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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0361

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Telephon-Anschluß!Nr. 82.
1888.

Internationale Maßregeln gegen den
Anarchismus.
Rom, 7. Oct. Die Agenzia Stefani veröffentlicht
dm Wortlaut der Note Canevaros an die diplomatischen
Vertreter Italiens bei den Mächten in der Angelegenheit
des Zusammentritts der internationalen Konferenz zur Fest-
stellung der Maßregeln gegen die Arnarchisten. Die Note
lautet:
Die Regierungen finden sich seit mehreren Jahren bei
der Ausführung der ihnen obliegenden Aufgabe, für die
Sicherheit des Staates und seiner Bürger zu sorgen, einer
Thatsache gegenüber, deren Ernst ihre ganz besondere Auf-
merksamkeit und Sorge im höchsten Grade in Anspruch
Uimint. In allen Ländern machen die Behörden auf das
Vorhandensein einer mehr oder weniger zahlreichen Klasse
von Menschen mit entarteten Grundsätzen aufmerksam,
deren Bestrebungen und Verbrechen, wie offen zugegeben
Mird, nur das Ziel haben, die Grundsätze, worauf die
gegenwärtige Gesellschaftsordnung ruht, zu untergraben und
diese Ordnung vollständig unizustürzen. Diese überspannten
Menschen, die vor keinem Attentat, möge es noch so scheuß-
lich und wahnwitzig sein, zurückschrecken, sprechen öffentlich
Prinzipien aus, die sie selbst anarchistische nennen und die
sie auf ihren Wanderungen durch ganz Europa verbreiten.
Sie werden bei dieser Propaganda von einer geheimen
Presse unterstützt, die unaufhörlich zu jeder Gewaltthat auf-
lordert, die abscheulichsten Verbrechen rühmt und preist
als die wirksamsten Mittel, den der gegenwärtigen Gesell-
schaft erklärten Krieg bis zum äußersten fortzuführen. Die
Negierungen haben sich bisher bemüht, durch genaue An-
wendung der bestehenden Gesetze, in einigen Fällen durch
Ausnahmemaßregeln, der Verbreitung der verbrecherischen
Theorien soviel als möglich Einhalt zu thun. Es hat sich
indessen gezeigt, daß diese Bemühungen, da sie nur ver-
einzelt geblieben, nicht wirksam genug waren, das Nebel
Zn bezwingen und der Schliche Herr zu werden, womit die
Anarchisten aller Läuder sich zu verständigen, beizustehen
und zu organisiren suchen, was ihnen auch zuweilen ge-
lingt. Es scheint demnach für die Regierungen, welche
angesichts der gemeinsamen Gefahr sich solidarisch fühlen,
Nch die Nothwendigkeit zu ergeben, sich gegenseitig
eine ständige Unterstützung zu gewähren auf der
Grundlage eines Systems der gemeinsamen Ver-
teidigung, welches in allen seinen Einzelheiten genau
erwogen ist.
Die Regierung Seiner Majestät trug sich schon lange
Wit dem Gedanken und sah sich darin mehr und mehr be-
llärkt angesichts der langen Reihe von anarchistischen Ver-
brechen, die, namentlich die Ermordung Carnots, der zwei-
malige Mordversuch gegen unfern König, das Entsetzen der
Lanzen Welt erregten. Angesichts der schrecklichen Frevel-
pat, die in Genf begangen wurde und die einen Maßstab
bietet, wessen diese Elenden ohne Glauben und ohne Vater-
land fähig sind, beschloß die königliche Regierung, die
Initiative für einen vorläufigen Meinungsaus-
tausch zu ergreifen, welcher auf den Abschluß internationaler
Abmachungen in dem von mir angegebenen Sinne hinaus-
laufen soll. Die Aufnahme, welche dieser Schritt bisher
fand, bildet eine Bestätigung dafür, daß die Anschauung
ber Königlichen Regierung im Prinzipe gctheilt wird und
"ls das am meisten angezeigte Mittel zur Erreichung des
Zwecks der baldige Zusammentritt einer internationa-
len Konferenz erscheint, wo die europäischen Mächte
Wcht nur durch ihre parlamentarischen Vertreter, sondern
^uch durch technische Delegirte der betreffenden Verwal-
tungen (der Justiz und des Innern) vertreten sein sollen,

* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
Zweiten Blatt.___
Bekämpfung der Lungenschwindsucht.
Der Kampf gegen die Lungenschwindsucht ist heute die
große sanitäre Frage, die sozusagen die ganze Welt in Athem
hält. In Deutschland sind gegenwärtig 16 Volksheilstätten
im Betriebe, 7 sind im Bau begriffen, und 30 werden ge-
blaut. Damit ist aber natürlich dem Bedürfnisse noch
lange nicht gedient, besonders wenn die Forderung der
kürzlich dem Reichsversicherungsamt überreichten Denkschrift
ber Berliner Krankenkassen durchdringen sollte, daß künftig
jeder reichsgesetzlich Versicherte das Recht auf Behandlung
in einer Heilstätte haben soll. Einen noch kühneren Plan
Hut ein amerikanischer Arzt entworfen, der auf nichts
Geringeres hinausläuft, als in Süd-Karolina oder Arizona
einen geeigneten Landstrich auszusuchen, nach dem alle
^ungenschwindsüchtigen der Vereinigten Staaten zwangs-
weise verbracht werden sollen. Natürlich ist dort je nach
ber gesellschaftlichen Stellung des Erkrankten die ganze
Lebensweise mit Wohnung, Beschäftigung und Erholung
einzurichten u. s. w. Das ist natürlich eine Utopie. Unter
ben vielen neuerdings .veröffentlichten Schriften über die
Behandlung der Lungenschwindsucht nimmt das Buch des
bielerfahrenen Arztes Dr. Volland in Davos-Dorf
(Tübingen, Osiander'sche Verlagsbuchhandlung), einen Her-
borragenden Platz ein, da es die Summe einer Lebens-
urbeit wicdergiebt. Es ist begreiflich, daß Volland für
bie Behandlung im Höhenklima mit großem Nachdruck ein-
tritt, während bekanntlich von vielen Aerzten der Stand-
bunkl festgehalten wird, die Lungenschwindsüchtigen müßten

ein naoäus xroosäsnäi, welcher den Ansichten der Regie-
rung des Königs entspricht.
Ich bitte Sie, das Vorstehende zur Kenntniß des Mi-
nisters des Aeußern derjenigen Regierung zu bringen, bei
der Sie akkreditirt sind, ihm eine Abschrift dieser Depesche
zu geben und zugleich formell den Vorschlag zu unterbreiten,
daß die betreffende Regierung ihre Zustimmung zum Zu-
sammentritt einer internationalen Konferenz ertheile, welche
im Interesse der sozialen Vertheidigung und der Herbei-
führung einer wirksamen und dauernden Entente zwischen
den europäischen Mächten bezwecken soll, welche dazu be-
stimmt ist, die Vereinigungen der Anarchisten und ihrer
Anhänger erfolgreich zu bekämpfen. Ich bitte Sie, mir
baldmöglichst die Entscheidung mitzutheilen, welche hinsicht-
lich unseres Vorschlags getroffen werden wird.

Deutsches Reich.
— Der Kreuzztg. zufolge entspricht der Verlauf der
Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem
wesentlich dem der Einweihung der erneuerten Schloßkirche
in Wittenberg. Das Kaiserpaar wird von einer Deputa-
tion des Johanniterordens empfangen, die Weihehandlung
vollzieht der Oberhofprediger Dryander. Bei dem Fest-
gottesdienst hält Generalsuperintendent Faber die Liturgie,
Pastor Hopp in Jerusalem die Festpredigt.
— Die Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnver-
waltungen schreibt: In der Tagespresse wird von Neuem
mitgetheilt, daß die Reform der Personentarife
nunmehr in das letzte Stadium der gemeinsamen Be-
rathungen eingetreten sei und daß im Monat Dezember
im Reichseisenbahnamt eine Generalkonferenz deutscher
Eisenbahnverwaltungen stattfinden werde, in der über die
Durchführung der Reform endgültiger Beschluß gefaßt
werden solle. Wir können demgegenüber feststellen, daß
die Angelegenheit von den betheiligten Regierungen zwar
unausgesetzt betrieben wird, daß dieselbe aber noch nicht
soweit gediehen ist, daß die Anberaumung einer Schluß-
konferenz zur Fassung endgültiger Beschlüsse in Frage
kommen könnte.
— Der sozialdemokratische Parteitag in
Stuttgart setzte am Freitag Vormittag die Debatte über
die Zoll- uud Handelspolitik fort. Am Tage vorher hatte
Genosse Schippet eine Resolution vorgeschlagen und ver-
theidigt, die mit dem Schutzzoll deutlich liebäugelt. Das
war nun den zahlreichen Manchestermännern, die die Partei
in sich birgt, eine fatale Ueberraschung. Darum schlug
Bebel vor, in der Person des Genossen Kautsky einen
Korreferenten für diese Sache zu ernennen. Kautsky em-
pfahl dann eine von Bebel mitunterzeichnete Resolution,
die sich entschieden auf den freihändlerischen Standpunkt
stellt. Nach längerer Discussion wurde diese Resolution
vom Parteitag angenommen, während Schippet die seinige
zurückzog. Die Discussion verlief diesmal parlamentarisch.
Bemerkenswerth ist, daß auch die Freihändler in der
Partei aus dem Freihandel nicht mehr ein Dogma machen,
sondern im Ganzen mehr Opportunitätsgründe dafür vor-
bringen.
— Bei der Reichstagsersatzwahl im 7. hannover-
schen Wahlkreise Nienburg für den verstorbenen Abgeord-
neten Graf v. d. Decken (Welfe) erhielten Frhr. v. Scheele
(Welfe) 6397, Brandt (Bund der Landwirthe) 4660,
Wiehle (Soc.) 1369 Stimmen. Freiherr v. Scheele ist
also gewählt. Die Wahlbetheiligung war sehr schwach.
Wilhelmshaven, 7. Oct. Das erste neue Linien-
schiff „Kaiser Friedrich III." ist heute mit Flotten-
parade auf der Kaiser!. Werft in Dienst gestellt worden.

in dem Klima behandelt werden, in dem sie nachher zu
leben haben; das Klima sei für die Behandlung nahezu
bedeutungslos. Dem gegenüber weist V. auf den er-
frischenden belebenden Einfluß der Gebirgsluft hin. „Die
Höhenluft ist etwas ganz Besonderes, ihre Heilsamkeit ist
so allgemein anerkannt und erprobt, daß sie durch
nichts zu ersetzen ist, und die Heilkunde ihrer niemals ent-
rathen kann." Bei aller Anerkennung der Vorzüge des
Gebirgsklimas, die in der reinen Luft, in ihrem geringem
Wassergehalt, in dem klaren, sonnigen Himmel, in der
neuerdings beobachteten Wirkung auf das Blut zu suchen
sind, ist das Klima selbst weder ein unbedingtes Erforder-
niß der Heilung, noch ein sicheres Heilmittel. Die Luft,
die die Kranken athmen, soll frei sein von Staub und
Dünsten, frei von zu schnellen Temperaturwechseln; das
wird genügen. Es ist ja doch auch, schon aus finanziellen
Gründen, nicht möglich, mehr als einer verhältnißmäßig
verschwindend kleinen Zahl von Kranken den Aufenthalt in
einem „klimatischen" Kurort zu gewähren. Gerade die
Erfolge, die man bei der Behandlung Lungenkranker in
den Heilstätten des Tieflandes erzielt hat, beweisen die
Richtigkeit dieser Ansicht. — Der im vorigen Monat in
Paris gehaltene Tuberkulosekongreß hat u. A. auch be-
schlossen, einen Aerzteausschuß einzusetzen, der allmählich
für die Errichtung von unentgeltlichen Volksheilstätten sor-
gen soll. Die Ausstellung von 1900 soll in passender
Weise eine Uebersicht über die Bestrebungen des Kampfes
gegen die Tuberkulose geben; gleichzeitig sollen die Be-
sucher über Entstehung und Verhütung der Krankheit auf-
geklärt werden. — In England hat sich unter dem Vor-

Baden. Die Nachricht, daß der Kronprinz von
Preußen mit 18 Jahren nicht, wie sonst bei den
preußischen Prinzen üblich, ins 1. Gardercgiment zu Fuß
in Potsdam eintreten, sondern im Leibgrenadierregiment zu
Karlsruhe Dienst thun werde, beruht, wie die Post er-
fährt, auf Erfindung. Der Kronprinz vollendet am
6. Mai 1900 sein 18. Lebensjahr; für eine so fernlicgende
Zeit sei es am preußischen Hofe nicht Brauch, schon jetzt
bindende Entschlüsse zu fassen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Gerichtsschreiber Leopold Eg gl er beim Amtsgericht Radolfzell auf
sein Ansuchen unter Anerkennung seiner langjährigen Dienste
wegen leidender Gesundheit in den Ruhestand versetzt.
Karlsruhe, 7. Oct. Der Großherzog hat eine
Einladung deS Kaisers zur Theilnahme an der Weihe
der neuen Fahne des 3. Seebataillons für den kommenden
Sonntag erhalten. Seine Königliche Hoheit hat heute
Mittag Schloß Mainau verlassen, um dieser Einladung
Folge zu leisten und morgen V ormittag in Potsdam ein-
zutreffen. Der Aufenthalt daselbst ist auf einige Tage be-
messen. Im Gefolge Seiner Köni glichen Hoheit befinden
sich der Geheime Legationsrath Dr. Freiherr von Babo,
der Flügeladjutant Oberst Freiherr von Schönau, der
Major Pannewitz und der Hofarzt Dr. Dreßler.
RuSIanL
Frankreich. Paris, 7. Oct. Schaaren von Aus-
ständigen durchzogen heute Vormittag verschiedene Be-
zirke, um die Arbeiter, die auf mehreren Werkplätzen
arbeiteten, davon abzubringen. Die Polizei trieb die
Ausständigen auseinander und ve rhaftete einige am Opern-
platz. Aus den Garnisonen der Nachbaror te sind Truppen-
abtheilungen zur Verstärkung des Sicherheitsdienstes heran-
gezogen worden. Die Zahl derjenigen, die noch weiter
arbeiten, hat heute weiter abgenommen. Die Schlosser
und Maurer hielten heute Nachmittag in der Arbeiterbörse
eine Versammlung ab, an der mehrere Tausende theiluahmen,
während gegen 8000 Menschen vor der Börse auf der
Straße standen. Die Redner forderten den allgemeinen
Aus st and und erklärten, die Arbeit nicht eher wieder
aufnehmen zu wollen, als bis allen Genossenschaften ihre
Forderungen bewilligt wären. Die Zuhörer spendeten
stürmischen Beifall. Politische Redner wurden einem Be-
schlüsse gemäß nicht zugelassen; ein Centralausschuß, in dem
jede Genossenschaft mit zwei Delegirten vertreten sein soll,
wird morgen, Samstag, zusammentreten. — Die Unter-
nehmer aller Erd arbeit en für die Ausstellung be-
schlossen. den Vorschlag des Gemeinderaths anzunehmen
und der Stadt Paris die Ausführung der Erdarbeiten ab-
zutreten, deren Ausführung sie laut Vertrag übernommen
hatten. Da die Erdarbeiter das Eingreifen der Gemeinde-
verwaltung billigen, so glaubt man, daß dadurch der Aus-
stand beendet werden wird. Es bleibt jedoch abzuwarten,
ob die Schreiner, Anstreicher, Schlosser, Kärrner, die sich
dem Ausstand angeschlossen haben, nicht ebenfalls aus dem
Ausstande ihre Vortheile ziehen wollen. Die Ausständigen
werden heute zu dem Vorschlag der Unternehmer Stellung
nehmen.
Asien. Im Daily Graphic veröffentlicht ein Engländer
einen Bericht über einen Ausflug nach Kiaut schon und
in das umliegende deutsche Gebiet, zu dem er vom Prinzen
Heinrich eingeladen worden war. Wir entnehmen daraus
folgende Stellen:
Das Erste, was mir in Kiautschou auffiel, war die über-
raschende Reinlichkeit aller Dinge. Die Baracken waren so sauber
wie das Boudoir einer Dame, und die Menschen schienen munter
wie die Fische im Wasser. Prinz Heinrich ist, wie Jeder weiß,
der mit ihm in Berührung gekommen, ein so schneidiger Sports-

sitz des Prinzen von Wales ein Verein zur Errichtung
von Heilstätten (man bedient sich des deutschen Ausdrucks)
gebildet. Die oben erwähnte Berliner Denkschrift schließt
mit den beherzigenswerthen Worten: „Es gibt keine Auf-
gabe, bei der sittliche Nothwendigkeit und materieller Nutzen
so zusammenfallen, bei welcher der Vortheil der gegen-
wärtigen wie der kommenden Generation sich so decken,
wie bei der Bekämpfung der Schwindsucht. Nationale
wie rein humanitäre Bestrebungen können nirgends in
gleicher Weise Befriedigung finden, wie bei diesem Zweck."

Vermischtes.
! — Die Vorführungen des Jves'schen Chromo-
skovs zum Zwecke der Wiedergabe photographirter Bilder in
den natürlichen Farben auf einen Schirm projicirt, wie sie in
! den letzten Tagen im Saale der Lesegesellschaft in Köln dem
Publikum zugänglich waren, verdienen die größte Beachtung.
DaS Chromoskop, wie es gegenwärtig in Thätigkeit ist, erscheint
als Ergebnis einer zwanzigjährigen Arbeit des Erfinders und
die Wiedergabe der Farben ist eine rein mechanische, die der ge-
wöhnlichen photographischen Aufnahme durchaus entspricht. Mit
Bewunderung erkennt man auf dem Schirm nicht nur die Farben
der Gegenstände, sondern auch den ihnen eigenthümlichen Glanz,
wie solchen z- B. eine Bronzebüste, polirter Marmor, eine silberne
Statuette, besitzen, und man begreift hiernach leicht den
! enthusiastischen Beifall, den der große englische Physiker Thomson
der Jves'schen Erfindung zollte. Auch auf der jüngster, Natur-
forscher-Versammlung in Düsseldorf erregten die Vorführungen
Jves'scher Farbenphotographteen berechtigtes Aufsehen. Von
! allgemeinem Interesse ist es endlich, daß die Wiedergabe farbiger
Aufnahmen jedem Amateur möglich ist durch bloße Anbringung
des Jves'schen Aufnahme-Apparats an seine Kamera. Da die
Entstehung der Farben durch die bei der Aufnahme erfolgenden
Vorgänge aus der sensiblen Platte bedingt ist und die einmal
 
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