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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
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2G.

Doitticrstaz, den 2V. Oclnber

Preis
Wit Famtlienblättern
, . monatlich 50 Vf.
.^i in's Haus gebracht.
urch die Post bezogen
k'd'erteljährl. 1.25
^^cbließlrch Zustellgebühr.
^»Hon-Anschluß Nr. 82.

Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.

Jnsertionsgebühr
15 Pf. für die IspaUge
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
. Gratis-Anschlag
M> der Inserate auf den Plakat«
" tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulm.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Das Kaiserpaar in Konstantinopel.
Konstantinopel, 19. Oct. Gestern Abend fand
.'M Sultan eine große Prunktafel statt. Sie wurde
Nildispalais in drei durch zwei Arkaden geschiedenen
^achtsälen gehalten. Im ersten stand die Kais er täfel
mr gtz Personen. An der Schmalseite saß der Sultan,
seiner Rechten die Kaiserin, zur Linken der Kaiser;
^ks vom Kaiser Frau v. Marschall, dann Staatssecretär
Bülow; neben der Kaiserin der Großvezier, dann Gräfin
Brockdorff und Botschafter v. Marschall. Im nächsten
^aale standen zwei Tische für 120 Personen, an der alle
Mitglieder der Botschaft und des Konsulats mit ihren
Bsvnen, alle Minister und die hohen Staatswürdenträger
Bwtz nahmen. Die Kaiserin trug bei der Prunktafel ein
-Lrap d'Argent-Kleid mit Brillanten besät. Der Sultan
Marschalluniform mit dem Bande des Schwarzen
^dlerordens, der Kaiser die Uniform des ersten Garde-
Piments mit dem Bande des Jmtiazordens. Während
Tafel spielte die Musik die deutsche Nationalhymne
deutsche Weisen. Die Tafeleinrichtung war pracht-
An der kaiserlichen Tafel wurde vergoldetes Ge-
Wrr benutzt. Das Diner dauerte 1'/^ Stunden. Toaste
Mrden nicht ausgebracht, da der Sultan keinen Wein
^"kt. Nach dem Diner war Unterhaltung, und daraus
.Urde von den Fenstern die Festbeleuchtung besichtigt, die
Ehr glänzend verlies. Die Front des Hamidiemuseums
rüg eine türkische Inschrift: Kaiser Wilhelm II. lebe hoch!
" leuchtenden Buchstaben, was angesichts der Landessitte
s"e bemerkenswerthe Huldigung bedeutet. Vor Tische
»erreichte der Kaiser dem Sultan zwei Standbilder,'M
Kaiser Wilhelm^!, und Kaiserin Augusta darstcllten. Der
Sultan verlieh den selten verliehenen Nischam Jftikarorden
Brillanten dem Oberhofmarschall Grafen von Eulen-
"rg, den Chefs des Civil- und Militärcabinets v. Lucanus
v. Hahnke, den Großcordon des Osmanieordens mit
^illanten dem Staatssecretär v. Bülow, das Großkreuz
Es Medschidjeordens mit Brillanten dem Botschafter von
..Erschall. Zahlreiche andere Auszeichnungen wurden an
EE Herren und Damen des Gefolges verliehen. Nach
Mh ig uh,, ^folgte die Verabschiedung.
Die Palais aller Botschaften und Gesandschaften
^»»gen seit gestern früh im Flaggenschmuck. Außer auf
^idiskiosk und dem Artilleriearsenal wehen überall die
Ätschen Fahnen, so auf den Forts von Galata, dem
Calais von Dolmabagdsche. Nach weiteren Berichten über
En Empfang des Kaiserpaares kamen am Nachmittag
?vEi englische Stationsschiffe in Flaggenparade von
^"apia nach dem Stadthafen. Die Dampfbarkasse der
Englischen Kolonie brachte dem Kaiserpaar stürmische
^ldigungen dar, ebenso türkische Frauen, die sich
,'"Schiff gemicthet hatten, um dem Kaiserpaar entgegen
„ fahren. Die deutschen Kriegsschiffe werden allgemein
"»gestaunt.
» Nach dem für heute festgesetzten Programm fuhr die
w"iserin um 8 Uhr früh nach dem kaiserlichen Palais
b färbet» am Bosporus, dann nach dem Tschamlidschaberg
, i Skntari. Der Kaiser fährt zu Wasser nach Jedikule,
? Burg der 7 Thürme, und will von dort über Ejub
N Goldenen Horn zurück nach Konstantinopel. Außer
. » seinem türkischen Gefolge wird er nur noch von
^"uptlnann Morgen begleitet. Um 12 V- Uhr empfing er
»Er Botschaft die Botschafter mit ihren Damen. Nach-
f-iags 3 Uhr begiebt sich das Kaiserpaar auf der
"^reley" nach Therapia und wird den Ausflug bis zum
. chwarzen Meere ausdehnen. Die Hauptmahlzeit wird auf
-I »Sultanie" eingenommen, die bei Bebek ankert. Nach

Nur frisch gewagt.
) Eine heitere Garnisongeschichte von Hugo Dinkelberg
(Fortsetzung.)
-.Damit wäre meins Geschichte eigentlich zu Ende, meine
AK- "' »EU" was weiter geschah, ist unwesentlich zu meinem
inim euer. Mein Philipp war dem Wagen schon begegnet;
k-^Mhofe, welcher übrigens besser war, als ich vermuthete,
" EH "uch noch auf die Versicherung des Kutschers bin,
kkll »on dem Dorfe bis zur Garnisonstadt bei der Schnellig-
ausk l "er Pferde nur 35 Minuten brauche, eine halbe Stunde
ein-s L n, welche Zeit ich außer zum Umzug zum Einnehmen
ieu »Acheidenen Abendessens benutzte, und daß ich pünktlich,
u auf den Schlag 8 Uhr hier vorgefahren bin, können Sie
Hz., meine Herren, am besten bezeugen. Dock halt! eins
ict>K> 'ch beinahe vergessen, was wiederum der Güte meiner
Werk " Unbekannten einen Zug von Bosheit Verleiht. Sie
H„ °en gehört haben, daß ich hierselbst mit dem ganzen vollen
'"^schmetter einer Extrapost eintraf. Schon als ich das
tiae- U.sthor der Stadt passirte, hörte ich diese überaus kräf-
we" Töne, dachte aber natürlich nickt daran, daß sie von
bei Kutscher ausgehen könnten. Ich bemerkte dies erst
Unk Wiederholung, welche beim Einbiegen in diese Straße
Ipwn Halten vor dem Thorwege stattsand. Schnell
Ioek°, <ch aus dem Wagen und rief den Kutscher, welcher
er ei c Trompete vom Munde absetzte, heftig an, weshalb
bi-.; "en solchen Höllenlärm mache, und er antwortete ehrer-
Meiv »Meine Herrin hat es mir so befohlen, Herr Ritt-
ich K» ? sie sagte, daß ein solch' hoher und stolzer Herr, wie
dem Nbend zu fahren die Ehre hätte, mit möglichst gro-
r/ne und Aufsehen hier einrücken müsse." In diesen
unk^E" mg derselbe Hohn, wie die Dame mir bereits in
kurzen Gespräche gezeigt hatte. Ich wollte den
uom darüber zur Rede stellen und ihm für seine Herrin
Ichii^Elnen ganz besonderen Dank für ihre Güte und ihre
lran°»^ Meinung, welche sie von mir zu haben scheint, auf«
Bik/k"' »a schwang der Kutscher die Peitsche und die
Eve stürmten mit dem Wagen und dem Kutscher eilig von

dem Mahle unternimmt das Kaiserpaar abermals eine
Rundfahrt zur Besichtigung der Festbeleuchtung. Morgen
9 Uhr früh erfolgt die Fahrt auf der anatolischen Bahn.
Der Kaiser verlieh dem Botschafter Frhrn. v. Marschall
die Brillanten zum Großkrenz des Rothen Adlerordens;
dem deutschen Delcgirten bei der Verwaltung der türkischen
Schuld, Geh. Legationsrath Lindau, wurde der Charakter
eines Wirklichen Geheimen Legationsrathes mit dem Range
der Räthe erster Klasse verliehen.

Wochenchronik.
(Vom 9. bis zum 15. October.)
Oct. 9: Wegen des Ausstandes in Paris, dem sich auch die
Bahnarbeiter anzuschließen drohen, werden die Pariser
Bahnhöfe sowie di- Bahnhöfe einer Anzahl französischer
Provinzstädte militärisch besetzt. Auch werden Vorsichts-
maßregeln gegen einen etwaigen Putsch der Orleanisten
getroffen.
„ 10.: Der preußische Gesandte beim Vatikan, der
sich zur Zeit in Urlaub befindet, wird ab berufen
werden. Man sieht das als die preußische Antwort
auf eine Ansprache des Papstes an französische Pilger
an, worin der Papst das traditionelle Protektorat der
Franzosen im Orient bestätigte.
„ 10.: Paris gleicht einem Heerlager. Zahlreiche Truppen
sind von auswärts herbeigerufen worden. Tie Bau-
stellen werden militärisch geschützt.
„ 12.: Das Kaiscrpaar reist zur Beisetzung der Prinzessin
Albrecht nach Kamentz und tritt von dort aus die
Reise nach dem Orient an.
„ 13.: Das Kaiserpaar wird in Venedig von dem König
von Italien begrüßt.
„ 1t.: Aus republikanischen Kreisen in Paris kommt der
Allarmruf, daß eine Militärverschwörung be-
.... !- . -stehe. Die Regierung erklärt wachsam zu sein. Es
' " scheint" hinter der Sache nichts von Bedeutung zu
stecken.
„ 14.: In Alexandria und in Kairo wird eine Anzahl von ita-
lienischen Anarchisten verhaftet, welche ein
Bombcnatten tat gegen den deutschen Kaiser
planten. Da der Kaiser den Abstecher nach Aegypten
aufgegeben Hst, suchten sie Bomben nach Jerusalem zu
schmuggeln.
„ 14.: Im Kap land kommt ein dem Holländerthum gün-
stiges Ministerium mit dem Premierminister Schreiber
an die Regierung.
„ 15.: Die Hohenzoller» mit dem deutschen Kaiserpaare
an Bord ankert einen Tag lang Sturmes wegen vor
Zante.

Deutsches Reich.
— Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Sicherem Verneh-
men nach ist als Nachfolger des in den Ruhestand treten-
den preuß. Gesandten beim päpstlichen Stuhl der
Gesandte in Bern Frhr. v. Rotenhan ausersehen. Ge-
sandter in Bern werde der bisherige preußische Gesandte
in Oldenburg Alfred v. Bülow, den der Ministerresident
in Luxemburg Graf Henckel v. Donnersmarck ersetzen soll.
Nachfolger des Letzteren werde der bisherige vortragende
Rath im Auswärtigen Amt Geh. Rath Dr. Mumm von
Schwarzenstein.
Preußen. Die Nordd. Allg. Ztg. bestätigt, daß sei-
tens des Landwirthschaftsministers an die Regierungs-
präsidenten die Aufforderung ergangen ist, Erhebungen
über die Fleischpreise und ihre Bewegung anzu-
stellen. Angesichts der fortdauernden Klagen in einem
Theile der Presse über Viehmangel und Fleischnoth könne
eine solche Anordnung auch trotz des umfassenden Materials,
das zur Beurtheilung der Angelegenheit bereits vorliege,
nur als selbstverständlich erscheinen. Die Folgerungen, die
einige Blätter aus dieser Anordnung oder der Fassung des
ministeriellen Erlasses auf eine bestimmte Stellungnahme
des Ministers zu dieser Angelegenheit gezogen haben, ent-
behren daher der Begründung.

dannen. Jetzt wissen Sie Alles, meine Herren, nun Hellen
Sie mir zur Lösung des Räthsels!"
Diese Aufforderung führte zu einem Kreuzfeuer von Aus-
rufen, Fragen und Vermuthungen. Während ein Theil der
Herrengesellschaft sich wiederholt nach den kleinsten Nebenum-
ständen des Erlebnisses erkundigte, um den Schleier zu lüften,
hinter welchem sich die Person der unbekannten Dame ver-
borgen hatte, riethen andere Herren auf diese und jene Dame
und tauschten ihre Vermuthungen gegenseitig aus. Besonders
waren es die Herren vom Lande, die Herren Gutsbesitzer aus
der Nachbarschaft, sowie der Bürgermeister Feuerstahl und
der Amlsrath Freitag, welche in meilenweiten Umkreise jede
ländliche Schöne zu kennnen meinten und die große Liste von
Namen, gleichviel ob die Besitzerin jung und alt, durchbe-
riethen. Dabei fragte unter diesen Herren der eine den an-
deren, ob vielleicht seine Gattin, Tochter, Schwester oder
Cousine an diesem Tage ausgesahren sei, aber diese Frage
wurde allseitig entschieden verneint oder doch wenigstens so
beantworte:, daß sie die etwaige Vermuthung, diese oder jene
bekannte oder verwandte Dame könne die Herrin des herren-
losen Wagens gewesen sein, mindestens als sehr zweifelhaft
erwies. Genug, alles Fragen und Forschen führte zu keinem
sicheren Ergebnisse. Man machte auch den Versuch, durch
Ausfragen von Matze's blondem Schwager, dem Hauspersonal
und der Nachbarschaft die Wahrheit zu erfahren, aber Nie-
mand hatte bei der Schnelligkeit, mit welcher der Wagen vor- und
wieder fortgefahren war, und bei dem höheren Interesse,
welches der aus dem Wagen aussteigende Offuuer erregte,
auf das Fuhrwerk oder den Kutscher geachtet.
.Nun denn, meine Herren," rief Herr v. Rabenau resig-
nirt, „so überlassen wir es dem Zufall, der Zukunft, oder
vertrauen wir vielmehr dem unbesiegbaren Triebe, ivelcher
nun einmal dem schönen Geschlechte eigen tst, dem Triebe
der vertraulichen Mittheilsamkeit, durch welchen, wie ich
hoffe, meine unbekannte spendende Gönnerin vielleicht zur
Selbstverrätherin wird! Da ich ihr jetzt noch nicht persönlich
danken kann, muß ich diesen meinen Dank noch für mich s
behalten und kann ihm vorläufig nur darin Ausdruck geben .

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Bahnwärter Franz Haas auf Wartstation 95 der Odenwaldbahn
— Gemarkung Eubighetm — die silberne Verdienstmedaille ver-
liehen, den Freiherrn Bernhard Göler von Ravensburg
in Mauer zum Hofjunker ernannt und dem Oberschloßhauptmann
Wilhelm Offensandt von Berckholtz in Karlsruhe die
Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen
Großkceuzes des Königlich Serbischen Takowo-Ocdens ertheilt.
Karlsruhe, 19. Oct. Gestern erhielten die Groß-
herzoglichen Herrschaften den Befuch des Prinzen Maxi-
milian, welchen die Großherzogin zum ersten Male seit
seiner Verlobung begrüßen konnte. An der' Abendtafel
zu Ehren der Herzogin von Anhalt nahmen auch Prinz
Maximilian und die Erbprinzessin von Anhalt theil. Heute
Mittag reiste die Herzogin von Anhalt von Baden-Baden
nach Sigmaringen.zum Besuch der Fürstin Josephine von
Hoheuzollern. Die Großherzoglichen Herrschaften ver-
abschiedeten sich von ihrer Hoheit am Bahnhof. Um diese
Zeit trafen der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin
von Badenweiler zu kurzem Aufenthalt vor der Rückkehr
nach Koblenz in Baden-Baden ein. Heute Vormittag er-
theilte der Grobherzog mehreren Personen Privataudienz.
Auch nach Ankunft in Konstantinopel hat der Kaiser den
Höchsten Herrschaften telegraphisch Nachricht über seine
glücklich beendete Fahrt gegeben.

Ausland
Schweiz. Biel, 19. October. Am Dienstag wurden
hier sieben Personen verhaftet; mehrere von ihnen sollen
als Propagandisten der That verdächtig sein.
Frankreich. Paris, 19. Octbr. Das Journal des
Debats meldet: Hauptmann Baratier, der Adjutant des
Majors Marchand, welcher mit dem Bericht über die
Besetzung Faschodas nach Kairo abging, wird nach Pa-
ris kommen, um der Regierung alle erforderlichen und
mündlichen Aufklärungen zu geben. In den Mitthcilungen
des Comitos für Französisch-Afrika wird ein Brief Mar-
chands aus dem Bahr-cl-Chazalgebiet vom Mai veröffent-
licht, in dem es heißt: „So lange ich lebe, so lange ein
Offizier, ein Sergeant von der französischen Mission übrig
bleibt, wird die französische Flagge am Nilbecken bleiben."
Paris, 19. October. Die Liberts schreibt:
Entgegen der bisherigen Ansicht spielt die Fälschung Henrys
nur eine Nebenrolle bei der Begründung des Revisions-
verfahrens. Die neue Thatsache, auf die es sich stützt, ist
vielmehr die Vermuthung oder vielmehr die Gewißheit, daß
das Bordereau, dessentwegen Dreyfus kriegsgerichtlich und
allein gesetzlich verurtheilt wurde, nicht von seiner
Hand geschrieben ist. Man weiß, das das Bordereau
während des Dreyfusprozesses fünf Schreibsachverständigen
vorgelegt wurde, von denen drei erklärten, es sei von Drey-
fus geschrieben, es befindet sich aber in einem der Acten-
bündel, das dem Generalstaatsanwalt Manau unterbreitet
wurde und das sich jetzt in den Händen des Berichtser-
statters Bard befindet, ein Schriftstück, aus dem unbestreit-
bar hervorgeht, daß das Bordereau nicht von Dreyfus,
sondern von Esterhazy geschrieben ist. Dieses Acten-
stück ist ein Briefentwurf, dessen Verfasser zu sein
Esterhazy selbst eingestanden, dessen Adressaten zu nennen
er sich jedoch geweigert hat. In diesem Briefentwurf erklärt
Esterhazy seinem Korrespondenten, wenn dieser seiner Schrift-
sachverständigen nicht sicher sei, so wäre er gezwungen, aus-
zusagen, daß das Bordereau nach seiner Hand-
schrift durchgepaust sei. Augenscheinlich ist dies
derselbe Briefentwurf, der dell Enthüllungen Cle-
menceaus von voriger Woche zufolge von Esterhazy an
den damaligen Generalstabschef Boisdeffre gerichtet sein
Laß ich auf Las Wohl der Dame trinke!" — „Einen Sala-
mander, einen SalamanderI" riefen mehrere Herren. Der
Vorschlag wurde angenommen, der Herr Graf v. Reuthern
ergriff das Commando, Matze eilte an den Flügel, und ein
gleicher musikalischer Salamander ehrte die unbekannte Dame,
wie vordem den neuen Ankömmling. Als der letzte Klopfer
und Accord verklungen war, ging die Musik des Flügels in
eine sehr bekannte Melodie über, die ersten Töne wurden
mit allgemeiner Heiterkeit üver Matze's prächtigen Einfall
begrüßt und die ganze Gesellschaft fiel mit ihren schönen und
unschönen Stimmen in das Lied ein: „Ich weiß nicht, was
soll es bedeuten?"
Ein gar schelmisches Gesicht, noch schelmischer, als mit
welchem der immer freundliche ünd liebenswürdige Herr
sonst an den Matze-Abenden dareinzuschauen pflegte, hatte
während der Erzählung des Herrn v. Rabenau der Herr Graf
v. Reuthern gezeigt, und wer ihn genauer kannte, wie ins-
besondere seine nächste Tischgesellschaft, der hockwcise und
gelehrte Herr Director Matze, der Rittmeister v. Rauchhaupt
die Premierlieutenants von Kesselheim und von Bülow, der
Post-Secrelär Blechstein und der Mühlcnbesttzer Weißsand,
mußte annehmen, daß der lustige Herr etwas Besonderes
im Schilde führen müsse, oder vielleicht gar in das Geheim-
n,ß eingeweiht sei, um dessen Enthüllung alle übrigen Köpfe
sich so viel Mühe des Denkens und Grübelns vergeblich gaben.
(Fortsetzung folgt.)

Literarisches.
—§ Der allgemeine Gesprächstoff in der Jägerwelt bildet
das außerordentliche Jagdglück, welches unserem Kaiser durch
Erlegung eines Roth-Hirsches von viernndvierzig Enden in der
Romtntener Heide zu Theil wurde. Die weit verbreitete und
stets gut unterrichtete illustrirte Jagdzeitung Wild undHund
(Verlagsbuchhandlung Paul Parey in Berlin 81V., Hedeman-
straße 10) bringt in ihrer neuesten Nummer eine Beschreibung
und eine Kunstbeilage mit zwei Ansichten des Geweihes, welche
desfen ganze Pracht und Stärke erkennen lassen.
 
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