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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 176 - 202 (1. August 1898 - 31. August 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0203

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197.

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f. Monatlich 50 Pf.
* "8 Haus gebracht.
A die Post bezogm
,v-5"teljährl. 1.25
E>ließlich Zustellgebühr.

HkidellieM Jeitimg.

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15 Pst für die Ispaltige
Pctstzeüe oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- lud
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratts-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäule«.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Dognttstis, den 25. AilM

1898.

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k Heidelberger Zeitung für den Monat September
h bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
L^ll, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
pedition. Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
/Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
tz^cht; durch die Post bezogen für den Monat
2.1 ,^ber, wenn am Schalter abgeholt, 42 Psg., für
^gebühr 15 Pfg. mehr.
W m eintretenden Abonnenten liefern wir das Blatt
^2Zunsch bis Ende dieses Monats gratis.
Politische Umschau.
Heidelberg, 25. August.
Ij^e Berichte der Centrumspresse über den Katho-
tuj/^ag m Krefeld lassen erkennen, daß diese große
»ich" - e Parade wieder mit reger Sorgfalt vorbereitet
.schickt inszenirt worden ist. Die furchtbare Hitze
Atzten Tage hat auch sie etwas beeinträchtigt; es war
viek^ Versammlungsräumen nach der ersten Stunde kaum
üick» Aushalten, der Schweiß rann in Strömen und
geb» Redner vermochten die Aufmerksamkeit der halb-
«l Milien Zuhörer völlig zu fesseln, allein im Ganzen,
H»^chauspiel, war der Katholikentag eine ausdrucksvolle
b«z?.^buug. Sehr bemerkenswerth ist das Selbstgefühl,
Redner und die Versammlung durchzog. Der Ge-
To/' katholisch heute Trumpf ist, wurde in allen
gi--.?^eu variirt. Das stärkste an Kundgebungen des Selbst-
Urfeb > Mistete wohl der Präses des Lokalcomitos, Herr
ktiii?' er ausrief: „Wir werden in unserem Kampfe
Gx " Pardon geben und verlangen. Wir wollen unsere
b^"er bekämpfen mit dem Glauben, mit der Keule
Katholizismus werden wir alles vernichten,
tzj^uns entgegensteht." Und daß das Wesen der streitbaren
noch deutlicher sich präge, fügte er hinzu: „Mit
Schnellfeuer des Gebetes werden wir unseren Gegnern
kzvo inten und nicht ruhen, bis wir sie zu uns herüber-
haben. Den Himmel wollen wir für uns und für sie er-
hkx len-" Zur Ausgleichung dieser anzüglichen Worte des
dcz zerfetz wird es nöthig sein, daß gelegentlich ein Redner
Sllitzri^chelischeu Bundes oder des Gustav-Adolf-Vereins in
^t stellt, die Protestanten würden so lange mit der
dex I, "er Wahrheit und der Aufklärung zuschlagen, bis
lath^bst Protestantisch geworden ist. Alan rühmt sich
dj/ Ächerseits immer, daß man nie aggressiv werde, allein
Ford Eichkeit spricht diesem Selbstlob Hohn. Die
die sonst auf den Katholikentagen erhoben
Kiese?' st"d auch in dieser 45sten Versammlung in
der Miedergekehrt, einschließlich der Kirchenschule und
Sek^T-mderherstellung des Kirchenstaates. Neu hinzu-
ist diesmal die Erörterung der Frage, ob die
m wissenschaftlicher Beziehung rückständig sind
schell - Man wird sich erinnern, daß Leute wie Prof,
üiiis Würzburg mit seiner Broschüre „Der Katholizis-
!>ie s Prinzip des Fortschritts" und Prof. Hertling
dtz, in einer Weise zur Diskussion gestellt haben,
Th»«"" darüber nicht mehr hinweggehen konnte. Die
fü» die Katholiken bis jetzt nicht soviele Män-
sie j, höheren wissenschaftlichen Berufe stellen, als
iioft „ Verhältniß ihrer Zahl sollten, ist unzweifel-
"^nso die Thatsache, daß viele von den
' die sich der Wissenschaft und der
widmen, nicht gläubige Katholiken bleiben.
Elfter ?^"i^der Tag hatte nun Prof. Mausbach von
^i^ben Auftrag, nachzuweisen, daß man zugleich '

wissenschaftlicher Forscher und strenggläubiger Katholik sein
könne. Seine Rede soll von Geist gesprüht haben. Wenn
man aber die Berichte darüber ansteht, dann muß man
doch bedenklich mit dem Kopfe schütteln. Man höre fol-
gende Sätze: „Erster Grundsatz des logischen Denkens
ist der sittliche religiöse Gehalt. Kein Fortschritt, keine
Kultur kann diese Grundlage ersetzen. Grade in Dingen
der Sittlichkeit muß nicht Zweifel, sondern Tradition an
der Wiege des Lebens stehen." Wer solche Sätze auf-
stellt, der tritt in Wahrheit nicht für freies unabhängiges
Denken und Forschen ein, dem ist es nicht um die Wissen-
schaft zu thun. Daß der erste Grundsatz des logischen
Denkens der sittlich religiöse Gehalt sei, ist geradezu ein
Unsinn. Der zweite Satz ist für die Absicht des Redners zu
weit gefaßt, denn die religiös-sittliche Kultur braucht nicht
die katholische, oder die christliche überhaupt zu sein. Und
der dritte übersieht die wichtige Thatsache, daß auch auf
dem sittlichen Gebiet nur das wahren Werth besitzt, was
der Mensch sich selbst erarbeitet hat. Aeußere Autorität
vermag nur äußeren Gehorsam zu erzielen, der nur ein
Surrogat der Moral ist. Die Versammelten haben Herrn
Mausbach stürmisch applaudirt. Zwei Tage später wall-
fahrteten sie an die siebentausend zur Mutter Gottes nach
Kevelaer. Das gehört auch zu dem Ganzen.
Amerikanische Blätter erzählen, daß Präsident Mac
Kinley sich nunmehr inbctreff der Philippinen schlüssig
gemacht habe. Am liebsten möchte er die ganze Insel-
gruppe in amerikanischen Besitz überführen, allein er fürchte,
daß der Senat dem nicht zustimmen werde. Deßhalb
würden die amerikanischen Friedenskommissare folgende
Weisungen empfangen: 1. Beibehaltung der Insel Luzon,
2. Gleichstellung der amerikanischen Handelsrechte mit den
spanischen auf den übrigen Philippinen, 3. keine der Inseln
darf an fremde Mächte abgetreten werden, 4. Trennung
der Kirche vom Staat auf der ganzen Inselgruppe. Von
den vorstehenden Punkten dürfe nicht abgewichen werden,
noch sei deren Aenderung zulässig. Wenn sich diese Mel-
dung bestätigt, dann würde also Spanien die Philippinen
mit Ausnahme der Insel Luzon behalten, dafür würde
den Spaniern die Auflage gemacht, das weltliche Regi-
ment von dem geistlichen zu trennen. Die guten Tage der
Mönchsorden, die bisher die eigentlichen Herren der Philip-
pinen waren und die armen Eingeborenen in schmählichster
Weise geknechtet und ausgeplündert haben, sind also auf
alle Fälle vorüber. Uebrigens sieht man heute schon
deutlich genug, daß die Regelung des Zustandes sowohl
auf den Philippinen, wie auf Cuba den Amerikanern noch
viel Mühe verursachen wird. Die Situation steckt voller Wider-
sprüche. Die Aufständischen sind nicht gesonnen, das, was die
Amerikaner feststellen, einfach anzuerkennen, sondern führen
den Kampf gegen die Spanier auf eigene Rechnung weiter.
So meldet General Rios, der Gouverneur der zu den
Philippinen gehörenden Visayas-Jnseln, neue blutige Kämpfe
mit den Aufständischen, die über 500 Todte und Ver-
wundete verloren hätten. Die spanischen Verluste seien
gering. Er habe aus Eingeborenen und Spaniern 6
Bataillone gebildet, die die Einfälle der Aufständischen von
Luzon verhindern sollten. Es sei auch ein kleines Ge-
schwader gebildet worden zur Ueberwachung der Küste und
Flußmündungen. Und in Cuba setzen die Insurgenten die
Angriffe auf die Spanier gleichfalls fort. Gelegentlich
haben sie auch schon eine amerikanische Schildwache er-
schossen. Schließlich wird es dahin kommen, daß die
Amerikaner sich mit den Spaniern gegen die Insurgenten
verbinden werden.

Iv; Heimkehr.
Erzählung von Paul Bliß.
tzj (Fortsetzung.)
Wehes Gefühl kam über ihn. Eine beklem-
srt kam hoch in ihm, kaum konnte er mehr athmen.
seinen! aber nicht hier, nicht die Ruhe der
rnden stören. Leise stand er auf und schlich sich
vor dem Fenster ihres Zimmers, auf der
^<Ue cr hin, preßte die Hände ans Gesicht und
Plökl'^kch' wohl eine Viertelstunde lang.
ElAüwr ihm, als ob jemand rief, seinen Namen
N und »s cs «an; deutlich gehört. Im Nu sprang er
Mei« -'ich um. Aber er sah niemand, er war mutter-
dl- "^AsEcn Mondnacht. Vom Kirchthurm schlug
nl'EtzliL- m Schläge. Da mit einmal packte ihn eine neue
">ie cm Schauer rann ihm über den Rücken,
ril laut 1 Furien verfolgt floh er, floh mit athemloser Hast,
^er. kochendem Herzen, floh zurück in das Kranken-
de^ Der ^.vau war eben erwacht. Ihre erste Frage galt
!>1 cleg s!. chte Pastor und Emmy standen am Lager und
iÄ" ivied-n würde gleich wieder da sein. Und als er
.^Hvnd^e. -chu)- und an ihrem Bett saß, da ergriff sie
lied'-L^chclte sie und sprach mit matter Stimme:
ß. ^rl ^utes Jungchen, nicht mehr weinen, nein."
Ä!"Erznur, sprechen konnte er nicht mehr, denn der
E cr a» bIte ihm die Lippen zusammen, und mit Gewalt
m "" die Thränen nicht zu zeigen.
Mhz n"n an schwanden die Kräfte der alten Frau zu-
Und^s.U", Minuten winkte sie den Pastor zu sich
^8 lu dnL 'bm etwas ins Ohr. Darauf nickte dieser,
"ns Nebenzimmer, öffnete die Flügelthür, zündele

nebenan alle Kerzen an, setzte sich dann an den Flügel und
begann zu spielen das 4-»rZo arioso von Händel.
Athemlose Stille herrlchte. Wie Sphärenmusik klangen
die wunderbaren Melodien des Meisters durch die Räume,
wie mit Engelzungen gesungen klang dies hohe Lied der
ewigen Liebe, diese endlose Hoffnungsfreude, und voll von
hehrer Reinheit kam eine wunderbare Stimmung über die
paar Menschen,-vergessen war für Minuten all der
Erdenjammer, erlöst waren sic alle durch die Macht dieser
großen, schönen Reinheit, die aus dem Zauber der göttlichen
Melodien über sie kam.
Als der Pastor geendet hatte, faltete die alte Frau die
Hände und sagte „Amen". Dann schloß sie die Augen und
athmete nicht mehr.
Fräulein Emmy sank nieder und betete leise, ebenso der
alte Pastor, der thränenden Auges herangetreten war; Karl
aber stand da mit starren, angstvollen Augen und sah auf die
soeben Entschlummerte. Er fand keine Thränen, er fand auch
keine Worte zum Gebet, er sah nur immer auf die liebe, alte
Frau, die nun nicht mehr sein sollte, deren liebe Stimme er
me mehr hören, in deren gutes, treues Auge er nie mehr
blicken sollte. — er begriff es noch nicht, — eben noch sprach
sie mit ihm, und nun mit einmal alles aus, alles vorbei, —
er begriff es noch nicht.
Da trat der Pastor zu ihm, nahm seinen Arm und
führte ihn hinaus. Willig folgte er, wie im Traum that
er alles.
Aber draußen hatte er mit einmal das Gefühl, daß ihm
etwas fehle. Und nun begann er zu suchen. Und er eilte
durch den Garten, und rannte durch das Haus, von Zimmer
zu Zimmer, treppauf, treppab, und suchte, und suchte, — und
endlich kam er wieder in das Sterbezimmer, und stand still
vor der todten Großmutter, und da suchte er nicht mehr, da
begriff er den ganzen grausigen Jammer, da sank er nieder
und weinte und weinte-
-i- -j-
-i-

Deutsches Reich.
Berlin, 24. August.
— Die englisch-amerikanische Presse ist eifrig
bemüht zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten
Mißtrauen zu säen, während sie England gegenüber sehr
coulant ist. Eine Maßregel der deutschen Regierung oder
Gesetzgebung, die Amerika entgegensteht, wird von ihr im
ganzen Lande möglichst verbreitet, während sie ähnliche
Maßnahmen Englands mit liebevollem Stillschweigen über-
geht. So hat schon am 3. Mai 1898 das englische
Ministerium ein Einfuhrverbot gegen amerikanische Schweine
erlassen. Diese Nachricht hat das Londoner Bureau der
Vereinigten amerikanischen Presse einfach unterdrückt.
Wenn aber Deutschland ein solches Verbot damals erlass en
hätte, dann würde die Presse sofort über dieses herge-
fallen sein.
— Ein sensationeller Prozeß, so schreibt die Berliner
Ztg., bildete am Samstag an der Börse den Gegenstand
der intimeren Unterhaltung. Es handelt sich dabei um
eine Beleidigungsklage, die der in einflußreicher Stellung
befindliche Handelsredakteur einer Berliner Zeitung an-
gestrengt hatte, um von seiner Person den Vorwurf der
Bestechlichkeit abzuwälzen. Als Zeugen waren unter
anderem auch Vertreter unserer ersten Bankhäuser er-
schienen; sie kamen aber nicht dazu, aus dem Schatz ihrer
unangenehmen Erfahrungen etwas zum besten zu geben,
da der Kläger es vorgezogen hatte, auf Urlaub zu
gehen, und auch sein Anwalt nicht zu dem Termin er-
schienen war. Es wurde deßhalb von Amtswegen auf
Klageabweisung erkannt.
— Von Herrn Eugen Wolf erhält das Berliner
Tageblatt aus Schliersee ein Telegramm, in welchem Herr
Wolf, nachdem er nunmehr den Wortlaut der von Herrn
Dannhauer im Lokalanzeiger veröffentlichten Denunziation
kennen gelernt hat, erklärt, daß er sich weder ein Amt
angemaßt, noch eine amtliche Gerichtssitzung abgehalten,
noch endlich Gefangene freigesprochen habe. Die Erzählung
des Herrn Dannhauer sei vielmehr eine pure Erfindung.
— Die Bestrebungen der deutschen Kolonialgesellschaft,
die Uebersiedelung deutscher Frauen und Mädchen
nach Deutsch-Südafrika zu erleichtern, finden guten
Fortgang. Seitens des Gouvernements in Windhoek
ist vor kurzem der deutschen Kolonialgcsellschaft die Mit-
theilung zugegangen, daß eine größere Anzahl im Schutz-
gebiete angesicdelter Familien gewillt sei, deutsche Mädchen
in Dienst zu nehmen, sofern die Ueberfahrten von der
Gesellschaft getragen würden.
Die in Betracht kommenden Dienstherrschaften werden
durchweg vom Gouvernement empfohlen und geben nach
dessen Versicherung vollkommene Gewähr für gute Unter-
kunft und Verpflegung. Die Mädchen müssen von tadellosem
Rase, nicht über 30 Jahre alt, gesund und kräftig und in
allen Hausarbeiten geschickt sein und dürfen sich auch vor
derberer Arbeit nicht scheuen. Wegen der in Betracht kom-
menden Verhältnisse sollen Mädchen vom Lande oder aus
einer kleinen Stadt den Vorzug erhalten. Die Bewerberin-
nen haben sich auf zwei Jahre zu verpflichten, doch kann der
Vertrag bei einer Verheirathung vorher gelöst werden. Die
deutsche Kolonialgesellschaft trägt die Kosten der Ueberfahrt
bis zum Hafen des Schutzgebietes Swakopmund, von wo aus
das Gouvernement für Fahrgelegenheit und Begleitung nach
dem Innern Sorge trägt. Eine Bestimmung der Mädchen
für die betreffende Herrschaft findet bereits in Berlin statt.
— Dr. Karl Peters wird nach verschiedenen fehl-
geschlagenen Projekten nun doch London demnächst ver-
lassen, und zwar mit einem Reiseziel, welches ihm schon
vor Jahren vorgeschwebt hat. Es ist ihm jetzt gelungen,
eine deutsch-englische Gesell schäft mit namhaftem
Kapital zu gründen, welche in Südost- und Centralafrika
operiren will, möglichst, um Ackerbaukolonien zu schaffen,
Am nächsten Tage kam Frau Melanie.
Sie kam in einer eleganten Trauerrobe, die alle Vorzüge
ihrer üppigen Figur hervorhob, und brachte einen prachtvollen
Kranz. Sie wollte die erste der Leidtragenden sein.
Als sie herüber gekommen war, hatte sie weniger der
Verstorbenen gedacht, sondern sich fast ausschließlich mit Karls
Zukunft beschäftigt: nun aber, als sie sah, wie tief Karl litt
unter dem Verlust der lieben, alten Frau, nun wurde auch
sie mit ergriffen, so daß sie wirklich aufrichtigen Anthcil
nahm an der Trauer.
Mit heimlichem Erstaunen sah sie auf Karl. Nie hatte
sie geahnt, daß er so viel von der alten Frau hielt. Und nun
stand er oft eine Viertelstunde lang am Totenbett und sah
thränenden Auges auf die Entschlafene. Wie umgewandelt
erschien er ihr, viel ernster, entschlossener wie früher, aber
auch männlich schöner und begehrenswerther.
„Wissen Sie, lieber Freund," sagte sie zu ihm, „erlauben
Sie mir, daß ich hier am Begräbnißtage tue Hausfrau
vertrete; für den alten Herrn allein ist das zu anstrengend."
Karl nickte. „Aber wenn Sie uns das Opfer bringen
wollen, liebe Freundin, gern nehmen wir es an." Er küßte
ihr die Hand, die sie ihm reichte. .
„Und dann müssen Sie mir auch erlauben, daß ich ein
paar von meinen Palmen herüberschaffen lasse; wir wollen
Ihre liebe, alte Dame noch einmal recht schmücken."
Wortlos, mit Thränen im Auge, schüttelte Karl dankend
ihre Hand. „
Auch ihr kamen die Thränen.
„Wie lieb Sie sind, Frau Melanie," begann er dann,
„immer sind Sie es, die mir eine Liebe erwiesen; ich weiß
wirklich nicht, wie ich Ihnen alles das, was Sie für mich
schon gethan haben, jemals danken soll." Er sah sie an mit
seinen schönen, offenherzigen Augen, in denen noch die
Thränen glänzten. „ , , .
„Sie übertreiben, wie immer, sagte sie ausweichend.
(Fortsetzung folgt)
 
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