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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 255 - 280 (1. November 1898 - 30. November 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0525

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Keitas, den 18. November

1898

dem Papier stehendes Uebereinkommen. Eine solche könne
aber nur in einem allgemeinen Uebereinkommen
der Nationen gefunden werden, in China eine libe-
rale Handelspolitik zu befolgen. Deutschland,
Japan und die Vereinigten Staaten stünden dieser
Politik günstig gegenüber. Japan habe in den letzten
wenigen Jahren Vorbereitungen getroffen, welche ihm bald
eine Macht geben, die in keiner Kombination im Orient
vernachlässigt werden darf. Chamberlain äußerte seine
Freude darüber, daß die Beziehungen zu Deutsch-
land und den Vereinigten Staaten enger und herzlicher
geworden seien als bis vor Kurzem. Die Interessen dieser
beiden Länder wären dieselben wie die Großbritanniens,
aber es sei keine Rede von einem formellen Bündnißver-
trag, den Großbritannien nicht brauche. Großbritannien
sei fähig, für sich allein zu stehen, aber wenn es eine
Allianz eingehe, kann es ebensoviel geben, als es erhält.
Gleichzeitig fuhr Chamberlain fort, die freundlichen Be-
ziehungen zu den Mächten zu betonen, deren Interessen
mit denen Großbritanniens übereinstimmten und drückte
deshalb namentlich seine Freude darüber aus, daß solche
Fortschritte in den Beziehungen zu Deutschland
gemacht worden seien. Er könne keinen Platz in der Welt
sehen, wo die deutschen Interessen in ernstlichem Wider-
spruch mit denen Großbritanniens ständen. Er halte es
deshalb für möglich, auch ohne eine ständige Allianz zu
einer allgemeinen Verständigung mit Deutsch-
land zu gelangen. — Man wird in Deutschland diese Aus-
führungen Chamberlains nur mit gemischter Freude lesen. Wenn
er sagt, auf keinem Platz der Welt ständen sich die Interessen
Großbritanniens und Deutschlands gegenüber, so sei daran
erinnert, daß die britische Kolonien anfangen, sich zu Gunsten
Englands gegen die übrigen Staaten abzuschließcn. Sie be-
ginnen — und zwar mit Zustimmung Englands — den ehrlichen
Wettbewerb auf ihren Märkten auszuschließeu, indem sie
England bevorzugen. Hiervon wird aber in erster Linie
Deutschland betroffen. Und je größer der englische
Kolonialbesitz wird, desto größer wird der Theil der Welt,
wo der Handel Deutschlands Schwierigkeiten begegnen
wird. Man denke daran, daß England den deutsch-
englischen Handelsvertrag gekündigt hat, um der Er-
schwerung des deutschen Handels im britischen Kolonial-
reich die Wege zu ebnen. Je stärker England den
industriellen Wettbewerb Deutschlands empfinden wird, desto
stärker wird es auf die Ausschließung Deutschland von
allen britischen Märkten hinarbeiten. Darüber darf man
sich keiner Täuschung hingebeu. Deutschlands hat also
durchaus keine Ursache, sich zu Gunsten Englands zu
engagiren und noch dazu Rußland gegenüber, das Deutsch-
lands Grenznachbar ist, mit ihm die Polenfrage gemein
hat und nirgends mit unseren Interessen kollidirt. Es
wäre der größte Fehler, wenn Deutschland sich in einen
Gegensatz zu Rußland drängen ließe, sei es der Türkei,
sei es Chinas, sei es Englands wegen. An Versuchen
dazu — das zeigt die Rede Chamberlains — fehlt es
nicht. _

Erscheint täglich.
sonntags ausgenommen.

Deutsches Neich.
— Das Kaiserpaar hat die Route seiner Rückreise
abermals geändert. Da im südlichen Mittelmeer eine
Abkühlung der Luft eingetreteu ist, die die direkte Rück-
kehr der Kaiserin in gesundheitlicher Beziehung weniger be-
denklich erscheinen läßt, wird der Kaiser, von dem Wunsche
geleitet, baldmöglichst nach der Heimath zurückznkehren, die
Heimreise auf dem direkten Wege über Pola antreteu.
Danach wird also von Malta nicht weiter westlich ge-

Politische Umschau.
Heidelberg, 18. November.
Wer hat Spanien zu Grunde gerichtet? Auf
Ase den Ultramontanen im Allgemeinen sehr widerwärtige
l^age hat die Jesuitenclique eine köstliche Antwort cr-
Mnen, die nun in allen Blättern „für Wahrheit, Freiheit
Ad Recht" die Runde macht und so auch wie billig im
Badischen Beobachter eine Stätte gefunden hat. Die Ant-
wort lautet: „Das infernale (zu deutsch: satanische) Bru-
Apaar Logenthum und Liberalismus!" Also in dem
Ande, wo viele Tausende von Mönchen einschließlich der
Jesuiten seit Menschenaltern bis auf den heutigen Tag das
Aden des Volkes und nicht minder der Regierenden be-
^rrschen, hat der ff ff ff Teufel Vitru, dem die ffffff Frei-
maurer verschrieben sind, es dennoch zu Wege gebracht,
daß Spanien zu Grunde ging! Sa verkündet es der
Badische Beobachter dem katholischen Volke, will sagen den
Mamontanen Centrumsgläubigen. Und der Bad. Beob. ist
'v einem unbedachten Augenblick so offenherzig, aus-
zuplaudern, natürlich ganz nach dem Rezept seiner für
"Freiheit" begeisterten Partei, welche nltramontanen Heil-
Miel für das arme Spanien in Bereitschaft sind. „Wird
Mn", so ruft er aus, „sich der Erkenntniß und An-
nennung der Wahrheit (daß Freimaurer und Liberalis-
Ms Spanien ruinirt haben!) in weiten, namentlich in
Meren (!) Kreisen Spaniens noch länger widersetzen können ?
A.d wird sich nicht auch die fernere Erkenntniß aufdrängen,
daß auch eine liberale, freimaurerische (!) Verfassung wie
d'e bestehende mit ihrer Gewissens- und Religions-
freiheit, mit ihrem echt liberalen Vertretungs- und
Wahlsystem u. s. w. dem Wesen und Charakter des spani-
icheu Volkes durchaus Gewalt anthue, mit einem Wort
Vichts tauge?" u. s. w. Es ist, so bemerkt die Badische
Andeszeitung hierzu, doch erfreulich, daß die innerste
^»tur der Kämpfer „für Wahrheit, Freiheit und Recht"
M bisweilen stärker zeigt als ihr guter Wille, dem gläu-
Men katholischen Volke Sand in die Augen zu streuen.
In seiner Rede am letzten Dienstag in Manchester hat
englische Minister des Auswärtigen, Chamberlain,
Mr Egypten und Frankreich gesprochen, in einer zweiten
Ade am folgenden Tage hat er dann auch China und
Rußland in den Bereich seiner Betrachtungen gezogen
'M dabei zugleich das Verhältniß Englands zu Deutsch-
land mehrmals berührt. Diese zweite Rede Chamber-
, ains ist also für uns in Deutschland noch
Meressanter als die erste, weil sie uns näher angeht,
^hamberlain führte aus, Großbritannien wünsche nur solche
^Werbungen in China, als nöthig seien, um seine ma-
ritinie Stellung zu garantiren. Großbritannien wünsche
"'cht, den Bestrebungen anderer Mächte Hindernisse zu be-
sten, vorausgesetzt/daß sie nicht gegen jenes große Prin-
A verstoßen, daß die Märkte Chinas dem ehrlichen
Wettbewerb offen gehalten werden. In der Frage
A dem Auslande in China gewährten Konzessionen habe
Mgland bisher keinen Grund zur Klage. Redner gebe in-
Men zu, es bestehe einige Gefahr, daß Groß-
stau ni en von einigen offenen Märkten in Zukunft
^^geschlossen werde. Ein Abkommen mit Ruß-
land wäre, wenn möglich, wünschenswerth, aber er habe
Al solchen Abkommen die Erfahrung gemacht, daß
^ines andauernd Geltung behalten könne,
Ann es nicht im Interesse beider Parteien
^ge, daran festzuhalten oder wenn nicht eine Partei stark
Avug sei, das Festhalten an dem Abkommen zu erzwingen,
tatsächlich wünsche Großbritannien eine bessere Garantie,
M die Politik der offenen Thüre zu sichern, als ein auf

Ungewißheit bin ich malt und müde. Entweder wird Fränz-
chen noch heute Abend meine Braut oder ich quittire den
Dienst und verlasse mein liebes Deutschland. Nnr frisch ge-
wagt I Ach das Wort giebt Feuer in Kopf und Gliedern, und
ich komme mir wieder vor, wie der lustige und verwegene
Knabe, der mit seinem Ponny die größten Hindernisse spielend
und im Fluge nahm. Nur frisch gewagt, Herr Graf!" —
„Nur frisch gewagt!" —
Herr v. Seckendorf war während dieses Zwiegesprächs
dem Herrn Grafen zu Willen gewesen, er hatte wacker den
für die Damen bestimmten Malaga geprobt, dabei ein Glas
nach dem andern auf das Wohl seiner kleinen Agnes leerend.
„Wenn mich nicht Alles trügt," batte er dabei gesagt, „so ist's
auch mit unserm neuen Rittmeister nicht mehr richtig und er
hat in diesem verwünscht verliebten Nestchen auch schon seine
kleine Agnes gefunden. Wer kann's sein? Die Baronesse?
Nun wer sonst! Sie ist die Einzige, welche seiner würdig
ist. Wie? Die Flasche schon zu Ende? Nur dieses eine
Glas noch zu leeren? Nun — Ende gut, alles gut! Das
leere ich auf das Wohlsein Herrn von Rabenau's und seine
Liebe!" — „Prosit!" ries hinter dem selbstvergnügten Trinker
die Stimme des Majors, während sich seine rechte Hand auf
die Schulter des Adjutanten legte. — „Prosit! Darauf möchte
ich auch mittrinkcn!" — „Die Flasche ist leer, Herr Graf!"
— „Desto besser, nehmen wir eine andere Sorte! — Wir
müssen doch trinken, daß heute Fräulein Aurora von ihrer
langen Sehnsucht gebellt wird!" — „Fräulein Aurora, Herr
Graf, Sie scherzen?" — „Weshalb vermutben Sie das?
Oder sind Sie nicht der Ansicht, mein lieber Seckendorf, daß
Aurora Herrn v. Rabenau ganz wahnsinnig liebt?" — „Fest
überzeugt davon, aber wie immer hoffnungslos! Fast dauert
sie mich!" — „Noch Mitleid mit dieser verliebten Hexe, Herr
v. Seckendorf? Sie sind noch jung, und das Mitleid mit ei-
nem weiblichen Wesen steht Ihnen ganz gut. Ich will aber
einen Versuch machen, dieses Wesen zu heilen, und da das
Uebel seit zehn Jahren eingewurzelt ist, mutz eine strenge
Cur vorgenommen werden. Hilst sie, so werde ich mich
freuen, Hilst sie nicht, so werden auch Aerger und Kummer
nicht gar so tief gehen. Schenken Sie ein!" (Forts, folgt.)

fahren, sondern die „Hohenzollern" fährt um die Süd-
spitze von Italien herum in's Adriatische Meer, durch-
schneidet dieses, wie auf der Hinfahrt, der ganzen Länge
nach — nur in umgekehrter Richtung — und landet beim
österreichischen Kriegshafen Pola. Von dort geht es dann
per Eisenbahn entweder über Triest-München oder über
Triest-Wien nach Berlin. Wollte der Kaiser von Malta
aus so schnell wie möglich an Land kommen, so würde er
etwa in Brindisi aussteigen. Wenn die Meerfahrt darüber
hinaus um ein paar Tage verlängert wird, so geschieht
dies aus dem gleichen Grunde, der zu dem ursprünglichen
Plane der weiten Seefahrt um Westeuropa herum führte.
Die Kaiserin soll sich allmählich an die kühlere Witterung
gewöhnen. Bis in die letzten Tage war es im südlichen
Mittelmeer sehr heiß, so daß man erst im Atlantischen
Ozean auf Abkühlung rechnete. Nun ist im Mittelmeer
selbst ein Witterungsumschlag erfolgt, so daß die Ge-
wöhnung an eine kühlere Temperatur im Mittelmeer selbst
erreicht werden kann. Außerdem ist die Kaiserin nicht ge-
rade seefest; sie leidet schon bei leidlich bewegter See, und
die Fahrt durch den stürmischen biscayischen Meerbusen
würde also schwerlich für sie ein Vergnügen oder eine Er-
holung geworden sein.
— Die Rcichskommission für Arbeiterstatistik ist
am 17. ds. in Berlin zusammengetreten.
— Der Germania zufolge wählte das in Frankfurt a. M.
tagende Centralkomits für die Generalversammlung der
Katholiken Deutschlands den Grafen Droste-Vischering
zum Vorsitzenden. Der nächste Katholikentag soll in Neiße
stattfinden. Schließlich wurde ein Aufruf an die Katholiken
Deutschlands für den Bau einer Marienkirche auf dem
Berge Zion in Jerusalem auf dem Grundstücke der
Dormllion äs Is 8ts. Visrxs beschlossen.
Baden. * Durch den Beleidigungsprozeß gegen
Pfarrer Wacker und Redakteur Häfner ist vor dem
Schöffengericht zu Karlsruhe nunmehr authentisch festge-
stellt, daß die badische Centrumsleitung absichtlich.und mit
Bedacht den Karlsruher Reichstagswahlkreis den Sozial-
demokraten in die Hände gespielt hat. Wenn je versucht
werden sollte, dies zu leugnen, so braucht man nur auf
die Aussage des Centrumsvorsitzenden Herrn Fischer hin-
zuweisen. Es find in der Centrumsleitung Stimmen laut
geworden, die wenigstens Stimmenthaltung proklamier
wissen wollten (andere sind laut Aussage des Herrn von
Stockhorner sogar für direkte Unterstützung der national-
liberalen Kandidatur eingetreteu), allein diese Stimmen
drangen nicht durch, vielmehr wurde eine Erklärung be-
schlossen, welche eine indirekte Aufforderung zur Wahl des
Sozialdemokraten enthielt und diese Erklärung ist Herrn
Geck ausgehändigt und zur Verfügung gestellt worden, der
sie öffentlich anschlagen ließ. Herr Wacker wurde in der
Prozeßverhandlung gefragt, ob er von der Stellungnahme
der Karlsruher Centrumswähler gewußt habe und nicht
dagegen eingeschritten sei. Er erwiderte: Ich gebe das
zu. Der scharfe Artikel des Milirärvereinsblattes über
diese Haltung der Ceutrumsführung ist in dec Form vom
Gericht als zu weit gehend befunden worden, aber in der
Sache hatte er vollständig recht. Das ist die
Quintessenz aus dem Prozesse. Ob Herr Wacker das
Präsidium des Militärvereinsverbandes noch einmal in der
Weise, wie er gethan hat, anrempeln wird, muß dahin-
gestellt bleiben. Diesmal hat er damit nur erreicht, daß
er hundert Mark zahlen muß und daß die Wahltaktik der
badischen Centrumsführung amtlich festgenagelt worden ist.
Als süßer Trost bleibt ihm nur die Gewißheit, daß auch
der Redakteur des Militärvereinsblattes hundert Mark
zahlen muß.

Nur frisch gewagt.
Eine heitere Garnisongeschichte von Hugo Dinckelberg.
(Fortsetzung.)
...Beide Officiere zollten dem Herrn Grafen für seine
"Mosen Arrangements verdienie Worte der Aner-
stvnung, aber der Herr Graf wollte die nicht hören und
das Gespräch sofort damit ab, daß er eklärte, er
noch ein paar sehr wichtige Worte mit Herrn v. Rabe-
zu wechseln, der jugendliche Schwärmer v. Seckendorf
- ^unterdessen vielleicht so liebenswürdig, als galanter Ca-
>Mr und Verehrer einer gewissen kleinen Agnes den Ma-
l/c" öv probiren, welchen er für die Damen habe kommen
Mn. Und darnach schob der Graf seinen rechten Arm un-
tz/den linken des Herrn v. Rabenau, forderte ihn zu einer
z Mnpromenade auf und fragte, nachdem sie welttge Schritte
Uluckgelegt halten: „Nun, Feuer gefangen? Bresche ge-
gossen ?" — Sie verlangen zu viel auf einmal, Herr Graf!
. „Den Kukuk auch, zu viel auf einmal? Das klingt sonder-
Bis Ihren, Munde. Ein Mann, wie Sie sind, Herr Ka-
»,Md, muß alle« wagen. Am ersten Abend, als wir uns
cMen lernten bei unserem fröhlichen Matze, da kam in
Mrr Erzählung unier anderem auch das Sprüchlein vor,
e-s. Sie sich nach ihrer eigenen Aussage zum Lebensmotto
. UM haben. „Nur frisch gewagt" hieß dieses Motto. Nun
i-/"ü^ein lieber Herr v. Rabenau, vorwärts heute mit die-
Motto!"
»Dies Motto, Herr Graf," erwiderte der Rittmeister, „ist
,/ffallerdings von Jugend auf ans Herz gewachsen, aber ich
e/.."ur nicht, gegen wen und in welcher Beziehung ich es
hx^ zur Anwendung bringen soll?" — Der Major
u»? An Arm seines Begleiters los, stellte sich vor diesen hin
ichame ihm scharf in die Augen. „Sie fragen noch,"
rach xx fast vorwurfsvollem und etwas ärgerlichem Tone,
esMnwen und in welcher Beziehung? Herr v. Rabenau,
ÄA Zurückhaltung und Ihr Stolz, welche auf Grund der
so//rchtung, Sie könnten sich eine Blöße geben, andern Per-
gegenüber berechtigt jein mögen, sind im Verkehre mit

mir m keiner Weise berechtigt unb anwendbar. Der Henker
mag getrost in den besten Ritt meiner Schwadron hinein-
fahren, wenn ich nicht die treuesten und wohlwollendsten Ge-
sinnungen gegen Sie hege. Sie haben es mir nun einmal
augethan, daß ich Sie in der kurzen Zeit »erweitert lieb ge-
wonnen habe, wie noch niemals einen Regimentskameraden,
obgleich über meinen dünnen Scheitel schon eine Mandel
Jahre mehr dahiugegangen sind, als über Ihr schwarz um-
rahmtes Haupt. Und wie ich unfern Regimeutskobold, das
liebe, wilde Fränzchen unseres Herrn Obersten verehre, habe
ich Ihnen auch schon erklärt. Von Anbeginn an habe ich
mir gesagt: Die Beiden passen zusammen und müssen sich lieb
gewinnen, und ich bin der felsenfesten Ueberzeugung, daß
beide Theile schon Feuer gefangen haben. Lassen Sie mich
nun also nicht mehr lange zappeln, Herr Rittmeister, sprechen
Sie, reden Sie frei von der Leber weg, das Herz entlastet!
„Herr Graf," erwiderte der so eindringlich Gefragte, „Sie
meinen es gut und treu, und ich danke Ihnen dafür. Es ist
das erste Mal in meinem Leben, daß ich zaghaft im frischen
Wagen bin. Sie baden das Richtige errathen und schon aus-
gesprochen, soweit es wenigstens mich betrifft, ich fühle eS,
daß ich von dem lieben wilden Fränzchen gefangen genommen
bin. Ich bin nur noch in Zweifel, ob ich auf Gegenliebe
rechnen darf, bald glaube ich es, bald aber schwinden alle
meine Hoffnungen, wenn unser Fränzchen, wie heute Morgen
erst wieder, gar so schroff und ungezogen zu mir ist. Sie
thut mir weh, absichtlich weh, sie kränkt meinen Stolz, wo
sie nur immer kann —" — „Recht so! recht so!" unterbrach
hier mit dem Ausdrucke der höchsten Freude der Graf den
Sprechenden, „das sieht ihr ähnlich, sie fühlt sich Ihnen ge-
genüber bereits schwach und möchte diese ihre Schwäche mit
Spott und Hohn und Trotz überfirnissen! Das lieht ihr
ähnlich! Aber gezähmt, gebändigt muß der kleine Trotzkopf
werden, und heute Abend kann sie Ihnen nicht entgehen." —
„Ist dies Ihre feste Ueberzeugung, Herr Graf?' — „Feste
Ueberzeugung, ich kenne Fränzchen von frühester Kindheit an
und ich irre mich nicht!" — „Nun denn," rief der Rittmeister,
„so sei das Spiel heute Abend gewagt!" — „Brav so, mein
lieber Freund!" — „Gewißheit will ich haben, der quälenden

Jnsertionsgebühr
15 Ps. für die Ispaltige
Pctitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
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M» der Inserate auf den Plakat-
v tafeln der Heidelb. Zeitung
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