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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 176 - 202 (1. August 1898 - 31. August 1898)
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Der Vater, der Vater
Nahm Feder und Papier:
»Mein Sohn thu' ab die braune Mütz
Und komm nach Haus zu mir.
Dort oben, dort oben
Ist ein Dachkämmerlein,
Darinn sollst Du studiren
In Büchern groß und klein.
Und hast Du studiret
Wohl über Jahr und Tag,
Dann gehst Du in's Examen
Mit Hut und schwarzem Frack!"
Die Mutter, sie weinte:
„O Joseph, komm' nach Haus,
Du bist schon ganz verwildert
Bei den Studenten draus."

Vaden. Freiburg, 15. Aug. Wie das hiesige Tagblatt
mit Bestimmtheit erfahren haben will, habe der apostolische
Nuntius Lorcnzelli in München den neugewählten Erzbischof Dr.
Thomas Nörber zu sich berufen. Im Hinblick hierauf darf
man wohl annehmen, daß die Berufung eine Beschleunigung der
Präkonisation des Herrn Erzbischofs bedeutet, welche nicht durch
ein Konsistorium, sondern wahrscheinlich durch ein Breve des
Papstes erfolgen wird.

einmal ausnahmsweise eine derartige Delikatesse
dann theilt sich die ganze Familie in ein Huhn e.. -.
Jedenfalls wird uns die Zukunft lehren, daß die Behaup-
tungen des Briefschreibers den Thatsachen nicht entsprechen-
Sollten sie aber trotzdem etwas für sich haben, dann bin ich au«
fest überzeugt, daß Remedur geschaffen wird. Vorläufig weisen
wir derartige Anschuldigungen zurück.

der den Dichterruf Scheffels begründete, und den Namen der
„würd'gen Waldstadtschönen" in alle Welt hinausblies.
Alle Freunde und Verehrer des Heimgegangenen Dichters und
seiner Muse werden ersucht, das geplante Werk mit Beiträgen
unterstützen und dieselben an den Rechner des Comite's, Herrn
Broglie sen., Besitzer des Gasthofs „Zum Schützen", einsenden zu
wollen.
Daß Scheffel in Säkkiugen als junger Rechtspraktikant zwei
Jahre verweilte und dieser Aufenthalt einen entscheidenden Wende-
punkt in seinem Leben bildete, mag hier, weil weniger bekannt,
noch bemerkt werden; aus dem Juristen wurde ein Dichter.
Die Leser der Heidelberger Zeitung wird es interessiren zu
vernehmen, daß, als Scheffel sein 7. Semester an der Heidel-
berger Universität antrat, ihn noch einmal die frohe Lust ankam,
Student zu sein, und das alte Studentenwort: „Noch sind die
Tage der Rosen!" fand in seinem Herzen ein Helles Echo. Die
besorgten Eltern daheim in Karlsruhe aber sanden den Einfluß
der Heidelberger Luft auf ihren Sohn weniger heilsam als dieser
selbst. Dringende Mahnungen stellten ihm vor, daß die Zeit des
Jubilircus ihr Ende erreicht habe und daß er besser thue, sich im
stillen Stübchen daheim für das Examen vorzubereiten, statt im
geräuschvollen Heidelberg. Ja, als dieselben nichts halfen, er-
schien eines Tages der Diener seines Vaters mit der nicht miß-
zuverstehenden Bestellung: er solle ihm einpacken helfen. Mit
dem ihm eigenen Humor hat Scheffel dies Verhältniß in seinem
kunstlosen Abschiedslied zum Ausdruck gebracht, das er um Ostern
1847 seinen Freunden in der Frankonia an feierlichem Kneipabend
darbrachte und dessen Hauptverse hier passend eine Stelle finden.
Die an den damaligen Oberamtsrichter Schwanitz gesandte Ab-

reu und konnten eine Stunde lang baden und sich im Wasser
tummeln. Gewiß auch eine anstrengende Tropenarbeit im Sinne
der „Frankfurter Zeitung". Nebenbei bemerkt fand dies Baden
auch statt, als ich mich auf der „Bismarck" in Apia auf den
Samoa-Inseln befand. Während unseres mehrwöchentlichen
Aufenthaltes wurden die Freiwachen des Kreuzcrgeschwaders an
Land ausgeschifft und wanderten nach dem sogenannten „Alba-
troßbad", welches durch einen Wasserfall des die Insel Upolu
durchfließenden Gebirgsbaches gebildet wurde.
Im letzten Jahre fand Nachmittags nach der Musterung
öfters, wenn die Brise es gestattete, Bootssegeln statt, was eben-
falls wohl nicht als Dienst, sondern als Sport betrachtet wer-
den muß. ,
Während unseres Aufenthaltes in Tientsin war unsere
Dienstroutine etwas anderer Art. Morgens 7 Uhr Reveille.
Frühstück Geschütz- und Handwaffenputzen. 9 Uhr Musterung.
Von halb 10 bis halb 12 Uhr Felddienstübung an Land in der
Umgebung Tientsins. Von halb 12 bis 2 Uhr Freizeit. Von
2 Uhr bis halb 5 Uhr Arbeitsvertheilung. Dann Abendmuste-
rung mit nachfolgender halbstündiger Instruktion. Dann Freizeit.
Nun will ich hiermit durchaus nicht sagen, daß der Dienst
auf allen Schiffen der ostasiatischen Station so beschaffen ist.
Im Geschwaderverband ist der Routinedienst immer etwas
strenger. Das mußten auch wir merken, wenn wir zur Zeit der
Anwesenheit des Kreuzergeschwaders zu diesem Geschwaderverband
gehörten, weil dann der Dienst vom Admiral bestimmt wurde.
Aber so groß war der Unterschied nun doch nicht, wie ihn z. B.
der Briefschreiber der Frankfurter Zeitung schildert. Entweder
lügt der Mann, oder er greift sich etwas Einzelnes heraus. Es
kann ja Vorkommen, daß Jemand zur Wachhälfte gehört und
dann alle die Arbeiten in der Freizeit verrichten muß, die nun
einmal zum nothwendigen Getriebe eines Kriegsschiffes gehören.
Das läßt sich aber nicht vermeiden. Die Wachhälfte muß eine
halbe Stunde eher aufstehen und verschiedene nothwendige Ar-
beiten verrichten, wie z. B. Waschfässer zum Stchwaschen fertig
stellen, Hängemattskleider aufrollen u. dergl. mehr. Nun hat
man unglücklicherweise eine unbequeme Postennummer. Man
muß während der Freizeit Posten stehen u. s. w. Das sind aber
alles Dinge, welche nicht vermieden werden können.
Auch kommt es vor, daß sich die Mannschaft etwas hat zu
Schulden kommen lassen und dann zur Strafe in der Mittagszeit
nachexerziren muß. Das sind aber Bestimmungen, die zur Auf-
rechterhaltung der Schiffsdisziplin unbedingt hochgehalten werden
müssen.
Was nun die Verpflegung anbelangt, so giebt es kerne
Marinestation, die besser ist, als die ostasiatische. Der Brief-
schreiber gesteht ja selbst, daß die Lebensmittel in China sehr
billig sind, obwohl seine Lüge sich schon selbst richtet, wenn er
den Werth eines Ochsens auf 15 Mk. normirt. So billig sind
die Chinesen nun doch nicht. Das Ochsenfleisch kostete seinerzeit
5 und 6 Cents gleich 15—19 Pfg. das Pfund.
Der von der Admiralität für die ostasiatischc Station fest-
gesetzte Verpflegungssatz beträgt etwas in die 90 Pfg. pro Kopf
und Tag.
Schiffe, welche längere Zeit auf der ostastatischen Station
verweilen, erhalten auf ihren Antrag die Erlaubniß der Selbst-
verpflegung, d. h. der Zahlmeister kann für die tägliche Ver-
pflegungssumme der Mannschaft eine Verpflegung einrichten,
ohne sich an die Bestimmungen der Verwaltungsbehörde halten
zu müssen.
Sc erhielten wir häufig in der Woche Rinds- oder Hammel-
braten, Rindfleisch mit Eier, in Japan auch häufig Schweine-
braten und zwar ansehnliche Rationen. Kartoffeln konnten wir
soviel essen, wie wir schälen wollten. Aber darin lag eben der
Haken. Die Herren Matrosen und Heizer waren zu faul zum
Schälen und das wird auch wohl der Grund sein, wenn auf der
„Deutschland" so wenig Kartoffeln verabreicht werden. Von den
Schiffen, die keine Selbstverpflegung haben, werden die vorge-
schriebenen Theile Kartoffeln zum Schälen auf Deck geschüttet.
Statt nun aber vorsichtig mit der Gottesgabe umzugehen, wird
die Hälfte der Kartoffeln unter die Füße getreten oder sie wer-
den so dick geschält, daß dadurch das vorgeschriebene Quantum
arg reduzirt wird. Andern Tags fallen dann die Rationen knapp
aus und dann werden derartige Nachrichten in die Heimath
lancirt.
Wir bekamen auf dem „Iltis" Sonntags entweder pro Kopf
eine gebratene Ente oder ein Huhn, pro 4 Köpfe eine Gans oder
pro Kopf einen ganzen Hasen. Dabei Kartoffeln und Sauce so
viel verlangt wurde. Wer sich der Mühe unterziehen wollte,
konnte sich eine Portion zum Abend verwahren. Morgens und
Abends erhielten wir versüßten Kaffee und Thee, Brod und
Butter im Ueberfluß. Häufig wurde das alte Brod an die
Chinesen verkauft. Unser Verpflegungskassenfond war so günstig,
daß wir Sonntags pro Kopf eine oft auch 2 Flaschen Exportbier
als Zulage erhielten. Häufig gabs auch eingemachte Aepfel,
Birnen rc. als Dessert.
Wenn der Briesschreiber behauptet, für eigene Rechnung sei
nichts zu haben, so mag dies in See vielleicht zutreffen, im
Hafen aber bringt der chinesische Bumbootsmann so viel eßbare
Sachen an Bord, wie nöthig sind. Für 1 Dollar kann man in
den meisten Häfen bei richtigem Auftreten 300 Eier kaufen. Ich
bin fest überzeugt, daß jeder Kenner der chinesischen Verhältnisse
die Behauptungen des fraglichen Briefschreibers als unwahr be-
zeichnen wird.
Und wie bequem steht es mit der Wäsche. In früheren
Jahren fand die Zeug- und Hängemattswäsche am Sonntag
Nachmittag statt. Frischwasser gab es pro Kopf V. Liter abge-
messen, häufig auch gar Nichts. An Zeit wurde Stunde ge-
- währt. Auf der ostasiatischen Station braucht man gar nicht zu
waschen. Chinesische und japanische Wäschereien besorgen die
Wäsche prompt und gut für wenig Geld. Wird eine längere
Seetour gemacht, schafft man sich soviel Vorrath an, daß man
' auskommt. Das ganze Arbeitspäckchen (Blouse und Hose) kostet
' 50-60 Cents 1.20—1.50 Mk.
i Wenn der Briefschreiber am Schluffe jammert, nur einmal
i wieder zu Hause essen zu können, so möchte ich umgedreht
> wünschen, einmal wieder für meinen Kopf eine gebratene Ente,
Huhn, Gans oder Hasen zu essen. Kommt in unserer Familie

schrift war „Schwanengesang" überschrieben und charakterisirt sich
als eine Parodie des allen Volksliedes: „O Straßburg, o Straß-
burg, Du wunderschöne Stadt!"
„O Heidelberg, o Heidelberg,
Du wunderschönes Nest,
Darinnen bin ich selber
Dereinst Student gewest.

„Du trinkst viel, Du rauchst viel,
Du wirst ein Lump am End',
Du sollst nicht länger bleiben
In Heidelberg Student!"
Ich bat sie, ich klagte.
Es half mir Alles nix,
Adjes drum, ihr Frankonen,
Adjes, ihr lieben Füchsl"
O Heidelberg, o Heidelberg,
Du wunderschöne Stadt,
Gut' Nacht Studentenleben!
Ich werd' jetzt Candidat l" ,
Mit einem Lied auf Heidelberg nahm er Abschied voM
dentenlcbcn, wie er später sein Poctenleben mit einem Lovgst^
auf Heidelberg geschlossen hat- Denn in allen Phasen lft^
Lebens, nachdem er längst — wie es im Lied von der
Burschenherrlichkeit" heißt — mit gesenktem Blick i"
„Philisterland" zurückgezogen, klang es ihm oft «fit S"
lockruf „wie ein entferntes Kneiplied" im Ohr und er MAM
Klange und reifte so — als altes Haus — zum LieblinE^
der deutschen Studentenwelt, von dem selber in erster Lim^r
Spruch gilt: „Die Sorgen verfingen mit Scherzen"
Kunst hatte ihn das Studentenleben gelehrt, und als er
Sehnsucht nach dessen Freuden im Herzen im nächstens
über den Examenarbetten saß, da führte ihm der Zufall
Geringeren als Hafis zu, dessen Beispiel als Dicht"
größter Bedeutung für ihn wurde.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 16. August-
ch Todesfall. Nach jahrelangem schwerem Leiden starb gestern
Nachmittag 1 Uhr im Alter von 65 Jahren Herr Privatmann
Jakob Lindau, ein Mann, der an den politischen Kämpfe?!
in unserem Lande in früheren Jahren hervorragenden Anthe"
genommen hat und dessen Name über Badens Grenzen hinan-
bekannt war. Der nunmehr Verstorbene zählte zu den ersten
Führern der Cemrumspartei, die bei ihrer Entstehung im Lande
Baden in den 60er Jahren den Namen katholische Volksparte'
trug. Während einer Reihe von Jahren gehörte er der badischen
zweiten Kammer an, wo er mit Vissing, Lender und Roßlstu
das vielgenannte ultramontane Festungs-Viereck bildete. An»
in das Zollparlament wurde er im Jahre 1868 gewählt und ebenst
in der ersten Legislaturperiode in den Reichstag; er legte das
Reichstagsmandat indessen schon wenige Wochen nach der Wad'
aus Gesundheitsrücksichten nieder. Einige Jahre gehörte er d"
Kreisversammlung Heidelberg als Mitglied an. Seine Verdient
als Parteiführer hervorzuheben, kann nicht unsere Aufgabe s""'
Wir standen stets im schärfsten politischen Gegensatz zu M«'
Aber anerkennen kann auch der Gegner die Ueberzeugungstrem-
die Gewandtheit, den Eifer, womit Lindau seine Ansicht vertrag
Körperliche Leiden nöthigten ihn, von dem politischen Schaupla«
abzutreten. Immerhin wandte er der Entwicklung der öffench
liehen Angelegenheiten auch nachher eine rege Antheilnahme
in späteren Jahren namentlich bearbeitete er ein Gebiet, auf de"
es auf die politische Richtung nicht ankam, auf dem er viels««
auch Anerkennung bei politischen Gegnern fand. Es war st«
Bestreben, eine Aenderung in der Gemeindebesteuerung anzubalMst,
den Gewerbetreibenden von der nach Lindaus Ansicht zu holst"
Belastung zu befreien und ein anderes System der Besteuert
zur Geltung zu bringen. Seine Bestrebungen haben indeß «
jetzt noch zu keinem erheblichen Erfolge geführt; immerhin wul"
vielseitig anerkannt, daß in der Besteuerung des Gewerbesteuer
kapitals eine Ermäßigung eintreten sollte. Wo es sich nicht "
politische Angelegenheiten handelte, war der Verkehr mit «
nun Verstorbenen stets ein angenehmer; sein ehrenhafter CS'
rakter sicherte ihm die Achtung aller seiner Mitbürger und Jede
mann nahm herzlichen Antheil an seinem Geschick, das ihm
den letzten Jahren schwere Leiden brachte. Sanft ruhe st«
Asch-! „nie
*** Gander's Schreib- und Buchführungs-Kurse.
wir erfahren, ist die Betheiligung an diesen Kursen eine 1««
zahlreiche, daß sich die Herren Gebrüder Gander verarM
sehen, nächsten Donnerstag, 18. August, weitere Lehrkun
einzurichten. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die d"
treffende Bekanntmachung in unserem heutigen Blatte.
O Kath. Kirchensteuer. In der gestern Abend 6 Uhr '
der Nothkirche abgehaltenen Sitzung der Kirchengemeine.
Vertreter wurde der Steuervoranschlag nach Aufstellung "ft
Stiftungsrathes einstimmig genehmigt und zwar für d"
Jahr 1898 und 1899. Erforderlich sind jährlich zum Kirche"
neubau 9850 — ferner zur Deckung sonstiger Unkosten
(Steuererhebung u. s. w.) 1700 — also im Gan» <
11550. — Es kommen nun bei ca. 29 Millionen M',
Steuerkapital 4 Pfennig Kirchensteuer zur Erhebung,
durch eine Einnahme erzielt wird, die obige Summe
reicht. Die Pläne für die neue Kirche werden in st«
Wochen vollständig fertiggestellt sein.
X Als tüchtiger Bergsteiger erwies sich letzten Sonntag "
in den dreißiger Jahren stehender Herr aus Mannheim.
Folge einer Wette hatte derselbe es übernommen, in der o"
von 7 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags 4 mal auf "
Königstuhl und wieder nach der Stadt herunter zu gehen.
um 1 Uhr hatte er sein Pensum erledigt und damit die Ws
gewonnen. Zum Aufstieg brauchte er das erste mal 42 Minm -
das zweite mal 50 Minuten, das dritte mal eine Stunde,,^
vierte mal etwas über eine Stunde. Den ersten Abstieg M
er in 26 Minuten aus; die andern dauerten nicht viel lang'
In der That hat der betreffende Herr eine Sportsleistung st'
gebracht, zu der man ihn beglückwünschen kann.
— Polizeibericht. Vier Arbeiter, die auf der SchlierbaA
Landstraße Ruhestörung und Thätlichkeiten, und drei Billig
aus Handschuhsheim, die in einer Wirthschaft in Reuende
Ruhestörung und Unfug verübten, kamen zur Anzeige, a
X Hirschhorn, 15. August. Ein großer Un glückst"-,
der die Familie Scbweickhard in der Mühle bei Franko.
Krumbach in tiefe Trauer versetzt, wird soeben bekannt.
3jährige Söhnchen fiel in einem unbewachten Augenblick ..
den Mühlbach. Als man nach dem kleinen Wesen
fand man es im Wasserbehälter des Mühlrades todt v
Man nimmt an dem herben Geschick der Familie inM
Antheil. „»!
Karlsruhe, 15. Aug. Der Militärverein Karlsr"^
unternahm gestern unter zahlreicher Betheiligung einen
zum Niederwalddenkmal, um am Standbilde der Germania
Gedenkfeier für den Fürsten Bismarck zu begehen. §
Gedenkrede hielt Herr Professor Goldschmit, die er mit «
Hoch auf S. M. den Kaiser und das deutsche Vaterland
Herr Rechnungsrath Schwaninger brachte auf S. K- H:, hi>
Großherzog ein begeistert aufgenommenes Hoch ans. Herr
rath Glaser widmete dem Andenken des großen Kanzlers
empfundene Worte. An den Kaiser und an den Großd"
und den Erbgroßherzog wurden Huldigungsdepeschen gesan" sst
Karlsruhe, 15. Aug. Am Sonntag Abend 8 Uhr wollte ^,j
der hier wohnende Milchhändler und Feuerwehrmann
Go sch müll er von Durmersheim, vom Feuerwehr^
^i^törsch^ri^e^^okalbahi^nach^aus^begeben^^^

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Fabrikbesitzer Kommerzienrath Hermann Mohr in Mannheim
die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen des ihm ver-
liehenen Königlich Preußischen Kronenordens 3. Klasse ertbeilt,
die Betriebskontrolenre August Herl an in Basel, Wilhelm
Dörrwächter in Freiburg und August Eisele in Offen-
bürg, sowie den Stationskontroleur Alois Feser in Karlsruhe
zu Bahnverwaltern, sodann die Stationsverwalter Andreas
Baumann in Dinglingen und Karl Litt er st in Wyhlen,
ferner die Güterexpediwren Franz Hofmann in Mühlacker
und Theodor Dumm in Basel zu Stationskontroleuren ernannt.
— Bahnverwalter Adalbert Deisler in Villingen wurde
dem Betriebsinspektor in Karlsruhe und Bahnvewalter August
Eisele in Offenburg dem Betriebsinspektor daselbst als Hilfs-
beamte zugerheilt, ferner wurden die Bahnverwalter Eduard
Hönig in Hausach nach Villingen, Gustav Jordan in Singen
nach Heidelberg und Theodor Fuchs locher in Immendingen
nach Singen versetzt, des Weiteren wurde dem Bahnverwalter
August Herlan das Stationsamt Hausach, dem Bahnverwalter
Wilhelm Dörrwächter das Staationsamt Immendingen und
dem Bahnverwalter Alois Feser das Stationsamt Karlsruhe,
Rangirbahnhof, übertragen; ferner wurden die Stations-
krontroleure Josef Hofherr in Baden und Josef Bertram
in Mannheim zu Betriebskontrolenren ernannt und Ersterer dem
Betriebsinspektor in Basel, Letzterer dem Betriebsinspektor in
Freiburg zugetheilt, die Betriebsassistenten Hermann Sänger
und Adolf H etd eg g er bei der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen zu Stationskontroleuren ernannt, sodann wurde dem
Stationskontroleur Andreas Baumann das Stationsamt
Dinglingen und dem Stationskontroleur Karl Litterst das
Stationsamt Leopoldshöhe übertragen, ferner wurden die
Stationskontroleure Franz Hofmann, Hermann Sänger
und Adolf Heidegger in dieser Reihenfolge den Stations-
ämtern Heidelberg, Baden und Mannheim, endlich Stations-
kontroleur Theodor Dumm der Güterverwaltung Basel zu-
getyeilt. Reallehrer Karl Heidenreich an der erweiterten
Volksschule in Offenburg wurde in gleicher Eigenschaft an die
Realschule daselbst versetzt und dem Hauptlehrer Philipp Roser
an der Volksschule in Baden die etatmäßige Amtsstelle eines
Reallehrers an der Höheren Mädchenschule in Heidelberg über-
tragen. Dem Musiklehramtskandidaten Franz Zureich an der
Präparandenschule in Tauberbischofsheim wurde eine Musiklehrer-
stelle daselbst übertragen. Dem Hauptlehrer Adolf Soins an
der Präparandenschule in Tauberbischofsheim wurde eine Real-
leürerstelle an dieser Anstalt übertragen. Dem Nealschulkandi-
daten Friedrich Seeber an der Lehrerbildungsanstalt in Meers-
burg wurde die etatmäßige Amtsstelle eines Reallehrers an dieser
Anstalt übertragen.
— Platzkartengebühr für D-Züge- Der zwischen
Zürich—Basel und Berlin durchlaufende D-Zug Nr. 12 (Basel
Bad. Bahnhof ab 2"° Nachm.) Karlsruhe ab 5", Heidelberg ab
6", Maimheiin ab 6", — Frankfurt a. M. an 8'° Abends, hat
in Frankfurt a. M. bekanntlich sehr günstigen Anschluß an den
nach Hamburg fahrenden preußischen D-Zug Nr. 75 (Abfahrt
8^). Während nun bisher die Reisenden ab badischen und Main-
Neckarbahn-Stationeu, die in Frankfurt auf den erwähnten D-Zug
nach Hamburg übergingen, für die Strecke bis Frankfurt und für
jene Frankfurt—Hamburg die Platzgebühr je besonders entrichten,
somit je nach der Entfernung zweimal zwei Mark bezahlen mußten,
wogegen die in der Richtung Leipzig und Berlin fahrenden
Reffenden für den ganzen Durchlauf die Platzgebühr nur einmal
zu entrichten haben, — werden vom 15. Angust ab zufolge Verein-
barung zwischen den betheiligten Bahnen auch den auf badischen
und Main-Neckarbahn-Haltstationen des D-Zuges Nr. 12 Angehenden
Reisenden in der Richtung Hamburg, die mit dem V-Zug Nr. 75 weiter-
fahren wollen, im Zuge eventuell auch auf den Abgangsstationen
die Platzkarten bis zur eigentlichen Bestimmungsstation verabfolgt,
so daß auch solche Reisende künftig die Platzgebühr von einer
Mark Lezw. von zwei Mark nur einmal zu entrichten haben.
Dienst und Verpflegung deutscher Kriegsmannschaften auf
der ostasiatischen Station.
. (Schluß.)
Ich will aber auch kurz den Dienst schildern, wie er während
30 Monate auf dem „Iltis" auf der ostasiatischen Station vor
sich ging. Wir hatten auf dem „Iltis" während der ganzen
Dauer unserer Reise Tropenroutine, mit Ausnahme während der
Zeit einer sechsmonatlichen Ueberwinterung in Tientsin. Mor-
gens 5 Uhr Reveille, Sichwaschen, Frühstück (V. Stunde) darnach
Segel-, Geschütz- oder Bootsexerziren bis 8 Uhr. Dann Deck-
waschen, Geschütz- und Handwaffenputzen und um 10 Uhr
Musterung. Nach der Musterung Freizeit bis 3 Uhr. Von 3
bis 5 Uhr Arbeitsvertheilung rc. Dann Musterung und Abend-
manöver. 6 Uhr Abendbrod und Freizeit. Bemerken muß ich
hierbei, daß das Abendmanövriren in der Regel nur in „Bram-
stängen an Deck" bestand, ein Manöver, welches bei einer ein-
exercirten Mannschaft kaum 5 Minuten dauert. War das
Manöver exakt ausgeführt, dann kam gleich dahinter her das
Signal „Klar Teck überall! Es darf geraucht werden!" War
dagegen das Manöver schlecht, dann wurde es aber auch mehr-
mals wiederholt bis es klappte.
Je nach dem örtlichen Verhältniß fiel auch das Abendmanöver
ganz aus. So lagen wir zwei Monate in Amoy und dies war
im ersten Halbjahr, wo bekanntlich die junge Mannschaft erst
ausgebildet werden mußte. Abends nach der Musterung kam daS
Signal: „Alle Boote klar!" „Die Freiwache sich klar machen
zum Baden!" Dann wurden die Mannschaften ans Land gefah-
 
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