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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255 - 280 (1. November 1898 - 30. November 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0470

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Lach und Lorenz Uhl in Heidelberg das Verdienstkreuz vom
Zähringer Löwen verliehen, dem Notar Wilhelm Simon in
Bretten eine Notarsstelle im Amtsgerichtsbezirk Waldsbut und
dem Notar Friedrich Geisser in Boxberg eine Notarsstelle im
Amtsgerichtsbezirk Bretten übertragen. Dem Notar Simon
wurde die Notarsstelle Waldshut und dem Notar Geisser die
Notarsstelle Bretten H. zugewiefen.
— (T V e ol ogi sche H a uv t p rüs u n q.) Von den vier-
zehn Kandidaten, die sich der theologischen Hauptprüfung in
diesem Späijahr unterzogen haben, sind nachstehende dreizehn
unter die badischen evangelischen Psarrkanindaten ausgenom-
men worden: Albert Becker von Sinsheim. Kart Blum
von Leipzig, Karl Engelhardt von Hoffenheim, Hermann
Greiner von Mannheim, Karl Haffner von Ittlingen,
Karl Kölle von Wiesloch, Ludwig Leser von Sundheim,
Albert Meyer von Fahrenbach, Ludwig Pfeiffer von
Bargen, Heinrich Schmitthenner von Düren, Karl
Schweikhari von Hugsweier, Adolf Stern von Karls-
ruhe, Heinrich Wein old von Ritschweier.
Karlsruhe, 3. Nov. Der Großherzog nahm h-ute
Vormittag in Schloß Baden den Vortrag des Geheimen
Legationsraths Dr. Frhrn. von Babo entgegen. Heute
Abend erwarten die höchsten Herrschaften die Ankunft des
Großherzogs von Sachsen. Derselbe wird sich einige Zeit
zum Besuch bei Ihren Königlichen Hoheiten aufhalten.
Ausland
Oesterreich-Ungarn. Pest, 2. Nov. Heute hat sich
die Landescommission für Errichtung eines
Denkmals der Königin Elisabeth gebildet. Bei
Beraihung der Platzsrage theilte der Ministerpräsident mit,
der Wunsch des Königs sei, daß das Denkmal auf dem
St. Georgsplatz in der Ofener Festung auf dem Platze,
wo jetzt das Hentzi-Denkmal steht, errichtet werde. Die
Commission nahm einmüthig und begeistert hiervon Kenut-
niß und beschloß demgemäß.
Prag, 3. Nov. Die Naroduy Lisch melden: Gegen
den Landtagsabgeordueten und Bezirksobmann Bartak
wurde strafgerichtliche Untersuchung eingeleitet, wegen
Verbrechens der Verleitung von Soldaten zur Verletzung
ihrer militärischen Dienstpflicht, weil er bei einer Lonirol-
versammluug den Controlpflichtigeu, die von dem Oberst-
lieutenant aufgefordert waren, sich mit „hier" zu melden,
zurief: Meldet euch czechisch, weil ihr Czechen seit!"
fDie „2äo"-Frage gewinnt allmählich weltgeschichtliche
Bedeutung. Die Red.j
Frankreich. Paris, 3. Novbr. Die Liberi« meldet
aus guter Quelle, daß die Generale und Offiziere, die von
dem geheimen Akten bündel oder von einem Theile
daraus Kenntuiß erhalten hätten, entschlossen seien, wenn
sie vom Cassationshofe verhört würden, alle bis auf den
heutigen Tag geheim gehaltenen Thatsachen bekannt zu ge-
ben, auf die sich ihre andauernde Ueberzeugung von der
Schuld des Dreyfus stütze. Sie seien entschlossen, alles
zu sagen, umso mehr, als sie die Gewißheit hätten, daß
ihre Aussagen nur den Mitgliedern des Cassatioushofes
bekannt würden, da der gewöhnliche Gerichtsschreiber und
der Vertreter der Familie Dreyfus, Mornard, bei dem
Verhör nicht zugegen wären.
r Rußland. Petersburg., 3. Nov. Wie die Pol.
Corresp. von hier meldet, wird die Abrüstuu gs-Co n-
fereuz im Februar, vielleicht erst im März, und wahr-
scheinlich in Petersburg zusammentreten.
Spanien. Cadtx, 2. Novbr. Der transatlan-
tische Dampfer „Montserrat" ist von Gibara mit
1498 Mann, die in die Heimath zurückgebracht werden,
an Bord gestern hier angekommen. Während der Ueber-
sahrt starben 98 Mann. Die Zahl der Erkrankten über-
steigt 800. Der Chef der amerikanischen Sanitätsbehörde
auf Kuba hatte auch die Einschiffung der Schwerkrankeu,
ja sogar einiger bereits in der Agonie liegender Soldaten
verlangt.
Griechenland. Athen, 2. Nov. Die Polit. Corresp.
meldet von hier, daß der König officiell der von den vier
Mächten dem Sultan notifizirten Ernennung desPrinzeu
Georg zum Generalgouverneur von Kreta zu-
stimmt. Der Prinz beabsichtigt sich nach Konstantinopel
zu begeben und den Juvestiturferman entgegen zu nehmen.
Sollte der Sultan gegen die Ernennung unerwartet Wider-
spruch erheben, so würde der Prinz direkt nach der Suda-
bai gehen, wo ihn die Admiräle empfangen und in seine
Funktionen einsetzen werden.
Afrika. Ueber die Wald bestände in Kilosssa
und den Ulugurubergen in und südlich von Usagara
berichtet Forstassessor von Bruchhausen im Allgemeinen
günstig. Häufig ist das sogenannte Eisenholz, eine von
den Eingeborenen „Kamballa" genannte Atazienarzt, das
sich vorzüglich für Bauten eignet. Es muß aber nament-
lich in den Bergen ein energischer Waldschutz den schwarzen
Ackerbauern gegenüber ausgeübt werden, um den noch be-
stehenden Urwald nicht der Zerstörung zu überantworten,
was für die Wasserverhältnisse des Landes der allergrößte
Schaden wäre.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 4. November.
* Liegenschaftsverkäufe im Monat October 1898.
Verkäufer: Karl Trinkle, Kutscher. Käufer: Karl Gärtner,
Metzger. Object: Haus Nr. 2 Eppetheimerstraße, 1 a 54 qm.
Preis: 29500 „st
B.: Dr. Heinrich Klose, Kais. Deutscher Konsul in Zürich.
K.: Hermann Andreae, Privatmann. O.: Haus Nr. 6 Weber-
straße, 6 » 61 qm. Pr.: 36000 „st
V.: Hermann Scheurer, Kunstgärtner. K.: Josef Deißler,
Kaufmann. O.: Haus Nr.. 50 Rohrbacherstraße, 3 a 60 qm.
Pr.: 39000 „st
V.: Sebastian Koch, Tüncher. K.: Anna Maria Koch, Zimmer-
mädchen in Holdereggen. O.: Haus Nr. 19 Brückenkopfstraße,
79 qm. Pr.: 6000 „st
V.: Leopold Stratthaus, Lokomotivführer. Ehefrau und Ge-
schwister. K.: Jakob Schelling, Lokomotivheizer, Eheleute.
O.: 20 » 02 qm Acker in der Sandlochgewann. Pr.: 1200 „st

nicht fangen zu lassen. Ich gebe Ihnen die Versicherung,
meine Herren, gefangen hätten Sie mich noch lange nicht,
wenn nicht der böse Herr v. Rabe. . ., ich wollte sagen,
mein guter sorglicher Vater mich anfgehalten Härte!"
(Fortsetzung folgt.)

V.: Pfälzer kathol. Kirchenschaffnei. K.: Valentin Schaafs,
Baumeister. O.: 4a 04 qm Bauplatz an der Kronprinzenstraße.
Pr.: 11600 „st
V.: Joh. Heinrich Pfisterer, Landwirlh, Wwe. K.: Friedrich
Busch, Kutscher. O.: Haus Nr. 53 Bergheimerstraße, 5 »85 qm.
Pr.: 29500 „st
V.: Michael und Adam Kreckel, Landwirthe, und Heinrich
Brunn, Kiffer Ehefrau in Karlsruhe. K.: Henkenhaf u. Ebert,
Baufirma. O.: 8 a 27 qm Kastanienpflanzung ec. in der Wolfs-
bohle, 8 a 27 qm desgl. allda, 8 a 27 qm deSgl. allda. Pr.:
2000 „st
V.: Eugen Nimis, Baumeister. K.: Jakob Wetzel, Wirth.
O.: 2 a 36 qm Bauplatz an der Kleinschmidt- u. Neuschulhaus-
straße. Pr.: 10000 „st
V.: Alwin Baumann, Gastwirth, Konkursmasse. K.: Christian
Röck, Wirth. O: Haus Nr. 195 Hauptstraße, 6 a 11 qm.
Pr.: 199 500 „st Liegenschaft, 35500 „st Inventar.
V : Jakob Voth II., Landwirth, Wwe. K.: Evang. Kirchen-
baufond Neuenheim. O.: 2a 87 qm Bauplatz an ver Hand-
schuhsheimer Landstraße- Pr.: 5740 „st
V.: Franz Anton Keppler Erben und Rechtsnachfolger.
K.: Evang. Kirchenbaufond Neuenheim. O-: 22 a 10 qm Bau-
platz an der Lutherstraße. Pr.r 37570 „st
V.: Franz Anton Keppler Erben und Rechtsnachfolger.
K.: Joh. Philipp Krall, Baumeister. O.: 20 a 93 qm Bauplatz
an der Moltkestraße. Pr.: 33488 „st
B.: Friedrich August Grün, Kunstfärber. K.: Karl Albert
Stützer, Privat-, Ehefrau. O.: Haus Nr. 100 Hauptstraße,
5 a 80 qm. Pr.: 1M000 „st
V-: Friedrich Messer, Pflästerer, Wittwe. K.: Heinrich
Müller, Schuhmacher. O.: Lädchen Nr. 3 (189o) Heiliggefft-
kirche, 8 qm. Pr.: 2200 „st
V.: Heidelberger Ballgesellschaft. K.: Friedrich Waltz, Privat-
mann. O-: Haus Nr. 41 Häusserstr., la 84 qm. Pr.: 30000 „st
V.: Joh. Jakob Rohnacker, Wwe-, in Rohrvach. K.: Andreas
Schmitt, Landwirth allda. O.: 28 »72 qm Acker im Eselsgrund.
Pr.: 35000 „st
V.: Christoph Müller, Taglöhner. K.: Valentin Berger,
Mechaniker. O.: 7a 56 qm Acker in der Ohrläppchengewann.
Pr.: 425 „st
V.: Franz Rohrmann, Schiffer, Wittwe und Kinder. K.:
Stadtgemeinde Heidelberg. O.: 9a 32 qm Acker im Gutleuthof-
seld. Pr.: 388 „st 33
V.: Nikolaus Winkelmeier, Braumeister, Wittwe. K.: Adolf
Sulzer, Werkmeister, und Philipp Schweickordt, Landwirth.
O.: 5 a 62 qm Garten und Lagerplatz im Frauenend. Pr.:
10000 .st
V.: Johann Betz, Hausdiener. K.: Melchior Michelbach,
Heizer, Eheleute. O.: Haus Nr. 2 Kisselgasse, 83 qm. Pc.:
11600 „st
V.: Josef Heckner Wittwe, Verlassenschaft. K.: Firma
Rupertenhaus. O.: Häuser Nr. 23/25 Schloßberg, 2 a 46 qm.
Pr.: 13000 „st
V.: Georg Nollert jun. und Friedrich Nollert, Architekten.
K.: Sebastian Schmieg, Wirth. O.: 12 a 64 qm Gebäude an
der Eppelheimerstraße. Pr.: 55000 „st
V.: Lazarus Löb Ehefrau in Ludwigshafen. K.: Johann
Betz. Hausdiener, Eheleute. O.: Haus Nr. 1 Haspelgasse, 1 s
83 qm. Pr.: 26000 „st
V.: Martin Gamber, Landwirth, Wittwe. K.: Georg Betz,
Glaiermeister. O.: Haus Nr. 7 Schneidmühlstraßc, 7 » 85 qm.
Pr.: 35000 „st
V.: Ludwig Friedlich Schneider, Bäcker und Wirth, Konkurs-
masse. K.: Schrödl'sche Brauereigesellschaft. O.: Haus Nr. 26
Ladenburgerstraße. 3 s 92 qm. Pr.: 62009 „st
V.: Ludwig Friedrich Schneider, Bäcker und Wirth. Konkurs-
masse. K.: Georg L uz ll, Landwirth. O.: 10» 78qm Garten
im Oberkies. Pr.: 7225 „st ,
V.: v. Wambolt'sche Gutsherrschaft. K.: Gr. Bad. Eisen-
bahnverwaltung. O.: 35» 18 qm Acker beim Güterbahnhof.
Pr.: 35180 „st
V.: Jakob Lehr, Maurer. K.: Josef Lehr, Kaufmann. O.:
51» 01 qm Acker, Weinberg und Wald in der Markscheide.
Pr.: lüOo „st
V.: Joh. Georg Schröder, Privatmann. K.: Stadtgemeinde
Heidelberg. O.: Illa 41» 27qm Acker, Wiese w. im Unter-
Neckarfeld. Pr..- 15 696 „st 67
V.: Jakob Lenz und Heinrich Heuser II. K.: I. Remler,
Baumeister und Fritz Scholl, Architekt. O.: 4» 21 qm und 5»
29 qm Garten im Oberkies. Pr.: 3600 und 5000 „st
P.: Friedrich Schmitt, Expedit.-Assistent Wwe. V.: Franz
Lukan, Kaufmann. O.: Haus Nr. 4 Landhausstraße, 1» 70qm.
Pr.: 41000 „st
V.: Ludwig Braun, Reallehrer Wittwe und Kinder. K.: Her-
mann Braun, Kaufmann. O.: Haus Nr. 242 Hauptstraße, 17».
Pr.: 40000 „st
V.: Eduard Lange, Privatmann Wittwe. K.: Karl Lange,
Photograph. O.: Haus Nr. 87 Hauptstraße, 6s 06qm. Pr.:
142000 „st
V.: Martin Schneider, Wirth. K.: Adam Schwinn, Wirth.
O.: Haus Nr. 210 Hauptstraße, 1» 30qm. Pr-: 49500 „st,
darunter 7000 „st Inventar.
V.: Peter Ewald, Wirth. K.: Karl Haas, Zuschneider Ehe-
leute. O.: HauS Nr. 24 Kleinemantelgasse, 73 qm. Pr.: 8600 „st
V.: Georg Rohrinaun, Zimmermann Wittwe. K.: Leonhard
Maas, Rathsdiener. O.r 13» 58 qm Wiese im Oelberg.
Pr.: 520 „st
T Aus der Studentenschaft Der Ausschuß der Studenten-
schaft legte am Allerseelentage am Bismarck-Denkmal
Äränze nieder.
O Fußball. Das Wettspiel, welches Samstag Nachmittag
zwischen Heidelberg-College und Neuenheim-College stattfinden
soll, beginnt 3 Uhr 30 auf dem Spielfeld von Heidelberg-College.
Da sich ziemlich gleiche Kräfte gegenüber stehen werden, so dürfte
das Spiel einen spannenden Verlauf nehmen.
* Theaterbericht. Den Bericht über die gestrige Vorstellung
im Theater können wir erst morgen bringen.
EI Schöffengerichtssitzung vom 3. Nov. 1) Ladnerin Helene
Samann aus Pforzheim, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen
Diebstahls 2 Wochen Gefängniß, 2) Christine Manz, Verkäuferin
aus Schneidhain, z. Zt. hier in Haft, wegen Diebstahls 12 Tage
Gefängniß, 3) Käichcn Brill, Dienstmagd aus Schollweiler, und
Fabrikarbeiterin Elise Rau aus Poppelthal, beide z. Zt. hier in
Haft, erhielten wegen Vergehens gegen Z 183 R.St.G.B. je
3 Wochen Gefängniß, 4) Friedrich Weißer, Taglöhner aus
Mülhausen, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Betrugs 3 Wochen
Gefängniß, 5) Anna Scherer, Dienstmagd aus Bruchsal, z. Zt.
hier in Haft, wegen Betrugs 14 Tage Gefängniß, 6) Adam
Raudenbuscb, Flaschenbierhändler in Rohrbach, wegen Haus-
friedensbruchs eine Geldstrafe von 20 „st ev. 4 Tage Gefängniß,
7> Moritz Würzburger, Kaufmann in Mannheim, wegen Belei-
digung eine Geldstrafe von 40 „st, 8) Josef Heinrich Feser,
Schuhmachergeselle in Eppelheim, wegen Körperverletzung 1 Woche
Gefängniß, 9/ Georg Kettner, Steinbrecher in Dossenheim, wegen
Bedrohung und Uebertretung der Z 361" R.St.G. 4 Tage Ge-
fängniß unü eine Geldstrafe von 10 „st event. 6 Tage Haft.
10) Die Verhandlung gegen Emil Holzhäuser, Eisengießer in
Frankenthal, wegen Betrugs wurde vertagt. 11) Martin Heinzer-
lmg, Taglöhner in Kirchheim, erhielt wegen Körperverletzung
2 Wochen Gefänaniß.
— Polizeibericht. In verflossener Nacht wurden drei Frnuens-
personen wegen Umherziehens, ein Cementeur wegen Wider-
stands und Kuppelei, sowie ein Zuhälter ebenfalls wegen Kuppelei
verhaftel.
Q Aus dem Odenwald, 2. Nov. In unserer Gegend fällt
es oft recht schwer, daß man zur Fl eis ch b e s ch a u geeignete
Personen im Orte selbst bekommt. Es werden gewöhnlich zu
diesem Geschäfte Schmiede oder ehemalige Metzger bestimmt, in-

dem man diesen Leuten eine gewisse Kenntuiß in BeurtheiluuS
geschlachteten Viehes zutraut. Da man aber mit Recht neuer-
dings der Fleischbesichtigung größere Wichtigkeit beimißt, so iw-
len nun in der Folge aus den einzelnen Orten des Oeftere»
genaue Berichte über die stattgefundenen Schlachtungen und die
hierbei gemachten Beanstandungen an die zuständigen Behörden
eingesandt werden. Es sei nämlich sehr ausgefallen, daß einzelne
dieser Laienfleifchbeschauer seit Jahr und Tag kein geschlachtete«
Vieh beanstandet hätten, während doch allenthalben des Oefteren
erkranktes Vieh zum Schlachten kommt und infolge dessen bean-
standet wird. .
ch Mannheim, 2. Nov. Ein interessanter Betrugs- u«-
Erpressungsverfuch gelangte heute vor der hiesigen Strak
kammer zur Verhandlung. Angeklagt war der 30 Jahre «»-
Kutscher Wilhelm Philipp Kögel. Als am 1. Sept. d. I. fj!
hiesiger angesehener Bürger auf der Straße von einem Scklaganft»
betroffen wurde, fuhr ihn der Augeklagre nach Hause. Der Mann
starb unterwegs. Kögel erhielt für den Transport 4 „st, währen«
der Tarifsatz sich nur auf 1 „st 20 belief. Am andern
erschien aber Kögel und machte geltend, er müsse seine Drosch»
neu ausschlagen lassen, was etwa 120 „st kosten werde. Am
Sept, wiederholte er seine Forderung auf Schadenersatz, indem
er behauptete, er habe drei Tage mit der Chaise nicht fahre»
können und sie neu numeriren müssen. Wiederum abgewiefen,
verlangte er am 9. Sept, in einem Brief, den er durch einen
Dienstmann besorgen ließ, eine Entschädigung von 60 „st, andern-
falls werde er seine Forderung auf andere Weise zu erlange»
suchen. Die Anklage war der Ansicht, daß Kögel, dessen Angave-
er habe den Wagen drei Tage nicht gefahren, und ihn ander
numeriren lassen, falsch war, keinen Schaden erlitten und n»
beabsichtigt habe, aus der Verwirrung und Bestürzung, in.«
jene Familie durch den Trauerfall gerathen, unrechtmäßig»
Nutzen zu ziehen. Als Sachverständiger wurde Kutscher Ado»
Ries vernommen, welcher der Ansicht war, daß ein Anspruch
Schadenersatz allerdings berechtigt gewesen sei, denn ein Kutsche'
sei nicht verpflichtet, Leichen zu fahren, und wenn es bekan«
werde, und so etwas spreche sich bald herum, daß ein Kutsche
einen solchen Transport gehabt, so fahre eben Niemand mit
und der Wagen müsse neu garuirt werden. Das Gericht erkanm

auf Freisprechung ,
Bruchsal, 2. Nov. Unser neuer Bahnhof, so schce'
man dem Mannh. Anz., gibt ein theueres Stück Erde! Nachve»
die Eisenbahnverwaltnng schon früher für Gelände und Geb«»«
Hnnderttausende von Mark zum Äahnhofumbau hat ausgeö^
müssen, hat sie neuerdings auch das Wirthschaftsgebäude o.-
Hotel Keller gegenüber dem alten Bahnhof angeka ul
und zwar um den Preis von 167 000 Mark. Herrn Keller ve
bleibt hinter dem verkauften Hotel noch so viel Bauplatz,. » ,
ein neues, mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattetes H«.
zu erstellen, das Front nach der neuen Bahnhoszufahrtsstc«»
erhält. Der Verkehr hat sich in letzter Zeit auf hiesiger Statt
derart gesteigert, daß derselbe nur mit Aufbietung aller Kcal
bewältigt werden kann. Die Zeit ist deshalb sehnlichst her»« '
zuwünschen, welche die Inbetriebnahme der neuen Bahnhofaiu«»
ermöglicht.
8. 6. Karlsruhe, 3. Nov. Gestern Abend berief der 2
trauensmann des „Alldeutschen Verbands", Schriftstc«
Otto Ammon, eine Versammlung in den „Erbprinzen" beym
Gründung einer Ortsgruppe für die badische Residenz und -
Nachbarstadt Durlach. Herr Ammon erläuterte die Zwecke « ,
Verbands. Zunächst soll ein Aufruf an die Bürgerschaft gen«^
und später eine öffentliche Versammlung abgehalten werden,
der ein hervorragender Redner des Verbands weitere Kreise
die Sache interessiren soll. Der Jahresbeitrag wurde auf o
festgesetzt. In den provisorischen Vorstand wurden 10 Mitgue
gewählt. „ j,!,
8. 0 Karlsruhe, 3 Nov. Behufs Minderung der durch "
Lokomotiven in der Umgebung des Hauptbahnhofs Perms«« .
Rauchplage soll künftig sür das Anheizen der Lokonwtw
statt der Briketts Koaks verwendet werden. Auch gedenkt .
Bahnverwaltung zunächst versuchsweise in einzelnen Lokomon»
rauchfreie Feueru n gs einrichtungen anzubringen.
lich dürfte der geplante Umbau der stationären Feuerung ff»
Dampfkessel des Elektricitätswerks beim Hauptbahnhof '
wesentliche Verminderung des Rauchs zur Folge haben.
8.0. Karlsruhe, 3. Novbr. Die vom Landtag beschloil.^
Erweiterung der Irrenanstalt Illenau dürfte
Frühjahr in Angriff genommen werden. In letzter Woche <
bereits eine Kommission, bestehend aus den Herren Geh. AQ,
medizinalrath Battlehner, GeV. Rath von Stößer, Geh.
Reg.-Rath Föhrenbach und Geh. Rath Schule, eine Aust«
besichtigung in Jllenau vorgenommen.
si-s- Karlsruhe, 3. Nov. Ein Bismarck-Denkmal
nächsten Sonntag in dem romantisch gelegenen Fraue»»^
im Albthal feierlich eingeweiht werden. Das Denkmal ven^
in einem großen Findling, der mit einer entsprechenden Jul«
versehen worden ist. . j«
O Freiburg, 1. Nov. Ein Doppelfest vereinigte Heu»
der schönen Dreisamstadt die evangelischen Kreise nicht nur B«° ,
sondern weiterer Theile Deutschlands: Die L a nd e svers«».^
lung des Evangel. Bundes und die Einweihung. ^
durch diesen Verein und besonders durch die Bemühungen ff' z
derzeitigen Vorsitzenden für Baden, des Prof. Dr. Thom«
Karlsruhe, ins Leben gerufenen Dia ko nissen Hauses.^,
Feier begann mit dem Festgottesdienst in der Ludwigs»
Das Gotteshaus war bis zum letzten Platz gefüllt, cn-
Schaar der Schwestern, geleitet von ihrem jetzigen Ws,-kl
geistlichen, Herrn Pfarrer Weißheimer, und der Frau Oben»
Diakonissenhauses eintrat und um den Altar, angesichts der
sammelten Gemeinde, neben den Vertretern des badischen
kirchenraths, des Evangelischen Bundes, der KirchengeM'^,
Freiburg und des Diakonisscnhauses ihre Plätze einnahm. !
dem die Feier von Stadtpfarrer Hasenclever mit Gebet und n
herzlichen Grüßgott eröffnet war, nahm sie in der PreE,^.
Herrn Pfarrer Speyerer aus Walldorf einen würdigen
In festlich gehobener Stimmung begab sich die Versa«mff^
zum Diakonissenhaus zur Vornahme der Weihe. Nach AlM"
des Prof. Thoma, des Architekten Bauer und des Stadtpwff^l
Hasenclever vor dem Hause übergab der Erbauer de»
an Prof. Dr. Thoma und dieser reichte ihn Stadtpfarrer
clever, der im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes uu°.^>
hl. Geistes das HauS öffnete. In der Halle des zweite»
Werkes stimmte darauf die Versammlung das Lied an: "
den Höchsten." Auf das Weihegebet des Herrn Stadwl°„^
Hasenclever folgte die Ansprache des neuen Anstaltsgelst»»!^
Herrn Weißheimer. Mit dem Gesang „Nun danket alle
der mächtig durch die Hallen klang, und dem Segen schloß die v
— Die Hauptversammlung des bad. Haupwerems
Evang. Bundes fand unter außerordentlich starker
gung um 3 Uhr in dem Gemeindesaal statt. Nach einer c» ,
Begrüßung durch den Vorsitzenden Herrn Professor Dr. jA.
überbrachte Professor Dr. Witte die Grüße des CentralvoE',,
Namens des pfälzischen Hauptvereins hielt Herr Stampl»^
Hienzler-Speicr eine herzliche Ansprache, in der er für die
für die Speierer Protestationskirche dankte und die Symp»
sowie die Mithilfe der Pfälzer für das Diakonissenhaus
holte. Herr Prof. Dr. Thoma trug sodann den Rechem«»^
bericht vor, der ein erfreuliches Bild der Thätigkelt >» A
Zweigvereinen gab. Für die Diacone hat der Lander»
wieder 2000 „st Unterstützung verausgabt. Nach einer,,
Diskussion erstattete Herr Finanzrath Schember-Karlsruhe
den Rechenschaftsbericht für das Jahr 1897. An dec o« . A»
eröffneten Debatte betheiligten sich Oberbibliothekar Dr. 0)'
Tübingen, Oberamtsrichter Dr. Köhler, Stadtpfarrer
und Hasenclever, Dekan Ahles. Sodann wird der Verirr»
nehmigt, wonach der Evang. Bund dem Diakonissenhaus
seine 34 ausgebildeten Schwestern und acht Lehrschwestern
irgend eine Entschädigung überläßt.
 
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