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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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Bürger der Stadt Seiner Königlichen Hoheit dem Groß-
herzog eine Huldigung durch Fackelzug, Ständchen und eine
Ansprache des Bürgermeisters Fischer dar, wonach Seine
Königliche Hoheit die Gemeinderüthe und die Vorstände der
betheiligten Vereine empfing und ihnen dankte.

Ausland
Schweiz. Bern, 21. Sept. Das in Neuenburg er-
scheinende italienische Auarchistenblatt Agitatore be-
spricht unter der Aufschrift „IIn oolxo äi liina," (ein
Feilenstich) die Ermordung der österreichischen Kaiserin in
cynischer roher Weise, wie eben professionirte Mörder reden.
Es bemerkt, Luccheni nehme alle Verantwortlichkeit auf sich,
es erübrige nur, seine Energie und seinen Gleichmuth, mit
der er seine Freiheit opferte, zu konstatiren. Man habe
sich aufgehalten, daß er sich eine Frau zum Opfer wählte.
Im Namen aller Leidenden räche sich der Anarchist, indem
er irgend ein Individuum ersteche, das der Klasse der
Aussauger, der Genießenden, Herrschenden oder Unter-
drückern angehöre. (Welcher Blödsinn und zugleich welche
Mordsucht!) Trotz aller Verläumdungen werden die Anar- !
chisten keinen Finger breit von ihrem Wege abgehen. Atten-
tate werden erst aufhören, wenn man allen Manifestationen !
des Gedankens freien Lauf läßt.
Frankreich. Paris, 21. Juni. Rappel meldet unter -
sorgfältigem Vorbehalt, es sei unter den befreiten Sträf-
lingen von Cayenne ein Auf st and ausgebrochen.
Die Meuterer hätten mehrere Personen ermordet, dann die
Munitionslager geplündert und verbreiteten Schrecken in ,
der Stadt. Falls es ihnen gelingen sollte, aus dem ihnen
angewiesenen Stadttheil zu entkommen und die 4000
anderen Sträflinge zu befreien, fragt man sich, wie die
vorhandenen Truppen die Lage bewältigen könnten. Von
Martinique sollen daher Verstärkungen gesandt werden.
Paris, 21. Sept. Nach einigen Meldungen hat
General de Pellieux das Gesuch eingereicht, von seinem !
Posten als Bezirkskommandeur von Paris enthoben zu
werden. Der Jntransigeant theilt mit, Kriegsminister
General CH anoine habe dem Gesuch Folge gegeben, i
General de Pellieux werde ein Commando in der Provinz
erhalten. Die Libre Parole erzählt, der Kriegsminister
habe den General de Pellieux von der Nothwendigkeit zu i
überzeugen gesucht und ihn gebeten, sich einen Posten aus- !
zusuchen, gleichviel wo in der Provinz. „Ich verlange
nicht", habe de Pellieux darauf geantwortet. Also hat das
Verhängniß auch de Pellieux getroffen.
Paris, 21. Sept. Die mit der Prüfung des Revi-
sionsgesuches beauftragte Commission trat heute
Nachmittag im Justizministerium zusammen. Ueber ihre
Berathungen ist nichts in Erfahrung zu bringen. Die
Prüfung der Dreyfusakten wird voraussichtlich am Montag
beendet sein. Ihr Ergebniß soll am Dienstag dem Minister-
rath vorgelegt werden.
Rußland. Chabarowka (Sibirien), 21. September.
Prinz Heinrich von Preußen reiste am 11. Sepr.
Morgens aus Wladiwostok hierher ab. Auf Station
Nikolskoje wurde er von einer Ehrencompagnie, der
Generalität und dem Chef des hier garnisonirenden Truppen-
theils empfangen. Der Prinz verließ die Eisenbahn und
fuhr bei der 130 Ellen langen Eiscnbahnbrücke über den
Fluß Chor, besichtigte die Brücke und die benachbarte
Kosakenansiedelung, deren Häuser, die unlängst erst einge-
richtet worden sind, er betrat, und von deren Einzelheiten
er sich Erklärungen geben ließ. Am 16. Nachmittags
langte der Prinz in Charbarowka an, wo der Bahnhof
mit russischen und deutschen Fahnen und Laubgewinden
geschmückt war. Der Prinz in der Uniform seines rus-
sischen Dragoner-Regiments begrüßte die Ehrenwache in
russischer Sprache. Der Generalgouverneur stellte dem Prinzen
die Spitzen der Behörden vor; eine städtische Abordnung
mit dem Stadthaupt an der Spitze brachte ihm Salz und
Brod. Von einer Sotnie Ussurikosaken geleitet, fuhr der
Prinz mit dem Generalgouverneur in die Stadt, die fest-
lichen Schmuck in russischen und deutschen Fahnen
trug, und stieg im Palais des Generalgouverneurs
ab, wo er die Civilbeamteu empfing und um 6 Uhr
an einem Prunkmahl theil nahm. Hier brachte der
Generalgouverneur einen Trinkspruch auf Kaiser Wilhelm
und Kaiserin Auguste Victoria aus, den der Prinz mit
einem Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland
erwiderte. Am 17. besichtigte der Prinz die Kathedrale,
die Bibliothek, das Museum, die Kasernen und die Spitäler,

wohnte mit lebhaftem Interesse den Reiterübungen der
Kosaken bei, deren Leiter er seinen besonderen Dank für
die bewundernswerthen Vorführungen aussprach, und folgte
nach verschiedenen Empfängen und Besichtigungen am
Abend einer Einladung des Officicrcorps im festlich er-
leuchteten Stadtpark. Am 18. begab sich der Prinz zu
einer Jagd, die der Chabarowkaer Jagdverein veranstaltete.
England. London, 21. Sept. Daily Graphic mel-
det, daß der Vertrag mit der Hongkong-Shanghai-Bank
und die Liutschwang-Bahnanleihe in abgeänderter Form
ratificirt worden sei. Dies sei das Ergebniß des freund-
schaftlichen Meinungsaustausches zwischen der englischen
und der russischen Regierung.
Asien. Uokohama, 21. Sept. Die japanische
Regierung beantwortete das Rundschreiben des russischen
Ministers des Auswärtigen, Grafen Murawiew, über die
Abrüstung dahin, daß sie den Vorschlag, betreffend die
Einberufung einer Conferenz, unterstütze.

Aus dem neuen Bismarckbuch von Busch.
Moritz Busch macht mit seinem in England veröffentlichten
neuen Bismarckbuch gute Geschäfte. Die erste Auflage davon
ist schon verkauft. Das neue Buch ist nicht anders als sein
altes Buch Fürst Bismarck und seine Leute, vermehrt um eine
beträchtliche Anzahl von Einschiebungen, die in der That zum
Theil recht interessant sind, wie die bisher mitgetheilteu Beispiele
zeigen. Daß Busch die Btsmarck'schen Aeußerungen im Wesent-
lichen richtig wiedergibt, wollen wir nicht bezweifeln, allein man
muß nie vergessen, daß solche private und vielfach aus dem Zu-
sammenhang gerissene Aeußerungen niemals so scharf und so
genau zu nehmen sind, wie irgend welche offiziellen Auslassungen.
Im Dienst ist Bismarck ohne Zweifel stets außerordentlich korrekt
gewesen. Außer Dienst stand ihm die Freiheit des Privatmanns
in seiner Meinung und seinem Urthsil ebenso gut zu, wie irgend
einem Andern. Wir lassen hier noch einige von den neu ver-
öffentlichten Notizen Busch's folgen:
Am 17. März 1890 sagte Busch zu Bismarck, dessen Rück-
tritt scheine ihm ganz unmöglich. „Unmöglich?" erwiderte
Bismarck.
„Es ist jetzt Thatsache, die Ereignisse schritten schneller, als
ich dachte. Ich glaubte, der Kaiser würde dankbar sein, falls ich
ein paar Jahre bei ihm bliebe; aber ich finde, daß er
im Gegentheil sich von ganzem Herzen sehnt, mich los zu werden,
so daß er allein regieren kann. Er wünscht seinen alten Mentor
nicht länger um sich. Der Kaiser möchte mit Rußland brechen,
aber er will von den Liberalen nicht eine Vermehrung der Armee
fordern. Mir ist es gelungen, das Vertrauen der Petersburger
Regierung zu erwerben, und ich erhalte täglich Beweise dafür.
Der Zar läßt sich von meinen Wünschen leiten. Was werden sie
jetzt dort denken! Und dann andere Erwartungen, die ich nicht
erfüllen kann, verbunden mit Jntriguen der Höflinge, Grobheit
und Spionage und Beobachtung, mit wem ich Verkehre. Mein
Rücktritt ist sicher."
Busch sagte: „Wenn'der Kaiser in Noth und Schwierigkeiten
geräth, wird er Sie selbst zurückholen." Bismarck antwortete:
„Nein, dazu ist er zu stolz, doch er möchte gern Herbert be-
halten. Das geht aber nicht, das wäre eine Art gemischter
Güterzug, und ich würde immer einen Theil der Verantwortlich-
keit tragen."
Im Jahre 1882 sagte Bismarck über den Kronprinzen,
nachmaligen Kaiser Friedrich:
„O ja, der möchte mich auch behalten, aber er ist zu sehr
seiner Bequemlichkeit ergeben und hält es für leichter, mit Majo-
ritäten zu regieren. Der, welcher danach den Thron besteigt, ist
ganz verschieden. Er will die Regierung in die eigenen Hände
nehmen, er ist energisch und entschlossen, durchaus nicht gewillt,
parlamentarische Mitregierer zu dulden. Er ist durchaus nicht
erfreut, daß sein Vater es mit den Professoren hält. Vielleicht
wird er sich einmal zum roeksr äs bronos entwickeln, dessen wir
bedürfen."
Und über die Kronprinzessin urtheilte er: „Ich denke
nicht, daß sie auf ihren Mann großen Einfluß hat; sie ist eine
recht kluge Frau, allerdings klug nach Frauenart. Sie ist nicht
im Stande, ihre Gefühle zu verbergen, wenigstens nicht immer.
Ich habe ihr manche Thräne verursacht, und sie konnte mir ihren
Aerger nach den Annexionen von Schleswig und Hannover nicht
verbergen. Sie konnte damals kaum meinen Anblick ertragen.
Aber jetzt hat sich diese Stimmung doch gewandelt. Sie bat
mich einst, ihr ein Glas Wasser zu reichen, und als ich es ihr
gab, sagte sie zu der dienstthuenden Hofdame, deren Namen ich
vergessen habe: „Er hat mir so viel Thränen verursacht, wie
Wasser in diesem Glase ist." Aber jetzt ist das alles vorbei"
Den Damen des Hohenzollernhauses sind folgende Aus-
lassungen Bismarcks in dem Tagebuch gewidmet: „Es scheint
eine Eigenthümlichkeit der Hohenzollern zu sein, daß ihre Frauen
immer einen großen Einfluß auf sie ausgeübt haben. Bei
Friedrich dem Großen war das nicht der Fall, wohl aber bei
seinem Nachfolger und dem verstorbenen König, ebenso bet
unserem gegenwärtigen Allergnädtgsten und Sr. zukünftigen
Majestät. Das merkwürdigste Bild bietet in dieser Beziehung
Prinz Karl, dec Alles eher ist als ein guter Ehemann und doch
von seiner Frau abhängt. Er hat in der That förmlich Angst
vor ihr und läßt sich durch ihre Wünsche leiten . . . Aber es
verhält sich doch etwas anders mit diesen beiden (dem König
und dem Kronprinzen). Sie wünschen gelobt zu werden. Sie
wollen es in der englischen und französischen Presse gesagt haben,
daß sie billig denkend und großmüthig sind."
Auch über deutsche Fürsten hielt Bismarck mit seiner Meinung

war der österreichischen Kaiserin beschicken. Fast sagenhafte
Schönheit umgab einst die jugendliche bayerische Prinzessin.
„Vergebens mühen sich die Lieder, vergebens quälen sie den
Stein", den geheimnißvollen Reiz dieser Frau auszudrücken.
Im Frühling des Jahres 1884 habe ich die Kaiserin zum
ersten Male gesehen, in Heidelberg, und ich werde die Erscheinung
nie wieder vergessen. Einfach, in schwarzem, eng anliegendem
Gewand, trat sie aus einer Seitenpforte der Jesuitenkirche, ganz
schmucklos die graziöse, biegsame Gestalt; das wunderbare Antlitz
mit den flehenden Augen, umrahmt von einer Fülle herrlichen
Haares. Niemand erkannte die Kaiserin und doch verneigte sich
Jedermann. So ist Schönheit eine geborene Königin, der man
unbewußt huldigt.
Seitdem hat sich eine ganze Legende um diese Frau gebildet,
die seit Jahren die weite Welt durchzog — ruhelos und einsam!
Sie muß etwas Gemeinsames gehabt haben mit jenen ewigen
Alpen, die sie so gern bestiegen, jene Einsamkeit, die allen Großen
eigen.
Darum ist sie auch von Philistern nie begriffen worden; die
leichtlebigen Wiener konnten ihr nie verzeihen, daß sie sich nicht
als Schau- und Prunkstück des Hofceremoniells hergeben mochte.
Leuthold hat einmal von einem deutschen Dichter gesagt: „Ihn
tödtete das Heimweh nach dem Land, auf das die Sonne des
Homeros schien."
Auch Elisabeth von Oesterreich hat an diesem Heimweh ge-
litten. „Das Land der Griechen mit der Seele suchend", hat sie
sich unglücklich gefühlt auf einem Kaiserthron. Ueberall auf ihren
Wegen begegnen wir dem Drang, die Schönheit ins Leben um-
zusetzen und diese Veranlagung kann nie zur Befriedigung führen.
Mit der Zauberhand des Königs Midas mußte sie Alles, was
mit ihr in Berührung trat, in Schönheit vergolden. Da ragen
sie empor, die herrlichen Werke griechischer Kunst auf dem Märchen-
sitze zu Corfu, in dem Zauberschlößchen Lainz. Ein antiker,

sinnender Hermes, eine trauernde Niobe, die unglückliche Sappho
und dazwischen einsam wandelnd die Kaiserin, die feinsinnige
Kennerin griechischer Literatur und griechischer Sprache.
Fast bin ich beschämt, meinem Gedenken Worte zu verleihen,
an einem Leben zu skizzireu, das sich nur in den formvollendet-
sten Linien wiedergeben läßt. Doch am Sarge eines geliebten
Menschen möchte Jeder ein paar Blumen niederlegen und hier
ist nicht eine Kaiserin geschieden, die einem einzelnen Volke ge-
hört, die Menschheit hat einen bedeutenden Menschen verloren.
Der Glanz der Krone macht dies Leben nicht Heller, strahlender
für uns, wir trauern um eine edle, unglückliche Frau, der die
wahre, tiefinnere Schönheit aufgegangen und das Leben eines
solchen Menschen ist immer eine Tragödie. Darum hat auch die
Kaiserin so gern den schwermüthigen Weisen Heinrich Heines ge-
lauscht, darum ist sie eine von den Wenigen gewesen, die Ver-
ständniß und Mitgefühl für den unglücklichen Bayernkönig ge-
habt haben, eine ihr wahlverwandte Natur.
Die auserlesene Gemeinde solch eigenartiger, schönheitsdürsteu-
der Naturen wird kleiner und kleiner in unseren Tagen, und die
Welt sollte in ein grenzenloses Weh ausbrechen, wenn wieder
ein Glied aus dieser Kette scheidet. Sic sind die Hüter des
Besten und Würdigsten, des Ewigen und Wahren und als eine
Priesterin im Tempel der Schönheit ist Kaiserin Elisabeth gefal-
len; Hermann Bahr hat Recht, sie war die letzte Griechin unse-
rer Zeit.
Nun ruht ihr Leib in der stillen Kaisergruft bei den Kapu-
zinern. Der grausame Mordstahl hat ihr wenigstens einen sanf-
ten, schmerzlosen Tod bereitet. Rasch und ohne Leid ist sie zu
den Göttern eingegangen. Das ist ein Trost in diesen schweren
Stunden. In jenen seligen Gefilden schweigen Sehnsucht und
Heimweh. Dort wird sie mit Heinrich Heine lustwandeln und
Johann Wolfgang Goethe wird sie begrüßen.

nicht zurück. Ueber eine bezügliche Aeußeruug des Kanzlers w
Versailles erzählt Moritz Busch: „Jemand bemerkte, daß de"
Großherzog von Weimar sehr böse sei, weil der Chef ihn nickt,
wie er gewünscht, besucht hatte, worauf der Minister sich
Keudell wendete und sagte: „Sagen Sie — (ich kann mich,.auf
den Namen nicht besinnen) — sofort, daß ich aufgebracht darüber
war, daß sein gnädiger Herr meine Zeit und meine Gesundheit
so sehr in Anspruch nimmt und daß er eine so irrige Idee hat
von den Pflichten, die ich zu erfüllen habe. Ich kann nun ver-
stehen, wie der arme Watzdorfs so jung zum Sterben kam."
„Der Koburger quält mich beinahe ebenioviel. Er hat mir einen
zwölfseitigen Brief über deutsche Politik geschrieben, aber rck
ha-e ihm eine gebührende Antwort gegeben. Ich sagte ihw,
daß von allen den Punkten, die ec erwähnt, nur einer da se>,
der nicht schon längst abgethan sei; und der eine sei nicht werth,
diskutirt zu werden. Er that uns jedoch 1866 gute Dienste-
Allerdings war er vorher schlecht genug, Ms er Kaiser von
Deutschland zu werden wünschte und sich an die Spitze eines ge-
heimen Schützenvereins stellte. Damals dachte ich ernstlich daran,
ihn durch ein Regiment Husaren aufheben und nach Magdeburg
bringen zu lassen. Ich legte meinen Vorschlag dem König vor-
Er ist von Eitelkeit verzehrt." Er erzählte daun, wie der Herzog
ein Bild von sich hätte malen lassen, wie er als Sieger von
Eckernförde auf einem sich bäumenden Schlachtrosse reitet, unter
dessen Füßen eine Granate platzt, wogegen er thatsächlich „HA
dieser Gelegenheit gar kein Heldenthum entfaltete, sondern 'hl
Gegentheil der Schußlinie in respektvollem Abstande fernvlieb,
was ganz ver nünfiig von ihm war."

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 22. September.
** Ihre König!. Hoheit die Großherzogin traf heuie Vor-
mittag 9.50 von Karlsruhe hier ein und reiste 10.05 nach Lauda
weiter, wo sie der diesjährigen Landesversammlung des Badischen
Frauenvereins anwohnen wird. Sie kehrt von da heute Abeiw
zurück. . .
X Von der Oberrealschule. Mit der Wiedereröffnung des
neuen Schuljahres wurde gestern an der hiesigen Oberrealschule
zugleich eine Gedenkfeier zu Ehren Bi s m arcks Veranstalter
der die beiden Herren Bürgermeister und Mitglieder des Stadt-
raths und des Beiraths der Schule beiwohnten. In klarer, licht-
voller Gedächtnißrede entwarf Prof. Dr. Lorentzen das einzig-
artige Lebensbild des großen Kanzlers, des treuen Dieners
Kaiser Wilhelms des Ersten, und Gesangvorträge der Schuler
erhöhten die weihevolle Stimmung. Mit dem neuen Schuljaw
scheiden aus dem Lehrerkollegium die Herren Prof. Nohl, der al«
Vorstand au die höhere Bürgerschule nach Ettlingen versetzt wurde,
und Dr- Winkelmann. Etatmäßig als Professor angestellt bleibt
Dr. Lorentzen an der Anstalt, und neu treten in das Kollegium
die Lehramtspraktikantcn Greber, D. Krausser und Maug-
g o l d. — Nach vorläufiger Zusammenstellung beträgt die Schiller-
zahl 385, worunter 61 neueintretende Sextaner; II II mußte m
Parallelabtheilungeu getrennt werden. — Die baulichen Ver-
änderungen betrafen besonders die Erhöhung der Fenster in M
Klassenräumen, die Anbringung von Gasglühlicht in allen Klasseu-
die Herstellung eines neuen Klassenzimmers sowie einer Werk-
stätte für Handfertigkeitsunlerricht. Nachmittags von 3 Uhr «»
fand bei sehr günstiger Witterung im Beisein des Direktors »u°
der Lehrer der Anstalt die Eröffnung der Spiele auf dem Spiel-
platz unterhalb der neuen Brücke statt.
Z Das neue Dienstbotengesetz. Mit dem 1. October d. Öf-
treren die Bestimmungen des neuen Dienstbotengesetzes in Kraft-
Darnach ist jeder minderjährige Dienstbote zur FnhrE
eines Dienstbuches verpflichtet. Die Herrschaften haben sich
daher bei Strafvermeiden jeweils beim Eintritt eines solche»
Dienstboten das Dienstbuch desselben behändigen zu lassen,
geeignet zu verwahren und nach rechtmäßiger Lösung des Dienst-
verhältnisses, mit dem vorgeschriebeuen Eintrag versehen, dein
Dienstboten wieder zu behändigen. In dem Arbeitsbuch darf
nur der Tag des Em- und des Austritts aus dem Dienst, die
Art des Dienstes sowie der Name der Herrschaft eingetragen
werden. Alle weiteren Einträge, insbesondere über Führung'
sind untersagt und sind die Dienstherrschaften im Zuwider-
handlungsfalle strafbar und dem Dienstboten unter Umstanden E
einem Schadenersatz verpflichtet. Ferner ist jede Dienstherrschaff
verpflichtet, dem Dienstboten beim Abgang auf Verlangen ein
besonderes Zeugnis; über Art und Dauer der Beschäftigung
sowie über Führung und Leistung auszustellen, das aber nickt
irgendwie in das Dienstbuch eingetragen werden darf. Fern»
machen wir darauf aufmerksam, daß für die zu Häusliche."
Zwecken gemietheten Dienstboten vom 1. October d. I. an kur
das ganze Gebiet des Großherzoglhums Baden die Dienstzeit ff
am 1. Januar, April, Juli und October beginnt und der Vertrag
jeweils auf drei Monate als abgeschlossen gilt. Bei der
Miethe zu Dienstleistungen in der Landwirth schäft gilt der
Vertrag für ein Jahr abgeschlossen und beginnt aml. Jcnuak-
Dasselbe gilt bei Dienstboten, welche sowohl zu landwirthschak^
lichen als zu häuslichen Diensten gemiethet werden. Bei dem
Gedinge monatlicher Zahlung gilt der Vertrag auf die Dauer
eines Monats geschlossen.
— Polizeibericht. Eine Dienstmagd aus Steinbach wurde
wegen Diebstahls und Betrugs und em Mctzgerbursche wegen
fortgesetzter Ruhestörung verhaftet. Ein Bäckerbursche, der in der
Schröderstraße in völlig betrunkenem Zustande aufgefunden wurde,
wurde in den Notharrest in Neuenheim verbracht. Ein Gärtner-
gehilfe kam wegen Ruhestörung zur Anzeige.
X Wiesloch, 21. Sept. Die l a n dw i rth s ch a ft l ick
Ausstellung befindet sich in der städt. Turnhalle. Merck
am Eingang links ist eine Collectivausstellung von Obst, Kar:
toffeln, Gemüse und Getreide von Schweikhardt und Zahn aw
dem Unterhof bei Wiesloch. Dieselben erhielten einen Ehren-
preis von 10 Mk. Daneben haben PH. Maier, Kreisbauwwaff'
Bierbrauer PH. Lauth und Louis Lamade von Walldorf für »ff
Ausstellungen, erstere einen Ehrenpreis von je 5 M., letztere
einen solchen von 10 M. erhalten. Otto Bronner von Wiesle«
wurde für sein reiches Obstsortiment nebst verschiedenen Traube»
sorten mit einem ersten Preis von 20 M. bedacht. Fabrrrw
W. Reitz von Rauenberg bekam für Obst und verschiede»
Gartengewächse 10 M., Oekonom Zimmermann vom Römeryrv
bei Altwiesloch für Tafel- und Mostobst 10 M. Friedr. Menge-
von Rauenberg für eine kleine Obstausstellung 3 M., Graham
von Handschuhsheim für Obst und Gartengewächse 10 M.,
Steinmann von Altwiesloch einen Ehrenpreis von 5 M-, Stam
Pfarrer Weiß und Gemeindebaumwart Stärk von hier je eMA
1. Preis von 10 M. Rechts vom Eingang hat Hauptletffe
Saur von Roth eine Menge Jmkergeräthe ausgclegt, wofür 5
4 M. als Preis erhielt, außerdem für Honig noch 5 M., dB-
Wagner II. von hier für gedeckelte Honigwaben einen Ehrenpreis
von 10 M., Rathschreiber I. Ziegler hier für Honig 10 M-,
Hauptlehrer Brünner in Roth für Honig 10 M. und eine silberm
Medaille; Werkführer Gerstner von Altwiesloch den Ehrenpres
des Bezirksvereins Wiesloch, bestehend in einem Weinservice, 1»
gedeckelte Honigwaben, Hauptlehrer Schollmeier in Sandhaufen
für Obst 10 M., für Honig und Hennig'sche Futtertafcln au
Krystallzucker einen 1. Preis mit 15 M., Geiger, Rappen«»'
2. Preis mit 5 M. für Früchtekonserven, eine große Menge
Konserven in Patentgläsern zeigt die Ausstellung von I-
in Oeflingen (Baden), Zeh, Zuzenhausen für verschiedene Solle
Kartoffeln 5 M , nebenan ist eine Sammlung im Kreise Hewe
berg gebauter, neuerer Getreide- und Kartoffelsortcn; Koge»
Handelsgärtner in Eppingen, bekam für Gurken, Melonen u. I-
10 M., Valentin Lädel, Rauenberg, für Obst 3 M., ebenso Albe
Wittig, Gärtner hier, 5 M., Daniel Janson, Dielheim, S M-,
von Göler, Schatthausen, für Garten- und Feldfrüchte, Ehre»
preis 10 M., Hauptlchrer Böbel, Thairnbach, für Johanisbeer
wein vom Jahre 1896 einen 1. Preis 5 M., Rödel, Sinshetw,
für Zwctschgenwasser 1895 und 1897 ein Diplom, Bender, W-es
 
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