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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0318

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nur hinter einer spanischen Wan^, vor welcher der Glück-
liche, dem sie die Ehre des Empfanges erweist, knieen darf.
Neber den kaiserlichen Harem herrscht sie gewaltig, und ihr
Oberspion und Vertrauter ist der begünstigte Eunuch Pit-
sianli, der das Leben als Sohn eines armen Schuhflickers
begann, aber heute zu den mächtigsten Männern des Reiches
zählt und auch seinen alten Vater zu Amt und Würden
gebracht und mit der Pfauenfeder geschmückt hat.
— Der Kaiser von China hatte die Krisis da-
durch hervorgerufen, daß er, nachdem er schon mehrere
Reformerlasse herausgegeben, ein Edikt erließ, durch welches
europäische Kleidung eingeführt und die Zöpfe
ab geschafft werden sollten.
Peking, 26. Sept. Der oberste Palasteunuche er-
klärte, daß der Kaiser ernstlich erkrankt sei und daß
sein Ableben nicht unwahrscheinlich sei.

Versammlung der Kreisausschüsse
Konstanz, 23. Sept. Ueber den zweiten Theil der
Verhandlungen, über die gestern nur summarisch berichtet
wurde, ist nach der Landeszeitung noch Folgendes mit-
zutheilen:
Die Aufnahme von G eisteskra nken und Trunkenbolden
in den Kreispflegeanstalten behandelte Herr Rechtsanwalt König
vom Kreisausschuß Mannheim. Er billigt, daß, wie ein Mini-
sterialerlaß von 1896 wegen Ueberfülluug der staatlichen Heil-
anstalten verfüg:, unheilbare aber ruhige Irre in Kreispflege
übernommen werden, unter dem Vorbehalt, daß solche Geistes-
kranke, sobald sie wieder ungeberdig werden, sofort tu die Staats-
anstalt zuriickgebracht werden können. Bei den Alkoholikern sei
zu unterscheiden zwischen heilbaren und unheilbaren Trunken-
bolden. Die unheilbaren seien, wenn sie ruhig sind, in den
Kreispflegeanstalten zu behalten; wenn sie aber berufsmäßig
randaltrev, auf die Straße zu setzen. Die heilbaren Alkoholiker
hmgegen seien in einer Trinkerheilanstalt unterzubringen, deren
Errichtung durch den Staat Wünschenswerth sei, da Privat-
anstalten zu hohe Preise fordern und auch wohl arme Kranke
gar nicht aufnehmen. Herr Med -Rath Eschbacher- Freiburg
betont, H eilanstalten für akute Geisteskranke habe der Staat
jetzt genug; nöthig seien P fl e ge a n st a lte n für chronische und
etwa auch für verbrecherische Geisteskranke. Nur für ganz ruhige
Blöde und Schwachsinnige sei die Kreisanstalt der richtige Ort.
Diese habe in erster Linie als Armenanstalt mit billiger Massen-
verpflegung und häuslicher Zucht zu gelten. In diesem Sinne
sei das Verhältniß zwischen Kreis- und Staatsanstalt zu fixiren.
Alkoholiker aus den Kretsaiistalteu zu entfernen, wäre grausam.
Der Trinker sei in der Regel der unglücklichste Mensch und lasse
sich bei vernünftiger Behandlung, welche den Alkoholgenuß nicht
plötzlich ganz entzieht und die Ernährung allmählich hebt, in
vielen Fällen heilen. Freilich müsse der Mann dabei in Zucht
gehalten und im 1. Vierteljahr nicht aus der Anstalt gelassen
werden. Jedenfalls dürfe, seit die Kreispflegeaustalten auch
Kranke aufnehmen müssen, keine derselben oyne ärztliche Direk-
tion sein; dann sei auch eine eigene Staatsanstalt für Trinker
überflüssig. Herr Hofapotheker KirSner, Vorsitzender des Kreis-
ausschusses Villingen, bemerkt, daß die Pflegeanstalt seines Kreises
seit 20 Jahren mit den Alkoholikern gute Erfahrungen machte.
Herr König hingegen konstatirt, daß der Arzt der Mannheimer
Kreispflegeanstalt die Entfernung der Trinker wünscht, weil sie
die übrigen Pfleglinge schädigen und keine systematische Behand-
lung in der Anstalt erhalten können. Herr Böckh betont, die
Alkoholiker geniren in der Karlsruher Kreispflegeanstalt nicht;
auch wäre es sozial zu beklagen, wenn man die Trunkenbolde
aus die Straße setzen würde, damit sie überall Herumkneipen als
schlechtes Beispiel für die Jugend. Die Kreispflegeanstaltcn seien
eben dazu da, solche Elemente von der Gesellschaft fernzuhalten.
Mit Zustimmung der Versammlung erhält nun das Wort Herr
Dr. Smith, Spezialist für Alkoholismus; er führt aus, es
seien 2 Gruppen von Alkoholikern zu unterscheiden: die einen
seien körperlich sehr empfindlich für Alkohol, der bei ihnen Herz-
erweiterung und ähnliche Erscheinungen Hervorrufe; diese Gruppe
sei heilbar durch eine systematische Kur in einer Trinkerheilanstalt,
ober nur bet völligem Verzicht auf Alkohol; die andere Gruppe
aber, die geistig nicht normal sei und in der Regel an Größen-
wahn leide, werde durch ihre innere Unruhe und Unzufriedenheit
zum übermäßigen Alkoholgenuß gereizt: hier könne man nur durch
schonende und kluge Behandlung in einer Pflegeanstalt den Reiz
zum Alkoholgenuß mindern. Für die heilbaren Alkoholiker sei
eine staatliche Trinkeraustalt nöthig; zur Gründung einer solchen
wolle ein Ehepaar 100000 stiften; er werde demnächst den
Plön der Regierung unterbreiten.
Während die Kreisvertreter sich insgesamt mit der Aufnahme
wirklich ruhiger unheilbarer Geisteskranker in die Kreis-
pflegeanstalten einverstanden erklärten, lehnten 9 Kreise den An-
trag Mannheim auf die Unterbringung heilbarer Trinker in einer
Alkoholikeranstalt und auf die Ausstoßung renitenter Trunken-

letzten Krankheit falsch behandelt, was von dem, kurz vor
dem Tode des Patienten hinzugezogenen jüngeren Arzt erkannt
und in einem schriftlichen Gutachten aufgedeckt wird. Zwischen
Leiden steht die Tochter bezw. Frau, die in dem Konflikt zu dem
in seiner Stellung bedrohten Vater hält, bis dieser eingestehen
muß, daß er aus Eitelkeit in den letzten Wochen die falsche Be-
handlung trotz besserem Wissen fortgesetzt hat. Als Milderungs-
grund steht ihm zur Seite, daß der Patient, nachdem der Fehler
einmal gemacht war, doch nicht mehr gerettet werden konnte. In
geschickter und sicherer Durchführung drängt der Konflikt bis zur
Katastrophe, dem Zusammenbruch der Ehe des jüngeren Arztes,
worauf nach einem Selbstmordversuch des älteren Arztes und
seiner Rettung durch den jüngeren die Versöhnung der Eheleute
erfolgt.
Das Stück gab einer der neu engagirten Künstlerinnen, Frl.
v. Tacco, Gelegenheit in einer größeren wirksamen Rolle zu
debutiren. Als Frau des jüngeren Arztes war sie eine Haupt-
figur des Schauspiels. Sie hat ihre Aufgabe mit Erfolg gelöst
und sowohl in der Konversation, wie später in der Herzens-
Ledrängniß den richtigen Ton angeschlagen; ihr Spiel war
nach Erfordernis lebhaft und auch sicher. Frl. Hoheneck
hat als jüngere Schwester gestern ihr Debüt glücklich fortgesetzt.
Die größeren Herrenrollen des Gehetmrath von Fortenbach und
des Dr. Martius waren in den Händen der Herren Dank mar
und Sigl, die man als tüchtige Künstler von früheren Spielzeiten
her kennt. In den kleineren Partien des Erbprinzen und seines
Adjutanten stellten sich die Herren Ehrens und May ring dem
Publikum vor, beide in Offiziersuniform, der sie durch gute
«altung und bestimmtes Auftreten entsprachen. Nur war es
auffallend, daß sie mit dem Schleppsäbel im Salon erschienen. Das ist
nicht üblich und kann auch nicht damit gerechtfertigt werden, daß
der Dichter den Adjutanten sagen läßt, er wolle seinem Vater,
dem Gehcimrath, den Säbel vor die Füße werfen. Es ist dieser
Ausdruck ja immer nur symbolisch aufzufasseu. Hr. Goebel als
Dr. Kayser entledigte sich seiner kleinen Aufgabe in befriedigender
Weise, ebenso Fräul. Sander als Hofdame v. Rudolfi, deren
Existenz in dem Stück wohl nur damit motivirt ist, daß der
Dichter einige der Hauptpersonen in bequemer Weise dem Pub-
likum vorzustellen wünschte, indem er sie der Hosdame vorstellte.
Herr Diener sprach die wenigen Worte des Kammerherrn
von Brock mit Bedeutsamkeit und bureaukratischer Würde.
Stück und Darstellung wurden vom Publikum beifällig aus-
genommen. k. dl.

bolde aus der Kreispflegeanstalt ab; dafür stimmten nur Mann-
heim und Heidelberg.
Die Frage der Unterstützung hilfsbedürftiger
Invaliden von 1870/71 erörterte Herr Geb. Reg.-Rath
Salzer-Emmendingen. Wie die Kaiser-Wilhelm-Stiftung für
deutsche Invaliden, so leide auch der bad. Landesverein mit
seinen Bezirksvereinen an finanzieller Schwindsucht. Unser
Landesverein für Invaliden verfüge zur Zeit noch über rund
250 MO Mk., die voraussichtlich bis 1916 ganz aufgezehrt sein
werden. Im Hinblick auf seinen schwindenden Unterstlltzungsfonds
haben sich der Landesverein an die Kreise um Ausnahme von
Invaliden gewendet. Zwar sei es Aufgabe des Reichs, für die
invaliden Kriegstheilnehmer und ihre Familie auch dann zu
sorgen, wenn sie nur mittelbar durch die Kriegsstrapazen erwerbs-
unfähig wurden. Bis die Sache aber von Reichswegen geregelt
sei, möchten die Kreise ihren Bezirksvereinen der Jnvalidenstif-
tung jährliche Beiträge zuweisen. Herr Abg. Frank. Pforzheim
billigt die Motive des Antrags durchaus, fürchtet aber, daß solche
Kreisbeiträge die Hilfe durch das Reich nur verzögern; der
Unterstützungsfonds des bad. Jnvalidenfonds reiche ja solange,
bis das Reich entsprechend dem einstimmigen Beschluß des
Reichstages für alle Invaliden gesorgt habe.
Auf Vorschlag der Herren König-Mannheim und Geld-
rei ch-Oberkirch wird beschlossen, es den Kreisen zwar nicht an-
zuempfehlen, aber anheim zu geben, Beiträge den Bezirksaus-
schüssen des Landesvereins für deutsche Invaliden zu geben,
dabei aber aufs entschiedenste zu betonen, daß es Sache des
Reichs sei, für die Invaliden von 1870/71 genügend zu
sorgen.
Daß über die Wirkung des Abkommens, welches
Baden, wie auch Hessen und Württemberg mit Elsaß-
Lothringen in Sachen des Un t erstü tz u n g s w o h nsi tz e s
schloß, der nächsten Versammlung berichtet werde, beantragte
Herr Böckh Karlsruhe. Die Armenpflege im Reichslaud sei eine
Schande für Deutschland; eine Staatsfürsorge für die Armen
gebe es dort nicht und die Privatwohlthätigkeir leiste nicht soviel,
als bei uns. Jenes Abkommen werde in Elsaß-Lothringen nicht
loyal durchgeführt und habe uns pekuniär gar nichts genützt.
Um dies zu konstatiren, wurde der Kreis Karlsruhe beauftragt,
Berichte aus den 11 Kreisen zu sammeln und im folgenden
Jahr den Kreisvertreteru vorzulegeu.
Für die Erörterung der Obstfrage auf dem nächsten
Kreistag tritt Herr Major a. D. Köhn Horn-Heidelberg ein;
beratheu soll werden, wie am besten gute Obstbäume zu beschaffen
und gute Obsteraten zu verwerthen seien. Zunächst werden
Fragebogen in dieser Sache an die einzelnen Kreise gesandt
werden.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 27. September.
** Hauskauf. Herr Ludwig Haller ve kaufte sein Haus B un-
senstraße 17 au Herrn Gutsbesitzer Grohe zum Preise von
54000 Mk. durch die Vermittelungsagentur M. Grobberger.
L) Schöfseugerichtssttzung vom 26. Sept. 1) Karl Friedrich
Vfeuffer, z. Zt. dahier in Haft, erhielt wegen Diebstahls lO
Tage Gefänguiß, 2) Karl Christian Hutmacher, dahier in Haft,
wegen Diebstahls 4 Wochen Gesängniß, 3) Fried. Lud. Adel-
helm, Taglöhner dahier, wegen Betrugs 14 Tage Gefänguiß.
4) Friedr. Lud. Adelhelm, Adam Maurer, Philipp Schrecken-
berger. Karl Mayr und Otto Rost, alle hier, wurden von der
Anklage wegen Körperverletzung freigesprochen. 5) Schmied
Christian Mohr dahier erhielt wegen Bedrohung eine Geldstrafe
von 20 6> Taglöhner Philipp Mösch dahier wegen Körper-
verletzung 3 Wochen Gefänguiß, 7) Taglöhner Adolf Strauß
von Spechbach, z. Zt. in Lobenfeld, wegen Beleidigung eine
Geldstrafe von 30 8) Tie Verhandlung gegen Anna Kramer
geb. Losch dahier, wegen Beleidigung, wurde von der Tages-
ordnung abgesetzt. 9) Magdalena Wimmer hier erhielt wegen
groben Unfugs 10 Tage Haft, 10) Magdalena Wimmer hier
wegen Unzucht 6 Wochen Haft, 11) Friedrich Adelhelm, Tag-
löhner hier, wegen groben Unfugs 14 Tage Haft, 12) Gg. Beruh.
Clorm.inn, Fabrikarbeiter hier, wurde von der Anklage wegen
Körperverletzung freigesprochen. 13) Die Klage gegen Adolf
Brunner, Weinhändler hier, wegen Beleidigung der Therese Benz
endete mit einem Vergleich, desgleichen 14) die Klage gegen
Taglöhner Adam Dörsam in Rohrbach wegen Beleidigung des
cand. chem. Walter Friedemann. '
— Polizeibericht. Ein Taglöhner aus Weißenau (Württem-
berg) wurde gestern wegen Unterschlagung und ein anderer wegen
SittUchkeitsvergehen verhaftet.
Eberbach, 26. Sept. Heute Vormittag 10 Uhr 11 Minuten
traf der Großherzog hier ein und wurde am Bahnhof von
den Herren Landeskommissär, Geh. Oberregierungsrath Freiherru
Rüdt v. Collenberg und Oberamtmann Beck empfangen.
Auf dem Platze vor dem Bahnhofe hatten die Veteranenveretne
und der Kriegerverein und eine überaus zahlreiche Bevölkerung
Aufstellung genommen, die bei dem Erscheinen des Landesherrn
in begeisterte Hochrufe ausbrach. Am Eingänge der Stadt war
ein prächtiger Triumphbogen aufgestellt. Hier wurde Seine
Königliche Hoheit von dem Bürgermeister Herrn Dr. Weiß mit
einer längeren Ansprache begrüßt. Nach Vorstellung der Stadt-
verordneten erfolgte sodann unter Böllecschießen, dem Geläute aller
Kirchenglocken nud dem Jubel der Bevölkerung der Einzug in die
überaus festlich geschmückte Stadt. Der Groß Herzog fuhr
zunächst zur landwirthschaftlichen Ausstellung auf den am Neckar
gelegenen Festplatz. Hier wurde ihm von Fräulein Neu mayer
der Ehrentrunk mit einer Ansprache gereicht. Fräulein v. Stetten
übergab Seiner Königlichen Hoheit einen prächtigen Blumenstrauß.
Nachdem der Großherzog die Ausstellung besichtigt hatte, begab
er sich auf die auf dem Festplatze errichtete Tribüne, um von da
den Vorbeimarsch des Festzuges entgegenzunehmeu. An demselben
betheiligten sich sämmtliche Vereine Eberbachs und viele der Um-
gebung mit Fahnen. Unter andern: bemerkten wir auch eine Rad-
fahrerabtheilung mit blumengeschmiickten Rädern, eine Matrosen-
abtheilung und einen Trupp von etwa hundert italienischen Ar-
beitern mit Fahne. Nachdem die Zugstheilnehmer vor dem Podium
Aufstellung genommen hatten, begann der Festakt, welcher mit
einem Vortrag der Gesangvereine Eberbachs eingeleitet wurde.
Die Festrede vielt Herr Oberamtmann Beck. Er dankte zunächst
Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog für die Ehre Seines
Besuches. Weiter sprach er Dank aus allen, welche zum Gelingen
der Ausstellung und des Gaufestes beigetragen haben, insbesondere
der Stadt Eberbach. Die Ausstellung zeige ein Bild, was die
Landwirthschaft in Stadt und Bezirk zu leisten vermöge.
Auch hier sei man in der letzten Zeit nicht müßig gewesen
und habe an der, den heutigen Verhältnissen entsprechenden
Weiterentwicklung eifrig gearbeiiet. Ferner gedachte er in
dankenden Worten der unter der Regierung Seiner Königlichen
Hoheit der Landwirthschaft gewährten staatlichen Unterstützung,
die als ein Segen des Landes empfunden werde. Die Land-
wirthe müßten aber stets selbst nach Kräften zur Hebung eines
rationellen Betriebs der Landwirthschaft Hand anlegen. Dies
sei auch die Aufgabe, die sich die landwirthschaftlichen Vereine
gestellt hätten. Er schloß seine Ansprache mit einem Hoch auf
den Großherzog, in das die große Versammlung begeistert ein-
stimmte. Hierauf dankte der Grobherzog für die von Herrn
Beck ausgesprochenen freundlichen Gesinnungen. Ec sei bereit,
den Wünschen der Landwirthschaft entgegcnzukommen. Wir
müßten aber alle Interessen verbinden. Seine Königl. Hoheit
ermahnte zu fleißiger Arbeit und schloß mit einem Hoch auf das
Blühen und Gedeihen des Verbandes. Ein Liedervortrag schloß
diesen Theil der Feier. Darauf folgte die Preisocrtheilung.
Der Grobherzog ließ sich später noch die Bürgermeister des
Bezirks vorstellen und unterhielt sich auf das leutseligste mit
i denselben. Um halb 2 Uhr verließ der erlauchte Gast den Fest-
platz und fuhr zum Mahle in die Wohnung des Herrn Ober-

amtmanns Beck. Nach 2 Uhr erfolgte, laut Karlsr. Ztg-,
Abreise des Großherzogs nach Karlsruhe. . -
ff Weinheim, 26. Sept. Wie der hiesige Anzeiger meld -
legte sich heute früh ein Geisteskranker von Oberschönmattentvaaa
— Val. Grorock ist sein Name — in selbstmörderischer Abstw
in der Nähe hiesiger Stadt auf das Schienengeleise oe
Main-Neckar-Bahn. Zum Glück wurde dies vom Loconwtw-
führer des 7 Uhrzuges bemerkt, der Zug rechtzeitig zum Stehen
gebracht und somit das Vorhaben des Genannten vereitelt.
Bei der gestern hier abgehaltenen Delegirten-Versammlung oe
freiwilligen Feuerwehren des Kreisverbandes Mann-
heim wurde der hies. Kommandant, Herr PH. Kinzel als Ber^
treter für den genannten Kreis und Herr Gund aus Hocttnhetm
als Stellvertreter wieder erwählt. — Beim Abturnen des W-
Turnvereins, in welchem das ganze Jahr hindurch fle'W
geturnt wird, wurden gestern au die Vesten Turner 12 Mest
vertheilt. — Wie wir hören, soll der verruchte Mörder de
österreichischen Kaiserin vor etwa 2—3 Jahren auch hier un
zwar in den Steinbrüchen beschäftigt gewesen sein. ,— Ein en-
weichender Regen für die Kartoffelernte wäre lehr erwünscht-
/X Aus dem Weschnitzthal, 27. Sept. Zwei am Bahnbau
Mörlenbach-Waldmichelvachbeschäftigte verheirathete Italien-
wohnten zusammen in Vöckelsbach. Einer derselben, der sei»
Frau nicht bei sich hatte, logirte bei dem anderen, welcher nn
Familie da ist. Der Kost- und Logisgeber merkte nun, das
fein Kollege ahreisen wollte, ohne seine Schuld im Betrag vo
etwas über .10 Mark beglichen zu haben. In Weiher auf offen
Straße trafen sich beide. Als ersterer auf seine Forderung nm
sofort Geld erhielt, zog er ohne viele Worte zu machen ,ie
großes Messer und versetzte seinem Gegner bei Hellem Tage
so schwere Stiche, daß der Getroffene todt zusammenstürzte. Mu
kann sich die Aufregung unserer Bevölkerung leicht vorsten«,
um so mehr, da tu den letzten Tagen unter diesen Jtalrener
wiederholt schon Stechereien vorgekommen sind. Ganz besonder
ist man in der Bevölkerung allgemein darüber aufgebracht/ °
diese Leute alle mit Dolchmessern bewaffnet sind, die stve
Augenblick doch Tod und Verderben drohen.
Mannheim, 26. Sept. Ein großer B a n d e n d i e b st nn
ist dieser Tage in Mannheim entdeckt worden. In dem s
treide-Engros-Geschäft von Dannon sollen nicht weniger"
einige 40 000 Säcke abgängig sein, welche verschiedene Bedien^
stete der Firma, namentlich Fuhrleute auf die Seite gew^i"
und an verschiedene Mannheimer Bäckermeister verkauft ba"
sollen. Im Laufe der vergangenen Woche wurden laut Bot
stimme vier Bedienstete des Geschäftes und fünf Bäckemiem
in Untersuchungshaft genommen.. Mehreren weiteren Baar
soll die Verhaftung noch drohen.
L.O. Karlsruhe, 24. Sept. Die vielen Unfälle
der Albth albahn werden vielleichr noch ein gericktUw.
Nachspiel haben. Die Staaisanwaltschaft stell: gegenwa:
Erhebungen darüber an, in wieweit ein strafbares Verschuw -
der Betriebsbeamteu Vvrliegt. Aus diesem Anlaß war
Donnerstag der Staatsanwalt in Ettlingen; es verlautet n
nichts Näheres über das Ergebniß der Vernehmungen,
viel ater ist sicher, daß eine Erbitterung gegen die Verwalt»
in der ganzen Gegend Platz gegriffen hat. Sie wird
thun müssen, wenn sie Mieder einigermaßen zu Amen
kommen will
chch Karlsruhe, 26. Sept. Heute tagte hier die 5. Gen er
Versammlung und M t s st o ns k o n fere nz des Badstw
Landesvereins des Allgemeinen evang.-prot. Missionsoere '
Ein Festgottesdienst und Familienabend waren gestern vora '
gegangen, auf welch' letzterem Herr Kirchenrath Professor Bast /
mann-Heidelberg über die Berechtigung der Mission, H"r:
Pfarrer von Schoepfer-Maunheim über den Stand der '-bostg^
in China und Japan und Herr Prediger Lehmpfuhl aus W
über das neue Missionsunternehmen in Kiautschou
An den heutigen Verhandlungen nahmen Herr Oberkirchem
Zäringer hier als Vertreter des Oberkirchenraths und N
Kirchenrath Professor Bassermann theil. Missionskonferenz
haben in Heidelberg, Freiburg und Müllheim stattgefunden.
Gewinnung von Reisepredigern wird empfohlen. Für den Ktt«
bau in Shanghai, für den 33000 aufgebracht sind, stw
noch 65000 Für den zurückgetretcnen bisherigen Borst 4
wurde Herr Stadkpfarrer v. Schoepfer als Vertreter in den
gemeinen Verein gewählt. In der Organisation des badii^j
Zweigvereins wurde beschlossen, das Großherzogthmn rtt "
Abschnitte, Ober-, Mittel- und Unterbaden einzutheilen. -3°
Abtheilung soll ein Vertrauensmann vorgesetzt werden. /
Vorstand wurde mit der Ausarbeitung der Statuten beaut»»»^
Ettlingen, 24. Sept. Im alten Kirchhof wurde gestern
Sträutzchen reifer Erdbeeren gepflückt. .
Ottenheim am Rh., 22. Sepr. Eine interessante Entdean^
machw vor enuger Zeit e:n hiesiger Bürger beim Uw.,
seiner Oekouomigebäude, indem er auf die regelrechten Gr»
mauern einer Kirche stieß, sowie, neben verscyiedenen anoe:
einen wohleihalienen Theil des mit Backsteinplatten beleg -
Bodens einer Seitenkapelle der Kirche vorfand.
schuugen nach dem Grundstein waren, zumal sie nur ou
slächlich statlfinden konnten, leider ohne Erfolg, möqlirverwc /
ist ein socher, so vermuthen die Mittelb. Nachr., überhaupt n
mehr vorhanden. . ...er
A Vom Hanauerland, 23. Sept. Die Tabake »nst
Gegend gehören von jeher zu den besseren und erzielen west in-
auch noch gute Preise, ausgenommen die Orte hart "w
Dieses Jahr ist nun zwar weniger angebaut worden als > ;
und durch den Schneckenfraß die Menge noch vermindert nwrv
doch hat sich der Tabak noch ordentlich gemacht und ist nun » „
unter Dach und Fach. Da er sehr trocken eingebracht w^,
konnte, wird der Trockenprozeß auch gut verlaufen nno
Qualität noch mehr verbessern, so daß wir dieses Jahr vor«
liehe Waare bekommen. Die Grumpen wurden bereits verw
meistens zu 7 Pfg. per Pfund; die Sandblätter sind eben:
schon in festen Händen zum Preis von 15 Pfg. per Pfund-
A Vom Hanauerland, 26. Septbr. Die Tabakernr
in größter Eile beendigt worden, wozu die kalten Nacyre
Pflanzer trieben. Nur wenige, die nie fertig werden tow
wurden deßhalb geschädigt durch den Reif, der in der Nactst
25. auf den 26. fiel. Diese Nachzügler mögen wieder einmw
Lehre bekommen haben: „Alles zu seiner Zeit"; denn die '
stehenden Tabakpflanzen haben schon Schaden gelitten.
nun alles unter Dach und kann nun trocknen. Wie man o g
ist überall weniger gebaut worden als im vorigen Jahr-
den Preis etwas beeinflussen dürfte.
s. Kehl, 23. Sept. Bekanntlich fiel beim Ortenau-^
gauer Sängerfest dahier ein Kletterbaum während^,
Ausrichtens um und verletzte einen Knaben und eine Fra»/
Verlegungen des Knaben, der nach Straßburg in die Kltnn
bracht werden mußte, erwiesen sich zum Glück als weniger »
fährlich, als man anfangs befürchtete und hinterließen inS"-^
dere keine dauernde Nachwirkung für die Gesundheit. Drov^,
wurde gegen die beiden Zimmerleute Strafantrag wegen ,
beachtung der baupolizeilichen ^Vorschriften gestellt. Ber der M
Handlung vor der Strafkammer zu Offenburg wurden Verve
freigesprochen.
Kehl, 24. Sept. Gestern früh wurde am Rheine hinter f-
Amtsgefängniß an einer Pappel die Leiche eines Erhängten
gefunden. Wie sich herausstellte war der Erhängte der Bmu^
meister Schmidt. Der Beweggrund des Selbstmordes sti
Wochenbl. unbekannt. , M
Offenburg, 25. Sept. Die badischen Förster tagen
vom 25. bis 27. September, die badischen Apotheke:/,
29. September. Beide Versammlungen finden im neuen B»
saal statt. tz!'
Vonndorf, 26. Sept. Oberst Hesse, Chef des Stabes
Generalinspeltion des Ingenieur- und Pionierkorps, welcher
Montag bei der Wutachmühle vom Pferde stürzte, W
Hinterkopf verletzte, und von Landtagsabg. Kiechle nach
 
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