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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0681

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Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.
VrelS
mit Familtm'dt-rn
monatlich 50 Pf.
frei in » Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
!vierteljährt. 1.25
«».'sicklietzlich Zustellgebühr.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xr. 301.


/ l'nsertlonSgebühr
15 Lf. s,r die Ispoltige
Petitzene oder deren Raum.
Für hiesige Gckchäfs- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
. Gratis-Anschlag
M der'Jnserate auf den Plo.kat-
v tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Erlies Klatt. Samstag, den 24. Decenider

Telephon-Anschluß Nr. 82.


"IW" Des Weibnachtsfestes wegen erscheint
die nächste Nummer am Dienstag.
Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für das I. Vierteljahr 1899
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agen-
ten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedi-
tion, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen, Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
Neu eintretenden Abonnenten liefern wir das Blatt
auf Wunsch bis Ende dieses Monats gratis.
WM" Zur Vermeidung unliebsamer Störungen oder
Verzögerungen in der regelmäßigen und pünktlichen Zu-
stellung des Blattes bitten wir die verehrl. Abonnenten,
die die Heidelberger Zeitung durch die Post beziehen, ihre
Bestellungen möglichst schon jetzt den Briefträgern oder bei
der nächsten Postanstalt aufzugebcn.
Die Ausweisungen in Nordschleswig.
Ucbcr die Ausweisungen aus Schleswig geht der national-
lib. Correspondenz aus Anlaß der erneuten Erörterungen
darüber eine Zuschrift zu, deren Verfasser ein durch und
durch liberaler deutscher Patriot ist und der, in Nordschlcs-
wig beheimathet, vermöge seiner Berufsstellung in besonderem
Maße als sachkundig angesehen zu werden verdient. Diese
Zuschrift wendet sich m t bitterer Klage gegen die Haltung
der freisinnigen Organe, soweit sie gleich bereit waren, die
Ausweisungen als unberechtigt zu behandeln, und durch eine
weit über das Ziel hinausschießende Kritik der dänischen
Presse Vorwände zu einer maßlosen Hetze gegeben haben.
Die Zuschrift gelangt zu folgendem Urtheil über den gegen-
wärtigen Stand der Dinge:
Ruhige dänischgesiiinte Leute fangen an, ihren Unwillen über
die dänische Agitation kund zu geben und die ansässigen dänischen
Unterthanen beklagen sich bitter über das Auftreten vieler in den
preußischen Staatsverband aufgenommcnen Optanten, die nach
ihrer Aufnahme wider Treu und Glauben sofort sich der deutsch-
feindlichen dänischen Agitation anschlossen und dadurch die Existenz
der ruhigen dänischen Unterthanen gefährdeten. Es mag sein, daß
hier und dort geschäftliche Störungen eingetreten sind, dieselben
sind aber im Wesentlichen verschuldet durch die Unterstützung,
welche die Dänen durch die regierungsfeindliche Presse erhalten.
Solche Störungen werden aber sehr bald vorübergehen. Wir sind
der Meinung, daß, wenn die Regierung konsequent und unentwegt
ihr pflichtmäßiges Ziel verfolgt, die dänische Agitation an der
Nordgrenze mit allen dazu geeigneten Mitteln zu bekämpfen, bald
Ruhe und Frieden ein kehren wird.
Was für Material aber ist denn bisher zuverlässig
beigebracht worden, um die Maßregeln zu verurtheilen?
Da muß doch konstatirt werden, daß einwandfreies Material
gegen das Eingreifen der Behörde bisher nicht erbracht ist
und daß als einwandsfrei vor allem nicht die Meldung
erachtet werden kann, die ein dänischer Berichterstatter einem
Kopenhagener Blatte über eine Aussprache über diese Frage
mit dem Obcrpräsidenten von Köller hatte, der im Hinblick
auf unausbleibliche Mißdeutungen sich diesen Empfang und
eine unmittelbare Einwirkung über die Grenze nach Däne-
mark hinein füglich hätte versagen können.
Der Boden, auf dem eine klare Aussprache darüber
herbeigeführt werden kann, ist der preußische Landtag, der
ja in wenigen Wochen zusammen tritt. Aus Schleswig
wird der national-lib. Correspondenz darüber mitgetheilt:
Der Abgeordnete Haussen aus Apenrade beabsichtigt, mit
Hilfe der Freisinnigen und des Centrums eine Interpellation
Zähmung afrikanischer Elephanten.
Den Vätern vom Heiligen Geist in Gabun ist es ge-
lungen, den afrikanischen Elephanten nach Art des indischen
zu zähmen und dienstbar zu machen. Eine ausführliche
Schilderung dieses Versuches bringt das letzte Heft der
Annales Apostoliques. Die große Schwierigkeit, so führt
Pater Fangöre zunächst aus, das Hinterland der neu-
erworbenen afrikanischen Kolonieen, besonders von Fran-
zösisch-Kongo, wirklich zu erschließen und nutzbar zu machen,
ist und bleibt auf lange Zeit hinaus die Trans-
portfrage. Gebahnte Wege gibt es so gut wie gar nicht;
die zahlreichen Flüsse und Ströme bilden zwar gute
Wasserstraßen, allein die vielen Stromschnellen machen die
Fahrt gefährlich, oft unmöglich. Es bleibt also nur der
Karawanen-Transport mit schwarzen Trägern übrig; die-
ser aber ist unsicher und über die Maßen kostspielig. Man
ist ganz auf den guten Willen der launigen Wilden an-
gewiesen, die einen so oft im Stich lassen, bei eintretender
Gefahr ihren Pack von sich werfen und ausreißen. Und
dann die Kosten. Ein Träger, mit 25 Kg. beladen, kostet
50—60 Fr. für eine Strecke von 500—600 Kilometern.
Die Transportkosten einer Tonne Maaren kommen somit
auf 20^0—2500 Fr. Wie, wenn der Elephant, der mit
Leichtigkeit 2000—3000 Kg. trägt, als Lastthier Ver-
wendung finden könnte? Allein bis jetzt zeigte sich der
afrikanische Dickhäuter durchaus nicht geneigt, dem Bei-
spiel seines indischen Vetters zu folgen. An Versuchen
hat es nicht gefehlt. DaS erste bekannte Beispiel, daß es
gelungen, bietet bisher die Mission von Fernan Vaz. Ein
günstiger Zufall führte den Missionaren einen jungen

darüber einzubringen. Abg. Haussen ist als Herausgeber
der dänischen Zeitung Heimdal und auch sonst einer der
rührigsten Führer der dänischen Agitation. Sollte die Inter-
pellation beantwortet und besprochen werden, dann, nehmen
wir an, wird sich die Gelegenheit bieten, darzuthun, daß
die Regierung verpflichtet ist, alle Mittel anzuwendeu, die
ihr zu Gebote stehen, um die maßlose dänische Agitation
im nördlichen Schleswig zu beschränken und nachzu weisen,
wie unberechtigt die abträglichen Auslassungen darüber
waren.

Deutsches Reich.
— Das Amtsblatt des Reichspostamts veröffentlicht
eine Verfügung des Staatssekretärs des Reichspostamts
betreffend Aenderungen der Postordnung vom 11.
Juni 1892. Danach wird u. A. das Mcistgcwicht von
Waarenproben von 250 auf 350 Gramm erhöht,
ferner wird der Meistbetrag der Po stau weis un gen von
400 auf 800 Mark erhöht, ebenso der Meistbetrag für
Postnachnahmen und die Werthgrenze, bis zu der
Werthfindungen und Werthangaben Landbriefträgern auf
Bestellgängen übergeben werden können. Die Postan-
weisungsgebühr für Beträge bis zu 5 Mark wird
auf 10 Pfg. herabgesetzt.
— Eine Correspondenz der Köln. Ztg. aus Konstan-
tinopel vom 18. d. M. meldet: Anläßlich der Einweihung
der katholisch-unirten chaldäischen Kathedrale in Bagdad
sandte der chaldäische Patriarch Einladungen an das Con-
sularcorps und theilte ihm mit, daß der französische
Vicekonsnl bei der Feier einen besonderen Platz auf
einer Art Thron mit Gebetpult erhalte, während die übri-
gen Consuln gewöhnliche Sitze erhalten sollen. Darauf
lehnte der deutsche Consul Richartz die Einladung ab
und nahm an der Feier nicht thcil.
— In Schneidemühl ist der freisinnige Mädchen-
schuldirektor Ernst in den Reichstag und den preußischen
Landtag gewählt worden. Der dortige Bürgermeister hat
ihm nunmehr mitgetheilt, daß der Magistrat die Kosten
für die nothwendig gewordene Heranziehung einer weib-
lichen Lehrkraft an dieser Schule während seiner Abwesen-
heit als Abgeordneter ihm zur Last legen und im Regretz-
wege von ihm einziehen werde. Direktor Ernst will das
nicht gelten lassen, sondern den Rechtsweg beschreiten.
Staatsbeamte bedürfen bekanntlich weder zur Ausübung
des Reichstags- noch des Landtagsmandates eines Urlaubes,
und es dürfen ihnen also auch keine Stellvertretungskosten
zur Last gelegt werden. Die Analogie auf städtische Be-
amte scheint aber nicht durchweg gezogen zu werden. Die
Kreuzztg. schreibt, es sei durchaus nichts Neues, daß
städtische Lehrer ihre Vertretungskosten aus eigenen Mitteln
aufbringen müssen. Sie wisse z. B. genau, daß der Abg.
Kropatschek in den Jahren 18/9—83, wo er städtischer
Lehrer-in Brandenburg war, monatlich 150 Mark für
seine Vertretung habe zahlen müssen, und es sei, als in
einem solchen Falle jemand dagegen den Rechtsweg be-
schritten habe, schon vor Jahren richterliche Entscheidung
zugunsten der Stadtgemeinde erfolgt. Die Kreuzztg. kann
über diese Frage besonders gut unterrichtet sein, da dec
Abg. Kropatschek gegenwärtig ihr Chefredakteur ist.
Aus der Karlsruher Zeitung
— Seine Königliche Hoheit der Groß Herzog haben den
nachgenannten Königlich Preußischen Hofbediensteten und Unter-
offizieren in Berlin Auszeichnungen verliehen, und zwar: s. die
kleine goldene Verdienstmedaille: dein Salon-Kammerdiener Prill
und dem Kastellan Jürns; b. die silberne Verdienstmedaille:
dem Hoffourier Rau, dem Vicewachtmeister Koch von der Leib-
gendarmerie und dem Feldwebel Dahlmann von der Schloß-
Garde-Kompagnie_
Elephanten zu. An den Nordufern des Nkomi-Sees
Hausen die Pahuinsstämme, ein kühnes, thatkräftiges Volk,
die Keinen ungestraft in ihr Gehege einbrechen lassen. Nun
hatte eine Elephantenfamilie sich auf ihrem Gebiete häus-
lich niedergelassen und nahm sich heraus, in ihre Pflan-
zungen einzufallen. Geborene Jäger, wie sie find, rückten
die Pahuins sogleich aus, um sich der ungebetenen Gäste
zu entledigen und gleichzeitig sich deren Zähne und eines
fetten Bratens zu versichern. Sobald sie den Standort
der Thiere aufgespürt, umschlossen sie denselben nach ihrem
Jägerbrauche mit ihrem doppelten Gehege von Baumstäm-
men. Bald begannen die Dickhäuter argen Durst zu
leiden und so hatte man mit den erschöpften Thieren leich-
tes Spiel. Sechs Elephanten wurden erlegt, nur einer,
dessen Jugend ihn weniger gefährlich machte, wurde ver-
schont. Die Pahuins hofften, ihn mit Vortheil an ihre
Freunde und Nachbarn, die Missionare von Fernan Vaz,
zu verkaufen. Man benachrichtigte also die Patres Bichet
und Davezac, und diese bemannten sofort ihr Boot und
kamen über den See, um das Thier zu holen. Der dick-
häutige Bursche bewies sich freilich bei der Rückfahrt als
ein sehr ungeberdiger Passagier. Obschon mit Stricken
und Ketten hübsch festgelegt, brachte er das Boot
wiederholt beinahe zum Kentern. Doch erreichte man
glücklich die Mission von St. Anna und mit Hülfe des
Missionspersonals wurde der Elephant glücklich gelandet.
Sofort wurde nun ein Erziehungsplan entworfen, und die
Brüder Florentin und Matthias mit dessen Ausführung
betraut. Der Plan verband in glücklicher Mischung Güte
und Festigkeit. Um Fritz, so wurde der Hinterwäldler

Karlsruhe, 23. Dec. Die Kronprinzessin von
Schweden und Norwegen wird mit dem Großherzog nud
der Großherzogin Ende dieses Monats von Schloß Baden
nach Karlsruhe übersiedeln und dort noch über Neujahr
verweilen. Heute Abend erwarten die Höchsten Herrschaften
die Ankunft des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin,
welche aus Coblenz in Schloß Baden eintrcffen und über
Weihnachten dort verbleiben werden.
Ausland
Frankreich. Paris, 22. Dec. Der Matin schreibt:
Trotz der Ableugnungen von englischer Seite sind wir in
der Lage, auf Grund der zuverlässigsten Erkundigungen zu
melden, daß die Versuche des Thronprätendenten Don
Carlos, in England Geld aufzutreiben, vollständig
gelungen sind. Bedeutende Geldsummen sind ihm von
englischen Großkapitalisten zur Verfügung gestellt worden,
um in den carlistischen Provinzen einen Aufruhr ins Werk
zu setzen. Die Bewegung wird im großen Stile ausbrechen,
sobald der Friedensvertrag vom Parlamente bestätigt sein
wird. Die englische Regierung hat an der Anleihe keinen
unmittelbaren Antheil genommen, aber sie hat auch nichts
gethan, nm sie zum Scheitern zu bringen. Der Matin
fügt hinzu, daß England zwar kein Interesse daran habe,
daß die spanische Dynastie gestürzt werde oder daß eine
andere bourbonische Linie an die Stelle der jetzigen trete,
aber England habe im Mittelmeer und anderwärts große
Vortheile zu erwerben, wenn Spanien durch einen Bürger-
krieg einmal zugrunde gerichtet sein werde. Diesen Be-
hauptungen mag wohl der Wunsch, gegen England zu
Hetzen, nicht fremd sein.
Paris, 23, Dec. Die Dreyfusangelegenheit
ist das stehende Thema in der Pariser Presse. Von allen
Seiten werden Mittheilungen und Vermulhungen zusammen-
getragen, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen.
Augenblicklich ist wieder viel von dem Kaiserbrief die Rede.
Es gilt als sicher, daß sich in den Dreyfusakten ein (natürlich
gefälschter) Brief des deutschen Kaisers befunden habe und
aus ihnen wieder herausgenommen worden ist.
Italien. Rom, 2l. Dec. Der Papst empfing
heute gleichzeitig die Cardinale, zahlreiche Bischöfe und
Prälaten, deren Weihnachtswünsche Cardinal Parochi aus-
sprach. Der Papst erinnerte in seiner Antwort an die
schrecklichen Ereignisse des Jahres 1898 und fügte hinzu,
es sei gerechtfertigt, wenn die Regierungen des civilisirten
Europa sich zusammenthun, um den unerhört barbarischen
Ausrottungskriegen einen Damm entgegen zu setzen, daß
dies aber nicht völlig erreichbar sei, so lange nicht in dem
Bewußtsein der Völker und der Organisation der Staaten
die Gottesfurcht wieder zur Geltung komme, die die Grund-
lage aller Moral sei. Sodann beklagte der Papst die
Verfolgung, der die Kirche in Italien ausgesetzt sei.
Türkei. Kanea, 22. Dec. Der Bürgermeister von
Kama, ein Mu Haine dauer, ging mit dem ersten Bei-
geordneten, einem Christen, Arm in Arm in der Stadt
spazieren. Christen und Muhamedaner begrüßten dies
beifällig. Die Festlichkeiten dauern fort.
Vom Heidelberger Schloß.
Im Berliner Zentralblatt der Bauverwaltung vom I.Oct. d.J.
hat Baurath Schäfer einen Aufsatz veröffentlicht, der die über-
raschenden Ergebnisse seiner Forschungen zusammenfaßt. Es sei
hier Einiges aus dem Aufsatz wiedergegeben:
Die Burg des Kehlheimers nennt der Verfasser jene
erste Burganlage auf dem Schloßberge, deren Auffindung in
ihren Einzelresten sein Verdienst ist und das Alter der Bauanlagen
auf dem Berge gegen die geläufige neuere Annahme um 200 Jahre
zurückrückt. „Thatsächlich", sagt der Verfasser, „hat aber noch
viel früher" lnämlich früker als 1415 ff.) „hier eine Burg be-
getauft, manierlich zu machen, unterwarfen ihn seine Er-
zieher zunächst einer strengen Abgeschiedenheit und einer
klug abgemessenen Ernährungsweise. Zwei Monate dieser
Erziehungsweise genügten, um den Gefangenen sittsamer
zu machen. Fritz verstand es bereits, dem Pater Breidel
geschickt die Bananen aus der Tasche zu holen und ihm
mit dem Rüssel schmeichelnd den Bart zu krauen. ES ist
ein altes Wort, daß Gegensätze anziehen. Fritz bestätigte
diesen Erfahrungssatz. Vom ersten Tage seines Aufent-
halts in St. Anna an verrieth der junge Koloß eine
merkwürdige Schwäche für die kleine Statur des Paters
Breidel. Als Fritz nun soweit vorbereitet erschien, um
mit Nutzen die ersten Lektionen häuslicher Erziehung zu
empfangen, galt es vor Allem, ihn an Gehorsam zu ge-
wöhnen. Bruder Florentin schlang also um den Hals
seines Zöglings ein Seil mit laufender Schlinge, Bruder
Matthias bewaffnete sich mit einer Eisenstange, und so wurde
Fritz aus seiner Strafzelle herausgeführt. Bei den ersten
Versuchen ging es nicht ohne einiges Hin- und Herzerren
ab. Der Zögling war ebenso launig als stark, und der
Anblick des frischen Laubes und der Fruchtbäume reizte
seine angeborene Freßlust; allein das Seil des Bruders
Florentin zog bei den geringsten Jrrgängen straff an und
die Stange des Bruders Matthias blieb auch nicht müßig.
Durch derartige Beweisgründe gedrängt, kehrte Fritz zur
Pflicht zurück. Sechs Wochen später war der Zögling
schon so gelehrig und gezähmt, daß man ihn ohne Schaden
auf dem Grundstück der Mission frei sich ergehen lassen
konnte. Zuweilen freilich erwies sich die Versuchung an-
gesichts eines fruchtbeladenen Bananenbaumes noch zu
 
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