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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0377

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s,k^ch fahren können. Zwar sind in der letzten Stadtraths-
die Linien des künftigen elektrischen Straßenbahnneyes
aen « t worden, und das Tiefbauamt erhielt den Auftrag, ein
vbk L? m Projekt mit Bauprogramm auszuarbeiten, aber ehe
Svl» Projekt mit Bauprogramm vorliegt, dürfte noch manches
--N" den Rhein hinunterfließen. Zudem bestehen noch
wAAerigkeiten hinsichtlich der Ablösung der Konzession der
Meier Pferdebahngesellschaft „Sooiöts anon^ms". Diese Kon-
Mon dauert noch eine längere Reihe von Jahren, und die
b/E wird ohne erhebliche Opfer die Ablösung derselben kaum
d-z rkstelligen können. So wird uns also voraussichtlich erst
u» neue Jahrhundert die elektrische Straßenbahn bringen.
z-^-0. Karlsruhe, 10. Octbr. (Schwurgericht.) Wegen
L°dtschlagsversuchs wurde die 51 Jahre alte Maria
i„A"eid er aus Büchig, die ihren Mann viermal zu vergiften
' mdem sie unter die Speisen Phosphor mengte und diese
^"n Mann vorsetzte, zu 12 Monaten Gefängniß verurtheilt.
„ " ^"geklagten wurden mildernde Umstände zugebtlligt, da sie
dem Gutachten des Hofraths Schäle von Jlleuau als eine
nonstche Trinkerin sittlich und intellektuell verkommen ist. —
M Weite Fall, der heute zur Aburtheilung stand, lockte ein
Mreiches Auditorium, namentlich aus Pforzheim, an. Auf der
Miagebank saßen der 25jährige Edelsteinhändler Karl Gänzle,
Men Ehefrau und sein jüngerer Bruder Wilhelm, weil sie am
, - ^uni einen Raubanfall im Laden des Gänzle zu Pforzheim
Zcenirt hatten, um von der Versicherungsanstalt „Fides" in
Mun die Summe von 50000 ^e, mit der G. gegen Diebes-
Leuersgefahr versichert war, zu erlangen. Gänzle versteckte
-^Pretiosen in dem Walde und begab sich Abends zum Kegel-
M, während sein Bruder die Frau Gänzle fesselte und knebelte,
M feuerfesten Schrank öffnete, Zündhölzchen auf den Boden
im o? j' j'' den Eindruck zu erwecken, als ob Einbrecher
Laden gehaust hätten. Durch einen Hausgenossen wurde
Gänzle im Wirthshaus von dem „schrecklichen Vorfall" be-
"Anchtigt. Ihm und den übrigen Umstehenden erzählte die
us ihrer Lage befreite Frau detailirt die Einzelheiten des „Ein-
ruchz» rind beschrieb sogar den Einbrecher. Bei seiner Ein-
Jrnahme auf dem Amtsgericht beschwor Karl Gänzle seine
Maden. Wenig hätte gefehlt und dem Gänzle wäre eine
-Mchädigungssumme von 38000 „tt. ausbezahlt worden. Zu-
entdeckte aber ein Junge die Edelsteine im Wald, die gar
als dem Gänzle gehörig erkannt wurden. Dadurch kam der
«ze Schwindel an den Tag. Die Angeklagten legten ein
Massendes Geständniß ab. Unter Annahme mildernder Umstände
Mae Karl Gänzle wegen Meineids und Betrugsversuchs zu
fwahren Gefängniß, Wilhelm Gänzle und die Ehefrau Gänzle
"Mn Beihilfe zum Betrugsversuch zu 8 Wochen bezw.
Monaten Gefängniß verurtheilt.
u» Lahr, 10. Oct. Das seltene Fest einer silbernen
z? ° goldenen Hochzeit zugleich feiern am 20. d. M.
r,/ Eheleute Th. Zimmermann hier mit ihren Schwiegereltern,
»en Eheleuten L. Erb hier.
. Lahr, 10. Oct. Anläßlich des im Gesetzblatt bekannt
^ebenen neuen Fürstl. Leining 'schen Hausgesetzes
M es von Interesse sein, zu erfahren, daß der Fürst zu Lei-
.Aen den beiden gräflichen Linien Leiningen für ihren Verzicht
, "l das ihnen hausgesetzltch zustehende Erbfolgerechr die Summe
?? 100 000 Mk. herauszahlt, wovon 300 000 Mk. auf die ältere
M 100000 Mk. auf die jüngere Linie enifallen. Das in Frage
"jbeude Vermögen beträgt 9—10 Millionen.
H Freiburg, 9. Oct. Einen bedeutsamen Fortschritt auf dem
.,"i" des Fortbildungswesens ist hier, wie schon kurz gemeldet,
N, v,"Zeichnen. Die Handelskammer und der Kaufmännische
, ""u haben stch mit Hochschulprofessoren in Verbindung gesetzt
IV.^bhaltung akademischer Kurse für Kaufleute. Zu-
Mst ist beabsichtigt, den jungen Kaufleuten die nöthigen Kennt-
. >n der Rechts-, der Volkswirthschaftslchre und der Geo»
zu verschaffen. Es werden deßhalb in je 8 Vorlesungs-
j»?,. . Kurse gehalten werden und zwar Einführung in das
K"A"liche Gesetzbuch von Geh. Hofrath Rümelin, in die
»Mswirthschaftslehre von Professor Fuchs, über die wichtigsten
,.MUngen des neuen Handelsgesetzbuches von Hofrath Rosin
M Uber Handelsgeographie von Professor Neumann. An
M Borlesungen können auch Angehörige anderer Berufs- und
UMchaftsklassen und Frauen, sowie Auswärtige theilnehmen.
«r dieser Bestimmung sind die Kurse in der That als ein erster
2"tt zu der sog. Universitäts-Ausdehnung zu betrachten, die
M englischem Vorbilde in Dänemark und Schweden so bedeu-
M fvirkt und die Hochschule dem praktischen Leben und allen
wuden näher bringt zum Wohle des Ganzen.
li Mppel, A. Freiburg, 10. Oct. Schon wieder ein tödt-
eiiü Stich durch einen Italiener! Letzte Nacht kamen
hM? italienische Bergarbeiter in ihrer gemeinschaftlichen Woh-
vo>!>? Bergwerk mit einander in Streit, wobei der eine
ten Stiche erhielt. Einer der Messerstiche ging dem Verletz-
in den Unterleib, daß die Gedärme heraushingen,
^.schwerverletzte wurde, nachdem er durch die herbeigerufene
Kirchzarten einen Nothverband angelegt erhalten
»N früh in die Klinik nach Freiburg überführt. Es wird
Aufkommen gezweifelt. Dem schnellen Vorgehen der
»ach sjsMrie gelang es, einen der Thäter noch zu ergreifen und
Meiburg einzuliefern, während ein anderer gleich nach der
Beī"' der dieses wundersame Beispiel von ethnographischer
d>°g,llsverwirrung in seinem Werke: „Drei Jahre im Nord-
Afrika" mittheilt, erzählt an einer anderen Stelle,
Mn Porurtheile, welche die Franzosen gegen die Deutschen
vor bi PN erst nach dem Kriege entstanden sind, sondern bereits
ho. Mer Zeit vorhanden waren. In einem amtlichen Berichte
den M beiden deutschen Kolonieen Stidia und Sie. LSonie aus
Dörs Heller Jghren heißt es nämlich: „Die Bewohner dieser
Uyh'"'..obgleich fast alle Preußen, scheinen ein moralisches
geh^estttetes Volk zu sein, unter welchem Verbrechen und Ver-
in wassersüchtiges Pferd.) Eine eigenthüm-
l8r.„Mcheinung hat sich beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem
M SN wb"h bet Elberfeld gezeigt. Während der heißen Tage
. "7 und September tropfte vom oberen Sockel des Denk-
«rkl^^^derholt Wasser herunter, dessen Herkunft man sich nicht
vines 7- ^nnte. Man holte deßhalb schließlich das Gutachten
zeit I ^"chverständigen "n und erfuhr nun, daß in der Regen-
des Uc Regen durch ganz geringfügige Ocffnungen in die Beine
«Ua.K"des gedrungen war und die Beine völlig mit Wasser
vlit ei« HE" Um dieses zu entfernen, wurden die Beine jetzt
Elein?n feinen Bohrer angebohrt. Dann verschmierte man die
lig,g unmö^lich^"' Wiederholung der Wasseransamm-
tzl,^.jDer Bergsce von Säkking en.) Aus Basel schreibt
Franks. Ztg.: Der Bcrgsee von Säkkingen, der
Ein? «7 fffcl im „Trompeter" besungene, ist verschwunden!
den 'r, M'oiese erstreckt sich da, wo sich sonst die Tannen in
selige Uvu des kleinen Gewässers spiegelten und nur ein arm-
hier" - .Mmpel an der tiefsten Stelle erinnert daran, daß sich
MM die Hechte und Karpfen tummelten oder daß man
h' "E Z" 3»ng Werners Zeiten geschehen, durch die
° ungeschickter Ruderer

„einen namhaft alten Stiefel
fis».„ , und 'ne plattgcdrückte Kröte"
Qhf-. Zollte. Der liebliche kleine See ist der Industrie zum
Fäh.,. 8"ghen; er mußte sein Wasser zum Betriebe der Säkkinger
Sck-kM hMvben. Der Naturfreund aber, wie der Verehrer der
^ffuck Muse sehen mit Betrübniß die verödete Stätte, deren
ruo" Wanderer nur noch eine Enttäuschung bringt.
gxs°„M-No s e l l i e d.) Den von dem Trarbacher Casino aus-
sili dreis bon 1000 Flaschen des besten Moselweines für
Mosellied erhielt nach der Entscheidung des Preis-
Dichterin Frau R ü d e n - H i l l n er und der Kom-
"stt Julius Wolff.

That flüchtig ging. Der Flüchtige soll den tödtlichen Stich ge-
führt haben.
ö. F. Belchen, 10. Oct. Gestern hatten sich verschiedene
Herren aus der Umgegend hier oben zusammengefunden zur
Gründung eines Ski-Klubs. 12 Herren traten sofort bei.
Die Sektion Belchen wird sich dem Hauptverband anschlteßen.
Lörrach, 10. Oct. Zwei junge Burschen von hier, welche
vorgestern auf dem sog. Haltinger Weg (Gemarkung Lüllingen)
Nüsse aufgelesen hatten und hierbei von dem dortigen Feldhüter
betroffen und zur Rede gestellt wurden, verhöhnten denselben und
widersetzten sich, als er deren Namen feststellen wollte, in thät-
licher Weise. Als jedoch noch ein anderer Feldhüter hinzukam,
ergriffen die Burschen die Flucht. Hierbei wurde einer derselben
von dem ersten Feldhüter, gegen den er zurannte, durch einen
Schuß aus einem scharf geladenen Revolver in die Brust ge-
troffen, nachdem jener schon vorher mehrere Schüsse in die Luft
abgefeuert hatte. Der Verletzte konnte noch mit Mühe nach
Hause gelangen, soll nun aber lebensgefährlich verwundet im
hiesigen Spital darniederliegen. Der Feldhüter will in Noth-
wehr gehandelt haben. Die eingeleitete Untersuchung wird den
wirklichen Thatbestand feststellen.
X Patentbericht für Baden vom 11. Oct. 1898,
mitgetheilt von dem Internat. Patentbureau C. Kl eher in
Karlsruhe. (Auskünfte ohne Recherchen werden den Abonnenten
dieser Zeitung bei Einsendung der Frankatur gratis erthetlt.)
».Patent-Anmeldungen: 2.2529. Halter für thier-
ärztliche Thermometer. Fritz Zahn, Heidelberg. Mit Schutz vom
5.März 1898. — b. P a t e n t - E r t h e i lu n g e n : Nr. 100618.
Verfahren zur Herstellung eines Kupferpräparators für Borde-
laiser Brühe. C. O. R. von Schenk, Heidelberg. Mit Schutz
vom 14. December 1898. — 0. Gebrauchsmuster-
Eintragungen: Nr. 102623. Automatische Regulirungs-
einrichtung der Wasserzufuhr bei Gaserzeugern für Acetylen-
Lampen und Laternen, bei welcher ein unter dem Gasdrucke
stehender belasteter Kolben auf die Stellung des Wasserzufluß-
regulirventiles durch Doppelhebel einwirkl. Louis Staufsert,
Dinglingen. Angemeldet am 29. Äug. 1898. — Nr. 102622.
Gasentwickler-Einrichtung an Acetylen-Fahrrad-Laternen mit
vertical angeordneten Röhren, in welchen das Calciumcarbid
durch eine Anzahl aufeinander gestellter, mit Löchern versehener
Schälchen, welche sich von unter nach oben verbrauchen, zugeführt
wird. Louis Staufsert, Dinglingen. Ängemeldet am 29. Aug. 1898.
Wingefandt.
O Handschuhsheim, 9. October.
Erwiderung auf den Artikel in Nr. 231 der Heidelb. Ztg.
vom 4. October d. I.:
Die Gegner der Einverleibung der Gemeinde Handschuhsheim
in die Stadt Heidelberg weisen den im Abschnitt 5 des Ein-
gesandt gemachten Vorwurf: „Es ist also nicht die Gegnerschaft
gegen die Einverleibung, als das Ueberlegen. wie man am
Meisten aus diesen „Objekten" (Wald, Bach, Quellen) heraus-
schlagen kann, das den Verfasser beschäftigt", mit aller Ent-
schiedenheit zurück.
In Abschnitt 8 des Eingesandt heißt es: „Auch wenn man
einige „Ortsfremde" in Abrechnung bringt, ist trotzdem die grögte
Mehrheit der hiesigen Einwohnerschaft für den Anschluß." Das
wird sich bei einer, höheren Orts etwa angeordneten Bürger-
ausschuß-Sitzung zeigen!
Abschnitt 10 des Eingesandt sagt: Zwei oder drei Petroleum-
Straßenlampeu, die laut Vereinbarung zum Thcil von Heidelberg
mitbezahlt werden, bilden den einzigen nachweisbaren Fortschritt
seit 3 Jahren. Darauf wird erwidert:
Ist „Wasserleitung, neues Schulhaus, Anlegen neuer Straßen
und im Bau begriffene Kanalisation" kein Fortschritt und nicht
der Rede werth?!
Der letzte Abschnitt des Eingesandt bestreitet, daß durch die
Anschlußbewegung Unfriede und Streit in unfern Ort eingezogen
sei. Darauf ist zu erwidern, daß von einem offenen gegenseitigen
Unfrieden und Streit keine Rede ist; aber dessenungeachtet wird
aufrecht erhalten, daß die Gemüther sich unnöthtgerweise gegen-
seitig erhitzen und ereifern, wenn in den einzelnen Wirthschaften
pro und oovtra Anschluß debattirt und disputirt wird.
Meine Zeitung.
— Darmstadt, 11. October. Wegen fortgesetzter Wein-
verfälschungen wurde von der hiesigen Strafkammer der
Weinhändler Valentin Bisch aus Offenbach zu 5 Moimten Ge-
fängniß und 1200 Geldstrafe verurtheilt.

Theater- und Äunstnachrichten.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nattonaltheater.) Donners-
tag, 13. Octbr.: Gastspiel von Madame Gemma Bellincioni:
„Carmen" (Carmen: Madame Gemma Bellincioni).
Handel und Verkehr.
Frankfurt, 11. Oct. Effekrensoctetät. 6'/. Uhr Abends.
Oesterr. Creditaktien 298 b. Diskonto-Kommandit 195.50 b. G.
Darmstädter Bank 151.70 b. Deutsche Bank 199.90 b. Dresdener
Bank 159 b. G. Bauque Ottomane 109.70 b. Berliner Bank
alte 116.20 b. G. Oesterr.-Ungar. Staatsbahn 293"/. b. Lom-
barden 64°/, b. Northern 75.20 b. 3vCt. Portugiesen 24.50 B.
40 G. compt. Spanier 42.30 b. Türken 6 26.60 b., v 22.50
b. ult. u. cpt. 6pCt. Buenos 35.30 b. G. 4pCt. Serb. Gold-
rente 58.50 B. 40 G. Türk. Loose 35 b. G. Bochumer 220.10
b. Hibernia 194.80 B. 70 G. Sürther Maschinenfabrik 112.50
b. G. Hilpert 127.50 b. G. Ungar. Elektr. 116.40 b. u. Br.
Helios 183.80 b. Adler-Fahrrad-Werke 254 b. G. Friedrichs-
Hütte 141.20 b. G. Gottyard-Aktien 140.50—70 b. schweizer
Central 147.40—80 b. Schweizer Nordost 104.90—105.30 b.
Schweizer Union 76.50—80 b. Jura-Simplon 89—20 b. 5pCt.
Italiener 91.50 B. 40 G. ult.
6'/«-6'/, Uhr: Nordost 105.40.
Ungeachtet fortgesetzter Geschäftsstille erfuhren die Kurse theil-
weise mäßige Befestigung.
Frankfurt, 11. Octbr. Heidelberger Obligationen 3'/,pCt.
von 1894: 99.— G.
Berlin, 11. Octbr. Heidelberger Straßen- und Bergbahn
gesellschaft 149.— b.
LchiffSnacheiMen. Norddeutscher Lloyd in Bremen.
(Agenturen in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1,
und C. Haas, Hirschstraße 13). Angekommen sind folgende
Dampfer: „Darmstadt" am 10, Oct. in Hongkong, „Prinzregent
Luitpold" am 8. Oct. in Adelaide.

Neckar.

Wasserstandsnachrichten.
_ Rhein.
Heidelberg, 12. 1,05, gef. 0,01m Lauterburg, 11., 2.73. gef. 0,01w
Heilbronn, 11., 0,45, gef. 0,08m Maxau, 11., 2,85, gef. 0,00w
Mannheim, 11., 2,25, gef. 0,03m Mannheim.il., 2,14, gef. 0,03m

Witterungsbeobachtnngen.
Heidelberg, 12. Octbr. Thermometerstand (nach 6.) Morgens
7 Uhr:-) 9,8°. Niederster Stand seit gestern Morgen: -I- 9,3°;
höchster: -z- 14,5". Wind: O. Himmel: bedeckt. Barometer-
stand : Morgens 7 Uhr: 746,9 mm. Niederschlag am 11. October:
1,2 mm Regen.

Neueste Nachrichten.
Potsdam, 11. Oct. Das Kaiserpaar ist heute
Abend 11 Uhr mit Gefolge nach Kamenz abgereist.
Kamenz, 11. Octbr. Heute Abend 9 Uhr erfolgt in
aller Stille die Ueberführung der Leiche der Prinzessin
Albrecht von der Schloßkapelle nach der evangel. Kirche.
An der morgen stattfindenden Trauerfeier werden Abge-
i sandte fast aller deutschen Höfe theilnehmen.

Paris, 11. Oct. Die P atrio t en lig a hat die
Pariser Kaufleute aufgefordert, ihren Angestellten am 25.
October, also am Tage des Zusammentrittes der Kam-
mer, Ferien zu geben. Dieser Tag, welcher das Ende
des Dreyfus-Ministeriums bedeute, müsse von allen guten
Franzosen als ein wahrer Festtag begangen werden. Der
eigentliche Zweck, den die Patriotenliga verfolgt, ist aber
offenbar der, eine möglichst große Anzahl von Mani-
festanten vor dem Palais Bourbon zu versammeln, und
dazu bedürfen die Herren Döroulöde und Genossen der
jugendlichen Handlungsgehilfen.
Rom, 11. Oct. (Berl. Tagebl.) Die vatikanische
offiziöse Voce della Verita führt in einem langen Leit-
artikel aus: Auf Grund des Berliner Vertrages müsse daS
französische Protektorat im ganzen Orient allenthalben
skrupulös aufrecht erhalten werden. Die Mächte hätten
sich auch mir Ausnahme Englands niemals gegen jene
großmüthige Mission Frankreichs aufgelehnt, und bis heute
sei, abgesehen von der Besetzung Kiautschous durch Deutsch-
land, niemals etwas vorgefallcn, was Frankreichs tradi-
tionelles Protektorat über das ganze katholische Asien hätte
überflüssig erscheinen lassen. Wenn das Papstthum und
Frankreich also Hand in Hand gehen, so geschehe dies
ausschließlich zum allgemeinen Vortheile des Katholizismus.
— In einem weiteren Artikel beschäftigt sich die Voce mit
dem Verzicht des Kaisers auf die Reise nach Egypten.
Das Jesuitenblatt schreibt, Frankreich hatte allen Anlaß,
die Reise des Kaisers nach Kairo zu vereiteln, da diese
Reise als eine feierliche Bestätigung der englischen Occu-
patio» erscheinen mußte. Im Verein mit Rußland habe
nun Frankreich derartig gearbeitet, daß der Kaiser den
Reiseplau schließlich aufgab. (Diese Auffassung, als ob
die Aufgabe der Egyptenreise eine Konzession oder gar ein
Rückzug vor Frankreich sei, ist lächerlich. Red.) — Wie
von deutschfreundlicher Seite verlautet, erhielt die Kurie
schon vor einigen Wochen, das heißt nach dem Schreiben
des Papstes an den Kardinal Langenieux, von dem deut-
schen Episkopat Briefe, worin auf das Bedenkliche eines
solchen Vorgehens hingewiesen wurde. Wie es scheint,
habe auch Kardinal Kopp sich sehr nachdrücklich geäußert.
Allein diese Briefe seien dem ausschließlich von Kreaturen
Frankreichs umgebenen Papste gar nicht vorgelegt worden.
Die letzte Allokution an die Franzosen und namentlich die
Stelle über das Protektorat sei ein Machwerk Rampollas
und sei dem Papste unter Umständen vorgelesen worden,
wo der körperlich und geistig ermüdete heilige Vater nicht
im Stande gewesen sei, Kritik zu üben oder gar gegen
Rampolla eine Initiative zu ergreifen. Was den Kardinal
Rampolla betrifft, so würde es dem in sein Franzosenthum
verrannten Prälaten selbst auf einen Bruch mit Deutsch-
land nicht ankommen, wenn er nicht das Odium fürchtete.
Irgend welches Gegengewicht gegen diesen französischen
Einfluß sei im Vatikan nicht mehr vorhanden, nachdem
die Kardinäle Galimberti und Laurentio, sowie Monsig-
nor Voccali todt sind. Der durchaus deutschfreundlich ge-
wordene Kardinal Ledochowski komme aber, obschon er als
Präfekt der Propaganda zweimal monatlich bei dem Papst
Vortrag halte, gar nicht zum Won, da der Papst es
grundsätzlich vermeidet, ihn um seine politische Ansicht zu
fragen.
Newyork, 11. Oct. (Frkft. Ztg.) Spanien wurde
davon verständigt, daß die Amerikaner unter allen
Umständen von Kuba am 1. Dezember und Portorico
am 18. October Besitz ergreifen würden. Halbamtlich
wird erklärt, die Vereinigten Staaten von Amerika würden
keinesfalls die spanischen Kolonialschulden übernehmen,
selbst nicht die durch die Zolleinnahmen garantirten.
Newyork, 11. Oct. Die Besetzung von Kuba
durch die Amerikaner begann gestern, indem Manza-
nillo besetzt, die amerikanische Flagge gehißt und die
Civilverwaltung der Stadt unter Protest der Spanier den
Amerikanern übertragen wurde.
Spezialtelegramure der Heidelberger Zeitung.
Paris, 12. Oct. Die Mehrzahl der Blätter glaubt,
der Streik werde in Folge der Uebernahme der Arbeiten
in die städtische Regie bald beendet sein. Auf mehreren
Baustellen konnte gestern bereits ohne militärischen Schutz
gearbeitet werden.
Paris, 12. Octbr. Der Oberst Picguart durfte
gestern in Gegenwart seines Wächters mit seinem Schwager
Gaston sprechen. Der Vertheidiger Labori erhielt bisher
keine Ermächtigung, -Picguart zu besuchen.
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelberg.
Die edlen Bestrebungen des deulicyen Frauenverelns sur
Krankenpflege in den Kolonien, sowie die nationalen Ziele der
deutschen Kolonial-Gesellschaft verdienen die regste allseitige Unter-
stützung! Wir bitten daS Inserat betr. WoylfahrtS-Lotterie in
heutiger Nr. d. Blattes zu beachten. Man wird um so lieber
diese Zwecke unterstützen, als auch günstige Gewinnchancen dabei
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Flll. Vfvttstsill XaedkolKvr,
__Hoflieferant._
2itstu-Fr/t ^2 ioor'Ics
»tA 8 t r « 8 8 « L, 1
_8prvvL8limävit: S—5 IHu-._
Ansangscursc der Frankfurter Börse vom 12. October.
(Mitgetheilt von der Wale der Rheinischen Creditbank
Heidelberg.
Oest. Credit-Actien. . 298'/« ! 4"/„ Ungarn .... 101.60
Lombarden .... 64"/, Gotthard-Actier . . 141.50
> Egyptcr .... —.— j Disconto Commandit. 195.60
 
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