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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0298

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Karlsruhe, 20. Sept. An Stelle des Herrn Land-
gerichtspräsidenten Fieser ist der bisherige zweite Vorstand,
Herr Professor Seith, zum ersten Vorstand des nat.-lib.
Vereins gewählt worden.
lH Aus Baden, 20. Septbr. Die Wahlen in den
engcrn Vorstand des bad. Lehrervereins sind
großentheils vorgenommen und müssen bis 1. Oktober ab-
geschlossen sein. Soweit sich das Ergebniß bis jetzt über-
sehen läßt, wird als neuer Obmann Grimm-Achern mit
überwältigender Mehrheit gewählt. Manche Conferenzen
haben zwar den um den Lehrerstand sehr verdienten bis-
herigen Obmann Heyd - Dill-Weißenstein wieder gewählt
und Grimm als Obmann-Stellvertreter. Durch den Ver-
zicht Heyds jedoch, unter keinen Umständen eine Wieder-
wahl mehr anzunehmen, sind nun auch diese Conferenz-
wahlen vollständig zu Gunsten Grimms zu zählen. Ob-
mann-Stellvertreter wird Baur-Weitenung werden, und
als Beiräthe werden M e ß m e r - Möhringen und Rödel-
Mannheim aus der Wahl hervorgehen, letzterer aber mit
der niedersten Stimmenzahl. Eine Spaltung des simul-
tanen Lehrervereins wird aber nicht erfolgen trotz aller
frommen Wünsche der Centrumspresse._
'Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Generalkassier bei der Direktion der Main-Neckar-Bahn, Robert
Baumstark in Darmstadt, das Ritterkreuz erster Klasse des
Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
— Mit Entschließung des Ministeriums des Großh. Hauses
und der auswärtigen Angelegenheiten wurden die Postpraktikanten
Hermann Rödlingshöfer aus Flinsbach, Wilhelm Trey
aus Steinmauern und Hermann Brehm aus Mannheim zu
Postsekretären ernannt.
Karlsruhe, 20. Sept. Nachdem Herr Max I. Baehr zum
Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Kehl ernannt
worden ist, wurde demselben das zur Ausübung seiner Funktionen
erforderliche Exequatur ertheilt.
Ausland
Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. Sept. In Neuland
entstanden gestern beim Bau der Bahn Teplitz-Leissa-
Reichenberg Reibungen zwischen czechischeu, slowenischen
und italienischen Arbeitern. Einzelne Italiener wurden
leicht verletzt. Die ersteren verlangten, daß die Italiener
binnen 24 Stunden entfernt werden sollten. Der Bezirks-
hauptmann begab sich mit Gendarmerie nach Neuland und
stellte die Ruhe durch Einwirkung auf die Slowenen wie-
der her. Verhaftungen wurden nicht nöthig.
Wien, 20. Sept. Die Polit. Corresp. erfährt aus
amtlicher schweizerischer Quelle, die Behauptung verschie- !
dener Blätter, die schweizerische Polizei habe vor Verübung j
des furchtbaren Verbrechens Lucchenis über dieses von !
ausländischen Polizeibehörden Mittheilung erhalten, sei völlig i
unrichtig. Die schweizerische Regierung hatte bezüglich des
Mörders keinerlei wie immer geartete Mittheilungen von
irgend einer Polizeibehörde empfangen.
Pest, 20. Sept. Die Oberstadthauptmannschaft wird
alle nicht nach Pest zuständigen Anarchisten von hier
ausweisen. Gestern wurden vier Arbeiter der Polizei vor-
geführt. Diese werden in ihre Zuständigkeitsgemeinden ab-
geschoben.
Holland. Haag, 20. Sept. Die Königin eröffnete
heute, begleitet von der Königin-Mutter, die Generalstaa-
tcnmit einer Th ronred e, in der sie zunächst ihrer Thron-
besteigung gedachte und auf die Vaterlandsliebe und die
Anhänglichkeit an die Dynastie hinweist, deren Erinnerung
unauslöschlich sei. Der Zustand des Landes und der
Völker sei befriedigend; die auswärtigen Beziehungen fort-
dauernd sehr freundschaftlich. Besonders sympathisch sei
der Vorschlag des Zaren betreffend die Begrenzungen der
Rüstungen aufzunehmen. Die Lage der Colonieen sei gün-
stig. Besonders hervorzuheben seien die Erfolge in Atchin,
die das Vertrauen auf eine dauernde Besserung des Standes
der Dinge daselbst rechtfertigten. Der ausdauernde Helden-
muth des Heeres und der Flotte sei zu rühmen. Vorlagen
werden angekündigt betreffend der Verbesserungen der Ar-
bciterwohnungen und Bekämpfung der übermäßigen Be-
schäftigung Erwachsener in den Fabriken. Ferner soll die
Verwaltung der ost- und westindischen Colonien verbessert
werden. Die Revision der Einfuhrzölle sei beinahe beendet.
Frankreich. Parts, 20. Sept. General Zurlinden
wurde wieder zum Militärgouverneur von Paris und zum
Mitgliede des Obersten Kriegsrathes ernannt.
Spanien. Barcelona, 20. Septbr. Hier wurden
zehn Italiener verhaftet, wie man glaubt in Zu-
sammenhang mit dem Attentat Lucchenis.

Amerika. New York, 10. Sept. Nach und nach
treffen aus Cuba, Portorico und dem großen Lager in
Chickamanga (Tennessee) die freiwilligen und regulären Regi-
menter der Bundesarmee in ihren Standorten ein, um
außer Dienst gestellt zu werden, soweit sie nicht für den
Garnisondienst auf den beiden neuerworbenen Inseln be-
stimmt und zum Weiterdienen verpflichtet sind. Viel
Freude hat. wie man der Köln. Ztg. schreibt, das
amerikanische Volk bisher an den vom Kriegsschauplätze
heimkehrenden Kriegern nicht gehabt. Vom Fieber gerüt-
telt, vom schweren Dienst unter der Tropensonne arg mit-
genommen, und schließlich geplagt vom Hunger, in alten,
abgetragenen, bunt zusammengesetzten Uniformen, so rücken
die Truppen ein, und anstatt bei ihrer Heimkehr vom
Felde einen festlichen Empfang zu finden, wie er sich für
sie nach ihren Erfolgen wohl geziemt hätte, finden sie nur
den Willkomm, den Freunde und Verwandte bieten, aber
von festlichen Veranstaltungen keine Spur. Auch die
Generäle hat man nach Newyork kommen lassen, als ob
sie von irgend einem Manöver und nicht aus einem Feld-
zuge kämen, der dem Lande zwei prächtige Inseln einge-
bracht hat. General Milcs und Generalmajor Shafter
bekamen bei ihrem Aufenthalt hier auch nicht einen Hoch-
ruf zu hören, obwohl ihre Ankunft und Anwesenheit durch
die Zeitungen rechtzeitig bekannt gemacht worden war.
Etwas lebhafter wurde das Publikum gestern Nacht, als
endlich, mit achtstündiger Verspätung, das 8. Newyorker
Freiwilligen-Regiment einrückte. Es war weniger ein er-
hebendes, als ein mitleiderregendes Schauspiel: die Leute
sahen traurig mitgenommen aus, mager und müde, und
unter der dunklen Tropenfärbung ihrer Haut schimmerte
jene fahle Blässe, die ein sicheres Anzeichen chronischer
Malaria ist. Und dabei gehört dies Regiment noch zu
denen, die alle Strapazen des kubanischen Klimas am
besten überstanden und am wenigsten Verluste gehabt
haben. Ganz anders kam vorige Woche des Präsidenten
Leibregiment, die 1. Freiwilligen von Illinois, hier an:
die armen Kerle, auf die die Chicagoer so stolz waren,
machten fast ohne Ausnahme den Eindruck von hoffnungs-
losen Fieberkranken. Ob für die noch zu erwartenden
Regimenter die Regierung oder die Stadt Newyork sich
zur Veranstaltung einer größeren Empfangsfeier aufraffen
wird, ist noch unentschieden; jedenfalls berührt es peinlich,
zu sehen, wie die Flotte nach ihren zwar sehr augenfälli-
gen, aber verhältnißmäßig sehr leichten Siegen mit Be-
geisterung empfangen wurde, während man die kubanischen
Truppen, die unendlich viel mehr auszuhalten hatten, so
ganz ohne Sang und Klang zur Heimath entläßt.

Bom Battenberg'schen Heirathsprojekt
erzählt Moritz Busch in seinem mehrfach erwähnten Werke
einige Neuigkeiten. Fürst Bis m arck soll ihm damals (im Jahre
1888) mitgetheilt haben:
„Es handelt sich um die Vermählung des Battenbergers mit
der Prinzessin Viktoria, welche die Königin von England vor hat.
Vor drei Jahren und länger, unter dem alten Herrn, wurde sie
von der Kaiserin Friedrich aktiv unterstützt. Der Kaiser ließ sich
von mir überreden und verweigerte den Konsens, obgleich man
sagte, die Prinzessin liebe ihn. Freilich, er ist ein schöner Mann
mit schneidigem Auftreten. Darauf kommt es aber nicht an. Wir
müssen die politischen Einwendungen erwägen. Die alte Königin
Viktoria liebt das Ehestiften wie alle alten Frauen und sie hat
den Fürsten Alexander vielleicht ausgesucht, weil er der Bruder
ihres Schwiegersohnes ist. Aber augenscheinlich sind ihre Haupt-
j zwecke politische: dauernde Entfremdung Mischen uns und Ruß-
land. In Familiensachen ist sie nicht an Widerspruch gewöhnt, und
sie würde gleich einen Pfaffen in der Reisetasche und den Bräu-
tigam im Koffer mitbringen und die Hochzeit würde sofort von
statten gehen. Wenn die Hochzeit dennoch stattfindet, kann ich
nicht länger im Amt bleiben, denn ich würde alles Vertrauen in
die Zukunft verloren haben. Der Wille jenes jungen, eigenwilligen
Mädchens würde dann mehr oder weniger auch in anderen Sachen
obsiegen, während ich in Petersburg das Vertrauen auf meine
Aufrichtigkeit verlieren würde, das ich beim Kaiser Alexander so
mühsam wiedergewonnen habe. Es ist wahr, in Charlottenburg
wünschen sie dringendst, mich beizubehalten, sie Wickeln mich in
Watte und Sammet!"
Von der Kaiserin Friedrich sagte Bismarck, wie wir dem
B. L.-A. entnehmen: „Die neue Kaiserin ist immer Engländerin
gewesen, eine Vermittlerin für den englischen Einfluß hier, ein
Werkzeug für die Förderung der englischen Interessen. In ihrer
gegenwärtigen Stellung ist sie es mehr denn je, und der Batten-
berger soll ein weiteres Werkzeug derselben Art sein. Wir sind in
ihren Augen eine inferiore Rasse, bestimmt, den Engländern zu
dienen. Die Königin Viktoria und sie arbeiten daraufhin zu-
sammen."
Später äußerte Bismarck: „Es ist ein Kampf zwischen dem
Kaiser und der Kaiserin. Sie als Engländerin ist für den Batten-
berger. Er will ihn nicht haben, erstens aus politischen Gründen,
wie ich, sodann, weil er ihn thatsächlich haßt- Denn ihm ist die
Mesalliance zuwider, da er sehr stolz auf seine Dynastie und

70. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.
O Düsseldorf, 19. September.
Gastfreier und liebenswürdiger ist wohl die Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte noch in keiner Stadt aus-
genommen worden, als in der Kunst-, Garten-, Handels- und
Industriestadt Düsseldorf, in der seit Monaten an der Vor-
bereitung eines würdigen Empfanges gearbeitet worden war.
Zahlreiche Bürgerqnartiere haben sich den Theilnehmern geöffnet,
soweit sie nicht die Unterkunft in Gasthöfen vorzogen, überall ist
man auf das Eifrigste besorgt, unseren Gästen den Aufenthalt
so angenehm wie möglich zu machen. Auch bezüglich der Druck-
sachen, die die Theilnehmer erhalten, ist möglichst Großartiges
geleistet. Schon die Theilnehmerkarte, auf welcher Arthur Kampf
den Naturforscher Arm in Arm mit dem Arzt der Düsselstadt zu-
wandern läßt, und die Karte zum Commers, auf welcher Hans
Deiters der Jüngere die bei tiefsinniger Untersuchung sitzenden
Versammlungstheilnehmer durch eine wonnige Maid zum Trink-
gelage abruft, sind kleine Kunstwerke ihrer Art. Die Festschrift
der Stadt Düsseldorf, ein großer Quartband, ist nach Ausstattung
und Inhalt vorzüglich: sie bringt mit bildlichem Schmuck im all-
gemeinen Theil einen Ueberblick über die Geschichte Düsseldorfs
von Staatsarchivar Dr. Wachter, die bauliche Entwicklung der
Stadt von Obergeometer Wallrafs, die Geschichte der Kunst in
Düsseldorf von G. Daelen, Dr. Simonis und Professor Julius
Buths, und eine Abhandlung über Düsseldorfs Handel und In-
dustrie vom Landtagsabgeordneten Dr. W. Beumer. Außerdem
gibt der Verkehrsverein einen vorzüglich redigirten und illustrirten
Führer durch Düsseldorf, während die wissenschaftlichen Vereine
der Stadt eine werthvolle Festschrift darbieten.
Die Versammlung ist zahlreich besucht und tagt heute zu ihrer
I. Vollversammlung im großen Kaisersaal der städtischen Tonhalle,
der festlichen Schmuck trägt.

Die Versammlung wird zunächst begrüyt durch den I. Vor'
sitzenden des Geschäftsausschusses, Geheimerath Dr. Mooren-
Düsseldorf, der einen interessanten Rückblick auf die Geschichte
der deutschen Stämme im Osten und Westen wirft und seine An-
sprache mit einem enthusiastisch aufgenommenen Hoch auf Seine
Majestät den deutschen Kaiser schließt.
Herr Dr. Viehoff, Direktorder Düsseldorfer Oberrealschule,
bittet sodann, dieses Hoch auf S. Majestät nicht verklingen zu
lassen in den Wänden des Saales, sondern es auch durch den
elektrischen Funken zum Thron selbst zu tragen und schlägt daher
unter begeisterter Zustimmung der Versammlung das nachfolgende
Telegramm vor:
Euer Majestät dem mächtigen Schirmer Deutschlands, dem
erfolgreichen Förderer aller Wissenschaften und dem Wahrer
des Friedens bringt die 70. Versammlung deutscher Natur-
forscher und Aerzte in ihrer soeben eröffneten I. allgemeinen
Versammlung durch ein begeistertes Hoch ihre Dankbarkeit und
ihre aufrichtige Huldigung dar.
gez. Mooren, gez. Viehoff.
Es folgten nun Begrüßungen Namens der Regierung, der
Stadt, der Provinzialverwaltung, des Düsseldorfer Aerzteoereins
und des Düsseldorfer naturwissenschaftlichen Vereins.
Darauf macht der I. Vorsitzende, Geheimerath Professor Dr.
Wald eher, geschäftliche Mittheilungen und wirft einen Rück-
blick auf die alte Organisation, um dann die neue Organisation
der Versammlung im Einzelnen darzulegen. Er dankt den Vor-
rednern und insbesondere der Stadt Düffeldorf für den herzlichen
Willkommen und gibt der Zuversicht Ausdruck, daß es den Natur-
forschern und Aerzten in dieser gastfreien Stadt recht wohl
sein möge.
Es folgen dann die Vorträge von Professor Dr. Klein,
Prof. Dr. Tillmanns und Geheimerath Dr. Jutze.

Stellung ist. Er ist jedesmal froh, wenn ich ihm gegen seine
kampflustige Frau zu Hilfe komme."
Hierzu theilt Busch folgenden Brief des Kaisers Wilhelm Il-
an Bismarck vom 2. April 1888 mit: „Albedyll hat mich ausge-
sucht und die ganze Battenbergerei noch einmal besprochen. Bei
dieser Gelegenheit wurde auch ein Brief erwähnt, welchen Re
Kaiserin gestern erhalten haben soll, worin der Battenberger ihr
mittheilt, daß er nur mit meiner Zustimmung heirathen würde —
ein Punkt, der Erwähnung verdient. In dieser Beziehung war
Albedyll der Ansicht, daß positive Anerkennung unter Wieder-
holung dieser Phrase vom Battenberger verlangt werden solle, ui"
hesseren Halt über ihn zu erlangen. Würden Durchlaucht meine
Absendung des Chiffre-Telegramms billigen, mit Befehl an
Heinrich, zu ihm zu gehen und von ihm für mich eine Aufzeichnug
zu verlangen, welche die obige Erklärung enthält? 'Wenn dieser"
meinen Händen wäre und der Battenberger trotzdem irgend welche
Schritte ergreifen oder sich auf irgend welche Jntriguen einlassen
würde, könnten wir dokumentarisch beweisen, daß er des direkten
Wortbruches schuldig sei. Euer Durchlaucht freundliche Entschei-
dung erwartend und in der Hoffnung, daß Ihnen die Geburts-
tagsfeier gut bekommen ist, verbleibe ich stets Ihr treuer und er-
gebener Wilhelm, Kronprinz."
Am 28. April erzählte Lothar Bucher Moritz Busch: „Dff
Großmama benahm sich ganz vernünftig in Charlottenburg, stk
erklärte die Haltung des Chefs in der Battenbergfrage für ganz
korrekt und ermahnte ihre Tochter, ihr Verhalten zu ändern. Es
sei nett von ihr, das eigene Land nicht zu vergessen, aber
brauche die Zuneigung der Deutschen und müsse sich bemühen, sich
dieselbe zu sichern. Schließlich brachte sie die Versöhnung des
Prinzen Wilhelm mit seiner Mutter zu Stande."


Aus Ltadt und Land.
Heidelberg, 21. September.
---- Polizeibericht. Vier junge Leute kamen in verflossener
Nacht wegen Ruhestörung zur Anzeige.
A Handschuhsheim, 18. Sept. Heute Abend von Vz8 UR
an dielt in dem schön geschmückten, neuerbauten, sehr geräumige"
Saale des Gasthauses zur Traube der Liederkranz hier einen
schönen und genußreichen Familienabend ab. Das Programm
war sehr reichdaltig und wurde in allen seinen Theilen zur größtes
Zufriedenheit der sehr zahlreichen Zuhörer abgewickelt. Die vol-
getragenen Lieder und die humoristischen Theateraufführunge"
können in jeder Hinsicht als sehr gelungen bezeichnet werden unv
wurden jedesmal durch kräftige Bravorufe applaudirt. Im Name"
der passiven Mitglieder sagte Herr Franz Thurecht dem Lieder-
kranz Dank und brachte ein dreifaches Hoch auf ihn aus.
N. Neckarbischofsheim, 20. Septbr. Nur in wenigen Jahre"
ist das Erlrägntß an Zwetschgen ein so großes, wie gerade "
diesem. Die Nachfrage nach Brenn zwetschgen war in den letzte"
14 Tagen eine solch' starke, daß die ersten Preise von 2.o"
per Centner rasch auf 3.5 > gestiegen sind. Jetzt scheint jedoM
wieder ein Rückschlag einzutreten, der allerdings in Folge des
allzustllrmischen Vorgehens der Händler vorauszusehen wP-
Jmmerhin haben unsere Bauern dadurch in diesem Jahre erm
selten gewordene Einnahme. Die Qualität der Zwetschgen w
vorzüglich.
Wiesloch, 20. Sept. Am verflossenen Samstag wuroe
(wie schon erwähnt, Red.) auch die landwirthschaftlim-
Ausstellung in üblicher Weise eröffnet. Dieselbe ist ebenfalls
sehr reichhaltig. Es waren ungefähr 40 Pferde und über ov
Stück Rindvieh zur Prämiirung oorgeführt, von denen et"
schöne Anzahl mit Prämien bedacht werden konnte. Außerdem
erhielten viele Aussteller Preise für Schweine, Ziegen, Hüh"^
Gänse und Enten. Die Pferde konnten am ersten Tage sch""
wieder, dagegen Rindvieh, Schweine und Ziegen am gestrige»
Tage erst nach Hause gebracht werden Heute wurde nun "ff
Ausstellung von Hühnern, Gänsen u. s. w. gänzlich geräu""-
Gestern und heute wurde, von früh 8 Uhr bis zum Nachmittag
dauernd, der Preishufbeschlag unter dem Vorsitze des H"k"
Fuchs, Bezirksthierarzt in Mannheim, vorgenommen. Dazu hm
ten sich 36 Schmiedmeister gemeldet. Wie man hört, sollen
10 Preise im Werthe von 100 Mk., 80 Mk. u. s. w. zur B-r-
theilung kommen. Die praktische Aufgabe der Schmiede besta"
hauptsächlich im Beschlagen von Pierdeu und in der Allseitig"»"
eines geschlossenen Hufeisens. Am Nachmittage folgte jewen
noch eine mündliche Prüfung. Ueber die Ausstellung von O»ff
Feld- und Gartengewächsen, ebenso über die von Maschinen w»
in einer der nächsten Nummern berichtet werden. ,
ff Mannheim, 20. Sept. (Strafkammer.) Der, sw"
sehr hä,fig vorvemasle 48 Jahre alte Pflasterer Fneon
Wölfelvon Heidelberg wurde wegen Diebstayls von Pflastere k
Werkzeug im Werihe von 8 Mark zu 6 Monaien Gesängw
verurlheUr. Zugleich sind ihm die bürgerlichen Ehrenre«
auf d-e Dauer von 3 Jahren aberkannt worden.
L.6. Karlsruhe, 20. Sept. Die Unfälle auf der A ff,
thalbahn bilden nachgerade eine ständ'ge Rubrik in der Low
presse von Karlsruhe und Ettlingen. Neuerdings berichtet "
Bad. Landsmann: An derselben Stelle, beim Ettlinger Äastff
wo neulich der Landwirth Brecht verunglückte, wurde gelten
früh 8 Uhr ein mit Bier deladenes Fuhrwerk der Mutterkre"^
brauerei vom Zuge der Albthalbahn erfaßt und schwer beschädig '
der Fuhrmann erhielt sehr erhebliche Verletzungen-
der Wagen wurde theilweise zertrümmert, die Pferde kamen "ff
verletzt davon. Angesichts der zahlreichen Unfälle auf dec „en
seit einigen Monaten eröffneten Albthalbahn gewinnt das Ger"«
an Glauben, daß die Unfälle im Landtag in Form
Interpellation zur Sprache kommen sollen. ' ,
L.O. Karlsruhe, 20. Sept. Heute Abend gegen 8 Uhr bra«
im Restaurant „Salmen" auf dem Ludwigsplatz Feuer
das den Dachstuhl zerstörte. Bei den Rettungsarbeiten war!
übereifriger Helfer in dec Noth einen werthvollen Spiegel " ,
2. Stock auf's Straßenpflaster! Durch das Feuer wurde "
über die Brandstätte Hinziehende Telephounetz stark beschädig".
SO. Karlsruhe, 20. Sept. In der heutigen Bürgers"
schußsitzung wurde Rechtsanwalt Dr. Schneider »
Stadtverordneten gewählt; an Stelle des nach Freiburg ""E i
Lanögerichtspräsidenten Fieser wählte das Collegium den ftawi
Oberstiftuugsrath Fetzer in den Stadtverordnetenvorstand. §
wichtigste Punkt der Tagesordnung betraf den Ausbau des st" '
Kanalsystems behufs Einführung der Schwemmkanalis" «.ff
Nach längerer Debatte wurde der Gesammtaufwand i"r rl"
setzung des Schwemmkanals bis zum Rhein und für die Ue"
Wölbung des Landgrabens im Betrag von 1 159 000 Mark
stimmig genehmigt. Aus den Erläuterungen des Oberburs
meisters Schnetzler sei erwähnt, daß die Stadt Karlsnrye .
hygienischer Beziehung ganz bedeutende Fortschritte gemacht
Die Zahl der Wasserklosets ist von 629 im Jahre 1876 auf
gestiegen, von denen durchschnittlich jedes 100 Liter Wasser " ,
Tag verbraucht. Trotz dieses kolossalen Wasserverbrauchs gen»ff
indessen die bestehende Wasserleitung auch nach Einführung
Schwemmkanalisation allen Ansprüchen. Die Einführung
Schmutzwassers in den Rhein könne zu Bedenken re
Anlaß geben, da die Nächstliegenden Städte (Germersyec
Speyer und Mannheim) 21 bezw. 33 bezw. 63 Kilometer emi-
Müllheim, 19. Sept. Ein junger Bursche, der den gesteh
Nachmittag zu einem Radausflug benutzt hatte, wollte
seinem Zweirad vom Blauen Herunterfahren. A,
er von einem hiesigen Herrn gewarnt worden war, von
wegen des starken Gefälls der Straße gefährlichen Unternen»
abzustehen, unterließ er sein Vorhaben doch nicht. Er verlor,
sein Rad keine Bremse besaß, bald die Herrschaft über basier
stürzte und wurde später mit einer schweren Hirnverletzung ,
Passanten aufgefunden. Noch auf dem Transport ins m
Spital verstarb der Verunglückte. , z-x
Meßkirch. Bei dem Gaufest in Meßkirch übergab "
Herr Präsident des Ministeriums des Innern, Dr. Effe
lohr, ein LooS der beim Festessen aufwartenden Tvw
 
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