Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0290

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
stände, und daran nimmt doch auch Mancher Anstand und
sagt sich, unter den Protest. Lehrern hat es doch ebenso
befähigte Herren als unter den katholischen. Wir erinnern
uns noch sehr gut, als im Jahre 1889 Herr Heyd ge-
wählt wurde. Damals sahen es viele katholische Lehrer
nicht gerne, daß der 1. Obmann protestantisch war. Sie
haben sich zwar im Laufe der Zeit eines andern belehren
lassen und haben genanntem Herrn auch bei der zweiten
Wahl ihre Stimmen gegeben. Engherzig soll bei einem
konfessionell gemischten Verein allerdings nicht auf die Kon-
fession der Vorstandsmitglieder gesehen werden. Wir be-
rühren dies nur deswegen, weil von anderer Seite früher in
Blättern sehr viel dieser Punkt berührt wurde. Wir
geben uns gerne zufrieden, wenn nur die Einigkeit nicht
Noth leidet. Letztere ist insofern mehr als nöthig in
heutiger Zeit, als der Lehrerstand unbedingt eine seine
Achtung erhöhende, bessere rechtliche Stellung
anzustreben hat. Die pekuniäre Stellung darf jetzt füglich
beiseite gelassen und die rechtliche hervorgehoben werden.
Am nöthigsten ist dies auf dem Laude. Mancherorts
sieht es hier etwas schlimm aus. Es ist wohl gesetzlich,
Laß der Lehrer geborenes Mitglied der Ortsschulbehörde
ist; aber ob er zu den Sitzungen derselben, denen er ge-
setzlich auch anzuwohnen hätte, eingeladen wird, ist eine
andere Frage. Vielfach geschieht dies eben nicht. Kommen
Schriftstücke von den vorgesetzten Behörden an die Orts-
schulbehörde, so fühlen sich viele Vorsitzende genannter
Behörden in Landorten als die Ortsschulbehörde allein.
Sie denken gar nicht daran, daß diese aus dem Lehrer,
Geistliche» und den Gemeinderäthen besteht, und sie nur
die Vorsitzenden sind. Sie erledigen die Sachen einfach
für sich und nur, wenn einmal Schnitzer vorkommen sollten,
dann dürften die Lehrer herhalten. Freilich sind manche
Lehrer selber an dieser üblichen Praxis mit Schuld. Ent-
weder sie sind gleichgültig gegen diese Dinge, oder sie be-
sitzen die nöthige Energie nicht, hier entgegenzutreten und
bei der vorgesetzten Behörde Klage zu führen. Hier
könnte man leicht iu gesetzlicher Weise abhelfen. Fehlt
die Unterschrift des Lehrers, so wird das Schrift-
stück einfach zurückgegebcn. Unsere nationalliberalen
Abgeordneten, von denen manchen dieser Wunsch der
Lehrer bekannt ist, könnten sich hier ein Verdienst er-
werben. Ebenso ist es mit den Prüfungsbescheiden, die
nur zu oft von Seiten der ländlichen Bewohner falsch be-
nrtheilt und zu weit bekannt gegeben werden, wodurch die
Lehrer niemals an Achtung gewinnen können. Bezüglich
der Ferien dürfte auch etwas mehr Gerechtigkeit walten
nach unserer Ansicht. Die Lehrer an Mittel- und
städt. Volksschulen, die nicht die große wöchentliche
Stundenzahl der Landlehrer, sowie keine kombinirten Klassen,
also eine weniger anstrengende Arbeit in gut gelüfteten und
gereinigten Schulzimmern ' haben, haben an Weihnachten
ihre Ruhe und Erholung, die ihnen auch wohl zu gönnen
ist. Der Landlehrer, der gewöhnlich in schlecht gereinigten
staubigen Lokalen unterrichtet, hat gar nichts. Er wäre
mit 4—5 Tagen Ruhe zufrieden, in dieser Zeit, nament-
lich wenn er Organist ist, wäre dies auch sehr nöthig.
Aller Welt bringt das „Friede sei mit Euch" in dieser
Zeit Ruhe. Dem Landlehrer aber desto mehr Arbeit.
An den Feiertagen den ganzen Tag in der Kirche und
wochenlang vorher mußten mit dem Kirchenchor Gesänge
geübt werden. Wer da aber glaubt, daß dies gegen an-
gemessene Vergütung geschehen muß, der irrt sich. Diese
Plage muß meistens umsonst geschehen, sonst hat er gar
keinen Frieden. Dies sind so die Punkte, denen der
neue Vorstand des bad. Lehrervereins in der nächsten Zu-
kunft seine Aufmerksamkeit zu widmen hätte.
L. 6. Karlsruhe, 18. Sept. Zum Nachfolger des
verstorbenen Landeskommissärs Bechert ist, wie man hört,
Geh. Oberregierungsrath Heil ausersehen, der die Funk-
tionen eines Landeskommissärs für die Kreise Karlsruhe
und Baden derzeit provisorisch ausübt.
— Die Einnahmen der bad. Bahnen betrugen im Monat
August ds. Js. nach provisorischer Feststellung: aus dem Per-
sonenverkehr 2 465660 Mk., aus dem Güterverkehr 3475920 Mk.,
aus sonstigen Quellen 318420 Mk., zusammen 6359 340 Mark
(gegen 614670 Mark im August vorigen Jahres). Von Januar
bis Sept, vereinnahmten die Bahnen insgesammt 42943270Mk.
(2 742601 Mk. mehr, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres).

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben nach-
benannte Lehrer landesherrlich angestellt: den Reallehrer Viktor
Schmitt an der Lehrerbildungsanstalt Meersburg, den Musik-
lehrer Eugen Gageur am Lehrerseminar II in Karlsruhe, den
Reallehrer Joseph Mayer an der Realschule in Ucbrrlingen,
den Reallehrer Emil Uihlein an der Realschule in Sinsheim,
den Reallchrer August Mamier an der Realschule in Villingen
und den Reallehrer Ernst Hartmann am Gymnasium in
Bruchsal.
— Seine Königliche Hoheit derGroßhezog haben den
Landgerichtspräsidenten Dr. Karl Cadenbach in Waldshut in
gleicher Eigenschaft nach Offenburg versetzt.
Karlsruhe, 17. Sept. Der Großherzog trat
am Nachmittag des 13. September von Villingen aus über
Straßburg die Reise zu den Corpsmanövern des
15. Armeecorps an. Dieselben fanden in der Gegend bei
Sulz unter Wald statt, woselbst Seine Königliche Hoheit
Abends eintraf. Quartier nahm der Großherzog im Hause
des Rentners Binder, wo derselbe auch bei früherem Auf-
enthalt in Sulz abgestiegen war. Die Stadt war illuminirt
und auch reich mit Fahnen und Laubgewinden geschmückt.
Die 3 Tage dauernden Corps-Manöver verliefen, begünstigt
durch sehr gute Witterung, zur höchsten Zufriedenheit des
Großherzogs, welcher derselbe bei der Schlußkritik am
Vormittag des 16. Ausdruck verlieh. Bei derselben, 10
Uhr Vormittags verabschiedete, sich Seine Königliche Hoheit
vom Armeecorps und kehrte mit Extrazug über Straßburg
Nachmittags nach Mainau zurück. Das Befinden des
Hohen Herrn war wie während der vorangegangenen
Truppenbesichtigungen auch diesmal ein ausgezeichnetes.

Ausland
Oesterreich-Ungarn. Die Behörden verhaftete» vor-
sichtshalber zwei italienische Anarchisten. Dadurch wurde
das Gerücht hervorgerufen, gegen den Kronprinzen von
Italien, der sich zur Beisetzungsfeier nach Wien begeben
hat, sei ein Attentat geplant worden.
Frankreich. In der Entwirrung der Dreyfusange-
legenheit ist ein neuer großer Fortschritt zu verzeichnen.
Das Ministerium hat am Samstag die Revision
des Dreyfu sprozess es beschlossen. Ueber den Minister-
rath am Samstag wird folgende offizielle Note ausgegeben:
Der I u stiz m i n i st e r setzte die Thatsachen auseinander,
die sich für ihn aus der vorgenommeneu Prüfung der Dreyfus-
akten ergaben, und legte dar, daß er nach dem Wortlaut des
Artikels 444 der Strafprozeßordnung nicht berechtigt sei, über
die an ihn auf Grund des Z 4 des Artikels 442 gerichteten
Revisionsgesuche Beschluß zu fassen, bevor die durch das Gesetz
im Justizministerium bestehende Kommission ihr Gutachten
abgegeben. Der Ministerrath ermächtigte hierauf den Justiz-
minister, diese Kommission z u s a m m e uz u b e r nfe n. Der
Ministerrath war um halb 1 Uhr beendet.
Die Kommission, die der Minister nach dem Gesetz an-
hören muß, besteht aus drei Direktoren des Justizmini-
steriums und aus drei Mitgliedern des Kassationshofs.
Wenn diese Kommission ihr Gutachten abgegeben haben
wird, wird das Justizministerium die weiteren aus der
Situation folgenden Maßnahmen treffen. Es bleibt also
m n zunächst das Gutachten der Kommission abzuwarten.
Am Mittwoch wird dieselbe im Justizministerium zusam-
mentreten. — Der Kriegsminister Zurlind en hat richtig,
wie angekündigt, seine Entlassung eingereicht. Er richtete
an den Kabinetschef folgende Zuschrift:
Ich habe die Ehre, Sie zu ersuchen, meine Demission als
Kriegsminister anzunehmen. Ein gründliches Studium der
Dreyfnsakten hat mich zu sehr von der Schuld des Genannten
überzeugt, als daß ich als Armeekommandant mich mit irgend
einer anderen Lösung der Frage als der völligen Aufrechterhal-
tung des gefällten Urtheilsspruches einverstanden erklären könnte.
Genehmigen Sie u. s. w. Zurlind en.
Die Stellungnahme des Kriegsministers Zurlinden ist
unbegreiflich. Wenn Dreyfus wirklich schuldig ist, dann
wird er sicher anch wieder verurtheilt werden. Aber er
kann verlangen, daß gegen ihn genau nach der gesetzlichen
Vorschrift verfahren wird und daß insbesondere dem Ge-
richt kein Belastungsmaterial vorgelegt wird, ohne daß
ihm Gelegenheit gegeben würde, sich darauf zu äußern.
Das ist bei dem ersten Prozeß nicht eingehalten worden
und darum muß er kassirt werden und die Sache nochmals
zur Verhandlung kommen. — Außer dem Kriegsminister
ist auch der Minister der öffentlichen Arbeiten, Tillaye,
zurückgetreten. Das Kriegsministerium übernahm General
Chanoine und Minister der öffentlichen Arbeiten wurde
Senator Godin. — Gegenüber dem Brief Zurlindens
ist ein Wort interessant, das Sarrien gegenüber mehre-
ren, ihm nahestehenden Journalisten aussprach. Man fragte
ihn, ob er die Revision zugestehe trotz Ueberzeugung von
der Schuld des Dreyfus. Sarrien antwortete: „Je mehr
ich den Dossier studire, desto Überzengter bin ich, daß ein
Schuldiger existirt und desto weniger, daß Dreyfus das ist."
Italien. Nach der Politischen Korrespondenz verlautet,
die italienische Regierung beabsichtige die Initiative zu
ergreifen, um die Veranstaltung einer Co nfe reuz anzu-
regen, die gemeinsame Maßregeln zur Bekämpfung der
Anarchisten berathen soll.
Türkei. Konstantinopel, 11. Sept. Die-blutigen
Ereignisse i n Ka nd i a sind , so schreibt man der Köln.
Ztg., die naturgemäße Folge des jeder Menschlichkeit hohn-
sprechenden Vorgehens der vier Mächte gegen die dortigen
Mohammedaner. Man hat ihnen eigentlich nur noch die
Freiheit gelassen, langsam zu verhungern. Ihre Felder
und Gehöfte, Baumpflanzungen und Gärten sind entweder
verwüstet oder in den Händen der Aufständischen, sie selbst
werden in den Hafenstädten eingezwängt gehalten, während
die Christen sich überall bewegen dürfen, und jetzt legen
die Admiräle noch einen Zoll auf die Einfuhr, der wiederum
nur die Moslems lrifft, weil die Christen durch den lange
eingerichteten Schmuggel sich jederzeit verschaffen können,
was sie wollen. Die Landungstruppen haben zum großen
Theil die mohammedanische Bevölkerung durch fortgesetzte
Beleidigungen herausgefordert, sie scheuten sich nicht, zu
verletzen, was Sitte und Religion' den Andersgläubigen
heiligen. Wenn es nicht so furchtbar ernst wäre, wenn
nicht Menschen um's Leben gekommen wären, könnte man
die Mächte verspotten, die sich in jeder Weise lächerlich ge-
macht haben. Zwei Jahre lang liegen ihre Geschwader
an der Insel, zwei Jahre lang schreiben die Diplomaten
schöne Noten, in denen gegen den bösen Türken alle mög-
lichen Vorwürfe erhoben werden, und nun zeigt sich die
Wirkung dieses Aufgebots von Schiffen und Papier. Mit
den Geldern, welche der Unterhalt der Flotten und Truppen
erforderte, hätte man die Moslems völlig entschädigen
können; doch daran denkt man nicht, weil die Bekenner
des Islams für Westeuropa doch nur vilss orsnturao
sind. Wenn jetzt in den englischen Blättern die Noth-
wendigkeit betont wird, die mohammedanische Minderheit
zu schützen, so ist das eine recht spät durchgebrochene Er-
kenntniß. Die vier Mächte hätten längst daran denken
müssen, schon aus Eigennutz, daß sie alle in ihren Ko-
lonien Hunderttausende von Moslems zu ihren Unter-
thanen zählen, auf welche die Vergewaltigung de:
Glaubensgenossen nickt ohne Rückwirkung geblieben ist und
bleiben wird.
Kanea, 17. September. Tausend Muselmanen,
die wahrscheinlich durch die letzten Ereignisse kompromitirt
sind, haben sich außerhalb Kandia verschanzt. — Der
englische Admiral fordert die Entwaffnungder Türken
innerhalb der Zone von Kandia.
Enthüllung eines Denkmals für Großherzog Friedrich
von Baden.
L.dl. Lampertheim (Elsaß), 18. Sept. Eine erhebende Feier
war es, welche hier zu Ehren des Großherzogs Friedrich von
Baden veranstaltet wurde. Ihm allein und seinen hohen persön-
- lichen Eigenschaften galt die Freude, welche die Einwohner

Lampertheims zu frohem Feste vereinigt batte. Lebendig 's"
ist das Bild, welches dieser edle Fürst in jenen schweren Zssi
des Jahres 1870 hier znrückgelassen hat und in dankbarer -oe-
ehrung erinnerte man sich heute wieder von Neuem jener T»S'
in denen Großherzog Friedrich von Baden nicht als Grober
hier erschien, sondern als Freund die Nöthen des Krieges '
edlem Eifer zu mildern suchte und dadurch Aller Herzen S
wann. Welch große Liebe und Verehrung ihm hier entgegn
gebracht wird, zeigte so recht die heutige Feier.
In freundlichem Flaggen- und Guirlandenschmuck zeigte
Lampertheim den von Nah und Fern herbeigeeilten ffestth/s'
nehmern. Zur Enthllllungsfeier, welche gegen 2 Uhr w'
Anfang nahm, war in Vertretung des Großherzogs von Bao
der Vice-Präsident des Bad. Militärvereinsverbandes, Oberst
D. Rheinau aus Karlsruhe erschienen. An der Feier nahsts;,
erner theil: Ein kombinirter Zug des Bad. Art.-Regimen
Nr. 14 mit Kapelle, eine Abordnung des Infanterie-Regimen,.
Sir. 126 Großherzog Friedrich von Biden — Straßburg T'.'"
Kapelle (1 Major, 1 Hauptmann, 2 Lieutenants, 2 UnterofstZst,
12 Mann), sowie eine Abordnung des Infanterie-Regiments -"H
Auch waren gegen 12 Kriegervereine erschienen. Der Fest"
wurde eingeleitet durch den Vortrag der Friedcns-Ouverture
Reinecke, gespielt von der Kapelle des Artillerie-Regiments Nr.'
in Straßburg. Hierauf begrüßte der Vorsitzende des DenkM",,
Ausschusses, Herr Redakteur Klatte, Schriftführer des Bezust
Unter-Elsaß der elsaß-lothring. Krieger-Landesversammlung,
Festversammlung und wies hin auf die historische Bedeutung
Bodens, auf dem die heutige Feier stattfand. Redner schloß'"
einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und den Statthast
von Elsaß-Lothringen, worauf die Kapelle die Nationalbh"";,
intonirte. Im Anschluß hieran folgte ein Vortrag der GestE,
abtheilung des Kriegervereins und des Badener Vereins Sts"°s
bürg mit Orchestergleitung: „Die Himmel rühmen des
Ehre" von Beethoven. Se. Excellenz der ehem. kommandire»
General von Blume bestieg hierauf die vor dem Denkmals,
richtete Rednerbühne und hielt die Festrede. Er sagte darin u.
Die heutige Feier gibt Zeugniß davon, wieviel die ritten^
edle Persönlichkeit des Großherzogs dazu beigetragen Has- ,
hiesige Bevölkerung dem deutschen Vaterlande wieder zu gewM.st j
Ihr saht hier mit Bewunderung, wie ein deutscher Fürst st
Pflichten gegen das deutsche Vaterland erfaßt, wie er sorgte!
seine Landeskinder, und wie sie ihm bis zum Tode treu ergeo°
sind. Gar viele von Euch gedenken aber auch dankerstm^
Herzens des Edelmuthes, mit den dieser edle Fürst bestrebt w»r,
Kriegsnöthen zu mildern. Als Kriegsheld zwar, aber niÄ'., j,
Eroberer im feindlichen Lande Hal er bei Euch geweilt, e>st.°
darauf bedacht, Euer Wohl zu fördern, wie das seiner Last" .
kinder. Als Zeichen Eurer Dankbarkeit und Verehrung u»"
das Andenken an diesen edlen Fürsten auch bei kommende»
schlechter» lebendig zu erhalten, habt Ihr an dieser Stätte -
Denkmal gesetzt, von dem nunmehr die Hülle fallen möge.
erhalte den Großherzog noch lange seinem Volke und dem deut'"'
Vaterlande. Er lebe hoch, hoch, hoch! z-
Das Denkmal ist in Bronce von dem Bildhauer Ripper
geführt und stellt die Büste S. K. H. aus dem Jahre 187" A
einem Sockel dar. Unten am Socket befindet sich eine brom
Gedenktafel mit folgender Inschrift:
Zum Andenken an den Aufenthalt S. K. H. des Großheci"^.
Friedrich von Baden während der Belagerung Straßburgs"
Hier schlug sein Herz in tapfrer Krieger Mitte
In deutscher Brust empor.
Hier lieh der Held der schwer Bedrängten Bitte
In Edelmuth sein Ohr.
Errichtet von Patrioten 1898. Z
Nachdem die Hülle gefallen, intonirte die Kapelle die
Hymne, worauf der Abgesandte S. K. H. des Großherzog- »<
Baden, Oberst z. D. Rheinau-Karlsruhe, im Auftrage des G
Herzogs dessen Dank aussprach uno dem Redakteur Klatte
Bild des Großherzogs in Lebensgröße überreichte. ,
Es folgte der allgemeine Gesang des Liedes „Deutschs
Deutschland über Alles", und dann die Uebergabe des Den'"' .
an den Bürgermeister von Lampertheim.

herzlichen L>anr, freunoucye Wunfche, «
Prinz.
iS oen Manöver» yleryer zurucrgekeyrt. Heute
größere Theil an einem Kestungskrieg bei Bräun""?
besteigt derselbe in Donaueschingen zur Heimkehr §
"olgt morgen Dienstag früh

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 19. Septein°si^
K Danktelegramm des Prinzen Max. Das Corps S " s
erhielt auf ein an Seine Großherzogliche Hoheit den
Max von Baden, der dem Corps während seiner hiesigen Stu°J,
zeit angehörte, anläßlich seiner Verlobung abgesandtes
Wunschtelegramm folgende Antwort:
„garskoje-Selo.
Herzlichen Dank, freundliche Wünsche, ,
Prinz MÄ-M
** Vom hiesigen Bataillon ist ein kleiner Theil am ^Ä-Mt
schon aus den Manövern hierher zurückgekehrt. Heute betv°'
sich der größere Theil an einem Kestungskrieg bei Bräunt'"?^
Abends besteigt derselbe in Donaueschingen zur Heimkehr i,
Extrazug. Die Ankunft erfolgt morgen Dienstag früh
8 Uhr. ' K
* Der sattsam bekannte antisemitische Agitator Reuths,
aus der autyemitischen Partei Badens ausgeschlossen
Er hat dagegen mächtig aufbegehrt, und ist scharf gege"
schiedene Milglieder der antisemitischen Parteileitung losgeg""^»
allein das hilft ihm nichts. Er bleibt ausgeschlossen,
neuesten Nummer des Deutschen Volksboten gibt der Vorsts,
der deutsch-sozialen (antisemitischen) Volkspartei eine lange
klärung gegen Reuther ab, die also schließt:
Die Person des Herrn Reuther kommt für uns räch'
in Betracht. Die Parteileitung kann es ihm nicht veru-e»
auf seine Art Politik zu treiben, so viel und so lange er
oder kann, aber sie will nichts mehr mit ihm gemei»^^
und lehnt jegliche Verantwortung für alles das ab, wa»
Reuther in Zukunft, sei es in Worten, sei es in Th »test-
führen sollte. Herr Reuther ist stets das snksut terrck ,
Partei gewesen, man hat aus Gutmüthigkeit mit ihm M
Nachsicht gehabt, aber jede Nachsicht hat einmal ein En"st^e-
dieses Ende ist bezüglich des Herrn Reuther nunmehr -
treten. ^jse°
Bei der letzten Landtagswahl hat dieser Reuther als w
mitischer Agitator eine Hauptrolle gespielt. In geineiE
licher, umstürzlerischer Art hat er die ländlichen Wähler
reizt — man denke an die Wählerversammlung in BaMist°stäp,
Wir haben ihn und sein Treiben damals deutlich char."»-'
aber man hat uns nicht geglaubt. Nun mögen die MH»- j,
sich von ihm aufstacheln ließen, aus der Erklärung der anw
tischen Parteileitung mit Beschämung ersehen, von wem st
haben ins Garn locken lassen.
— Polizeibericht. Ein Droschkenkutscher kam wegen m
störung zur Anzeige. Ein Taglöhner aus Wiebung«'
durch ein Fenster in ein Zimmer emgestiegen war, un" »
einen Band eines werthvollen Lexikons entwendet hatte,
gestern verhaftet. .^e»
Mannheim, 17. Sept. Die Gattin eines hiesigen Ar« «^e
ertränkte sich gestern sammt ihrem 3 Jayre alte» > die
,m Rhein. Unglückliche Familienverhättnisse tolle»
Frau in den Tod getrieben haben. . < Ist
1 Mannheim, 16. Sept. (Strafkammer.)^' ^is
Berufung des Lokomotivführers Heinrich Mutschte,^
Kronau, den das Schöffengericht wegen Körperverletzung?
Wochen Gefängniß verurtheilt hatte, wurde zurückgewm '
2. Der Fabrikarbeiter Georg Karl Lang fr itz von ^i«
entwendete in der Schnellpressenfabrik von Andreas v» ' yB
Heidelberg, wo er beschäftigt war, eine Löthlampe im We.fw.Ml
10 Mk. und verkaufte dieselbe dem Dreher Haas. Der
Dieb wurde zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt. — o.
Georg Grab von Sinsheim und Philipp Frey von re
 
Annotationen