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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0589

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Telephon-Anschluß Nr. 82.

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Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xr. 283. Imiks Klatt. Samstag, drn 3. Necembtt 1898.

Fürst Bismarck und die Kaiserin Augusta.
(Schluß.)
Ich hatte durch langjährige Gewohnheit allmälig ziem-
liche Sicherheit in Berurtheiluug der Frage gewonnen, ob
der Kaiser Anträgen, die mir logisch geboten erschienen,
aus eigener Ueberzeugung oder im Interesse des Haus-
friedens widerstand. War ersteres der Fall, so konnte ich in
der Regel auf Verständigung rechnen, wenn ich die Zeit
abwartete, wo der klare Verstand des Herrn sich die Sache
assimilirt hatte. Oder er berief sich auf das Ministerkonscil.
In solchen Fällen blieb die Diskussion zwischen mir und
Sr. Majestät immer sachlich.
Anders war es, wenn die Ursache des königlichen Wider-
strebens gegen ministerielle Meinungen in vorhergegangenen
Erörterungen der Frage lag, die Ihre Majestät beim
Frühstück hcrvorgerufen und bis zu scharfer Aussprache
der Zustimmung durchgeführt hatte. Wenn der König in
solchen Momenten, beeinflußt durch aä floo geschriebene
Briefe und Zeitungsartikel, zu raschen Aeußerungen im
Sinne antiministerieller Politik gebracht war, so pflegte
Ihre Majestät den gewonnenen Erfolg zu befestigen durch
Aeußerung von Zweifeln, ob der Kaiser im Stande sein
werde, die geäußerte Absicht oder Meinung „Bismarck
gegenüber" aufrecht zu erhalten. Wenn Se. Majestät
nicht auf Grund eigener Ueberzeugung, sondern weiblicher
Bearbeitung widerstand, so konnte ich dies daran erkennen,
daß seine Argumente unsachlich und unlogisch waren. Dann
endete eine solche Erörterung, wenn ein Gegenargument
nicht mehr zu finden war, wohl mit der Wendung: „Ei
derTausend, da muß ich doch sehr bitten." Ich
Wußte dann, daß ich nicht den Kaiser, sondern die Gemahlin
wir gegenüber gehabt hatte.
Alle Gegner, die ich mir in den verschiedensten Re-
gionen im Laufe meiner politischen Kämpfe nothwendiger-
weise und im Interesse des Dienstes zugezogen hatte,
sanden in ihrem gemeinsamen Hasse gegen mich ein Band,
das einstweilen stärker war, als ihre gegenseitigen Ab-
neigungen gegen einander. Sie vertagten ihre Feindschaft,
um einstweilen der stärkeren gegen mich zu dienen. Den
Kristallisationspunkt für diese Uebereinstimmuug bildete die
Kaiserin Augusta, deren Temperament, wenn es galt, ihren
Willen durchzusetzen, auch in der Rücksicht auf Alter und
Gesundheit des Gemahls nicht immer Grenze fand.
Der Kaiser hatte während der Belagerung von Paris,
wie häufig vorher und nachher, unter dem Kampfe zwischen
seinem Verstände und seinem königlichen Pflichtgefühl einer-
seits und dem Bedürfniß nach häuslichem Frieden und
weiblicher Zustimmung zur Politik andererseits zu leiden.
Die ritterlichen Empfindungen, die ihn gegenüber seiner
Gemahlin, die mystischen, die ihn der gekrönten Königin
gegenüber bewegten, seine Empfindlichkeit für Störungen
seiner Hausordnung und seiner täglichen Gewohnheiten
haben mir Hindernisse bereitet, bie zuweilen schwerer zu
überwinden waren als die von fremden Mächten oder
feindlichen Parteien verursachten, und vermöge der

herzlichen Anhänglichkeit, die ich für die Person
des Kaisers hatte, die aufreibende Wirkung der Kämpfe
erheblich gesteigert, die ich bei pflichtmäßigem Vertreten
meiner Ueberzeugung in den Vorträgen durchzumachen hatte.
Der Kaiser hatte das Gefühl davon und machte in
den letzten Jahren seines Lebens mir gegenüber kein Ge-
heimniß aus seinen häuslichen Beziehungen, beriech mit
mir, welche Wege und Formen zu wählen seien, um seinen
häuslichen Frieden ohne Schädigung der Staatsinteressen
zu schonen; „der Feuerkopf", pflegte der hohe Herr
in vertraulichen, aus Verdruß, Respekt und Wohlwollen
gemischten Stimmungen die Gemahlin zu bezeichnen und
diesen Ausdruck mit einer Handbcwegung zu begleiten, die
etwa sagen wollte: „Ich kann nichts ändern." Ich fand
diese Bezeichnung außerordentlich treffend; die Königin
war, so lange nicht physische Gefahren drohten, eine muthige
Frau, getragen von einem hohen Pflichtgefühl, aber auf
Grund ihres königlichen Empfindens abgeneigt, andere
Autoritäten als die ihrige gelten zu lassen.
Aus Studt und Land.
80. Karlsruhe, 29. Nov. Vor dem Schöffengericht
in Lörrach wurde gestern die Privatllage des Oberamts-
richters Nüßle von dort gegen den Zimmermeister Bayer
durch Vergleich erledigt. Wie bekannt, iüdlte sich Oberamts-
richter Nutzte durch eine Zeitungsanzeige in dem freisinnigen
Oberbadischen Volksblatt beleidigt, in welchem sich Zimmer-
meister Bayer über unangemessene Behandlung in einer Ge-
richtsverhandlung beklagte. Da nicht in die Beweisaufnahme
eingetreten wurde, so ist nicht festgestellt, inwieweit diese Be-
hauptung zutrifft oder nicht. Aber selbst wenn Herr Ober-
amrSrichter Nützle sich im Tone vergangen haben sollte, dann
muß die abgegebene Erklärung, daß er Herrn Bayer nicht
beleidigen wollte, der öffenilichen Meinung genügen, wie ja
auch der Beklagte darin einen Grund sah, seinerseits jede
beleidigende Absicht in Abrede zu stellen. Jedenfalls kann
man die ganze Angelegenheit als aus der Welt geschafft an-
sehen. Die Oppositionspresse aber scheint hierzu wenig Lust
zu haben, denn in dem Freib. Boten wird bereits der Ver-
such gemacht, sie zu einer oauss eslsbrs aufzubauschen und
womöglich den Landtag damit zu befassen. Dieies schöne
Ziel wird durch die Thatsache verständlich, daß Herr Oder-
amtsrichter Nüßle ein eifriges Mitglied der
nationalliberalen Partei ist und daß er in seiner
Eigenschaft als Pa r t e i o o r st a n d weidlich Gelegenheit
gefunden hat, sich den Haß der politischen Gegner zuzuziehen.
Leider wurde schon vor dem Prozeß durch Verbreitung einer
offenbar aus gegnerischem Lager stammenden tendenziösen
Notiz «Kimmung gegen Herrn Nüßle zu machen gesucht, in-
dem behauptet wurde, Herrn Bayer werde der
Wahrheitsbeweis gelingen. Den Versuchen der
Opposition gegenüber, auch jetzt noch nach endgiltiger Er-
ledigung der Sache Herrn Nüßle ins Unrecht zu setzen,
möchten wir denn doch betonen, daß der Beklagte trotz des
starken Zeugenaufgebots seiner Sache doch ein geringes Ver-
trauen enlgegengebracht hat. Charakteristisch ist übrigens
auch die Bemerkung des Freib. Bolen, Herr Bayer müsse
wohl, da er ein eifriges Mililärvereins-
mitglied sei, zur nationalliberalen Partei halten. Dieser
dreiste Versuch, dem Militärverein das Aussehen einer
politische» Tendenz zu geben, nimmt sich angesichts der
Thatsache, daß Herr Bayer daS Oberbad. Volksbl- zu seinem
Vertrauensorgan machte und daß in Herrn Dr. Weill aus
Karlsruhe eine Leuchte des badischen Freisinns an seiner
Seite stand, reckt drastisch aus.

Verloosungen.
Wohlfahrts-Lotterie. Es fiel der erste Gewinn (Mk. 100000)
auf Nr. 366060, zweiter Gewinn (Mk. 50 000, auf Nr. 140555
und der dritte Gewinn (Mk. 25 000) auf Nr. 362907.
Für die Redaction veramwortlick: F. Montua in Heidelberg.
Splitter und Balken. Wie oft kann man beobachten, daß
Menschen beim Essen übertrieben peinlich sind und die kleinste
Unregelmäßigkeit, die sie auf einen Mangel an Reinlichkeit
schließen läßt, in schärfster Form rügen. Ein nicht ganz klar
abgeriebencr Teller, eine verirrte Brodkrume in der Suppe oder
eine sonstige Unachtsamkeit des bedienenden Personals bringt sie
in eine derartige Aufregung, daß sie, ungeachtet ihres Hungers
ihre Mahlzeit unterbrechen und darüber oft stundenlang miß-
gestimmt bleiben. Manch' einer würde aber weniger ungnädig
sein, wenn er überlegte, daß diese kleinen Verunreinigungen nichts
bedeuten gegenüber solchen, die er bei nicht sorgsamer Mundpflege
selbst mit der saubersten Speise zu sich nimmt. Und gerade eine
recht peinliche Mundreinigung findet man leider äußerst selten.
Ein vernachlässigter Mund aber ist die Brutstätte für allerlei
Fäulnißerreger und Krankheitskeime und durch den
geradezu ekelhaften Modergeruch, welcher den in den hohlen
Zähnen sich ablagernden zersetzten Speisenresten entströmt, der
Schrecken der Gesellschaft. Wer also sonst peinliche
Reinlichkeit bei der Mahlzeit verlangt, der achte vor allem auf
eine sorgsame Mundpflege, wodurch er gleichzeitig seine
Zähne erhält, die einen gewichtigen Faktor für die Verdauung
bilden. Eine ausreichende Mundpflege ist aber nur durch täglich
regelmäßigen Gebrauch eines wirklich antiseptischen
Mundwassers zu erreichen. Welches Mundwasser wirkt nun
aber thatsächlich antiseptisch? Als unbedingt wirksam be-
währt sich Kosmin-Mundwasser. Dasselbe enthält Bestandtheile
von höchster antiseptischer und desinficirender Kraft. Diese
desinficirende Wirkung des Kosmin-Mundwasser verhindert alle
Fäulnißprozesse, schützt die Zähne vor Hohlwerden und erhält
sie blendend weiß. Kosmin-Mundwasser ist nach jeder
Richtung hin erprobt und seine Bestandtheile sind behördlich
als völlig unschädlich attestirt, cs wirkt außerordentlich er-
frischend und hat sympathischen Wohlgeschmack. Wir
rathen deshalb eindringlichst und mit gutem Gewissen Allen, die
ihre Zähne gesund erhalten wollen, sich an fleißiges Spülen
mit Kosmin-Mundwasser zu gewöhnen. Ueberall käuflich, Flacon
Mark 1,50, für mehrere Monate ausreichend. Wo
nicht erhältlich, liefert die Chemische Fabrik Rothes
Kreuz, Berlin 81V., Markgrafenstraße 23, gegen Einsendung
von 2 Mark pr. Flacon (3 Flacons für Mark 4.50) direct und
portofrei.

IWm-KrMMH.
Am Dienstag, den 13. Deeember ds. Js.,
Nachmittags 2^ Uhr,
wird im Rathhause zu Sinsheim die Berechtigung zur Ausübung
der Fischerei in der ganzen Elsenz und einigen Nebenbächen, für die
Zeit vom 1. Januar 1899 bis zum 31. Deeember 1910 in öffentlicher
Bersteigerung vergeben. Das Fischerei-Gebiet ist in sieben Distrikte
eingetheilt und umfaßt:
Distrikt I.
Die Elsenz in den Gemarkungen Rohrbach am Gießhübel, Sulz-
stld, Adelshofen und Eppingen, sowie die Hilsbach von der Adelshofer
Wühle bis zur Einmündung in die Elsenz.
Distrikt II.
Die Elsenz in den Gemarkungen Streichenberg, Richen und Zit-
trigen, mit der Birkenbach innerhalb der Gemarkung Richen und die
Staudbach, von der Einmündung in die Elsenz bis zur Streichenberger
Wühle.
Distrikt III
Die Elsenz in den Gemarkungen Reihen und Steinsfurth, sowie
die Jnsenbach in den Gemarkungen Grömbach, Neuhaus u. Steinsfurth.
Distrikt IV.
Die Elsenz in den Gemarkungen Rohrbach und Sinsheim, mit der
Äversbach von dem Verbindungskanal unterhalb der Kreisstraße nach
Weiter bis zur Walkmühle aufwärts.
Distrikt V.
Die Elsenz in den Gemarkungen Hoffenheim und Zuzenhausen.
Distrikt VI.
Die Elsenz in den Gemarkungen Meckesheim und Mauer mit dem
Wässerkanal auf Gemarkung Meckesheim.
Distrikt VII.
Die Elsenz in den Gemarkungen Bammenthal, Wiesenbach und
^eckargemünd, nebst der Bidderbach von der Einmündung in die Elsenz
zur Einmündung des Unterkanals der Mühle in Wiesenbach.
Die Bedingungen find auf dem Rathhause zu Sinsheim aufgelegt.
Sinsheim, den 1. Deeember 1898.
Der Velmltllugsrath der WnMerej-Trnosseuschaft:

Schwerer Verlust.
Diese traurige Erkenntniß könnte wohl so Manchem erspart bleiben,
der seine ehemals schönen und gesunden Zähne verloren hat, wenn er für aus-
reichende Mundpflege gesorgt hätte. Dazu gehört aber die Anwendung eines
antiseptischen Mundwassers, welches überall in die Zahnspalten eindringt und
ein Ansammeln und Verwesen von Speisenresten verhindert und so die Zähne
vor dem Verfall schützt. Als unbedingt wirksam, von höchster anti-
septischer und desinficirender Kraft bewährt sich allein das Losinin-Lnnä-
vasssr. Es verhindert jalle FLulnißprocesse im Munde, schützt die Zähne
vor Hohlwerden und erhält sie blendend weiß, wirkt erfrischend'und
hat sympathischen Wohlgeschmack. Ueberall käuflich. Flacon, für mehrere
Monate ausreichend, M. 1.50. Wo nicht erhältlich, liefert die Chemische
Fabrik „Rokb.es Lrsnröst Berlin 8.W., LlarjcArnksnskr. 23, gegen
Einsendung von M. 2.— (3 Flacons M. 4.50) direkt und portofrei.

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tunZennnoll ssveiliK. ür?tl. Vorsobrikt
Lpsoialisk im
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Vorbernnclvr bisLigon obirur!;. LIiniIr
 
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