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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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so müssen sie doch daran denken, daß dies Angelegenheiten
sind, in denen jede Nation die eigenen Interessen in Er-
wägung ziehen muß, und daß die Selbsterhaltung eben so
sehr das Hauptinteresse der Nation wie der Individualität
ist. Und es ist, wie wir hören, kein Mangel an Mitteln,
um den vermehrten Ausgaben zu entsprechen. Die Nach-
weise der indirekten Steuern zeigen eine steigende Wohl-
fahrt, und Deutschland wird von Monat zu Monat reicher.
— In Bezug auf die Stelle der Thronrede, die sich
auf die Einführung des Checkverkehrs bei der
Reichs Post bezieht, erfährt die Franks. Ztg. folgendes
Nähere: Der Postanweisungs-Verkehr hat einen so enormen
Umfang angenommen, daß die Behörde, welche überhaupt
nur einen Betriebsfonds von 20 Millionen besitzt, an
einzelnen Tagen Mühe hat, die bedeutenden Baarbedürf-
uisse einzelner Postanstalten zu beschaffen. Durch die Ein-
führung des Checkverkehrs soll die Lösung dieser Aufgaben
erleichtert und zugleich dem Publikum eine weitere Ver-
kehrs-Erleichterung gewährt werden. Den Empfängern
Zahlreicher Postauszahlungen soll es gestattet sein, eine
laufende Rechnung bei der Post zu nehmen und sich die
täglichen Eingänge gutschreiben zu lassen, lieber das Gut-
haben soll mittels Checks jederzeit verfügt werden können.
Die Checks können selbstverständlich zu auswärtigen Zah-
lungen benutzt werden. Die Guthaben der Rechnungs-
inhaber werden mit 1,2 pCt. jährlich, das ist pCt.
monatlich, verzinst. Außerdem erklärt das Reichspostamt
sich bereit, Einzahlungen für sämmtlicke Sparkassen Deutsch-
lands an allen Postanstalten anzunehmen. Diese Re-
formen sollen versuchsweise auf dem Verwaltungswege ein-
geführt werden.
— Die nati o na llibe ral e Fraktion des Reich s-
tags hat sich am 5. d. konstitnirt; bisher haben sich 47
Mitglieder eingeschrieben, die Liste ist aber noch nicht ge-
schlossen. In genannter Sitzung fanden die Wahlen zum
Vorstände statt; er besteht aus den Abgg. Bassermann,
Dr. Blankenhorn, Büsing, Dr. Deinhardt, Dr. Hasse, Frhr.
v. Hehl, Möller, Dr. Paascha und Dr. Sattler. Ge-
schästsführendes Mitglied des Vorstandes ist Abg. Basser-
mann. Zu Schriftführern wurden gewählt die Abgg.
Beck, Dr. Esche, Dr. Heiligenstadt und Dr. Hieber. So-
dann wurden zwei Initiativanträge berathen und
beschlossen. Der erste, ein Antrag des Abg. Frhr. v. Hehl
lautet: Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, auf
Grund der Artikel 4 und 9 der Reichsverfassung eine
Reichskommission einzusctzen, welche den Zustand der
mehreren Staaten gemeinsamen Wasserstraßen und zwar
mit Rücksicht auf die gesundheitlichen Verhältnisse der an-
grenzenden Städte und Orte uud der Schiffer, sowie mit
Rücksicht auf die Fischzucht zu beaufsichtigen hätte. Der
zweite, ein Antrag des Abg. B assermann, lautet: In-
ländische Vereine jeder Art dürfen miteinander in Ver-
bindung treten. Entgegengesetzte landesgesetzliche Be-
stimmungen sind aufgehoben.
— Der Germania zufolge beschloß die Centrumsfraktion
die sofortige Wiedereinbringung eines Antrages auf Auf-
heb un g des Jesuit enge setzes, sowie die Wiederholung
des Antrages betreffend die Berufsvereine und die Arbeiter-
kammern.
Deutscher Reichstag. Berlin, 7. Dezbr. Alters-
präsident Dr. Lingens eröffnet die Sitzung rm 2 Uhr
15 Minuten.
Tagesordnung: Präsidentenwahl und Schrift-
führerwahl
Bei der Wahl des Präsidenten werden 310 Stimmen
abgegeben. Davon für Graf Ballestrem (Centr) 279, der
somit gewählt ist.
Graf B alle str em erklärt, die Wahl annehmen zu wollen. Er
dankt für die hohe Ehre. Sein guter Wille, die Verantwortung
und die Pflichten des Amtes zu tragen, werde stets vorhanden
sein. Ob sein Können ausreiche, wisse er nicht. Er wolle, wie
sein Vorgänger, die Würde des Hauses nach allen Seiten hin
wahren (Beifall , die Arbeiten des Hauses positiv fördern (Bravo)
und sich der größten Unparteilichkeit befleißigen. Er bitte um
die Unterstützung des Hauses uud trete somit sein Amt an.
(Beifall.)
Zum ersten Vicepräsidenten wird mit 226 von 388
abgegebenen Stimmzetteln gewählt Dr. von Frege (cons.), 49
Stimmzettel sind unbeschrieben, Singer (Soc.) erhält 60, Gras
Kwileckt 1, Ahlwardt (parteilos) 1 Stimme. (Große Heiterkeit.)
Dr. von Fr ege nimmt die Wahl dankend an.
Bei der Wahl des zweiten Vicepräsidenten werden
342 Stimmzettel, davon 12 weiße und ungültige abgegeben.
Schmidt-Elberfeld (freis. Vp.) erhält 188, Bassermann (natl.)
119, Singer 51, Cramer (Soc.) und Ahlwardc (parteilos) je 1
Stimme (Heiterkeit). Da niemand die absolute Mehrheit hat,
findet Stichwahl zwischen den fünf Kandidaten statt. In den
Stichwahlen erhält Schmidt-Elberfeld 195, Bassermann 125,
Singer 4 Stimmen.
Schmidt-Elberfeld nimmt die Wahl dankend an.

duftige Sachen außerordentlich fein hinhaucht. Auch ihre Technik
ist sehr respektabel entwickelt.
Ebenso ausgeglichene Technik (besonders loses Handgelenk
und elastischer Anschlag), eine diskrete, natürliche Spietweise
zeichnen die pianistische Schwester Fr!. Emilia Ballio vor-
theilhaft aus. Besonders gut gelangen ihr die mit viel Bravour
vorgetragenen Etincelles von Moszkowski.
Auf einem Niveau achtbaren Könnens steht auch die mit an-
genehmem, singendem Ton vortragende Violinistin Frl. Candida
Ballio. Ihre Technik darf, wie die Zigeunerweisen an-
deuteten, namentlich zum Erklimmen der Flageoletregionen noch
wachsen. Lebhafter Beifall ward den jugendlichen Solistinnen
gespendet.
Vereint brachten sie als Eingangsnummer Beethovens 8-ckur-
Trio rein und gut ausgearbeitet zu Gehör. Der langsame Satz
gelang am besten. Sie dürften für das herrliche Werk der
weiblich-zarten Auffassung noch etwas mehr rauhe Kraft und
rascheren Pulsschlag verleihen.
Neben den Jnstrumentalnummern wirkte Frl. Hedwig
Boldt, die sich hier niedergelassen, als Sängerin. Auf
Grund einer jedenfalls sehr guten Schule singt sie, namentlich
was Aussprache und Athembehandlung betrifft, außerordentlich
korrekt, man möchte sagen, akademisch ruhig und gemessen. Ihre
Altstimme ist etwas verschleiert und spricht in der Höhe, welche
die Sängerin gern korts gebraucht, namentlich im Aufsteigen,
manchmal nicht ganz leicht und zielsicher an. Am feinsten hatte
sich dieselbe für das Weber'sche und Lassen'sche Lied heraus-
gearbeitet. die am meisten Wirkung erzielten.
Auch Frl. Boldt fand, besonders am Schluß, sehr beifällige
Aufnahme. vr. 8.

Präsident Graf Balleftrem schlägt vor, das Ergebniß der
Schriftführerwahl durch die provisorischen Schriftführer nach der
Sitzung feststellen zu lassen. Widerspruch erhebt sich nicht.
Der Präsident ernennt zu Quästoren die Abgg. Nintelen
(Centr.) und Münch-Ferber (natl.)
Der Präsident wird dem Kaiser von der Constituirung des
Hauses Mittheilung machen; er gedenkt sodann der verstorbenen
Mitglieder des Hauses v. Cuny, v. Plötz, v. d. Decken und
Biesantz.
Das Haus erhebt sich von den Plätzen.
Der Präsident gedenkt sodann des Todes des Fürsten
Bismarck und schildert die Verdienste des großen Kanzlers
in längerer Rede. Die Sozialdemokraten haben den Saal ver-
lassen.
Die nächste Sitzung wird auf Montag 1 Uhr festgesetzt.
Tagesordnung: Etat.
Schluß 5.45 Uhr.
Baden. * Die Karlsr. Ztg. führt aus, daß im Jahre
1863 während die zweite Kammer vertagt war, eine
Kommission derselben einberufen wurde und das Po-
lizeistrafgesetzbuch dnrchberieth, ohne daß die später zu-
ammentretende Kammer etwas dagegen eingewendet hätte,
obgleich die Kommission durch den Austritt zweier Mit-
glieder geschwächt worden war. Es ist nicht zu leugnen,
daß nach einem solchen Präzedenzfall die Regierung sich
wohl berechtigt fühlen konnte, während der letzten Ver-
tagung der Kammer gleichfalls Kommissionen zu berufen.
Die ganze Sache, die nun in der angenehmsten Weise erledigt
worden ist, hat das Publikum absolut nicht aufgeregt,
ja nicht einmal interessirt, da es sich nur um eine formale
Angelegenheit handelte uud man den Eindrnck hatte, daß die
Regierung dem Plenum lediglich eine umständliche For-
malität ersparen wollte. Im klebrigem würde es sich sehr
empfehlen, wenn die Regierung sich in solchen Fällen mit
dem Kammerpräsidenten und den Führern der Parteien
vertraulich ins Benehmen setzen würde.
Bayern. München, 7. Dezbr. Der Besuch des
Großherzogs von Baden bei dem Prinzregenten ist,
dem Berliner Lokalanz. zufolge, auf den Anfang nächster
Woche festgesetzt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— (Hof-Ansage.) Wegen Ablebens Ihrer Königlichen
Hoheit der Prinzessin Friedrich von Württemberg
Katharine, geb. Prinzessin von Württemberg legt
der Großherzogliche Hof von heute an die Trauer auf 14 Tage
bis zum 20. December einschließlich nach der 4 Stufe der
Trauerorduuug an. Karlsruhe, den 7. December 1898. Groß-
herzoglicbes Ovcrükammerherrn-Amt. Freiherr von Gemmingen.
— Mck Entschließung Großh. Generaldirektion der Staais-
eisenbahnen wurden die ExpedilionSassistenten Karl Fuchs in
Offenburg, Gustav Wiuterin Mannheim, Robert Gackstatter
in Offenburg, Johann Sch mich in Bruchsal und Philipp
Brehm in Konstanz zu Betriebsassistenten ernannt.
— Expeditionsassistent Emil Hänsel in Waldshut wurde
nach Basel versetzt.
Karlsruhe, 7. Dec. Der Großherzog und die
Großherzogi u trafen heute Vormittag gegen 9 Uhr
von Schloß Baden hier ein. Von 10 Uhr an meldeten
sich eine Anzahl Offiziere und Militärbeamteu, darunter
die Hauptleute Krum und Müller vom 2. Bad. Grenadier-
Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110. Hierauf empfing
Seine Königliche Hoheit den Staatsminister Dr. Nokk zur
Vortragserstattung und ertheilte dem Präsidenten der Fürst-
lich Fürstendergischeu Kammer Heutig eine Audienz. Nach-
mittags besuchten die Grobherzoglichen Herrschaften mehrere
Kaufgeschäfte zu Weihnachtseinkäufen. Die Rückkehr der
Höchsten Herrschaften nach Schloß Baden erfolgte nach
10 Uhr. Zum Empfang der Großherzogin hatten sich
gestern am Bahnhof in Stuttgart eingefunden die Prinzen
von Sachsen-Weimar, sowie der Oberkammerherr Freiherr
von Neurath. Im Königlichen Residenzschlosse empfingen
der König und die Königin von Württemberg dieselbe. Um
2 Uhr nahm Ihre Königliche Hoheit an der Feier der
Einsegnung der Leiche der Prinzessin von Sachsen-Weimar
theil. Im Laufe des Nachmittags begab sich Ihre König-
liche Hoheit in das Palais der Prinzessin von Württem-
berg, deren Leiche daselbst aufgebahrt war. Nach einem
Besuch bei der Großfürstin Konstantin von Rußland und
der Herzogin Wera von Württemberg geleitete die Herzogin
Ihre Königliche Hoheit zum Bahnhof. Die Rückreise nach
Baden-Baden wurde um 6 Uhr angetreten.

Ausland.
Frankreich. Paris, 7. Dec. Aus einer Rede des
englischen Botschafters bei dem gestrigen Bankett
der englischen Handelskammer hebt der Temps folgende
Worte hervor, die ihm, wie er sagt, Verwunderung ver-
ursacht haben. „Ich ersuche die Franzosen, der Versuchung
zu widerstehen, durch Treibereien der englischen Aus-
dehnungspolitik entgegen zu treten. Zu diesen Treibereien
kann auch der Vorschlag gerechnet werden, in den von Eng-
land eroberten Provinzen des Sudans französische Schulen
zu gründen."
Asien. Peking, 7. Dec. Der französische Ge-
sandte überreichte dem Tsung-li-Aamen ein Ultimatum,
indem angedroht wird, daß, wenn der französische Missionar,
den die Rebellen in Betschuau gefangen halten, nicht inner-
halb zehn Tagen frei gelassen wird, die französischen Truppen
Befehl erhalten würden, die Grenze zu überschreiten.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 8. December.
Vesitzwechsel. Herr Baumeister Eugen Nimis verkaufte sein
Haus Ecke der Kaiser- und Römerstraße Nr. 56 an Herrn
Emil Henk, Spediteur und Güterbestätter, um den Preis von
68000
— Polizeibericht. Vier Personen kamen in vergangener Nacht
wegen Ruhestörung zur Anzeige; ein Taglöhner wurde wegen
Diebstahls, Widerstands und Ruhestörung verhaftet.
-i- Aus dem Amtsbezirk Heidelberg, 8. Dec. Einem Kauf-
mann aus Heidelberg, der gestern in Begleitung einer „Dame"
eine Vergnügungsfahrt nach Neckargemünd unternahm, kamen
100 Mark abhanden. Wie verlautet, sei die „Dame" verhaftet
worden.
X Aus dem Kreise, 8. Dec- Gewählt wurden als Kreis-
abgeordnete durch die Kreiswahlmänner: Im Wahlbezirk
1. Kirchheim: Bürgermeister Treiber von Wieblingen und
als Ersatzmann: Bürgermeister Kalt schmitt von Kirchheim.

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Theater- und Kunstnachrichten .
Heidelberg, 8. Decbr. (Stadttheater.) Morgen, Frei»»»'
gelangt Humperdinck's musikalisches Meisterwerk, die Lw
„Hänsel und Gretel", deren Erstaufführung auch in di»l
Saison wieder mit großem Beifall aufgenommen wurde, miede
holt zur Aufführung. — Der Liebling unseres Theaterpublikm» '
der geniale Komiker Büller, wird Dienstag, den 13., und M» "
woch, den 14. d. Mts., an unserer Bühne als Gast auftret»'
beide Male im Abonnement. Büller wird am ersten Ad»»»
seinen unvergleichlichen „Striese" spielen im „Raub »
Sabinerinnen", am zweiten Abende die Titelrolle in „Der v»»
Senator". Die Vorstellungen finden bei erhöhten Preisen
Vormerkungen für dieselben werden von heute ab an der Thea"'
kaffe angenommen.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Frestas
9. Dec.: „Das Heimchen am Herd". ,
Darmstadt. (Großh. Hoftheater.) Donnerstag, 8. Deco»-;
Einmaliges Gastspiel des Herrn Kammersängers Paul KaltA'
„Die Jüdin" (Eleazar: Herr Kalisch). Sonntag, 11. Dec.: .
Trompeter von Säkkingen". Dienstag, 13. Dec.: Zum »»»
Male: „Das Erbe". _
Handel und Verkehr.
Mannheim, 7. Dec. (Aktien.) Oberrh. Bank 123.-- A
Rhein. Credttbank 142.— G. Rhein. Hypothekenbank 167-10 '
Heidelberger Aktienbrauerei 137.— B. Schrödl'sche Brauer»
Aktien 141.— G. Portland-Cementwerk Heidelberg 160.--

2. Leimen: Bürgermeister Hambrecht in Sandhaufen u»d
als Ersatzmann: Bürgermeister Lingg in Leimen. 3. Meckes
beim: Bürgermeister Rehm in Gauangelloch, Ersatzmann'
Bürgermeister Ernst in Spechbach.
Z Neckargemünd, 7. Dec. Heute wurde Herr Jos. Werner,
eitheriger Kreisabgeordneter, als solcher wieder gewählt.
—mbr. Schönau b. H-, 7. Decbr. Bei der heute dahier vor-
genommenen Kreis Wahl wurde Herr Bezirksrath und Bürger'
meister Laner von hier mit 19 von 20 abgegebenen Stimme»
als Abgeordneter zur Kreisversammlung gewählt. Ersatznia»»
wurde Herr Valentin Reinhard in Wilhelmsfeld.
Neckarbischofsheim, 7. Dec. Wie der Landbote mitthem'
ist man jetzt des Strolches habhaft geworden, der in den letzte»
Tagen in unserer Nachbarstadt Sinsheim keine gelinde Aufregung
verursacht hatte. Es ist dies ein der Besserungsanstalt Flehing»»
euisprnngeuer Sinsheimer, der in Flehingen durchgebrannt w»,
und sich in Sinsheim Herumtrieb, wo er allnächtlich Einbruch'
verwegenster Art verübte und namentlich Eßwaaren stahl. D>»
Sinsheimer Polizei konnte lange den Dieb nicht fassen, den m»»
sehr gut kannte, der sich aber gut zu verbergen wußte. Endü"
hat ihn sein Schicksal erreicht. Die Sinsheimer werden froh s»>»;
daß der Druck, der durch diesen Strolch aus der ganzen Einwohner-
schaft lastete, nunmehr gehoben ist.
Eppingen, 7. Dec Bei der heute vorgenommenen W.chl eine-
Abgeordneten für den Kreis Heidelberg wurde im erst»»
Wahlkreise des Stadtbezirks Eppingen Herr Bürgermeister Viel'
Hauer von hier und als Stellvertreter Herr Bürgermeister F»»?
von Mühlbach gewählt.
Seckach, 5. D^c. Wie die Bad. Landesztg. vernimmt, beginn»»
in den nächsten Tagen die durch die Vergrößerung »»-
Bahnhofes Seckach erforderlichen Arbeiten. Es werde»
zu diesem Zwecke ca. 200 italienische Arbeiter hier »>».'
treffen und nicht ohne Besorgniß steht man der Ankunft der rE
lustigen Südländer entgegen, umsomehr als man in neuerer Z»»
gar so viel- unschöne Sachen von ihnen gelesen hatte. . .
Aus dem Weschnitzthal, 8. Nov. Die Viehpreise si»°
seit mehreren Tagen im Rückgänge begriffen. Besonders si»»
fette Schweine merklich abgeschlagen; denn während man no«
vor vier Wochen für das Pfund Schlachtgewicht 62, ja 63 W'
erzielte, werden seit etwa 14 Tagen schon nur noch 58, höchstes
59 Pfg. für Prima Schweine pro Pfund Schlachtgewicht bezahl»
L. dl. Karlsruhe, 7. Dec. Einen theuern Ulk leistete st"
ein Studirender der technischen Hochschule hier. Während der
Fahrt mit der elektrischen Bahn Karlsruhe—Ettlingen hängte er
den Contakt der elektrischen Leitung aus und brachte dadurch de»
Zug zum Stehen. Dieser Streich wurde ihm als Gefährd»»»
eines Eisenbahnzuges ausgelegt, wie aus der gegen ihn erhob»'
nen Anklage hervorgeht. . ,
X Scherzheim, A Kehl, 7. Dec. In unserem Dorfe sch»'»;
unter der Jugend eine wahre Selbstmord sucht auszubrech»»'
denn innerhalb Jahresfrist nahmen sich 4 junge Leute das Leben
Ursache: Liebeskummer. Erst vor einigen Tagen verschwand iP».
der ein junges Mädchen von 18 Jahren, ohne daß es bis M
gelungen wäre, seinen Verbleib zu ermitteln. Mit ziemlich»»
Sicherheit nimmt man an, daß es im Rhein den Tod gesun
und gefunden hat. Auch die andern Selbstmörder waren uow
nicht einmal 20 Jahre alt. Es bleiben diese bedauerlichen Pol'
kommniffe eine ernste Mahnung an alle Eltern, auf ihre Hera»'
wachsende Jugend ein wachsames Auge zu haben und vorzeitE
Liebesverbältnisse unter keinen Umständen zu dulden, da in
von 100 Fällen nichts Gutes daraus entsteht. .
Friesenheim, 5. Dec. Der verhaftete Jagdanfseher Malet
soll zugestanden haben, daß er zwei Schüsse auf die Wtloerer
gegeben habe, aber nicht in der Absicht, zu tödten. Der lnitv»»'
haftete Jagdaufseher Nothmann von Oberschopfheim befindet
wieder aus freiem Fuß; er soll bei dem Zusammenstoß mit o»»
Wilderern nicht gewesen sein.
Immendingen, 6. Dec. Der letzte Woche gefallene Schn»»
richtete in den hiesigen Waldungen laut Kauft. Ztg. großen Schad»»
an. Die unter der Schneelast zusammengebrochenen Stämme
hiesigen Gemeindewald werden zusammen auf mehr als 200 F»»'
Meter geschätzt.__ '
Vermischtes.
— (Eine tragikom i s cheHochzeitsreise nachGrafej'j
staden.) Ein junges Straßburger Ehepaar langte am Donners
tag Abend in Begleitung von zwei Verwandten oder befreund»"'
Personen per Droschke in Grafenstaden au, um sich dortig»»
Verwandten als Neuvermählte vorznstelleu. Der Rosselenker, wölb
infolge der Tagesfeier über Grafenstaden nicht mehr ganz
Klaren, fuhr über das ihm bestimmte Ziel hinaus, den Fabr>'
kanal entlang. Als die Insassen das gewahrten, sprangen
bis auf den Bräutigam, der feinen Sitz behauptete, mit dem Nm» '
„Mer fenn letz, mer senn letz! aus dem Wagen. Als nun d»j
Kutscher den Versuch machte, mit seinem Gefährt auf dem schmal»»
Wege umzukehren, fielen Pferd und Wogen und Bräutigam »»?
Kutscher ins Wasser, das zum Unglück an jener Stelle ziewlw
tief ist. Die dem Unfall Entkommenen, darunter die entsetz^
Braut, requirirten nunmehr händeringend Hülfe. Es g»l»»°
dann auch, nicht ohne Anstrengung, Alles wieder aufs Trocke»
zu bringen. Bei einer in der 'Nähe wohnenden Wittwe wurd»»
die Anzüge der unvermuthet zu einem Bade Gelangten getrock»»»
Weil keine Herrenhemden vorhanden waren, begnügte man
mit — Damenwäsche. Die Kutsche wurde dann so gut w'
möglich sahrfähig hergestellt und die Reisenden kehrten in s»m
samer Stimmung und Verfassung nach Straßburg zurück,
angelangt, soll der Bräutigam in die denkwürdigen Worte M"'
gebrochen sein: „Na, der Tag gedenkt mer so lang' ich leb."
— (Der göttliche Sauhirt.) Im Jahre 1871 >»»
Geheimrath Aegidy, wie cr in der Deutschen Revue berichtet, E
Besuch beim Fürsten Bismarck in Varzin. Am FrühstücksE
erzählte die Fürstin folgende Geschichte: Ihren Eltern, die w>
altem Maße Zeit und Raum maßen, war es am schwersten
fallen, daß Schönhausen so weit entfernt lag — über 60 Mell»»'
Als nnn aber Bismarck 1848 vielfach abgezogen und 1851 S»'
nach Frankfurt a. M. versetzt wurde, da riß der Mutter die lN»
duld und sie sagte zur Tochter in Gegenwart des Eidams,
hätte besser getban, einen Schweinehirten vom Gute zu heirat»»?'
worauf Bismarck bemerkte: „Mama, die Karriere steht un» >
immer noch offen."
 
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