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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 176 - 202 (1. August 1898 - 31. August 1898)
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So schön sie meist sind, diese Havaneserinnen mit ihrer zierlichen,
schlanken und doch üppigen Figur, ihrem Gesichtchen, dem die fast
zu großen, dunklen Augen einen eigenen Reiz verleihen, ihrem
in kaum zu bändigender Fülle das Köpfchen bedeckenden blau-
schwarzen Haar, ihren zierlichen Händchen und Füßchen, und
ihrer lässigen Anmuth in jeder Bewegung, so entsetzlich un-
wissend sind sie auch! Daß eine von ihnen mich frug, ob cs
wahr sei, daß bei uns alle Mädchen Grethchen heißen und lange
blonde Zöpfe und blaue Augen hätten, will noch wenig bedeuten,
gegenüber der Ansicht einer anderen Dame, daß Deutschland
jahraus jahrein in Schnee gehüllt sei, daß die Nahrung seiner
Bewohner hauptsächlich aus Wildschweinen und Sauerkraut be-
stehe, und daß die Männer in unserer Heimath nie anders zu
sehen seien, als mit der langen Tabakspfeife im Munde! Woher
sollen sie ethnographische Kenntnisse nehmen? Um Reisen zu
machen, sind sic meist viel zu träge; eine Schule besuchen sie als
Kinder nur selten, und ihre Erzieherinnen sind nahezu ebenso
unwissend als sie und begnügen sich in der Regel damit, hhnen
ein nothdürftiges Lesen und Schreiben, die Anfangsgründe des
Rechnens und viel aus der Bibel beizubringen. Da ist es kein
Wunder, daß diese reizenden, kleinen Geschöpfe, wenn sie heran-
gewachsen sind, keine andere „Beschäftigung" kennen, als, ab-
gesehen von den Mahlzeiten, den ganzen Tag über im Schaukel-
stuhl zu liegen und höchstens einmal Süßigkeiten oder Er-
frischungen zu sich zu nehmen. Sie gleichen in ihrem Leben am
Tage sehr den Odalisken des muselmännischen Harems; erst,
wenn die Sonne sich dem Untergange nähert, erwachen sie zu
kurzem Leben, sonst vegetiren sie nur! Dann, nachdem sie sich
wohl eine Stunde lang der Sorgfalt ihrer Kammerjungflauen,
ausschließlich Negerinnen oder Mulattinen anvertraut haben,
steigen sie, in hellfarbige Setdengewandung gehüllt, welche den
Nacken, den oberen Theil der Brust und die Arme frei läßt, in
ihre „Quitrin", ein Gefährt, das eine gepolsterte Bank mit zwei
oder drei Sitzen enthält und meist mit prachtvollen Pferden be-
spannt ist. Der Mittelsitz ist etwas vor den anderen und wird
meistens von der jüngsten und hübschesten Dame eingenommen,
woher er auch den Namen „la nina bonita" (das schöne Kind)
führt. Kutscher und Diener sind in bunte, goldbetreßte Livree
gekleidet und verhalten sich nahezu regungslos, während das
leichte Gefährt auf den „Paseo", die Promenade, hinausfliegt.
Der Kutscher fährt stets vom Sattel. Meist geht es die Straße
„de la reyna" hinaus und dann auf den Paseo Tacon. Dop-
pelte Reihen weitästiger Bäume gewähren hier eine angenehme,
schattige Kühlung, besonders wenn eine frische Brise von der
See herübcrweht. Die Fahrt geht meist nach der Plaza de
armas. Hier findet allabendlich Concert von einer der Regiments-
kapellen der Garnison statt. Retreta nennt man es. Fünfzig bis
sechszig Mann stark, nimmt die Musikkapelle ihre Aufstellung in
der zu dem Palast des Generalgouverneurs führenden Hauptallee.
Mit dem Erschallen des die achte Stunde und gleichzeitig die
Hafensperre ankündigenden Kanonenschusses von Fort Morro be-
ginnt das Concert, eine volle Stunde dauernd. Dann rückt die
Kapelle vor den Palast des Gouverneurs, spielt hier noch ein
Stück und verschwindet dann unter den Klängen des spanischen
Geschwindmarsches. Während des ConcerteS herrscht reges Leben
auf dem Platz. Die Wagen der Sennoras halten an der
Außenseite desselben, und die schönen Insassinnen des-
selben verlassen nur selten und nur auf kurze Zeit
ihre Gefährte, um am Arm befreundeter Kavaliere die Menge
zu durchschreiten. Sie lauschen den meist aus modernen Opern
entnommenen Melodien, mehr vielleicht noch den Liebesworten,
welche ihr Begleiter ihnen in das kleine rosige Ohr flüstert. Er
versichert ihnen, daß er tausend Tode sterben müsse, wenn sie
nicht der Gluth seines Herzens durch Erhörung seines demüthigen
Flehens Einhalt gebiete — bleibt aber der Schönen trotziges
Herzchen ungerührt, so zieht er, nachdem er sie zum Wagen
zurückbegleitet hat, nicht einen Dolch, um wenigstens einen der
tausend Tode zu sterben, sondern nur die Cigarettenbüchse, dreht
sich mit unnachahmlicher Geschicklichkeit eine Cigarette, entzündet
sie nicht an der Gluth seines Herzens, sondern an einem ganz
gewöhnlichen Streichholz, und wenn die blauen Wölkchen sich in
der Luft kräuseln, denkt er nicht mehr an Liebe — es sei denn,
daß er sich nach einer anderen, weniger hartherzigen Schönen
umsieht. Wenn nicht auf der Plaza de armas, sinder er eine
solche gewiß vor einem der zahlreichen Cafss, in denen man
nach dem Concert ein Refresco, einen Erfrischungstrunk, zu
nehmen siebt. Damen in Herrenbegleitung besuchen das Innere
des Cafss; alleinfahrende Damen lassen sich vor demselben einen
Mantecado, einen Eiscreme, oder einen Helado, ein mit Eis
gemischtes süßes Getränk, serviren und freuen sich, wenn ihr
Wagen rasch von Bewunderern umringt wird.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 20. August.
O V. Symphonie-Concert des städtischen Orchesters auf dem
Schlöffe. Ein flotter, nach Form und Inhalt äußerst gefällig
componirter Marsch unseres tüchtigen Kapellmeisters unter eigener
Direktion eröffnete gestern Abend das letzte Symphonie-Concert.
Das Programm war wie immer von Meister Radig mit Ge-
schmack zusammengestellt, klassisch und modern. Mit besonderem
Interesse hörten wir wieder die prächtig herausgearbeitete Ouver-
türe „Ein Carneval in Rom" von H. Berlioz, sowie das reizende
Scherzo aus Mendelssohn's Sommernachtstraum. Dieses bildete
in durchsichtiger Wiedergabe — namentlich die schön verschlungenen
Themen glitten, plastisch herausgearbeitet, am Ohr des Zu-
hörers vorüber — eine köstliche Perle im Programm. Grieg's
reizvolle, nordisch gefärbte und wohlbekannte Peer-Gynt-Smte
erfuhr gleichfalls eine graziöse, rhythmisch wie melodisch interessante
Durchführung. Zum Schluß kam ein lieber alter Klassiker Papa
Haydn mit seiner heitere Physiognomie zeigenden 6-äur-
Symphonie zu Wort. Ein klein, klein wenig zopfig, aber wie gesund
im Kern, wie fröhlich und menschenfreundlich gegenüber den Werken
unserer modernen Compositionshelven. Ich glaube, es würde ein
begabter Musikjünger großes Glück haben, wenn er wieder ganz
zur Einfachheit zurückkehrte! Daß die Symphonie eine nach
technischer wie geistiger Seite stilgerechte Wiedergabe erfuhr, da-
für bürgten unser eifriger pflichttreuer Chef des Orchesters und
seine immer wackeren Truppen. 8.
-- Ertrunken ist gestern Nachmittag unterhalb der alten
Neckarbrücke der 13 Jahre alte Sohn der in der Dreikönigstraße
wohnenden Wittwe Schäfer hier; derselbe badete mit anderen
Knaben im offenen Neckar; als sie einen Schutzmann kommen
sahen, wollten sie über den Neckar schwimmen, plötzlich sank
Schäfer unter und kam nicht mehr zum Vorschein. Was das
Untersinken veranlaßte, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden;
bis jetzt ist es trotz fortgesetzten eifrigen Suchens nicht gelungen,
die Leiche zu finden.
— Polizeibericht. Ein Paar wurde wegen unehelichen
Zusammenlebens verhaftet; einige Maurer, die in verflossener
Nacht in Neuenheim Ruhestörung und Thätlichkeiten verübten,
kamen zur Anzeige.
Vom Odenwald, 20. August. Es ist gewiß eine auf-
fällige Erscheinung, daß die Staare, die uns alljährlich
erst um diese Zeit verlassen, um an der Bergstraße und in
Nheinheffen dem Traubennaschen nachzujagen, jetzt schon vier
Wochen lammt und sonders verschwunden sind. Auch andere
Zugvogel, die sonst erst im September ihre regelmäßige
Wanderung antreten, sind bereits nicht mehr sichtbar. Manche
Naturbeobachter wollen auf Grund dieser Erscheinung trotz
der derzeitigen großen Hitze das Eintreten eines sehr frühen
Herbstes prophezeien. Uns jedoch will dünken, daß die
Aogel durch das im Juli stattgehabte naßkalte Wetter in die
Irre geführt worden sind.
Ladenburg, 18. Aug. Bei der heute von Herrn Geh. Re-
grerungsrath Pfisterer aus Mannheim geleiteten Wahl eines
Bürgermeisters für die hiesige Stadt erhielt Herr Bürger-
meister Petermann in Bruchsal 62 von 64 abgegebenen

Kleine Zeitung.
n Straßburg, 19. Aug. Heute Nacht suchte ein Einjähriger
der 6. Komp, des Jnf.-Reg- Nr. 172 seinem Leben durch einen
Schuß in die Brust ein Ende zu machen. Die Kugel drang
unterhalb der Herzgrube ein; man zweifelt am Aufkommen des
21jährigen jungen Mannes, der der einzige Sohn wohlhabender
Eltern ist. Mißverhältnisse im elterlichen Hause gaben den An-
laß zu der That.
— Mainz, 19. Aug. Fünf junge Franzosen, die hier
wohnen, machten vor dem Kriegerdenkmal in Gonsenheim
eine deutschfeindliche Kundgebung ; sie sangen die Marseillaise
und bespuckten das Denkmal. Sie wurden verhaftet; auch
wurden ihnen photographische Apparate abgenommen.

Stimmen. Nun ist, nachdem dank den ultramontanen Hetzern
Herr Oberbürgermeister Dr. Gautier abgegangen, Bruchsal ganz
bürgermeisterlos!
/X Aus dein Weschnitzthal, 20. August. In Kreidach kam
aestern das Weib eines italienischen Bahnarbeiters mit der
Tochter des Hausherrn in Wortwechsel, der damit endete,
daß die Italienerin mit einem Dolchmesscr ihrer Geg-
nerin einige Stiche in den Kopf versetzte, die glücklicher
Weise nicht lebensgefährlich sind, aber um's Haar hätten den
Tod verursachen können. Die gar hitzige Tochter des Südens
wird ihre wenig weibliche That in deutschen Landen theuer
büßen müssen. Und dies mit Recht!
Mannheim, 19. Aug. Ein Gewitter mit Blitz und Donner,
aber ohne einen Tropfen Regen, zog gestern Nachmittag über die
Gemarkung Schwetzingen. Hierbei wurden zwei Pferde
des Ziegeleibesitzers und Landwirths Abel in Ketsch von einem
Blitz st rahl getroffen und getödtet.
Bruchsal, 19. Aug. Ein der Firma Strasser und Federbusch
gehöriges Pferd wurde gestern auf der Straße vom Hitz sch lag
betroffen und fiel leblos zu Boden. Auch im Landbezirk sollen
in diesen Tagen mehrere Pferde verendet sein.
Karlsruhe, 18. August. Durch die^Zeitungen rst dieser
Tage üre kurze Notiz gegangen, daß der srudirende Michaelsen
aus Hamburg, der Mitglied des hiesigen Corps „Bavaria
war, m Herrenalb verunglückt sei, indem er am Montag
durch einen Absturz vom Falkenstein seinen Tod gesunden
habe. Richtig ist nach dem Mannh. Anz. an dieser Meldung
die Thalsacke, daß Michaelsen vom Falkenstein abstürzte und
dabei sein Leben einbüßle, aber nicht am Montag, sondern
bereits am Samstag, seit welchem Tage der Student ver-
mißt wurde. Am Montag hat man erst die Leiche gesunden.
Mit aller Bestimmtheit tritt jetzt ein Gerücht auf, nach
welchem man es hier mit keinem Unglücksfall, sondern mit
einem Selbstmord zu thun habe. Verschiedene Anzeichen
sprechen dafür, daß der junge Mann wegen Schulden und
einer gerichtlichen Untersuchung, die gegen Mitglieder des
Corps „Bavaria" wegen grober Ausschreitungen schwebt,
freiwillig den Tod gesucht haben kann. Heute Nachmittag
sand die Beerdigung des Verstorbenen mit studentischen
Ehren statt.
V Muggensturm, 19. Aug. Heute Vormittag um 10 Uhr
erklangen die Sturmglocken; es brannte beim Schuhmacher
Anton Schäfer. Der Brand begann in der Scheuer, und legte
diese sowie das Wohnhaus in kurzer Zeit in Asche. Entstehungs-
ursache nicht bekannt, Fünftel und Fahrnisse sind versichert. Der
Schaden beträgt etwa 7000 -
4t- Baden-Baden, 19. Aug. Internationale ubr-
läums-Rennen. (Erster Tag.) Unter ungeheuerem
Andrange des Publikums fand heute die Eröffnung des
Jubiläums-Meetings statt. Der Rennplatz, auf welchem sich die
Sportwelt vollständig eingefunden hatte, präsentirte sich in fest-
täglichem Gewände. Die einzelnen Rennen hatten durchweg gut
besetzte Felder und nahmen folgenden Verlauf: I- Rennen:
Preis von der Donau, 3000 gegeben von Fürst Fürsten-
berg. Erstes: Herrn Balduins F.-Sk. „Ino", Zweites: Herrn
I. Miller's br. H. „Walamir", Drittes: Freiherrn v. Eickstedt-
Krugsdorf's „Feuerstein". II. Rennen: Preis von der
Favorit, 3000 Erstes: Freiherrn v. Hartogenst s F.-W.
„Hahnebut", Zweites: Hauptmann v. Blottwitz's br.H. „Famos ,
Drittes: K. v. Tepper-Laski's br. H. „Mutterlos". III. Rennen:
Oos-Handicap. Turf-Club-Preis 10000 Erstes:
Fürst Hohenlohe-Oehringen's br. W. „Vogelfänger", Zweites:
Herrn Balduins br. St. „Lockvogel", Drittes: Herrn U. v Oertzen's
br. H. „Lamoral". IV. Rennen: Preis von Iffezhelm.
Ehrenpreis und garantirte Preishöhe von 80000
Bist. 2400 Mir. Das Rennen wurde nur von 3 Pferden be-
stritten, trotzdem das Programm 30 Candidaten aufzählte. Aller-
dings mögen die drei Rivalen, die am Stard erschienen, den
übrigen nicht geringen Respekt eingeflößt haben. So unsicher
die Prophezeiungen über den Sieg in diesem Rennen waren, so
übereinstimmend war das Urtheil der Fachmänner über die Fähig-
keiten der Starter. Das Interesse der Zuschauer war aufs höchste
gespannt, als bekannt wurde, daß ein Oesterreichen, ein Franzose
und ein Deutscher ihre Kräfte maßen. Ausgesprochener Favorit
war der Oesterreicher: Wiener von Welten's „Maikonig ; als
dessen gefährlichster Gegner galt der Franzose, Mons. 3-Hirsch-
feld's „Bigoudis"; erst in dritter Linie kam Freih. von Fürsten-
berg's „Nicosia" in Betracht. Lauter Jubel brach los, als wider
alles Erwarten „Nicosia", die vom Start an die Führung hatte,
als Erste durchs Ziel ging. Noch in der letzten Sekunde
machte „Maikönig" den Sieg streitig, konnte sich ledoch nur
von der letzten Stelle zur zweiten aufschwmgen, die ihm
der Franzose nach hartnäckigem Kampfe einräumen mutzte.
V. Rennen: Iu g end - H a n d i c a p. Prei s 4000 Erft^:
Fürst Hohenlohe-Oehringens br. St. „Histidin .Zweites: Dr.
L-mke's br. St. „Goldgrube", Drittes: Kgl. Pr. Hauptgestut
Graditz br. St. „Wiederschau". VI. Rennen: Altes Badener
Jagdrennen. Union-Club-Preis: 10 000 ^Erstes-
Mr. B . . . . br.W. „Handy-Andy", Zweites: Herrn Muller s
F.-W. „Bavarian", Drittes: Herrn Erik's br. St. „Woodrose .
V. Freiburg, 19. Aug. Ein italienischer Erdarbeiter wollte vor-
gestern Abend bei einer Wittwe in Ebnet bei Kirchzarten einen
Besuch machen; er wurde aber zurückgewiesen mit der Be-
merkung, sich zu beeilen, da sie sonst für nichts einstehe. Als
der Arbeiter auf dem Hausgang anlangte, wurden 4 Revolver-
schüsse auf ihn abgefeuert, er blieb aber unverletzt. Ein in Ebnet
wohnender Italiener wurde einen Tag darauf von der Gen-
darmerie festgenommen, da er thatverdächtig ist.
Furtwaugen, 17. August. Ab gestürzt von einer hohen
Felswand am Zweriback-Wasserfall ist am Sonntag Nach-
mittag der bei L. Furtwängler Söhne hier in Arbeit stehende
verheirathete Schreiner Raimund Becherer. Derselbe war
mit seiner Familie auf dem Heimwege von St. Märgen den
Zweribachfall heruntergegangen, wobei er plötzlich auf einem
schlüpfrigen Stein ausglitt und den hohen Felsabbang hin-
unterstürzte, von einem Felsen zum andern schlagend. Die
entsetzte Familie fand ihren Vater schrecklich zugerichtet unten
zwischen den Felsen liegen, doch dürste er mit dem Leben
davonkommen.
Aus Vaden, im August. Um die Zahl der Erkrankungen
während der Manöver möglichst zu v e r r i n g e r n und Un-
glücksfälle durch Hitzschlag und dergl. zu vermeiden, wurden die
Truppen angewiesen, in der Auswahl der zu den Manövern
mitzunehmenden Mannschaften aufs sorgfältigste zu Werke zu
gehen und Leute, die auf Grund der in der Garnison gemachten
Beobachtungen oder der vor dem Abmarsch zu den Manövern
abzuhaltenden ärztlichen Untersuchungen als schwächlich oder
nicht genügend widerstandsfähig zu bezeichnen oder in der Rekon-
valeszenz begriffen sind, bei den Wachkommandos in der Garnison
zurückzulassen. Ebenso ist mit solchen zu verfahren, die längere
Zeit abkominandirt waren und nicht so frühzeitig wieder in die
Front zurücktraten, daß sie noch durch eine längere Uebungs-
periode auf die Manöverstrapazen vorbereitet werden konnten.

— Schwerin, 19. Aug. In der heutigen Versamm-uA
des 7. deutschen Fischereitages sprach Professor Dr. Host"
München über seine Entdeckung der Ursachen der KrebspE
In den meisten Fällen scheine ein Bacterium, von Host,
baotsrium psstis a staoi genannt, der Krankheitserreger E
sein. Er sei für Menschen nicht gefährlich. Die Seuche wü"
begünstigt durch das Vorkommen von Abwässern industriell^
Anlagen und anderer immer mehr zunehmender VerunreE
gungen der Gewisser. Das Aussetzen der Krebse soll st""
ni reinen Gewässern vorgenommen werden.
— Pest, 19. Aug. Die in auswärtigen Blättern verdreh
tete Meldung, daß bei den Manövern in der Nähe von AE
eine von Pionieren über den Temes-Fluß geschlagene Brüll-
ein gestürzt sei und daß zahlreiche Infanteristen
welche die Brücke pasfirten, in den Fluß gestürzt und u">'
gekommen seien, ist vollkommen erfunden. An E
Meldung ist, wie das ungarische Telegraphen-Correspondeni
bureau erfährt, kein wahres Wort-

Vermischtes.
— Die Geschichte einer fürstlichen Pass-,"'
a ss i stenz - T r au u ng „zwischen den Bechern" erzählt «s
Köln. Volksztg.: Erzherzog Heinrich von Oesterreich hatte
Absicht, mit Fräulein Leopoldine Hoffmann eine sogen«"",,
Mesalliance, keine gemischte Ehe, zu schließen, denn beide BraE
leute waren katholisch. Wie nun der Papst bei gemischten Ehe"
ohne die nöthigen Garantien keinen Dispens ertheilt, so gibt
Kaiser von Oesterreich keine Genehmigung zu „Mesalliancen :
wenigstens für gewöhnlich nicht. Da kam Herzog Heinrich
den Gedanken der „passiven Assistenz". Er stellte die Sache """
aber anders an, als der Minister v Lutz. Freilich durfte selb!"
verständlich kein Pfarrer Assistenz leisten, bei Strafe der knil--'
lichen Ungnade. Was that also Erzherzog Heinrich? Statt
Pfarrer in seiner Wohnung mit der Braut zu überrumpeln, E
nete er ein großes Gastmahl an und lud auch den Geistlich-"
dazu ein. Nach der Suppe erhob sich der Erzherzog, und A
die ganze Gesellschaft einen Toast erwartete, sagte er lang!".-?,
und feierlich, auf seine Brant zeigend: „Hochwürden! Dies"
meine Gattin!" Flugs erhob sich Fräulein Hoffmann und -,
klärte ihrerseits: „Dies ist mein Gatte!" Nach der in Deuts"!'
land und Oesterreich allgemein angenommenen Theorie von de
passiven Assistenz war die Ehe, da ein Priester zugegen WA
gütig und sakramental geschlossen. Der Kaiser war mehr
verstimmt, aber er konnte nichts machen; die Kirche sagte:
Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen. .
— (Für Radfahrer in England.) In der Zeit"""
des Deutschen Radfahrer-Bundes lesen wir: „In England A
währen sich die ersten 40 Erfrischungshallen für
fahrer beiderlei Geschlechts, welche die O^olists' Obaist
panzx lümrtsä, in Bristol, in der Umgebung Londons, BristE'
Brightons und Windsors ausgestellt hat, ganz außerordeistlE
Im vorigen Jahre Halle ein radfahrcnder Privatmann die,
sich jetzt klar herausstellt, ganz gesunde Idee, ein in Holz -'
bautes Schweizerhäuschen zwischen Bristol und Bath, an A
von Radfahrern stark benutzten Landstraße, auf seiner eigen-
Besitzung zu errichten, und darin zu billigem Preise leichte
frischungen feil zu halten. Der Besuch dieses „Chalet" von r""'
fahrenden Herren und Damen, denn nur solche wurden dort L
dient, übertraf alle Erwartungen, und deshalb gründete diel
Herr eine Gesellschaft, deren Direktor er jetzt ist. Die HE-.
schwierigkeit bestand darin, an geeigneten Punkten das wenn
nur kleine Terrain von 24 Quadratfuß zu erwerben, da die -b'
sitzer desselben mcistentheils verhältnißmäßig ungeheure MieM,
preise stellten. Dann kamen die verschiedenen Behörden
ihren Bestimmungen und Verordnungen, aber endlich waren ""
Schwierigkeiten besiegt. Um auf die bedeckte Veranda des NE
Plätzchens zu treten, braucht der Radfahrer keine Thür zu öfs"L
denn weder der das Häuschen umgebende Stacketzaun, noch
ungefähr einen Meter hohe Brettereinfriedigung der VeraE,
baben eine solche, sondern nur einen offenen Eingang. Eine
Glasscheiben versehene Wand trennt das Büffet von der VeraE
so daß durch diese alle Erfrischungen hinausgereicht werdest
neu, ohne Zeit zu verlieren, und auch jede nähere Berühr""'
der bedienenden Mädchen mit dem Publikum vermieden E,'
Auch außerhalb der Veranda stehen Tische und Stühle zur b- ,
fügung. Ausschließlich für Damen bestimmt ist ein kleiner,
praktisch eingerichteter Raum vorhanden, in welchem diese
waschen und Toilette machen können. Diese Gesellschaft
Landkarten heraus, auf welchen der Platz, welchen ihre HA.,
des Distriktes einnehmen, genau eingezeichnet sind, während V§
ten der Tarif der Erfrischungen und eine Photographie tt"
Chalets steht, welche sämmtlich ganz gleichartig gebaut sind; ' s
daß man sie sofort erkennen kann, wenn man sie einmal gest" !
hat. Solche Schweizerhäuschen sollen über ganz England e",
gerichtet und mit Schreibmaterial, Ansichtspostkarten und E
graphien der Umgebung versehen werden, sodaß der RadM°.
seinen Freunden bildlich zeigen kann, wo er gewesen und
er gesehen hat, ebenso kann man Oel, Lampen, SchwefeMK
Schraubenschlüssel, Reparaturkästen u. s. w. erhalten. Da
dieser Gedanke in England so praktisch erwiesen hat, tritt
ihm in Deutschland auch vielleicht näher." -
— Unser Herrgott hat allerlei Kostgänge",,,
lautet ein bekanntes Sprichwort. Er hat auch allerhand
Sängerinnen. Zu der internationalen Gesellschaft, die zur Ä,
den Schwarzwald bevölkert, gehören viele amerikanische DaE
mrt den neuesten amerikanischen Moden. Eine dieser M"
besteht darin, den Schirm nicht mehr in der Hand zu trag '
sondern ihn mit einer echt amerikanischen Patent-Mechanik "
Körper zu befestigen, wie einen Schleppsäbel. Vielleicht,
deutet das eine Ehrung der amerikanischen Kavallerie —
lercht auch eine bloße neue Verrücktheit.
— Folgendes Frachtcuriosum wird aus Bopp"^
gemeldet: Ein Beamter, der vor kurzem vom Niederrhein
Boppard verzog, hatte beim Umzug vergessen, eine über 7 w
Fahnenstange mitzunehmen. Als er den Verlust merkte, bc»
einen Bekannten um Nachsendung der Stange. Diese kaw
kürzlich an und war mit 31 Mk- Fracht belastet. Wegen der L"?-,
hatte die Stange nicht in einem gewöhnlichen Wagen Platz st""
können und mußte in einem Spezialwagen befördert werdest-

Handel und Verkehr.
Mannheim, 19. August. (Aktien.) Rheinische Kredits
143— G. Rheinische Hypothekenbank 169.30 G. Oberrb-
— B. 125.20 G. Heidelberger Aktienbrauerei 139.— B. Sch"",,«
sche Brauerei-Aktien 142.— B. Portland-Cementwerk Heides
164.— B. Mannheimer Bank — B. 134.— G. Bad. Asti""
und Sodafabrik 446.— B. Westerregel Alkali-Werke SE
201.— G. Verein deutscher Oelfabriken 108.— G. WaghäE.
Zuckerfabrik —.— B. 52.— G. Mannh. Zuckerraffinerie 1l2.Li,z.
Mannh.Aktienbrauerei 176 G. Eichbaum-Brauerei 174.50
Bayr. Brauerei Schwarz 110.— G. Brauerei Sinner 25S." z,
Bad. Brauerei Stamm 80.25 G., dto. Vorzugs 135."
Ganter's Brauerei Freiburg 120.— B.
Frankfurt, 19. Aug. Effekten so cietät. 6'/. Uhr Ab-E
Oesterr. Creditaktien 305"/i—V, b. Disconto-Commandit ,
bis 50-40 b- Deutsche Bank 200.50 b. G. compt. DiesE
Bank 162.10 b. Northern 74.70—80 b. G. Marienburger 90 /-
ult. Spanier 40.40 b. 5pCt. Griechen 37.50 b. G. Bad. ZÄ-,§
fabrik 52.60 b. G. Harpener 181.30 B. 20 G. Oberschles-
139.80 b. G. Albert 122 b. G. Guano 80 b. G. EsE;s
200.30 b. Cementfabrik Karlstadt 131.20 b. G. HilgerS E
b. G. Friedrichshütte 142.50 b. G. Gotthard-Aktien 140.50-^
Schweizer Central 145.80 - 90—80 b. Schweizer Nordost
bis 40 b. Schweizer Union 75.70—90—80 b. Jura-S--""
91.1-30-91 b. G. 5proz. Italiener 92 b. ult.
6V.—6*/, Uhr: Jura-Simplon 91.20.
 
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