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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 255 - 280 (1. November 1898 - 30. November 1898)
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Telephon-Anschluß Nr. 82.

üir. 265. Erstes KIM.Samts», den 12. Ummber

1898.

Politische Umschau.
Heidelberg, 12. November.
Man versteht es wohl, wcßhalb die Deutschen im
Wiener Reichsrath Obstruktion getrieben haben und
?>ürde cs begreiflich finden, wenn sie vereint damit fortsühren,
Uatt die Obstruktion der kleinen Schönerer-Giuppe zu
überlassen. Die Deutschen haben Oesterreich gegründet
und erhalten; sie lassen sich von dem Slaventhum nicht
Unterdrücken, und wenn eine verblendete Regierung sie unter
As Joch des Slaventhums zwingen will, so opponireu
üe mit allen Mitteln, mag daraus werden, was da wolle.
Die Politik, wie sie Baden! trieb und wie sie Graf Thun
iortsctzt, muß den österreichischen Staal zum Untergang
bringen. Man macht die Deutschen förmlich mit Gewalt
bem österreichischen Staatsgedanken abwendig; man verletzt
'br Nationalgefühl so absichtlich und so roh, daß sie
Üch von diesem Oesterreich abwenden müssen, wenn
As noch so weiter fortgeht. Weniger leicht ver-
Üändlich ist, daß auch im ungarischen Abgeordneten-
bause die Opposition zu dem äußersten Mittel der Ob-
duktion gegriffen hat. Nationale Bedrückung ist dort
uicht der Grund, denn die Obstruktion geht von Ange-
börigen des herrschenden magyarischen Stammes aus.
Auch kämpft die Opposition dort nicht gegen schwere
Materielle Schädigungen, wenn sie den Ausgleich mit
Oesterreich zu hintertreiben sucht, im Gegcnthell, bei diesem
Ausgleich würde sich Ungarn, wie bisher, sehr gut
stehen. Aber die ungarische Opposition will überhaupt
keine wirthschaftliche Gemeinschaft mit Oesterreich mehr.
Oie will das bisherige Verhällniß zwischen beiden Rcichs-
balften ganz lösen. So drohen dem Bestände der habs-
burgischen Monarchie von zwei Seiten schwere Gefahren.
Die Hoffnung, sie zu überwinden, wird von Tag zu Tag
geringer.
Lord Salisbury ist in der letzten Zeit von der
englischen Presse sehr scharf angegriffen worden. Man
nannte seine Politik eine Politik der Schwäche und ließ
Durchblicken, daß man ihn für alt und abgewirihschastet
Nud nicht mehr für fähig halte, die englische Politik zu
Aten. Als er dann in der Faschoda-Angelegenheit eine
Aste Haltung annahm, stutzte man in England vor freudiger
Überraschung und gar seine Guildhall-Rede am letzten
Dienstag hat eine förmliche Begeisterung hcrvorgerufen.
Heute ist Lord Salisbury ein populärer Manu. Dabei
war die Rede, näher betrachtet, von einer berechneten
Unbestimmtheit in den Umrissen, sie hat mehr Farbe als Linie
Und erinnert insofern und auch in der Wirkung an manche
politische Rede des" verstorbenen Lord Beaconsfield, der
ebenfalls nicht selten einen tiefen Eindruck erzielte, ohne
etwas Bestimmtes gesagt zu haben. Die nächste Wirkung
"er Rede in England ist die allgemeine Ansicht, daß
vorderhand nicht abgerüstet wird, eher das Gegentheil,
Ad daß man überzeugt ist, es habe das seine guten
Gründe und man müsse sich in G:duld fassen. Alle Welt
glaubt dort, es braue sich etwas zusammen, wenn nicht
A Egypten, so doch vielleicht anderswo, in China oder
!?ust, wo es „absterbende Nationen" gibt, wie der Premier
üch ausdrückte. Die französischen Blätter setzen der
Ade Salisburys Mißtrauen entgegen. Matin schreibt:
Die Erwartung, daß Lord Salisbury eine bestimmt ge-
haltene Erklärung der Haltung Englands geben würde,
jst nicht vollständig befriedigt worden. Die Redewendungen
Salisburys haben über gewisse Punkte Licht verbreitet,
Andere degegen im Dunkel gelassen. Daher ist die Wirkung
!A»er Rede nicht ganz beruhigend und die Empfindungen
sind verschiedenartig. Den wirklichen Grund für die eng-
,ichen Rüstungen sieht oer Maiiu darin, dnß sie als
"tzten Zweck hätten, der Welt zu zeigen, daß England
"vf seiner Insel unangreifbar fei, und daß England be-
absichtige, von der Beute, zu der die Vereinigten Staaten
bas Halali geblasen, seinen Theil zu nehmen. England
All und muß, sagt dieses Blatt, ein großes Stück der
panischen Beute und vielleicht die ganze portugiesische
Aute haben. Das beweist aber nicht, daß England einen
Abern Anschluß an die Vereinigten Staaten oder an
Deutschland gefunden habe, sondern es beweist nur die Hab-
?er Englands, die aus seinem Vorrang zur See entspringt.
Salisbury hat in seiner Rede das Recht des Stärkern be-
lästigt. Dierussischen Blätter heben die Besorgnisse her-
"A, die die Rede Lord Salisburys erwecken müsse. Die Nowoje
Aremja schreibt, die Rede schwäche keineswegs die Be-
ruhigungen ab, die die englischen Rüstungen hervorge-
ufen hoben, obgleich sie äußerlich nicht herausfordernd
^halten sei. Sie deute nämlich solche Absichten an, die
A englische Regierung nur zum Schaden der vitalsten
^Uteressen aller Festlandsmächte, namentlich Rußlands und
Frankreichs, ansführen könne. Man müsse weiterhin die
Astwickelung dieser Fragen auf das wachsamste verfolgen.
Due Nowosti meint, Salisbury räume die Möglichkeit
Festlicher Verwickelungen in Egypten ein. Die Rede
Avsse als Warnung für alle Mächte betrachtet werden,
s nicht geneigt seien das englische Protektorat zu dulden.
Mächte sollten dieselben Vorsichtsmaßregeln ergreifen,
Ar ohne herausfordernde Reden, sondern ruhig und
§Vrl>ig, überzeugt von ihrer Kraft und ihrem Recht. Die
Petersburger Ztg. schreibt, die Rede kündige die Rehabili-

tirung der großbritannischen Politik an, die ohne einen
Kanonenschuß eine Großmacht zur Entsagung
gezwungen habe. Es liegt in diesem Satze des Peters-
burger Blattes ein recht absprechendes Urtheil über Frank-
reich. „Sich ohne einen Kanonenschuß zur Entsagung
zwingen lassen" — das ist ein deutlicher und ein die fran-
zösische Empfindlichkeit sehr schmerzender Vorwurf.

Deutsches Reich.
— Zu Ehren des deutschen Kaiserpaares fand in Baal-
bek am Donnerstag bei eintretender Dunkelheit eine Be-
leuchtung der mächtigen Tempelruinen mit weißem, grünem
und rothem Licht statt. Namentlich die sechs riesigen Säulen
des großen Tempels, die sich scharf gegen den Nachthimmel
abhoben, boten einen äußerst malerischen Anblick. Dazu
concertirtc in den Ruinen die Musik. Am Freitag früh
nach sehr kalter Nacht besichtigte das Kaiserpaar nochmals
die großartigen Trümmer des Sonnentempels, worauf der
auf Befehl des Sultans gesetzte Denkstein enthüllt wurde.
Dann erfolgte die Rückkehr nach Beyrut. Um 6 Uhr traf
das Kaiserpaar in Beyrut ein und begab sich an Bord der
Aacht „Hohenzollern", die Samstag früh 6 Uhr in See
gehen soll.
— Der Voigtländer Anzeiger schreibt, Fürst Herbert
Bismarck habe auf eine vom Vorstand des sächsischen
Gemeindetages an ihn gerichtete Anfrage betreffs der Theil-
nahme des Vorstandes als Vertreter der sächsischen Ge-
meinden an der Beisetzung der Leiche seines Vaters unter
dem Ausdruck des Dankes für den das Andenken seines
Vaters ehrenden Wunsch erwidert, daß er mit Rücksicht
auf die Jahreszeit und den Mangel an Gelegenheit, die
betreffende Abordnung empfangen zu können, zu seinem
Bedauern Ab stand nehmen müsse, Einladungen zur
Beisetzung ergehen zu lassen.
— Als deutsche Mitglieder für die Anarchisten-
konferenz sind der deutsche Botschafter in Rom, Frei-
herr Saurina v. d. Jellsch, ferner der Geh. Oberregicrungs-
rath im Ministerium des Innern, v. Philipsborn und der
Professor an der Berliner Universität Dr. v. Martitz in
Aussicht genommen.
- In einem Artikel über Grenzsperre und
Fleischnoth stellt die Köln. Ztg. fest, welche Sperr-
maßnahmen denn in Deutschland und welche in anderen
Ländern eingeführt sind. Zur Beurtheilung der ganzen
Sachlage ist dieser Ueberblick nothwendig. Es wird damit
Folgendes festgestellt: Unsere Grenzen sind seit einigen
Jahren gegen Oesterreich-Ungarn gesperrt für lebendes
Vieh und zuletzt gegen Schweine-Einfuhr, weil die un-
heilvolle Schweinepest in den ungarischen Mastanstalten
erschreckende Verheerungen anrichtete. Gegen Rußland ist
die Grenze theilweise gesperrt, eine beschränkte Anzahl
Schlachtschweine (1360 Stück) wird wöchentlich auf den
oberschlesischen Schlachthöfcn zugelassen. Gegen Dänemark
wird für lebendes Vieh eine Quarantäne von zehn Tagen
geübt, Rindvieh mit Tuberculin geimpft und das krank
befundene Vieh zurückgewiesen. Ueber die holländische
Grenze lassen wir lebendes Schlachtvieh nicht herein, weil
die Lungenseuche in den holländischen Heerden stationär ist.
Andere Länder kommen für unsere Fleischversorgung kaum
in Betracht. Dagegen lassen wir Fleisch und Fleisch-
waaren fast ohne Beschränkung herein. Wie sieht cs nun
mit den Sperrmaßregeln unserer Nachbarn aus? England
hat ein unbedingtes Einfuhrverbot gegenüber Europa;
Norwegen seit 1894 unbedingtes Verbot für Vieh- und
Fleischeinfuhr. Schweden hält deutsches Vieh bis zu
120 Tagen in Quarantäne. Frankreich läßt nur Schafe
zur sofortigen Abschlachtung herein. Die Niederlande lassen
seit zehn Jahren weder Vieh noch Fleisch noch Fleisch-
waaren aus Deutschland herein. Belgien läßt nur Hämmel
in die Schlachthöfe von Antwerpen. Die Vereinigten
Staaten verlangen neben anderen Erschwerungen der Ein-
fuhr 90tägige Quarantäne. Dänemark hat seit 1877 ein
Einfuhrverbot für Vieh und Fleisch aus Deutschland;
selbst den in deutschen Quarantäne-Anstalten für tuberculös
erkannten dänischen Thieren weigert es die Wiederzulassung
ins eigene Land. Auch die Schweiz, Oesterreich und
Rußland haben Maßregeln zum Schutz ihrer Viehbestände
gegen fremde Einfuhr. — So die Köln. Ztg. Es ist
nun gewiß sehr zu billigen, daß auch in Deutschland
Maßnahmen zur Verhütung der Verseuchung der ein-
heimischen Viehbestände durch fremdes Vieh getroffen sind.
Man sollte aber coulantcr in Bezug auf die Einführung
solchen Viehes sein, das unmittelbar zum Schlachten be-
stimmt ist. Andernfalls wird der Bezug von ausländischen
Fleischwaaren immer mehr zunehmen, unsere Metzger haben
das Nachsehen und das Fleisch bleibt theuer. Die
Statistik ergibt z. B-, daß vom Januar bis September
ds. Js. 13 183 Stück Schweine weniger eingeführt sind
als im selben Zeitraum des Vorjahres, also etwa
15 000 Doppelzentner frisches Schweinefleisch weniger.
Dagegen kamen 38 496 Doppelzentner frisches Fleisch und
193 451 Doppelzentner zubereitetes Schweinefleisch,
Schinken, Speck, Wurst u. s. w. und 145 000 Doppel-
zentner Schmalz mehr nach Deutschland herein als im
Vorjahre.

— Eine größere Anzahl bedeutender Viehimporteure
in Hamburg beabsichtigen die Gründung einer Gesell-
schaft mit beschränkter Haftung behufs Einführung
frisch geschlachteten amerikanischen Fleisches.
— Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Die durch die
Zeitungen gehende Nachricht, daß der Entwurf zu einem
Fleischbeschaugesetz bereits dem Bundesrath zu-
gegangen sei, kann nicht richtig sein. Nach uusiren In-
formationen ist der Entwurf noch Gegenstand der Berathung
zwischen den betheiligtcn Regierungen. Wenn trotzdem das
Gesetz, noch ehe sein Entwurf feststeht, bekannt ist und
schon kritisirt wird, so ist das zum allermindesten recht
voreilig.
Vaden. 8.0. Karlsruh e, 11. Nov. Die Betheiligung der
Wähler an den Kreiswahlmännerwahlen war, wie
sich aus den vorliegenden Resultaten ersehen läßt, im ganzen
Lande äußerst schwach. In Karlsruhe und Mannheim stimmten
nur 9 Prozent der Wahlberechtigten ab, in Ettlingen gar nur 8
von 1000 Wahlberechtigten; von diesen 8 waren 6 Mitglieder
der Wahlkommissionen, so daß in der That nur zwei Wähler
das Wahllokal betraten. Auch in Baden, Durlach, Pforzheim,
Konstanz, Bruchsal u. s. w. ließ die Wahlbetheiiigung zu wün-
schen übrig. Der Grund ist offenbar darin zu suchen, daß weder
durch die Presse, noch in Versammlungen irgend welche nen-
nenswerthe Agitation für die Kreiswohlen entfaltet wurde. Und
das wird nach dec aufregenden Reichs- und Landtagswahl-
kampagne der letzten Zeit Niemand bedauern!
Württemberg. Rotten bürg, 11. Nov. Professor
Keppler iu Freiburg wurde heute zum Bischof gewählt.
(Prof. Paul Keppler ist Württemberger, am 28. Septem-
ber 1852 zu Gmünd geboren. Er redigirt das Archiv für
christliche Kunst und hat eine Anzahl Schriften veröffent-
licht. Er ist besonders beliebt beim Herzog Albrecht von
Württemberg, der, wenn der König ohne männliche Leibes-
erben bleiben sollte, dereinst den Thron Württembergs be-
steigen wird, und hat auch in der herzoglichen Familie
sämmtliche Kindertaufen vollzogen.)
Preußen. Berlin, 11. Nov. Heute t raten die Räthe
verschiedener preußischer Ministerien in Begleitung des Di-
rektors des hiesigen städtischen Vieh- und Schlachthofes die
Reise nach Wien und Budapest an, um an Orr und
Stelle die Markt- und Vieh Verhältnisse einem ein-
gehenden Studium zu unterwerfen.
Braunschweig. In Braunschweig ist eine Wahlgesetz-
reform im Werke, bei der zum ersten Male auch ein
Wahlzwang eingesührt werden soll. Ter Wahlberech-
tigte, der sich nicht an der Wahl betheiligt, soll nut einer
Geldstrafe belegt werden. Näheres über diese Bestimmung
liegt noch nicht vor. Man darf auf die Verhandlungen
und die schließliche Entscheidung über diese Neuheit in der
braunschweigischen Landesversammlung gespannt sein. Eine
Centruinskorrespondenz äußert sich im Allgemeinen zustim-
mend zu dieser Einrichtung. (Wenn Braunschweig voran-
geht, wird man vielleicht auch in Baden die Emführung
der Wahlpflicht für angemessen und durchführbar erachten.
In diesem Blatte wurde sie schon mehrmals angeregt. In
der Zweiten Kammer ist der Gedanke auch schon kurz ge-
streift worden. Da hieß es aber: Ach nein, das geht doch
nicht. Jeder Versuch einer Neuerung trifft zuerst auf ein
mehr oder minder energisches: Ach nein, das geht doch
nicht. Und schließlich gehts doch. Red.)

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Professor August Forschner am Gymnasium in Karlsruhe in
gleicher Eigenschaft an jenes in Baden versetzt und dem Lehr-
amtspcaktikanien Dr. Hermann Mayer von Freiburg umer Er-
nennung desselben zum Professor eine etatmäßige Professoren-
stelle an dein Gymnasium in Karlsruhe übertragen.
Karlsruhe, 11. Novbr. Gestern Abend ist Prinz
Hermann von Sachsen Weimar in Baden-Baden eingetroffen.
Derselbe nahm heute Mittag an dec Frühstückstafel im
Grobherzoglichen Schlosse theil und wird heute Abend zur
Hoftafel erscheinen. Minister von Brauer und Gemahlin,
welche gestern Abend zur Hoftafel geladen waren, über-
nachteten im Großherzoglichen Schloß. Dieselben kehrten
heute Vormittag nach Karlsruhe zurück. Der Grobherzog
von Sachsen beabsichtigt bis Montag den 14. in Baden-
Baden zu bleiben.

Ausland
Frankreich. Paris, 11. Nov. Eine Note der Agence
Havas besagt: Nachdem der Minister des Auswärtigen
von dem Artikel eines Abendblattes betreffend die Drey-
fu sangelegen h eit Kenntniß erhalten hatte, wonach
die Tochter des deutschen Botschafters Grafen
Münster in diese Angelegenheit hineingezogen wurde, stattete
er dem Grafen Münster einen Besuch ab und drückte ihm
das lebhafteste Bedauern der französischen
Regierung und ihre Entrüstung über den Vorgang ans,
der nicht stark genug gegeißelt werden könne.
Rußland. Petersburg, 11. Nov. Eine Mit-
theilung des Regierungsboten berichtet ausführlich über die
Maßnahmen, die die unter Leitung des Prinzen von Ol-
denburg stehende amtliche Pestcommission in
Samarkand und Umgebung getroffen hat. In Anzob
sind von 357 Einwohnern bis zum 15. October 219 an
der Beulenpest gestorben und 19 erkrankt. Bis zum 2.
November sind daselbst noch 14 Erkrankungen hinzuge-
kommen. In den beiden folgenden Tagen ereignete sich
 
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