Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150 - 175 (1. Juli 1898 - 30. Juli 1898)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0113

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25
»rsschließlich Zustellgebühr.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Jusertionsgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.

Gratis-Anschlag
M> der Inserate auf den Plakat«
v tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulm.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xi-. 175.

Smstlg, den 30. Juli

1898.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für die Monate August und
September werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern,
den Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: mouatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate August
und September, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfg.,
Uiit Zustellgebühr Mk. 1.14.

Der amerikanisch-spanische Krieg.
Nach einem Telegramm des Bureau Reuter aus Washing-
ton werden die Vereinigten Staaten den Spaniern folgende
Friedensbedingungen stellen: Abtretung von Porto-
rico. Aufgeben der spanischen Oberhoheit auf Kuba
und Abtretung der Inseln in der Nähe Kubas und Porto-
ecos. Die Entscheidung über die Philippinen und andere
Inseln in jenen Gewässern werden späteren Verhandlungen
borbehalten. Ferner beabsichtigt die Regierung die Errich-
tung einer Kohlenstation auf den Philippinen, mit einem
Terrain, um eine amerikanische Stadt zu er-
bauen, möglicherweise Manila selbst.
Dian muß sagen: Blöde sind die Vereinigten Staaten
uicht in ihren Forderungen. Man ist zu diesem Urtheil
um so mehr berechtigt, als der Krieg ja ein reines Uneigen-
nützigkeitsunternehmen im Interesse der bedrückten und
busgesogenen Kubaner sein sollte. Dabei sind die
Forderungen manchen Amerikanern noch nicht weitgehend
genug. So erhielt Präsident Mac Kinley aus allen
Theilen der Union Telegramme, die vielfach die Besitz-
Uahme der Philippinen entweder dauernd oder bis
Zur Einsetzung einer bleibenden Regierung (was unter
Umständen auf dasselbe herauskommt) verlangen.
Wie verlautet, wird die Antwort der Vereinigten
Staaten auf die spanischen Vorschläge dem französischen
Botschafter Cambon am Sonntag überreicht werden. Die
Fassung sei durch Mac Kinley und den Staatssekretär
vereinbart worden. Die Note soll so abgefaßt sein, daß
Spanien eine bestimmte Antwort ertheilen muß und die
Angelegenheit nicht verschleppen kann. Es soll erklären,
vb es die amerikanischen Vorschläge annimmt.
Wenn die Amerikaner solche Forderungen im Sinne
batten, dann konnten sie allerdings leicht prophezeien, daß
°ie Bekanntgabe ihrer Friedensbcdingungen noch einmal in
Spanien kriegerische Regungen erwecken würde. Ohne
Zweifel wird ein Schrei der Entrüstung über die Frie-
bensbedingungen der Amerikaner durch Spanien gehen.
Sb aber Spanien sich wirklich noch weiter wehren wird?
Wo ist der Spanier, der den Muth, die Entschlossenheit,
geistige Kraft und die Findigkeit besitzt, das Spanien
motzende Schicksal obzuwenden? Bei andern Nationen
treten in der Stunde der Gefahr hervorragende Männer
wrs der Volksmenge hervor und übernehmen die Führung.
Spanien ist nichts derartiges zu bemerken. Da wird
mit den vorhandenen Kräften fortgewurstelt. Nun rächt
ss sich furchtbar, daß Spanien Jahrhunderte hindurch die
^Abständigen Geister unter seinen Söhnen verfolgt und
busgerottet hat.
So wird Spanien aller Voraussicht nach seinen ganzen
colonialen Besitz einbüßen.
Die Insel Portorico, die die Vereinigten Staaten sich
mrekl einverleiben wollen, ist 170 Kilometer lang, 64 Kilo-
weter breit und umfaßt 9144 Quadratkilometer, mit den
dazu gehörigen kleinen Inseln Culebra, Culebrita und
Wcques zusammen 9315 Quadratkilometer. Nach Westen

17)

Sklaverei der Schönheit.
Novelle von M. Zmmisch.
(Schluß.)
Er lächelte. Wie kam Hedwig an sein Lager.?
y,. Waren sie nur ein Traum gewesen die Bilder von
jjsiMen und Schaffen, von Ruhm und Ehre, von Lieben
Leiden, die ihm dunkel und verworren vorschwebten?
Wieder strengte er seine Gedanken an. Der Wein erwärmte
i- v wohlthätig und leise und allmählich kehrte die Erinne-
rung zurück.
ein wußte wohl schon länger gelegen haben. Es fiel ihm
n. baß es dämmerig war, als er von keinem Atelier fort-
Ubangen, und jetzt bemerkte er, trotz der zugezogenen Gar-
wen, daß draußen Helles Sonnenlicht fluthete.
ibn° weiter suchten seine Gedanken. Er sah Käthe bei
f,s?w Spiel mit dem Hunde, er sab sie die Böschung hinunter-
vnu und xx sah, wie Wasser sie mit fortriß. Angst-
voll stöhnte er auf.
»Käthe, wo ist Käthe", flüsterte er heiser.
rni,- iv, ul gesund und wohl", sagte Frau von Senten be-
R Vlgend, seine kalte, suchende Hand erfassend, „aber Du
lieber, mußt ihre Rettung so theuer bezahlen."
b Ichmerzliches, resignirtes Lächeln huschte über das
s bsie, vom Tode gezeichnete Antlitz- „Was liegt an mir,"
er müde, ohne Bitterkeit. Ich habe alles erreicht, was
borgeschwebt, was bedarf es mehr! Der Friede,
as Gluck des Herzens und der Liebe, ich habe sie ver-
.Asst und verschmäht, kein Wunder, daß sie sich an mir
di-< O Hedwig, wenn ich einst an Dir gefehlt, durch
Dualen, die mir unwissentlich Dein Kind bereitet, habe
oebußt."
Wieder überfiel ihn ein Schwächeanfall. Kopfschüttelnd,
fi^-Ernster Miene, prüfte der Arzt den kaum fühlbaren,
dann^b Puls. „Es geht zu Ende," sagte er leise, und
diÄ. er sich aus einen Wink Frau von Sentens
viskret zurück.

ist Portorico von Haiti durch die 120 Kilometer breite
Monapassage getrennt. Im Osten beginnt der Kranz der
britischen Kleinen Antillen. Das Klima ist sehr gesund
und wird die Insel also zu einer amerikanischen Militär-
station sehr geeignet machen, zumal die Fruchtbarkeit der
von Kuba nicht viel nachgibt. Von den 798 566 Ein-
wohnern sind etwa 400 000 Neger und Mischlinge. Der
Südrand fällt steil an die Meeresküste ab; der Nordrand
ist scharfer Brandung ausgesetzt, hat aber in der Haupt-
stadt San Juan einen vorzüglichen Hafen. Auch auf dieser
Insel haben die grausamen Spanier ihre amerikanische Ent-
deckungsgeschichte mit Blut geschrieben. Die caraibischen
Ureinwohner wurden zu harten Sklavendiensten beim Gold-
wäschen gezwungen; in den sich daran knüpfenden Kämpfen
brachten die Spanier allmählich 600 000 Caraiben um.
Später wurde die Insel als Verbannungsort benützt und
erst seit 1763 von Spanien mehr kultivirt. Der spanische
Generalcapitän Miguel de la Torre begann die Insel von
1823 an zu großer Blüthe zu bringen. Welch' großen
militärischen Werth die Insel für die Vereinigten Staaten
von Amerika hat, ergibt sich aus ihrer Lage; von Porto-
rico aus beherrschen die Amerikaner das caraibische Meer
und den zwischenoceanischen Nicaraguacanal.
Deutsches Reich.
Berlin, 29. Juli.
— Aus Bergen, 29. Juli, wird berichtet: Der Kaiser
ist heute Vormittag 1O'/§. Uhr im besten Wohlsein hier
angekommen. Heute Mittag gedachte der Kaiser das Früh-
stück beim deutschen Konsul einzunehmen und morgen und
übermorgen vor Bergen zu bleiben.
— Nach den Abendblättern werden die diesjährigen
Kaisermanövcr vom 6. bis 17. September in der
Gegend von Loehne, Bückeburg und Detmold abgehalten
werden. Das X. Korps marschirt nach der Kaiserparade
am 2. bei Hannover in Eilmärschen nach dem Manöver-
gelände. Beim VII. Korps werden bereits am 2. und 3.
Kriegsmärsche gemacht; der 4. ist Ruhetag, am 5. wird
die Kaiserparade bei Minden abgehalten. (Wenn die
Manöver bei Detmold abgehalten werden, dann wird eS
aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Begegnung zwischen
dem Regenten von Lippe und dem Kaiser kommen, was
vielleicht zur Beilegung der zwischen ihnen obwaltenden
Differenzen beiträgt.)
— Neue 20-Pfennigstücke sind jetzt zur Ausgabe
gelangt. Die neuen Geldstücke haben die Größe eines 50-
Pfenuigstückes und besitzen einen gerippten Rand. Die Zahl
„20" ist erheblich kleiner als die auf den alten 20 Pfennig-
stücken.
Hamburg, 29. Juli. Die Hamburger Nachrichten
melden in ihrem heutigen Abendblatts: Wir erfahren aus
Friedrichsruh, daß Fürst Bismarck gestern Abend an
der Familientafel theilnahm. Der Leibarzt des Altreichs-
kanzlers, Professor Schweninger, ist gestern Abend wieder
abgereist. (Wir haben diese erfreuliche Nachricht gestern
Hierselbst durch Aushang bei der Redaction und Anschlag
an einigen Plakattafeln bekannt gemacht. Red. d. Hdlb. Z.)
Mecklenburg-Schwerin. Um dem in den letzten Jahren
durch den Zuckerrübenbau noch stark gesteigerten B e-
dürfniß nach Arbeitskräften auf demflachen
Lande abzuhelfen, beschlossen Regierung und Stände aus
dem letzten Landtage, den Versuch zu machen, durch Ver-
mehrung des mittleren und kleinen Grundbesitzes die ein-
heimische Bevölkerung an das Land zu fesseln. Zu dem
Zweck sollen die Besitzer von Rittergütern durchweg 2
Prozent iyres Areals für solche Ansiedelungen hergeben

dürfen, abgesehen von den durch entgegengesetzte Bestim-
mungen ausgeschlossenen Fideikommißgütern. Zur Aus-
führung dieser Beschlüsse ist jetzt vor Kurzem im Auftrage
des Herzog-Regenten Johann Albrecht durch den Ministerial-
direktor Schmidt eine aus fünf Mitgliedern bestehende „An-
siedclungskomm issi on" eingesetzt worden. Ihr liegt
cs ob, die Einteilung des Grund und Bodens in kleine
Erbzinsstellen und in Bündnereien und Häuslereien zu leiten
und die Hypothekenordnung zu überwachen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Könialiche Hoheit der Groß Herzog hat dem
Königlich Preußischen General der Infanterie Oberhoffe r,
Generalquartiermeister und Chef der Landesaufnahme, die
goldene Kelte zum innehabenden Großkreuz des Ordens vom
Zährmger Löwen verliehen.
— Mit Entschließung Großherzoglichen Ministeriums der
Finanzen wurde Regierungsbaumeiuer Karl Ritter bei der
Bezirksbauinspektion Freiburg zu jener für die Neubauten
der Heil- und Pfleanstalt bei Emmendingen in Emmendingen
versetzt.

Ausland.
Frankreich. Paris, 28. Juli. Heute Nachmittag
wurde die Entscheidung des Untersuchungsrich-
ters Bertulus über die Klage des ehemaligen Oberst-
lieutenants P i cq u a rt gegen Oberst du Paty de Elam
wegen Fälschung und Mitschuld an einer Fälschung ge-
troffen und durch den Gerichtsvollzieher dem Kläger zu-
gestellt. In Sachen der „Blanche" unterzeichneten Fälschung
hat sich Bertulus für unzuständig erklärt, weil diese Sache
nicht vor das Forum der Civilgerichte gehört. Die
„Speranza" unterschriebene Fälschung, als deren Verfasserin
Esterhazys Freundin Marguerite Pays gilt, erklärt er da-
gegen, behaupten zu können, da in diesem Falle die Klage
sich auch auf eine Civilperson erstrecken wird. Gegen diese
Entscheidung ist bereis von zwei Seiten Einspruch er-
hoben worden, zunächst vom Staatsanwalt, der den Unter-
suchungsrichter Bertulus in Sachen eines activen Offiziers
überhaupt für unzuständig hält, und zweitens aus noch
unbekannten Gründen von dem Vertheidiger Picquarts.
Jedenfalls sieht Bertulus in du Paty de Elam einen
Mitschuldigen, während die Staatsanwaltschaft die Zurück-
weisung der Klage Picquarts und die Verwerfung deS
vermeintlich unzuständigen Untersuchungsrichters nicht etwa
deshalb fordert, weil sie au der Mitschuld des Angeklagten
zweifelt, sondern weil dieMilitärparteiihrerseits augenscheinlich
du Paty hx Nam nur von den Militärgerichten abgeurtheilt
sehen will.
Paris, 29. Juli. Die Zeitungen veröffentlichen einen
Brief des angesehenen dramaturgischen Schriftstellers und
Offiziers der Ehrenlegion Jules Barbier, in dem er den
Vorsitzenden des Ordensrathes benachrichtigt, daß er wegen
der Ausschließung Zola's seine Würde als Offizier der
Ehrenlegion ebenfalls nicderlege. Barbiers Brief an den
Präsidenten lautet: „Herr Präsident! ES gibt Männer, die
durch das Kreuz geehrt werden. So ihr gehorsamer
Diener. Es gibt andere, die das Kreuz ehren. So der
große Zola, der für sich allein im Stande ist, Frankreich
von dem Schmutze rein zu waschen, womit die schlechten
Hirten es untereinander bewerfen, die vorgeben, es hüten
zu wollen. Ich halte deshalb dafür, daß angesichts der
Maßregel, die Zola trifft, nichts übrig bleibt, als aus
einem Orden auszutreten, aus dem er ausgeschlossen ist.
Ich bitte Sie daher, meine Entlassung als Mitglied der
Ehrenlegion anzunehmen. Es bereitet mir ebensoviel Ge-
nugthuung, Ihnen mein Offtcierkreuz zurückzusenden, als
ich bei dessen Empfang empfand. Genehmigen Sie u. s. w."

In leisem, schmerzlichem Weinen kniete Hedwig an der
Seite des Lagers nieder und ihre heißen Thränen fielen auf
die kalte Hand des Mannes, der ihrem jungen Herzen einst
eine so tiefe Wunde geschlagen. Wenn er ihr Anlaß zu Groll
und Bitterkeit gegeben, er hatte es mehr als getilgt. Mit
seinem eigenen Leben bezahlte er die Rettung ihres Kindes..
Die Liebe, die er einst verschmäht, sie erhob verwandelt
und schüchtern nochmals ihr Haupt an seinem Sterbebett; sie
trocknete den Todesschweiß von der kalten Stirn und drückte
ihm die gebrochenen Augen zu.
* , *
*
Die Nachricht von dem Unglück durchlief die ganze ge-
bildete Welt. Ruhm und Lorbeer wurden dem Andenken
Fritz Dellings überreich gezollt. Alle Blätter brachten sein
Bild und zählten seine hervorragendsten Werke auf. Sein
letztes Werk, „Die Blinde", blieb im Besitze Frau v. Sentens,
ebenso die Skizze von ihr selbst und Käthes ziemlich vollen-
detes Bildniß.
Ein halbes Jahr nach Fritz Dellings Ende, als die ersten
Veilchen den deutschen Frühling verkündeten, stand Oberst
von Giese mit seiner Gattin auf der sonnenbeschienenen
Veranda. Sie waren gestern von einer kurzen Hochzeitsreise
aus dem Süden zurückgekehrt, und Hedwig wollte von ihrer
alten Heimath nochmals Abschied nehmen, ehe sie ihren
Gatten in ihren künftigen Wohnort begleitete.
Käthe war während ihrer Reise bei Brückmanns zurück-
geblieben, die immer noch einen Flügel der Villa bewohnten.
Sie war ernster und verständiger geworden. Die schrecklichen
Folgen ihrer Unbesonnenheit hatten einen tiefen Eindruck
auf sie gemacht. Aber ihr Temperament war so heiter und
glücklich angelegt, daß der Schreck und der Kummer jenes
Tages nur läuternd, nicht niederdrückend auf sie gewirkt
hatten. Sie freute sich auf das neue Leben in der Garnison
und ihr süßes Gesicht war nicht weniger schön und rosig als
vor jener Katastrophe.
Oberst von Giese schlang den Arm um sein Weib und sah
ihr tief und zärtlich in die Augen. Die Schatten der Ver-

gangenheit vermochten ihr Glück nicht zu trüben und die
wehmüthige Erinnerung an den Freund ihrer Jugend beein-
trächtigte die Liebe nicht, die sie mit ihrem Gatten verband.
Noch waren sie beide schön und jugendkräftig, aber auch der
Gedanke an die Zukunft schreckte Hedwig nicht mehr. Sie
liebten sich ja, und die wahre Liebe ist stark und treu; sie
überdauert die Jugend, die Schönheit und den Tod, und sie
erfüllt die Seele mit Glauben und Vertrauen.

Kleine Zeitung.
— Wiesbaden, 29. Juli. Der Hauptmann Josef Laufs ist,
wie der Rh. Kurier meldet, zum Jntendanturrath des Wies-
badener Hoftheaters ernannt.
— Wien, 28. Juli. Der internationale Chemiker-
tag ist heute eröffnet worden. Der Vorsitzende, Hofrath Ludwig,
sandte Namens des Congresses ein Huldigungstelegramm an den
Kaiser Franz Josef und der Vertreter des Unterrichtsministeriums
begrüßte die Versammlung, ebenso Bürgermeister Dr. Lueger und
der Handelsminister Bärnreither.
— London, 27. Juli- Der älteste englische B ürger
war bis vor ein paar Tagen, wo er aus seiner zeitlichen
Thätigkeit abgerufen wurde, ein Herr Robert Taylor, Post-
vorsteher von Scarva (Grafschaft Down) in Irland. Sein
genaues Alter war schwer festzustellen. Es wurde nach ver-
schiedenen Schätzungen und Berechnungen auf 119 bis 130
Jahre angegeben. Nach verschiedenen Anhaltspunkten scheint
ziemlich sicher, daß er vor genau 100 Jahren, als es in Ir-
land Revolution gab, als Pfeifer mit seinem Regimente gegen
die Aufständischen ausmarschirt sei. Die Pfeifer und die
Trommler waren und sind vielfach noch im englischen Heere
Mannschaften in sehr jungen Jahren. Unter vierzehn Jahren
ist aber wohl nie ein Pfeifer ausmarschirt. Robert Taylor
hat sich bis an sein Ende unverwüstlicher Lebenssrische er-
freut, bis zum Schlüsse seine Postobliegenheiten erfüllt und
erst vor einigen Monaten von der Königin ihr Bild zum
Geschenk erhalten.
 
Annotationen