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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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Kaiserin besaß, etwa 10 an der Zahl. Zu Füßen liegt
ein schwarzer Spitzenschleier und ein Paar weiße Hand-
schuhe. An den vier Ecken des Katafalks halten Leib-
gardisten die Ehrenwache. Das Publikum wird in Gruppen
zu 30 und 40 Personen eingelassen. Früh 10 Uhr zählte
die Menschenmasse bereits zu Zehntausenden.
Wien, 16. Septbr. Der Zug der Wiener Be-
völkerung nach der H o fb ur gkap elle dauert ununter-
brochen und ungeschwächt den ganzen Tag bis 5 Uhr
Nachmittags fort.
Wien, 16. Sept. Allgemeine Erregung zeigte sich
anläßlich falscher Gerüchte. Heute wurde der Prinz-
regent Luitpold todtgesagt, das Gerücht auch an
verschiedenen amtlichen Stellen geglaubt. Die Zeitungen
druckten schon Extrablätter mit der Meldung, auf der
Reise nach Wien sei er einem Schlagfluß erlegen, bis die
amtliche Meldung kam, daß er bei bestem Wohlbefinden
nach Wien abgereist ist.
Schweiz. Aus Lausanne wird der Neuen Fr. Pr.
berichtet: Die Kostfrau Luccheins und ihr Sohn er-
zählten verschiedene Einzelheiten, welche das Bild Vom
Charakter dieses Schreckensmenschen ergänzen mögen.
„Luccheni hat niemals mit seinen Kameraden bei Tisch ge-
sprochen. Er war in sich verschlossen. Seine anarchistische
Gesinnung war uns nur daraus bekannt", sagte die Frau,
„daß er stets anarchistische Zeitungen las, ein italienisches
Anarchistenblatt und die französische Zeitung Pore Penard.
Selbst während des Essens las er diese Blätter. Er
hütete sich jedoch, anarchistische Gespräche zu führen oder
unter anderen Arbeitern zu agitiren. Am Sonntag pflegte
er zu trinken; dann war er redselig und brutal!"
Bern, 16. Sept. Der Bundesrath berieth heute
über die gegen die Anarchisten zu ergreifenden Maß-
regeln. Beschlüsse wurden nicht gefaßt.
Genf, 16. Sept. Die Sicherheitspolizei verhaftete
gestern Abend den Italiener Silva wegen Verdachtes,
Lncchenis Mitschuldiger zu sein. Silva habe die Vorgänge
bei der Begehung des Verbrechens mit allen Einzelheiten
wiedergegeben und über den Mörder bewundernde Aeuße-
rungen gethan. — Ein Telegramm aus Pest besagt,
wahrscheinlich hätte Luccheni sich einen falschen Namen
beigelegt und heiße in Wahrheit Succiati. — Luccheni
wurde einem Officier des Regiments, dem er früher an-
gehörte, gegenübergestellt und gab ohne Zögern die Namen
der Officiere an, unter denen er gedient hat.
Frankreich. Eine unter dem Vorsitz von Francis de
Pressenso tagende von 2000 Personen besuchte Volksver-
sammlung verlangt die Freilassung Picquarts und Unter-
drückung der Militärgerichtsbarkeit und sprach ihre Sym-
patieen fürDreyfus und seine Familie aus.
Italien. Rom, 13. Sept. Am 11. September haben
in Rom die Vertreter von etwa 30 städt. Vereinen die
schon angekündigte Liga gegen den Messergebrauch
begründet; es sind vorwiegend Arbeitervereine dabei be-
theiligt, Bäcker, Buchbinder, Fleischer, Schmiede, Schneider,
Tischler, Maurer, Kutscher, Köche, Kellner, Zeitungsver-
käufer u. s. w., mit andern Worten die große Masse der
redlich arbeitenden und voranstrebenden kleinen Leute. Der
Ausschuß, der die Anregung gegeben hatte, wurde beauf-
tragt, die Satzungen des neuen Verbandes auszuarbeiten.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 16. September.
ch Das Seelenamt für die Kaiserin Elisabeth wurde heute
früh in der Jesuitenkirche von Stadtpfarrer Wilms abgehalten,
wozu sich eine große Zahl von Theilnehmern eingefunden batte.
Demselben wohnten Se. Hoheit der Prinz von Sachsen-Weimar,
Geh. Regierungsrath Pfister, als Vertreter der Staats-, und
Bürgermeister Dr. Walz als Vertreter der städtischen Be-
hörde au.
* Wie Gerüchte entstehen. Nach der Straßb. Post hat ein
harmloses Vorkommnitz auf dem Manöverfelde bei Hagenau Anlaß
zu dem Gerücht von einem Attentat auf den Großherzog gegeben.
Es handelte sich lediglich um die Verhaftung eines widerborstigen
Zuschauers, der sich den Anordnungen der Gendarmerie nicht
fügen wollte, und aus diesem nichtssagenden Vorgänge entstand
dann das Gerücht. Hier in Heidelberg verstärkte sich gestern
Nachmittag das Gerückt von einem Attentat trotz den von den
Zeitungen gebrachten Dementis, weil ein Mediziner in einer
Wirthschaft erzählt hatte, er habe selbst den Großherzog ver-
bunden u- s. w. Nähere Nachforschungen ergaben, daß der be-
treffende Herr sich in einem Zustande befand, der seine Aussage
als Phantasieprodukt erkennen ließ. Die Karlsruher Zei-
tung schreibt: Das heute (Freitag) früh verbreitete Gerücht
von einem Anschlag auf Seine Königliche Hoheit den Groß-
herzog entbehrt, wie wir alsbald nach dem Auftauchen des-
selben feststellen konnten, jeder Begründung. Seine
Königliche Hoheit ist heute Vormittag gegen 11 Uhr aus dem
Manövergelände in Straßburg eingetroffen, und hat nach kurzem
Aufenthalt in bestem Wohlbefinden die Reise nach
Schloß Mainau (also nicht nach Karlsruhe, wie unser Karls-
ruher Corrcspondent gestern irrthümlich telegraphirt hatte. Red.)
fortgesetzt.
* Die schönen Tage, deren wir uns — ohne zu verrufen —
gegenwärtig erfreuen dürfen, lassen den Gedanken nicht auf-
kommen, daß wir uns nicht mehr weit von dem Beginn des
letzten Quartals des Jahres befinden. Nur das frühzeitige
Eintreten der Abenddunkelheit erinnert daran, daß wir schon weit
im Jahre vorgeschritten sind. Der Landmann hat nun bald die
aus, die sie allein eines solchen würdig machten, liebte sie
und konnte sich doch einer Regung der Eifersucht gegen das
Gebilde ihrer Phantasie nicht erwehren.
Bis jetzt hatte sie in der Wirklichkeit das vollkommene
Wesen, das Frau Mühlenbruch für ihren Sohn beanspruchte,
noch nicht gefunden und dieser zeigte nicht die geringste Nei-
gung, darnach zu suchen. Er schien durch das Leben an der
Seite der Mutter ganz befriedigt und sie war im Grunde
rhres Herzens froh darüber, ja, es gab Stunden, wo sie nichts
sehnlicher wünschte, als daß es so bleiben möchte. Dann aber
schalt sie sich wegen ihrer Selbstsucht und redete um so eif-
riger auf Ernst ein, daß er sich vermählen solle, so daß er
rntt der Behauptung nicht unrecht hatte, diese Mahnung sei
die Würze jeder Mahlzeit, die er mit der Mutter genieße.
An diesem Juli-Abend kam sie aber nicht wieder darauf
zurück, sondern beschäftigte sich mit dem in Aussicht stehenden
Besuch und schwelgte in dem Gedanken, wie sie den abge-
arbeiteten und wohl auch verhungerten Burschen hegen und
pflegen werde.
Früh am nächsten Morgen ging das Telegramm an Frau
Petermann ab und schon am Abend erfolgte die Antwort:
„Treffe Donnerstag Nachmittag 5 Uhr 50 Min. in Kahla
ein. L. Petermann." (Fortsetzung folgt.)

strengste Arbeitszeit hinter sich und kann an den langen Herbst-
und Winterabenden von den Anstrengungen der Sommercampagne
ausruhen. Jetzt kommt die Zeit wieder, da auch der Land-
mann seine Zeitung regelmäßig und gründlich liest. Unter
Hinweis auf den bevorstehenden Quartalswechsel ersuchen wir
unsere bisherigen Postabonnenten, das Abonnement bei der Post
rechtzeitig zu verlängern und ebenso bitten wir diejenigen, die
vom 1. October ab die Heidelberger Zeitung neu be-
stellen wollen, dies möglichst bald zu thun. Hiesige Abonnenten,
welche die Zeitung schon jetzt neu bestellen, erhalten sie bis zum
Schluffe dieles Monats gratis. Der billige Preis von Mk. 1.65
vierteljährlich mit Zustellung durch die Post, 1,50 mit Zu-
stellung durch eigene Träger ermöglicht es einem Jeden, die
Heidelberger Zeitung zu halten.
O Kunstverein. Die Ausstellung bietet gegenwärtig viel
Neues, sowohl in Oelgemälden wie in Aquarellen; zuerst sind
es für morgen 2 große Oelbilder: „Das Gebet" und der
„Dorische Tempel zu Paestum" in Mondbeleuchtung, von dem
rühmlichst bekannten Maler Haus Völker, München, die, im
Verein mit seinen drei vorzüglichen Aquarellen „Burg Dietrichs
von Bern, Verona", „Frühling in Venedig" und „Finale", ge-
wiß die Aufmerksamkeit aller Besucher auf sich lenken werden.
Anschließend hieran nennen wir die Waldlandschaft bei Mond-
schein „Erlkönig" von Josef Haunstetter, München, und eine
große Waldlandschaft an der Weser von C. Weinert, Hannover;
W. Knoll, Frankfurt a. M., sandte ein sehr bedeutendes Gemälde:
Gebirgsback im Kaukasus mit den schneebedeckten Gipfeln des
„Terek" im Abendschein, gleich einem Alpenglühen. Von Max Flei-
scher, Nom, ein großes Gemälde: „In der Brandung" versetzt
den Beschauer an eine der wilden Küsten des Mittelländischen
Meeres, wo trotz Wellen und Gischt einige Knaben ganz munter
baden; die Lichteffekte sind sehr gut vertheilt, das Ganze macht
einen sehr guten Eindruck. Unter den neuen Aquarellen sind die
fünf Studienköpfe von Conrad Fehr, Berlin, sehr tüchtige Werke,
sein großes Pastell „Fürst Bismarck" ist eine sehr flotte Arbeit;
Frl. F. Tschira und C. Hoff sandten vier reizende Franenköpfe
in guter Technik und Ausführung. Erwähnt seien noch die
Landschaft (Oelgemälde) von O. Heinisch „Am Achensee" und
Alfred Schmidt „Herdstabendschein". Der Kunstverein bietet
wirklich sehr viel Neues und Gutes und es sollte ein recht reger
Besuch der Ausstellung stattfinden. Für Anfang October sind
wieder größere Ausstellungen vorbereitet.
8 Neuer Comet, drei neue kleine Planeten, Zodiakallicht.
Am 13. September entdeckte der Astronom Perrine am Lick-
Observatorium in Californien abermals einen neuen Cometen.
Der Comet steht im Sternbild des Löwen und geht erst ganz
früh in der Morgendämmerung auf, so daß man ihn in unserer
Breite zur Zeit uicht beobachten kann. Ueber seine Bahn und
Helligkeit ist noch nichts bekannt. Die überaus klaren Nächte der
gegenwärtigen Zeit haben auch am hiesigen Astrophysikalischen
Observatorium die Entdeckung von drei neuen kleinen
Planeten gebracht. Am 11. September wurde die Gegend
ausgenommen, wo sich der Himmelsäquator und die Ekliptik
schneiden, also in der Nähe des Frühlingspunktes im Sternbilde
der Fische. Es fanden sich auf den photographischen Aufnahmen
zwei neue Planeten. Eine Aufnahme in der nächsten
Nachbarschaft jener Gegend vom 13. September zeigte die Spur
eines dritten neuen Planeten, welcher aber lichtschwächer war
als die beiden ersten, sodaß es noch zweier Aufnahmen am 14.
und 15. September bedurfte, um die Realität des Objektes mit
Sicherheit nachzuweisen. Der erste der 3 neuen Planeten zeigt
eine besonders starke Bewegung und seine Bahn ist steil gegen
die Erdbahn geneigt. Jedenfalls ist er ein interessantes und
merkwürdiges Glied des Sonnensystems. — Es sei außerdem
darauf hingewiesen, daß in den beiden vergangenen Nächten von
etwa 2 Uhr ab das Zodiakallicht, jener seinem Wesen nach
noch so wenig erforschte Lichtschein in der Ebene der Erdbahn,
vom Observatorium aus am Ost-Nord-Osthimmel ausgezeichnet
beobachtet werden konnte. Die schräg aufsteigende Lichtpyramide,
als welche das Zodiakallicht erscheint, leuchtete besonders in der
Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag so intensiv, daß man hätte
glauben können, die Morgendämmerung bräche an, wenn nicht
die Form des Lichtscheines den wahren Sachverhalt angezeigt
hätte. (Wir möchten dieser astronomischen Notiz beifügen, daß
Herr Dr. Ristenpart, früher in Heidelberg, jetzt in Kiel, in der
Franks. Ztg. erzählt, es sei von Witt in Berlin zwischen Erde
und Mars ein Planet entdeckt worden, der alle sieben Jahre der
Erde bis auf 22 Millionen Kilometer nahe kommt und dann als
ein Stern 6 Größe, also mit bloßem Äuge wahrnehmbar, er-
scheint. Da es nun unbegreiflich ist, wie ein solcher Planet der
Beobachtung bisher hat entgehen können, so ist die Hypothese
aufgestellt worden, der Stern stamme aus der Zone der kleinen
Planeten oder Asteroiden, sei dem Mars nahe gekommen und
von diesem abgelenkt worden, so daß er seine jetzige Bahn erst
kurze Zeit verfolgt. Red.)
A Variete zum Zwinger. Am nächsten Sonntag, den 18.
d., wird das Variötä-Lheater zum Zwinger dem Publikum seine
Pforten öffnen. Des Morgens von 11—1 Uhr findet großer
Eröffnungs-Frühschoppen mit großem Concert, ausgeführt von
der neuengagirten Hauskapelle unter Leitung des Variötökapell-
meisters, statt. Die Vorstellung beginnt Abends 8 Uhr. Nur erste
Künstlerkräfte hat Herr Direktor Kersebaum für sein neues Unter-
nehmen gewonnen, so daß man dasselbe den großstädtischen Eta-
blissements gleichstellen kann. Sehr vortheilhaft nimmt sich das
neue Bühnenarrangement aus. Die Bühne befindet sich jetzt am
früheren Eingang, während Eingang und Garderobe sich jetzt
beim Eingang zur Restauration befinden, woselbst mehrere
Thüren angebracht sind, so daß es kein Drängen noch irgend welche
Gefahr für die Besucher geben kann.
* Der endgiltige Entwurf des Fahrplanes für die badischen
Eisenbahnen vom 1. k. M. ab weicht von dem Sommerfahrplan
bezüglich der hiesigen Station nur in wenigen Punkten ab. Der
Schnellzug mit allen Klassen, Abgang von hier nach dem Ober-
land 9.04 Vorm. und der Gegenzug, Ankunft dahier von Offen-
burg 6.30 Abends, wird aufgehoben. Der künftig 11.22 hier abgehende
Schnellzug geht nur noch nach Bruchsal und von da weiter nach
Stuttgart und München. Der Anschluß nach Offenburg hört aus.
Die Verbindung mit M annheim bleibt die gleiche wie bisher,
ebenso sind auf der Linie Heidelberg - Würzburg Aenderungen
nicht zu verzeichnen. Die Sonntagszüge verkehren nur im Oktober
und April. Die Sonntagszüge auf der Linie Heidelberg-Schwetzingen
fallen aus. Im Lokalzugverkehr werden die im Sommer abgelassenen
Sonntag-Nachmittagszüge in den Monaten October und Äpril bei-
behalten. Der Morgens 5.35 von hier nach Neckargemünd ab-
gehende Zug ist gestrichen, ebenso der von Neckargemünd 7.34
Abends hier Zutreffende Zug, dagegen ein neuer Zug, Abg. von
Meckesheim 7.35, Änkunft dahier 8 36 Abends, eingelegt; ferner
wird der 4.30 früh und 6.23 Abends von hier abgehende Zug
nach Meckesheim weitergeführt, ebenso hat der Morgens 6.45 hier
Zutreffende Zug Anschluß von Meckesheim, fo daß die Verbin-
dung mit diesem Ort wesentlich erweitert ist.
--- Polizeibericht. Verhaftet wurden gestern eine Frauens-
person wegen Umherziehens, ein Taglöhner aus Wieblingen
wegen Zechbetrugs und ein Buchbinderlehrling wegen Betrugs
und Urkundenfälschung.
A Wiesloch, 16. Septbr. Wer etwas Schönes und Lehr-
reiches sehen will, soll die Wieslocher Gewerbeausstel-
lung besuchen. Er wird erstaunt sein, wie viel unser Städt-
chen an gewerblicher Tüchtigkeit aufweist. Bereits haben der
Ministertalrath Braun von Karlsruhe und Minister Etsenlohr
unsere Ausstellung besucht und sich lobend über sie ausgesprochen.
Höchst sehenswerth sind die Einrichtungen der Elektrizitätsgesell-
schaft vormals Lamaycr und Co. in Karlsruhe. Man staunt vor
der Menge der elektrotechnischen Werkzeuge, die sich im täglichen
häuslichen Leben und auch im Handwerksgeschäft brauchen lassen.
Nicht bloß Schlosser, Schreiner, Dreher, Schuhmacher u. s. w.,
nein, auch Hausfrauen, Hausväter, schließlich Jedermann findet
irgend eine elektrotechnische Einrichtung, die ihm besonders ge-

fallen wird und die er besonders gebrauchen kann. Und aller
Ehren werth ist, was unser Wieslocher Gewerbe aufweist. W»
uennen die Schuhfabrik von Wiesloch, die auf der Ausstellung
jedem Besucher einen Einblick giebt, wie ein Schuh gemacht wird-
Es ist sehr sehenswerth. Wir nennen unsere Gerbereien, weiter
die Arbeiten unserer Schreiner, unserer Küfer, unserer Flaschner,
unserer Sattler, unserer Seiler, unserer Schmiede; die Erzeug'
nisse der Photochemischen Fabrik (Photographieen auf Stoffe)
u. s. w. Prächtig ist der gärtnerische Schmuck der Ausstellimg,
die ganze künstlerische Anordnung macht einen sehr freundliche»
gewinnenden Eindruck. Und wenn man sich müde geseben Hw
an all den schönen Sachen, so kann man sich laben an einem
vortrefflichen Glase Bier oder Glase Wieslocher Weines """
kann dazu eine elektrisch gekochte Frankfurter verzehren. AIW
verehrte Herrschaften von Heidelberg, Damen und Herren, Hand-
werker und Gewerbetreibende, kommen Sie auf einen Nachmittag
und Abend her. Sie werden es nicht zu bereuen haben. (Eintritts'
preis 20 Pf., Lokalzug hin und zurück 60 Pf.)
Stettfeld, 15. Sept. Die Hopfenernte ist auch kM'
wie in den meisten Orten des Kraichgaues bereits beendet. Da»
Ergebniß hinsichtlich der Quantität beträgt etwa zwei Drittel
des vorigen Jahres, dagegen ist die Qualität eine vorzügliche-
Ueberhaupt gehören die Hopfen der Orte Sandhaufen, Kirrlaw-
Weiher und Stettfeld zu den besseren des Bezirks, werden de»?
halb gesucht und rasch abgesetzt; dieses Jahr per Zentner lad
bis 140 Mk. Das Gesammtergebniß beträgt für den hiesig?"
Ort d. I. gegen 350 bis 400 Zentner, so daß durch den Erls»
35 000 b's 40 000 Mk. hierher gelangen. Infolge der geringe"
Preise des vorigen Jahres wurden manche Hopfenanlagen a»s-
gehauen und neue fast gar nicht, dafür aber 17 Viertel Acker z"
Reben angelegt. Möchten die Landleute durch die diesjährige"
Preise ermuntert werden, auch für die künftigen Jahre den
Hopsenbau zu erhalten und zu pflegen.
Baden-Baden, 16. Sept. Für die Königin Natalie von
Serbien ist, lt. Bad. Ldsztg., die Villa Eugenie an der K"*
puzinerstraße — frühere Pension Grodock — auf ein Jahr ver-
miethet worden. Der König von Serbien begab sich zu der Besi
setzungsfeier der Kaiserin Elisabeth nach Wien, wird aber >"
einigen Tagen wieder hierher zurückkehren. ...
Aus dem Murgthal, 16. Sept. Die Ohmd ernte in
vorüber und sehr gut unter Dach und Fach gekommen. Naw'
zügler, die nie fertig werden können, haben dies Jahr imrntt
noch schönes Wetter und bringen ihr Ohmd gut ein. Quantitativ
wird geklagt. Die anhaltende Trockenheit hemmt alle Feld'
arbeiten. Das Putzen der Erdbeerstöcke wurde eingestellt, da e»
nicht möglich ist, in dem harten Boden zu arbeiten. Die Hopfe»
sind gut gerathen und soll, wie wir erfahren, ein Händler au»
Schwetzingen hier eingetroffen sein. Diesem ist aber der Preis'
den die Produzenten erzielen wollen, etwas zu hoch.
wollen 140 pro Centner. Er findet die Waare etwas leichb
wenn auch schön und gut behandelt. Schwetzinger Hopfen st""
es eben nicht; auch werden nicht so viele gebaut, als in manche"
Blättern zu lesen war. Lieber wäre es den Murgthälern, we""
die Bäume voll Acpfel unv Birnen hängen würden, statt wiche
leer dazustehen. Es ist aber auch dieses Jahr wenig Freude n»
schönen Murgthal zu verspüren, da auch die Kartoffeln dttst"
Herbst nicht gerathen find. Die Nässe in der Zett, wo sie
arbeitet werden mußten, hat viel geschadet. Viele gefault, d>
meisten klein, und obendrein hört man vielfach, daß viele EiE
linge gefunden werden, die die Knollen ganz zerfressen. M"
Bangen sehen viele unserer Thalbewohner dem kommende"
Winter entgegen; denn viel erspart haben sich die meisten """

7


Ä
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nicht.
Triberg, 14- Sept. Während eines Gewitters schlug
Blitz auf der Grub bei Schonach in das Anwesen des Ochst"!
Wirths Wehrle und äscherte es ein. 2 Kühe und eine
Geflügel, sowie die meisten Fahrnisse sind verbrannt. —
Landwirthe Feiß und Kuner, welche im Anwesen wohnten, st".

Herr Graf Zeppelin konstrmrt hat, machte gestern auf dem
Probefahrten. Der Motor treibt dabei nicht eine Schraube,
im Wasser geht, sondern eine Windschraube mit 3 blw:
förmigen Flügeln, welche sich nach Art der Windmühlen i"
Lust dreht. Das Boot erhält dadurch eine Geschwindigkeit
etwa 11 Kilometer in der Stunde. Die Bewegung ist lM
und elegant, hingegen erinnert das Geräusch der außerordenw"
rasch sich drehenden Flügel an das Tofen von Batteurs
Baumwollspinnereien. -
— (Dienstna chrtchten.) Aus dem Bereiche ch'
Schulwesens. Versetzungen und Ernennungen.
schulen: Lehramtspraktikant Wilhelm Cahn von der O"^
rcalschule in Mannheim an die Höyere Bürgerschule in WieswA
Dr. Karl Uhlig, Volontär am Gymnasium in Heidelberg, ?
Verwaltung einer Lehrstelle an das Gymnasium in KarlsrU»'
Lehramtspraktikant Karl Wagner von der Höheren Bürge
schule in Wiesloch an die Oberrealschule in Mannheim. Zeiast.
lehrkandidat Friedrich Bollinger vom Gymnasium in Hech
berg an die Oberrealschule in Mannheim. — U. Volkssck"st^
Karl An schütz, Unterlehrer, von Heidelberg nach Lahr. He>"^
Brecht, Unterlehrer, von Mannheim nach Heidelberg-
Habich, Unterlehrer, von Heidelberg an die Bürgerschule, .
Rielasingen, A. Konstanz. Wilhelm Knörzer, Unterlehret
Dossenheim, wird Hauptlehrer in Zimmern. Bernhard Mes,
Unterlehreer in Spechbach, wird Hauptlehrer in Rümpfen. «ea
rieh Oswald, Hilfslehrer in Freiburg, als Unterlehrer "jst
Heidelberg. Karl Straßburger, Hauptlehrer, von The"fst,
nach Eberbach. — Friedrich Wagner. Aktuar beim Amtsger'^
Neckarbischofsheim, wurde in den Ruhestand versetzt.
X Pateuivericht für Baden vom 13. Sept. 1°.'
mitgetheilt von dem Internat. Patentbureau C. Kley er
Karlsruhe. (Auskünfte ohne Recherchen werden den AbonneU '
dieser Zeitung bei Einsendung der Frankatur gratis erth» -
s. Patent-Anmeldungen: 8.20 055. Verfahren ?»
Beizen von Baumwolle und anderen Pflanzenfasern mit Ehr"»'
Dr- Fritz Haber, Karlsruhe. Mit Schutz vom 5. März w .
— b. Patent-Ertheilungen: Nr. 99 971. Vorrrchw
zum Verhüten des Ueberkochens von Flüssigkeiten. E- Dtem^
Heidelberg, Klingenteich 5. Mit Schutz vom 30. Jan. 1833.
Nr. 99972. Knopflochscheere. E. Weltin, Konstanz a. Bodew j
Mit Schutz vom 13. Aug. 1897. — o. Gebrauchsmuster,
Eintragungen: Nr. 100 956. Aus verschiebbarem Lt"
gebildeter Strichangeber für Blechscheeren zum Schneiden „
Bleche in gerader Linie. Wilh. Autenrieth, Bretten. Mit SW ,
vom 16. Aug. 1898. — Nr. 100829. Getheiltes PatroneM-E
für Knallrohre mit innerer Festhaltungswulst oder -Rinne für
eingelegte Patrone. C. Schreiner, Durlach. Mit Schutz "g,
13. Aug. 1898. - Nr. 100875. Zylindrische Patrone für K""",
rohre mit über dem Zündsatz befindlichem und durch eilw ru»
förmige Einziehung festgehaltenem Ambossteg. Badische SPw»
kapsel-, Zündhütchen- u. Munitionsfabrik C. Schreiner, DU"
Mit Schutz vom 12. Aug. 1898. _

L
nicht versichert. Der Gesammtschaden beträgt über 20 000 Mw»
Konstanz, 16. Septbr. Ein neues Motorboot, welche-

si
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z-
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A
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Kleine Zeitung.
fff Ans der Pfalz, 16. Sept. Behufs finanzieller NU
rung der Erbauung der Prote sta tion skirche in S V"'
fand gestern daselbst eine zahlreici) besuchte Notablen-Verstw
lung statt, zu der die verschiedenen deutschen evangeli-"-?
Landeskirchen Vertreter entsandt batten, u. a. waren >w
von Berlin, Karlsruhe, Darmstadt, Frankfurt a. M- erschleuß
Nach einer eingehenden Besichtigung des imposanten Kirw,,
baues, der bis 1900 vollendet sein soll und auf alle dar
sichtigung beiwohnenden Herren einen tiefen Eindruck w"
sand eine zirka vierstündige Sitzung statt behufs
der Mittel und Wege, durch welche die noch fehlenden 400
Mark aufgebracht werden sollen. Es wurde beschlosst"-,
die Protestanten in und außerhalb Deutschlands einen A "ff
zu richten, dem Kirchenbauverein als Mitglied beM"
 
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