Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0424

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der deutschen Nationalhymne das Ehrenspalier am Lan-
dungsquai.
Ter Abschied gestaltete sich sehr freundlich und
herzlich. Vor der Kaiserin verneigte sich der Sultan
wiederholt und drückte ihr mehrere Male die Hand. Vom
Kaiser verabschiedete sich der Sultan durch wiederholtes
längeres Händeschütteln. Als die Galakaik, in der auch
das nächste Gefolge Platz genommen hatte, vom Lande
abstieß, grüßte der Sultan nochmals, was der Kaiser und
die Kaiserin dankend erwiderten. Der Sultan
verließ hierauf den Landungsquai. Auf der Fahrt zur
„Hohenzollern" wurde das Kaiserpaar von den Mitgliedern
der deutschen Kolonie, die sich in Booten in der Nähe des
deutschen Geschwaders befanden, begrüßt. Als das Boot
mit dem Kaiserpaar sich der „Hohenzollern" näherte, gab
letztere und die türkischen Schiffe unter „Hurrah" und
„Tschok-Jascha"-Rufen Salutschüsse ab.
Nach fünf Uhr erfolgte die Abfahrt der „Hohen-
zollern" und der „Hertha". Die „Hela" war bereits
Vormittags abgegangen. Als die „Hohenzollern" sich in
Bewegung setzte, wurde Salut geschossen. Die am Meere
angesammelte, zahlreiche Menge bereitete dem Kaiserpaar
lebhafte Ovationen. Das Kriegsschiff „Jsmir" mit Kamp-
hoevener Pascha und dem türkischen Botschafter in Berlin,
sowie zahlreichem Gefolge an Bord soll alsbald die Reise
antreten. Vor und während der Abfahrt, gleichwie bei
der Ankunft auf Dolma Bagdsche wurde die kaiserliche
Standarte und auf dem Galatathurm die deutsche Flagge
gehißt. Das Wetter ist schön.

Deutsches Reich.
— Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Urkunde vom
1. October betreffend die Stiftung einer Rothen-
Kreuz-Medaille, die aus drei Klassen in Bronce,
Gold und Silber bestehen soll. ZurVerleihung werden Mr
solche,Männer, Frauen und Jungfrauen vorgeschlagen, die sich
durch mehrjährige Thätigkeit oder hervorragende eigene
Handlungen um die Sache des Rothen Kreuzes verdient
gemacht haben. Vorschläge zur Verleihung können ohne
Rücksicht auf die Lebensstellung erfolgen. Die ersten
Medaillen sind dem Vice-Oberceremoniemcister von dem Knesi-
beck, Vorsitzendem des Centralcomitos des Rothen Kreuzes,
und der Gräfin Jtzenplitz, der Vorsitzenden des Vater-
ländischen Frauenvereins, verliehen worden.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 22. Oct. Der Kaiser
empfing heute den russischen Minister des Aeußern, Grafen
Murawiew, in fünfoiertclstündiger Audienz. Vorher hatte
Murawiew längere Zeit'mit dem österreichischen Minister
des Auswärtigen, Goluchowski, konferirt. Nach der
Audienz konferirte Murawiew abermals mit Goluchowski.
Nach Murawiew wurde Fiuanzminister Kallay vom Kaiser
empfangen. Man sieht schon aus diesen äußerlichen An-
gaben, daß dem Besuche Murawiews große Bedeutung bei-
zumessen ist. In Berlin führte man ihn auf Unter-
handlungen über die Abrüstungskonferenz zurück.
Doch sollen auch noch andere Gegenstände hochpolitischer
Natur zur Verhandlung kommen und zwar vor allem die
Frage der Kandidatur des Prinzen Georg von
Griechenland für den Gouverneurposten in Kreta.
Von einer Seite wird behauptet, daß den eigentlichen
Grund der Anwesenheit Murawiews in Paris die
Faschoda-Angelegenheit gebildet habe. Es scheine
festzustehen, daß es der russischen Vermittelung gelungen
ist, ernsteren Verwicklungen für den Augenblick vor-
zubeugen. In Pest gilt der Besuch Murawiews als ein
Erfolg Goluchowskis in der Richtung, die anläßlich des
Petersburger Besuches des Kaisers vollzogene Annäherung
zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn dauernd zu ge-
stalten.
Italien. Die Politische Correspondenz meldet aus dem
Vatikan, die Erklärung Rampollas an den preußi-
schen Geschäftsträger v. Below beseitige die Mißverständ-
nisse. Nach den Anschauungen des Vatikan bezieht sich
das französische Protektorat nur auf Niederlassungen von
allgemeinem katholischen Charakter, während es selbst-
verständlich sei, daß Deutschland das Schutzrecht.über alle
Niederlassungen rein deutschen Charakters unbestritten bleibe;
auch wenn ein deutscher Missionar in einer unter franzö-
„Wohlthäter der Menschheit" wahrnahmen, eine werthvolle Ver-
anlagung für feine Chargen besitzt, ist kaum bestimmt, im Fache
der jugendlichen Komiker Lorbeeren zu pflücken. Sein Klavier-
lehrer Mehlmeyer war zu chargirt und dann ist ihm die Kunst
des schnellen und doch deutlichen Sprechens noch fremd. Wirksamer
gestaltete Hr. Göbel die Titelrolle des Stückes, der immer
ein verständiges Streben nach Einfachheit und Natürlichkeit an
den Tag legt. Seine ungleiche Schwester, Clara Weigelt, wurde
von Fräulein v. Tacco recht sympathisch gegeben, wie auch
die anderen, weniger hervortretenden Frauen des Stückes von
den Damen Frenze l, Hoheneck und Stein eine an-
gemessene Vertretung fanden. — Herr Blank ist zu sehr im
Frack und im Salon zu Hause, als daß er die Ursprünglichkeit
des Obergesellen Starke ganz treffen könnte. Er erzielte zwar
einen Applaus auf offener Szene, zu dem ein besonders en-
thusiosmirter Galleriebesucher das Signal gab, im Allgemeinen
aber muß diese Rolle etwas mehr nach Pech duften, als Herr
Blank zum Ausdruck brachte.
Zwei außerordentlich jugendliche Künstler stellten sich uns in
Gestalt der jungen Herren S t e tt n e r vor und besonders der
jüngste von ihnen, der allein schon durch seine Winzigkeit ur-
drollig wirkte, löste seine dramatische Aufgabe, deren Höhepunkt
im Verzehren eines Butterbrodes bestand, in durchaus würdiger
Weise. L. L.

I. Kammermusik-Matinee der Herren Seelig, Grau und
Brumm.
OI Heidelberg, 24. October.
Unser Musikleben erfährt in dieser Saison eine werthvolle
Bereicherung durch die Veranstaltungen obengenannter Herren.
Die erste fand gestern Vormittag unter Mitwirkung der Opern-
sängerin Frl. Klara Weber aus Frankfurt statt und ein zahl-
reich erschienenes Auditorium folgte den einzelnen Vorträgen mit

sischem Protektorat befindlichen Niederlassung sich aufhalte,
könne Deutschland zugleich mit Frankreich das Schutzrecht
ausüben.
Afrika. Prätoria, 22. Oct. General Joubert
hatte am 20. October an Magato, dessen Leute sich un-
botmäßig zeigten, ein Ulimatnm erlassen und weitere 3000
Boeren zu den Waffen gerufen. Nach den letzten Nach-
richten griffen die Aufständischen das Boerenlaqer an. Es
tobte ein heftiger Kampf. Es verlautet, daß 20000 Ein-
geborene mit Waffen vollständig ausgerüstet sind, so daß
der Feldzug ernst und anhaltend zu werden droht.
Kapstadt, 22. Oct. Wie die Daily Mail von hier
meldet, schlugen gestern Nachmittag die Boeren den Auf-
rührer Magato in einem ernsten Gefecht.
Kairo, 22. Oct. Hier ging die Nachricht ein, daß
ein britisch-ägyptischer Transport mit dem
Monatssold unter Deckung von acht Soldaten auf dem
Wege nach Ghedaref von den Derwischen abgeschnitten
und sämmtliche Soldaten getödtet worden seien. (Die
Derwische sollen bereits wieder mehr als 4000 Mann ge-
sammelt haben. D. R.)_ _
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 24. October.
** Die Harmoniegesellschaft hielt am Samstag einen zahl-
reich besuchten Familienabend ab, der einen genußreichen Ver-
lauf nahm. Die Gesangsabtheilung sang unter Kapellmeister
Sahlcnders Leitung mehrere mit lebhaftem Beifall auf-
genommene Chöre, ebenso ließ sich ein gemischter Chor mit drei
gut einstudirten Liedern hören. Fräulein Betz sang mit an-
genehmer, wohl ausgebildeter Stimme einige Lieder für Sopran,
wofür ihr reicher Beifall zu Theil wurde, während Herr Stein
mit zwei Liedern für Baß die dankbaren Zuhörer erfreute. Ein
kleines Lustspiel, Katzenjammer, und später ein Singspiel, Wer
trägt die Pfann' weg, wurde von schauspielerisch und gesanglich
bestens begabten Damen und Herren flott gespielt. Beide Auf-
führungen wurden mit großem Applause ausgenommen und
trugen zum schönen Verlaufe des Abends Vieles bei. Den
instrumentalen Theil hatte der Orchesterverein übernommen, der
sich seiner Aufgabe in anerkennenswerther Weise entledigte. Das
Piston-Solo von Herrn Zeilmaker in den Variationen über
den Karneval von Venedig wurde vortrefflich gespielt.
lü Vortrag im Kaufmännischen Verein. Sehr zahlreich be-
sucht und sehr interessant war der Experimentalvortrag. den die
Physiker! Herren Clausen und v. Brouck gestern Abend im großen
Saale der Harmonie auf Veranlassung des Kaufmännischen
Vereins hielten. Zunächst wurden die Begriffe Spannung,
Gleichstrom, Wechselstrom u. s. w. erläutert und dann an einer
Anzahl glücklicher Experimente die verschiedenartigen Aeuße-
rungeu der geheimnißvollen Kraft, die wir Elektrizität nennen,
aufgezählt. Von den Lichterscheinungen, die zur Demonstration
kamen, erregten die Erzeugung und Verwendung der Röntgen-
strahlen, sowie das Erglühen von Lampen in elektrischem Felde
ohne direkte Verbindung großes Interesse. Das Telegraphiren
ohne Draht wurde mit einem Marconischen Apparate ausgeführt
und ging glatt von Statten. Man hat in neuester Zeit schon
bis auf 30 Kilometer ohne Draht telegraphirt. Für die Ver-
anstaltung des lehrreichen Vortrags gebührt dem Kaufmännischen
Verein der beste Dank.
H Die Schlußprobe der vier Kompagnien der hiesigen Frei-
willigen Feuerwehr, wozu auch die Berufs-Feuerwehr
einbezogen wurde, fand gestern, Sonntag, früh auf dem
Jubiläumsplatze in Anwesenheit der beiden Herren Bürgermeister,
mehrerer Stadträlhe und städtischer Beamten, des Herrn Amt-
manns Jakobi, als Vertreter des Großh. Bezirksamts, und des
Herrn Oberstlieutenants Osiauder, als Vertreter der Militär-
behörde, statt. Die Besichtigung des Korps lieferte ein in jeder
Beziehung durchaus zufriedenstellendes Ergebuiß. Von besonderem
Interesse war die Uehung mit der neuen, vor ca. 2 Monaten
erst bezogenen 18 m hohen Schiebleiter, die vortrefflich und leicht
funktionirte. Das Fußexerzieren verlief mit militärischer Stramm-
heit. An die Inspektion schloß sich ein Angriff auf die den
Jubliäumsplatz östlich begrenzenden Häuser, der ebenfalls aufs
beste verlief. Bei demselben wurde die neue Schiebleiter in
ihrer Verwendung bei Häusern mit Vorgärten gezeigt, indem
der obere Theil wagrecht gestellt und auf ihm die Schläuche nach
dem angenommenen Brandobjekt geleitet wurden. Auch hier be-
währte sich die Leiter ausgezeichnet. Bestand und Leistungen des
Korps ließen die erfolgreiche Leitung desselben durch den
Kommandanten, Herrn Stadtrath Müller, und der einzelnen
Kompagnien durch die Hauptleute und Chargirten erkennen.
L. kl. Zahntechniker-Versammlung. Gestern hielt die freie
Vereinigung von Zahntechnikern aus Baden, Hessen, der Pfalz
und Württemberg eine Versammlung ab, an welcher etwa 50
Herren theiluahmen. Dieselbe begann früh 9 Uhr unter Vorsitz
des Dentisten Herrn Heinrich Allers-Karlsruhe im Darmstädter
Hof. Eine Reihe von fachwissenschaftlichen Vorträgen mit
Demonstrationen wurde abgehalten. Besonders interessant und
lehrreich waren die Ausführungen des Herrn Jüterbock aus
Berlin über seine Methode und seine Erfahrungen in Kronen-
und Brückenarbeiten, über Winter'sche Kronen-Stanz-Apparate
und Dr. Timme'sche Schrotstanz-Vorrichtungen, sowie die Neu-
heiten von Rose. Ferner sprach noch Herr Gukowski aus
Schwäbisch Hall.über das Fermal Dehyd und seine Wirkungen,
ein hiesiger Herr über einen von Zahntechniker Irian-
Rottweil erfundenen Apparat, um Kapseln mit irgend welchen

großem Interesse und zeichnete die Künstler mit wohlverdientem
Beifall aus.
Herr Otto Seelig, als gediegener Pianist und Lehrer hier
längst bekannt und geschützt, beherrschte seine schwierige umfang-
reiche Aufgabe in glänzendster Weise. Vollendete Technik, schöner
weicher Anschlag, dem es jedoch nie an Bestimmtheit fehlt, ver-
eint mit stets geistvoller Auffassung, die sich, wie man in dem
so schwierigen Klavierpart des Trio bemerken konnte, gegen
früher bedeutend vertieft hat, — dies alles sind Eigenschaften,
die ihm auch als Kammermusikspieler sehr zu statten kommen.
Dazu macht alles Vermeiden von überflüssigen Pianisten-
manövern auch die äußere Erscheinung vornehm, die Begleitung
der Lieder sowie der Cellosuits zeugte von künstlerischer Diskretion.
Die beiden anderen Mitwirkenden, Herren Concertmeister
Grau und H. Brumm, haben sich als Solisten unseres treff-
lichen Stadtorchesters schon seit längerem als hervorragende
Künstler auf ihren Instrumenten bekannt gemacht, wir haben sie
auch bei dem Beethoveu'schen Trio als Kammermusikspieler be-
währt gefunden; was Präzision und Zusammenspiel betrifft,
wurde schon viel Vorzügliches geleistet, ein weiteres fleißiges
Studium im Zusammenspiel wird jenes Aufgehen der Spieler
ineinander zu Stande bringen, wie es eins der Haupterforder-
niffe und auch der größte Reiz derartiger Tonwerke ist. Doch
kamen, wie gesagt, die überwältigenden Schönheiten des als
Hauptnummer gewählten Trios op. 97 von Beethoven meistens
ganz zur Wirkung. Dieses Werk zeigt uns die unerreichbare
Meisterschaft des auf dem Gipfelpunkte seiner Kunst angelangten
Tondichters und damit auch die Vollendung der klassischen
Sonatenform. Noch einzelne Blicke fallen zurück auf die sonnen-
heitere Zeit Haydn's, Mozart's, doch vieles mahnt an die letzten
Werke des Meisters, wie sie in, den letzten Sonaten, Quartetten
mit ihren fast unerforschlichen Tiefen vor uns stehen.
Eröffnet wurde das Concert mit der Bach'schen Cellosuite
Nr. 3 (0-ckur), die Herrn Brumm Gelegenheit gab, seine Meister-

chemischen Mitteln auf den von dem Operateur gewünschten Platz
zu bringen. Herr Allers-Karlsruhe führte eine von ihm er-
fundene Maschine zum Abschnciden von Goldkronen vor. Zuntel-
Kaiserslautern referirte über einen elektrischen Brennofen zur
Herstellung von Zabnfleischzähnen. Um 2 Uhr wurde ein gemein-
schaftliches Mittagessen eingenommen. Nach demselben wurden
die Verhandlungen fortgesetzt, wobei Herr Roßbach-Ludwigshafen
über die Anfertigung von Stiftzähnen referirte. Die Verhand-
lungen waren Nachmittags gegen 5 Uhr beendet.
* Postalisches. Wir machen auf die Bekanntmachung des
Reichspoftamts in heutiger Nr. der Heidelb. Ztg. aufmerksam.
Auch bei Drucksachen in Form offener Doppelkarten findet dm
Drucksachentaxe Anwendung, wenn die Antwortkarte — die selbst-
verständlich nur für Drucksachen zulässige Angaben enthalten
darf — frankirt ist.
O Fußball. Am Samstag fuhr die Fußball-Mannschaft von
Heidelberg-College nach Frankfurt, um ein Wettspiel gegen RN
Fußballklub Frankfurt zu spielen. Frankfurt blieb mit 2 Treffer
6 Versuch, also 28 Punkten, Sieger. Am Mittwoch soll eine
Stadtmannschast gegen Neuenheim-College spielen. Anfang 3 Uhr-
* Der gestrige Sonntag wies eine für diese Jahreszeit
ungemein Hohe Temperatur auf. Man fühlte sich fast wie mitten
im Sommer; die Spaziergänge waren ungemein belebt, sehnte
sich doch Jedermann nach den vorausgegangenen Regentagen hinaus
in's Freie, wozu die fast allzufreundlich strahlende Sonne einlud.
** Vesitzwechsel. Herr Handrich hat das kürzlich um den
Preis von 22250 Mark von ihm ersteigerte Haus des Schreiner-
meisters Karl Zipf, Rahmengasse 10, um den Preis von 24775 M-
an Herrn Wagenbauer Emil Huber hier weiterverkauft.
(?) Zusammensturz. In der Nacht vom 22. zum 23. d. W.,
2 Uhr, stürzte der an der vorderen, östlichen Fayadedes Hauses
Schloßberg 4 (alte Kaserne) am Dachstuhle angebrachte Aufbau
zusammen und mit einem solchen Geräusche, das nicht nur
alle Hausbewohner, sondern auch die unmittelbaren Angrenzer
aus dem Schlafe schreckte, in den davor liegenden Hof herunter.
Trat diese Katastrophe bet Tage ein, so wären wohl, was nun
glücklicherweise nicht der Fall, Menschenleben zu beklagen ge-
wesen, denn es benützen nicht nur viele erwachsene Bewohner
den Hof, sondern es spielen meistens auch die Kinder dort.
— Polizeibericht. In der Nacht von Samstag auf Sonn-
tag kamen wer Personen wegen Ruhestörung zur Anzeige!
zwei Frauenspersonen wurden wegen nächtlichen Umherziehen»
verhaftet, zwei weitere kamen wegen desgleichen Zergehens
zur Anzeige; ein Taglöhner wurde wegen Bettelns, Wider-
stands und Schmähung verhaftet; auch ist derselbe wegen Be-
trugs von der Staatsanwaltschaft Landau verfolgt. Ein Tag-
löhner aus Kirchheim wurde wegen Körperverletzung verhaftet!
er hatte einem aus Mainz gebürtigen Mann einen Messer-
stich in den Arm versetzt. Ein weiterer Arbeiter, der einem
Andern ein Bierglas an den Kopf geschlagen hatte, kam zur
Anzeige, ferner 8 Personen wegen Ruhestörung, ein junger
Mann wegen AusdrehenS von Gaslacernen und ein weiterer
wegen Schmähung und Ruhestörung.
A Waldmichelbach, 21. Octbr. Trotz des verhältnißmäßig
geringen Verdienstes und der theueren Lebensweise hier senden
die circa 200 in der Gegend beschäftigten italienische"
Bahnarbeiter nachweislich wöchentlich 2000 in ihre
Heimath.
A Mörlenbach (Weschnitztbal), 23. Oct. Wieder etwas
Italienisches. Der hiesigen Post war letzte Nacht em
Besuch zugedacht. Herr Postverwalter Zopf, der nebst Ge-
mahlin neben dem Bureau schläft, wurde durch ein Gerau!«
aus dem Schlafe geweckt. Als^ er aufstand und im Bureau
nachsah, war bereits von der Straße aus das Fenster geöffnet
und eine große Mannesgestalt war gerade im Begriff, üver-
zusteigen. Als Herr Zopf nach dem Gewehr ries, ließ sich
der offenbar schlimme Kamerad schleunigst wieder auf die
Straße hinab. Heute wurde ein italienischer Bahnarbeiter
dingfest gemacht, weil er dringend verdächtig ist, daß er die
Postkasse hat revidiren wollen.
Vom Hinteren Odenwald, 21. Oct. Die jährliche große
H o lz v er st e i g e r u n g in den fürstl. Leiningen'schen Wal-
dungen beginnt am 31. d. M., Nachmittags, in Ernstthal.
kommen aus den Oberförstereien Miltenberg, Amorbach, Dörn-
bach und Reisenbach nicht weniger als 2100 Raummeter Nadel-
prügelholz und 8000 Raummeter sogenanntes Nadel-Rollenhmi
zum Ausgebot.
L.O. Karlsruhe, 23. Oct. Auf eine Anfrage des Stadtraths
bezeichnete die hiesige Handelskammer als die passendste Zeit für
die Abhaltung des kaufmännischen Fortbildungs-
unterrichts die Stunden von 2—4 Uhr Nachmittags.
fff Karlsruhe, 22. Oct. Einer der wichtigsten Berathungs-
gegeustänüe der Oberbürgermeister-Konferenz in Baden-Baden
betraf die Frage der einheitlichen Regelung der G eh a l te der
städtischen Lehrer. Zur Erledigung der erforderlich-'"
Vorarbeiten in dieser Angelegenheit wurde eine Kommission ge-
bildet, die zugleich die Frage der rechtlichen Stellung der Lehrer
in der Gemeinde zu erörtern hat. — Bei der städtischen Melde-
stelle für Kranken-, Jnvaliditäts- und Altersversicherung ginge"
im Jahre 1897 33504 An- und 32 535-Abmeldungen, zusammen
68039 Meldungen ein. Strafanträge wegen unterlassener und
verspäteter Meldungen wurden 1283 gestellt, welche mit eine«
Gesammtstrafbetrag von 1627 Mk. rechtskräftig wurden. Be-
willigt wurden für Karlsruhe 49 Invaliden- und 12 Alters-
renten. Anträge auf Beitragsrückerstattung wurden infolge vo"
Verehelichung 222, infolge Ablebens 38 gestellt.
Bühl, 20. October. Die vor kurzem hier verstorbene Fra"
Kindler hat durch Testament ein Vermögen von 75000
zum Besten von wohlthätigen Anstalten und für ihre zwei treue"
Dienstboten bestimmt. — In Achern hat Schneidermeister
Winter sein Vermögen dem Spitale hinterlassen mit der Anl-

schaft auf seinem Instrumente nach jeder Richtung hin zu zeigen
Sein schöner Ton in der Sarabande, die tadellose Technik >"
der schweren Gigue trug ihm bei den Zuhörern warmen Beifall
ein. Die von Otto Seelig gesetzte Begleitung für Klavier stützt
das Cello sehr gut, ohne die ursprünglich gedachte Wirkung
zerstören, sie ist gut im Sinne des großen „Johann Sebastian
gehalten.
Herr Concertmeister L. Grau brachte mit dem Coucertgeber
das Schubert'sche Duo op. 70 zu Gehör, ein Werk, das, wen"
es auch das Genie seines Schöpfers nicht verleugnet, doch Z"
den weniger bedeutenden gehört, oft herrliche Motive, die aber
durch endlose Wiederholungen, Unisonis rc. die Zuhörer ermüden,
und so eine im Ganzen erfreuliche Wirkung nicht aufkomme"
lassen. Dabei ist der Violinpart nicht sehr dankbar. Herr Gra"
gab sein Bestes, die Einleitung war in kräftigen Linien äußerst
energisch, das Allegro in schneidigem Anlauf brillant durch-
geführt. Auch dieser Nummer fehlte es nicht an warmer
Aufnahme.
Zwischen diesen Jnstrumentalnummern boten die Liedtt-
vorträge der Frl. Klara Weber willkommene Abwechslung. Die
mächtige Stimme der Künstlerin, besonders prächtig in den
Tönen der Altlage, entbehrt auch in der Höhe nie der Brn,'
nehmheit; der Vortrag vereinigt alle Stufen vom Hochdramatl-
schen bis zum einfach Zarten, Lyrischen, was wir in Liszt»
Loreley bewundern konnten; man dürfte selten Gelegenheit
haben, dieses geniale Stimmungsbild künstlerisch reifer vortragen
zu hören, besonders zeigte sich dies im Schlußtheil, der sem
leicht monoton wird, hier aber durch reiche Nuancirung voll und
ganz zur Geltung gelangte. Außerdem bot die Dame nom
Brahms' „Von ewiger Liebe" und Schumanns „Widmung tst
vollendeter Weise, denen sie noch auf den nicht enden wollenden
Beifall Rubinstein's „Es blinkt der Thau" folgen ließ.

°»dk
iöö/g-
«Ni
«°!wi

Nst.
A di«
iftkNe
V-h

stzdait
R-r
Akgei

Kige,
S
4d
d°n i
V
Ks-nj
«ikner
«»kg
Men
krjor
k^t

dl
eis
^>°Ns!
K
b-lle
ir

^stb
dkl,
Aeck
dazill
w vc
Ni,
tlichx
digßi
!S
idgly
«s, c

ebeir
eben
den
UL
Aul
ichej-
Mi
T°i>
der
er i,
"»sc
der
hört

'M

, 2
sich
vffe
d>en
kart
L
-Dl

«in
s
sich
-llNd
 
Annotationen