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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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Sonntags ausgenommen.
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mit Familienblättern
, smonatlich 5V Pf.
stei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
jvierteljährl. 1.25
«vsscbließlich Zustellgebühr.
Delephon-Anschluß Nr.'8S.

Xr. 284.

WeldciW ZitiiW

JnsertwnSgebühr
15 Pf. f-r die Ispaltige
Petltzeue oder deren Raum.
Für hiesige Geschäft- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

Montag, -k« 5. Dttmber

1898.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für den Monat December
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den ilgen-
len, Lei den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedi-
ticn, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für den Monat December,
wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfg., für Zustellgebühr
15 Pfg. weiter.
Die Czechen in Sachsen.
Die Ausweisung einer Anzahl von Czechen aus der
Preußischen Provinz Schlesien, noch mehr aber die Rede,
die der österreichische Ministerpräsident Graf Thun dieser-
wcgen im österr. Abgeordnetenhause gehalten hat, haben
einiges Aufsehen erregt. Es ist deßhalb sehr zeitgemäß,
daß ein Dresdener Mitarbeiter der Köln. Zig. schildert,
was das eigentlich für czechische Elemente sind, die in
Deutschland Gastfreundschaft suchten. Zwar spricht er nicht
von den Czechen in Schlesien, sondern von denen in Sachsen,
allein das ist gleich; denn cS ist klar, daß zwischen ihnen
ein wesentlicher Unterschied nicht besteht. Der genannte
Korrespondent schreibt:
Graf Thun hat bei der Besprechung der Aus-
weisung österreichischer Staatsangehöriger aus Preußen
im Reichsrath gedroht, unter Umständen die gleiche
Maßregel gegen in Oesterreich sich aufhaltende Reichs-
deutsche anwenden zu wollen. Es könnte leicht möglich
sein, daß Gras Thun mit einer derartigen, durch die Lage
der Sache durchaus nicht begründeten Maßregel die in
Deutschland sich aufhaltenden österreichischen Unterthanen
besonders schwer treffen würde. Wie groß die Zahl der-
selben ist, kann man daraus ermessen, daß während der
längsten Zeit des Jahres sich allein in dem kleinen Sachsen
Mindestens t>0 000 österreichische Staatsangehörige des Er-
werbes wegen aufhalten. Etwa 40 000 dieser meist dem
edlen Czechenstamm angehörigen Oesterreicher haben in
Sachsen ihren Wohnsitz, die anderen, vorwiegend Bau-
und Erdarbeiter, gehen während der kalten Jahreszeit mit
gefüllter Börse in ihre Heimath zurück, um im ersten Früh-
jahr sich bei uns wieder einzustcllen. In Dresden giebt
es etwa 10 000 Czechen, die zum Theil Inhaber großer
Geschäfte sind und in einzelnen Berufen, so im Schneider-
gewerbe, die Deutschen geradezu zurückgedrängt haben.
Gegenüber allen diesen dauernd und nicht dauernd bei
Uns sich aufhaltenden Czechen üben die sächsischen Behör-
den eine bemerkenswerthe Langmuth. Diese Fremden
treten hier auf, wie cs in czechischen Gebieten kein Deut-
scher wagen dürfte, ohne Leben und Gesundheit aufs Spiel
Zu setzen. Besonders zahlreich sind die Rohheitsver-
brechen der Czechen bei uns; Belästigungen der
Deutschen selbst mit dem Messer sind nicht selten. Der Thäter
sucht dann möglichst schnell nach dem nahen Böhmen
M entkommen, wo die Ermittlungen deutscher Behörden
uamcnrlich bei den czechischen Behörden meistens wenig
Entgegenkommen finden. Nicht nur in Dresden, sondern
auch in andern sächsischen Städten halten sich Czechen in
großer Zahl auf. Sie bilden Vereine zur Pflege ihrer
Nationalität und viele von ihnen treten bei uns ganz
zwanglos als Gegner des Deutschthums auf. Czechische
Vereine gibt cs in Dresden, Bautzen, Leipzig, Plauen,
Meißen, Chemnitz und selbst in kleineren Orten wie Pot-
schappel u. s. w. Auch die Mitglieder vieler herumziehender
„Tiroler Musikkapellen" sind Czechen. Im allgemeinen ist
biese fremde, für Wohlthaten undankbare, gegen alles Deutsche
feindliche Bevölkerung hier wenig beliebt. Sie wird mit

Nur frisch gewagt.
52) Eine heitere Garnisongeschichte von Hugo Dinckelberg.
(Fortsetzung.)
„Auf das Wohl Ihres Herrn Vaters, unseres Comman-
beurs!" sprach der Rittmeister, Franziska das Glas entgegen-
battend. „Nicht auf ibn allein," lautete die freundliche Ant-
wort, „auf das Wohl des gelammten Oificiercorps!" — „Auf
wein Wohl auch?" fragte prüfend der Osficier. — „Sicher-
lich, Sie gehören doch zum Regiment!" — „Das wohl, doch
Möchte ich nicht nur diesem Zufalle Ihre Freundlichkeit zu
verdanken haben. Sagen Sie mir offen, Baronesse, halten
Sie mich des Regiments, welches Ihr Herr Vater führt, für
würdig?" — „Ja," lautete die Antwort und ein schalkhaft-
lreundliches Lächeln umspielte Franziskas Rosenmund, als sie
ihr Glas dem des Rittmeisters entgegensührte und sie von
wesem ein aus innerstem Herzen kommendes „Tausend
Dank!" vernahm. „
.. Der Herr Major v. Reuthern hatte trotz des Gedränges
we kleine Scene wohl bemerkt und raunte bald darauf dem
Rittmeister ins Ohr: „Brav so, Herr Kamerad, jetzt aber
weiter, weiter!" — „Ganz ohne Sorge," lautete die Antwort,
»ich will Gewißheit haben und deshalb frisch gewagt!"
„Wollen wir nicht eine kleine Promenade durch den Saal
wachen?" fragte der Graf seine Gemahlin. — „Gern," er-
widerte diele und unsere liebe Franziska wird uns gewiß be-
reuen!" — Herr v. Rabenau bot Franziska v. Stein den
Rlm, und beide Paare wandelten fröhlich plaudernd durch
Asn geräumigen Balliaal dahin. Bald aber war das junge
Isaar von den älteren verlassen, welches mit anderen Ball»
Men plauderte. Herr v. Rabenau war dies erwünscht, und
Franziska schien es gar nicht zu bemerken, ihre ganze Auf-
merksamkeit wurde von der frischen und begeisterten Art und
chseise gefesselt, mit welcher ihr Begleiter über seine Liebe zu
einem Stande, zu seinem Vaterlande und über seine unsäg-
liche Verehrung für seinen Kaiser sprach. Das war aller-
dings der beste Weg zu Franziskas Herzen, wenn auch in die»

Nachsicht ertragen, wie sie von den Behörden geduldet wird.
Aber es unterliegt keinem Zweifel, daß ein schärferes Vor-
gehen der sächsischen Regierung gegen diese fremden Staats-
angehörigen hier höchstens einige socialdemokratische Phan-
tasten erregen würde. Wir wissen, daß die sächsische Re-
gierung nicht daran denkt, ohne sehr triftige Gründe von
ihrem Ausweisungsrccht Gebrauch zu machen. Aber Graf
Thun soll nicht vergessen, daß bisher allein in Sachsen
viele Tausend Czechen anstandslos geduldet sind, obgleich
man weiß, welche unversöhnliche politische Feindschaft sie
selbst gegen ihre Gastfreunde hegen.

Deutsches Reich.
— Englische Blätter versichern wiederholt, daß
Deutschland Absichten auf die Karolinen-Inseln
habe. Der Standard fügt hinzu, daß Amerika nicht ver-
suchen werde, Deutschlands Angebot hinauf zu treiben.
Der deutsche Attache diskutire diese Dinge gelegentlich,
wenn er im Staatsdepartement einen Besuch mache. Nach-
richten aus deutscher Quelle über diese Angelegenheit
fehlen noch.
— Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Die Errichtung
eines Reichs Militärgerichts auf Grund der mit
Bayern erzielten Verständigung, wonach ein besonderer
bayrischer Senat errichtet werden soll, wird Gegenstand
eines Gesetzentwurfes sein, wodurch der Schlußstein
in die neue einheitliche Militärgerichtsordnung
eingefügt wird. Es steht zu erwarten, daß der Entwurf
alle noch offenen formellen Fragen in einfacher und allseitig
zufriedenstellender Weise erledigen wird.
— Ter sozialdem. Vorwärts bespricht in einem Leit-
artikel über das Thema „Eine neue Kolonialmacht" die
Folgen, die die neuesten Besitzergreifungen in Westindieu
und Ostasien für die Vereinigten Staaten haben werden.
Er führt aus:
Von größter Bedeutung ist der Vortheil, den die amerikanische
Industrie und der amerikanische Handel durch die Eroberungen
erlangen werden, ein Vortheil, der sich bald genug in einer ver-
stärkten Konkurrenz der Union auf dem mittel- und südamerika-
nischen wie auch dem ostasiatischen Makt bemerkbar machen wird.
Dabei ist cs durchaus gleichgiltig, ob Kuba, Portoriko und der
philippinische Archipel direkt dem Besitzstand der Ver. Staaten ein-
gegliedert werden, oder ob ihnen in irgend einer Form eine Art
politischer Sondergestaltung zugestanden wird; denn wirthschaftlich
werden sie zum vereinigten Staatengebiet gehören.
Den Widerspruch scheint der Vorwärts nicht zu fühlen,
der darin liegt, daß er gegenüber den Erfolgen kolonialer
Politik sehend ist, sobald es sich um eine ausländische Macht
handelt, aber blind bleibt, wenn die deutsche Kolonial-
politik in Frage kommt.
— Der Alterspräsident des Reichstages, Herr D jeden
vom Ceutruin, 88 Jahre alt, hat angezeigt, daß er erkrankt
ist und am Eröffnungstage nicht im Reichstage sein wird.
An seiner Stelle wird das nächstälteste Mitglied, Herr Dr.
Lingens vom Centrum, als Alterspräsident sungiren.
Er ist 80 Jahre alt.
— Der Ausschuß des Deutschen Handelstages
hielt am 3. d. in Berlin unter Vorsitz des Geh. Kommer-
zicnraths Frentzel eine Sitzung ab. Aus den Beschlüssen
zu den einzelnen Punkten der reichhaltigen Tagesordnung
sei nachstehende hervorgehoben: Prüfungsordnung für
Einjährig-Freiwillige. Der deutsche Verband für
das kaufmännische Unterrichtswesen gibt anheim, seinen an
den Bundesrath gerichteten Antrag zu unterstützen, daß bei
der Prüfung zur Erlangung des Einjährig-Freiwilligen-
zeugnisses ein Ersatz von allgemein-bildenden Gegenständen
durch kaufmännisch-fachliche Gegenstände zugelassen werde.

fern Augenblicke nicht gesucht, und es brannte der jungen
Dame wie Feuer auf der Seele, daß sie dem Rittmeister
wiederholt so schroff und abstoßend entgegengetreten war. So
begann denn Franziska ihr Unrecht wieder gut zu machen
und sprach: „Herr Rittmeister, ich habe Ihnen eigentlich noch
etwas abzubitten I" — „Sie mir? Ja was wäre denn das?"
fragte Herr v. Rabenau. — Und die Antwort lautete: „Ich
habe Ihnen Unrecht gethan, indem ich Sie für eitel und ein-
gebildet hielt, auch war ich ein kleines trotziges und eigen-
sinniges Kind, daß ich mich über Ihr würdiges und selbst-
bewußtes Wesen ärgerte. Ich bin aber nun einmal ein klei-
ner Trotz- und Eisenkopf, von meinem Vater leider sehr ver-
wöhnt und kann es schwer vertragen, wenn mir Jemand in
überlegener Weise entgegentritt! Zürnen Sie mir deßhalb
nicht mehr!" Und kindlich bittend schaute Franziska mit ihren
glänzenden dunklen Augen zu denen des Rittmeisters empor.
„Glauben Sie," erwiderte dieser mit freudig bewegter Stim-
me. „daß ich Ihnen überhaupt jemals zürnen könnte? —
„Wedhalb nicht?" —„Das fragen Sie noch? Soll ich Ihnen
denn noch sagen, was Sie längst in meinen Augen gelesen
haben müssen, daß mein ganzes sein und Denken nur Ihnen
noch gehört, daß ich Sie liebe, so innig, so rein und aufrich-
tig, wie nur immer ein deutscher Mann zu lieben vermag!"
— Franziska senkte das Köpfchen und ihr Arm zitterte in
dem des Herrn v. Rabenau. „Baronesse," fuhr dieser fort,
„mein Entichluß steht seit der Stunde fest, seit der mir klar
wurde, daß das Gefühl, welches mich bei unserer ersten Be-
gegnung nach Ihrer wilden Schnitzeljagd ergriff, tiefe, innige
Liebe sei, wie sie Gott selbst nur in die Menschenherzen legen
kann. Werde ich wieder geliebt, Baronesse, so ist mein Glück
namenlos, und mich desselben verdient zu machen, die Auf-
gabe meines Lebens. Und ich schwöre es Ihnen, daß Sie so
glücklich werden sollen, wie es Ihre liebe Mutter war, und
ich so brav und tüchtig, wie es Ihr lieber Vater ist. Können
Sie meine Liebe jedoch nicht erwidern, so quittire ich den
Dienst und gehe außer Landes, weil es mir dann unmöglich ist,
mit Ihnen noch ein und dieselbe Luft athmen zu können.
Antworten Sie jetzt!" — Einige Minuten schwieg Franziska,

Diese Angelegenheit wird auf Antrag der Handelskammer
Plauen im Ausschuß verhandelt.
Baden. Die I. Kammer tritt nicht heute (Montag),
sondern erst bei entsprechender Geschäftslage auf Berufung
des Präsidenten Prinz Karl zusammen.
L. 0. Offenburg, 3. Decbr. Vor der Strafkammer hatte
sich heute die Reichstagswahlkommission des Ortes Sand im
Hanauerland, Bürgermeister Hetzel und fünf Gemeinderäthe,
wegen Vergehens gegen Z 108 R.St.G.B. (Wahlfälschung) zu
verantworten Die Anklage geht dahin, daß die Wahlkommtssäre
es zuließen, daß bei der letzten Retchstagsstichwahl für 16 im
Wahllokal nicht erschienene Wahlberechtigte von andern Personen
auf den Namen des nat.-lib. Kandidaten Oberst a. D. Rheinau
lautende Stimmzettel abgegeben wurden. Außerdem hat der Vor-
sitzende der Wahlkommission, Bürgermeister Hetzel, in Abwesenheit
der übrigen Wahlkommtssäre, 70 auf den gleichen Namen lautende
Zettel in die Wahlurne geworfen. Ein auf den Centrums-
kandidaten lautender Zettel soll bei Seite geschafft und durch
einen liberalen Zettel ersetzt worden sein. Der letzte Punkt der
Anklage wird von den Beschuldigten in Abrede gestellt; im
übrigen sind sie geständig und entschuldigen ihr Verfahren, daß
viele Wähler wegen der Heuernte nicht zur Wahl gekommen seien.
Hetzel erklärte auf Befragen, daß er mit seiner Handlungsweise
für Kaiser und Reich eintreten wollte (!). Ec wurde zu 2 Mo-
naten, die Beisitzer zu 1—3 Wochen Gesängniß verurtheilt.
Württemberg. Stuttgart, 3. Dec. Prinzessin
Augusta von Sachsen-Weimar ist heute Nachmittag
gestorben. Die Tochter der Prinzessin, Erbgroßherzogin-Wittwe
von Sachsen-Weimar und Prinz Wilhelm vonSachsen-Weimar
trafen gestern, Prinz Bernhard heute hier ein. (Prinzessin
Augusta von Weimar, eine würtlembergische Prinzessin von
Geburt, hat ein Alter von 73 Jahren erreicht. Seit dem
Jahre 1851 war sie mit dem Prinzen Hermann von
Sachsen-Weimar vermählt. Dieser Ehe sind drei Söhne
und zwei Töchter entsprossen. Der älteste der Söhne ist
der in Heidelberg lebende Prinz Wilhelm.)
Preußen. Posen, 3. Dec. Der Kaiser überwies
dem Erzbischof Stablewski 20 000 Mk. für die Restau-
rirung der Gnesener Kathedrale._
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grobherzog haben dem
Fabrikanten A. E. Thiergärtner in Baden die Erlaubnis
zur Annahme und z»m Tragen der ihm verliehenen Sachsen-
Cob urg-Gothaischen Herzog Alfred-Medaille erthcilt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
nachgenauten Personen die Erlaubniß zur Annahme und zum
Tragen der ihnen von dem König von Serbien verliehenen Aus-
zeichnungen ertheilt und zwar: dem Regierungsrath Haape
und dem Oberbürgermeister Gönner in Baden für das Kom-
mandeurkreuz des Königlich Serbischen Takow-Ordens, sowie
dem Oberstlieutenant a. D. und funktionirenden Betriebsinspektor
Lichte nauer und dem Sladtrath und geschäftsleitenden Mit-
glied des Kurkomilöz Hermann Weber daselbst für das Offizier-
kreuz desselben Ordens. Ferner haben Seine Königliche Hoheit
der Großherzog auf 1. November l. I. unter Enthebung des zum
Landeskommissär für die Kreise Karlsruhe und Baden ernannten
Geheimen Oberregierungsraths Karl Heil von dem ihm unterm
31. August 1892 übertragenen Nebenamte den Ministertalrath
im Ministerium des Junnern Roderich Straub neben seinem
Hauptamt und vorbehaltlich des Widerrufs zum Staatekommissar
für den Bezirk der Versicherungsanstalt Baden bestellt.
— Expedltionsassistent Julius Blust in Emmendingen wurde
nach Offenburg versetzt
Karlsruhe, 3. December. Freitag Abend trug der
Badener Gesangverein Aurelia vor den Grobherzoglichen
und Erbgroßherzoglichen Herrschaften in dec Vorhalle des
Schlosses mehrere Chöre vor. Sodann fand Abendtafel
statt, bei der die aus Karlsruhe gekommenen Mitglieder der
Umgebung Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin zu
Höchstihrem Geburtstage Glückwünsche darbrachten. Heute
früh wurde die Großherzogin durch eine Aufmerksam-
keit der Gemahlin des Königlich Preußischen Gesandten,
Frau von Eiscndecher, erfreut, welche mit den Schülerinnen
des Viktoriapensionats und der Haushaltungsschule einen
von den Höchsten Herrschaften in St. Moritz gehörten

und noch einmal mußte der Osficier auf Antwort drängen,
dann erhielt er Sie mit den Worten: „Mein Vater war mir
bisher das Ideal eines Mannes und Officiers. Sie ähneln
ihm. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie sich an den Vater
wenden!" — „Dank tausend Dank, sprach der junge Osficier,
„ab-.r sagen müssen Sie es mir erst, deutlich sagen, daß Sie
mich lieben, wie ich Sie liebe. O bitte, bitte, sagen Sie es
mir?" Und Franziska schaute zu ihm wieder aus mit freund-
lichem Lächeln, während zwei Thränen in ihren schönen Au-
gen perlten. „Ja," sprach sie leise, „ich liebe Sie wieder
und ich glaube ebenfalls seit unserer ersten Begegnung, als
Sie so mannhaft und gebieterisch meinem Pferde in die Zü-
gel fielen. Es war, meine ich jetzt selbst, nur Eigensinn und
kindischer Stolz, daß ich mir vorredete, Sie zu hassen, während
doch das Gegentheil der Fall war " — „O herziges Kind!"
rief v. Rabenau aus. dann aber erschreckt innehaltend, da er
bemerkte, daß sie von den übrigen Gästen aufmerksam be-
obachtet wurden. „Wir sind erkannt, Franziska, eilen wir
zu dem, der allein berechtigt ist, über Ulster weiteres Schick-
sal zu entscheiden."
(Schluß folgt.)

Literarisches.
—8 Dichter-Humor, so betitelt sich eine Sammlung
humoristischer Dichtungen, welche F. Reuther im Verlag der
Dresdener VerlagSanstalt V. W. Esche herausgegeben hat. In
sehr geschickter Zusammenstellung bringt die Sammlung Dich-
tungen von Goethe, Schiller, Gellert, Lessing, Uhland, Bürger,
Chamisso, Geibel, Hebel, Heine, Holtei, Körner, Rückert, Voß,
Baumbach, Bodenstedt, Dahn, Gerok, Heyse, Reuter, Rosegger,
Scheffel, Storm, Raimund und vielen Anderen. Neben Bekanntem
und Beliebtem birgt das Buch viele wenig bekannte Perlen
deutschen Humors und wird daher allen, die Sinn dafür haben,
sehr willkommen sein. Die Verlagshandlung hat die Sammlung
durch gediegene und geschmackvolle Ausstattung zu einem passen-
den Festgeschenk gemacht und den Preis (in originellem Lcin-
wandband 3 Mk.) niedrig gestellt.
 
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