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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0310

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darin eine ritterliche Ehrung des Großherzogs liegen, der
sich bei der Wiedererrichtung des deutschen Reiches so große
Verdienste erworben hat und daher, wie kein anderer, wür-
dig ist, den künftigen Kaiser in die öffentliche Wirksamkeit
einzuführen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben das
badische Mitglied der Direktion der Main-Neckar-Eisenbahn in
Darmstadt, Oberregierungsrath Robert Stutz, zum Geheimen
Rath III. Kl. ernannt und den Notar Karl Künzig, jetzt Fürstlich
Fürstenbergischer Kammerrath und Rechtsanwalt in Donau-
eschingen, seinem Ansuchen entsprechend, aus dem staatlichen
Dienste entlassen.
— Für die Linien der italienischen Mittelmeer-
bahnen und der adriatischen Bahnen werden neben den be-
stehenden festen Rundreiseheften nunmehr auch zusammen-
stellbareFahrscheine zu ermäßigten Fahrpreisen ausgegeben,
mit denen nach eigener Wahl Fahrscheinhefte für Fahrten von
mindestens 400 Klm. Länge zusammengestellt werden können,
wobei aber die Reise immer in der Station enden muß, in der
sie angetreten wurde. Die Bestellung muß bei der Station Mai-
land erfolgen. Die näheren Bedingungen wird die Oktober-
Ausgabe des grünen Kursbuchs bringen. Es wird darauf auf-
merksam gemacht, daß sich die Reiseagentur E. R. Brizzi in Mai-
land (Galleria Viktore Emanuele 45-47), die auch deutsch kor-
respondirt, erboten hat, gegen eine Vergütung von 2 Francs die
Bestellung solcher Fahrscheinhefte bei der Station Mailand und
die Uebersendung an den Besteller mit der Post unter Nachnahme
des Betrags zu übernehmen.
Karlsruhe, 23. Septbr. Die Großherzogin
verlieb Schloß Mainau am 21. September Früh, traf mit
dem Großherzog in Donaueschingen zusammen und be-
gleitete denselben bis Offenburg. Von dort fuhr Ihre
Königl. Hoheit allein nach Karlsruhe weiter. Am Morgen
des 22. begab Ihre Königliche Hoheit sich um 8 Uhr
50 Minuten nach Lauda, um der diesjährigen Landes-
versammlung des Badischen Frauenvereins anzuwohnen.
Dieselbe traf 12 Uhr 39 Minuten in Lauda ein und wurde
am Bahnhof von dem Amtsvorstand, dem Bürgermeister
und dem Beirath des Frauenvereins empfangen. Zunächst
nahm Ihre Königliche Hoheit die Vorstellung der Staats-
und Gcmeindebeamten entgegen und besuchte sodann die
Marienkapelle, die Pfarrkirche, die Kleinkinderschule, die
Frauenarbeitsschule und das städtische Spital. Hierauf
begab sich Ihre Königliche Hoheit in die Landesversamm-
lung, welche von zahlreichen Vereinen besucht war, und
wohnte den Verhandlungen bis zum Schluß bei. Nach-
dem die Vertreter der auswärtigen Vereine, Luisenschülerinnen
und dekorirten Dienstboten Ihrer Königlichen Hoheit vor-
gestellt waren, nahm dieselbe den von dem Frauenverein
angebotenen Thee in den Räumen des Bahnhofs ein und
machte zum Schluß eine Rundfahrt durch die festlich ge-
schmückten und beleuchtetet Straßen der Stadt. Die Ab-
fahrt von Lauda erfolgte um 8 Uhr 42 Minuten Abends,
die Ankunft in Karlsruhe um 1 Uhr 56 Min. Nachts.
>A usian d.
Schweiz. Bern, 23. Sept. Der Bundesrath beschloß,
36 Anarchisten ausznweisen.
Frankreich. Paris, 23. Sept. Aus einer Dar-
stellung, die der Matin über die Ueberführung Picquarts
in das Militärgefängniß bringt, ist hervorzuheben, daß er
zwei Rasirmesser in auffälliger Weise zurückließ.
Asien. Die Palastrevolutio in Eyina ist
unblutig gewesen. Der Kaiser lebt, aber er wird fortan
von der Kaiserin-Wittwe wieder bevormundet werden.
Kaiser Tsai-t'ien ist Adoptivsohn der Kaiserin-Wittwe und
geboren am 2. August 1872 als Sohn des Prinzen Chun.
Die Kaiserin-Wittwe Tsu-Hßi vollendet am 17. November
ihr 64. Lebensjahr. Ihr Gemahl, Kaiser J-chu, starb
1861 und Kaiserin Tsu-Hßi übernahm für ihren Sohn,
den Kaiser Tsai-shun, der 1875 starb, die Regenschaft,
die sie nach Adoptirung des jetzigen Kaisers als Sohn,
bis 1889 führte. Kaiser Tsai-t'ien wurde am 4. März
1889 selbständig, nachdem er sich am 26. Februar mit
Jeh-Ho-na-la, des Bannerpräfekten Kwei-Hstang Tochter,
vermählt hatte. In den ersten Jahren seiner Regierung stand
er ganz unter dem Einfluß der Kaiserin-Wittwe. In
neuester Zeit hat er aber Versuche gemacht, selbständig zu
herrschen in entschieden reformfreundlichem Sinne. In
mehreren seiner Edikte sprach er unumwunden aus, daß
China sich Europa zum Vorbild nehmen müsse. Darin
scheint er der altchinesischen Partei zu schnell und zu weit
gegangen zu sein und so ist er mit Hilfe der gerne selbst
regierenden Kaiserin-Wittwe bei Seite geschoben worden.
Für gestern (am 23. September) war bestimmt, daß der
Kaiser und alle Hofbeamten der Kaiserin-Wittwe durch
Kniefall huldigen sollten. Durch die Kaiserin, seine alte
Gönnerin, kommt nun auch Li-Hung-Tschang wieder in
die Höhe. Seine Absetzung mag mit ein Grund gewesen
sein, daß die Kaiserin die Zügel der Regierung wieder selbst in
die Hand nahm. Mit Reformen wird man nun langsam und
vorsichtig vorgehen, wenn man überhaupt Reformen be-
lieben wird.
Auö Ltadt und Land.
Heidelberg, 24. September.
8. Von der stiidt. Kunst- und Alterthümersammlnng. Bei
seiner gestrigen Anwesenheit auf dem Heidelberger Schlosse stattete
der Präsident des Finanzministeriums Se. Excellenz Dr. Buchen-
berger aus Karlsruhe, auch der städt. Kunst- und Alterthums-
sammlung seinen Besuch ab. Herr Buchenberger verweilte längere
Zeit daselbst und ließ sich unter Führung des Hrn. Galerieverwalter
Dinkeldein eingehend die einzelnen Gegenstände erklären. Insbeson-
dere gefiel seiner Excellenz die großartige und reichhaltige Sammlung
der Frankenthaler Porzellane, der Gemälde, Kupferstiche rc. rc.
In Begleitung des Herrn Finanzministers befand sich Herr
Ministerialrat!) Goeller.
ff 70. Geburtstag. Im Laufe dieser Woche hat ein um un-
sere öffentlichen Angelegenheiten seit Jahrzehnten wohlverdienter
Mann in frischer Rüstigkeit seinen 70. Geburtstag begaugen:
Herr Stadtrath Abel. Seine seit 40 Jahren in hingeben-
der Treue, tiefer Sachkenntniß und ernster Gewissenhaftigkeit
unermüdlich thätige Arbeit in der städtischen Verwaltung wurde
bei dieser Gelegenheit durch eine Abordnung und durch schrift-
liche Kundgebung warm anerkannt. Auch die cvang. Kirchen-
gemeinde, deren Kirchengemeinderath Herr Abel seit über 25
Jahren als Mitglied angehört, hat, wie wir hören, ihm herzlichen

Dank und Wunsch ausgesprochen. Möge der 70jährige sich seiner
Frische des Körpers und Geistes noch lange zum Wohle der
Stadt und zur Freude der Seinigeu erfreuen!
8t Schönau b. H., 23. Sept. Zwecks Hebung und Förderung
der Nutzgeflügelzucht ist seitens des landwirthschaftlichen
Bezirksvereins Heidelberg dem hiesigen Herrn Hauptlehrer Arm-
bruster eine Geflügelzuchtstation übertragen worden. Dieselbe
enthält nicht nur rassen- und farbenreine Thiere, sog. Leghorn,
sondern die Station ist auch, was von fachkundiger Seite an-
erkannt worden ist, eine mustergiltige, praktische Lehrstätte für
richtige Zucht, Fütterung und Pflege des Geflügels, sowie für
gute Stallungen und zweckmäßige Geräihe.
X Wiesloch, 23. Sept. (Landwirthschaftliche Aus-
stellung. Schluß.) Zum Schluffe soll nur noch von der
M a s ch i n e n a u s st el I u n g berichtet werden. Sehr interessant
sind die verschiedenen Apparate von Roths Central-Molkerei-
bureau in Stuttgart. Dieselben sind nach Roth bei Wiesloch
verkauft, wo sich eine Molkereigenossenschaft gebildet hat. Mühlen-
bauer Gg. Scharr, Kaufmann I. C. Roth, Rechner Daniel Groß
hier Haven als Vertreter von Maschinenfabriken die Fabrikate
derselben, wie Futterschneidmaschinen, Pflüge, Trieurs, Keltern,
Waschmaschinen u. s. f., ausgestellt. Ferner ist noch vertreten
die Firma Kaibel u. Sieber in Worms hauptsächlich mit Keltern
und Obstmühlen, I. Waitzfelder aus Mannheim mit Mäh- und
Sähmaschinen, Kaufmann Mich. Bläß aus Ladenburg als Ver-
treter der „Badenia" in Weinheim mit Rübenmühlen, Pflügen,
Windputzmühlen, Kartoffeldämpfer, Sähmaschinen rc. Die Wagen-
und Geschirrfavrik von Mayer u. Roth in Bruchsal lockt die Be-
sucher au durch einen prächtigen Schlitten, dem ein ausgestopftes
Pferv vorgespannt ist. Die Wagenfabrik von Schmieder in Heidel-
berg hat zur Besichtigung eine elegante Chaise und einen Luxus-
wagen ausgestellt, Schmiedmeister Winter von hier eine dreithei-
lige Ackerwalze und Husser von Hochstetten einen preiswürdigen
Pavillon für Bienenzucht und Honigschleudermaschinen. Es bleibt
nur noch der Wunsch übrig, daß die betreffenden Aussteller, die
sich viele Mühe gegeben und dadurch die hiesige Ausstellung ver-
schönert babeu, auch dafür ihren Lolin finden möchten.
O Mannheim, 22. Sept. Zu einer recht unangenehmen
Kalamität wächst sich der täglich mehr zurückgehende
Wasserstand unserer Flüsse aus, die sich bereits in den stark
steigenden Preisen der Kohlen äußert; die ungeheuren Transporte,
die sich sonst auf dem Rheinstrom, besonders um die jetzige Jahres-
zeit bewegen, sind auf ein Minimum zusammengeschrumpft und die
stattliche Rheinflottille bringt heute nur noch ungefähr ein Drittel
der Güter fort, die sie bei günstigem Wasserstand zu transportiren
im Stande ist. Die natürliche Folge davon ist, daß ein großer
Theil der Massengüter, vor allem Kohlen, direkt per Bahn ver-
sandt werden muß, ein Umstand, der für viele Kohlenverbraucher,
Private wie auch Industrielle, die sich nicht frühzeitig gedeckt haben,
üble Folgen in Gestalt hoher Kohlenpreise zeitigt, da sich der
Bezug der Kohlen direkt ab Zeche per Bahn eben wesentlich theurer
stellt, als auf dem billigeren Wasserweg über Mannheim. Wer
daher seinen Winterbedarf noch nicht gedeckt hat, möge sich damit
beeilen, da alle Aussicht dafür besteht, daß dieser unentbehrliche
Verbrauchsartikel im Winter Preise erreicht, die lange nicht mehr
bezahlt wurden.
Mannheim, 23. Septbr. Bei der gestrigen Eröffnung der
Submission der Glaserarbeiten für den Neubau des
Schlachthofs betrug das Höchstgebot 25 842 Mk., das niederste
Angebot 17193 k. Das ist ein Unterschied von 8649 Mark.
Wer hat nun richtig gerechnet? Schwerlich war es der billige
Handwerker, denn das nächste Angebot nach ihm aufwärts be-
trug schon 22026 Mark.
ff Mannheim, 23. Sept. Mit zwei Anklagen wegen Miß-
handlung von Arbeitswilligen hatte sich heute das
hiesige Schöffengericht zu befassen. In der ersten Klagesache
mußten sich die Bierkutscher Georg Fetvner und Wilhelm Schick
von hier verantworten, welche dem Fuhrmann Jakob Göpfert,
der sich au dem Brauerstreik nicht betheiligte, auf offener Straße
beschimpften und ihn auf seinem Bierwagen thätlich angriffen.
Die beiden Angeklagten erhielten je 3 Tage Gefängniß. — Der
zweite Fall betrifft den Streik in den Oberrheinischen Metall-
werken in Neckarau. Angeklagt war der Arbeiter Ernst Edmund
Zaiser aus Eßlingen, welcher den sich an dem Ausstand nicht
bethciligeuden Spengler Josef Grämlich von der Arbeit dadurch
abzuhallen suchte, daß er ihm zurief: „Kerl, ich verreiße Dich,
wenn Du noch einmal kommst und schaffst". Außerdem versetzte
er ihm einen heftigen Stoß, daß er zu Boden stürzte und eine
Verletzung erlitt. Er erhielt 4 Wochen Gefängniß.
ch Mannheim, 23. Sept (G e s ch w o r e nenl iste.) 1) Aug.
Grün, Ingenieur in Mannheim, 2) Valentin Wendel, Müller in
Grünsfeld, 3) Philipp Held, Privatmann in Heidelberg,
4) Wilhelm Graff, Fabrikant in Heidelberg, 5) Wendelin
Bouquet, Mechaniker in Mannheim, 6) Karl Äainhard, Kauf-
mann in Tauberbischofsheim, 7) Richard Sauerbeck, Kaufmann
in Mannheim, 8) Heinrich Jakoby II., Landwirth in Ilvesheim,
9) Jakob Lutz, Bäcker in Feudenheim, 10) Friedrich Emmerling,
Buchdruckereibesitzer in Heidelberg, 11) Jakob Kaltschmidt II,
Landwirth in Kirchheim b. H., 12) Julius Sigmund, Fabrikant
in Eberbach, 13) Philipp Grämlich, Bürgermeister in Sindols-
heim, 14) Ludwig Eberle, Privatmann in Weinheim, 15) Leon-
hard Engelhardt, Altbürgermeister in Hoffenheim, 16) Alfred
Level, Kaufmann in Mannheim, 17) Marti» Burkhard, Möbel-
händler in H e id e l der g, 18) Friedrich Ebert, Architektin
Heidelberg, 19) Roseph Rösch, Steinbruchbesitzer in Mauer,
20) Heinrich Rothenhöfer, Kaufmann in Meckesheim, 21, Johann
Keßler, Direktor tu Mannheim, 22) Philipp Heß, Gastwirth in
H e i d e l berg- Ne n e n h ei m, 23) Peter Bachmann, Bäcker in
Nußloch, 24) Eugen Lutz, Kaufmann in Mannheim, 25) Wilhelm
Bühler, Gemeinderath in Wieblingen, 26Philipp Gehrig, Gerber
und Gemeinderath in Neckargemünd, 27- Fritz Keller, Fabrikant
in Edingen, 28) Dr. Karl Dissens, Kaufmann in Mannheim,
29) Johann Keller, Landwirth in Neckarhausen (Amt Mannheim),
30) Jobanu Fellmann, Gutspächter in Lobenfeld.
8. 0 Karlsruhe, 21. Sept. Der Kaiserpreis für bestes
Schießen im Armeecorps ist in diesem Jahre dem Bad.
Leibgrenadierregiment Nr. 109 zuerkannt worden. Der Haupt-
mann der am besten schießenden Kompagnie erhält in solchen
Fällen den Rothen Adlerorden 4. Klasse und einen silbernen
Ehrenschild mit Widmung vom obersten Kriegsherrn, im jetzigen
Falle der Chef der 4 Kompagnie, Hauptmann Weese, das
Ofstziercorps des betreffenden Regiments aber die Broncebüste
Seiner Majestät für das Kasino. Die Unteroffiziere und Mann-
schaften tragen dann für ein Jahr die lorbeerumkränzte Kaiser-
krone in Gold- bezw. Silberstickerei auf dem rechten Aermel des
Uniformrockes. Zuletzt war die Schießauszeichnung zweimal
nach einander an die „Lützower" in Rastatt gefallen, vorher hat-
ten ihn die „Markgräfler" daselbst und jetzt endlich kommt der-
selbe zum ersten Mal an die „Leibgrenadiere".
80. Karlsruhe, 23. Sept. In die Sexta des Rea l- und
Reformgymnasiums sind nicht weniger als 121 Schüler
eingetreteu, so daß die Parallelisirung in 3 Klassen nothwendig fiel.
80. Karlsruhe, 23. Sept. Die Eisengießerei PeterS u.
Beck in Stuttgart will im Bauwald ein 3 000 gm großes Bau-
gelände zum Preis von 7 Mk pro gm erwerben. Der Stadt-
rath hat dem Gesuch vorbehaltlich der Genehmigung des Bürger-
ausschusses stattgegeben.
8. 0. Karlsruhe, 23. Sept. Auf Grund des Gutachten» der
Sachverständigen-Commission hat sich nunmehr der Stadtrath
für die Höherlegung des Bahnhofs entschieden; er bean-
tragt deßhalb, daß der Bürgerausschub sich mit einer dahinzielen-
dcn Mittheilung an das Ministerium des Großh. Hauses und
der auswärtigen Angelegenheiten einverstanden erklärt.
8. 0. Karlsruhe, 23. Sept. Der Rechts st reitder Stad t-
gemeinde gegen die israelitische Gemeinde wegen
Entschädigung gegen das abgetretene Gelände des alten israel.
Friedhofs ist durch landgerichtliches Urtheil dahin entschieden.

daß die Stadt für den Qm. eine Entschädigung von 104 >«s-
gesammt also 121056 zu leisten hat.
Pforzheim, 22. Sept. In dem benachbarten Brötzingen
brach gestern Mittag 4 Uhr ein Brand aus, der 11 Wohnhäuser
und 9 Scheunen einäscherte. Das Feuer entstand im Wohnhauie
des Landwirths Stickel an der Hauptstraße. Fast gleichzeitig
schlugen auch die Flammen aus einer gegenüberliegenden Scheune
hervor, und nun griff rasch das verheerende Element derart um
sich, daß in kurzer Zeit ein ganzes Ortsoiertel in Flammen
stand. Infolge der anhaltenden Dürre und der gefüllten Scheunen
fand das Feuer reiche Nahrung, das Mobiliar konnte größten-
theils gerettet werden. Die Hauptthätigkeit der Feuerwehren
von Pforzheim, Brötzingen und Birkenfeld mußte sich auf die
Beschützung der Nachbarhäuser richten; die von« Feuer ergriffenen
Häuser brannten bis auf den Grund nieder. Es darf mit Sicher-
heit Brandstiftung angenommen werden. Der Schaden dürfte
sich lt. Bd. Ldsztg. auf über 150 000 M. belaufen. Beim Ein-
sturz eines Giebels verunglückten leider 2 Pforzheimer Feuer-
wehrleute, welche sofort auf dem Platze dou Dr. Marold von
hier verbunden wurden. Das Schulhaus und die Kirche waren
stark gefährdet.
Lörrach, 22. Sept. Mit heutigem Tage sind die Manöver
beendet. Der Oberländer Bote theilt aus dem Briefe eines nun-
mehrigen Reservisten Folgendes mit: „ . . . . Die Manöver
waren in den letzten Tagen höchst interessant, indem viel Neues
zur Anwendung kam. Die Radfahrer, zu denen auch ich gehörte,
haben keine kleine Rolle gespielt und sich besonders beim Ordon-
nanzdienste sehr gut bewähr:, nur fehlt noch ein Rad, mit dem
man auch über Stoppelfelder und Kartoffeläcker walzen kann;
das geht jetzt noch nicht, vielleicht später einnial. Auch die Luft-
schiffer haben sich gezeigt und zwar zum nicht geringen Aerger
der jeweiligen „Feinde", da man ihnen nicht beikommen kann.
Wie es mit den Hunden der Jäger bestellt mar, kann ich nicht
sagen, da sie eben nur bei dieser Waffe geführt werden. Ne«
und von großer imponirender Wirkung war das Schnellfeuer
der Artillerie und die Anwendung schwerer Positionsgeschütze.
Soll ich mir als einfacher Gefreiter, der allerdings vermöge des
Knopfes auf der „Stufe der höchsten Macht" steht, ein llrtheu
erlauben, so meine ich, daß die Verwendbarkeit dieser Waffen-
gattung im freien Feldkampfe wegen der schwerfälligen Bewegung
doch ihr Bedenken hat. Du hast mich brieflich ausgelacht wegen
des bewußten Ueberfalls und möchtest wissen, wie es zuging'
Wie es zuging und woran die Schuld lag, weiß ich nicht, iteM,
plötzlich standen die 113er, unsere „Feinde", mitten im BivouM
und wir wurden auf einige Stunden außer Aktion gesetzt-
Machen ließ sich nichts, denn es war, glaube ich, das ganze
Regiment, wir nur ein nicht ganzes Bataillon, übrigens konnten
einige Radler das Weite suchen und das Gros informir n, das
den Eindringlingen wieder den Weg wies, wo sie hergekounne«
waren. An verschiedenem nachträglichen Uzen hats natürlich nicht
gefehlt; bei dem Schuldigen wird wohl auch eine Nase abgefalle»
sein. Das Wetter war fast durchweg nur zu schön und an
Schweißtropfen und Müdigkeit hat's nicht gefehlt, denn es werde«
an die Leistungsfähigkeit im Marschieren hohe Ansprüche gestellt.
Aber es wurde gemacht, was gemacht werden konnte, denn «W
einzusehen, daß im Ernstfälle es gilt, seinen Mann zn stelle«,
braucht man nicht einmal Gefreiter zu sein, das versteht scho«
ein „Gemeiner" heutzutage. Ich meine aber, man kann mit uns
zufrieden sein. Leider gab's auch Unfälle; ein Offizier von de«
Ingenieuren stürzte mit dem Pferde und verletzte sich nicht ««'
bedeutend, ebenso ein Artillerie-Wachtmeister von den 14ern. Die
Manöverzeil bleibt mir für's Leben eine schöne Erinnerung und
dummer ist man durch sie auch nicht geworden. Noch ein paat
Tage, die dem Rückmarsch, Putzen, Reinigen und Abliefern det
Sachen gewidmet sind, dann adieu Kaisers Rock, bis auf fröh-
liches Wiedersehen! . . ."
— Aus Vaden. In Mannheim ist nach längerem Leide«
Ober-Zollinspektor a. D. Ludwig Benz im 76. Lebensjahr ge-
storben.
Ldeater- unv zkunst-srachriÄrren.
Heidelberg, 24. Sept. (Stadttheater.) Als erste Scha«-
svielvorstellung dieser Saison geht Montag PHUippi's „WoHU
thäter der Menschheit" neu inscenirt über die Bretter; >«
derselben treten zum ersten Male auf Fräul. v. Tacco und d»
Herren Ehrens und Mayring. Ferner sind in Hauptrollen be-
schäftigt die Damen Hoheneck und Sander und die Herren Dalu-
mar, Diener, Göbel und Sigl. Das interessante und durch d"
Führung seiner Handlung so lebenswahre Stück wird zweifels-
ohne nach wie vor den Beifall des Publikums finden.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationalthealer.) Sonntag-
25. Sept.: „Die Stumme von Portici". Montag, 26. Septbr.-
Zum ersten Male: „Jugendfreunde", Lustspiel von Lndw. Fulda-
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.) Im Hoftheater in Karlsruhe-
Sonntag, 25. Sept.: „Die Zauberflöte". Dienstag, 27. Sept-:
„Beatrice und Benedict". Donnerstag, 29. Septbr.: „Barte»
Turaser". Freitag, 30. Sept.: „Die Welt, in der man sich lang-
weilt". Samstag, 1. Oct.: Trojaner l. Theil: „Die Einnahw-
von Troja". Sonntag, 2. Oct.: TrojanerII.Theil: „DieTrojans
in Karthago". — Im Theater in Baden-Baden: Montag, 2»'
Sept.: „Tie Welt, in der man sich langweilt". Mittwoch,
28. Sept.: „Der Raub der Sabinerinnen".

Kandel und LZerkehr.
Frankfurt, 23. Sept. Ekfektenlocietät. 6'/^ Uhr Abends
Oesterr. Creditaktien 2997,—V»—7, b. Diskonto-Kommand«
197.60—40 b. ex. Bezugsrecht 4.20. Berliner Handelsgesellschcw
164.70 b. Darmstädter Bank 152.30 b. Deutsche Bank 200.10b.
Dresdener Bank 159.70 b. Berliner Bank alte 116.70 b. E-
Oesterr.-Ungar. Staatsbahn 2957,-7,-7- b- Lombarden 65'/,
»Northern 76.70-60-70 b. 3pCt. Portugiesen 23.50—60
Spanier 42.90 b. Hibernia 193 b. Concordia 254 b. Gottharb-
Aktien 141.50 b. Schweizer Central 146.50 b. G. Schwelg
Nordost 104 90-105 b. Schweizer Union 76.50 b. 3»^
Simplon 89.30 b. 5pCt. Italiener 91.80 b. ult.
67.-6'/- Uhr: Creditaktien 2997,. Staatsbahn 295/,'
6pCt. Buenos 35.10. ..
Bei geringen Umsätzen blieben die Mittagsschlußkurse )««
allgemein behauptet. ,
Heidelberg, 24. Sept. (Marktpreise.) Heu per Centum
1.80 bis 2.20, Korn-Stroh per Ctr. 2.- bis 2.20, ge»'
1.70 bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Centner 2.60 bis 3.-<-
Salatkartoffeln per Ctr. 3.50 bis 3 70, per Pfd. 0 bis 0 A
Butter in Ballen 1.15 bis 1.20, in Pfd. 1.20 bis 1»»'
Zwiebeln per Pfund 5 bis 6 Knoblauch 35 bis 45 Bohn/«
10 bis 12 Erbsen 8 bis 10 Gelbrüben 3 bis 4 Elb
per Stück 6 bis 8 per Hundert 5.80 bis 7.—, Nüsse N
Hundert 70 bis 80 Melonen per Stück 80 bis I-A'
Feigen 5 bis 6 Paprika 5 bis 10 Preißelbeeren per W'
40 Zwetschgen per Hundert 18 bis 25 Reineclaude«
80 bis 1.20, Blumenkohl per Stück 35 bis 60 Roth
kraut 20 bis 25 Weißkraut 8 bis 15 Weißkraut Pj
Hundert 7.- bis 8.-, Wirsing 3 bis 10 Kohlrabi 2 °ts
4 Sellerie 1 bis 5 Lauch 1 bis 3 Rettich 1 bis S A
Meerrettich 5 bis 30 Gurken 2 bis 10 Einmach-Gun «
per 100 Stück 1. - bis 1.50, Weiße Rüben p. Stück 2 bis
4 Rothe Rüben 1 bis 5 Kopfsalat 2 bis 6 Endivie«
2 bis 8 Aepfel p. Stück 3 bis 10 Birnen 2 bis 20 A
Gebund Petersilie 1 bis 3 Schnittlauch 1 bis 5 Radieschen
2 bis 3-j. - Fische: Weißfisch 40 ^z, Barbe 45 bis 60 <S-
Hecht 80 bis 1.20, Aal 80 bis 1— „
Eppingrn, 23. Septbr. Dem heutigen Sch weinernarr
wurden zugeführt: 478 Milchschweine und 20 Läufer.
Preise beliefen sich für Milchschweine 16 bis 28 Laufe
40 bis 82 das Paar.
Wiesloch, 23. Sept. Der heutige Schweinemarkt tva
mit 80 Stück Milchschweinen beschickt. Preis für das P««
14 bis 20
 
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