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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255 - 280 (1. November 1898 - 30. November 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0567

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279.

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Erscheint täglich.
Mtags ausgenommen.
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in's"HauZOgebracht.
die Post bezogen
n^du^eljährl. 1.25^.
"^ließlich Zustellgebühr.
!^°n-Anschluh Nr.'82.


vikiistay, de» 29. November

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15 Pf. für die Ispaltige
Petitzelie oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfs- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
. Gratis-Anschlag
M> der Inserate auf den Plakat-
v tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

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* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heurigen
weiten Blatt._
II. Concert des Bach-Bereins.
Heidelberg. 29. November.
»Liszt in allen Farben" war die Devise des Abends.
, Vom „schweren" Liszt in Großformat war aus den Reihen
symphonischen Dichtungen die Wahl auf Dasso gefallen.
. Ich liebe diesen Dasso außerordentlich. Nicht, als ob er mir
N. Dichterseelenbild wirklich entwerfen könnte, aber es ist ein
S°nez, gedankenreiches Musikstück, das mich fesselt und fortreißt.
Uten find von dem Componisten so schöne Motive in so glück-
"cheui Gegensatz zusammengestellt wie hier, kaum ist Liszt
ätzender, schärfer und klarer als hier.
.Die Ungarische Phantasie des Meisters ist im Gegensatz zu
?teser Tondichtung das erste Virtuosenstück. Neues hat Liszt
Min nicht zusammengetragen. Es sind die Melodien, die in den
^Mpsodien erschöpft und aufgezehrt, hier in brillanter, blendender,
"»etwas spielerischer Verarbeitung wiederkehren.
. Manche Componisten besitzen die liebenswürdige Eigenschaft,
Me noch frischen Manuscripte einem Kreis von Intimen vorzu-
zielen. Wir dürfen uns in diesem Sinne die Intimen
N.mperdinck's nennen. Wiederum hat er uns die neuesten
satter, die seine regsame Feder beschrieben, liebenswürdigst
persönlich überreicht.
Es find große musikalische Wandgemälde, Schilderungen, denen
Wei umfangreiche, ziemlich complicirte Dichtungen zu Grunde
"egen.
,,Tarifs" halte ich für die glücklichere Schilderung. In
Mgeolet und Unisonis, die in schwindelnde Höhen, noch über
?'e Lohengrin-Sphäre hinausstetgen, führt uns die Einleitung zu
en Schneeregionen des Libanon. Die musikalische Abspiegelung
°er Oede und Einsamkeit ist sehr glücklich gelungen. Eine ernste,
Tannhäuserakkorden durchsetzte Erzählung berichtet melan-
Zousch von versunkenem Heldenglanz. In s.enen schwindelnden
mageolel-Höhen zittert die Schilderung wieder aus. Leider war


bei den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedi-
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Bestellungen
die Heidelberger Zeitung für den Monat December
,^den bei allen Postanstalten, ^den Briefträgern, den ilgen-
pp, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
Fracht; durch die Post bezogen für den Monat December,
am Schalter abgeholt, 42 Pfg., für Zustellgebühr
^Pfg. weiter.
Bismarck über den Anarchismus.
,, Die Kölner Wochenschrift Das neue Jahrhundert
^>lt einige noch nicht veröffentlichte Gespräche Bismarcks
Bucher mit. Wir entnehmen denselben die nach-
senden Ausführungen Bismarcks über den Anarchismus,
? angesichts der gegenwärtig tagenden antianarchistischen
Differenz ein aktuelles Interesse gewinnen."
Ueber den Ursprung und die Verbreitung des Anarchis-
mus äußerte sich Bismarck zu Bucher folgendermaßen:
I „Dec Anarchismus ist bisweilen slavisch und bis-
^ilen romanisch, eigentlich durch Bakunin dem ro-
^aischea Radikalismus aufoculirt, aber er ist nie ger-
^"nisch. Sehen Sie die großen germanischen Nationen
Bucher, die Deutschen, die Oesterreicher, die Engländer,
^archismus günstigen Boden gesunden. In Oesterreich
am ersten ... na das hängt mit anderen Umstünden
Wammen, die Oesterreicher deutschen Stammes und un-
Unischten Blutes sind so wenig Anarchisten wie Sie und
Es ist auch nicht das monarchische Gefühl
?Hein, das dem Anarchismus widerstrebt, das könnte Höch-
ts für uns gelten, aber nicht für England, wo das
.v "igthum nur noch Dekorationsstück ist, und noch weniger
M das demokratische Nordamerika. Aber Sie haben ge-
.hen, wie selbst dort Most mit seinem bluttriefenden Ge-
rader ausgenommen wurde — ausgelacht hat man ihn,
A'd am Fluch der Lächerlichkeit, dem schlimmsten für einen
«'M ist er zu Grunde gegangen. Nein, es ist etwas
öderes, es ist die den Germanen eigenthümliche Neigung
z. Ä Phjlosophiren, die ihnen den Anarchismus ungenieß-
" M r "'acht- Bei dem Anarchismus kann man sich nichts
Ä "^ken, rein gar nichts. Er will einfach das Bestehende
' Erschaffen, un!) daun soll, so gewissermaßen durch eine
U Urzeugung, mit einemmale ein frischgebackenes Para-
ös erscheinen. Jawohl, prosit die Mahlzeit, das würde ein
^tter Kuchen werden! Mit Hefe allein kann man nicht
Men!"
Besonders verhaßt am Anarchismus war dem Fürsten,
^.dessen hervorragendsten Charaktereigenschaften die zählt,
M er stets den Blick unverrückt auf das Positive und
Areichbare gerichtet hielt, die negative und utopische
Achtung des Anarchismus. In diesem Sinne sagt er:
. „Es ist für die Erde ein wahres Glück, daß den
tMrchisten kein Punkt außerhalb der Erde zur Verfügung
?ht, um sie nach archimedischem Prinzip in die Luft zu
M engen. Sie müßten sich eigentlich das Faustsche Wort
Motto nehmen: „Was entsteht, ist werth, daß es zu
I stunde geht, darum besser wärs, daß nichts entstünde."
Mephisto fehlt ihnen allerdings meist der Geist und
MM "ssch sie ballen vergebens die Faust, ohnmächtig, das
werden zu verhindern. Sie werden unter ihnen auch nie
rechten Naturforscher finden, einen Chemiker wohl,
keinen Mann, der so recht mit Lust und Liebe das
Wachsen und Gedeihen in der Natur beobachtet und zu
lÄ !^"ein Studium macht. Solche Leute wissen zu gut, daß

isst".
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organischer Entwicklung beruht, und werden nie Glauben
zu der Theorie fassen können, daß, wenn nun erst einmal
alle bestehenden Einrichtungen beseitigt sind, das Neue und
Vollkommene mit einem Schlage dastehen oder auch nur
allmählich sich entwickeln sollte. Es kommt mir so vor,
als wenn ich in einem Wald, in dem einige schlechte Bäume
sind, alles abholze und dann zehn Jahre nicht hingehe.
Was finde ich dann? Lauter Gestrüpp, aber keine Bäume.
Es wäre ja ein Optimismus sonder gleichen, wenn man
behaupten wollte, daß alle unsere Einrichtungen gute seien.
Nein, manches ist schlecht, recht schlecht sogar, beispielsweise
daß auch bei uns im Parlament die Maulhelden immer den
größten Anhang haben, daß die Phrase regiert statt der
Vernunft. Aber besser das, als das Chaos nach anarchi-
stischem Rezept.
Ein auf die Bekämpfung der Anarchisten be-
züglicher Ausspruch war der folgende:
„Wenn man den Anarchismus bekämpfen will, so muß
cs auf dem Wege einer Ver ei nb a ru ng aller Kultur-
nationen geschehen. Ich habe schon einmal, Ende der
70er Jahre, bei den Staaten Europas deßwegen vertrau-
lich herumhorchen lassen. Aber ich fand wenig Gegenliebe.
Oesterreich behielt sich seine definitiven Entschließungen vor,
wäre aber, wenn man Ernst gemacht hätte, wie gewöhnlich
zu haben gewesen. Italien stimmte bei, hatte aber auch
am meisten Grund dazu. Rußland erklärte seine prinzi-
pielle Zustimmung, wollte uns aber gleich noch übertrum-
pfen und hätte es am liebsten gesehen, wenn jeder, der
wegen politischer Verbrechen oder Vergehen verfolgt wurde,
per Schub nach seinem Heimathsstaate gebracht worden
wäre. Als ich darauf nicht eingehe» wollte — eine solche
Forderung wäre natürlich niemals durchzubringen gewesen
— zog es sich in den Schmollwinkel zurück. In Paris
wurde mein Beauftragter mit einem solchen Schwall von
Humanitätsphrasen überschüttet, daß er noch bei seiner Heimkehr
förmlich darnach roch. In England war man kühl bis
ins Herz hinan, wie immer, wenn es sich nicht um spezi-
fisch englische Interessen handelt. Wenn das dann ein-
mal der Fall ist, Wundern sich die Leute an der Themse,
daß man nicht gleich mit Vergnügen bereit ist, für John
Bull die Kastanien aus dem Feuer zu holen. In der
Schweiz hätte man wohl mehr Entgegenkommen gezeigt,
wenn die Sache von Frankreich ausgegangen wäre, statt
von uns. Es sind zu kurzsichtige Leute, diese Schweizer!
Auf uns schimpfen sie, obwohl sie von uns nie etwas
Ucbles erfahren haben, und hinter den Franzosen laufen sie
her, obwohl diese längst die Westschweiz eingesackt hätten,
wenn wir nicht das Gleichgewicht in Europa aufrecht er-
hielten. Es ist noch nicht so lange her, da wurde mir —
inoffiziell natürlich! — wieder einmal der Vorschlag einer
Theilung der Schweiz unter Deutschland, Frankreich und
Italien gemacht. Auch Oesterreich sollte ein Stückchen be-
kommen, den Kanton Graubünden und einen Theil von
St. Gallen, glaube ich. Der Franzose war sehr erstaunt,
als ich von vornherein die Sache für undiskutabel erklärte,
und versicherte mir noch extra, daß Rußland nichts da-
gegen habe, wenn man es an der unteren Donau cntschä-
digeu wolle. Er ging sogar so weit, zu versichern, daß
mau die Westschweiz als Kompensation für Elsaß-Loth-
ringen betrachten werde. Aber ein solcher Pufferstaat ist
sehr nützlich; wenn er nicht existirte, müßte er geschaffen
werden, und dann — wir haben so schon genug Kohlköpfe
im Reichstag! — die Schwierigkeiten würden nur noch
größer werden, besonders bei einem Anarchistengesetz. Wir
haben es ja bei den Maßregeln gegen die Sozialdemokratie
gesehen, obwohl diese gerade in den allergünstigsten Zeit-
punkt fielen. Ist wirklich einmal ein solcher Gesetzentwurf
dieses Unisono, namentlich zu Anfang, nicht so filberrein, wie die
schneeigen Libanonkuppeln, gerathen.
Der Abend in Tanger trägt mehr maurisches Localcolorit.
Zum Theil ist hier wirklich die Opiumkneipe, das Versinken und
Untergehen im betäubenden Genuß musikalisch durchgekostet. Es
ist ein schwüler, webender, durcheinanderwogender Tanzreigen,
der Heldenhaftes im Sang des Harfners heraufbeschwört und
in wollüstigen Traumschlaf verdenkt, hauptsächlich geführt von
den charakteristisch verwendeten Holzbläsern. Das Märchenhaft-
Exotische dieses Tonstückes in seinen gedeckten, Verschwimmenden
Farben ist sehr glücklich vom Hänsel und Grethel - Componisten
erdacht.
Das Publikum erwies sich dem Gast in eigener Sache natür-
lich so liebenswürdig als möglich und garnirte die überbrachte
Lorbeergabe mit reichlichem Beifall.
Vielen Dank hat sich jedenfalls Prof. Wolfrum mit der
Einführung der Schubert'schen b'-moll-Phantasie in Mottl's
Instrumentation erworben. Es ist ein herrlich-gesundes Werk,
allen Clavierfreunden aus seiner Originalform lieb und werth.
Und wie versteht Mottl das ins Große zu übersetzen, so kraftvoll
und doch so natürlich!
Unser Orchester stand in der Wiedergabe all' dieser Werke
ganz und voll auf der Höhe seiner Aufgabe. Prof. Wolfrum
weiß besonders Liszt brillant zu interpretiren, und das Orchester
folgt seiner feurig-ergebenen Leitung in nicht minder feurig-
ergebener Weise und man ehrt den Dirigenten, wie ihm gebührt.
Seit Langem war die Solistenpflicht gestern wieder Mal einer
Pianistin zugefallen. Der beruhigend kraftvollen Erscheinung der
Frau Dory Burmeister-Petersen entspricht auch ihr
Spiel. Sie verfügt über eine tadellose Virtuosität, eine Hohen
Ansprüchen mehr als entsprechende Technik, eine große Klarheit
und Schärfe, ein ungemein ausgeprägtes rhychmisches Gewissen.
Ihr Spiel ist glänzend, aber etwas trocken, pedantisch und genau
abgemessen. Man vermißt, was ein Hauptreiz der Pianistin sein
soll, Poesie, jene Dosis individueller Capricc, die dem Virtuosen
Physiognomie verleiht.

ohne allzuängstliche geheimräthliche Rücksichten auf allerlei
Leute, mit denen doch nicht zu paktiren ist, ausgearbeitet
worden, so wird nachher so viel daran herumamputirt,
bis glücklich ein Ding herausknnmt, das nicht Fisch und
nicht Fleisch, nicht sauer und nicht süß ist. S olche Schwie-
rigkeiten hat man schon in einem einzigen Parlament,
wenn aber gar die Parlamente der gesammten Kulturwelt
über eine solche Sache debattiren sollten, dann kommt ganz
gewiß ein Monstrum heraus, das eben nur gut dazu ist,
für die Nachwelt konservirt zu werden — es wäre freilich
schade um den Spiritus!"
Deutsches Reich
Potsdam, 28. Nov. Der Kaiser begab sich heute
Nachmittag zu Pferde nach dem Bornstedter Felde, wo die
Kaiserin mit dem Prinzen Joachim und der Prinzessin
Victoria Luise zu Wagen eingetroffen waren. Der Kaiser
ritt die Front des Lehr-Jnfanterie-Bataillons ab, nahm
den Parademarsch ab und wohnte dem Corps-Exerciren
und dem Gefechtsexerciren gegen einen markirte n Feind bei.
Der Kaiser führte das Bataillon unter Voran tritt des
neuen Musikcorps zurück und ließ in der Stadt das Ba-
taillon nochmals vorbeimarschiren.
Baden. V.O. Karlsruhe, 27. Novbr. Staats-
minister Dr. Nokk hat am Samstag dem Großherzog
über die schwebenden Angelegenheiten, insbesondere über
die Frage der Einberufung der Kammer, eingehen-
den Bericht erstattet. Bestem Vernehmen nach steht die
Einberufung der Zweiten Kammer zu einer kur-
zen Tagung in der ersten Hälfte des Monats De-
cember zu erwarten. (Nach dem Mannh. Anz. ist die
Einberufung des Plenums auf den 6. Dec. erfolgt.)
Bayern. München, 26. Nov. Die Allg. Ztg. meldet:
In der dem kommenden Reichstag zugehenden Militär-
vorlage ist die Bildung eines dritten bayerischen
Armeekorps vorgesehen. Als Sitz des Generalkom-
mandos ist Nürnberg in Aussicht genommen. Das
neue Armeekorps soll, wie verlautet, aus der 5., 6., 8.
und 11. Jufanteriebrigade zusammengesetzt werden, während
das II. Armeekorps in Zukunft aus der 7., 9., 10 und
12. Jnfanteriebrigade bestehen soll. Regensburg soll einen
Divisionssitz erhalten. Für das neue Armeekorps wird
ein Detachement Jäger zu Pferd gebildet werden.

Aus der Karlsruher Zeitung
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Oberamtsrichter Dr. Alfred Sautier in Mosbach auf sein An-
suchen auf 1. December l. I. aus dem staatlichen Dienste ent-
lassen, den Referendär Eduard Link aus Durlach zum Amts-
richter in Mosbach ernannt, den Beztrksassistenzarzt Dr. Karl
Henrici in Neckarbischofsheim zum Bezirksarzt in Wolfach
ernannt.
— Mit Entschließung Großh. Zolldirektion wurden Grenz-
kontroleur Wilhelm Max in Leopoldshöhe nach Thengen, Grenz-
kontroleur Gustav Peter in Thengen nach Riedheim und Grenz-
kontrolenr Hermann Seger in Wollmatingen nach Leopoldshöhe
in gleicher Eigenschaft versetzt.
Karlsruhe, 28. Novbr. Der Kaiser und die
Kaiserin haben unmittelbar nach ihrer Ankunft in Pots-
dam und dann nochmals am Sonntag früh an Ihre Kö-
niglichen Hoheiten den Großherzog und die Großherzogin
telegraphirt, um auszusprechen, wie sehr dieselben erfreut
waren, bei Ihren Königlichen Hoheiten zu ve rweilen. Ihre
Majestät haben hinzugefügt: „Diese Rückkehr ins Vater-
land und der warme Empfang Eures Land es wird uns
stets im Herzen bleiben. Ja, wir werden nie den schönen
und so ungemein warmen Empfang vergessen, den Ihr
und das Land uns bereitet." — Gestern früh hielt Prälat
a. D. I). Doll in der Schloßkirche in Baden den Gottes-
Mit staunenswerther Technik wurde sie Liszt's Phantasie-
Schwierigkeiten bis zum kleinsten Detail gerecht. Mit singendem
Anschlag gab sie die Umschreibung von Schubert's „Trockene
Blumen" (eigentlich fragt man sich bei diesen Liedumsetzungen
cm sst la uöosssits?). Ein Bravourstück von Kullak, das
„Lützows wilde Jagd" aus neue weite Strecken beg leitet, gab
der Solistin Gelegenheit zu reizvollen Tonschattirungen und einer
verblüffenden Oktavenjagd. Im Grund ist es eine sehr werthlose
Composition. Die Solistin wurde gleichfalls reichlich und an-
haltend durch Beifall ausgezeichnet. vr. 8.
Literarisches.
—8 Die H y po thekenb anken und der großstädti-
sche Realkredit unter besonderer Berücksichtigung der Ent-
würfe zum sog. Bauhandwerkerschutz-Gesetz und zum Reichshypo-
thekenbank-Gesetz. Von Karl Schmidt, Leiter der juristischen Ab-
theilung der Preußischen Hypotheken-Actien-Bank. Berlin 1899.
191 Seiten. — Preis Mk. 2. (Verlag von Puttkamer u. Mühl-
brecht, Berlin.) Eine ganze Reihe brennender Tagesfragen, welche
als voraussichtlich Gegenstand der kommenden Reichstagsverhand-
lungen das erhöhte Interesse weitester Kreise beanspruchen dürfen,
wird vom Verfasser zu einheitlicher Darstellung kritistrend zu-
sammengefaßt. Die wahren Ursachen des modernen, großstäd-
tischen Bauschwindels, die zur Eindämmung desselben sowie zum
Schutze der Bauhandwerker von der Regierung in Aussicht ge-
nommenen Maßnahmen, die Beziehungen der Terrainspekulanten,
Baugeldgeber und Bauunternehmer zu einander, die Gegensätze
zwischen Bauherr, Bauunternehmer und Hypothekengläubiger, der
wirthschaftliche Einfluß all dieser Momente auf die Hypotheken-
banken sowie schließlich der Geschäftsbetrieb der letzteren werden
in allgemeinverständlicher Form einer eingehenden Prüfung und
Erörterung unterzogen. Besondere Beachtung wird der Amor-
tisationshypothek, diesem Schmerzenskind des Realkrcdits, geschenkt
und die allgemein volkswirthschastliche Bedeutung wie auch die
Technik derselben und zwar letztere sowohl unter der Herrschaft
der jetzigen wie der für die Zukunft in Aussicht genommenen
Gesetze dem Leser vor Augen geführt.
 
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