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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0322

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Zurück und reiste um 4 Uhr 10 Minuten von da nach Metz.
Sonntag, den 25. September, ertheilte Seine Königliche
Hoheit frühzeitig einige Audienzen und besuchte dann den
Gottesdienst in der evangelischen Garnisonskirche und begab
sich um 12 Uhr in die Kaserne seines Königlich Bayrischen
8. Infanterie-Regiments Pranckh, um nun zum erstenmale
seit der Verleihung des Regiments dasselbe zu besichtigen.
Um 1 Uhr versammelte Seine Königliche Hoheit die Offi-
ziere re. des Regiments um sich zu einem Frühstück im
Allgemeinen Militärkasino. In einer längeren Ansprache
brachte der Grobherzog ein Hoch auf den Prinz-Regenten
von Bayern aus, indem er seinem lebhaften Dankgefühl
für die ihm durch die Verleihung des Bayrischen Regiments
erzeigte Ehre und freundschaftliche Gesinnung Ausdruck gab
und darauf hinwies, wie das Regiment und seine Garnison
Metz den aus echt deutscher Denkungsweise hervorgegangenen
Bestrebungen Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Re-
genten verdanke, daß diese Grenzfestung eine gemischte
deutsche Besatzung erhalte. Zum Abschluß des Frühstücks
erhob sich Seine Königliche Hoheit nochmals, um ein
Hurrah auf den Deutschen Kaiser auszubringen. Um 6
Uhr reiste Seine Königliche Hoheit der Großherzog von
Metz über Straßburg nach Karlsruhe und traf hier um
1 Uhr Nachts ein. Gestern früh 7 Uhr begab sich Seine
Königliche Hoheit nach Eberbach zum Besuch des land-
wirthschaftlichen Gaufestes. Heute früh empfing Seine
Königliche Hoheit den Legationsrath Dr. Seyb, den General
L la suite Generalmajor Müller und den Präsidenten Dr.
Nicolai. Heute Vormittag 10 Uhr 10 Minuten fuhr der
Großherzog nach Baden, um Seiner Majestät dem König
von Serbien einen Besuch abzustatten.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Agram, 27. Sept. Bei dem
Bau des Dorfes Bedekovsina beschäftigte kroatische
Maurer verjagten gestern ihre italienischen Ge-
nossen und verfolgten die Fliehenden bis Zabok, wo die
letzteren blutüberströmt eintrafen. Mehrere Italiener sind
schwer, einige leicht verwundet. Die Behörden trafen
Sicherheitsmaßregeln.
Schweiz. Bern, 27. Septbr. Der Bundesrath hat
weitere 8 Anarchisten ausgewiesen.
Frankreich. In dem Minister rath vom 26. ds.
hat der Konseilspräsident Brisson sehr eindringlich für
die Revision des Dreyfusprozesses gesprochen. Zunächst
beleuchtete er sie von der juristischen Seite. Er führte
aus, es sei unrichtig, daß die Justizkommission einen ab-
lehnenden Beschluß gefaßt habe. Sie habe einfach ein
neutrales Gutachten abgegeben, denn sie sei in ihrer Mei-
nung zu zwei gleichen Theilen gespalten. Wenn aber die
Regierung das Recht habe, selbst über ein ablehnendes
Gutachten hinwegzugehen, so habe sie dieses Recht noch
mehr, wenn der Ausschuß überhaupt keine Ansicht aus-
spreche. Das gesetzliche Recht des Justizministers bleibe
von der Ansicht des Ausschusses unberührt und seine Ver-
antwortung sei gedeckt. Vom politischen Standpunkte aus
müsse man die Sache der Politik entreißen und
das einzige Mittel dazu sei die Ueberweisung an den Kas-
sationshof. Thun wir das, so schloß Brisson, ich be-
schwöre Sie, nicht im Interesse der radikalen Partei, son-
dern zum Wohle Frankreichs und der Republik. Wenn
wir die Angelegenheit vor ihre berufenen Richter bringen,
werden wir unsere Pflicht gethan, dem neuen Boulangis-
mus den Todesstoß versetzt und dem Feldzug gegen die
Armee ein Ende bereitet haben. — Am 27. ds. fand dann
ein Ministerrath unter dem Präsidium Faures statt. Der
Justizminister Sarnen verlas ein Schreiben, in welchem
er dem Generalstaatsanwalt am Kassationshofe das Ge-
such betreffend die Revision des Dreyfusprozesses zustellte.
Damit ist also die Revision definitiv eingeleitet.
Der Minister verlas ferner ein Rundschreiben an die
Generalstaatsanwälte, betreffend Ahndung der Angriffe
gegen das Heer. In diesem Rundschreiben sagt der Justiz-
minister, infolge der jüngsten Ereignisse sei ein wahrer
Feldzug von Beleidigungen und Schmähungen gegen die
Führer der Armee zutage getreten. Diese Angriffe zeigten
einen Charakter von ausnahmsweiser Schwere und seien
geeignet, die Disziplin zu vernichten, das Vertrauen der
Soldaten zu ihren Führern zu erschüttern uud in der
Nation den Samen der Desorganisation auszustreuen.
Diese Angriffe seien künftig um so weniger entschuldbar,
weil die Dreyfusaffaire jetzt in eine richterliche Phase ge-
treten sei und weil demzufolge die Führer der Armee den
gegen sie geschleuderten Verleumdungen nur Stillschweigen
entgegensetzen können. Demzufolge bitte er die Staats-
anwälte, gegen alle in Presse und in Reden gegen die
Armee begangenen Verstöße nachdrücklich vorzugehen.
— Vielfach war die Befürchtung verbreitet, daß die Ein-
leitung der Revision stürmische und gefährliche Kund-
gebungen im Volk oder eine Art Staatsstreich der Gene-
ralstabspartei und der mit ihr liebäugelnden Orleanisten
Hervorrufen werde. Bis jetzt ist nichts dergleichen ein-
getroffen. Wenn die Regierung nur ein wenig Energie
zeigt, so hat sie nichts zu fürchten. Dcroulöde hat eine
Versammlung „für die Fahne" abgehalten, die von circa
1500 Personen besucht war. Einige Deputirten und einige
Senatoren hielten eine Versammlung ab, in der das Mini-
sterium getadelt und die Einberufung der Kammer verlangt
wird. Der Beschluß sollte dem Präsidenten der Republik
überreicht werden, dieser aber weigerte sich, die Abordnung
zu empfangen. Nachdem einmal der gesetzliche Weg
beschritten worden ist, wird der Spuk, der Frankreich viele
Monate hindurch geäfft hat, nun wohl verschwinden.
Paris, 27. Septbr. Ueber Zola erfährt man, er
werde so lange von Frankreich fernbleiben, bis der Cassa-
tionshof sein Urtheil in der Revision des Dreyfusprozesses
gefällt hat.
Italien. Rom, 26. Sept. Die Italic veröffentlicht
den Wortlaut der Antwort Italiens auf den Vor-

schlag des Zar en zur Be grenzung der R üst un gen.
Die Antwort lautet: Die Regierung des Königs machte
die Note des Grafen Murawjew zum Gegenstand eines
aufmerksamen Studiums. Noch bevor wir uns damit be-
faßten, f 'hlten wir uns gleich im ersten Augenblick ver-
pflichtet, unsere aufrichtigsten Wünsche für das Gelingen
des großartigen Werkes auszudrücken, das der Zar unter
seinen Schutz genommen, ebenso wie die Gefühle ehrfurcht-
vollster Sympathie, womit wir den Schritt begrüßten. Jetzt
ist unsere Prüfung zum Abschluß gekommen. Das Pro-
blem, das der Zar den Mächten unterbreitet, ist sicherlich
nicht ohne Schwierigkeiten. Abgesehen von der Frage der
Rüstungen kann man noch an andere Fragen denken, wo-
rüber die verschiedenen Auffassungen nicht genügend zu-
sammenhalten würden und welche, zur Erörterung gestellt,
im Schooße der vorgeschlagenen Konferenz selbst einen
Meinungsgegensatz schärfer zum Ausdruck bringen könnten,
dessen mögliche Folgen uns nicht ohne beständige Sorge
lassen würden. Aber diese Schwierigkeiten haben in un-
fern Augen durchaus nichts Unentwirrbares. Es genügt,
daß man aus dem Plan der Zusammenkunft alles eliminirt,
was nicht nothwendig znm Friedenswerk gehört, das wir
verfolgen, oder was den Erfolg desselben beeinträchtigen
könnte; es genügt, daß man uns in verwickelten
Fragen, die sich nicht als Erforderniß des Augen-
blicks ausdrängen, eine einfache klare Idee herausnehme,
wofür uns der mächtige Herrscher begeistert, und hinsichtlich
deren zwischen den Kabinetten eine Uebereinstimmung
sicherlich im Bereiche der Möglichkeit liegt, sobald diese
ihre Entscheidung aus dem Bewußtsein ihrer Verantwort-
lichkeit selbst schöpfen. Es genügt mit einem Worte, daß
das Programm einsichtsvoll entworfen, klar abgefaßt und
Erörterungen auf dem Gebiete der Versöhnung und wechsel-
seitigen Beschwichtigung erhalte. Es gebührt natürlich der
kaiserlichen Kanzlei, das Programm zu formuliren. Wir
haben schon jetzt das volle Vertrauen, daß es ein solches
sein wird, wie wir es wünschen, und haben es nicht nöthig,
abzuwarten, gegenüber dem Vorschläge, mit dem wir be-
faßt sind, einen formellen Beschluß zu fassen. Ich bitte
deshalb, dem Grafen Murawjew mitzutheilen, daß die Re-
gierung des Königs es annimmt, an der Konferenz theil-
zunehmen, wozu uns die Regierung des Kaisers einladet.
Wir sind bereit, mit allen Kräften zu einem glücklichen
Ende des Unternehmens beizutragen. Die Note ist vom
Minister des Aeußern Canevaro unterzeichnet, vom 15.
Sept, datirt und an den italienischen Botschafter in Peters-
burg gerichtet.
Dänemark. Kopenhagen, 27. Septbr. Das Be-
finden der Königin war heute weniger gut. Drei Aerzte
wurden heute Mittag gerufen. Die ganze Familie ist im
Schloß Bernstorff versammelt.
Asien. Von dem 26-jährigen Kaiser von China, der
jetzt zu Gunsten seiner Tante abgedankt hat, erzählt Daily
News: Der Kaiser nimmt tiefes Interesse an allem Eng-
lischen. Seit lange nimmt er täglich englische Stunden
früh am Morgen, ehe er den Ministern Audienzen er-
theilt. Vor nicht langer Zeit sandte ihm die Königin ein
Exemplar der Lebensbeschreibung des Prinzgemahls Albert.
Der Kaiser befahl sofort die Uebersetzung des Buches und
konnte es kaum erwarten, bis sie in seinen Händen war.
Ein Europäer beschreibt den Kaiser wie folgt: „Er sieht
sehr intelligent und edel aus, aber etwas schüchtern und
traurig. Seine Farbe ist bleich, und obgleich sein Antlitz
Feinheit und Würde zeigt, hat es keine Spur von der
Stärke seiner kriegerischen Vorfahren, nichts Gebieterisches
oder Beherrschendes. Seine Züge sind die eines Mand-
schuhs. Das Kinn ist klein und lang. Die Lippen be-
wegen sich nervös. Die Nase ist wohlgeformt und ge-
rade, die Augenbrauen sind regelmäßig und bilden einen
schönen Bogen, während die Augen ungewöhnlich groß
sind, aber traurig dareinblicken". Häufig hat man den
Traum geträumt von einem chinesischen Kaiser, der die
Fesseln des Hergebrachten abschütteln und sich als herr-
schenden Faktor in seinem Reiche hinstellen werde. Unter
der gegenwärtigen Regierung scheint sich der Traum nicht
erfüllen zu sollen. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie
lange der Sturz des Kaisers dauern wird.
Peking, 27. Sept. Heute ist ein Edikt erlassen wor-
den, wodurch die letzten Reformmaßregeln des Kai-
sers auf geh ob en werden.
Bebels Ruh.
Ein Amateur-Photograph, der die Produkte seiner Muße öfter
auch zu praktischen Zwecken verwendet, hat kürzlich auf einem
Ausflug auf dem Züricher See der Bebel'schen Billa in Küsnacht
einen Besuch abgestattct und, überrascht von der reizenden, kost-
baren Besitzung, einige Aufnahmen von der Villa des eifrigsten
Verfechters für die Theilung des Privatbesitzes mit heimgenommen.
Mit der Uebersendung der Aufnahmen schreibt er den Dresdener
Nachrichten:
Mit einem der netten kleinen Schraubendampfer, „Dampf-
schwalben" benannt, die den grünen Züricher See nach allen
Richtungen durchziehen, gelaugt man am linken Seeufer entlang,
das ein prächtiges Panorama von schmucken Häusern, schönen
Villen und den das ansteigende Gelände begrenzenden Weinbergen
erschließt, an den Stationen Züricherhorn, Zollikon, Goldbach
vorüber, nach dem besonders entzückend gelegenen Küsnacht —
nicht zu verwechseln mit dem sog. historischen Küßnacht am Vier-
waldstätter See. Der von ca. 2700 Einwohnern bevölkerte Ort
macht mit seinen schön und sorgfältig gebauten Häusern, eleganten
Villen und den wohlgepflegten Gärten einen hervorragend au-
muthigen und wohlhabenden Eindruck. Ganz besonders fällt aber
eine mit raffinirtem Geschmack erbaute, mit rothem Dach versehene,
weit hinaus leuchtende Villa im Schweizerstil auf, das Besitz-
thum des deutschen Sozialistenführers Bebel.
Unbestreitbar bildet dieses schöne, von Wohlhabenheit zeugende
Heim das Schmuckstück von Küsnacht, obgleich eine Reihe präch-
tiger Retiros das Seegelände zieren. Die Bcbel'sche „Villa
Julie" liegt dicht am See. Sie ist von dieser Seite nur mittelst
Bootes zu erreichen, zu welchem Zweck ein sportmäßig angelegtes
Bootshaus errichtet ist. Die ganze Vorderansicht ist nicht minder
schön und fesselnd, und vom Weinberg aus gesehen, präsentirt
sich das kostbare Grundstück mit seinen Weinbau-Anlagen nicht
weniger Vortheilhaft und empfehlend für die kapitalistischen Eigen-
schaften des Besitzers. Die Rückseite der Villa mit der Einfahrt
von der Straße aus ist gleichfalls von weiten, ohne Rücksicht auf
Kosten angelegte Gärten und Weinbergen umgeben und begrenzt


mit seinen feudalen, in massiger Steinarbeit aufgeführten Mauern
und Portalen die idyllisch schöne Dorfstraße.
Recht bürgerlich, dem modernen Gesellschafts-Geschmack ent-
sprechend, ist in der Villa zunächst ein geräumiges Souterrain
vorhanden, auf dem sich ein stolzes Parterre, eine diesem Parterre
gleichwerthige erste Etage, die nach drei Veiten ausgebaute zweite
Etage und schöne, weite und luftige Dachräume erheben. Das
Haus ist sehr umfänglich und dürfte 280 bis 300 Quadratmeter
Baufläche einnehmen. Für eine Familie, die nicht über eine
größere Dienerschaft verfügen will, ist das Haus viel zu groß,
uud aus diesem Grunde hat wohl Herr Bebel das Parterre an
eine gut situirte Herrschaft vermiethet. Die Aussicht von der
„Villa Julie" ist bezaubernd schön, rechts und links das eigene
Ufer, über den See hinweg die lieblichen Ortschaften Thalwcil,
Ludretikon, Rüschlikon, Bendlikon, Möchhof u. s. f. Darüber die
entzückende Alpenkette. Das Besitzthum wäre eines reichen Pariser
Bankiers oder eines deutschen Großindustriellen würdig.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 28. September.
X Gewerbegerichts-Sitzung vom 26. September. Gegen-
wärtig Bürgermeister Dr. Walz als Vorsitzender, Friseur Julius
Dörffel und Schlosser Franz Köhler als Beisitzer und Sekretär
Dürr als Gerichtsschreiber. 1. Taglöhner Johann Hofmann
wurde mit seiner gegen Wilhelm Neureuther erhobenen Klage
auf Zahlung von 1 >.v k. 10 Pfg. abgewiefen. 2. Gärtner Feld.
Folz klagte gegen seinen Lehrling Hugo Schler dahier auf Fort-
setzung des Lehrverhältnisses, weil solcher die Lehrstelle ohne
Grund verlassen hatte. Im Laufe der Verhandlung erklärte der
Kläger, daß er seinen Antrag zurückziehe. Ohne Zuzug von
Beisitzern wurden im Laufe der Woche noch folgende Streitfälle
erledigt: 3. Das Spülmädchen Emilie Gaß klagte gegen Wirth
Karl Meier „Zum Prinz Max" auf Zahlung von 31 Mark
80 Pfg. Lohn. Beklagter machte eine Entschädigungsforderung
von 6 Mk. geltend und erklärte sich zur Zahlung des Betrages
von 25 Mk. 80 Pfg. bereit. Klägerin verzichtet hierauf auf die
Wetterführung der Klage. 4. I. S. der Kellnerin Theresia
Göbelmaier gegen Wirth Michael Loibl „Zum Weinberg ob der
Bruck", wegen Zahlung von 11 Mk. 66 Pfg. Lohn nahm die
Klägerin im Laufe de: Verhandlung ihren Klageantrag zurück.
5. Sattlerlehrling Heinrich Damm beantragte gegen seinen Lehr-
meister, Sattler und Tapezier Heinrich Pfaff, auf Auflösung des
Lehrvertrages. Die Parteien verständigten sich dahin, daß der
Kläger an den Beklagten eine Entschädigung von 20 Mk. bezahlt-
Das Lehrverhältniß wird aufgelöst.
** Aenderung von Personentarife» im Eisenbahnverkehr
mit Preußen. Die auf 1. Oktober l. I. erfolgende Einführung
der preußischen Grundtaxen für den Personenverkehr auf den
Strecken der ehemaligen hessischen Ludwigsbahn hat auch eine
durchgreifende Aenderung der Fahrpreise im Verkehr zwischen
Mannheim Bad. Bahn sowie Heidelberg Bad. Bahn und Main-
Neckar-Bahn einerseits uud den Stationen der preußischen Staats-
bahnen (einschließlich der Linien der ehemaligen hessischen Lud-
wigsbahn) anderseits zur Folge. Die Preise der Rückfahrkarten
für alle Züge werden im Allgemeinen ermäßigt; einzelne Er-
höhungen ergeben sich da, wo bisher Personenzug »-
rückfahrkarteu bestanden, da solche Rückfahrkarten auf den
preußisch-hessischen Bahnen nicht eingeführt sind. Die einfachen
Fahrkarten erfahren vielleicht ebenfalls Tax-Erhöhungen, die
aber in den weitaus meisten Fällen ganz geringfügig sind.
Gleichzeitig tritt auch eine Aenderung in der Berechnung der
Gepäckfracht in der Weise ein, daß auf sämmtliche direkte Fahr-
karten zwischen Mannheim Bad. Bahn sowie Heidelberg Bad-
Bahn und Main-Neckar-B. einerseits und den Stationen der
preußischen Staatsbahnen (einschließlich der Linien der ehemaligen
hessischen Ludwigsbahn) anderseits, ferner im Verkehr zwischen
Mannheim und Heidelberg einerseits und Darmstadt und Frank-
furt Main-Neckar-Bahu anderseits für den ganzen Durchlauf
ebenfalls 25 icg. Freigepäck bewilligt wird; die gleiche Vergün-
stigung tritt auch ein im Verkehr der genannten badischen Sta-
tionen nach preußischen Stationen über Würzburg-Suhl.
* Ermittelt und bestraft. Wie wir aus zuverlässiger Qpelle
erfahren, ist Derjenige, welcher vor kurzem die falsche Nachrichk
von der Verwundung unseres Landesfürsten mit selbsterfundenen
Einzelheiten in hiesiger Stadt verbreitete, in der Person eine»
jungen Mannes Namens Krohn aus Crefeld ermittell
und polizeilich bestraft worden. Der Genannte, welcher sm
als vanä. moä. und Assistenten bezeichnete, steht, wie hier gegen-
über irrigen Gerüchten ausdrücklich bemerkt werden soll, kN
keinerlei Verbindung mit einem der hiesigen akademischen Institute-
— Polizeibericht. Ein Metzaerbursche wurde gestern dahier
wegen Unterschlagung von Kundengeldern und ein Schlosserge-
selle wegen Bettelns verhaftet. Zwei junge Leute kamen wegen
Unfugs und ein Arbeiter wegen Ruhestörung zur Anzeige.
-mdr. Schönau b. H., 27. Sept. In der Nacht vom Sonn-
tag auf Montag wurden von ruchloser Hand mehrere junge
Obstbäume an der Landstraße zwischen hier und Altneudorf
a b g e s ch u i tt e n. Hoffentlich gelingt es, den Thäter zu er-
mitteln und einer exemplarischen Strafe entgegenzuführen.
*** Aus dem Weschniytyal, 28. Sept. In Verfolg unserer
gestrigen Mitthcilung über den Mord, welcher am Sonntag am
offener Straße bei Hellem Tage in Weiher verübt worden rsi,
müssen wir heute noch ergänzend Folgendes beifügen: Der
Mörder Franzcsco Degrava ist seines Zeichens Tunnelarbeiter,
verheirathet und Vater von fünf Kindern, während der Ermordete,
dessen Name ihrem Berichterstatter nicht bestimmt angegeben wer-
den konnte, unverheirathet sein soll. Degrava hatte an den Er-
mordeten eine Forderung. In der Nacht von Samstag um
Sonntag benahm sich der Ermordete in der Wohnung des De-
grava, welcher noch mehrere andere Kostgänger hat, recht aus-
gelassen. Am Sonntag begab sich Degrava mit seiner Frau naw
Mörlenbach, wo er unter anderem auch ein Tranchirmesser kaufte-
Auf dem Nachhauseweg in Weiher begegnete ihm der später Er-
mordete, welcher die Abwesenheit des Degrava zur Flucht nm
Zurücklassung seiner Schulden benützen wollte. Ueber diese un-
redliche Absicht zur Rede gestellt, entspann sich Streit, bei wei-
chem Degrava seinem Gegner mit dem eben in Mörlenbach ab-
kauften Trangirmesser mehrere Stiche beibrachte, wovon, wie die
ärztliche Untersuchung festgestellt hat, ein Stich mitten durch»
Herz ging. Degrava ging hierauf mit seiner weinenden Frau
nach Hause, nämlich nach Vöckelsbach, wo er alsbald verhafte!
und nach Fürth abgeführt wurde. Gestern haben die nöthigeu
ärztlichen und gerichtlichen Ermittelungen stattgefunden. Heute
Wird der Ermordete in Mörlenbach beerdigt. Degrava gibt an,
aus Nothwehr gehandelt zu haben, was anderseits bestritten wiro-
ff Mannheim, 27. Sept. (Strafkammer.) Schwierig m
stattete sich die Verhandlung gegen den 51 Jahre alten Tagldhner
Heinrich Schütz ler von Laudenbach, der behauptet, leinen Lam
mehr zu hören. Schüßler hatte im Januar ds. Js. den Lano
wirthen Jonas Fink, Johannes Werner und Adam Bausch, m-
als Zeuge vor Gericht gegen ihn aufgetreten, und ihn sonst A-
ärgert haben sollen, mehrere Obstbäume durch Ansägen, Abretßeu
frisch okulirter Zweige zu Grunde gerichtet und den Leuten om
durch einen Schaden von ca. 400 Mk. verursacht. Vom Schöffen
gericht war er zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden »n
hatte Berufung dagegen eingelegt. Als Dolmetsch sollte hem
der als Taubstummenlehrer geprüfte Hauptlehrer Walch dienei'
doch erklärte Schüßler das Ablesen der Worte vom Munde mw
zu verstehen. So wurden ihm denn die Hauptfragen schefftum
vorgelegt, und die übrigen Fragen überließ er seinem -«e
theidiger. Schüßler begründete seine Berufung damit, er sei M
Zett der Thal nicht bei Sinnen gewesen, was mit einem Gehtri
leiden zusammenhänge, an dem er laborire, seit er einmal et»
Schlag auf den Kopf erhalten habe. Nicht weniger als 4 A«? '
Bezirksarzt Dr. Schellenberg-Mannheim, Assistenzarzt Dr. Wey
gand-Heidelberg. Dr. Vogel und Dr. Elsäßer-Weinheim wuroe
heute über die Frage der Zurechnungsfähigkeit des Appellant

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