Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 254 (1. Oktober 1898 - 31. Oktober 1898)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0421

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
WcktM MW

Vreis
mit Familienblättcrn
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
^urch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25
ausschließlich Zustellgebühr.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Erscheint täglich.
sonntags ausgenommen.

Jnsertionsgebühi.
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Nanin.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
W der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Fr. 247. Zweites Klatt. Fsmstai, den 22. Oktober W8.

Rukiq Blut.
(Bad. Landpost )
Auf dem Geldmärkte macht sich seit einiger Zeit die
Dhatsache bemerkbar, daß unsere erstklassigen, sicheren An-
lagewerthe zurückgehen. Der Kurs der 3prozentigen Reichs-
unleihe beispielsweise, der früher fast den Paristand erreicht
hatte, betrug im vorigen Jahre 97^, um die Mitte dieses
wahres 95 und ist jetzt auf 93,20 gesunken. Auch der
Kurs der 3prazentigen preußischen Konsols, eines vortreff-
lichen Papiers, ist bis auf 93,90 heruntergegangen. Diese
Erscheinung, ist umso bemcrkenswerther, als die sicheren
ausländischen Staatsrenten nur unbedeutend gewichen sind.
Der Grund für die Unbeliebtheit der sichern deutschen Pa-
piere liegt in der Spekulation.
Unser nationales Erwerbsleben steht gegenwärtig in
hoher Blüthe. Der Seehandel wird immer größer.
Deutschlands Einfuhr belief sich im vorigen Jahre auf
4,6 Milliarden Mark, die Ausfuhr auf 3,7 Milliarden.
Mit dem Steigen unsers Seehandels hat auch die Ver-
mehrung unserer Handelsflotte gleichen Schritt gehalten.
Der deutsche Schiffsbau hat durch die Entwicklung der
ostasiatischen Verhältnisse und durch den spanisch-amerika-
nischen Krieg einen neuen Anstoß erhalten, die Eisen-
Industrie und der Bergbau können die überreichlich zu-
stießendcn Aufträge kaum bewältigen, die elektrischen Unter-
nehmungen befinden sich in einer scheinbar keine Grenzen
kennenden Aufwärtsbewegung. Alle diese Ursachen haben
eine lebhafte Gründungs- und Emmissions-Thätigkcit zur
Folge gehabt. Neue Aktien-Gesellschaften schießen wie
Pilze aus der Erde, und um jede neue Gründung drängen
sich zahlreiche kleine Kapitalisten, die sich die vermeintlich
Zünftige Gelegenheit, mehr Zinsen zu erhalten, nicht ent-
gehen lassen wollen.
Den Höhepunkt erreichte die Jagd nach hochverzinslichen
Papieren im Sommer dieses Jahres. Damals herrschte
wochenlang eine wahre Treibhausluft auf dem Markte,
unter deren Einwirkung die Kurse jedes niu aufgelegten
3ndustrie-Papieres im Handumdrehen in die Höhe schnellten.
Der Andrang war so stark, daß fünf- bis zehnfache Ueber-
Kichnungen gar nicht mehr auffielen. Jede neue Emmission
sand größere Schaaren von Käufern und die Gründer-
gewinne stiegen bis zu schwindelnder Höhe. So schlimm,
wie in jener Sturm- und Drangperiode ist zwar der
heutige Zustand nicht mehr; immerhin ist auch jetzt noch
Has Publikum im Allgemeinen bestrebt, das Gebiet der
sicheren, erstklassigen Anlagewerthe zu verlassen und sich
Aktienwerthen zuzuwcnden, bei denen es das größere Risiko
durch höhere Gewinn-Aussichten auszugleichen glaubt.
Daß das Anlagewerthe suchende Publikum sich die
günstige Lage des deutschen Arbeitsmarktes zu Nutze macht,
ist verständlich. Der Fehler aber, den es begeht und vor
dem nicht eindringlich genug gewarnt werden kann, bestehl
darin, daß es vielfach die nöthige Vorsicht außer Acht
iäßt. Die meisten thun so, als ob die augenblickliche
Eunst der Verhältnisse von unabsehbarer Dauer sein werde.
Das ist aber ein Jrrthum, der früher oder später ver-
hängnißvoll werden muß. Das Auf und Nieder ist im
wirthschaftlichen Leben eine. Regel; einer Periode des Auf-
schwungs folgt eine des Niedergangs. Ist aber die rück-
gängige Bewegung einmal eingetreten, dann gicbt es zu-
uächst kein Halt; dieser und jener Mitläufer kommt zum
Stürzen und der Sturz jeder Existenz gefährdet andere.
Die Jahre 1871 — 73 und 1889 haben dies hinreichend
bestätigt.
Um dem Uebereifer im Gründen zu steuern, hat die
Reichsbank den Diskont erhöht, sie ist sogar entschlossen,
wenn es im Interesse dieses Zieles nöthig sein sollte, die

Diskonto-Schranbe noch mehr anzuziehen. Dieses Vor-
gehen bedeutet eine Versteifung des Geldstandes und damit
für manche Kreise eine Entziehung des Kredits. Das
wirkt dann wieder auf den Effektenmarkt insofern zurück,
als dadurch die Grundlage, auf der sich manche Speku-
lationen und Gründungen aufbauten, über den Haufen ge-
worfen wird. Das Verhalten der Reichsbank mahnt also
ebenfalls zur Vorsicht.

Deutsches Reich.
— Eine deutsche Kolonialschule ist in letzter Zeit
nach dreijährigen Vorbereitungen ins Leben getreten und
zwar auf der eigens zu diesem Zweck gepachteten Domäne
Witzeuhausen an der Werra. Die Schule ist zunächst für
40 Schüler ohne Unterschied der Konfession bestimmt. Ein
naturwissenschaftliches Institut, Handwerkstätten mit Ma-
schinenbetrieb, Gärtnerei, Obstplantagen, Weinberge sollen
den Zwecken der Ausbildung dienen, ebenso die Tabak-
und die Konservenfabriken. Die umliegenden Staatsforsten,
die nahe Forstakademie Münden, die Bildungsstätten von
Kassel, das landwirthschaftliche Institut in Göttingen und
die Universität können ebenfalls leicht für die Schule nutz-
bar gemacht werden. Der Lehrgang ist in der Regel zwei-
jährig, doch sind auch abgekürzte Kurse gestattet. Der
Eintritt ist berechnet für Schüler vom 17.—25. Lebensjahr.
Im Lehrplan selbst wird besonders auf die praktische
Ausbildung das Hauptgewicht gelegt; der theoretische Unter-
richt fällt vor allem in die beiden Winterhalbjahre. Durch
Privatunterricht werden die nöthigen Sprachen erlernt.
Praktische Arbeit in Feld-, Garten- und Weinbau, in Wald-
kultur, Viehzucht und Molkerei, Mühlen- und Wasserkraft-
betrieb wird ebenso betrieben, wie die verschiedenen Hand-
werke, Geschichte und Geographie, Religions- und Missions-
geschichte, Kolonialpolitik und Kolonialverfassung, Völker-
und Handelsrechte. Auch Geologie, Botanik, Chemie,
Tropenhygiene, Klima, Düngerlehre, Maschinenlehre,
Brückenbau u. s. w. bilden die regelmäßigen Unterrichtsfächer.
A u s l a n d.
Türkei. Konstantinopel, 20. Oct. Die Illumination
des Bosporus und der kaiserlichen Schlösser sowie des
Hafens war, wie immer, auch gestern Abend glänzend.
Der Gesammteindruck aber wurde durch zeitweise recht
starken Nebel beeinträchtigt. Er reichte jedenfalls nicht
au die Beleuchtung des Palais heran. Die Weiße Leib-
garde.des Kaisers, mit dem Stahlhelm geschmückt,
kam Abends auf einen dreistündigen Urlaub an Land und
erregte überall Aufsehen. Die Menschenmassen starrten diese
Riesen an und folgten ihnen. Sie drangen in die Lokale
hinter ihnen ein, und die Polizei hatte genug zu thun,
um die Passage frei zu halten. Die gestrigen Abendblätter
führen eine enthusiastische Sprache. Der Berichterstatter
des Berliner Tagebl. sah einen Haufen Türken, die einen
Vorleser umstanden, beim Anhören vor Freuden Thränen
vergießen. In Galata wurden zwei Leute regelrecht ver-
hauen, weil sie vor dem Porträt des Kaisers der An-
sicht Ausdruck gegeben, er sei aber ja doch nur ein Fremd-
gläubiger. _
.Meine Zeitung.
— Kopenhagen, 16. Oct. Wenn der weiße Zar nach
Kopenhagen kommt, so zieht diese Begebenheit ihre weiten Kreise
in unserer Stadt. Nicht nur unsere ordenstrahlenden, goldgestick-
ten Würdenträger gerathen in Thätigkeit, nicht nur unserer
öffentlichen und geheimen Polizei und jener Schaar alter und
älterer Damen, die überall dabet sein müssen, wo es etwas
„königliches" zu sehen gibt, bemächtigt sich eine fieberhafte Auf-
regung, auch in anderer Beziehung ruft die Ankunft des mäch-
tiaen Herrschers viel Hoffen und Fürchten bervor. Die Rechts-

Rur frisch gewagt.
49) Eine heitere Garnisongeschichte von Hugo Dinkelberg.
(Fortsetzung.)
III.
Ans falscher Fährte.
.. Der Begrüßungsabend, welchen die Gesellschaft Matze zu
fchren des neuen Rittmeisters abgehalten hatte, war etwas
ssEl bis in die Nacht hinein ausgedehnt worden, so daß die
Flamen Bürger der Stadt, welche der Gesellschaft bis zum
Schlüsse angewobnt batten, zu einer Zeit nach Hause Wander-
zu. welcher sie sonst die Nachtwächter der Stadt nicht zu
fiblicken pflegten. Der eine und der andere der Heimwan-
vernden hatte auch Mühe, sein europäisches Gleichgewicht zu
„Nähren, hier und da blinzelten die Laternen hin und her,
seien es Irrlichter und Blitzstrahlen geworden, und an
„"deren Stellen wiederum wankten vor den Blicken der Heim-
abenden die Häuserreihen in erschreckender Weise. Zu denen
?°er, die am schwersten von dem neckischen Teufel, der m
nÄ "erwünscht guten Nürnberger Bier gesessen haben mußte,
nepialu wurden, gehörten der Herr Bürgermeister Feuerstahl,
N Herr Postsekretär Blechstein und der Herr Goldprotzen-
'Whnrich Storchberg. Zum Glück für letzteren hatte der
Oberst die Gesellschaft schon früher verlassen; denn der
»ähnlich hätte, wenn der Oberst nur eine Stunde
wawr gegangen wäre, nicht auf einen Augenblick mehr
sisamm stehen können. Herr v. Rabenau war gleichzeitig
dem Herrn Obersten aufgebrochen und zwar in Be-
meitung des Herrn Rittmeister« v. Rauchhaupt, welcher es
"vernommen hatte, den neuen Regimentskameraden in sein
Auel zu geleiten, sodaß der Fähnrich sich auch vor dem
uuen Rittmeister nicht mehr zu fürchten brauchte, und die
dns N Herren Vorgesetzten kümmerten sich weniger um
as Thun und Treiben des Goldvrotzen-Fähnrichs, dessen
aid? Verabschiedung ihnen als selbstverständlich galt.
„ Aber man konnte doch den Ulanenfähnrich nicht gut
"ein nach Hause wanken lassen, man mußte befürchten, daß >
c oem ganzen Offiziercorps llnehre machen würde; und so I

gab denn der Graf v. Reuthern beim letzten allgemeinen Auf-
bruche den Befehl aus, daß die beiden jüngsten Officiere dem
„Leichnam" die Trauerparade zu geben hätten. Und diese,
die Secondelieutenants Schreiner und von Tauchnitz, welche
dieser zweifelhaften Ehre schon öfters theilhaftig geworden
waren, griffen dem Fähnrich kräftig unter die Arme und
zogen mit ihm von dannen. Viel Umstände zu machen, lag
dabei keineswegs in der 'Absicht der hohen Begleitmannschaft,
„wir stellen ihn wieder kalt, Herr Kamerad!" hatte beim
Aufbrechen vom Knechtische Herr v. Tauchnitz seinem Leidens-
gefährten zugerufen, und „Gewiß, er wird kalt gestellt!" hatte
die Antwort des Lieutenants Schreiner gelautet. Und zehn
Minuten später war auch das Kaltstellen schon wieder ausge-
führt. Der Goldprotzenfähnrich stand zu dieser Zeit in der
dunklen Thürnifche des Hauses, in welchem seine Wohnung
lag, von den beiden Officieren dort sorgsam in die Ecke ge-
stellt, zwischen der Wand und dem zu öffnenden Thürflügel,
und der Lieutenant Schreiner hatte durch ein starkes Reißen
an der Hausklingel dem Burschen des Fähnrichs das übliche
Signal gegeben, daß sein Herr vor der Thür stände und
wiederum den Hausschlüssel vergessen habe. Lachend waren
dann die beiden Ossiciere weiter gegangen. Und wiederum
zehn Minuten später — denn der Bursche war sehr verschlafen
gewesen und es hatte ihn Mühe gekostet, sich emporzuraffen,
den Reservehausschlüssel, eine alte Jacke und seine Schlappen
zu finden — hatte im dunklen Hausflur eine rührende Ver-
brüderung zwischen Fähnrich und Burschen stattgefunden;
denn der erstere war in seiner Stellung etwas eingeschlafen
und sank seinem Burschen, als dieser den rechten Flügel der
Hausthür öffnete, sanft und selig in die Arme. „Aha!" brummte
der Bursche vor sich hin, welcher Ausdruck deutlich zeigte,
daß ihm der Zustand des Fähnrichs nichts Neues und Un-
bekanntes war, schüttelte in etwas, auf daß er aus seinem
dumpfen Brüten aufgeweckt wurde und leichter zu transpor-
tiren wäre, schleppte ihn die Treppe hinauf, in die Schlaf-
stube hinein und packte ihn dort zu Bette. Der Fähnrich lag
fest und konnte ausschlafen, was dem Herrn Bürgermeister
und dem Herrn Postsecretär um diese Zeit noch nicht gestattet
sein sollte.

Hilfe des Sludentenbundes, die sich Unbemittelten mit Rath und
That unentgeltlich zur Verfügung stellt, hat vollauf mit der Ab-
fassung von Bittgesuchen zu thun, und die Forderungen, die man
an die, wie man zu glauben scheint, unerschöpfliche Kasse des
Kaisers stellt, sind bisweilen mehr als naiv. So war es, als
Kaiser Alexander III. noch nach Fredensborg kam, und Niko-
laus II. auf Bernstorff ergeht es nicht anders. Freilich bekommt
der Zar selbst diese Gesuche selten zu Gesichte, seine Beamten er-
ledigen die meisten derselben. Soweit die Summe reicht, die
ihnen zu diesem Zwecke zur Verfügung steht, wird in der Regel
bewilligt. Aber auch der Zar selbst befaßt sich zuweilen mit der
Erledigung, wie neulich bei der originellen Bittschrift eines ar-
beitslosen, in dürftigsten Verhältnissen lebenden Anstreichergesellen.
Der Mann hatte sein Gesuch eindringlich abgefaßt und zierlich
selbst auf einen schönen Bogen weißes Papier geschrieben. In
die vier Ecken des Bogens aber zeich nete er mit bunten Stiften
kolorirte naive Bilder. Das erste Bild zeigte ihn selbst mit Frau
und Kindern verzweifelt im kalten Zim mer nm den leeren Tisch
herumsitzend, auf dem zweiten stand dir Frau mit ihrer letzten
Habe weinend vor dem Leihhanse, auf dem dritten sah man den
Gesellen sich tief und ehrerbietig vor den stolzen Gardisten vor
Schloß Bernstorff verbeugend um Audienz bitten und auf dem
letzten endlich springt er mit freudestrahlendem Gesicht die
Schloßtreppe hinunter, in der Hand einen Beutel mit der Auf-
schrift 100 Kronen. Dies originelle Gesuch ward dem Zaren
vorgelegt, der sich so sehr daran ergötzte, daß er das Kunstwerk
sofort für 100 Kronen kaufte. Aber nun zerbrechen sich die
Andern den Kopf um eine ähnliche gute Idee._
Ltrcrarncpes.
—8 Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Bor-
träge, herausgegeben von Rud. Virchow. Neue Folge XIII. Serie,
Heft 297, Ueber künstliche Kälterzeugung und Kälte-
industrie von Gottlieb Behrend, Ingenieur in Hamburg.
Preis 75 Pf. — Mittelalterliche Volks sagen als Aus-
druck religiös-politischer Kämpfe von Conr. Thuem.
mel. Preis 75 Pf. — Neue Folge XIII. Serie, Heft 293: Bei
denMönchen aufdemAthosvon Otto Korn. Preis 75 Pf. —
Der Christus Michelangelos in S. Maria sopra Minerva
in Rom von Carl Manhat. Preis 75 Pf. — Der Graphit,
seine wichtigsten Vorkommnisse und seine technische Verwrthung
von Dr. Weinschenk. — Wi.e wächst das Erz? Von Dr. O.
Lang. Mit 20 Abbildungen und einer Buntdrucktafel. Preis
90 Pfg. — Wesen und Bedeutung der Graphischen
Künste für den I l l ustr a t io ns u. Kartendruck. Von
Dr. Carl Koppe. Preis 90 Pfg. (Sämmtliche Schriften sind im
Verlag der Verlagshandlung und Druckerei von I. F. Richter in
Hamburg erschienen.)
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelberg.
Nicht nur in allen besseren Loos Verkaufsstellen im ganzen
deutschen Reich sind die Wohlfahrts-Loose zu habe», sondern es
haben des guten Zweckes halber auch Corporattonen in liebens-
würdigster Weise am Verkaufe dieser Loose sich betheiligt, wie z.B.
der Deutsche Offizier-Verein, das Waarenhaus für Deutsche
Beamte, die Deutsche Kolonial-Gesellschaft, das Deutsche Kolonial-
Haus in Berlin. Die Loose erfreuen sich auch schon großer Be-
liebtheit und Nachfrage, so daß solche vor der Ziehung aus-
verkauft sein werden._
Mr Kyronromakerei
empfehle ich sämmtliche Farben, Pinsel, Gläser, Photographien
und Utensilien.
Mr Lederfchnittaröeiten
große Auswahl vorgezeichneter Gegenstände, sowie alle nöthigen
Werkzeuge und Materialien.
Ferner mache ich auf mein reichhaltiges Lager in
Kokzörand- und Keröschnittarlikeln
aufmerksam.
Holzbrandapparate. — Holzbrandvorlagen.
-InI. MMolKvr,
_Hoflieferant._
N Burkhard, Hauptstraße 43,
Schuhmacher für elegante und praktische Fußbekleidungen.
Specialist
_bei anatomischem und orthopädischem Bedarf._
Hierzu Heidelberger Familienblätter Nr. 84.
Inhalt: Prinzeßchen. Erzählung von Mrs. Hungerford. (Fort-
setzung.) — Joseph Viktor v. Scheffel in Säkkingen. Von L.
Maximilian Fuchs in Darmstadt. — Haus-, Garten- und Laud-
wirthschaftliches. — Vermischtes. — Literarisches.
Der Herr Postsecretär Blechstein wurde vom Herrn Amts ¬
rath Freitag nach Hause geiührt und zwar bis wenige Schritte
vor die Hausthür in ungetrübter und ausgelassener Fröhlich-
keit. Als aber die beiden Herren vor dem Postgebäude an-
gekommen waren, erstarrte Plötzlich das fröhliche Lallen des
Secretärs; denn oben in der Wohnstube seiner Frau brannte
noch Licht und hinter den hell erleuchteten Scheiben erkannte
er deutlich die nächtlichen Gestalten seiner Damen, seiner
Frau und seiner Töchter.
„Au weh, au weh!" jammerte er bei diesem Anblick, „da
bin ich ja recht ordentlich hereingefallen. Ich hatte fest da-
rauf gerechnet, daß meine Frauensleute wie Bären schlafen
würden und ich unbemerkt hinauf und in meine einsame
Schlafstube schleichen könnte, und da sitzen sie nun alle Viere
— na das wird nun eine schöne Gardinenpredigt geben.
Gehen Sie, Herr Amtsrath, gehen Sie, sonst bekommen Sie
Ihr Theil auch noch ab! Schönen Dank, daß Sie mich ge-
leitet haben, aber jetzt bedarf ich Ihrer Hülse nicht mehr, der
Anblick da oben — sehen Sie nur, wie meine Alte ihr nächt-
liches Schlangenhaupt schüttelt, — hat mich vollständig er-
nüchtert. Gute Nacht!" Und der Herr Postsecretär entwand
sich sanft dem Arme des Freundes, richtete sich hoch auf und
schritt stramen Trittes auf die Hausthüre zu. Herr Amts-
rath Freitag, welcher die Frau Blechstein genügend kannte,
um an der Wahrheit der Worte ihres Gatten zweifeln zu
können, und zur Zeit durchaus keine Lust hatte, von der hol-
den Dame vielleicht aus dem Fenster den ersten Morgengruß
zu empfangen, folgte dem Rathe des bedrohten Gatten und
entfernte sich- Sobald die Trennung erfolgt war, ver-
schwanden die Köpfe an den Fenstern, und als Herr Blech-
stein die Hausthür aufschloß, hörte er schon ein Schurren und
Laufen auf der Treppe und dem Hausflur, und als er diesen
betrat, standen ihm seine Frauensleute, wie er sie eben genannt
hatte, zornglühend gegenüber, zornglühend nicht deshalb, daß
der Vater des Hauses urplötzlich und ganz gegen seine son-
stige Gewohnheit unsolide geworden war, sondern allein des-
halb, weil das lange Ausbleiben des Hausvaters die Neugierde
der Damen in entsetzlicher Weise ans die Probe gestellt hatte.
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen