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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 255 - 280 (1. November 1898 - 30. November 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0530

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Rhein

Die

dem Geschäfte. Ueber
Krieger der Familie Hohl g,
er mehrere Jahre verheirathi

sprechen, ist Herr Rudolph eine äußerst werthvolle Kraft.
Sein vortrefflicher „Adolf Strähler" halte einen hervorragenden
Antheil an dem guten Gelingen des Stückes. Leine schätzens-
werrhe Gabe, natürlich zu lachen, darf er jedoch nicht zu sehr
ausnützen. Köstlich wie immer war Herr Stettner als das
Faktotum Löffler, eine Figur, die die abgegriffene Phrase von
dem „ehrlichen Herzen unter dem groben Kittel" wieder zu Ehren
bringt. Die „Agnes Strähler" des Frl. von Tacco ließ es
unverständlich erscheinen, daß ihr Bruder fortgesetzt über ihre
„Würde" spottet, sie gefiel sich im Gegentheil merkwürdigerweise
in einem Backfischton. Herr Jensen hätte klarer machen müssen,
daß der „Pedell Janetzki" der Intrigant gegen den Professor
Crampton ist. Zwei Episoden von feiner Komik boten die
Herren Sigl und Diener, als die Professoren „Milins" und
„Kircheisen". Daß Herr Wies ach sich tu der Sprachtechnik
sehr vervollkommnet hat, freut uns konstatiren zu können.
Die Regie des Herrn Dank mar.hatte mit Verständniß und
Geschmack gearbeitet. L. L.

Kleine Zeitung.
— Straßburg, im Nov. Eine hochinteressante, aber fast un-
glaublich klingende Erinnerung au die Belagerung Straßburgs
vor 28 Jahren enthält die Straßburger Bürgerzeitung in einer
ihrer letzten Nummern. Aus Anlaß von Pionierübungen soll
kürzlich auf dem Exercierplatz vor dem Steinthor ein alter fran-
zösischer Minengang aufgefunden worden sein, der sich von dem
Exercierplatz bis nach dem Vororte Schiltigheim erstreckt, also
gerade in jener Gegend, in welcher die entscheidenden Angriffe
gegen die Festung durchgeführt oder doch vorbereitet worden sind;
die Mine endigt genau an einem Punkte, wo sich 1870 eine
deutsche Belagerungsbatterie befand. Darnach müßte man an-
nehmen, daß die damalige französische Besatzung Straßburgs von
der Existenz der unterirdischen Mine gar nichts gewußt Hai!
Denn hätte man davon gewußt und Gebrauch gemacht, so wäre
es möglich gewesen, unter den Belagerungstruppen ein fürchter-
liches Blutbad auzurichten. Nach weiterer Mittheilung sollen so-
gar schon drei solche geheime Gänge aufgefunden sein.
— Bremen, 18. Nov. Der Begründer des Nordd. Lloyd
und der Bremer Bank, Konsul H. H. Meier, ist gestern g e-
st o r d e n.
— Sassari, 18. Nov. Aus allen Theilen Sardiniens
werden wolkenbruchartige Regengüsse gemeldet. Die
Felder stehen vielfach unter Wasser. In der Provinz Cagliari
sollen auch Menschen umgekommen sein. An den Küsten wüthete
ein heftiger Sturm. Die auslaufenden Schiffe mußten in die
Häfen flüchten. In Leoramanna, wo der Sturm 18 Stunden
wüthete, stürzten mehrere Häuser ein.

war, von seiner Ueberzeugung getrieben aus der katholischen
Kirche ausgetreten ist und auf vielseitige Empfehlung hin die
Predigerstelle in Mainz übertragen erhielt.
— Verunglückt. Ein Flaschner war in Schlierbach an einem
Hause mit Repariren des Dachkaudels beschäftigt und stand da-
bei auf einer Leiter; diese brach, der Flaschner fiel herab und
zog sich eine starke Verstauchung an den Knöcheln der Füße zu.
— Polizeibertcht. Ein Kaufmann aus Darmstadt wurde
gestern wegen Diebstahls und Betrugs und eine Frauensperson
wegen nächtlichen Umherziehens verhaftet; drei Personen kamen
wegen Ruhestörung zur Anzeige.
ch Mannheim, 18. Novbr. (Strafkammer.) 1. Wegen
Doppelehe war angeklagt der 44 Jahre alte Stationswärter Hein-
rich Wilhelm Krieger von Matrischken (Kreis Ragnit, Ost-
preußen), wegen Beihilfe hierzu der 45 Jahre alte Hilfsgefangenen-
aufseher Franz Fritschke von Ruß (Kreis Heydekrug, Ost-
preußen), der Schwager des Vorigen. Krieger trat als 17jähr.
Mensch als Vierjährig-Freiwilliger beim litu. Dragsuerregiment
Nr. 1 (Prinz Alwecht von Preußen) ein und diente nach be-
endeter Dienstzeit noch kurze Zett bei den Dragonerregimentern
in Bruchsal und Ludwigsburg. In seine Heimath zurückgekehrt,
fing er in Ruß ein Kolonialwaarengeschäft an, das aber so
schlecht ging, daß er sich genölhigt sah, sich nach einer „Frau mit
Geld" umzusehen. Man empfahl ihm die Tochter des Wirths
Jurgis Szuzat, Eva, deren Eltern ihm auch versicherten, daß
ihre Tochter ein beträchtliches Vermögen besitze. Nach der Hoch-
zeit stellte sich heraus, daß die Braut nur baar 150 Mark mit-
brachte. Da er unter diesen Umständen sein Geschäft nicht mehr
sortführcn konnte und auch sonst mit seiner Frau höchst unglück-
lich lebte, beschloß er, dieselbe zu verlassen und wieder Soldat
zu werden. Er trat als Kapitulant beim 2 bahr. Chev.-Regimeut
(Taxis) in Dilling en ein. Im Manöver 1882 stürzte er mit dem
Pferde und zog sich dabei zwei schwere Stirnwänden zu, die
seine Entlassung mit einer monatlichen Pension von 21 Mk. zur
Folge hatten. Von da an lebte Krieger meist mit dem Manne
seiner Schwester, dem Mitangeklagten Fritschke, zusammen und
war in verschiedenen Stellungen u. A. als Aufseher im Bern-
steinwerk Palmicken und als Schutzmann in Tilsit thätig. War
er während seiner Dienstzeit mit seiner Ehefrau (die ihm übri-
gens drei Kinder geboren hatte, von denen eines lebt) nur vor-
übergehend zusammengekommen, so nahm er vom Jahre 1883 sie
überhaupt nicht mehr zu sich auf. Im Jahre 1888 erhob Krieger
gegen seine Frau beim Landgericht Lyck Ehescheidungsklage. Lie
Klage wurde durch Urtheil vom 14. Januar 1890 abgewiesen,
da die vom Kläger behauptete bösliche Verlassung nicht vorliege
und der Ehemann ja nicht einmal eine Wohnung habe, in der er
seine Frau bei sich aufnehmen könne. Von dem Urtheil wurde
Krieger durch seinen Anwalt brieflich verständigt. Krieger will
diesen Brief nicht erhalten haben, doch liegt es auf der Hand,
daß bei dem lebhaften Interesse, mit dem er den Prozeß betrieben,
er sich auch über den Ausgang Gewißheit verschaffte. Im gleichen
Jahre begab sich Krieger nach Süddeutschland, wo er nach mehr-
monatigem Umherwandern bei der Zell-Todtnauer Kleinbahn
Anstellung als Stationswärler fand. Der Bahngesellschafl gegen-
über bezeichnete er sich als ledig. Am 11. Februar 1893 wurde
Krieger als Statlonswärier der Mannheim-Herdelverg-Weinheimer
Nebenbahn nach Heidelberg versetzt. Wenige Wochen nach seiner
Ankunft tauchte auch sein Schwager Fritschke auf, der, seit ihn
Krieger verlassen, immer mehr heruntergekommen, und als er
in Heidelberg mit seiner Familie etntraf, völlig abgerissen und
mit Ungeziefer behaftet war. Fritschke gab sich valo eifrigst
Mühe, für seinen Schwager eine Frau mit Geld zu suchen. Er
that sich mit dem Heirathsvermittler Huckele zusammen, im
Heidelberger Tageblatt wurde eine Annonce erlassen „Beamter . - „
mit 1800 Ml Gehalt (in Wirklichkeit wareus nur 800 uud freie durchwandern will. Um kurz zu sagen, der Hunger, der nicht nur
Wohnung) sucht Frau mit Vermögen" und bald war in einem «... - ' ' '
Fräul. Barbara Hohl, das 5000 Vermögen mitbrachte, eine
passende Partie gefunden. Vier Wochen später, am 15. Juli 1893,
wurde Hochzeit gemacht und die Ehe ließ sich gar nicht schlecht
an. Krreger hatte sich gebessert, er war ein wahrer 'Muster-
ehemann und in der ganzen Familie der Frau erscholl sein Lob.
Fritschke schmarotzte aus der Mitgift seines Schwagers circa
1000 Mi für sich zusammen, das war ihm die Hauptsache bet
dem Geschäfte. Ueber seine Famtlienverhältnisse theilte
pr nichts mit. " ".
)et war, gab er seiner Frau
über sein Vorleben Aufschluß, niemals aber erwähnte er den
Umstand, daß er sich schon einmal oerheirathet hatte. Aus seiner
zweiten Ehe sind zwei Kinder von vier und zwei Jahren vor-
handen. Im letzten Frühjahr wurde er nun von einer Berliner Be-
hörde aufgefordert, für sein Kind erster Ehe zu sorgen. Ec bestritt,
jener Krieger zu sein, er sei überhaupt nie oerheirathet gewesen.
Es wurden weitere Nachforschungen angestellt und das Ende
war, daß Krieger am 6. Mürz d. I. in Hammereisenbach im
Schwarzwald, wohin er inzwischen versetzt worden war, wegen
Bigamie verhaftet wurde. Am 6 August wurde auch Fritschke
in Untersuchungshaft genommen. Krieger verlhetdigte sich dahin,
er habe die zweite Ehe im guten Glauben geschlossen, seine erste
Ehe sei in voller Ordnung geschieden. Ec habe sich in letzter
Zeit um seinen Ehescheidungspcozeß gar nicht mehr gekümmert.
Fritschke habe alle an ihn gerichteten Schreiben des Amtsgerichts
Johannisburg und des Landgerichts Lyck und alle Informations-
gesuche des Anwalts geöffnet und beantwortet. Auf diese Weise
habe er nichts von dem Abweisungsurtheil erfahren. Fritschke
habe ihm mündlich uud schriftlich mitgethetlt, die Ehe sei ge-
schieden und außerdem habe F. behauptet, ein Anwalt habe ihm
gesagt, wenn die böswillige Verlassung 10 Jahre gedauert habe,
so bedürfe es keines besonderen Urtheils. Wie sich aus den
Prozeßakten ergab, befindet sich jedoch kein einziges Schriftstück
von der Hand Fritschkes in denselben. Vielmehr hat Krieger alle
gerichtlichen Auflagen und alle Schreiben seines Anwalts persön-
lich beantwortet. Weiter hat seine erste Frau seiner Mutter im
April 1892 persönlich mitgetheilt, daß die Scheidungsklage ab-
gewiesen sei. Da Kr. mit seiner Mutter in reger Korrespondenz
stand, so ist nicht gut auzunehmen, daß sie ihm diese Begegnung
verschwiegen habe. Eine trübe Episode aus dem Leben des An-
geklagten Krieger bildet ein Schwindel, den er im Jahre 1891
mit der Wittwe Bertha Mayer in Todtnau trieb. Er logtrte
bet dieser Frau, versprach ihr das Heirathen und veranlaßte die
Frau dadurch, ihm V, Jahr Kost und Logis umsonst zu ge-
währen und ihm baares Geld dazu zu geben. Im Ganzen
opferte ihm die Mayer 1800 M>, ganz abgesehen davon, daß sie
ein uneheliches Kind von ihm zu erziehen hat. In Heidelberg noch
lebte Krieger anfangs mit der Mayer zusammen, die ec überall für
feine Frau ausgab. Als die Heirath mit Frl. Hohl in die Wege
geleitet wurde, behandelten Krieger und Fritschke die Ausgepreßte so
schnöde, daß sie noch froh war, mit einer Abfindung von 300 M.
zaus der Mitgift der Frl. Hohl) von ihnen loszukommen.
Fritschke bestritt heute entschieden, dem Krieger beim Abschluß

Neueste Nachrichten.
Paris, 18. Nov. (Franks. Ztg.) Eine Nachricht A"'
der Verhaftung des Generals Gonse, die heute in "
Stadt und der Kammer hartnäckig circulirte, ist dem Co^
rier du Soir zufolge unbegründet, dagegen scheint s
wahr zu sein, daß heute auf Anordnung des Kassation^
Hofes neue Haussuchungen vorgenommen wurds^
denen große Wichtigkeit beigelegt wird. Näheres ist
her unbekannt.
Paris, 18. Nov. Der Miuisterrath beschäftig,
sich, wie die Abendblätter melden, mit dem Projekt d"
Generalgouverneurs von Indo-China, Doumer, bett,
Aufnahme einer Anleihe von 200 Millionen Francs a«
Bau mehrerer Bahnlinien in Indo-China.
Linie soll von Haip-Hong na ch Laokai aus chinesisches Ge-
biet führen.
Konstantinopel, 18. Novbr. Der Sultan empfi^
heute nach dem Selamlik den deutschen Botschafter Frh"'
Marschall von Bieberstein und den russischen Botschaft
Sinowjew in Privataudienz.
Molff's Teiegraphenbureau.
London, 19. Nov. Gestern erging eine königliche 2^
ordnung, wodurch ein Theil der Miliz unter besondere
Bedingungen für den Dienst im Auslande vcrweB
werden könne.

Theater- und Kunftnachrichten
Heidelberg, 19. Nov. (Stadttheater.) Frl. Luise Mehrer,
eine junge, begabte Schauspielerin, die bisher durch Erkrankung
verhindert war, ihr Engagement anzutreten, wird in der Auf-
führung des prächtigen Lustspieles „Renaissance" von S-chönthan
und Koppel-Ellfeld, die Montag stattfindet, zum ersten Male
auftreten. Die entzückende Knadenrolle des „Vtttorino" spielt
Fräul. Hoheneck und die Damen Konrad, Sander, Stein, die
Herren Mayriug und Stettner sind hervorragend beschäftigt. Eine
Hauptrolle, den Benedictinerpater Bentivoglio, spielt Direktor
Heinrich. Die Vorstellung (die siebente im Abonnement) ist gültig
für die Abonnenten der geraden Tour.
Heidelberg, 19. Novbr. Wir möchten nicht versäumen, die
Leser auf das Concert, das am 24. Nov. im großen Harmonie-
saale stattfindet, aufmerksam zu machen, in dem Herr Hensel
aus Freiburg mitwirken wird. In einem Bericht über ein
Concert in Baden schreibt man über den genannten Künstler in
der Bad. Presse: Herr Hensel, ein geborener Karlsruher, hat
schnell Carrisre gemacht. Von hervorragenden Gesangslehrern
in Karlsruhe und Wien ausgebildet, nahm er ein Engagement
am Stadttheater in Freiburg an und nachdem er einige Opern-
Partien gesungen, wurden ihm von auswärtigen Bühnen die

von dessen zweiter Ehe behilflich gewesen zu sein, insbesondere,
daß er diesem mitgetheilt habe, die erste Ehe sei geschieden rc.
Im Gegentheil habe Krieger ihm mitgetheilt, daß der Scheidungs-
klage stattgegeben sei, in welche Angabe Zweifel zu setzen er
keinen Anlaß gehabt habe. Die Vertheidiger beider Angeklagten
plaidirten auf Freisprechung, da die Anklage die überzeugende
Beweisführung schuldig geblieben sei. Das Urtheil lautete gegen
Krieger auf 1 Jahr 3 Monate Gefängniß und Verlust der
bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre unter Anrechnung von
3 Monaten der Untersuchungshaft. Fritschke wurde freigesprochen.
Das Gericht hatte Krieger mildernde Umstände zugebilligt, die es
neben der bisherigen Straflosigkeit hauptsächlich darin fand, daß
Kriegers erste Ehe unglücklich gewesen, während er mit seiner
zweiten Frau ein glückliches Eheleben geführt habe und ein
anderer Mensch geworden sei.
2 Der Bürgermeister der Gemeinde Rauenberg bei
Wieslocb, der 49 Jahre alte Landwmh Konstantin Rößler,
stand unter der Anklage des fa h rlä ssi gen Meineids
vor den Schranken. Im letzten Sommer beabsichligie der
Landivirth Theobald Laher in Rauenberg um die Konzession
zu einer Wirthschaft einzukommen. Der Bürgermeister er-
munterte ihn hierzu und fertigte ihm sogar in Gegenwart von
Zeugen mit dem Bleistift ein Konzept für die Eingabe
an. Hinterher veranlaßte er gleichwohl den Vater Layers,
gegen das Gesuch seines Sohnes wegen dessen Schulden Ein-
sprache zu erheben. Das Gffuch wurde auch vom Bezirks-
rath und weiter vom Ministerium des Innern abgelrhnt.
Wegen des Benehmens des Bürgermeisters in dieser Ange-
legenheit warf dec Schuhmacher Joses Raßler demselben
in einer Eingabe vor, er habe Ränke und Schwänke gebraucht
uud sei parteiisch gewesen. Rößler wurde darauf wegen Be-
leidigung des Bürgermeisters angeklagt und vom Schöffm-
gericbt verurtheilt. Auf seine Berufung hin wurde die Sache
am 30. November v Js. auch von der 2. Strafkammer des
hiesigen Landgerichts verhandelt. Der als Zeuge hierbei ver-
nommene Bürgermeister Konstantin Rößler gab in dieser
Verhandlung zu, er habe dem Layer allerdings seiner Zeit
zngesagt. er wolle das Gesuch unterstützen, aber dem
Wunsche desselben ihm auch bei der Abfassung
derEingabebehülslich zu sein, nrchtentsprochen.
Da diese letztere Behauptung der Wahrheit nicht entsprach,
wurde Anklage wegen fahrlässigen Falscheides erhoben. Heute
konnte sogar das vom Bürgermeister entworfene Original-
konzept diesem vorgehalten werden. Der Angeklagte erklärte,
er habe die Frage des Präsidenten s. Zt. so verstanden, als
ob es sich da um handle, ob er die Eingabe selbst geschrieben
habe» wenn man ihn nach einem mit Bleistift geschriebenen
Entwurf gefragt hätte, so würde er sich richtig auSgedrückc
haben, zumal die Wahrheit gar nichts Nachtheiliges für ihn
enthalte. Das Gericht vermochte sich von einem Verschulden
des Angeklagten nicht ganz zu überzeugen und erkannte des-
halb auf Freisprechung
P. L. Karlsruhe, 18. Nov. Der a l t k a t h o l is ch e Kirch en-
gem ein der ath wühlte an Stelle des Landgerichtspräsidenten
Fieser den Forstrath und Professor an der Technischen Hoch-
schule, Xaver Siefert, zum Vorsitzenden und den Major a. D.
Sido zum stellvertretenden Vorsitzenden — An der hiesigen
Volksschule sollen 11 weitere etatmäßige Lehr-
stellen errichtet werden.
Kehl, 18. Nov. Vor einigen Tagen rückten hier zwei Bürsch-
chen aus, um sich bei der Fremdenlegion anwerben zu
lassen. Sie hatten Geld, wie sie glaubten, hinreichend in der
Tasche, machten aber bald die Erfahrung, daß man heute schon
eine große Strange Gold braucht, wenn man die weite Welt
! ein "guter Koch, sondern manchmal auch ein ganz ausgezeichneter
Berather ist, trieb sie wieder zu den häuslicheu Penaten zurück.
Hoffentlich ist bei dem Einzug in's theure Vaterhaus die Ver-
wendung der ungebrannten Asche nicht gespart worden.
Konstanz, 16. Nov. Ein D r o s ch k e n st r e i k besteht hier
seit Montag. Die Droschkenhalter verlangen nämlich, nach der
Konst. Ztg., daß im Winter der Dienst bei den zwei letzten
Abendzügen wegfalle und die Aufstellung auf den Halteplätzen
Morgens später erfolge. Das Gesuch wurde abgelehnt, weßhalb
Erst, nachdem am Montag sämmtltche Droschkenhalter ihre Fahrten eiustellten.
Aus Bade«. Wie die Bad. Presse mittheilt, gedenkt Ober-
amtsrichter Sautier in Mosbach, früher in Pforzheim, aus
dem Staatsdienst auszutreten. Herr Sautier hat seit längerer
Zeit größere Geländeaukäufe im Alblhal vorgenommen, wo jetzt
die Albihalbahn ganz neue Verhältnisse geschaffen hat. — Im
Orte Schlageten des Bezirksamts St. Blasien soll die Span-
flechterei eingeführt werden für die Bewohner des sogenannten
Abthales. Spanflechtlehrer Günther aus Sachsen nahm Einsicht
von den zur Unterrichtsertheilung bestimmten Räumen des Schw-
und Rathhauses.

Witterungsbeobachrungen. .
Heidelberg, 18. Novbr. Thermometerstand (nach 0.) MorgA
7 Uhr:-!. 5,4" Niederster Stand seit gestern Morgen: 4- 4,°/
höchster9,7" Wind: O Himmel: wolkenleer. Barometer-
stand: Morgens 7 Uhr^ 758,7 mm._
Briefkasten.
v. M. hier. Die Besprechung traf zu spät für die heutig
Nummer ein._
Vertorfungen. „
Ansbach-Gunzenhause» 7 fl.-Loose vom Jahre 185"'
Ziehung vom 15. Novi-mver 1898. Gezogene Serien: si-
183 248 300 323 465 576 642 684 700 907 996 1132 E
1485 1493 1641 1693 1825 2073 2192 2308 2319 2453 2-lÄ
2470 2556 2610 2716 2745 2763 2766 2930 2026 3251 3Z
3308 3385 3400 3444 3459 3492 3497 3506 3646 3672 W
3728 3734 3780 3804 3841 3921 3985 4165 4231 4271
4377 4494 4502 4540 4575 4669 5679 4719 4835 4919- -
Prämienziebun r findet am 15 Dezember statt.

verschiedensten Anträge gemacht. Jetzt ist er unter glänzenden
Bedingungen für die Wiener Hofoper verpflichtet worden, denn
der Sänger verfügt über ganz hervorragende Stimmmittel und
die gute Schulung seines Organs ist unverkennbar. — He"
Hensel wird hier eine Reihe von Liedern Vorträgen, darunter die
wunderschöne Arie aus der Zauberflöte „Dies Bildniß ist be-
zaubernd schön" sowie „Alt Heidelberg du feine", Concertlied
von Jensen. Herr Cellist Brumm wird zwei Solopiscen vor-
tragen. Novitäten im Programm sind: B. Smetana's berühmtes
Streichquartett „Aus meinem Leben" in der vortrefflichen Be-
setzung der Herren Grau, Müller, Hoffmann und Brumm, sonne
ein neues Opus unseres allbeliebten Pianisten und Lehrers Herrn
C. Sienold ssu. hier, nämtich Trio in 6-moll für Klavier-
Violine und Violoncello, dessen schwieriger Klavierpart in den
Händen des Herrn Sienold jun. liegt.
Mannheim. (Großtz. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag-
20. Nov.: „Fidelio".
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.) Im Hoftheater in Karlsruhe:
Sonntag, 20 Nov., keine Vorstellung". Montag, 21. Nov.: „D"
Herr Senator". Dienstag, 22. Nov.: „Haschisch". „Richard
Löwenherz". Donnerstag, 24. Nov.: „Der schwarze Domino -
Freitag, 25. Nov.: „Traum ein Leben". Samstag, 26. Nov"
„Die Afrikanerin". Sonntag, 27. Nov.: „Die Jungfrau von
Orleans". Montag, 28. Nov.: „Die Fledermaus". — Im Theater
in Baden-Baden: Mittwoch, 23. Nov.: „Tyrannen des Glücks -
Darmstadt. (Großh. Hoftheater.) Sonntag, 26. Nov.: Letzte
Gastdarstellung der signorina Prevosti: „Faust", Oper von
Gounod. (Margarethe: Signorina Prevosti.)
Hande! und Verkehr.
Frankfurt, 18. Nov. Effsktensocietät. 6'/« Uhr Abends
Oesterr. Creditccktien 297'/z—8 p. Diskonto-Kommandit 192.60
bis 192-2.20 b. Nationcübank für Deutschland 143.90 b. »U-
144 ettv. b. cpt. Berliner Handelsgesellschaft 161.80—70 b.
Darmstädter Bank 150.80 b. ult. u. cpt. Deutsche Bank 197.50 b.
Dresdener Bank 157.40 b. Länderbank 185V- b. Oesterr.-Ungar.
Staatsbahn 297"/«—8 b. Lombarden 61"/« b. Northern 75.30 b.
4vCt. Griechen 44 90 B. 80 G. ult. 5pCt. dto. 37.80 b.
Schuckert Elektr.-Aktien 239.70 b. Aschersleben 149.50 b. Gelsen-
kirchen 181.50 b. Harpener 170.70 d. Laura 204.50—3.5g d-
Bochumer 212.90 b. Oberschles. Eisen 144 b. G. Nürnberg-
Fürther Straßenbahn 269.80 B. 70 G., dto. junge 266.80 B.
70 G. Gotthard-Aktien 144.40 b. Schweizer Central 147 70
Schweizer Nardost 108.50 b. Ä. Schweizer Union 78 b. Jura-
Simplon 88.70 b. 5vCt. Italiener 90.90 b. G. ult.
6V«—6Vs Uhr: Creditaktien 297"/«—Vs- Disconto 192.16.
Nach ziemlich unveränderter Eröffnung gegenüber dem Mittags-
schluffe erfuhren die Kurse theiliveise leichte Abschwächung. SctsiM
befestigt.
Vertin, 18. Novbr. Heidelberger Straßen- und Bergbahn
gesellschaft 149.55 g.
Heidelberg, 19. Nov. (Marktpreise.) Heu per Centn"
M 2.30 bis 2.60, Korn-Stroh per Ctr. M, 2.20 bis 2.40, gem-
M 1.60 bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Centner Mi 3.20 bis 3M
Salatkartoffeln per Ctr. Mi 4.— bis 4.20, per Psd. 4 bis
Butter in Ballen M 1.— bis 1.05, in Psd. M- 1-15 bis 1-2"'
Zwiebeln per Pfund 6 bis 8 Knoblauch 30 bis 35 4
Gelbrüben 3 bis 5 Rosenkohl 25 bis 30 Schwarzwurz"»
18 bis 40 Kastanien 8 bis 12 Eier per Stück 7 bss
10 per Hundert M. 6.20 bis 7.—, Nüsse per Hundert 50 bis
70 Mispeln 50 bis 80 Blumenkohl per Stück 20 «
40 Rothkraut 10 bis 20 Weißkraut 5 bis 12 Wirs«
3 bis 8 Kohlrabi 2 bis 4 Boden-Kohlrabi 5 bis 10 4
Sellerie 1 bis 10 Lauch 2 bis 6 Rettich 2 bis 5 'S'
Meerrettich 5 bis 25 Gurken 10 bis 00 Weiße Rübs,
per Stück 1 bis 3 Rothe Rüben 1 bis 2 Kopfsalat 8 tw
10 Endivien 4 bis 8 Aepsel per Stück 3 bis 10 p^'
Pfund 18 bis 20 Birnen per Stück 3 bis 15 Geb:«
Petersilie 1 bis 4 Schnittlauch 2 bis 3 Radieschen 3 «
4 Carotten 3 bis 5 Froschschenkel 25 bis 30 Traube»
per Psund 50 bis 60 Stachys 20 bis 25 Welschko"
8 bis 9 Tomaten 8 bis 10 Junge Gänse per Stu»
M 4.20 bis 4.50, Hasen M 3.60 bis 3.80. - Fische: We«
fische per Pfund 30 bis 35 Knülps 40 bis 50 Bas"
40 bis 70 Hecht 50 bis 80^, Aal Mil.- bis 120, Karpst»
M 1.— bis 1.10. ,
Eppingen, 18. November. Dem heutigen Schweinerne""
wurden zugeführt: 430 Milchschweine und 16 Läufer.
Preise beliefen sich für Milchschweiue 16 bis 25 M-, Läut"
42 vis 56 M. das Paar._
WasserstandSnachrichtrn.
Neckar. Rhein.
Heidelberg, 19. 1,00, gest. 0,01m Lauterburg. 18., 2.97. gef.oM
Heilbronn, 18., 0,52, gef. 0,02m Maxau, 18., 3,09, ges 0,lM
. Mannheim, 18,2,60, gef. 0,04m Mannheim, 18., 2,52, gef. 0-0^
 
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