laufet ihr Hirten" schließt
I. Theil ab.
II. Theil.
Dieser enthält die bedeutendsten Nummern des Werkes.
Ein Mißstand liegt darin, daß dieser II. Theil in keinerlei
Kontrast zum ersten stehen konnte. Pastoral schließt sich an
Pastoral. Ein neuer Charakter würde hier ein neues Aufhorchen
des Hörers bedeuten.
Die Einleitung ist wieder sehr plastisch, ausgesprochen klas-

Jnsertionsgebühr
18 Pf. f>.r die Ispaltige
Pctitzerle oder deren Raum.
Für hiesige Gcschäfs- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
, Gratis-Anschlag
M> der'Jnserate auf den Plakat-
" tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Herr v. Bütow über Deutschlands auswärtige
Politik.
In der Reichstagssitzung vom 12. ds. hat der Staats-
ickrctär des Auswärtigen einen umfassenden Rückblick auf
^e Beziehungen Deutschlands zu den andern Mächten ge-
worfen. In Ergänzung unseres Parlamentsberichtes wol-
ien wir daraus noch Einiges wiedergeben.
Sehr entschieden und durchaus sachlich in der Form
betonte Herr v. Bülow, daß Deutschland ein fremdes
Tchutzrecht über die Deutschen im Orient nicht anerkenne.
Er sagte in dieser Beziehung:
Wir bekämpfen weder im Orient noch anderswo fran-
iösifche Interessen, erkennen aber natürlich ein französi-
sches Protektorat über deutsche Staatsbürger nirgends
»n. (Lebhafter Beifall.) Wir sind weit entfernt, eine
Schutzhcrrschaft über alle Christen im Orient in Anspruch
Nehmen zu wollen; aber ein Schutzrecht über alle deutschen
Staatsangehörigen steht nur dem deutschen Kaiser zu.
(Beifall.) Es ist auch die vielfach in der ausländischen
Presse aufgetauchte Vermuthung nicht zutreffend, als ob
nn solches Protektorat erst durch die Orieutreise des Kai-
sers begründet worden wäre. Dieses Protektorat bestand
ichon früher, seit dem 18. Januar 1871. Seitdem haben
Wir es dauernd ausgeübt und bei verschiedenen Gelegen-
heiten, so im Jahre 1875 gegenüber dem französisch-egyp-
tischen Vertrag über die Ersetzung der Konsulargerichte
durch internationale, im Jahre 1878 während des Ber-
liner Kongresses und im Jahre 1892 in Jerusalem bei
der Stiftung der Jerusalemer Anstalten des deutsch-katho-
lischen Palästinavereins es ausdrücklich gewahrt. Wie
jeder souveräne Staat, so besitzt das deutsche Reich kraft
seiner Souveränctät das Recht und die Pflicht, seine An-
gehörigen und deren Anstalten in fernen Landen zu schützen
Und allein zu schützen. Wir üben dies Recht aus auf
Grund unserer Reichsverfassung. Die auf Grund des
Art. II dieser Verfassung dem deutschen Kaiser zugeschrie-
bene völkerrechtliche Vertretung des Reiches involvirt den
Schutz aller Deutschen im Auslände, seien es Katholiken
oder Protestanten. Wir werden uns der Rechte unserer
katholischen Mitbürger im Orient auch fernerhin gewissen-
haft und treu annehmen.
Sehr fein war, wie Herr v. Bülow, ohne Namen zu
Nennen, den österreichischen Ministerpräsidenten Grafen Thun
wegen seiner deplazirtcn Aeußeruugen über die Ausweisung
von Oesterreichern aus Schlesien zurückwies. Dabei be-
tonte er in einem glücklichen Bilde die Festigkeit des Drei-
bundes. Er sagte:
Diese Ausweisungen sind ein Ausfluß unserer Souve-
ränetät, welche wir von keiner Seite antasten lassen (Beifall)
«nd können darum unsere internalionalen Beziehungen nicht
alteriren. (Beifall.) lieber einzelne Specialfälle schweben
Zwischen den deutschen und österreichisch-ungarischen diplo-
matischen Organen freundschaftliche und vertrauliche Ver-
sprechungen, welche den Charakter jener Intimität tragen,
die unsere allgemeinen Beziehungen zum österreichisch-
ungarischen Reiche kennzeichnen. Mehr möchte ich nicht
sagen; denn ich glaube, daß ein Minister besser thut, kleinere
Differenzen mehr geschäftlicher Natur zwischen befreundeten
und verbündeten Staaten öffentlich nur im versöhnlichen
Sinne (lebhafter Beifall) und nach reiflicher Ueberlegung
Mit genauer Abmessung der Tragweite seiner Worte
(lebhafter Beifall) zu erwähnen. Es ist auch die Bcsorgniß
Unbegründet, als ob der Dreibund irgendwie erschüttert
worden wäre, als ob er an innerer Kohärenz oder an
äußern: Ansehen verloren habe. Die Weltlage bringt es
Mit sich, daß etwa in der Welt vorhandene bedrohliche
Weihnachts-Mysterium von Philipp Wolfrum.
Heidelberg, 13. December.
(Schluß.)
Es folgt in dem Werke
„Mariens Lobgesang".
Dieses reizende, halb Arioso mit den Harfenpassagen und den
geleitenden Lasso oonttmio wirkt schlicht und vornehm. In dem-
selben Charakter gehalten schließt sich der Chor an.
Ein weiches, fast concertirendes Adagio, — die Zwischenspiele
sind von besonderer Schönheit, nur fast durchgehends zu lang
ausgesponnen, — ein Gesang der Geigen (mit Sordinen), zu
dem das Cello die Einleitung spricht, leitet zur
„Geburt Jesu"
über. Der Evangelist erzählt, während das Orchester ein Choral-
Motiv anklingen läßt. Mit einer marschlustigen Baßfigur tritt
Joseph in besonders charakteristischer Weise die Reise an.
Das prärafaelittsche Zwiegespräch Marias und Josephs ist der
lieblichste Melodien-Ruhepunkt des Oratoriums. Die Stimmung
ist vielleicht nirgends so rein-kindlich getroffen, wie hier. Ein
reizvoller Chor nimmt das Lied auf (leider ließen die Soprane
den Ton sinken). Er ist wahrhaft kunstvoll gebaut und erhält
seine Krönung in dem kurzen, das Motiv mittels der Blechbläser
durchschmetternden Orchesternachsatz. (Das Tambourin, das Einem
Plötzlich ganz aus der Stimmung reißt, möchte man prügeln).
Was der Chor vermag, hat er an dieser Stelle, wie überall,
wo er in Thätigkeit trat, glänzend gezeigt. Man wird hochmüthig-
stolz auf den Besitz eines solchen Chores. Das ist kein gedrillter
Dilettantengesang mehr, das ist wirklich hingebend künstlerisches
Wirken. Besonders schön klangen die Frauenstimmen (speziell
der Sopran), der nie so viel Weichheit und Tonschönheit besaß,
wie eben jetzt. Und das, obgleich seine Partie wirklich nicht in
der angenehmsten Lage und Führung geschrieben ist.
Kleine Schwankungen kommen natürlich immer vor, die Herren
waren auch etwas lässig in den Einsätzen. Dies aber nur
gestern, wohl in Folge der Ermüdung. Während bei der Haupt-
aufführung, namentlich im Schlußchor, die hohen Stimmen
Mehrfach störend sanken, so daß gerade die Schlußakkorde nicht '

Preis
mit Familienblättern
, kmonatlich 50 Pf.
uei in's Haus gebracht,
^«rch die Post bezogen
. Ibierteljährl. 1.25
^schließlich Zustellgebühr.
Orphon-Anschluß Nr. 8Z.
Xi-. 292.
 
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