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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0274

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Verbindung mit Ihren katholischen Mitbürgern nicht ab, Sie
werden dann Ihrer Stadt eine grossartige Zukunft sichern! Mit
dem puren Nationalliberalismus und seinen Extremen werden
Sie es nicht erreichen!"
Herr Professor Seith, der Vorsitzende des nationallib. Vereins,
erwiderte hierauf, daß man in den Kreisen seiner Parteifreunde
die Mahnung des Herrn Fieser, soweit von der Gegenseite die
Brücke nicht abgebrochen wäre, gerne beherzigen würde.
Was Herr Fieser da gesagt hat, ist sehr richtig. Wir
erinnern uns, daß schon gelegentlich früherer Stadtraths-
wahlen in Karlsruhe die Bethätigung dieses Gedankens
von nat.-lib. Seite angeregt worden ist. Leider vergebens,
denn damals fehlte diesem Gedanken noch die praktische
Unterstützung durch Herrn Fieser.
-fff Karlsruhe, 13 Sept. Letzten Sonntag fand dahier
eine sozialdemokratische Parteiversammlung des
zehnten badischen Reichstagswahlkreises statt, die sich auch mit
der Frage des Arbeiterschutzes befaßte. Es wurde ein Antrag
angenommen, demzufolge die sozialdemkr. Reichstagsfraktion
beauftragt werden soll, dem Reichstag einen neuen Entwurf
eines Arbeiterschutzgesetzes vorznlegen.
Elsaß-Lothringen. Eine alt-elsässer Stimme sagt im
Ev.-prot. Kirchenboten anläßlich des Weltfriedens-Vor-
schlags des Zaren:
In Frankreich hat eigentlich die Botschaft des hohen Ver-
bündeten eine ziemlich kühle Aufnahme gefunden. Die sogenannte
elsaß-lothringische Frage ist schuld daran. Wenn man sich doch
einmal in Frankreich das Phantasiebild der sehnsüchtig thränen-
den Auges nach Rettung ausschauenden verlorenen Provinzen
aus dem Kopfe schlagen möchte! Mau thut uns inFrank-
reich den größten Gefallen, wenn man uns hier
im Els aßt n Ruhe läßt. Wir haben nicht die ge-
ring st e Lu st, in einem neuen Kriege nochmals
den Prellbock zu spielen, und eine Wiederver-
einigung mit Frankreich wäre für unser Land
jetzt geradezu ein Unglück. So möge man denn auch
in Frankreich mit aufrichtigem Wohlwollen an der Friedens-
konferenz sich betheiligen, um so mehr, da mau im Inner» ge-
nug zu ordnen hat.
Straßburg, 13. Sept. Der Großherzog von
Baden ist heute Abend 7 Uhr 20 Minuten hier an-
gekommen und setzte, nachdem er ein Abendessen im Kaiser-
zimmer eingenommen hatte, um 8 Uhr in Begleitung des
kaiserlichen Statthalters die Reise nach Sulz u. W. fort,
um deu morgen in der dortigen Gegend beginnenden Corps-
manöveru des XV. Armeekorps beizuwohnen. Die Rück-
kehr ist auf den 16. d. M. festgesetzt._
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 13. Sept. Der Großherzog begab sich
am Sonntag deu 11. ds. Mts. Abends, von der Groß-
herzogin bis Konstanz begleitet, nach Donaueschingen. Der
Fürst zu Fürstenberg, welcher deu Großherzog eingeladen
hatte, em fürstlichen Schlosse abzusteigen, hatte sich zum
Empfang am Bahnhofe eingefunden, ebenso waren der
Kommandireude General des 14. Armeecorps, General der
Kavallerie von Bülow, und die Vertreter der staatlichen,
fürstlichen und städtischen Verwaltungen am Bahnhof an-
wesend. Gestern früh 7 Uhr fuhr der Großherzog mit
dem Fürsten nach Pfohren und stieg hier zu Pferde. Der
Leitende der Manöver der 29. Division, Generallieutenant
Freiherr von Bissing, gab Seiner Königlichen Hoheit auf
der Höhe nordwestlich Pfohren einen Ueberblick über die
derzeitige Gefechtslage. Die Westpartei (verstärkte 57. und
84. Infanterie-Brigade unter General von Fallens) hatte,
von Löffingen kommend, am frühen Morgen den Donau-
übergang unterhalb Pfohren erzwungen und schloß nun in
sich auf, um darnach der über Jmmenhofen zurückgehenden
Ostpartei (verstärkte 58. Infanterie-Brigade unter Oberst
Seederer) nachzudrängen. Als die Ostpartei, welche die
Verbindungen einer Ostarmee zwischen Tuttlingen und Rott-
weil decken sollte, zu nachhaltigem Widerstand eine Stellung
bei Heidenhofen besetzte, entwickelte General von Fallois
feine Truppen rechts herumgreifend zum entscheidenden An-
griff. Seine Königliche Hoheit beobachtete diesen Gefechts-
verlauf von der Höhe nördlich Aasen. Um halb 11 Uhr
schloß die Uebung. An der durch den Leitenden, General-
lieutenant Freiherrn von Bissing, und den Kommandiren-
den General, General der Kavallerie von Bülow abgehal-
tenen Besprechung nahm Seine Königliche Hoheit gleichfalls
Theil und erkannte dabei besonders die abwechslungsreiche,
sehr belehrende Anlage der Uebungen und die gute Marsch-
leistung der Infanterie an. Gegen 1 Uhr kehrte Seine
Königliche Hoheit wieder nach Donaueschingen zurück, wäh-
rend die Truppen in den Zustand der Ruhe übergingen
und Biwacks bezogen. Bis 7 Uhr war starker Regen ge-
fallen. Im Verlauf des Tages blieb die Witterung trüb,
wurde aber gegen Mittag sehr schwül. Um halb 3 Uhr
nahm Seine Königliche Hoheit den Vortrag des Präsidenten
des Ministeriums des Innern Geheimeraths Dr. Eisenlohr
entgegen.

Ausland
Oesterreich. Wien, 12. Sept. Heute Nachmittag
rotteten sich Marktweiber auf dem Naschmarkt zusammen
und schütteten auf die bei der Wieneinwölbung beschäftigten
Italiener heißes Wasser und Unrath hinab. Das Publi-
kum versuchte vergebens einzuschreiten. Die Arbeiter
flüchteten, bis die Polizei die Ruhe herstellte. In Laibach
dauern die Ausschreitungen gegen die Italiener fort; heute
Abend verließen infolge dessen 300 italienische Arbeiter mit
Sonderzug die Stadt.
Lemberg, 12. Sept. In den galizischen Provinz-
städten wollte man die Nachricht von der Ermordung der
Kaiserin so wenig glauben, daß in Grodeck ein Bürger,
der sie aus Lemberg brachte, wegen Verbreitung beun-
ruhigender Nachrichten verhaftet und erst Sonntag früh
freigelassen wurde, als sich die Meldung bestätigte.
Frankreich. Pa ris, 13. Sept. Der gut unterrichtete Matin
gibt über den gestrigen Ministerrath folgende Einzel-
heiten : Die Bemühungen des Cabinets, eine Einigung
mit dem Kriegsminister zu erzielen, waren nicht
aussichtslos, als plötzlich Felix Faure eingriff, und
in gleicher Weise wie der Kriegsminister die Revision für
unmöglich erklärte. Er setzte dem Ministerrath die Gründe
dafür auseinander, die daraufhin in der Weise erörtert

wurden, daß der Streit nicht mehr zwischen Brisson und
dem Kriegsminister, sondern zwischen dem Präsidenten der
Republik und dem ersten Minister lag. Die Verhandlung
wurde bald sehr lebhaft und dann so erregt, daß die
Sitzung um Mittag aufgehoben wurde, ohne daß eine
Entscheidung getroffen worden wäre. Die meisten
Minister nahmen die Empfindung mit, daß nach
dem Vorgefallcnen das Cabinet zurücktreten
müsse. In der Nachmittagssitzung jedoch legte Leon
Bourgeois dar, welche Folgen die Ablehnung der Revision
haben könnte. Es ging die Rede von dem möglichen Rück-
tritt des Cabinets, von der alsdann nothwendigen so-
fortigen Einberufung der Kammern und anderen Folgen,
die jedoch Felix Faure nicht einsehen wollte, sodaß man
nach 6stündiger Verhandlung übereinkam, keine Ent-
scheidung bis Samstag zu treffen. Nach den Berichten
der Morgenblätter erscheint die gestrige Haltung
des Justizministers Sarrien zweifelhaft, obgleich
nach dem Matin der mit der juristischen Seite der
Revisionsfrage vertraute Justizminister auf Grund des ihm
vorgelegten Geständnisses Henrys die Revision als unum-
gänglich nothwendig erklärt haben soll. Die Dreyfus
feindlichen Blätter Jntrasigeant und Libre Parole drohen
Felix Faure mit skandalösen Enthüllungen über seine
Familienverhältnisse, falls er die Revision zuließe. IveS
Guyot schreibt im Siecle, General Zurlinden habe seine
Gegnerschaft damit begründet, daß die Revision verlangen
die Verhaftung des Generals Mercier fordern hieße. Wie
die Tinge heute liegen, scheint die Krisis unver-
meidlich und besonders folgenschwer zu werden,
da sich in der That nur zwei Möglichkeiten eröffnen.
Entweder spricht sich am Samstag das Cabinet für die
Revision aus, worauf der Kriegsminister zurücktritt oder
das Cabinet lehnt sie ab und Brisson geht. Mit ihm
fällt natürlich das ganze Cabinet und die Einberufung
der Kammern ist unabweisbar. Ein anderer Ausweg ist
kaum möglich.
Paris, 13. September. Man rechnet bestimmt
darauf, daß trotz Felix Faure die Mehrheit des Cabinets
am Samstag die Revision des Dreyfusprozesses
beschließen wird.
Italien. Rom, 13. Sept. Nach Blättermeldungen
wurden hier in den letzten Tagen mit der Unterschrift
„Das revolutionäre Comits" versehene, zum
Umsturz auffordernde Aufrufe vertheilt. Die
Polizei ordnete einen Ueberwachungsdienst an und verhaftete
einen gewissen Carlo Siles, als er solche Aufrufe ver-
theilte. Im Augenblick seiner Verhaftung rief Siles: „Es
lebe die Anarchie! Tod dem Könige!" Ein Trupp von
etwa hundert Personen folgte Siles bis zur Polizeiwache,
von wo die Unruhen vom 6. Mai dieses Jahres ihren
Anfang nahmen. Dort erhoben sie ein Gepfeife und
Gejohle und beantworteten die Aufforderung, auseinander-
zugehcn, mit Steinwürfen, wodurch ein Polizeisoldat leicht
an der Schulter verwundet wurde. Andere hinzukommende
Beamte zerstreuten schließlich die Ruhestörer. Siles, der
1877 in Reggio di Calabria geboren ist, war gestern zur
Vertheilung der Aufrufe aus der Schweiz hierher ge-
kommen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 14. September.
8 Zur Verlobung des Prinzen Max. Auf das au Seine
König!. Hoheit den Großherzog aus Anlaß der Verlobung des
Prinzen Max von Seiten der Universität abgesendete Tele-
gramm ist von Donaueschingen nachstehende telegraphische Antwort
eingekommen:
Ich danke der Universität von Herzen für deren freund-
lichen Glückwünsche zur Verlobung meines Neffen, des
Prinzen Max.
Friedrich, Großherzog.
An den Prorektor
der Universität Heidelberg.
Prinz Max dankte für den Glückwunsch mit folgendem an
den stellvertretenden Prorektor Prof. Meyer gerichteten Telegramm:
Zarskoje Selo-Palais, 13. Sept. Ihnen und der Ruperto-
Carola wärmsten Dank.
Prinz Max.
/X Die Neuenheimer Kanalisation, oder ein halbes Stünd-
chen unter der Erde. Auf freundliche Einladung und unter
Führung des Herrn Ingenieur Beinhauer nahm der Schreiber
dieses gestern die neuen Kanalisationsanlagen in Ncuenheim in
Augenschein. Rendezvous-Platz war die Stelle, wo die Kepler-
straße in die Uferstraße mündet, also eine Stelle, unmittelbar
vor der Anlage für die Schlittschuhbahn. Wegen der Kanali-
sation hat der Zufluß zur Schlittschuhbahn etwas flußaufwärts
verlegt werden müssen, damit nicht das Schmutzwasser aus dem
Kanal in die Bahn dringt, sondern nur reines Wasser hinein-
geleitet wird. Die Zuleitung zu der Schlittschuhbahu kreuzt nun
den Haupisammelkanal, indem sie unter demselben hinweg führt.
Die Ausmündung des Hauptkanals der neuen Kanalisation von
Neuenheim in den Neckar kann Jeder sehen, der unmittelbar bei
der Schlittschuhbahn an den Fluß tritt. Kurz vor der Mündung
des Kanals befindet sich ein großer kammerartiger Schacht zum
Auffangen des Schlammes und sonstiger gröberer Massen. Einer
der Einsteigschächte bestndetsich da, wo die Keplerstraße in die Ufer-
straße mündet und ihn benutzten wir, um in das Reich der Unter-
welt zu gelangen. Das Einsteigen ist garnicht so unbequem.
Die Oeffnung ist breit genug auch für korpulentere Leute; die
eisernen Tritte, an denen man hinabsteigt, stehen zwar etwas
weit auseinander, aber es geht doch. Ein Mann mit einer
Benzinlampe ging voraus und beleuchtete unfern Weg. Ein
Spaziergang über den Philosophenweg ist zwar schöner, wie ein
Marsch durch den Neuenheimer Hauptkanal, aber was thut man
nicht, um seine Neugierde zu befriedigen und um zu sehen, wie
städtisches Geld unter der Erde angelegt wird. Die Luit unten
>war gut, in manchem Ballsaal ist sie minder angenehm. Hätte
man sich in dem Kanal ganz aufrichten können und hätte man
nicht beständig durch rieselndes Rinnsal patschen müssen, dann
wäre die unterirdische Expedition nicht nur interessant, sondern
auch ganz angenehm gewesen. Wie die Keplerstraße schnurgerade
nach Norden, so zieht unter ihr auch der Hauptsammel-
kanal hin. Der Boden des Kanals besteht aus Steingut. Wenn
man sich einen Dachkandel etwas vergrößert und etwas flacher
auseinandergezogen denkt, so hat man ungefähr die Form des
Kanalbodens. Man muß sich zur Vervollständigung des Bildes
aber einen Dachkandel bei Regen denken, denn die Mönchhof-
straße benutzt den neuen Kanal schon, und obgleich es noch nicht
3 Uhr war, hatten die fleißigen Küchenfeen genannter Straße
augenscheinlich doch schon alle das Mitlagsgeschirr gespült, denn
unermüdlich rieselte uns sanft ein Schmutzwasserbächlein entgegen;


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so daß eine richtige Kneipp'sche Kur sich als schätzenswerthe Z"'
gäbe zu der Besichtigungsexpedition ganz von selbst ergab. Der
Querschnitt des Kanals hat ungefähr die Form eines große»
lateinischen 0. Die Sohle ist, wie gesagt, aus Steingut, der
übrige Theil aus Cementbeton, die Wände sind glatt verputzt, da-
mit das Wasser keiner unnöthigen Reibung ausgesetzt ist. Da-
wo wir einstiegen, hat der Kanal eine Höhe von 1,65 Meter».
Man mußte sich also gleich bücken. Die Breite ist für einen
Menschen völlig ausreichend. So drangen wir denn, gebückt aber
muthig, im Kanal vor; voran der Mann mit der BenzinlamPs-
dann der Schreiber dieses und dann der Ingenieur. NaS
einiger Zeit der Wanderung kamen wir an die Stelle,
wo über der Erde die Ladenburgerstraße in die Kepler-
straße mündet; unter der Erde mündet dort ein aus der
Ladenburgerstraße kommender Kanal in den HauptsamM«-
kanal. Die Einladung, auch in diesen Nebenkanal zu krieclst"-
wo man auf dem Bauch hätte rutschen müssen, wurde dankend
abgelehnt, wohl aber wurde näher beaugenscheinigt, wie die Ei"?
Mündung der Nebenkanäle in den Hauptkanal ausgeführt ist-
Solch eine Kanalerstellung ist eine viel subtilere Arbeit, als M"?
sich in Laienkreisen vorstellt. Bis auf den Millimeter genau M""
das Gefälle eingehalten werden; das ist doch ein sehr feiner und
empfindlicher Maßstab für ein so robustes Werk, wie ein mehret
hundert Meter langer Kanal. Wie der Hauptkanal richtig a««'
geführt ist, so müssen auch die Nebenkanäle in richtiger Weist
zugeleitet werden, damit in dem Ganzen keine Stockung u"f
keine Stauung eintritt, sondern die Kanalanlage glatt sunktionm-
Nach der Ladenburgerstraße herauf führt ein Aussteige- b-z'"-
Einsteigeschacht, sodaß man sich wieder einmal ausrichten und d»d
Kreuz strecken konnte, was sehr wohl that. Auch bei de»
Kreuzungen der übrigen Straßen mit der Keplerstraße gibt ?
solche Schächte. Während wir unten marschirten, sprang e>"
Mann mit einem Pickel oben den gleichen Weg und bis w>r
einen neuen Einsteigeschacht kamen, hatte er schon oben den Deckel
geöffnet. Niemals sieht man den Himmel blauer und schönt
leuchten, als wenn man aus so einem tiefen Loch in der Erde
nach ihm schaut. Erwähnt sei noch, daß bei den Einsteigeschächst,"
sich auch Vorrichtungen zum Spülen des Kanals befinden. Diese
bestehen in nichts anderem als in einer Schi-berthür D's
Spülung geschieht folgendermaßen: Die Schieberthüre, d?
das oberste Kanalstück abschließt, wird heruntergelasst"
und dies Kanalstück mit Wasser vollgefüllt, dann öffnet w"»
die Schieberchür, die Wassermassc strömt mit Gew"«
heraus und rcitzl allen Schmutz mit. Sie trifft dann A
die zweite Schieberthüre, staut sich an, wird wiederum plöM
herausgelassen und so wiederholt sich der Vorgang von Absch"»'
zu Abschnitt. Die Wanderung im Kanal in den einzeln?'
Abschnitten verlief im ganzen gleich, nur daß der Kanal iw»'?
niedriger wurde, man sich also immer mehr bücken wußte-
Interessant ist die großartige Akustik in dem Kanal. SE
ein leiser Ton pflanzt sich auf große Strecken fort; e>"
lautes Wort weckte ein überraschendes Echo und ein kräftig?
Ruf erzeugt in den Kanalrohren einen Donnerhall. W?
passirten die Schröderstraße, die Mönchhofstraße, die Molts?
straße, deren Anschluß an den Kanal übrigens noch nicht ersE
ist. Die Höhe des Kanals wurde kleiner und kleiner, schließt
betrug sie nur noch 1,20 m, so daß man beim Gehen mit d?
Nase fast die Knie berührte. Als wir den Schacht bei der
Grenzstraße erreichten, hatte der Schreiber dieses gerade genug-
Mit möglichster Beschleunigung entstieg er der Unterwelt:
freue sich, wer da athmet im rosigen Licht". Das letzte SM"
des Kanals bis zur Handschuhsheimer Landstraße ist noch etw"s
niedriger. War es anch keine Vergnügungstour, die Sch"»?'
dieses gestern durch die Neuenheimer Kanalanlage gemacht ist''
so war sie doch interessant und belehrend. Sie rief Zu-
gleich die Ueberzeugung hervor, daß die ganze Anlage auß»'
ordentlich sorgfältig und in jeder Beziehung correkt und zu"/!
lässig ausgefuhrt worden ist. Die Arbeit an dem Kanals
begann am ersten August des vorigen Jahres. Da der Baugr""°
überall gut war, so nähert sich das Werk schon jetzt seiner B"?
endung. Es war auch hohe Zeit, denn die alten Neuenheiw«
Kanäle können die ihnen zugemuthete Leistung nicht mehr be-
wältigen, sodaß öfters das Wasser aus den Kanälen durch b»
Schächte in die Straßen dringt. Die Neuenheimer haben alle»
Grund, für dieses schöne Kanalisationswerk der Stadt dankbm
zu sein.
88 Concert zum Vesten der Luisenheilanstalt. Wir möchte»
nicht versäumen, darauf aufmerksam zu machen, daß am Die»?'
tag, 11. October, Abends 8 Uhr im großen Harmoniesaale
Concert im Kammermusikstile zum Besten der Luisenheilanst"'
hier stattfinden wird, zu dem Frau Kapellmeister Alice RadtS
(Sopran), Herr Concertmeister L. Grau (Violine) und Herr
Ä. Sienold jr. Klavier) in liebenswürdiger Weise ihre Mit'"'!
kung zugesagt haben. Hoffen wir, daß das Unternehmen ?"'
Hinblick auf seinen edlen Zweck beste Aufnahme finden wE
Nähere Auskunft ertheilt Herr Eugen Pfeiffer. Es werden ?
ihm jetzt schon Vormerkungen zu reservirten Plätzen entgeh"
genommen.
O Naturseltenheit. Im Garten des Herrn Georg Busch/?.
Bahnhofstraße Nr. 11, steht ein Pflaumenbaum in voller Blütkst"'
Pracht.
Z Umgekippt. Drei junge Leute, zwei von etwa 20, ei"^
von 14 Jahren, fuhren gestern Nachmittag in zwei Nachen
dem Neckar. Die Schiffe kippten um — aus welcher Ursache »
uns nicht bekannt — und die Insassen fielen in's W"lst»
Fischereiaufseher Rohrmann, der mir seiner Schwiegertochter kst
rade Jemanden übersetzte, fuhr auf die im Wasser befindliche»
auf deren Hilferufe los, die Schwiegertochter zog den Jüngste''
aus dem nassen Element, die beiden Aelteren schwangen sich !?"!,
in den Fährnachen. So ging die Sache noch gut ab.
schiedene den jungen Leuten gehörige Sachen wurden später
geländet.
O! Schöffengerichtssitzung vom 13. Sept. 1) Knecht Job""-
Adam Deeg. z. Zt. in Haft, erhielt wegen Körperverletzung
Monate Gefängniß, 2) Sebastian Philipp, z. Zt. in Haft, nstgm
Körperverletzung 4 Wochen Gefängniß, 3) Händler Job"^
Föhringer und Wirth Johann Georg Seibert, beide von NußwA
erhielten wegen Vergehens gegen die Gew.-Ordnung Föhring«
eine Geldstrafe vvn 60 ^L, Seibert eine solche von 40
4) Philippinc Engler Ehefrau geb. Lang hier wurde von ,
Anklage wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz ft,
gesprochen. 5) Friedrich Moser von Malsch erhielt wegen dE
eine Geldstrafe von 30 6) Die Verhandlung gegen Eist"'
dreher Karl Ludwig Philipp Hiebeler hier wegen Beleidig""^
wurde vertagt. 7) Margaretha Reinhard von Waldhilsbach "
hielt wegen Diebstahls einen gerichtlichen Verweis, 8) TaglöbN-
Johann Balthasar Maisch in Ziegelhausen wegen KörperverletzNI
6 Wochen Gefängniß, 9) Landwirth Karl Georg Müller in G"?
berg wegen Beleidigung eine Geldstrafe von 10 10)
Wirth Josef Christ von Lobenfeld wurde von der Anklage weg
Körperverletzung freigesprochen. 11) Maurer Wilhelm Ern' "»
Maurer Johann Jakob Rühle, beide von Eppelheim, erhiejst
wegen Körperverletzung Erni 4 Monate Gefängniß,
2 Monate Gefängniß, 12) Die Verhandlung gegen Taglohn
Johann Karl Hilkert in Petersthal wegen Diebstahls rc.wu"
vertagt. 13) August Valentin Engelhardt und Georg Niko'""
Schmitt in Handschuhsheim erhielten wegen Körperverletzung
Engelhardt eine Geldstrafe von 20 Schmitt eine solche ",
10 14) Maurer Friedrich Schäfer, Maurer Adam Jöst, D ö
löhner Johann Wagner, Maurer Friedrich Karl Hammle »»
Maurer Leonhard Ewald, alle in Handschuhsheim, sind weg«
Körperverletzung angeklagt; Schäfer erhielt 6 Wochen Gefängnw-
Wagner 5 Wochen Gefängniß, Hammle 14 Tage Gefängmß-
anderen wurden freigesprochen. IS) Fabrikarbeiter Karl W«'
und Christoph Erhard in Wieblingen erhielten wegen Korp.
Verletzung Fischer 1 Monat Gefängniß, Erhard 14 Tage Gesang'

es reicht gerade so b's in die untersten Schuürlöcher der Schube-

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