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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 176 - 202 (1. August 1898 - 31. August 1898)
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-MN


Heiligenberg kommend, zum Besuch des Grosiherzogs und
der Großherzogin in Schloß Mainau ein. Die hohen
Herrschaften nahmen an der Frühstückstafel theil und
kehrten gegen 3 Uhr wieder nach Heiligenberg zurück.
Heute Abend 7 Uhr wird der Großherzog von Konstanz
nach Baden-Baden reisen, um daselbst dem Jubiläumsrennen
anzuwohnen. Die Rückkehr nach Schloß Mainau wird am
Montag den 22. erfolgen.
— Die 36. Sitzung des Badischen Eiienbahnraths hat
beute im Konferenzsaale der Generaldirektion der Großh.
Staatseisenbahnen stattaefunden. Die Tagesordnung umfaßt
folgende Punkte: 1. Berathung des Entwurfs des Winier-
sahrplans 1898/99; 2. Ausgabe des Hl. Nachtrags zum Ver-
zeichnt der Ausnahmetarife; 3. Mitteilung der General-
direktion über die Von der preußischen Staatseisenbahnverwal-
tung beabsichtigte Einführung eines Stückgutstaffeltarifs.
(Ausführlicher Bericht folgt.)

Ausland
Fraukreich. Paris, 20. Aug. Der Präsident der
Criminalkammer des Cassationshofes, Loew, hat den Richter
Bard zum Berichterstatter in Sachen Picquarts wider
die Entscheidungen der Anklagekammer ernannt. Dieser wird
am 25. August seinen Bericht einreichen. Die Pariser
Staatsanwaltschaft hat die Staatsanwaltschaft in Bordeaux
aufgefordert, von CH ristian Ester h azy die bestimmten
Beweise und Beläge für seine Klage gegen den Major
Esterhazy zu fordern. Die Aurore wiederholt heute
alle Anklagen gegen du Paty de Clam in einem aus-
führlichen „Der Inquisitor du Paty" überschriebenen
Artikel, worin zum ersten Male auch die auf du Paty de
Clam bezügliche Stelle des Zolaschen Anklagebriefs voll-
ständig ausgeführt ist. Der Artikel strotzt von den gröbsten
Angriffen und Beleidigungen und soll offenbar eine Klage
du Patys herausfordern.
Italien. Wie vor etlichen Monaten in Italien der
Geist der Empörung durchs Land ging und vor allem in
Mailand zum regelrechten Bürgerkrieg führte, ist bekannt.
Schuld an den blutigen Krawallen waren mancherlei Miß-
stände, aber auch eine recht skrupellose Hetze ultramontaner
Vereine und Blätter, die systematisch das Volk gegen Re-
gierung und Ordnung aufregten. Dem trat die italienische
Staatsgewalt energisch entgegen, indem sie eine Reihe von
klerikalen Rädelsführern hinter Schloß und Riegel setzte
und viele klerikale Vereine aufhob. Darob arger Lärm
im römischen Lager. Die päpstliche Kurie ließ eineEncy-
klika in die Welt flattern, welche in starken Ausdrücken
gegen die italienische Regierung losfuhr. Bezeichnend ist
der Schluß des Schriftstücks. Da heißt es:
Sinnlos wäre es, wollte man bei dem augenblicklichen
Verhältniß der Kirche zum Staat von den Katholiken verlangen,
daß sie diesen in der Aufrechterhaltung der Ordnung
unterstützen-
Wunderlich kontrastirt mit diesem Satze der Eifer,
womit der deutsche Ultramontanismus die kath. Kirche als
einzige Schutzwehr gegen die Revolution und die Sozial-
demokratie hinstellt.
Türkei. Konstantinopel, 20. August. Ucber die
Orientreise des deutschen Kaisers kann die Frkf.
Ztg. nachfolgende weitere Einzelheiten pnbliciren. Namens
des Sultans wird nicht Schakir Pascha, sondern werden
Abdullah Pascha, der kürzlich in besonderer Mission am
kaiserlichen Hofe war, sowie der türkische Botschafter in
Berlin, Tefik Pascha, den Kaiser begleiten. Die kaiserliche
Dacht „Sultanie" mit einem Gefolge von sechszig kaiser-
lichen Adjutanten wird für diese Reise in Dienst gestellt.
Der Landungsplatz Haifa wird mit einem Kostenaufwand
von 50 000 Mark fertiggestellt; die drei Brücken zwischen
Jaffa und Jerusalem sind bereits fertig. Der Bau der
Straßenbahn in Palästina, der zuerst stockte, nimmt jetzt
raschen Fortgang. Kleinere Aenderungen des Programmes
sind wahrscheinlich, da der Flugsand dem Straßenbaue
Zwischen Haifa und Cäsarea die größten Schwierigkeiten
bereitet und für Wagen, da die Kaiserin die ganze Reise
in solchen zurücklegt, kaum passirbar sein wird. In
Merassim ist der Kiosk fertiggestellt und wurde gestern
vom Sultan eingehend besichtigt. In der kaiserlichen
Teppichfabrik arbeiten hundert Personen seit Monatsfrist
buchstäblich Tag und Nacht an der Herstellung eines
Riesenteppichs; doppelt so viel Frauen sind beschäftigt in
der kaiserlichen Weberei und Stickerei in Pankaldi, um die
kostbarsten, vom Harem des Sultans der Kaiserin zu-
gedachten Gewebe anzufertigen. Die Präfektur von Kon-
stantinopel expropriirte in der Hauptstraße von Pera eine
große Masse die Straße verengende Häuser, die nun
niedergerissen werden.
— Graf Wladimir Iwanowitsch Kapnist suchte die
Concession zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn
in Kleinasien mit einer staatlichen Garantie von 6 Proz.
nach. Die Bahn soll von Tripoli (Mittelmeer) nach El-
kuweit (am persischen Golf) gehen mit einer Zweiglinie
von Nedsches über Kerbel«, Musejib und Bagdad nach
Chanikin (persische Grenze). Ferner verlangt Kapnist das
Vorzugsrecht für folgende Strecken: 1. Hoems-Aleppo,
2. Mejadin über Eldeir nach dem Norden, 3. Alexandrette-
Odes-Swedich nach Aleppo oder Biredschik, 4. Bagdad
über Mosul nach Diarbekr, 5. Kutelamara am Tigris
längs Schatelhai zum Euphrat.
Amerika. New York, 20. Aug. Das Geschwader
des Admirals Sampson ist heute früh im hiesigen
Hafen eingelaufen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 22. August.
O Kriegerverein. Das Fest der Fahnenweihe des
Krieger Vereins Heidelberg fand gestern unter zahl-
reicher Betheiligung von hiesigen und auswärtigen militärischen
Vereinen statt. Am Samstag wurde es durch ein Bankett
in den Sälen der Bürger-Casino-Gesellschaft eingeleitet. Der
große Saal war mit militärischen Emblemen, Pflanzen rc. recht
hübsch dekorirt und fand allgemeine Bewunderung. Der I. Vor-
stand des Kriegervereins, Hr. Bein hau er, der das Bankett
nm halb 10 Uhr mit einigen Begrüßungsworten eröffnete, dankte
den zahlreich erschienenen Angehörigen anderer hiesiger mili-

tärischer Vereine für die Ehre ihres Besuches, gab seiner Freude
über die Antheilnahme der hiesigen städtischen Behörde, die durch
Herrn Stadtrath Ellmer vertreten war, Ausdruck und gedachte
des vor wenigen Tagen erst Heimgegangenen größten Deutschen,
des Fürsten Bismarck, zu dessen ehrendem Gedächtniß sich die
Anwesenden von den Sitzen erhoben. Das Programm wies 13
Nummern auf. Die Vorträge des Sängerbundes Schlierbach
und des Orchestervereins Heidelberg fanden allgemeine Anerken-
nung und einzelne Nummern mußten, veraulaßt durch die reichen
Beifallsbezeugungen, wiederholt werden. Der II. Vorstand des
festgebenden Vereins, Hr. Späth, hob in seinem Toaste auf
den Großherzog die landesväterlicher Fürsorge unseres Landes-
fürsten bervor, die sich auch in so schöner Weise durch die warme
Antheilnahme an den Geschicken der Soldaten während des letz-
ten Feldzuges kundgab. Hr. Stadtrath Ellmer übermittelte
die Grüße und Glückwünsche des Stadtraths an den Kriegerverein
und feierte die älteren Krieger, die durch ihre Thaten, durch ihr
Einsetzen von Blut und Leben so Herrliches vollbrachten und der
jungen Generation ein so schönes Beispiel gaben. Herr Späth,
der für die beherzigenswerthen Worte des Hrn. Stadtraths
Ellmer dankte, brachte ein Hoch auf die Kameradschaft der alten
mit den jungen Soldaten aus, hoffend, daß auch die jüngere
Generation im Ernstfälle nicht zurückstehe. Hr. Ebers oldt
gedachte in einem Toaste auf den Kaiser zuerst des allzu früh
Heimgegangenen Kaisers Friedrich, warf einen Blick auf die
früheren und jetzigen politischen Zustände in Deutschland und
rühmte das Walten unseres jetzigen Kaisers Der Vorstand vom
Kanonierverein dankte dem Kriegerverein für die Einladung der
andern hiesigen Militärvereine zu dem Feste und brachte
dem festgebenden Verein ein Hoch. Herr Wagner, der Dirigent
des Sängerbundes Schlierbach, feierte in gut gewählten Worten
das deutsche Heer, das alle militärischen Tugenden in sich ver-
einige. Herr Hacker brachte Namens der jungen Krieger den
alten ein Hoch. Es sprachen noch Angehörige des Leibgrenadier-
vereins, der Sanitätskolonne und des Marinevereins. Herr
Hofstätt er gab in seinem Gedenken an die edlen Tugenden
unserer Großherzogin der Dankbarkeit der Krieger durch ein
kräftiges Hurrah Ausdruck. Bei der reichen Abwechslung von
Rede, Musik und Gesang schwanden die Stunden rasch dahin
und der neue Tag war schon längst angebrochen als
die wohlbefriedigten Theilnehmer am Bankett auseinaudergingen.
In der Frühe des Sonntags ließ der Kriegerverein je einen
Kranz am Kriegerdenkmal und am Grabe des verstorbenen
früheren 1. Vorstandes Michel niederlegen. Um 11 Uhr fand
ein gutbesuchtes Frühschovpenconcert im Bremeneck statt. Der
Hauptakt des Festes, die Fahnenweihe, begann um 2 Uhr
in dem geräumigen Garten des Bremeneck. Trotz der drückenden
Hitze war der große Raum dicht besetzt Von auswärts waren
unter anderen erschienen: der Verein der Kampfgenossen zu
Mannheim, der Kriegerverein Ludwigshafen, der Militär-
verein Werder in Leimen, der Kriegerverein Neulußheim und
der Veteranen-Verein Eppelheim. Eröffnet wurde der Festakt
durch einige Begrüßungsworte des Vereinsvorstandes. Nun
überreichte Frl. Walch die Fahne mit dem Wunsche, daß der
Kriegerverein Heidelberg unter diesem schönen Banner wachsen,
blühen und gedeihen möge, an den 1. Vorstand. Die Gesang-
vereine Eintracht und Liederhalle Heidelberg unter Begleitung
des Orchestervereins erhöhten den Eindruck dieses feierlichen
Aktes durch den schönen Vortrag des Liedes: „Fahnenschwur".
Der 1. Vorstand übernahm die Fahne unter Dankesworten und
mit einem Hoch auf die Frauen und Jungfrauen, die sie gespendet
und übergab sie dem Fähnrich, der gelobte, dieses Kleinod jeder-
zeit in Ehren zu halten. Herr Hauptlehrer Herrigel gedachte
in seiner meisterhaften Festrede zuerst des Schmiedes der deutschen
Einheit, des Fürsten Bismarck, bei dessen Hinscheiden die
patriotischen Gefühle aller echten Deutschen, hauptsächlich aber
der Krieger, in letzter Zeit wieder recht entflammt worden seien.
Durch die weitausschauende, glückliche Leitung der politischen
Geschicke der an der Spitze des deutschen Volkes stehenden
Männer und durch die unvergleichlichen Heldenthaten unseres
deutschen Heeres stehe das geeinte Reich im schönsten Glanze da
und man brauche jetzt nicht mehr wie jener Dichter zu fragen:
„Was ist des Deutschen Vaterland?" Um das Erreichte zu er-
erhalten, sei dafür Sorge zu tragen, daß ein Volk heranwachse,
das nicht nur die Feder, sondern auch das Schwert zu führen
vermöge und die Liebe zur engeren und weiteren Heimath nicht
erkalte. Der Festredner schloß seinen schönen, ergreifenden Vor-
trag mit einem Hoch auf den Kaiser. Frl. Ebersoldt über-
reichte für die Fahne eine Schleife und Frl. Pfisterer einen
Lorbeerkranz. Ebenso erhielten der erste und der zweite Vereins-
vorstand je einen Lorbeerkranz von Fräul. Höhr und Fräul.
Schwind. Die Ausführung der Fahne, die nun entfaltet auf
dem Podium wehte, erregte allgemeine Bewunderung. Sie wurde
in der Fahnenfabrik von Jos. Krieg in Freiburg angefertigt.
Auf der einen Seite mit rothem Grund trägt sie die Ueberschrift:
„Kriegerverein Heidelberg" und das badische Wappen in Gold-
pickerei mit den Namen Straßburg, Dijon, Nuits, Belfort in
den Ecken. Auf der anderen Seite mit weißem Grunde ist die
Germania eingestickt mit den vier Waffengattungen Infanterie,
Kavallerie, Pioniere und Artillerie. Nach dem Weiheakte durch,
zogen die versammelten Vereine, mit einigen Vorreitern, mehreren
weißgekleideten Mädchen und den Festjungfrauen an der Spitze,
in einem Festzug fast die ganze Stadt; sie wurden überall
freundlich begrüßt und auch mit Sträußchen bedacht. Die Ge-
meinde Steingasse, die das gleiche Versammlungslokal wie der
Kriegerverein besitzt, ließ durch eine kleine Steingäßlecin einen
Kranz überreichen. Nach dem langen Marsche kehrte der Zug
wieder in den Garten des Bremeneck zurück, wo sich alsdann
unter Musik und Gesang ein gemüthliches Festleben entwickelte.
Mit einem Festball im Bürger-Casino fand daß Fest seinen
Abschluß.
/X Die Gesellschaft der Räuber, die sich ihre Höhle in dem
Gasthaus zu den vier Jahreszeiten eingerichtet Hal, feierte am
Samstag und Sonntag das Fest ihrer 10jährigen Existenz. Die
Gesellschaft besteht aus einer Anzahl jüngerer Herren und hat
sich die Pflege der Freundschaft, sowie der geistigen Freiheit und
inneren Selbständigkeit ihrer Mitglieder zur Aufgabe gemacht. Die
Feier begann am Samstag mit einem Bankett in den Vier Jahres-
zeiten. Außer den gegenwärtigen Mitgliedern der Gesellschaft
erschienen auch viele ehemalige Räuber, darunter Einzelne aus
weiter Ferne, ein Beweis für den Sinn treuer Anhänglichkeit
der Räuber zu ihrer Höhle. Aus Bruchsal war die Räuber-
gesellschaft in oorpors erschienen. Die Achtuhrgesellschaft bei
Seppel und die Gemeinde Steingasse waren durch größere Abord-
nungen vertreten. Auch manche Räuberväter waren anwesend,
sodaß das Local bis zum letzten Platz gefüllt war. Das Bankett
nahm bei musikalischen Vorträgen, Ansprachen und allgemeinen
Gesängen einen recht belebten Verlauf. Mehrere hübsche Ge-
schenke wurden der Gesellschaft überreicht, so z. B. im Namen
der Mütter und Frauen der Räuber ein neues Räuberschwert für
den Hauptmann. Am Sonntag Vormittag begaben sich die
Räuber auf den Friedhof, um ihrer verstorbenen Mitglieder
pietätvoll zu gedenken. Mittags versammelte man sich in der
Höhle zu einem Festmahl. Um 3 Uhr marschirten die Räuber
und ihre Gäste mit ihren Damen über das Gebirge nach Schlier-
bach und von da nach Ziegelhausen, wo man im Gasthof zum
Neckarthal Räuberquartier nahm. Dort amüsirte man sich einige
Stunden bei Bier und Tanz, ließ sich auch photographiren,
marschirte dann an den Neckar herunter und führte die Rückfahrt
zu Schiff nach Heidelberg aus. Bei dem wunderschönen Wetter
bot die Fahrt auf dem Neckar, belebt durch die launigen Einfälle
eines Räuberhumoristen, einen großen Genuß. Nach der Landung
begab man sich im festlichen Zuge mit Musik nach dem Garten
des Rothen Ochsen, wo der Festtag beschlossen wurde. Heute
findet noch eine kleine Nachfeier im engeren Räuberkreise statt.
* Die Leiche des am Freitag Nachmittag dahier ertrunkenen
13jährigen Knaben Schäfer wurde gestern Vormittag unmittelbar
oberhalb Wieblingen von Fischern geländet.

----- Polizeibericht. In der Nacht vom Samstag auf Sonn-
tag kamen sechs Arbeiter wegen Ruhestörung, Unfugs und Tbätltch-
keilen zur Anzeige; verhaftet wurde gestern ein led. Kaufmann
der von einer auswärtigen Behörde wegen Majeftätsbeleidigung
und ein Goldarbeiter aus Pforzheim, der von der dortigen Be-
hörde wegen Betrugs verfolgt wurde, ferner eine Frauensperson
wegen Umherzieheus und eine Mannsperson wegen Bettelns;
vier Personen kamen wegen Ruhestörung und Unfugs zur An-
zeige. , , ,
I Neckarbischofsheim, 21. Aug. Die wahrhaft tropische
Hitze der jüngsten Tage macht sich bereits in bedenklicher Weye
bemerkbar. Die Fälle von Hitz sch lägen mehren sich. Ein
Schafknecht des Schafhalters Beetz von Sinsheim, der mit Scha-
fen von Mergentheim hier durchkam, wurde zwischen hier UM
Adersbach vom Hitzschlag befallen und von einem Waldhüter be-
wußtlos aufgefunden. Trog aller Bemühungen verschied^ der
bedauernswerthe Mann rach kurzer Zeit. Er soll schon Jahr-
zehnte bei seinem Dienstherrn in Stellung gewesen sein. — „Aus
dem Oberbiegelhof sollen zwei Arbeiter ebenfalls von Hitzschlägen
befallen worden sein. Die Leute sollen sich jedoch wieder auf dem
Wege der Besserung befinden.
Zwingenberg, 20. Äug. August. In Folge der herrschenden
großen Hitze ist der Nachenführer Andreas Winter von
am Sitzschlag plötzlich gestorben. <
A Waldmichelbach, 21. Aug. Bom Schnapsteufel'
Der Fall, daß ein Pater sich im Angesichte seiner sechs uu
mündigen, flehenden Kinder erhängt, dürfte vereinzelt oa-
stehen. In angetrunkenem Zustande kam letzte Nacht de
Taglöhner Joh. Adam Jäger nach Haus. Von der Frau-
der die Ernährung der vielen Kinder große Sorgen mach"
unlieb empfangen, gab es Streitigkeiten, worauf die sra»
fortlief, um ihre Mutter als Ruhestifterin zu rufen. Um"
dessen nahm Jäger einen Strick und erhängte sich un Zunntt
trotz lauten Flehens und Weines der zahlreichen Kind"'
schaar. Als die Frau mit ihrer Mutter zurückkehrte,
ein Interventen nickt mehr nöthig; denn Jäger hatte aui
gehört zu athmen- Der herzlose Gatte und unmcnsckU"
Vater wurde heute in der Frühe ohne Sang und Klang "e
Erde übergeben .
O Mannheim, 2l.Aug. Ein Bi erb oykott rit, wie
gemeldet, in unserer Stadt wieder von sozialdemokratiM,
Seite inszenirt worden und zwar erstreckt sich derselbe o"
die hiesige Brauerei zum Löwenkeller sowie auf die Brau"
zum Durlacher Hot und auf die Wirthschafien, welche au
diesen beiden Brauereien Bier beziehen. Veranlaßt wm
der Boykott durch einen partiellen Brauerstreik unter bei"
genannten Etablissements. Die Streikenden verlangen Hove
Löhne und vor Allem die Einführung eines Arbeitsna«
weises, der aber in einer Art und Weife organisirt werd
soll, daß die Leiter der Brauereien ihren Arbeitern «egei
über völlig machtlos dastehen würden. Nach den von "
Streikkommiision versüßten Statuten dieses Arbeitsna"
weises müssen sich die Brauereidirektoren verpflichten, u»
solche Arbeiter einzustellen, die ihm von dem Arbettsnachwe>
bureau zugesandt werden. Wird ein Arbeiter von den A
triebsleitern der Brauereien zurückgewiesen, so hat -
Schiedsgericht, bestehend aus zwei Arbeitgebern und 4 Arve'
nehmern über die Berechtigung dieser Zurückweisung »
entscheiden. Dem Unheil des Schiedsgerichts hat sich ° „
Betriebsleiter zu unterwerfen. Das Schiedsgericht hat-er> .
die Leitung des Arbeitsnachweises zu beaufsichtigen. ES
selbstverständlich, daß die Brauereien solch geradezu, uN"'
schämte Forderungen mit Entrüstung zurückweisen. sebr
zeichnend ist, daß auch die hiesige sozialdemokratische V""
stimme den Entwurf zu dem Arbeitsnachweis als unanneA
bar hält und erklärt, derselbe sei dem Gewerkschaftskali
sowie der Boykottkommission nicht bekannt gewesen und A,
halb in der den Boykott beschließenden Versammlung A
nickt erörtert worden. Die Bohkottkommission will deM
einen neuen Entwurf für den Arbeitsnachweis ausarbeuc
Der ganze Vorgang beweist, wie leichtfertig man bei ",
Verhängung des Boykotts verfahren ist. Heute ist in vu
Tausenden von Exemplaren ein Verzeichniß der Wirthlwan.
in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und Umgeb"
welche Bier aus den boykottirten Brauereien beziehen, v
breitet worden. Auch die Sozialdemokraten in Heidetven»
und Ludwigshafen haben sich dem Boykott nngeschlossen- .
V Mannheim, 21. Aug. In selbstmörderischer Absicht spAj
gestern Abend die 17jährige Katharina Steckel Hierselbst unterA
des Floßhafens in den Neckar, wurde jedoch von Fischern A
lebend aus dem Wasser gezogen und in die elterliche WoM.z
gebracht. Ueber das Motiv der That ist noch nichts Nahe
bekannt.
N Ettlingen, 21. Aug. Vorgestern Nacht halb 11 Uhr "A
der ledige 19 Jahre alte Weichensteller Utz von EttlingenA,
bei Rüppur von einem Wagen der Albthalbahn erfaßt und A
Seite auf die Schienen geworfen, wobei er schwere Verletzung
davontrug. Der Verunglückte wurde ins städt. Hospital
gebracht.
VV Karlsruhe, 21. Aug. Der Taglöhner Friedrich LudA
Bürkle aus Feldrennach, welcher wegen Raubes 5 V,-Al
Zuchthaus erstehen muß, hat gestern bei einer Vorführung^,
Straftammerverhandlung Gelegenheit gefunden, zu entkorNA
Derselbe ist 33 Jahre alt, 1,70 Meter groß, hat kräftige
schultrige Statur, röthlichblonde Haare und trägt GefängniM'"
ohne Kopfbedeckung.
Baden-Baden, 21. Ang. Internationale 3A
l ä u m s - R e n n en. (Zweiter Tag.) Zu den WA
Rennen ist der Großherzog von Baden mit dem MUA
von Brauer erschienen und wurde auf dem Rennplatz
vom Prinzen Herrmann von Sachsen-Weimar, den beiden A,
Präsidenten und dem Rennbahndirektorium empfangen.
drang des Publikums war ein immenser. I. Rennen: P.A.
von der Iburg, 4000 M. Erstes: Dr. Lemches "r>
„Doppeladler". Zweites: Major von Boddien's F.-H.
ritter". Drittes:H. Manske's F.-H. „Commandeur". Tot. 2l^Al
II. Rennen: Damen-Preis. Ehrenpreis und 200« ,-,,
Erstes: H. Balduin'S F.-H. „Lucifer". Zweites: G. v. Au
röders „Mennelik". Drittes: Hauptmann v. Blottwitz's dlu-
„Londor". Tot. 18:10 M. III. Rennen: Großes JnA
nationales Armee-Jagd-Rennen. Preis 10 000'-A
Erstes: Lt. Graf v. Königsmarcks W. „Musipula",
Lt. v. Lattorf's br. St. „Najade III", Drittes: Lt. Graf A" tt
dbr. St. „Basement". Tot. 19 :10 M. IV. Rennen: W h,,
von Lichtenthal. 3000 M. Erstes: Frhrn. v. Eickstedt/ ..
St. „Florentina". Zweites: Lt. Gr. Rosen's dbr. St. -JA,
Rosa". Drittes: Herrn A. W. B-Hren's F.-St. Maggie
Tot. 87:10 M. V. Rennen: Preis vom Präsiden -
5000 Mark. Erstes: Major Kimmerle's F.-W. „Sonder"^
Zweites: Herrn F. Niemann's br. H. Beffroi". Drittes: :
Erik's br. St. .Woodrose". Tot. 24:10 M. VI. RenA-
Altes Schloß-Hürden-Rennen. Turfklub-Preis P
Erstes: Herrn v. Kotze's br. H. „Undolf". Zweites: p
Lumley's br. H. „Hesperian". Drittes: Herrn A. Thiele
H. „Pfadfinder". Tot. 16 :10 M.
Freiburg, 16. Aug. Der Professor der englischen PhilM««
Honorarprofessor A. S chröer, hat einen ehrenvollen "As
die Hochschule von Würzburg erhalten. Wie verlautet, " K
der a. o. Professor Weißenfels (deutsche Philologie-
Leipzig in Vorschlag gewesen.
Aus Bade«. Die Eberbacher Ztg. erklärt, daß das
von mehreren Zeitungen gemeldete Vorkommniß, wona«A
4jährige Kind des Rechners Müller in Eberbach eine halbe A
Branntwein getrunken habe und daran gestorben sei,
Eberbach a. N. vorgekommen sei; es gebe dort keinen
rechner Müller und keine Darlehenskasse.
 
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