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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0245

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Dienst«, den 6. September

Re-
Die
eine

Das Ende der Herrschaft des Mahdi.
Aus den gestern veröffentlichen Nachrichten war zu er-
fihen, daff die Engländer in vergangener Woche die Herr-
schaft des Mahdi gebrochen, seine Hauptstadt eingenommen
Und ihn selbst vertrieben haben. Mit nur 140 Reitern
hat er sich geflüchtet. Möglicherweise ist er in diesem
Augenblicke schon gefangen. Jedenfalls aber ist seine
Macht vernichtet.
Mit der Einnahme von Omdurman durch die englisch-
kghptische Armee unter General Kitschener hat ein seltsames
Kapitel der innerafrikanischen Geschichte sein Ende erreicht.
Im August 1881 war es, daß — wir folgen einer
Darstellung des Berl. Tagebl. — der Mahdi Mahom-
Aed Ahmed seine Mission als „Geißel Gottes", sein
vom Feuer und Schwert diktirtcs Verwüstungswerk, im
Sudan begann. Im Januar 1883 ergaben sich ihm die
ägyptischen Vorposten Bara und El Obeid, und im Herbst
desselben Jahres folgte Schlag auf Schlag eine egyptische
Niederlage nach der andern. Im Oktober wurde Hicks
Paschas Heer bei Shekan auf dem Marsche nach El Obeid
vufgerieben und noch in demselben Monat die Verbindung
von Sinkat nach Suakin durch die Mahdisten abgeschnitten.
3m Dezember schließlich mußte sich Slatin Pascha bei
Dmshango ergeben.
Der Januar 1884 brachte die Schlacht von Feb el
Klebir, in der Baker Paschas Heer vernichtet wurde. Am
18. Februar traf Gordou in Khartum ein, und noch in
demselben Monat landeten 4000 Mann britischer Truppen
unter Sir Gerald Graham in Suakin. Am 29. Februar
land das Treffen bei El Teb statt, in dem 1500 Mahdisten
fielen, und am 13. März wurden 2000 Derwische in der
Schlacht bei Tamai getödtct. Der 28. April brachte die
Gefechte bei Dem Zubeir und Bahr el Ghazel und die
Desertion der egyptischen Truppen unter Slipton Bey. der
7,0. Mai die Einnahme Babers durch die Mahdisten, die
Schließung der Suakin-Berbcr-Route und die Jsolirung
Kordons in Khartum. Am 30. August verläßt Lord Wol-
filey, dxr Leiter der Gordon-Hilfsexpedition, London. Am
. 0. September sendet Gordon den Oberst Stewart und den
O^nzösischen Konsul tzerbin auf einem Dampfer den Nil
Munter. Das Boot strandet jedoch am 18. September
uvf einem Felsen, 30 engl. Meilen unterhalb Abu Hamed,
und Oberst Stewart und seine Genossen werden in einer
Hütte bei Hebbeh ermordet.
Das Jahr 1885 bringt die Schlacht bei Abu Klea am
Januar. Am 22. stößt die britische Hilfsexpedition
uuf Gordons Dampfer, die sich 112 Tage auf dem Nil
üsgen die Mahdisten gehalten hatten, am 24. schifft sich
C. Wilson im Gabat nach Khartum ein. Er kommt
über zu spät, da er erst am 28. Januar eintrifft, während
bereits am 26. Khartum gefallen und Gordon den
^unzenstichen der Mahdisten erlegen ist. Am 7. Februar
"hält Lord Wolseley aus London die strikte Instruktion,
Martum wieder zu nehmen, am 10. findet das Gefecht
b" Kerbekon statt, in dem General Carle getödtet wird,
und bereits am 15. Februar tritt die britische Nilexpedition
^ven schmählichen Rückzug an. Am 22. März wird
Zariba, das befestigte Lager Mac Neills, von den
Unahdisten angegriffen. Die Verluste der Engländer sind
^deutend. Im Mai verlautet, Mahommed Ali wolle in
Ägypten einfallen, allein am 14. Juli stirbt der Mahdi,
Und der Khalif Abdul la hi wird sein Nachfolger.
, , 15. Juni ziehen sich die Engländer von Dongola
zurück, die Nilexpedition löst sich auf, und es bildet sich
„ufür eine Feldtruppe, mit dem Hauptquartier Assuan.
26. September bricht der Mahdistengeneral Wad en

Nejumi von Omdurman auf, um in Egypten einzufallen,
zieht sich aber nach einer Niederlage bei Ginnis wieder
zurück. Der April des Jahres 1886 sieht Wady Halfa
als endgiltiges Hauptquartier der anglo-egyptischen Sudan-
armee, während alle Vorposten weiter südlich eingezogen
werden.
In das Jahr 1887 fällt die Organisation der Emin
Pascha-Expedition, die im Dezember 1889 nach San-
sibar zurückkehrt. Von nun an geht es bergab mit den
Derwischen. Bereits in der Niederlage vom 20. Dezember
1888 bei Suakin zeigt sich, daß unter ihnen nicht mehr
die alte fanatische Begeisterung herrscht.
Am 13. März 1897 entschließt sich die britische
gierung zur Wiedereroberung des Sudan,
anglo-egyptischen Truppen schlagen am 7. Juni
Derwischvorhut bei Teket, besetzen am 8. Juni Suarda,
liefern den Feinden ein siegreiches Treffen bei Häsin (19.
September) und ziehen am 23. September unter dem
Sirdar in Dongola ein, um hier in Ruhe ihre weiteren
Vorbereitungen zu treffen.
Am 7. August, bald nach der Eröffnung der neuen
Kampagne von 1897, besetzt General Kitchener den Flecken
Abu Hamed; am 7. Dezember fällt das von den Mahdisten
verlassene Berber in die Hände der freundlich gesinnten
Eingeborenenstämme, und bereits im October ist der Bau
der strategischen Eisenbahnlinie von Halfa bis Abu Hamed
vollendet. Ein kleines Scharmützel am 31. Oktober, wo-
bei die englischen Kanonenboote die Forts von Metemmeh
engagiren, beendet für 1897 den Feldzug.
In das laufende Jahr fällt die Einnahme von Shends
(2. April) und die furchtbare Niederlage der Derwische bei
Nahileh am Atbara, in der die starke Vorhut des Khalifen
unter dem Emir Mahmud vernichtet und der Letztere selbst
gefangen genommen wird.
In der vorigen Woche nun ist das englisch-egyptische
Heer bis vor Omdurman, der gegenüber Khartum am
Nilufer gelegenen Hauptstadt des Mahdi, gelangt, hat die
Stadt erobert und den Mahdi verjagt. Die Herrschaft der
Mahdisten im Sudan ist vorüber.

die .
gegenüber dem Einspruch der Fürstlich Schaumburgischen
Regierung die Thronfolge der Gräflich Lippe-Biester-
feldschen Linie durch ein Landesgesetz festzulegcn, ehe sich
der in jenem Streit angerufene Bundesrath über seine for-
melle Zuständigkeit schlüssig gemacht habe. Die Berliner
Polit. Nachr. bestreiten nun die Richtigkeit dieser Nach-
richt, indem sie sagen, die Fürstlich Lippe'sche Regierung
werde selbstverständlich schon aus Gründen der Bundes-
freundlichkeit nicht die dem Bundesrathe gebührende Rück-
sichtnahme außer Acht lassen.
Homburg v. d. H., 5. Sept. Die Kaiserin
Friedrich ist heute früh beim Spazierritt vom Pferde
gestürzt und hat sich eine Hand verstaucht. Sie wurde
von einem grade vorüberkommenden Wagen nach Schloß
Friedrichshof gebracht.
— Die Görl. Nachr. melden, in der Nacht zum Sonn-
tag verstarb zu Schreiberhau im Riesengebirge der Ge-
neral der Infanterie von Winterfeld t, früher Kom-
mandeur des Gardecorps.
Hannover, 4. Sept. Bei dem gestrigen Parade-
mahl brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus:

Deutsches Reich.
Berlin, 5. September.
— Durch die Zeitungen ging kürzlich die Nachricht,
Fürstlich Lippe'sche Regierung beabsichtige,

„Wobei ich fast das Nachseh'n gehabt härt',-aber da
haben Sie vielleicht Recht, gell, Alter?"
Der alte Herr nickte lächelnd. „Du warst ein besserer
Apotheker wie ich," sagte er dann- „Du hast mir Lebenselexir
gebraut. Und dabei", fuhr er zu mir gewendet sort, „will sie
mir nicht sagen, wie sie es macht. Ich könnte es doch auch
fabriziren und damit ein reicher Mann werden, aber es ist
halt Fabrikgeheimniß von ihr. Die Ingredienzien kenne ich
ja so ungefähr: Ein Drittel Sonnenschein, ein Drittel
Menschenliebe und das dritte Drittel zur Hälfte gute Laune
und zur Hälfte Nachsicht .... ist's nicht so? .... Aber
das Bindemittel, da liegt es. Das hat sie sich patentiren
lassen."
Wir schwiegen alle Drei. Der Theekessel summte, die
Stricknadeln klapperten und ein Engel des Glücks schwebte
durch den Raum und zauberte ein Lächeln aus die Lippen der
beiden alten Leute.

Ich freue mich, daß der heutige Paradetag mir die schöne
Gelegenheit gegeben hat, Ew. Excellenz (zum commandirenden
General v. Sebeck) als der Spitze des Armeecorps, meine aller-
höchste Zufriedenheit aussprechen zu können. Ich danke den
hohen Contingentsherren, die hierher gekommen sind, theils als
Vertreter, theils an der Spitze ihrer Contingente, die am heutigen
Tage in den Reihen des Korps so herrlich abgeschnitten haben.
Und fürwahr, wenn man die Söhne des friesischen und nieder-
sächsischen Stammes in ihrer Masse und ihrer Schönheit in Regi-
menter zusammengefaßt stehen sah, wie sie sich heute den Augen
darstellten, so konnte wohl dem obersten Kriegsherrn das Herz
höher schlagen — wie viel mehr bei dem Gedanken an die folgen-
schwere und schöne Geschichte, die mit den Fahnen der Regimenter
verzeichnet ist, an die zerfetzten Feldzeichen, die auf Spaniens
Boden diesen Regimentern vorangeweht haben, bis zu den Tagen
von Mars-la-Tour, Spicheren und Loigny. Was die Regimenter
damals geleistet und vollbracht haben, wie sie ihren Fahnneid
mit ihrem Blute besiegelt haben, davon erzählt die Geschichte.
Wir aber freuen uns dessen, daß das Ergebniß dieser Thaten
das schöne geeinigte und wiedererstandene deutsche Vaterland ist,
in dessen Mitte die Parade hat stattfinden können. Ich beglück-
wünsche das Corps zu dem heurigen Tage und hege die Hoff-
nung und die feste Zuversicht, daß diese sturmerprobten Regi-
menter ebenso gut wie auf der Parade auch im Manöver sich zeigen
werden und daß das Corps auch im Ernstfälle vor dem Feinde
bestehen wird. So erhebe ich denn mein Glas und trinke auf
das Wohl des X. Armeekorps und der ihm angeschlossenen
Regimenter.
Hannover, 4. Sept. Au dem heutigen Feldgottes-
dienst auf dem Waterlooplatze nahmen sämmtliche zur
Zeit hier anwesenden Truppen theil. Der Altar, mit
Blumen und Lorbeerbäumen geschmückt, war neben der
Waterloosäule errichtet. Um 11 Uhr 15 Minuten erschien
der Kaiser, begrüßte die fürstlichen Herren und nahm
vor dem Zelte neben der Waterloosäule Aufstellung. Divi-
sionspfarrer Delbrück hielt die Liturgie, Miliräroberpfarrer
Rocholl die Predigt. Sodann hielt der Kaiser eine A n-
sprache, in der er darauf hinwies, daß angesichts der
Waterloosäule die Truppen auf geschichtlichem Boden ständen.
Er erinnerte an die Waffenbrüderschaft mit den
Engländern und an Waterloo. Die englische Armee
habe soeben vor wenigen Stunden in Afrika einen Sieg
über einen viel stärkeren Feind erfochten. Er forderte die
Truppen auf, in ein Hoch auf die Königin von England
einzustimmen.
Hannover, 5. Sept. Gestern Abend fand im Stände-
haus ein Festmahl statt, das die Provinz Hannover dem
Kaiser und der Kaiserin gab. Graf zu Inn- und Knyp-
haus en brachte das Hoch auf den Kaiser aus, das der
Kaiser mit folgendem Trinkspruch erwiderte: -
Meine Herren! Ich danke Ihnen von Herzen für die Ge-
sinnung, die mir durch den Mund Ihres Vorsitzenden in so herz-
licher Rede soeben entgegengeklungen ist. Ich danke Ihnen zugleich
im Namen der Kaiserin für den Empfang und die Einladung zum
heutigen Tage. Mit Freude erfüllte es uns, wenn wir unter den
Vertretern des friesischen und niedersächsischen Stammes nns be-
wegen können, unseres kerndeutschesten Stammes. Wer in den
Augen von Menschen zu lesen versteht, der wird finden — ich
glaube ich kann das —, wie warm und herzlich, wie offen und
ehrlich und ungemacht die Sympathieen des Volkes uns entgegen-
flogen von alt und jung. Und das ist der größte Lohn, der einem
Monarchen und einer Kaiserin werden kann. Sie haben freund-
lichst einen Zug gestreift, für dessen Erwähnung ich Ihnen dankbar
bin. Sie können sich versichert halten, als bei der Erinnerung
an meine große unvergeßliche Frau Urgroßmutter ich damals
auch der hohen schwergeprüften Frau gedacht habe und es mir
wahres Herzensbedürfnis und eine Beruhigung für meine Seele
war, als ich wußte, daß ich ihr eine Freude bereiten konnte. Und
Ihre Majestät hat die Gnade gehabt, mir durch Uebersendung
eines wundervolles Bildnisses meiner hochseligen Frau Urgroß-
mutter zu danken. Hier aber an dieser Stelle fordere ich Sie
auf, mit mir das Glas zu erheben und auf das Wohl der von
mir heiß geliebten Provinz zn trinken, deren Blühen und Ge-
deihen mir stets am Herzen liegen wird, und für die ich meine
ganze Kraft einsetzen werde. Die Provinz Hannover Hurrah l
Hurrah! Hurrah!
Minden, 5. Sept. Das Kaiserpaar traf mit
Gefolge um 9 Uhr 30 Minuten hier ein. Der Kaiser

Fra« Apothekers Liebesgeschichte.
' Von Felix von Stenglein.
(Schluß.)
h genug, es ging ärger über mich her als je. Bis jetzt
Ere den guten Provisor und Heirathskandidaten die Sache
peinlich kühl gelassen. Plötzlich aber wurde er sehr auf-
^rfiam, denn Minna sagte recht milde und sanstmüthig:
^utzerothH ruhig darüber, Mama! Gerade Anna
dj„"Iun? ist stx etwa eine kleine Prinzessin? darf ich nicht
M.Schrheit sagen über dies unordentliche und ungebildete
ai-E"' das jeden Mann kreuz unglücklich machen müßte —"
Mama!" fing nun Minna wieder au und bemühte
^'Tüchtig erröthen.
»Weißt Du denn nicht, daß der Herr Provisor —"
dlexT.^ denn? Was denn?" fragt die Mutter ganz Per-
"Aun, man sagt doch —"
»Was sagt man? —"
si-Anna und der Herr Provisor —" Und dann schlug
Kliffs nieder, jetzt that die Alle so, als ob sie be-
h^.*3si nicht möglich, Herr Provisor!" sagte sie. „Davon
kein- Ä natürlich keine Ahnung. Sonst hätte ich ja um
stj?en, Preis — Mein Gott, was man in seiner Harmlosig-
Unk alles ausschwatzt! Verzeihen Sie, Herr Provisor!
^.leden^vir nie wieder über die Sache!"
beid- Sie, in diesem Augenblick wurde der Herr, den die
aus R Hamen schlau einfangen wollten, erst ausmerksam
r>- „siuna Lutzeroth. Er sagte natürlich zu den Beiden, daß
als en ^lan gedacht hätte, was sie sehr befriedigte, — aber
Aiaie nächste Mal zu uns kam, sah er mich zum ersten
ick en«.?" anderen Augen an, wie er mir später gestand. Und
iew m^une mich auch, daß er von einem gewissen Tage an
Taa "O^Ehmen zu mir änderte, und das wird wohl dieser
» geweien sein. Nicht daß er liebenswürdiger geworden

Vermischtes.
— Eine sinnreiche Sicherung gegen Fahrrad-
diebstahl bezw- gegen unbefugtes Benutzen von Fahrrädern,
ist einem Techniker in Strehlen in Schl, patentirt worden.
Wie uns das Patentanmeldungsburcau der „Patentverwer-
thungsgesellschaft G. m. b. H. in Berlin diiV., Unter den
Linden 59", mittheilr, bietet diese Sicherung gegenüber allen
derartigen, bisher bekannt gewordenen Vorrichtungen, den
Vortheil, daß sie einerseits durch Anwendung von Gewalt
nicht gelöst werden kann, und daß sie anderseits den mit dem
Rade davoneilenden Dieb seinen Verfolgern kenntlich mach:,
und dessen rasches Vorwärtskommen hindert. Erreicht wird
dies alles dadurch, daß die Sicherung mit dem Lustventil
derart verbunden wird, daß der bei Benutzung des Rades
nach außen abgeschlossenen Preßluft durch ein einfaches Blas-
instrument hindurch ein Ausweg ms Freie geboten wird,
welcher beim unbeaufsichtigten Stehenlassen des Rades srei-
gegeben werden kann, und durch welchen die Pcetzluit erst

1898.

wäre, nein aber er behandelte mich mehr als eine Dame, ich war
künftig für ihn als weibliches Wesen vorhanden.
Und da fand er nun bei näherer Betrachtung, daß ich
gar nicht so schlimm wäre, wie die Dame mich gemacht, —
zwar ziemlich schlimm aber doch nicht so ganz miserabel. Na
und weil er mich nun öfter studirte, wird er sich wohl an
mich gewöhnt haben, das wird's wohl gewesen sein, und da
kam denn auch die Zeit, wo er den Wunsch durchblicken ließ,
mir näher zu stehen.
Aber jetzt war ich nun wieder ganz verwandelt. Als ich
angefangen hatte, als Weib eine gewisse Bedeutung für ihn
zu bekommen, wurde ich Plötzlich sehr zurückhaltend; so daß
er dachte, sie scheint nicht zu wollen, und ebenfalls nachließ
in seinem Werben. So verging wieder einige Zeit bis zu
meinem Geburtstage. Da war mein Herz so voll und so
liebeverlangend. An diesem Tage wollte und mußte ich etwas
Liebes von ihm hören. Ich richtete es also ein, daß ich ihn
allein empfing, und da muß wohl was in meinen beglückten
Augen gelegen haben, so was wie eine Aufforderung, denn
eh' ich mir's versah, halt' ich 'nen Kuß weg, und war so ver-
miet, daß ich ihm einen wiedergab. Da waren wir also
verlobt.
Und auf Verlobung Pflegt Hochzeit zu folgen, und dann
pflegt sich Familie einzustellen, ganz wie's bei uns auch war.
Ja, und nun? . . . Was warten Sie noch? Nun ist's
aus. Und ich bin bei der Gelegenheit gut über meinen Hacken
herüber gekommen. Sie werden sagen; 's ist 'ne Liebesge-
schichte wie jede andere oder wie viele andere, und darin haben
Sie ganz recht, aber für mich grebt's eben nur die eine, die
alles für mich ist, und darum hat sie ihre Bedeutung in meinem
Leben. Und wenn nicht Momente kommen wie vorhin, wo
er gewisse Anspielungen machte, so bin ich noch immer stolz
darauf, ihn mir erobert zu haben."
„Sie können noch auf etwas anderes stolz sein," bemerkte
ich. „Daß Sie nämlich ein Menschenleben nicht nur für
sich gewonnen, sondern es überhaupt zur Freude am Dasein
geweckt haben-"

InssrtlonSgebühr
IS Ps. für die Ispaltige
Pctitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- Mtd
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
. Gratis-Anschlag
M, der Inserate auf den Plakat-
v tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25
^schließlich Zustellgebühr.
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Xsi-. 297.
 
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