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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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Telephon-Anschluß Nr. 82.


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Telephon-Anschluß Nr. 82.

208.Mitimch, Lcn 7. Ltptembcr 1888.

Aus der Geschichte des Hauses Oranien.
Obwohl die oranische Dynastie seit mehr als dreihundert
fahren an der Spitze des niederländischen Staatswesens
M, so gehört sie doch eigentlich in formaler Hinsicht zu
jüngsten Dynastien Europas. Denn bis zum Jahre
^15 waren die manischen Statthalter eigentlich nichts
weiter als Präsidenten einer Republick, deren Würde
Mießlich allerdings erblich geworden war. Aber der
Monarchische Charakter fehlte dem Hause Oranien bis zum
Wiener Kongreß, welcher im Jahre 1815 das von Na-
^°leon dem Ersten geschaffene Königreich Holland ge-
langte und den manischen Erbstatthalter Wilhelm den
Ersten zur königlichen Würde berief. Die Wiege des
^Nischen Königshauses stand übrigens nicht in den Nieder-
^i>en, sondern in Deutschland, in dem heutigen
Msau, und der Vater Wilhelms des Schweigsamen, den
l unter dem Namen eines Wilhelm von Oranien kennen,
Wilhelm, Graf von Nassau. Erst als der 11jährige
Miere Gründer der niederländischen Unabhängigkeit im
^ahre 1544 von seinem verstorbenen Vetter Reinhard von
^"ssau die südfranzösische Besitzung Orange geerbt hatte,
Me er sich den Namen bei, unter welchem er in der Welt-
Nchichte bekannt ist und der seitdem der niederländischen
wie des Hauses Nassau verblieb.
, . Als König Wilhelm der Dritte im Jahre 1849 infolge
Plötzlichen Todes seines Vaters den niederländischen
. hron bestieg, da ahnte noch kein Mensch, daß er vier
^przehute später als letzter Oranier zu Grabe getragen
^rde; denn damals war kein Mangel an niederländischen
w)eu. Der Oheim des Königs, Prinz Friedrich, stand
der Blüthe der Jahre. Der König selbst war erst 32
Mre alt und blickte auf eine Nachkommenschaft von drei
Mungsvollen Söhnen hin. Außerdem zählte des Kö-
Ls Bruder Heinrich kaum 29 Jahre. Aber von des
vnigs Söhnen starb der Zweitgeborene, Prinz Moriz,
Knabe. Der Dritte, Prinz Alexander, litt an einem
Lwcren organischen Herzfehler. Der älteste Sohn des
vliigZ, Prinz Wilhelm von Oranien, dagegen war ein
MNer, männlich-kräftiger Jüngling, zu welchem das nie-
Uändischc Volk als künftigem Stammhalter der Dynastie
Nnungsvoll aufblickte. Leider zog dieser Prinz es vor,
t dem Namen eines „Prince Citron" der Löwe des
i'öcs j,„ Seine-Babel zu sein. Frühzeitig kam König
der m Dritte zu dem betrübenden Bewußtsein, daß
die! von Oranien ihn kaum überleben werde, und
d ies Bewußtsein war für den Monarchen um so drückcn-
als sein Oheim Friedrich nur Töchter, sein Bruder
7 wrich ahn überhaupt keine Kinder besaß. Als Prinz
jm vorgerückten Alter Wittwer geworden war,
ihn der König, sich im Interesse der Erhaltung der
j yaastie wieder zu verheirathen. Prinz Heinrich führte 1878
di- von 58 Jahren die Prinzessin Luise von Preußen,
L .Achter des Prinzen Friedrich Karl, als Gattin heim.
Äiick Monate später starb er plötzlich am Schlagflusse,
alte dieser Seite waren also die Hoffnungen des
enden Monarchen getäuscht worden.
ren Entschloß er sich dann selbst im Alter vvn 62 Jah-
Ehe mit der Prinzessin Emma von Waldeck-
»lem Anfangs 1880 konnte der König dem Parla-
gW d.e freudige Botschaft mittheilen, daß die Königin
Hoffnung sei. Alles erwartete einen Prinzen von
Die Königin gebar jedoch am 31. August 1880
Ais Prinzessin, die gegenwärtige Königin Wilhelmina.
Hackt Wilhelm die Gewißheit erlangte, daß er weitere
lj-^otnmenschaft nicht zu erwarten habe, ließ er die sa-
Erbfolgeordnung zu Gunsten seiner Tochter ändern,

1)

Bierklee.
Novelle«- von E. Ritter.
(Nachdruck verboten.)
"Aonst haben gnädige Frau keine Befehle?"
<nir daß ich wüßte Herr Wangemann. Besorgen Sie
Ah^bjtte, pW Reparaturen schnell und gut, bis Dienstag
Ab°l?owiß. Gnädige Frau können sich darauf verlassen,
ich ) ?onn gnädige Frau noch ein klein wenig Zeit hatten
Ver-i^oe neue Sachen bekommen, die noch gar nicht mal aus-
gn^Hnet sind. Es würde mich glücklich machen, wenn
Ti, Frau sich die Neuheiten ansehen wollten, auL wenn
io -.wen Bedarf haben. Ich zeige gern einer Dame von
iz^omsitem Geschmack, so feinem Verständlich meine Ein-
F»— es würde mir eine Freude sein —"
wenn ich Ihnen eine Freude machen kann, Herr
"gewann, etwas Zeit habe ich schon noch —"
ck°s'^^r verbunden, gnädige Frau." Damit öffnet der Ju-
Anr^/lne verschlossene Schieblade und entnimmt ihr eine
der M Etuis, die er mit förmlicher Feierlichkeit offtiet und
präsenlirt. Allerdings entzückende Sachen: Colliers,
Nur Mnge, Brachen, Nadeln, Armbänder, Ringe — es blitzt
Uvd ?on Gold und Juwelen. Mit lebhaftem Interesse
Fels-, großer Sachkenntniß mustert die Landräthm von
aa all den Glanz, aber am häufigsten haftet ihr Auge
aas kleinen Brocke in Vierkleeform; die Blätter sind
Seb?« "j?ragden, jedes von winzig kleinen Brillanten um-
tzch„' alle Steine L jour gefaßt in zierlichster feinster Arbeit.
Livu.» .'m ersten Bück auf das köstliche Schmuckstück ist den
Eckens iungen Frau ein Ausruf des Staunens, des Ent-
entfahren, und jetzt fragt sie zögernd:
h>a«^onnten Sie wohl einmal Nachsehen, Herr Wangemann,
die Broche kostet, oder haben Sie den Preis im Kopf?
.rdings, gnädige Frau, und ich freue mich, daß Ihnen
diews Stück in seiner scheinbaren Einfachheit besonders

nachdem seine beiden Söhne erster Ehe, die Prinzen Wil-
helm und Alexander, rasch nacheinander ins Grab gesunken
waren. Die Geburt der neuen Stammhalterin des »ra-
mschen Königshauses war der letzte Sonnenstrahl im Leben
Wilhelms des Dritten gewesen; an einem düsteren No-
vembertage des Jahres 1890 betraten die Minister und
Hofwürdenträger die Gemächer der zehnjährigen Prinzessin
und redeten dieselbe mit „Madame" und „Majestät" an,
ihr stürzte ein Strom von Thränen die Wangen herab.
Von diesem Augenblicke ab fühlte sie sich aber auch als
Königin. Was die Regierung in politischer Hinsicht bieten
wird, vermag erst die Zukunft zu lehren. Aber die Sorg-
falt, mit der die Königin-Regentin ihre Tochter für den
Dienst des Staates erzogen hat, berechtigt zu der Hoff-
nung, daß Königin Wilhelmina, die in hohem Grade auch
den Sinn des Hauses Oranien für Kunst und Wissenschaft
geerbt haben soll, das Scepter der Niederlande zum Heile
des Staates führen werde.

Die Krönung der Königin Wilhelmina.
Amsterdam, 6. Sept. Der Platz vor dem Palais
bietet einen herrlichen Anblick. Das Wetter ist bedeckt,
daher ist vom Palais bis zur Kirche ein prächtiger Bal-
dachin aufgestellt. Der ganze Weg zur Kirche, den die
Königin zu Fuß zurücklegt, ist mit Teppichen belegt. See-
cadetten bilden Spalier. Um 11 Uhr verließ, während die
Truppen unter Trommelwirbel und Trompetenschall präsen-
tirten, der Zug der Königin den Palast, eröffnet durch
Wappenträger, welche von ihren in prächtigen alterthümlichen
Costümen gekleideten Herolden, die lange Trompeten trugen,
begleitet waren. Kurz vorher hatte die Sonne die Wolken
durchbrochen. Der Himmel ist blau. Die warmen Sonnen-
strahlen beleuchteten das prachtvolle unvergeßliche Schau-
fpiel. Die Königin schritt in der Mitte ihres Volkes da-
her mit einem in der Form der Königskrone angefertigten
Diadem von Diamanten auf dem Haupte. Sie trug ein
wcißseidenes Kleid mit langer Schleppe, während über die
Schultern ein Mantel aus rothem Sammet mit Gold ein-
gefaßt herabwallte. Die Begeisterung der Bevölkerung
war unbeschreiblich. Das blasse Aussehen der Königin
verrieth ihre tiefe Bewegung.
In der neuen Kirche ging in der elften Vormittags-
stunde die feierliche Handlung vor sich, welche die Ver-
fassung vorschreibt, die Eidesleistung vor der Plenar-
versammlung der beiden Kammern. Die Kirche ist festlich
geschmückt mit Fahnen und Palmen und mit Inschriften
in altholländischer Sprache. Im Hintergründe erhebt sich
ein herrlicher Thron mit Sammetbekleidung in Roth und
Gold. Gegenüber dem Throne befinden sich auf einem
Tische die Abzeichen des Königthums, die königliche Krone,
der Reichsapfel, das Scepter und das Reichsschwert, alles
auf rothen Sammetkissen. Gleich nach 11 Uhr verkündeten
Heroldsrufe vor der Thüre mit lauter Stimme das Ein-
treffen der Königin. Diese betritt die Kirche, umgeben
von den ältesten Generälen, welche die ruhmreichen Fahnen
trugen. Ein Acapella-Chor trug einige Strophen des
Wilhelmus-Liedes vor. Die Königin, tief ergriffen, ver-
neigte sich vor den Anwesenden und nahm ihren Platz auf
dem Throne ein.
Die Königin erhob sich alsbald wieder vom Throne
und hielt, nachdem auch alle Anwesenden sich erhoben hatten,
mit klarer und ruhiger Stimme folgende Ansprache:
Meine Herren Mitglieder der Generalstaaten! Nachdem seit
dem Tode meines unvergeßlichen Vaters und nach der gesegneten
Regierungszeit meiner Mutter meine 18 Jahre vollendet sind,
habe ich nunmehr die Regierung angetreten, wie ich es in meiner

auffälll — es ist in der That einzig schön, und der Preis
wirklich nicht zu hoch dafür — S00 Mark."
„500 Mark! Hm, es geht, das heißt, nicht daß ich gerade
darauf reflektirte, aber vielleicht — man kann ja sehen.
Wissen Sie was. Herr Wangemann, legen Sie mir die Broche
bis morgen zurück- Ich sage Ihnen Bescheid, vielleicht nehme
ich den Vierklee doch. Natürlich muß ich mir den Fall erst
überlegen — 500 Mark sind immerhin eine Ausgabe, die be-
dacht sein will. Aber die Broche ist reizend, entzückend, ich
habe lange nicht so Schönes gesehen." Noch ein letzter Blick
auf das Kleinod, dann ein freundliches: „Adieu, Herr Wange-
mann, bis morgen," und die schöne junge Frau verläßt den
Laden des Juweliers.
* *
Landrath von Feldern schreitet rastlos in seinem Arbeits-
zimmer auf und ab. Auf seinem Schreibtisch liegen Akten
und Aktenpapier; er setzt sich bisweilen und schreibt ein paar
Worte, dann wieder hält er inne und beginnt seine Wanderung
auf's neue. Er ist innerlich noch so erregt von der Reise in
das Ueberschwemmungsgebiet seines Kreises — das namen-
lose Elend, welches er geschaut, will sich so schwer in trockene
geschäftsmäßige Worte fassen lassen. Immer stehen die ver-
zweifelten Gesichter der armen, ihrer Habe beraubten Menschen
vor seinem geistigen Auge, die verwüsteten Felder, die zer-
störten Wohnungen I Es ist ihm, als sei alles Schöne, Freudige
aus seinem Leben forlgenommen, er hätte helfen mögen, geben
mit vollen Händen, aber was konnte hier die Gabe eines
Einzelnen nützen? Ach, em schmerzlicher Seufzer ent-
ringt sich seiner Brust — wie schwer ist das Dasein doch mit-
unter für den fühlenden Menschen! Da — horch! Ein leichter
Schritt wird im Flur hörbar, und ein frohes Lächeln gleitet
über das eben noch so ernste Antlitz des Landraths. Sein
Weib, seine geliebte, herzige, reizende Frau, deren Schwächen
selbst bei der großen Liebenswürdigkeit ihres Naturells zu
Vorzügen zu werden scheinen, die es so prächtig versteht, mit
ihren kleinen Händen die Sorgenfalten von des Gatten Stirn >
wegzuwischen, die wie ein frohes Kind nur dem Augenblick
lebt, die er sich geschworen hat, glücklich zu machen, ihr alles

Proklamation zur Kenntniß meines geliebte» Volkes gebracht
habe. Jetzt ist die Stunde gekommen, wo ich inmitten meiner
getreuen Generalstaaten und unter Anrufung des heiligen Namens
Gottes mich dem niederländischen Volke verpflichte, seine Rechte
und Freiheiten aufrecht zu erhalten. Jetzt verknüpfe ich heute
das feierliche Band, das zwischen mir und meinem Volke besteht.
Die fehr alte Verbindung zwischen Niederland und Oranien ist
auf's Neue bekräftigt. Schön ist mein Beruf, schön meine Auf-
gabe. Ich bin glücklich und dankbar, das niederländische Volk
regieren zu dürfen, ein Volk, klein an Zahl, aber groß an Kraft
und Charakter. Ich halte es für ein Vorrecht und eine will-
kommene Pflicht, alle meine Kräfte dem Gedeihen und Wohl-
ergehen des Vaterlandes zu weihen. Oranien kann nie, ja nie
genug thun für die Niederlande. Ich bedarf Ihrer Unterstützung
und Ihrer Mitarbeit und bin überzeugt, daß Sie sie mir leihen
werden, damit wir zusammen für die Ehre und die Wohlfahrt
unseres niederländischen Volkes arbeiten mögen. Es sei das
Ziel unseres Lebens! Gott segne Ihre und meine Arbeit zum
Heile des Vaterlandes!
Alle Anwesenden waren von der Ansprache der Königin
tief ergriffen.
Nach der Ansprache setzte sich die Königin einige
Minuten, erhob sich sodann wieder, um den Eid zn
leisten und sagte mit lauter Stimme:
Ich schwöre dem niederländischen Volke, daß ich die Ver-
fassung stets schützen und aufrecht erhalten werde, daß ich mit
allen Kräften die Unabhängigkeit und das Gebiet des Reiches
Vertheidigen und aufrecht erhalten werde; daß ich die allgemeine
und private Freiheit und das Recht aller Unterthanen schützen
werde, und daß ich alle mir zu Gebote stehenden Mittel; an-
wenden werde, um das allgemeine Wahl und das Wohl des
Einzelnen aufrecht zu erhalten und zu heben, wie es ein guter
König thun muß. Dazu helfe mir der ewige Gott!"
Die Menge war bewegt, viele Personen weinten.
Einige Minuten herrschte tiefes Schweigen, dann erbrauste
ein dreimaliges begeistertes Hoch auf die Königin. Der
erste Präsident der ersten Kammer sprach hierauf: „Wir
nehmen Sie an, setzen Sie ein als Königin Namens des
niederländischen Volkes und in Gemäßheit der Verfassung",
legte sodann im Namen der Generalstaaten den Treuschwur
ab, von dem jedes Mitglied der Generalstaaten die Schluß-
worte einzeln wiederholte. Wappenherolde verkündeten in
der Kirche und vor ihr, daß die Königin eingesetzt sei.
Die Menge stimmte drinnen und draußen brausende Hoch-
rufe auf die Königin an, während der Kirchenchor den
Choral: „Nun danket alle Gott" sang. Wiederum von
den Generalstaaten geführt, kehrte die Königin ins Schloß
zurück. Auf dem Balkon erschienen Herolde und schmetterten
Fanfaren, während 101 Kanonenschüsse abgegeben wurden.
Als die Königin sich in vollem Ornate auf dem Balkons
zeigte, wurde sie mit frenetischem Jnbel begrüßt; es er-
tönten die Nationallieder. Die Königin verneigte sich nach
allen Seiten. Als die Königin-Mutter hinzutrat, steigerte
sich die Begeisterung auf ihren Gipfel. Es war ein Jubel,
wie man ihn bei dem ruhigen Charakter des holländischen
Volkes nicht für möglich gehalten hat.

Wochenchronik.
(Vom 28. Aug. bis zum 3. Sept.)
Ang. 28.: Der russische Regierungsbote veröffentlicht eine Mit-
theilung, wonach der Zar seinen Minister des
Aeußern, den Grafen Murawiew, beauftragt hat, bei
den Mächten den Zusammentritt einer Abrüstungs-
Konferenz anzubahnen.
„ 28.: In Basel tritt der zweite zionistisch e K on-
greß zusammen.
„ 30.: Oberstlieutenant Henry wird verhaftet, weil er ein
Schriftstück gefälscht hat, das als nachträglicher Be-
weis für die Schuld von Dreis ns galt und vom
franz. Kriegsminister s. Zt. in der französischen De-
putirtenkammer verlesen wurde.
„ 31.: Die junge Königin Wilhelmine tritt die Regie-
rung von Holland an-
„ 31.: Oberstlieutenant Henry entleibt sich, der französische
Generalstabschef Boisdeffre tritt von seinem Amt
zurück.

Leid fernzuhalten, soviel in seinen Kräften steht! Jetzt klopft
es. „Herein!" Die Thür fliegt auf. „Guten Tag, Werner,
da bin ick endlich wieder. Hast Du Dich auch nach mir ge-
sehnt, ja? Oder hast Du mich ganz vergessen über Deinen
abscheulichen Akten?" Und ohne eine Antwort abzuwarten,
plaudert sie weiter: „Nun hast Du gewiß ein wenig Zeit für
mich, nicht wahr? Ich war in der Stadt, ach, Werner, was
hab' ich bei Wangemann alles gesehen — so schöne Sachen!
Und hör', Du mußt nun ein guter lieber Mann sein und mir
einen großen Wunsch erfüllen. Ja, willst Du?"
„Erst wissen, Kleine, um was es sich handelt, wie kann
ich sonst versprechen?"
„O wie garstig! Ein edler Ritter muß seiner „Fraue",
der er in Minne zugethan, jeden Wunsch zu erfüllen schwören,
auch ohne daß er ihn kennt."
„Wenn es in seiner Macht steht."
„Natürlich, gewiß. Die Fraue verlangt ja nicht, daß der
Ritter einen Drachen erlegt, oder so was Schreckliches; die
Fraue bittet ihren Ritter nur ganz bescheiden um eine Broche!"
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
— (Die größte Röntgen-Anlage der Welt.) Einen
Apparat zu Versuchen mit elektrischer Kraft von unerhörter Stärke
hat Professor Trowbridge an der Harvard-Universität hergestellt,
die hauptsächlich dazu benutzt werden soll, die durchdringende
Kraft der X-Strahlen weiter, als es bisher möglich war, zu
prüfen. Der Apparat besteht aus einer Reihe von 120 Leydener
Flaschen, die von einer Accumulatorenbatterte von 10000 Plantö-
Zellen gespeist wird. Die für die Versuche erforderliche Span-
nung soll 2'/s Millionen Volt erreichen. Es wird berichtet, daß
mit dieser Riesenanlage bereits Röntgensche Strahlen erzeugt
wurden, die so außerordentlich waren, daß sie nicht nur das
Fleisch, sondern auch die Knochen und Bänder des menschlichen
Körpers durchdrangen. Wahrscheinlich werden mit solchen An-
lagen, die allerdings etwas kostspielig sind, der Anatomie und
Medizin noch ganz neue Enthüllungen durch die Strahlenart
bevorstehen.
 
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