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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 175 (1. Juli 1898 - 30. Juli 1898)
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Telephon-Anschluß Nr- 82.

Ekßks Malt.

Lamstag, Len 23. Juli

1898.

Zur spanisch-amerikanischen Friedensfrage.
Von militärischer Seite erhält die Allg. Ztg. eine in'
teressante Darlegung über den augenblicklichen Stand der
Friedensfrage vom Gesichtspunkt der strategischen Lage aus.
Der Verfasser geht von dem Satze aus, daß Spaniens
Lebensinteresse als See- und Kolonialmacht die Fortsetzung
des Krieges so lange forderte, bis eine am Horizont schon
wahrnehmbare Wendung ihm die Erhaltung seines Kolo-
nialbesitzes sichere, ohne den Spanien für immer zum
Range etwa von Griechenland hinabsinken würde. Von
diesem Standpunkt führt der Verfasser aus:
Nicht selten kommt es wesentlich darauf an, Zeit zu
gewinnen. Die Geschichte ist nicht arm an Beispielen
dafür, wie das Eingreifen neuer Faktoren aus
schwieriger, sogar aus anscheinend hoffnungsloser Lage
befreit. Die Lage der Spanier ist aber gar nicht ein-
mal so hoffnungslos, wie Kleinmuth auf der einen,
Jnteresstrtheit auf der andern Seite sie malt. Sowohl
m Westindien wie in Ostindien ist die kriegerische Aktion
der Ver. Staaten zum Stillstand gekommen, und je länger
dieser Stillstand dauert, um so deutlicher wird die That-
sache ans Licht treten, daß die amerikanische Heeresleitung
fürs erste weder befähigt ist noch über die Mittel
verfügt, eine Entscheidung durch Eroberung Manilas
und Havannas herbeizuführen. Solange die Plätze
nicht genommen sind, kann vom Verlusts Cubas und der
Philippinen für Spanien nicht die Rede sein, und wollten
die Vereinigten Staaten nunmehr die spanische Regierung
durch Bombardirung der Mittelmeerstädte mürbe machen,
so riskiren sie, daß die ihnen so nützliche Zurückhaltung
der europäischen Diplomatie ein Ende hat.
Es scheint, daß England diesmal Sonderinteressen
verfolgt. Es war schon auffällig, daß die englische Re-
gierung dem nach den Philippinen bestimmten spanischen
Geschwader den Suezkanal zu verschließen suchte und dann
seine Weiterfahrt dadurch hinderte, daß sie Kohle für
Kriegskontrebande erklärte und deren Aufnahme verwehrte.
Nunmehr hat die englische Regierung es geschehen lassen,
daß die amerikanischen Konsuln in Tanger und Gibraltar
große Vorräthe an Kohle für die amerikanische Flotte
bereit hallen, da diese zu Operationen gegen die spanischen
Küstenstädte nur daun im Stande sind, wenn engl. Häfen
Hr offen stehen und zahlreiche Kohlenschiffe sie begleiten.
Gestattet die englische Regierung im Widerspruch zu ihrem
Perhalten gegenüber der spanischen Flotte, daß die ame-
rikanische Flotte sich mit englischen Kohlen versorgt,
sv ist das ein frappanter Bruch der Neutralität und die
Peuutzung der genannten englischen Häfen durch amerika-
Asche Kriegsschiffe über 24 Stunden hinaus würde die
Sache noch verschlimmern. England provozirt dadurch,
N>ß andere Mächte auf Spaniens Seite treten, in erster
Neihe Frankreich, von dem dies schon verlautet, und eine
^artige Bildung von Koalitionen ist durch die Frage, was
"si Fall gänzlicher Niederlage Spaniens aus den Philip-
pinen werden soll, bereits vorbereitet. Nun liegt aber auf
der Hand, daß Spanien die Chancen, die ihm eine aus
Wichen Koalitionen erwachsende Bundesgenossenschaft brächte,
durch voreiligen Friedensschluß verscherzen würde. Spanien
u»lß also ausharren.
Die Lage auf den Philippinen drängt durchaus
Acht zum Abschluß des Friedens. Dort kommen in dieser
Beziehung zwei Faktoren in Betracht. Der eine ist die
Widerstandsfähigkeit der Hauptstadt Manila, der andere ist
Ne Abneigung der Eingeborenen, die amerikanische Herr-
ichaft gegen die spanische, so verhaßt ihnen diese auch ist,
"uzutauschen. Daß in der Presse seit Wochen der Fall

von Manila angekündigt wurde, zeigt Unkenntniß der Ver-
hältnisse. Manila liegt zu beiden Seiten des reißenden
Pasig, auf dem rechten Ufer der malayisch-chinesische und
europäische Stadttheil, auf dem linken der spanische, jener
offen, dieser eine starke Festung von den bekannten, jede
Möglichkeit eines Sturmes ausschließenden Profilen der
altspanischen Befestigungsart. Der offene Stadttheil ist der
handel- und gewerbetreibende; daher die Angst vor den
Aufständischen, die ihren Weg in die Presse fand, aber
wenig begründet ist, da dieser Stadttheil unter den Kanonen
der Festung liegt. Die Festung mit ihren hohen und starken
Mauern, tiefen und breiten gemauerten Gräben, und neu-
zeitlichen vorgeschobenen Forts erfordert eine regelrechte
Belagerung. Daß die Amerikaner eine solche ins Werk zu
setzen vermöchten, ist bei der Mangelhaftigkeit ihres Kriegs-
wesens und bei der darin herrschenden grenzenlosen Unord-
nung umsoweniger anzunehmen, als die große Entfernung
und der Mangel einer Operationsbasis erschwerend ins Ge-
wicht fällt und die Operationen der amerikanischen Flotte
durch den Ausbruch der Dysenterie gelähmt sind. Die
vor St. Juan di Cuba bewiesene geringe Leistungsfähigkeit
dürfte diese Auffassung bestätigen. Solange Manila
Lebensmittel hat, stehen die amerikanischen Aussichten
hoffnungslos. Was die Haltung der Eingeborenen
betrifft, so kommen nur die (spanischen und chinesischen)
Mestizen in Betracht. Die Malayen sind indolent, heute
wie von jeher, und gewönnen sie die Oberhand, so wäre
das alte Clanwesen die Folge davon. Aber auf den Mestizen
ruht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Philip-
pinen. Sie zeichnen sich durch regen Thätigkeitsdrang und
Intelligenz aus, bezeugen das lebhafteste Interesse für die
Geschicke des Landes und dürsten nach politischer Selbst-
ständigkeit und Selbstrcgiernng. Am liebsten wären sie
unabhängig. Die Aussicht, der Ausbeutung durch die
Amerikaner zu verfallen, reizt sie zum Widerstand, wie jetzt
offenkundig ist, und trotz aller gegentheiligen Versicherungen
von amerikanischer Seite muß die Nachricht, daß sogar eine
Wendung im Sinn einer Wiederannäherung an Spanien
bevorstehe, für begründet gehalten werden. Also eröffnet
Ausharren den Spaniern auch hier die Aussicht auf
Besserung ihrer Lage.
Ebenso auf Cuba, wo die Kapitulation von Santiago
den Amerikanern nur scheinbar von Nutzen ist. Die nach
längerer, sehr ungeschickter Belagerung erzielte Kapitulation
von Santiago verdanken die Amerikaner nicht militärischer
Ueberlegenheit, sondern einem äußeren Umstand. Munition
und Lebensmittel waren der Festung ausgegangen und
deßhalb kapitulirte sie in dem Augenblick, wo die Lage
der Belagerer infolge des mörderischen Klimas so ungünstig
geworden war, daß die Aufhebung der Belagerung schon
ernstlich erwogen wurde. Ob der Commandant der Festung,
General Toral, richtig gehandelt hat, wird die spanische
Regierung ermessen. Höchste Energie weicht selbst dem
Hunger nicht. Die Festung war intakt. Erstürmung aus-
geschlossen, regelrechte Beschießung iu absehbarer Zeit un-
möglich, denn dem Belagerer fehlte schweres Geschütz, zur
Aufstellung von Batterien auf dem Lande, fehlten Trans-
portmittel und namentlich die Munition, und die Schiffs-
geschütze vermochten die Stadt nicht zu erreichen, solange
die Flotte die Einfahrt in die Bucht nicht forcirt hatte.
Die Thatsache, daß die Amerikaner das zum artilleristischen
Angriff erforderliche Material nicht einmal für Santiago
bereitzustellen vermocht haben, kann die Spanier über das
Schicksal Manilas und Havannas beruhigen, solange diese
Festungen nur ausreichend verproviantirt sind. So ärger-
lich die Kapitulation von Santiago für Spanien sein
mag, strategische, bezw. politische Bedeutung hat sie nicht.

Das Vorgehen der Amerikaner gegen diesen Punkt war
eine kolossale Dummheit. Wer Cuba haben will,
muß Havanna erobern. Wie aber ein Blick auf die
Karte zeigt, kann die Basis für das Vorgehen gegen
Havanna nicht ungeschickter gewählt werden, als in dem
am entgegengesetzten Ende der langgestreckten Insel ge-
legenen Santiago. Wir werden nun abwarten, wie die
Amerikaner sich mit dem 800 Kilometer weiten Marsch
durch die ungesunde Niederung abfinden, und vor allem
wie sie das nöthige Belagerungsgeschütz nach Havanna
schaffen werden. Einstweilen gebieten die klimatischen
Verhältnisse ihnen für längere Zeit Stillstand. In
Anbetracht der bisher von den Amerikanern be-
wiesenen geringen militärischen Leistungsfähigkeit und
ihrer unzureichenden Heeresorganisation, sowie in wei-
terer Erwägung der sowohl numerisch wie qua-
litativ weit überlegenen Kräfte, welche die Spanier in
und bei Havanna konzentrirt haben, glauben wir
nicht an den Fall Havannas durch Waffen-
gewalt. Eine ande re Frage ist, ob nicht auch für Havanna
die Stunde der Kapitulation infolge Aushungerung
schlagen wird. In naher Zeit aber gewiß nicht, da die
Zufuhr durch die unvollständige Blockade nicht abgeschnittcn
ist. Unterdessen dürften sich die Aussichten der Spanier
noch weiter verbessern, denn auch auf Kuba tritt, ebenso
wie auf den Philippinen, immer deutlicher die Thatsache
hervor, daß die Aufständischen von den Amerikanern nichts
wissen wollen. Eine neue Enttäuschung für die Ameri-
kaner. Und fast noch wahrscheinlicher als auf den Philip-
pinen ist es hier, daß schließlich die Aufständischen auf
einen Ausgleich eingehen und mit den Spaniern gemein-
sam gegen die Amerikaner vorgehen. Die Gemeinsamkeit
des Blutes wiegt schwer.
Deutsches Reich.
Berlin, 22. Juli.
— Der Kaiser hat dem Centralcomits der deutschen
Vereine vom Rothen Kreuz 10000 infolge des Auf-
rufes zu Gunsten der amerikanischen und spanischen Gesell-
schaft vom Rothen Kreuz überweisen lassen. Die Kaiserin
hat 1000 gezeichnet, die Kaiserin Friedrich 500
— Die Tägliche Rundschau veröffentlicht folgen-
des ihr zugegangenes Telegramm:
Den durch die Presse gehenden Mittheilungen über einen
Schriftwechsel zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und Sr. Er-
laucht dem Graf-Regenten zuLtpve steht die Lippe'sche Staats-
regierung gänzlich fern. Die Veröffentlichung ist von nicht-lippe-
scher Seite und ohne Wissen und Wollen der hiesigen Staats-
regierung erfolgt.
Detmold, den 21. Juli 1898.
Fürstliches Staatsministerium
v. Miesitscheck.
(Daß ein Schriftwechsel stattgcfunden hat und daß
derselbe im Wesentlichen den darüber gemachten Veröffent-
lichungen entspricht, ist nicht mehr zu bezweifeln.)
— Dem Rheinischen Kurier in Wiesbaden werden die
Angaben der Neuen Bayr. Landesztg. über eine Aus-
einandersetzung zwischen dem Kaiser und dem Regenten
von Lippe-Detmold bestätigt. Abweichend von der
bisherigen Lesart weiß das Wiesbadener Blatt noch zu
melden, der Regent habe in Detmold den General wegen
Nichterweijnng der Ehrenbezeugungen zur Rede gestellt.
Der General habe sich darauf um entsprechende Weisung
an den Kaiser gewandt und von diesem den Befehl er-
halten, die für Mitglieder regierender Familien vor-
geschriebenen Honneurs wohl dem Regentenpaare, nicht
aber dessen Kindern erweisen zu lassen. Gleichwohl habe
die Detmolder Kommandantur nur einfachen militärischen
Gruß angeordnet. Daraufhin sei denn die Beschwerde des

zivefteu^A tREanfeuilleton findet der Leser im heutigen

3. Symphoniekonzcrt aus dem Schlosse.
Heidelberg, 23. Juli.
, Kapellmeister Ra big's Bestreben, den Symphoniekonzerten
ewen musikalisch tiefernsten Charakter zu verleihen, findet in dem
Wen Interesse des Publikums seinen wohlverdienten Lohn.
?ie Art, wie er gestern die verschiedenartigen Werke, insbeson-
dre Bcethoven's L-äur-Symphonie, dirtgirte, verrieth wieder
°en feinen, mit Geist und Geschick ausarbeitenden Musiker. Von
Solisten lernte man in Herrn Schmiedel einen Flötrsten von
stanzender, unfehlbarer Sicherheit in einem Konzert von
Bemersseman kennen. Herr Konzertmeister Grau spielte den
und 3. Satz des MeniMsohn'schen Violinkonzerts mit weichem
rundem Ton und in glücklicher Beherrschung der Schwierigkeiten
duftigen Allegros. Im Mittelpunkt des Interesses fiand
"doch jedenfalls I. Mai's neu überarbeitete Ouvertüre zur
»Braut von Messina". Dieses Vorspiel, das einen richtigen
Kompromiß zwischen Arbeit mit scharfen Motiven und melodl-
chem Ausspinnen darstellt, das in musikalisch interessanter Weise
Charaktere der Helden und den Gedankengang des Werkes
erfolgt, das bei glücklicher Instrumentation in stetiger Steige-
starkes dramatisches Leben entwickelt, ist wohl geeignet, zu
fistln und eindringlich zu wirken. In geschlossenem Raume,
größere Konzentration des Hörers sich ergibt, wird das
^.erk, das bei aller Klarheit ein reges Mitgehen des Geistes er-
geycht, noch mehr gewürdigt werden. Ur. 8.

Kleine Zeitung.
— Diedenhofen, 22. Juli. Die Mosel- und Ried-Zeitung
Meldet: Gestern wurde hier der Ingenieur v. Schuhmacher
fus Luzern, der geschäftlich mit der Firma de Wendel zu thun
Latte, verhaftet, als er die südlich von Diedenhofen abgehaltenen
Manöver besichtigte und dabei eine Mörserbatterie abzeichnete.
man auch ein kriegstechnisches Werk bei ihm vorfand, wurde

er wegen Spionageverdachts dem hiesigen Amtsgericht
vorgeführt. Hier erklärte er, daß er in seinem Heimathland
Reserveoffizier sei und daher an den Manövern ein erhöhtes
Interesse nehme. Die Aufzeichnungen habe er lediglich für sich,
keineswegs aber in der Absicht der Spionage gemacht. Seine
Aussagen scheinen richtig zu sein, sodaß man seine baldige Frei-
lassung erwartet.
— Alzey, 22. Juli. (Schwimm-Fest.) Sonntag,
7. August, von Vormittags 9 Uhr und Nachmittags halb 3
Uhr an, begeht der hiesige Schwimm-Klub „Delphin" in der
Huff'fchen Badeanstalt sein 4. großes Nationales Wett-
schwimmen und Springen.
— Garmisch, 22. Juli. Beim Besteigen der Zugspitze stürzte
heute Morgen einer von zwei jungen Touristen ab. Der Ver-
unglückte wurde noch nicht gefunden, doch wird sein Tod nicht
bezweifelt; es soll der achtzehnjährige Sohu des Prof. Jrmer
aus Berlin sein. Die beiden Touristen versuchten den Aufstieg
ohne Führer.
— Wie«, 22. Juli. Karl Rieder, ein Sohn des Reichs-
Archivrathes Otto Rieder, aus München, ist am 20. bei der Be-
steigung der Nuvolauspitze 130 Meter tief abgestürzt. Gestern
wurde der Verunglückte von den Bergführern todt aufgefunden
und nach Cortina (Tyrol) gebracht. Die Leiche wird nach
München übcrgeführt.
— Kopenhagen, 18. Juli. Der Vorsteher der landwirth-
schaftlichen Schule in Dalcum veröffentlicht eine Schrift, nach
der in Dänemark eine Million Milchkühe folgendermaßen ver-
theilt ist: 130000 Bestände bestehen aus 1 bis 9 Kühen, 50000
Bestände haben zwischen 10 und 99 Kühe, und 650 Bestände
über 100 Kühe. Diese Million Kühe liefert jährlich 4000 Mill.
Pfund Milch und 200000 Personen beschäftigen sich ausschließ-
lich oder zum Theil mit dem Melken dieser Kühe. Daß das
Melken eine Kunst ist, die gelernt sein will, fällt kaum einem
Stadtbewohner ein, und doch kann Unkenntniß derselben unge-
heure Verluste für den Landmann mit sich bringen. Es gilt, die
i Kuh ganz auszumelken, da die letzten Strahlen die fetteste Milch
! bringen, sodaß z. B. 72 Pfund Milch der ersten Strahlen ein

Pfund Butter geben, während von den letzten Tropfen nur 12
Pfund zu einem Pfund Butter nöthig sind.
— Mailand, 22. Juli. Unter großen Beifallsbezeugungen
der Bevölkerung erfolgte gestern Abend die Abreise der Vertreter
des italienischenTur Verbundes. Nach feierlichem Empfang
der Turner mit verschiedenen Reden, in denen die Sympathieen
für Deutschland ausgedrückt wurden, stellte sich der Zug auf und
begab sich unter dem Beifall der Menge nach dem Bahnhofe, wo
inzwischen eine Abtheilung der Gesellschaft „Andreas Doria" ans
Genua eingetroffen war. Sodann erfolgte die Abreise nach Ham-
burg zur Theilnahme am Turnfest. Auch aus Rom und anderen
italienischen Städten sind Vertreter zahlreicher Turnvereine nach
Hamburg abgereist.

Vermischtes.
— (Ungebühr vor Gericht.) Im Zuhörerraum des
Schwurgerichtssaales zu Beuthen a. O. war ein Versicherungs-
beamter aus Köniashütte so fest eingeschlafen, daß er laut
schnarchte. Der Vorsitzende hörte das Geräusch, ließ den
Mann wecken und vorsühren. Als Entschuldigung gab der-
selbe an, er sei vor Müdigkeit eingeschlafen. Der Staats-
anwalt beantragte wegen Ungebühr vor Gericht eine Strafe
von 30 Mk. gegen den Schläfer. Der Gerichtshof erkannte
auf einen Tag Haft, welcher sofort vollstreckt wurde. Das
gleiche Loos traf einen Kaufmann aus Michowitz, welcher
Nachmittags in demselben Raum einschlief und trotz seiner
Bitten, ihn mit einer Geldstrafe zu belegen, zu einer sofort
zu vollstreckenden eintägigen Haftstrafe verurtheilt wurde.
— Aus Basel berichten einige Blätter über einen losen
Jungenstreich, der ausnahmsweise einmal vernünftige Folgen
haben mag, zumal wenn er „Schule" machen sollte. Dort
wird seit einiger Zeit schon gegen die Damenmode, den
Schmuck der Hüte mit dem Gefieder der Sing- und an-
derer Vögel zu vervollständigen, ein heftiger Krieg geführt,
an dem sich selbst die Polizei und die Damenwelt betheiligeiu
Doch was die Polizei, was die Damen nicht fertig bringen,
das brachten die Baseler Schuljungen fertl^. In der Nähe
 
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