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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 255 - 280 (1. November 1898 - 30. November 1898)
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tagssitzurig verzichtet, um das Verhör Picquarts fort- '
zusetzen; dasselbe begann Mittags 12 Uhr und dauerte
den ganzen Nachmittag. — Eine Anzahl hervorragender
Männer, Gelehrte, Senatoren, Künstler und Schriftsteller,
erheben öffentlichen Einspruch wider die gegen Picguart
gerichteten Anklagen. Sie fordern zu weiterem öffentlichen
Einspruch auf. — Esterhazy flüchtet, wie der Radical
mittheilt, gehetzt von der öffentlichen Meinung und der
eigenen Furcht, um den Händen des Gerichtes zu entgehen,
von Land zu Land. Von London begab er sich nach
Holland, wo er in einem Amsterdamer Tingeltangel von
zwei Franzosen gesehen und angesprochen wurde. Er fühlte
sich nicht mehr sicher in England, weil Richter Bertulus
in Folge der Klage seines Vetters Christian Esterhazy die
Auslieferung des Majors betreibt. Als er davon Wind
erhalten, floh Esterhazy nach Holland, wo die Aus-
lieferungsförmlichkeiten noch verwickelter sind, als in England.
Türkei. Konstantinopel, 25. Nov. Der Sultan
sandte an den Zaren ein Telegramm, worin es heißt, die
Nachricht von der beabsichtigten Entsendung des Prinzen
Georg nach Kreta machte auf den Sultan und sein
Volk den schmerzlichsten Eindruck. Die zwischen
dem Sultan und dem Zaren bestehenden herzlichen Be-
ziehungen, sowie die von dem Zaren vor und nach dem
griechisch-türkischen Kriege gegebenen Versicherungen, die
Rechte und Interessen des Sultans zu schützen, seien für
den Sultan eine sichere Gewähr, daß der Zar seine Hilfe
leihen und die Schwierigkeiten dieser unzulässigen und für
den Sultan und seine Unterthanen peinlichen Situation
weggeräumt würden. Der Zar würde den Sultan unend-
lich verpflichten, wenn er die projektirte Entsendung des
Prinzen Georg nach Kreta, in welcher Eigenschaft auch
immer, verhindere, was für den Sultan ein neues Zeichen
der Feundschaft und des Wohlwollens des Zaren bilden
würde. Der Sultan hoffe zuversichtlich, der Zar werde
ihm eine für ihn erfreuliche Antwort geben.
Das Kaiserpaar in Baden-Baden.
Der Kaiser und die Kaiserin sind, wie schon kurz
gemeldet, Donnerstag Abend V^IO Uhr in Baden angekommen.
Der Großherzog und die Großherzogin waren den
Majestäten bis Oos entgegengefahren nnd begrüßten dieselben
auf's herzlichste. In Oos meldete sich ber Königlich Preußische
Gesandte Wirkliche Geheimrath von Eisendecher. Am Bahnhof in
Baden waren zum Empfang erschienen: Ihre. Durchlaucht die
Prinzessin Amelie zu Fürstenberg, der kommandirende General
des 14. Armeekorps, General der Kavallerie nnd Generaladjutant
v. Bülow, der Oberhofmarschall Graf Andlaw, der Kommandeur
des Gendarmeriekorps Oberst Wolff, der Amtsvorstand Geheime
Regiernngsrath Haape und der Oberbürgermeister Gönner. Die
Allerhöchsten Herrschaften fuhren bei festlicher Beleuchtung und
unter stürmischer Begrüßung seitens der Bevölkerung nach dem
Großherzoglichen Schlosse. In den reich geschmückten Straßen
hatten die Staatsbeamten und Offiziere, der Stadtrath, die Stadt-
verordneten und die städtischen Angestellten, die freiwilligen Feuer-
wehren von Baden und den Oosthalgemeinden, die Kriegervereine
von Baden und vom übrigen Oosgauverband, die Gesangvereine
und zahlreiche andere Vereine Aufstellung genommen. Ihre Maje-
stäten waren von dem festlichen Empfang auf's freudigste bewegt.
Bei der Ankunft im Schlosse hatte Oberbürgermeister Gönner
die Ehre, der Kaiserin Namens der Stadt ein Blumenbouquet zu
überreichen. Ihre Majestäten bezogen sodann Ihre Wohnung
und verweilten daselbst noch einige Zeit zusammen mit den Groß-
herzoglichen Herrschaften.
Freitag Vormittag fuhren die Großherzogin mit Ihrer
Majestät der Kaiserin in die Stadt, um mit derselben mehrere
Anstalten, so das Ludwig Wilhelm-Pflegehaus, zu besuchen.
Auch nach dem Friedhöfe begaben sich dieselben und besuchten
das Grab der Fürstin Hohenlohe, der Großmutter der Kaiserin.
Der Grobherzog geleitete später den Kaiser zum Kaiserin-Augusta-
Bad, woselbst die Kaiserin und die Großherzogin zur gemein-
samen Besichtigung der Anstalt sich ebenfalls einfanden.
Um 1 Uhr fand Familienfrühstück der Allerhöchsten Herr-
schaften statt, zu welchem die Prinzessin Wilhelm und der Kaiser-
liche Statthalter in Elsaß.Lothringen, Fürst zu Hohenlohe-
Langenburg, geladen waren. Im Lauf des Nachmittags wurden
vor den Kaiserlichen Majestäten, den Großherzoglichen Herr-
schaften nnd der Umgebung durch Generalmusikdirektor Mottl
und Frau Mottl einige Musikstücke vorgetragen. Das Diner
wurde um 7 Uhr für die Allerhöchsten Herrschaften und die Um-
gebung gemeinsam servtrt, wozu außerdem der kommandirende
General, General der Kavallerie und Generaladjutant v. Bülow,
nnd Minister v. Brauer mit Gemahlinnen geladen waren.
L. idl. Baden-Baden, 25. Nov. Die Abreise des
Kaiserpaares erfolgte um 9 Uhr l5. Der Großherzog und
die Großherzogin geleiteten das Kaiferpaar nach dem Bahnhof.
Der Kaiser unterhielt sich noch eine Zeit lang vom Fenster des
Waggons aus mit dem Grobherzog. Brausende Hochrufe er-
tönten bei der Abfahrt des Zuges. Die Punze.siu zu Fürsten-
berg war ebenfalls anwesend.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 26. November.
** Der Großherzog von Oldenburg traf gestern Abend 7.10
mit dem Schnellzug ber Main-Neckar-Bahn hier ein und reiste
7.30 nach Baden-Baden weiter.
/X Aus der nationalliberalen Partei. Die hiesige national-
liberale Partei hielt gestern im Gartensaale der Harmonie unter
Theilnahme des Herrn Reichstagsabgeordneten Beck eine gut be-
suchte gesellige Vereinigung ab. Herr Geh. Rath Meyer wies
in einer Ansprache auf die soeben beendete erfolgreiche Reise des
Kaisers, die zum Schluß noch in München ein so erfreuliches
Resultat gebracht hat, sowie aus die Anwesenheit des Kaisers
im Großherzogthum Baden hin und brachte ein Hoch auf Kaiser
und Großherzog aus. Dann feierte Redner den nationalliberalen
Wahlsieg bei den jüngsten Wahlen in unserem Kreis und den
neu gewählten Abgeordneten und schloß seine Ansprache mit
einem Hoch auf Herrn Beck. Herr Reichstagsabgeordneter Beck
ergriff dann das Wort zu einer längeren Ansprache, worin er
u. A. konstatirte, daß er durchaus kein Scharfmacher sei, wie man
seit Kurzem von gewisser Seite zu behaupten beliebe. Er sei ein
liberaler Mann und lasse sich weder für Einseitigkeiten auf wirth-
schaftlichem Gebiet, noch für reaktionäre Maßregeln einnehmen.
Sein Leitstern seien die Worte, die der Großherzog kürzlich in
Eberbach gesprochen: Liebe, Friede, Eintracht. Sodann sprach
Herr Beck den dringenden Wunsch aus, daß zwischen den Wählern
und dem Abgeordneten enge lebendige Fühlung aufrecht erhalten
bleibe und ermahnte zu stetiger emsiger Arbeit für die national-
liberale Sache. Sein Hoch galt der nationalliberalen Partei.
Beide Ansprachen wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen.
Zum Schluß der gemüthlichen Sitzung brachte Herr Scheitlin
noch ein Hoch auf Diejenigen aus, die den glücklichen Fund ge-
macht und den Abgeordneten entdeckt haben, der so eifrig im
Wahlkampf war, der so glänzend gesiegt und der seinen Wählern
das größte Vertrauen zu sich eingeflößt hat.
V. Verband deutscher Handlungsgehilfe«. Gestern Abend
hielt Herr Otto Lehmann, Mitglied der Geschäftsleituug

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die Mitglieder der Kirchengemeindevecsammlung Zeit fänden, / Meerrettich 5 bis 25 Gurken 10 bis 15 Weiße Rübe»
sich selbst über diese Pläne noch näher zu unterrichten oder unter- > per Stück 1 bis 2 Rothe Rüben 1 bis 3 Kopfsalat 10 bi»

in den meisten Fällen einen Aus-
Rur ein verschwindend kleiner Theil
Die kostenfreie Stellenvermittlung des

Eirs

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richten zu lassen und auch die Ansicht anderer ev. Gemeindeglieder
noch näher kennen zu lernen. ,
Aus dem kirchengemeiuderäthlichen Antrag am Schlüße
des erst vorgestern den Vertretern der Kirche zugestellten gedruckt«!
Erläuterungsberichtes der ev. Kirchenbauinspektion ersehen w«
jedoch zu unserer größten Ueberraschung, daß bis Sonntag sch»»
über das fragliche Projekt einer neuen Kirche in West-Heidelberg
endgültig Beschluß gefaßt werben soll. Es tritt also an die
Mehrzahl der Vertreter der Kirche die Aufgabe heran, in
sage vier Stunden die in einer Kirche öffentlich ausgestellten Pläne za
studiren und sich in vier Tagen ein so genaues Urtheil darüber
zu bilden, daß sie mit gutem Gewissen einen auf eigener Ueber-
zeugung beruhenden, auf Jahrhunderte hinaus berechneten B»-
schluß fassen können. Eine solche Zumuthung würden selb»
Techniker kurzer Hand ablehnen, um wie viel mehr dürfen solche«
die Vertreter der Kirche lhun, die doch der größten Zahl nach
keine Bautechniker nnd insbesondere keine Kirchenbau-Techniker
sind? lieber ein Projekt, zu dessen Ausarbeitung die berufene
technische Behörde fünf Monate denöthigte, soll jetzt in vier bl«
fünf Tagen endgiltig beschlossen werden. Wir sollen also entgegen
dem ev. Grundsatz, Alles zu prüfen und das Beste zu behalten, aUk
einmal Anhänger des Autoritätsglaubens werden? Das wäre zn
viel verlangt, so gerne wir auch der Tüchtigkeit der ev. Kirchen-
bauinspektion und der erweiterten Baukommission volle Anerkennung
zollen. Das vorliegende Projekt wird sicher auch der strengst«!
Kritik gegenüber bestehen können, aber der Versuch, jede Kritik
durch einfachen Mehrheitsbeschluß unmöglich zu machen, die
Sache also, wie man sagt, über's Knie abzubrechen, sieht doch
gar zu bedenklich aus. Wir halten es also für absolut geboten,
sich bis Sonntag einfach auf die Vorlage des Materials zu be-
schränken und die eigentliche Beschlußfassung auf vielleicht dr«
Monate zu verschieben. Das ist zudem ganz unbedenklich, ba
der Bau ja, wie der Antrag sagt, erst im Jahre 1900 be-
ginnen soll.
Wie schwer es für Laien ist, sich aus Bauzeichnungen ein
richtiges Bild zu machen, davon hatten wir bei der Besichtigung
der Zeichnungen in der Prooidenzkirche die schönste Gelegenheit-
Ganz wunderbare, auf völligem Mißverstehen der „Bilder" be-
ruhende Ansichten wurden dort ausgesprochen, so daß wir es der
Wichtigkeit der Sache wegen für angezeigi halten, sogar die An-
fertigung eines Modelles der Kirche in Vorschlag zu bringe»-
Außerdem sollten die Pläne der neuen kathol. Kirche und der
„Christuskirche" neben einander ausgestellt werden und sollten die
Pläne unserer Kirche, wenn auch nur in einfacher Ausführung
vervielfältigt und wenigstens den Mitgliedern der Kirchen-
gemeindeversammlung zugestellt werden. Die Kosten für die
Ausführung dieser unserer Vorschläge dürften wohl nicht in Be-
tracht kommen gegenüber der Summe von 21600, die in Post»
des Erläuterungsberichtes für Planferligung, Bauleitung cc. «-
aufgeführt ist. Den Herren der Kirchengemeindeoersammlung
aber rufen wir ein ernstliches „viässnt ocmoalss" zu.

Eingesandt.
Heidelberg, 25. Nov. Auf der Tagesordnung der auf über-
morgen, Sonntag, den 27. d. M„ anderaumten ev. Kirchen-
gemeindeversammlung steht auch „der Plan für die
neue Kirche im westlichen Stadttheil". Zugleich wurde dabei
bekannt gegeben, daß die Pläne dieser Kirche heute und morgen
je 2 Stunden in der Prooidenzkirche ausgestellt seien, wie solches
auch verschiedene hiesige Blätter bereits mitgetheilt haben.
Wir — ich spreche im Namen mehrerer Mitglieder der
Kirchcngemeindeversammlung und vieler ev. Bewohner Heidel-
bergs — waren nun der Ansicht, die fragt. Pläne sollten bis
Sonntag der Gemeindeversammlung zunächst einmal vorgelegt
und sollte dann erst später die eigentliche Beschlußfassung über
diesen so hochwichtigen Gegenstand vorgenommen werden, damit


Kleine Zeitung.
— Sigmaringen, 22. Nov- Wir lesen in der Konstanzer Ztg--
Die Gattin des früheren Regierungspräsidenten v. Sch war)
ist in Köln an eiimr Gehirnentzündung gestorben. Bekanntste
war Frau v. Schwarz angeklagt, zahllose anonyme Briefe be-
leidigenden Inhalts an Mitglieder des Fürstenhauses Hohenzoller»
geschrieben zu haben. Die gerichtliche Verhandlung sollte in kurzer
Zeit stattfinden.


des Verbandes deutscher Handlungsgehilfen zu
Leipzig, im oberen Saale des Hotel Prinz Max einen Vor-
trag über: „Die Bestrebungen des Verbandes
deutscher Handlungsgehilfen." Herr Lehmann be-
leuchtete zuerst das einheitliche Zusammenwirken der Prinzipale
und Gehilfen. Namentlich sei den kaufmännischen Vereinen Dank
zu wissen, welche dieses Ziel im Auge haben und in dieser Hin-
sicht durchweg gute Erfolge erzielt haben. Dem Handlungs-
gehilfen ist es ermöglicht, sich frei über einen eventuellen Streit-
fall im Vereine auszusprechen und so würden die Differenzen
auf gütlichem Wege ausgeglichen. Auch der Leipziger Verband,
welcher seinen Mitgliedern kostenfreien Rechtsschutz gewährt, habe
in dieser Hinsicht sehr segensreich gewirkt. Da er es sich zum
Prinzip gemacht habe, beide Theile in Streitfällen zu hören,
so sei es möglich,
gleich zu erreichen.
führe zum Prozesse. , __
Verbandes sei auch vielen zu gut gekommen; es seien z. B.
im Jahre 1897 3621 Stellen nach 752 Orten vermittelt worden.
Die Unterstützung bei Stellenlosigkeit, wahrlich nicht der kleinste
Faktor in den Ausgaben des Verbandes, sei vielen helfend zu
Theil geworden. Ein großer Vortheil für die Bedürftigen sei
es, das der Verband die Unterstützungen nicht schematisch ver-
theilt, sondern eine Unterstützung den Bedürfnissen entsprechend
gewährt. Sodann hob Redner die Voriheile der Kranken- und
Begräbnißkasse, vor Allem aber die Wittwen- und Waisenkasse
hervor. Hierauf schilderte derselbe in leicht faßlicher Form d-e
Bestrebungen des Verbandes zur Beseitigung von Mißständen
im kaufmännischen Berufe. Es kommen dabei in Betracht: Die
Sonntagsruhe, die Beschäftigungszeit der Angestellten im Allgemei-
nen, die Lehrlingsausbildung und die weibl. Konkurrenz im Kauf-
mannsstande. Der interessante, lehrreiche und rein sachlich gehaltene
Vortrag dauerte etwa eine Stunde. An denselben schloß sich eine freie
Aussprache. Herr klebe rle, 1. Vorsitzender vom Kaufmänni-
schen Verein Heidelberg, erhielt das Wort: er dankte für die
spezielle Einladung des Vereins zu diesem Vortrage und erklärte
gleichzeitig, daß sich die Ansichten des Kaufmännischen Vereins
mit denen des Verbandes vollständig decken, und des Vereins
eifrigstes Bestreben sei, mit dem Verbände Hand in Hand zu
gehen. Es entwickelte sich hierauf eine lebhafte Debatte, nament-
lich ließen die Ausführungen des Deutsch-Nationalen Handlungs-
gehilfen-Verbandes nichts an Lebhaftigkeit zu wünschen übrig.
Es fehlt uns indessen an dieser Stelle der Raum, um auf die
Diskussion näher einzugehen. Bemerkt sei nur noch, daß Herr
Lehmann die Behauptungen der Deutschnationalen (Antisemiten)
immer in drastischer Weise zu widerlegen vermochte.
— Verunglückt Gestern Vormittag '/-H Uhr stürzte der
17 Jahre alte Flaschnergehilfe Brecht von Schlierbach, der am
Hotel Bellevue mit einem Andern am Dachkandel beschäftigt war
nnd dabei von einein Fenstergesims, auf dem er stand, abrutschte,
vom dritten Stock herunter und war sofort todt.
— Polizeibericht. Ein Arbeiter wurde gestern wegen Trunken-
heit verhaftet, zwei junge Leute kamen wegen Ruhestörung zur
Anzeige.
X Aus Dosseuheim, 25. Novbr. Der Tabak sammt den
Sandblätiern sind im hiesigen Orte aufgekauft. Für den Tabak
wurde per Ctr. 22—23 Mk. und für die Sandblätter 20 Mk. per
Ctr. bezahlt. Es ist dies ein Preis, mit dem die Pflanzer zu-
frieden sind.
— Von der Bergstraße, 25. Nov. Die Direktion der Neben-
bahn Heidelberg-Weinheim hat auch in diesem Winter wieder,
wie in früheren Jahren, die Theaterzüge zwischen Schries-
heim und Heidelberg eingelegt, um den Bewohnern der Orte
Schriesheim, Dossenheim und Handschuhsheim eine Gelegenheit
zu geben, nach Belieben das Theater in Heidelberg zu besuchen.
Der Zug geht spätestens halb 11 Uhr in Heidelberg ab und ist
auch andern Fahrgästen Gelegenheit geboten, diesen späten Abend-
zug zu benutzen. Wir sind der Direktion zu großem Dank verpflichtet,
hoffen aber auch durch zahlreiche Betheiligung an den Extrazügen
der Direktion Gelegenheit zur Zufriedenheit zu geben.
Brombach 23. Nov. Auch hier machen sich die Italiener
vor ihrem Abzug bemerkbar. Sonntag Nacht zechte eine Anzahl
solcher in einer Wirthschaft. Es brachen unter ihnen Streitig-
keiten aus, wobei es blutig hergegangen sein soll, sodaß die ein-
heimischen Gäste, um nicht unter die Hände dieser Rauhbeine zu
fallen, die Wirthschaft verlassen mußten. Es wurde auch in eine
Bauhütte eingebrochen und Gegenstände daraus gestohlen. Bet
mehreren Italienern wurden Haussuchungen vorgenommen, wo-
bei blutige Kleider und Wäschestücke, sowie verkratzte Köpfe zum
Vorschein kamen, wodurch die Keilerei an das Tageslicht kam.
Die theilweise ermittelten Thäter wurden ins Amtsgefängniß
abgeführt.
-j-Mannheim, 25. Nov. (Strafkammer.) 1. Die jugendlichen
Schlaffer Hermann Baum dusch, Theobald Schweikert und
Jakob Ed er von Heidelberg waren schöffengerichtlich wegen Körper-
verletzung verurtheilt worden, die beiden Erstgen muten zu je 1
Woche, Eder zu 12 Tagen Gefängniß. Ihre Berufung wurde
heute als unbegründet verworfen. 2. Wegen Gesangenenbefrei-
ung, Ruhestörung 2c. hatte das Schöffengericht den Taglöhner
Georg Stadler von Ziegelhausen zu 14 Tagen Gefängniß und
3 Tagen Haft verurtheilt. Stadlers Berufung blieb ogne Er-
folg. 3. Die 51 Jahre alte verwittwete Karoline Hübinger
geb. Sachs von Mudau, zuletzt in Heidelberg, wurde wegen Kup-
pelei zu 2 Monaten 2 Wochen Gefängniß verurtheilt. 4. Wegen
Körperverletzung war der Kaufmann Herrmann Hirsch von
Heidelberg schöffengerichtlich zu einer Geldstrafe von 50 Mark
eventuell, 5 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. Die Berufung
Hirsch's führte heute zur Freisprechung, da Nothwehr anerkannt
wurde.
ö. 0. Bruchsal, 25. Nov. Ein „bissiger" Herr hatte sich dieser
Tage vor dem Bruchsaler Schöffengericht wegen Körperverletzung
zu verantworten. Auf dem Bahnhof in lluteröwisheim gerieth am
10. Jnli ds. Js. der Angeklagte Glück mit einem Herrn Hei-
delberger in Streit. Der Vater des letzteren wollte den
Streit schlichten, wobei ihm von dem Angeklagten der kleine
Finger zwischen dem ersten und zweiten Gelenke radikal
ab gebissen wurde. Glück wurde zu 3 Monaten Gefängniß
verurtheilt.
L. 0. Karlsruhe, 25. Nov. Der Stadtrath beschloß, Gas-
automalen auch in Wohnungen mit einem Laden zuzulassen, so-
fern der Miethwerlh die Summe von 900 X. nicht überschreitet.—
Den städt. Arbeitern, die städt. Gebäude bewohnen, soll das
Gas durch Automaten zum Preis von 12 Pfg. pro cbm. geliefert
werden.
L. di. Grötzingen, 25. Nov. Bei dem Bau eines Eiskellers
des Metzgers Koch stürzte heute Vormittag eine Erdwand mit
dem Gerüst ein nnd begrub unter seinen Trümmern drei Maurer;
zwei davon konnten noch lebend hervorgezogen werden, während
der Dritte, der Maurer Adolf Wenz von Söllingen, als Leiche
an's Tageslicht befördert wurde.

U
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bi:

Theater- und Kunnnachrtchten
Heidelberg, 26. Novbr. (Stadttheater.) Die Theater-
direktion hat das neueste lustige Werk von Blumenthal »»"
Kadelburg, das dreiaktige Lustspiel „Auf der Sonnenseite" Z»»
Aufführung erworben und bringt dasselbe bereits Dienstag, de» >
29. d. Mts. zur ersten Aufführung. „Auf der Sonnenseite" h«
am königlichen Schauspielhaus in Berlin einen stürmische»
Heiterkeitserfolg errungen und wird fort und fort bei a»^
verkauftem Hause gespielt. Die Theaterdirektion glaubt sich »>»
der raschen Einstudiruug des Werkes ein Verdienst erworben S»
haben.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag'
27. Nov., Nachm. V,3 Uhr: „Im weißen Röss'l". Abends Vs6 Uh»'
„Tristan und Isolde". Montag, 28. Nov.: Zum ersten'Male!
„König Krause", Posse mit Gesang in 4 Akten von Jul. Ke»«
und L. Herrmann. Musik von Victor Holländer.
Karlsruhe. (Großh. .Hoftheater.) Im Hoftheater in Karlsruhe!
Sonntag, 27. Nov.: „Die Jungfrau von Orleans". Montag-
28. Nov.: „Die Fledermaus". Dienstag, 29. Nov.: „Niobe -
„Balleldiverlissement". Donnerstag, 1. Dccbr.: „Die Jüdin'-
Freitag, 2. Dec.: „Meerleuchten". Samstag, 3. Dec.: „Figaro-
Hochzeit". Sonntag, 4. Dec.: „Der Bajazzo". „Coppelia".
Im Theater in Baden-Baden: Mittwoch, 30. Nov.: „Bart«
Turaser".
Darmstadt. (Großh. Hoftheater.) Sonntag, 27. Nov.: „Ha»'
mann's Erzählungen". Dienstag, 29. Nov.: „tzofgunst". Mim
woch, 30. Novbr.: „Fra Diavolo".
Handel und Verkehr.
Mannheim, 25. Nov. (Aktien.) Oberrh. Bank 123— E'
Rhein. Creditbant 142.— G. Rhein. Hypothekenbank 167.75 G-
Heideloerger Aktienbrauerei 137,— B. Schrödl'sche Brauer«-
Aktien 138.— G. Portlaud-Cementwerk Heidelberg 167.50
Mannh. Bank —B. 134.— G. Bad. Anilin- u. Sodafabr»
444.— G. Westerregel Alkali-Werke Stamm 199.— B., dto-
Vorzugs 106.50 B. Verein deutscher Oelfabriken 109.—
Waghäusler Zuckerfabrik —B. 54.—G. Mannheimer Zucker-
raffinerie 112.— G. Mannheimer Aktienbrauerei 172.— "'
17 l.— G. Eichbaum-Brauerei 169.75 G. Bayrische Brauerei
Schwarz 117.— G. Brauerei Sinner 236.— B. Bad. Brauer«
Stamm —B. 88.75 G., dto. Vorzugs 141.50 G. Ganter»
Brauerei Freiburg 118.— B.
Frankfurt, 25. Nov. Effektensocietät. 6'/« Uhr Abend-
Oesterr. Creditaktien 298'/? b. Dtskonto-Kommandit 192.90 »-
Darmstädter Bank 151.60 o. Deutsche Bank 198.40 b. Dresden«
Bank 158.70 b. Banque Ottomane 108.80 b. G. Oesterr.-Ung»»-
Staatsbahn 299 b. G. Lombarden 61'/s b. Mittelmeer 100.40 b-
Meridionalaktien 137.30 b. 3pCt. Portugiesen 24.10 B. 24
5pCt. Griechen 39.20 B. 10 G. Türken C. 26.95 b. D. 22-70»-
B. 48 b. 4'/,pCt. Chinesen 85 b. Türk. Loose 34.90 b. Badisch»
Zuckerfabrik 5440 b. G. Harpener 172.20 b. Laura 206 »-
Bochumer 214.30 B. 20 G. Oberschles. Eisen 148.70 b. Con-
cordia 250 b. Eschweiler 197 b. Helios 175 b. Gotthard-Aktie»
145.30 b. Schweizer Central 147.70 b. Schweizer Nordose
108.90 b. Schweizer Union 77.90 b. Jura-Simplon 88.90 »-
5pCt. Italiener 93.50 B. 40 G. ult.
6'/.—Uhr: Oberschles. Eisen 148.20.
Bei ruhigem Verkehr erfuhren die Kurse wenig Veränderung-
Türkische Werthe zeigten recht feste Haltung.
Berlin, 25. Novbr. Heidelberger «kratzen- und Bergbahn-
gesellschaft 149.— g.
Heidelberg, 26. Nov. (Marktpreise.) Heu per Cent»«
2.20 bis 2.40, Korn-Stroh per Ctr. 2.10 bis 2.20, g«n-
1.60 bis 1.70, gelbe Kartoffeln per Centner 3.30 bis 3-50'
Salatkartoffeln per Ctr. 4 - bis 4.20, per Pfd. 0 bis 0^'
Butter in Ballen 0.90 bis 1.—, in Pfd. 1.10 bis 1-2"'
Zwiebeln per Pfund 7 bis 8 Knoblauch 30 bis 35 4'
Gelbrüben 4 bis 5 Rosenkohl 20 bis 30 Schwarzwurz«»
20 bis 40 <-j, Kastanien 10 bis 12 F, Eier per Stück 7 bi»
9 Per Hundert 6.20 bis 6.80, Nüsse per Hundert 40 bi-
50 Mispeln 35 bis 40 Blumenkohl per Stück 20 bis
50 Rolhkraut 15 bis 20 Weißkraut 8 bis 12 WirstnS
5 bis 10 Kohlrabi 4 bis 5 Boden-Kohlrabi 8 bis 20 4-
Sellerie 1 bis 12 F, Lauch 1 bis 6 Rettich 2 bis 4 4-

A
d:
 
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