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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0418

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Klasse Dr. Ferdinand Batt lehn er, unter Enthebung von der
Stelle des Kreisoberhebearztes für die Kreise Karlsruhe, Baden
und Offenburg, zum vollbeschäftigt-» Medizinalreferenten beim
Ministerium des Innern ernannt; 3. den Bezirksarzt und Kreis-
oberhebearzt Mediziualrath Dr. Wilhelm Hauser in Donau-
eschingen, unter Enthebung von der Stelle des Kreisoberhebearztes
für die Kreise Villtngen und Konstanz und des Vorstandes der
Hebammenschule in Donaueschingen und unter Verleihung des
Titels „Obermedizinalrath" zum Mediziualreferenten beim Mini-
sterium des Innern und zum Kreisoberhebearzt für die Kreise
Karlsruhe, Baden und Offenburg ernannt.
— Der mit Versetzung der Registraturassistentenstelle beim
Generallandesarchiv betraute Kanzleiassistent Ludwig Reuther
wurde zum Registraturasfistenten daselbst ernannt.
Karlsruhe, 21. Oct. Die Großherzogin ist
gestern Nacht nach Sigmaringen gereist, um die Fürstin
Josephine von Hoheuzollern zum 85. Geburtstag zu be-
glückwünschen. Ihre Königliche Hoheit wird den heutigen Tag
dort zubringen und am Abend die Heimreise nach Baden-
Baden antreten. Der Großherzog traf heute früh V<9
Uhr von Schloß Baden hier ein und nahm von 10 Uhr
an die Meldungen von Officieren entgegen. Bon 11 Uhr
ab ertheilte Seine Königliche Hoheit einer Anzahl von
Personen Audienz. Der Erbgroßherzog und die Erbgroß-
herzogin kamen heute Vormittags halb 12 Uhr von Schloß
Baden hierher, verweilten bis gegen 1 Uhr bei dem Groß-
herzog und reisten dann nach Koblenz. Nachmittags halb 3
Uhr nahm der Großherzog den Vortrag des Geheimen
Lcgationsraths Dr. Freiherrn von Babo entgegen und er-
theilte danach dem früheren Königlich Preußischen Gesandten
beim Päpstlichen Stuhl Wirkliche» Geheimerath v. Bülow
Privataudienz. Hierauf hörte Seine Königliche Hoheit bis
zum späten Abend die Vortrage des Staatsminifters
Dr. Nokk, des Präsidenten des Ministeriums des Innern
Geheimeraths Dr. Eisenlohr, des Gehsimerathes Dr. Buchen-
berger, des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenraths
Dr. Wielandt, des Generalintendanten Dr. Bürtlin, des
Geheimeraths Freiherrn v. Reck und des Präsidenten
Dr. Nicolai. Die Rückkehr nach Baden erfolgte mit dem
Orieutexpreßzug um 10 Uhr 44 Minuten.

A u s r <r rr L.
Oesterreich. In Prag wurden drei tschechische Re-
servisten mit zwei Tagen Arrest bestraft, weil sie
dei der Controlversammlung trotz zweimaliger Aufforderung
des Offiziers, mit „Hier" zu antworten, in tschechischer
Sprache antworteten. Zwei von ihnen sind Studenten,
der dritte Redakteur der Narodni Listy. Auch in Hohen-
stadt kamen zwei gleiche Fälle vor. Der Tschechenklub
brachte heute deswegen eine Interpellation ein.
Frankreich. Paris, 21. October. Der Temps be-
merkt zu der im gestrigen Blatt wiedergegebenen Rede
des englischen Sch atzkanz lers Hicks Beach: „Es
wäre kindisch, die ernste Bedeutung dieser Rede zu leugnen.
Wenn die englische Regierung sich den Anschein gibt, als
wenn sie die Brücken hinter sich verbrennen würde, muß
sie wissen, daß ihre Haltung auf die öffentliche Meinung
in Frankreich eine Rückwirkung ausübex und sich die ohne-
hin schwierige Aufgabe der Diplomatie immer schwieriger
gestalten wird."
Italien. Rom, 21. Oct. Wie die Pol. Corresp.
von hier meldet, wird die Konferenz gegen die
Anarchisten sich mit folgenden Hauptfragen beschäftigen:
1) Strafrechtliche Definition des Anarchismus, 2) Maß-
regeln gegen die anarchistische Presse, 3) Auslieferung
der Anarchisten, 4) Qualifikation anarchistischer Verbrecher
als gemeine Verbrecher, 5) Organisation des Polizeidienstes
behufs Erleichterung des gegenseitigen Austausches von
Mittheilungen betreffs der Anarchisten.
Türkei. Konstantinopel, 20. Oct. Das Blatt
Sabah empfiehlt allen Türken die Erlernung der
Sprache Deutschlands, dessen Heerwesen, Wissen-
schaften, Literatur, Industrie und Handel muster-
giltig seien. Das Erlernen der deutschen Sprache
sei unbedingt nothwendig infolge der engen und sich meh-
renden Freundschafts- und Handelsbeziehungen. Die Be-
völkerung ziehe bereits jetzt deutsche Waare solcher von
anderer Herkunft vor. Das große Tagesgespräch ist das
Hissen der deutschen Flagge auf allen Thürmen, und zwar
nicht der Handelsflagge, sondern der Marineflagge mit
dem Kreuz, neben dem ottomanischen Halbmond. Seit
der Eroberung Konstantinopels durch die Türken ist keine
Standarde mit dem Kreuz offiziell gehißt worden. Gestern
geschah es auf speziellen Befehl des Sultans und bezeich-
nenderweise kurz nach der Ansprache des Kaisers in der
Botschaft. In türkischen Kreisen spricht man offen von
einem bevorstehenden engeren Anschluß beider Länder
und hält die Ausfertigungen deutscher Konzessionen für
Hafenbauten, Bahnen und Elektrizitätswerke für selbstver-
ständlich. Selbst die alttürkische Partei scheint von dem
allgemeinen Gefühle erfaßt zu sein; wenigstens hatten sich

Ehrenpräsident er ist, hat ihm, wie die Vossische Zeitung mit-
theilt, eine künsterisch ausgestattete Adresse gewidmet.

Vermischtes.
— (Wie wird in den verschiedenen Sprachen das
Rad genannt?) Diese Frage beantwortet die Radweltfol-
gendermaßen : Wir in Deutschland sagen „Fahrrad" oder kurzweg
„Rad". Der Engländer bevorzugt „Cycle", der Amerikaner
„Wheel". In Frankreich gebrauchte man bis vor Kurzem die
unserer Maschine ursprünglich und von Alters her beigelegte Be-
zeichnung „Vslocipsde", welche man in neuerer Zeit allerdings
allgemein in „Velo" abgekürzt und so für den schnellsprechenden
Franzosen brauchbarer gemacht hat. In Holland spricht man
vom „Snelwiel" oder „Fiets", je nachdem man es feierlich offi-
ziell oder landläufig und volksthümlich benennen will. Der
Italiener fährt graziös seine „Bicicletta", der Spanier mit
Grandezza die „Bicicleta". In Japan bedient man sich des
„Tsuu", und der langbezopfte Sohn des Himmels tritt in die
Pedale des „Fei-chai". Für die Motorfahrzeuge hat jede Sprache
noch ihre besonderen Bezeichnungen, von denen unstreitig diejenige
am meisten imponirt, die der etwas schwerfällige Vlamländer für
dieses Vehikel ausgetüftelt hat, sie lautet: „Snelpaardelooszonder-
fpoorwegvapeurrigting" oder, wenn es einen Petroleummotor be-
zeichnen soll: „Snelpaardelooszonderspoorwegpetroolrigttng".

die Mollahs von den Moscheen in Stambul vereinigt,
um dem Kaiser durch ein öffentliches Gebet ihre Sympathie
auszudrücken.
Australien. Wellington, 8. Oct. Das Repräsen-
tantenhaus von Neuseeland hat nach elftügiger Be-
rathung die Alters-Pensions-Bill mit einer Mehr-
heit von 10 Stimmen in dritter Lesung genehmigt.
Jede über 65 Jahre alte Person von gutem sittlichem
Lebenswandel, deren Einkommen Lst. 34 nicht übersteigt,
erhält nach dem Gesetze eine Pension von Lst. 18 jährlich.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 22. October.
ZZ Experimentalvortrag. Durch die Aufsehen erregenden
Entdeckungen des deutschen Physikers Hertz, des Amerikaners
Tesla und des Italieners Marconi auf dem Gebiete der
elektrischen Wellen und der „Telegraphie ohue Draht"
Hatzen diese Gegenstände eine praktische Bedeutung erlangt, die
große Umwälzungen auf dem Gebiete der Fernleitung des elek-
trischen Stroms erwarten lassen, und somit das Interesse der
ganzen gebildeten Welt wachrufeu. Es ist dem hiesigen Kauf-
männischen Verein zu danken, daß er als erster hiesiger
Verein in einem morgen, Sonntag, Abend im großen Harmonie-
Saale statlfindenden Vortrage Gelegenheit gibt, sich über diese
wichtigen Entdeckungen zu unterrichten. Die Physiker Clausen
und von Bronk, die zu dem Vortrag gewonnen sind, er-
warben sich mit ihren physikalischen Experimental-Vorträgen
an allen Orten ihres Auftretens ungetheilten Beifall; es steht
deshalb ein hochinteressanter Abend zu erwarten, um so mehr,
als der Vortrag mit einem ganz bedeutenden Aufwand an besten
und vollkommensten Apparaten veranstaltet wird und in jeder
Hinsicht gemeinverständlich gehalten ist. Ueber die Eintritts-
tzedingungen für N i ch t m i t g l i e d e r des Kaufmännischen
Vereins gibt die Anzeige in der heutigen Nummer dieses
Blattes Auskunft.
** Eine Zahniirzteversammlung findet am Samstag, den
22. und Sonntag, den 23. October hier im „Darmstädter Hof"
tatt, verbunden mit fachwissenschaftlichen Demonstrationen. Zu
derselben sind folgende Vereine eingeladen: Die Vereine badischer,
hessischer, pfälzischer und Württemberger Dentisten. Unter anderem
werden folgende Vorträge mit Demonstrationen gehalten: Herr
Jüterbock-Berlin: 1. Neuheiten von Mr. Rose tu London.
2. Jnterbocks Methoden und Erfahrungen in Kronen-u. Brücken-
arbeiten, 3. Winter's Kronenstanz-Apparat in Verbindung mit
Tr. Timme's Schrotstanz-Vorrichtung. Herr Knobloch-Reutlingen:
Das Formaldehyd und seine Wirkungen. Herr Rohrbach-
Ludwigshafen: Anfertigung von Stiftzähnen. Herr Zundel-
Kaiserslautern: 1. Demonstration einer neuen Hebeldruckpreffe
für fugenlose Kronen nach Dill-Liestal, 2. Sprach-Resultate bei
Anwendung der verschiedenen Obturatoren, nach Staphylorraphie
und Uranoplastik nebst Patientenvcrstellung.
O Kunstverein. Bei dem regen Interesse, welches die gegen-
wärtige Ausstellung der Werke Kaulbachs und des Märchen-
Cyklus von Fritz Philipp Schmidt hier gefunden hat, möchten
wir bemerken, daß letzterer morgen, Sonntag, den 23. d. Mts.,
zum letztenmal ausgestellt ist. Durch die Kaulbach-Ausstellung
hat der Kunstverein einen nennenswerthen Erfolg erzielt, indem
der reizende Carton „Tandarad ei" (nach Walther von der
Vogelweide» von einem hiesigen Privaten um den Preis von
1500 und ein Blatt Federzeichnungen aus „Karl dem Großen"
ungekauft wurden. Beide gehen Montag an ihren Besitzer über.
Zu den bisher ausgestellten Kaulbachs sind noch hinzugekommen:
Der große Carton „Venus", ein Werk von unvergleichlicher An-
muth und idealer Auffassung, und der große, erste Entwurf zur
„Zerstörung Jerusalems". Möge zum Beginn des Winter-
Semesters ein recht reger Besuch, auch von Setten der akadem.
Jugend, die Ausstellung lohnen! Unter den neuen Oelgemälden
sind besonders Max Roman „Am großen Brunnen in Bordighera"
und drei kleinere Oelbilder von Fritz Alker in Tivoli bei Rom,
„Motive aus der Villa d'Este in Tivoli" zu nennen. Max Roman
ist hier gut gekannt und gewürdigt. Von Fritz Alker werden
noch zwei größere aus Tivoli erwartet, nach Eintreffen derselben
tzleibt eine Besprechung Vorbehalten. Martha Susemihl und
Oskar Burger sind mit guten, stimmungsvollen Landschaften
vertreten; Paul Türoff stellt in seinem Gemälde „Unwetter"
eine vom Sturm gepeitschte Landschaft dar. Es ist daher An-
ziehendes und Abwechslung in Genüge geboten, um zu regem
Besuch zu veranlassen.
* Theaterbericht. Den Bericht über die gestrige Vorstellung
im Theater können wir erst in der nächsten Nummer d. Bl. ver-
öffentlichen.
** Besitzwechsel. Bei der gestrigen Zwangsversteigerung
wurde das zu 28000 geschätzte Haus des schreinermeisters
Karl Zipf, Rahmengässe Nr. 10, dem Kohlenhändler Fried-
rich Handrich dahier um 22 250 zugeschlagen.
— Polizeibericht. Ein Marine-Soldat, der im August d. I.
in Wilhelmshafen desertirte, wurde gestern dahier aufgegriffen
und verhaftet. Zwei junge Leute kamen wegen Ruhestörung und
Unfugs zur Anzeige, ebenso ein Arbeiter wegen Ruhestörung und
Trunkenheit. Einige junge Leute kamen in vergangener Nacht
wegen Unfugs zur Anzeige.
-j« Mannheim, 21. Octbr. (Strafkammer.) 1) Die Be-
rufung des 21 Jaüre alten Eisendrehers Karl Josef Pfisterer
und des 24 Jahre alten Landwirths Jakob Pfisterer von
Eppelheim gegen ein Urtheil des Schöffengerichts, welches wegen
Körperverletzung auf Gefänguißstrafsn von 5 tzezw. 2 Wochen
gegen sie erkannt hatte, wurde als unbegründet verworfen. —
2) Der 21 Jahre alte Taglöhner Ludwig Heinrich Prior von
Heidelberg nahm dem Tagiöhner Karl Ächtstätter, mit dem er
zusammen wohnte, ein Paar Halbschuhe im Werthe von 2 bis 3
Mark, versetzte eine ihm geliehene Joppe und beschwindelte die
Ehefrau Elise Knauf um einen Betrag von 40 Pfg. Prior, der
schon im Besitz einer stattlichen Strafliste ist, wurde zu 3 Monaten
3 Wochen Gefängniß verurtheilt. — 3) Der 38 Jahre alte
Glaser Gustav Adolf Rösch von Zeitz hörte am 17. September
d. I. in seiner Arbeitsstelle bei Glasermeister Ludwig Sauer in
Wiesloch Plötzlich auf und verlangte die Auszahlung seines rück-
ständigen Lohnes. Als der mit Arbeit überhäufte Meister ihm
denselben verweigerte, indem er ihn auf die Einhaltung der
Kündigungsfrist verwies, packte ihn der Geselle am Hals
und warf ihn über einen Tisch. Sauer verbot ihm
hierauf das Haus, allein Rösch kehrte sich nicht daran,
drang noch einmal in die Werkstätte und mißhandelte den
dort noch arbeitenden Gesellen Dröschner. Wegen versuchter
Nöthigung und Hausfriedensbruchs lautete das Urtheil aus 4
Wochen Gefängniß, welche durch die Untersuchungshaft verbüßt
sind. — 4) Der bei dein Faßhändler Georg Hornung in Heidel-
berg beschäftigte Knecht Wilh. Boneck von Oberdielbach unterschlug
in dieser Stellung zum Nachtheil seines Dienstherr« zwei Be-
träge von zusammen 26.30. Zur Bemäntelung des einen
fälschte er zwei Lieferscheine. Das Urtheil lautete auf 9 Monate
Gefängniß. — 5) Der 25 Jahre alte Schneider Johann Adam
Sauer von Ludwigshafen war in diesem Sommer auf dem
Schloßhotel in Heidelberg als Gärtnergehilfe beschäftigt. Im
Juli d. I. hatte er sich auf seinen 30 betragenden Lohn von
Buchhalter Fink 20 „/L Vorschuß geben lassen. Als ihm Ende
des Monats Dir. Scheid seinen Lohn voll ausbezahlte, verschwieg
Sauer, daß er 20 Vorschuß hatte. Da er die nächste Woche
nicht kam, sondern eine Strafe abbüßte, wurde er wegen Betrugs
angezeigt, voin Schöffengericht aber freigesprochen. Die Be-
rufung der Staatsanwaltschaft wurde verworfen.
Karlsruhe, 21. October. Ein arg Hereingefallener.
Die Bad. Landpost erzählt: Am 19. d. M. wurden einem Tag-
löhner aus Verona (Italien) 180 -Nl abgeschwindelt und zwar
auf folgende Weise: Der Betrogene kam am hiesigen Haupt-

bahnhofe mit zwei seiner Landsleute zusammen, von denen er
aufgefordert wurde, er solle helfen, einen Koffer in eine Wirth-
schaft in der Marienstraße zu tragen, was er auch that. Dort
angekommen, sagte der eine, er komme aus Amerika und habe
von einem Onkel in Straßburg 5000 erhalten mit dem Auf-
trage, dieses Geld an arme Leute zu Vertheilen. Er zeigte dabei
auch fünf Eintausendmarkscheine, welche aber wahrscheinlich nur
Vexirscheine waren. Hierauf nahm derselbe sein Taschentuch
heraus und band die fünf Scheine in dasselbe anscheinend hinein,
auch wollte er es dem Betrogenen zur Aufbewahrung übergeben,
frug aber vorher noch denselben, ob er auch Geld habe. Als der
Gefragte es bejahte, verlangte er das Geld mit dem Bemerken,
er wolle es auch dazu binden, damit, wenn er es verliere, das
seine mit verloren gehe. Nichts Böses ahnend, gab der Tag-
iöhner sein Portemonnaie mit 180 in Gold hin, welches dann
auch in das Sacktuch eingebunden und dein Betrogenen in die
Innentasche seiner Joppe gesteckt wurde. Nach dieser Manipulation
gingen alle drei in eine Wirthschaft in der östlichen Kaiserstraße,
wo derjenige, welcher sich mit den 5000 brüstete, angab, er
müsse jetzt an seinen Onkel in Straßburg telegraphiren lassen,
und den andern bat, mit ihm zu gehen, weil er nicht deutsch
sprechen könne. Der Betrogene erhielt den Auftrag, an die Bahn
zu gehen und dort zu warten, bis Beide dorthin kämen. Da
aber dieselben lange nicht kamen, öffnete er das Taschentuch mit
dem vermeinten Geld und fand darin Zeitungspapier und ein
mit kleinen Kieselsteinchen gefülltes Portemonnaie. Seine
180 mit den vermeinten fünf Eintausendmarkscheinen waren
durch Taschenspielerei in die Taschen der beiden Betrüger
gewandert. Jetzt erst wurde er gewahr, daß er zwei betrügerischen
Landsleuten in die Hände gefallen war. Dem Signalement nach
sind es die nämlichen italienischen Spitzbuben, die jetzt zum
dritten Male an Landsleuten derartige Betrügereien verübten.
Karlsruhe, 21. October. Die Oberbürgermeister-
konferenz, die gestern in Baden-Baden statlfand und der
auch Bürgermeister Back von Straßburg anwohnte, nahm ein-
stimmig eine Petition an die Regierung an betr. die Milderung
der Maßregeln gegen die Einfuhr von Schlachtvieh.
Karlsruhe, 21. Oct. Der Bad. Beobachter glaubt zu wissen,
auch Müllheim sei zu einer Garnisonstadt bestimmt.

Ttzea-ee- und Kunst-RkrehricHre».
Heidelberg. 22. Octbr. Im Stadttheater geht morgen,
Sonntag, nach mehrjähriger Pause das immer wieder gern ge-
sehene Volksstück „Mein Leopold" in Scene mit den Damen
Frenzel, Faschon, Hoheneck, Konrad, Schaab, Stein und Tacco,
und den Herren Stettner, Dankmar, Diener, Blank, Göbel,
Murauer, Siener, Sigl und Skuhra in den dankbaren Haupt-
rollen. Die Vorstellung, die im laufenden Abonnement statt-
findet, beginnt, der vorgeschrittenen Jahreszeit und der Länge
des Stückes wegen, präcise um 7 Uhr. Eine weitere Auf-
führung des genannten Werkes ist nicht in Aussicht genommen-
— Nächsten Montag geht wiederholt die sensationelle Schauspiel-
novität „Das Erbe", dessen Erstaufführung mit stürmischem
Beifall ausgenommen wurde, in der bereits bekannten trefflichen
Besetzung in Scene.
Mannheim. (Groß!?. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag,
23. Oct.: „Die Zauberflöte" (Sarastro: Herr Josef Mödlinger
als Gast). Montag, 24. Oct.: „Jugendfreunde".
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.) Im Hoftheater in Karlsruhe:
Sonntag, 23. Oct.: „Die Afrikanerin" (Vasco: Herr Rothmllhtz
königl. Kammersänger vom Hoftheater in Stuttgart als Gast).
Dienstag, 25. Oct.: „Die Jungfrau von Orleans" (Johanna:
Frau Hela Gorter-Norick hier als Gast). Donnerstag, 27. Oct.:
Zum ersten Male: „Meerleuchten", Schauspiel von Gaughofer.
Freitag, 28. Oct.: „Der schwarze Domino". Samstag, 29.Oct.:
„Tyrannen des Glücks". Sonntag, 80. Oct.: „Das Nachtlager
in Granada" (Jäger: Hr. Max Stury vom Großh. Hoflheater
iir Darmstadt als Gast). „Sonne und Erde", Ballet. — IM
Theater in Baden-Baden: Mittwoch, 26. Oct.: „Der Bajazzo".
„Balletdivertisfement"._
Handel und Verkehr.
Mannheim, 21. Oct. (Aktien.) Oberrh. Ban! 124.— G.
Rhein. Creditbank 142.— G. Rhein. Hypothekenbank 169.— G.
Heidelberger Aktienbrauerei 137.— B. Schrödl'sche Brauerei-
Aktien 138.— B. Portlaud-Cementwerk Heidelberg 167.50 G.
Mannheimer Bank —.— B. 133.50 G. Badische Anilin-
und Sodafabrik 453.— G. Westerregel Alkali-Werke Stamm
199.40 G. Verein deutscher Oelfabriken 109.— G. WaghäuSler
Zuckerfabrik B. 54.50 G. Mannh. Zuckerraffinerie 112.—G-
Manuh. Akticnbrauerei 171.— G. Eichbaum-Brauerei 172.75 B.
Bayr. Brauerei Schwarz 113.— G. Brauerei Sinuer 248.— G.
Bad. Brauerei Stamm 86.— B., dto. Vorzugs 140.50 G-
Ganter's Brauerei Freiburg 118.— B.
Franlmrt. 21. Oct. Esfektensocietät. 6'/» Uhr Abends.
Oesterr. Creditaktien 297°/»—Vg b. Diskonto-Kommapdit 193.30
bis 20—30 b. Darmstädter Bank 151.50 b. Dresdener Bank
158.30 b. Banque Ottomane 109.80 B. 70 G. Oesterr.-Ungar.
S'aatsbahn 295'/« b. Lombarden 63V» b. Prince Henri 99.10 b.
Spanier 42.40 b. Laura 211.50 b. Bochumer 215.80 b. Sürther
Maschinenfabrik 110.00 b. G. Hilpert 129.20 b. G. Gotthard-
Aktien 142.20 b. Schweizer Central 148.50—30 b. Schweizer
Nordost 107.10 b. Schweizer Union 77.20 b. Jura-Simplon
89.80 B. 70 G. 5pCt. Italiener 90.80 B. 70 G. ult.
6V.—'-Vs Uhr: —--
Bei geringen Umsätzen blieben die Kurse ziemlich gut be-
hauptet.
Berlin, 21. Octbr. Heidelberger Straßen- und Bergbahn >
gesellschaft 150.10 g.
Heidelberg, 22. Oct. (Marktpreise.) Heu per Centner
2.10 bis 2.30, Korn-Stroh per Ctr. „tL 2.10 bis 2 20, gern-
1.60 bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Centner 3.— bis 0.00,
Salatkartoffeln per Ctr. 3.50 bis 0.00, per Pfd. 4 bis 5 A
Butter in Ballen 1.10 bis 1.20, in Pfd. 1 20 bis 1.25,
Zwiebeln per Pfund 6 bis 8 Knoblauch 30 bis 35 Bohnen
12 bis 20 Erbsen 8 bis 12 Gelbrüben 4 bis 5 Rosen-
kohl 25 bis 30 Kastanien 12 bis 18 Eier per Stück 7 bis
9 per Hundert 6.20 bis 6.80, Nüsse per Hundert 30
bis 40 Tomaten per Pfd. 8 bis 10 Trauben 30 bis
35 -L, Spinat 12 bis 15 Weißkraut 50 Kilo 2 60 bis
3.—, Mandeln per Hundert 40 bis 50 Zwetschgen 30 bis
40 Blumenkohl per Stück 40 bis 60 Rothkraut 15 bis
20 Weißkraut 6 bis 10 <-Z, Wirsing 3 bis 8 Kohlrabi
3 bis 6 Boden-Kohlrabi 5 bis 10 Sellerie 1 Lis 8
Lauch 1 bis 5 Rettich 1 bis 4 Meerrettich 5 bis 25 <s-
Gurken 3 bis 6 Weiße Rüben per Stück 1 bis 3 Rollst
Rüben 1 bis 3 Kopfsalat 4 bis 6 Endivien 2 bis 6
Aepfel P. Stück 2 bis 10 per Pfd. 8 bis 10 Birne»
3 bis 20 Gebund Petersilie 1 ins 2 Schnittlauch 1 b w
2 Radieschen 2 bis 3 - Fische: Hecht per Pfd. 80 b s
1.-. Aal 60 bis 1.—, Aalraupe 50 bis 70 Weiß-
fische 35 Barbe 40 bis 60 Knülps 40 bis 60 „
Epptngen, 21. October. Dem heutigen Schweinemarkt
wurden zugeführt: 490 Milchschweine und 28 Läufer. Dir
Preise beliefen sich für Milchschweine 18 bis 25 Läufer
45 bis 63 das Paar.

ALasterfranvSnachrtcyren.

Neckar.
Heidelberg, 22., 1,20, gest. 0,00m
Heilbronn, 21., 0,60, gef. 0,05m
Ra»nheim,21., 3,08, gef. 0,05m

Rhein.
8auterbnrg,21.,3.35. gef. 0,130
Maxau, 21., 3,45, gef. 0,l2<»
Mannheim, 21„ 3,02, gef-O.IOL

Witterungsbeobachtungen.
Heidelberg, 22. Octbr. Thermometerstand (nach 0.) Morgen»
7 Uhr:-» 12,6°. Niederster Stand seit gestern Morgen: 4- 6,2 >
höchster: -z- 12,6°. Wind: O. Himmel: bedeckt. Barometer
stand: Morgens 7 Uhr: 753,0 mm. Niederschlag am 21. Octbr-
18,0 mm Regen.
 
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